DIE WELT ZU HAUSE ZU HAUSE IN DER WELT: 75 JAHRE EXPERIMENT



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Transkript:

DIE WELT ZU HAUSE ZU HAUSE IN DER WELT: 75 JAHRE EXPERIMENT LIVING TOGETHER LEARNING TOGETHER

Vorwort und Dank Anlässlich des 75 jährigen Jubiläums von Experiment-Aktivitäten in Deutschland haben einige Ehrenamtliche die Aufgabe übernommen, die Geschichte unseres Vereins von den Anfängen bis heute zu dokumentieren. Die vorliegende Darstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, lässt jedoch erkennen, wie breit gefächert das Angebot an verschiedensten Programmen war, die es Menschen aus verschiedenen Kulturen in den vergangenen 75 Jahren ermöglicht haben, miteinander zu leben und voneinander zu lernen. Zugleich lässt die Darstellung deutlich werden, wie sehr wir es unseren Teilnehmern, ehrenamtlichen Mitarbeitern, Förderern und vor allem auch unseren Gastfamilien verdanken, dass die Experiment Idee in Deutschland ständig gewachsen ist. Bis heute konnten die Begegnungen über unsere Programme bereits einen nicht unwesentlichen Beitrag zum gegenseitigen Verständnis zwischen deutschen und internationalen Experimentern und ihren Gastfamilien leisten. Die grundsätzliche Idee des Experiment, dass Menschen, die miteinander den Alltag erleben, ein größeres Verständnis für ihre Unterschiede und Gemeinsamkeiten entwickeln, hat bis heute uneingeschränkte Gültigkeit. Dieser Austausch zwischen Menschen aller Kulturen, Religionen und Altersgruppen trägt zum gegenseitigen Verständnis und damit dem friedlichen Miteinander der Kulturen bei. Deshalb danke ich im Namen von Experiment e.v. allen herzlich, die durch ihr unermüdliches Engagement und ihre Offenheit zu erfolgreichen Begegnungen von Menschen unterschiedlicher Kulturen beigetragen haben. Besonderer Dank gilt neben den Gastfamilien unseren haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern sowie den unsere Programme fördernden staatlichen Stellen. Dieses Symbol hat eine Tradition von 5.000 Jahren. Alten Quellen zufolge verschlüsseln die ungebrochenen Schlaufen einen uralten Menschheitstraum: das harmonische Zusammenleben der Stämme und Völker. Ich bin sicher, dass die nächsten Jahre für Experiment genauso ereignisreich werden wie die vergangenen 75 Jahre und wünsche uns allen noch viele interessante, lehrreiche und fröhliche Begegnungen mit Menschen aus anderen Kulturen. Experiment e.v. wünsche ich, dass der Verein und die internationale Dachorganisation weiterhin flexibel auf die politischen Gegebenheiten unserer Welt reagieren können und damit überall dort, wo es erforderlich ist, Vorurteile durch den persönlichen Kontakt abbauen helfen. Engeline Kramer 1. Vorsitzende Experiment e.v. Leer im April 2007 SEITE 2 SEITE 3

Der Beginn einer Erfolgsstory 1932-1940 Donald B. Watt Das 75 Jahre bestehende "Experiment in International Living" verdankt seine Existenz eigentlich dem Misserfolg einer internationalen Begegnung im Jahre 1931. Damals nämlich wurde der Amerikaner Donald B. Watt von der Payne Stiftung zu einem internationalen Studientreffen als Beobachter nach Genf delegiert. Die Unterbringung der Teilnehmer erfolgte in nationalen Gruppen in verschiedenen Hotels, so dass außerhalb des offiziellen Programms echte Begegnungsmöglichkeiten mit den Angehörigen anderer Nationen nicht möglich waren. Watt erkannte bei diesem Treffen vornehmlich zwei Fehler: die große Zahl der Teilnehmer und die Vielzahl der Nationen, die einen Kontakt von Mensch zu Mensch kaum zuließen und die getrennte Unterbringung in nationalen Gruppen, die eine Gemeinschaft auf internationaler Ebene nicht ermöglichte. Diese Erkenntnisse führten Donald B. Watt im Sommer 1932 dazu, in Verbindung mit der französischen Organisation "Chevaliers de la Paix" ein Jugendlager zu planen, in dem nur drei Nationen vertreten sein sollten, die USA, Frankreich und Deutschland. Die amerikanische Gruppe betreute er selbst, die französische und die deutsche Gruppe betreute Capitaine Etienne Bach. Das Programm für diese internationale Begegnung im kleinen Rahmen erarbeitete Donald B. Watt zusammen mit Dr. Kenneth Appel vom "Institut for Mental Health" in Philadelphia. Sie wählten dafür den Namen "Experiment in International Living". Trotz der Beschränkung auf drei Nationen und trotz des Zusammenlebens in einem gemeinsamen Lager wurde das gewünschte Ziel, praktisches Zusammenleben und menschliche Begegnungen über kulturelle Grenzen hinweg zu ermöglichen, noch nicht erreicht. Es bildeten sich wiederum nationale Cliquen, die die Gemeinschaft störten und somit die bestehende Kluft zwischen den Teilnehmern aus verschiedenen Nationen erweiterten statt sie zu überbrücken. Den entscheidenden Schritt tat Donald B. Watt im Sommer 1933, als er sich zur Begegnung nur zweier Nationalitäten, nämlich einer amerikanischen und einer deutschen Gruppe entschloss und diesmal die Familie als Basis wählte. Dies war die Geburt des Familienaufenthalts, der heute noch ein Herzstück vieler Experiment-Programme ist. SEITE 4 SEITE 5

In diesem Sommer 1933 wurde die erste Gruppe amerikanischer Studenten nach Süddeutschland geschickt. Sie lebte vier Wochen bei freier Gastfreundschaft in Familien und unternahm anschließend gemeinsam mit den gleichaltrigen Jufendlichen aus den Gastfamilien eine Gruppenfahrt. Damit war das traditionelle Experiment-Sommerprogramm geboren, das auch noch 75 Jahre später unter ähnlichen Rahmenbedingungen mit prinzipiell freier Gastfreundschaft durchgeführt wird. Intention war und ist, dass die Experimenter in ihrer Gastfamilie die Menschen sowie das Land mit seinen Problemen und seiner Kultur kennen- und verstehen lernen und mit ihren Gastgebern Freundschaft schließen. Noch heute gibt es aus der Gründerzeit Verbindungen, die nun schon mehrere Generationen überdauern. Erster deutscher Partner von Donald B. Watt war Dr. Alfons Schunter aus Saulgau, der damals im Auftrag des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) neben diesen Aufgaben einen deutsch-englischen Schüler- Austausch im süddeutschen Raum betreute. Bis 1936 gab es in der Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Amerika Besuche nur in einer Richtung, nämlich für Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus den USA nach Deutschland. Diese wurden vorwiegend in süddeutsche Städte wie Freiburg, Friedrichshafen und München vermittelt, aber auch Berlin und Weimar waren schon dabei. Die Amerikaner wurden wegen der politischen Gegebenheiten damals nicht unter dem Namen Experiment, sondern schlicht als "Watt-Gruppen" geführt. Die Genehmigung aller Aktivitäten vor dem 2. Weltkrieg erteilte die Deutsche Pädagogische Auslandsstelle in Berlin. Die erste deutsche Gruppe reiste 1936 unter Leitung von Dr. Alfons Schunter in die USA zu Familien in Pennsylvania. Teilnehmer dieser Gruppe war Dr. Karl Umbach. Er übte später verschiedene Funktionen im deutschen Experiment aus und wurde aufgrund seiner Verdienste um das Experiment zum Ehrenmitglied ernannt. Alle Gruppen reisten damals mit Schiffen der Hamburg-Amerika-Linie. Die Kosten dieser Programme betrugen einschließlich der Schiffsreise rund 450 Reichsmark. 1936 lernte Donald B. Watt, der häufig in Europa unterwegs war, um neue Experimentkontakte zu knüpfen, Walter Gaupp kennen, der gerade nach einem Lehreraustausch aus England zurückkam. Walter Gaupp war danach viele Jahre im deutschen und internationalen Experiment tätig und leitete 1939 eine deutsche Schülergruppe in die USA. Dort wurde er während des abschließenden Aufenthalts in New York vom Ausbruch des 2. Weltkriegs überrascht. Die Gruppe konnte zunächst nicht zurückreisen und musste auf Anordnung des Auswärtigen Amtes über das Generalkonsulat in New York in deutschen Familien untergebracht werden. Die Mädchen der Gruppe konnten schließlich am 11. November 1939 mit dem italienischen Schiff "Rex" nach Europa zurückkehren. Dagegen kamen die Jungen mit ihrem Leiter Walter Gaupp erst im Laufe des Jahres 1940 in einer wahren Odyssee über den Pazifik, Japan und die damals noch nicht im Krieg befindliche Sowjetunion nach Deutschland zurück. Es war klar, dass während des 2. Weltkriegs Experiment-Aktivitäten in Deutschland unmöglich waren. Intention war und ist, dass die Experimenter in ihrer Gastfamilie die Menschen sowie das Land mit seinen Problemen und seiner Kultur kennen- und verstehen lernen und mit ihren Gastgebern Freundschaft schliessen. SEITE 6 SEITE 7

Der Aufbau des deutschen Experiment 1949 1970 US-Highschool Sommergruppe 1965 beim Abstieg von der Zugspitze Auf internationaler Ebene war Donald B. Watt auch während des Kriegs und der nachfolgenden Jahre um den weiteren Ausbau des Experiment bemüht. Nach den erster Kontakten der USA mit Deutschland und Frankreich, dann mit Österreich, England, Norwegen, Schweden, Italien, Dänemark und Spanien, kamen später noch Verbindungen mit Mexiko, Peru, Brasilien, Kolumbien und Guatemala, nach Kriegsende mit der Tschechoslowakei, Jugoslawien und Indien hinzu. Für die deutschen Experimenter waren die ersten Nachkriegsjahre von besonderer Bedeutung. Sie durften nämlich feststellen, dass das Experiment in vorbildlicher Weise die Zerreißprobe des Kriegs überstanden hatte. Donald B. Watt trug nicht nur dazu bei, dass Walter Gaupp frühzeitig aus dem Internierungslager entlassen wurde, sondern rief zusammen mit amerikanischen Experiment-Familien eine großzügige Paketaktion zur Unterstützung deutscher Experimenter ins Leben. Außerdem organisierte Donald B. Watt ab 1948 erste Nachkriegs-Gruppen aus den USA nach Deutschland, die zum Beispiel mit großem Elan beim Bau eines Studentenheims in Freiburg halfen. In den USA hatte Donald B. Watt damals bereits eine respektable Experiment-Organisation mit einem Büro in Putney, Vermont, sowie einem "Executive Committee" und einem "Advisory Board" aufgebaut, dem die Präsidenten und Dekane von Princeton, Harvard und Yale angehörten. Und er versuchte auch in anderen Ländern nationale Komitees und Geschäftsstellen einzurichten. 1949 lud er Vertreter der am Experiment beteiligten Länder zu einem Gedankenaustausch nach Paris ein. Aus diesem Treffen entwickelte sich das "Annual International Meeting" als damals höchstes Gremium im internationalen Experiment, bei dem jeweils binationale Absprachen über neue Programme getroffen wurden. Eine Auszeichnung für Deutschland war es, dass das erste internationale Treffen im Jahr 1950 nach Überlingen vergeben wurde, wo 12 von 16 Nationen vertreten waren. Heute finden diese internationalen Treffen, in denen die einzelnen Experiment-Länder vertreten sind, jedes Jahr unter dem Dach der EIL Federation in wechselnden Mitgliedsländern statt. SEITE 8 SEITE 9

25 Jahre Experiment Annual International Meeting 1956 im Glottertal Deutschlandbesuch amerikanischer Mädchen 1965 Deutschlandbesuch amerikanischer Mädchen 1965 Die deutsche Sektion im damaligen internationalen Experiment konstituierte sich 1951 als "Experiment-Vereinigung für praktisches Zusammenleben der Völker". Zur 1. Vorsitzenden wurde Frau Dr. Renate Schlögell gewählt. Die Eintragung in das Vereinsregister erfolgte am 24. Juli 1952 beim Amtsgericht Bonn. Das war also 18 Jahre nach dem Startjahr des internationalen Experiment unter deutscher Beteiligung die Geburtsstunde der deutschen Experiment-Organisation. 1953 gab Dr. Renate Schlögell den Vorsitz an den Bonner Anglistikprofessor Dr. Wolfgang Schmidt-Hidding ab, der ihn bis zu seinem Tode 1967 innehatte. Der erste Geschäftsführer in diesen Jahren war Walter Gaupp, der von Soest aus bereits 1953 den ersten Rundbrief an die Mitglieder des Experiment herausgab. Im erweiterten Vorstand ar- Dr. Wolfgang Schmidt-Hidding beitete damals schon E.W. Haverland, der Schatzmeister des Experiment wurde und später die Ehrenmitgliedschaft erhielt. 1955 kam durch die Berufung von Walter Gaupp als Leiter des Lübbecker Gymnasiums das Experiment nach Lübbecke in Westfalen. In diesem Jahr stieg auch Ursula Bartocha in die Arbeit ein und war später bis 1981 Geschäftsführerin des Experiment. Die Geschäftsstelle befand sich lange Jahre in der Lübbecker Privatwohnung von Ursula Bartocha. Ursula Bartocha wurde in den 60er Jahren schon von mehreren Mitarbeiterinnen unterstützt. Die regelmäßigen Mitgliederversammlungen des Experiment begannen in den 50er Jahren, die erste offizielle Versammlung fand 1954 in Bad Godesberg statt. 1956 fand das internationale Treffen zum zweiten Mal in Deutschland statt. Im Glottertal bei Freiburg feierten Vertreter aus 15 Ländern den Jahresauftakt des 25-jährigen Bestehens der Experiment-Organisation. 1956 waren immerhin schon acht amerikanische High-School-Gruppen in Deutschland. Diese Gruppen lebten mehrere Wochen in deutschen Gastfamilien und unternahmen anschließend mit ihrem deutschen Gastbruder oder ihrer Gastschwester eine betreute Gruppenreise durch Deutschland, den sogenannten "Informal Trip". Abgerundet wurde dieses erfolgreiche Programm jeweils mit einem Abschlussbesuch in Berlin. In die USA fuhren damals aus Deutschland bereits Gruppen mit drei unterschiedlichen Programmen, unter anderem eine Gruppe von Textil-Kaufleuten aus Bielefeld und eine Lehrergruppe aus Berlin. Für diese "Special Interest"- Gruppen hatte das US-Experiment besondere Programme ausgearbeitet. In späteren Jahren bestanden diese "Special Interest"- Gruppen aus Juristen, Ärzten oder jungen Mitarbeitern aus Industrieunternehmen, die in dem Programm "Junior Executive Training" (JET) Erfahrungen in amerikanischen Firmen sammeln konnten. Im Jahr 1956 betreute das deutsche Experiment bereits 98 Fulbright-Stipendiaten, nachdem dieses Programm 1954 in Zusammenarbeit mit der zwei Jahre vorher gegründeten Fulbright-Kommission, Bad Godesberg, entwickelt worden war. Die amerikanischen Fulbright-Stipendiaten besuchten ein Jahr lang eine deutsche Universität und lebten vor Semesterbeginn, durch Experiment vermittelt und betreut, insgesamt vier Wochen bei freier Gastfreundschaft in deutschen Familien an ihrem späteren Studienort. 1963 wurde das Experiment-Fulbright-Programm auch für US-Stipendiaten des DAAD geöffnet. Für die Qualität und für die Bedeutung innerhalb des deutschen Experiment spricht, dass dieses Programm bis heute durchgeführt wird. US-Highschool Sommergruppe 1965 beim Informaltrip in Straßburg SEITE 10 SEITE 11

ZWEI BESONDERE PROGRAMME WAREN DAS "PROGRAMM FÜR AFRO-AMERIKANISCHE STUDENTEN" UND DER SOGENANNTE "MÄDCHENHANDEL". Mädchenhandel 1952 Auf der Arbeitsgrundlage des DAAD/Fulbright-Programms entwickelte sich ab 1960 das "Programm für afro-asiatische Studenten" in der Bundesrepublik, das heutige FAS-Programm, Familienaufenthalt für ausländische Studierende, das zwischenzeitlich das teilnehmerstärkste Programm des deutschen Experiment war. Es wird vom Auswärtigen Amt als Beitrag zur auswärtigen Kulturpolitik finanziert und steht ausländischen Studierenden an deutschen Hochschulen offen, die während ihres Studiums eine Zeitlang in deutschen Gastfamilien leben möchten, um die deutsche Kultur kennenzulernen und den Alltag zu erleben. Weitere Programme begannen in diesen Jahren, so die "Individual Homestay Programs" für einzeln reisende Experimenter, die heute in über 20 Ländern eine Zeit in ausländischen Familien verbringen können. Dazu gehörten damals auch die beliebten Studienreisen für Lehrer aller Schularten in die USA, die in manchen Jahren bis zu 100 Teilnehmer umfassten. Zwei besondere Programme waren das "GI-Programm" und der sogenannte "Mädchenhandel". Das GI-Programm bot in Europa stationierten amerikanischen Soldaten Gelegenheit, einmal in einer deutschen oder holländischen Familie Gast zu sein. Beim "Mädchenhandel" ging es um den Vorgänger des späteren Au-Pair-Programms, in dem schon in den 60-er Jahren deutsche Mädchen die Gelegenheit hatten, als Haustochter in amerikanischen Familien zu leben. Ein weiteres attraktives Programm wurde in Deutschland und in anderen Ländern in diesen Jahren in Zusammenarbeit mit dem US-Experiment erstmals angeboten, das EIL- Ambassador-Programm. In diesem Stipendienprogramm wurde jungen europäischen und afrikanischen Experimentern die Chance gegeben, ihr Land in den USA als "Botschafter" zu vertreten, das heißt konkret, den amerikanischen Gastfamilien und -Freunden ihre Heimatländer im Alltag näher zu bringen und das gleiche auch im Auftrag ihrer gastgebenden Organisation in Vorträgen und Diskussionsrunden öffentlich zu tun. In diesen Jahren versuchte das deutsche Experiment auch, Programme mit osteuropäischen Ländern zu entwickeln, zum Beispiel mit SEITE 12 SEITE 13

US-Schüler Sommergruppe 1964 Zum letzten Mal kamen die Schüler mit dem Schiff von New York nach Genua angereist. Ab 1965 sind die Gruppen geflogen. der Tschechoslowakei in den Jahren 1968 und 1969 und danach mit Ungarn und Russland. Es gab nach dem Prager Frühling einen vielversprechenden Anfang, der aber schon bald den politischen Ereignissen zum Opfer fiel. Im internationalen Experiment war Deutschland weiterhin aktiv. So richtete das Deutsche Experiment 1963 ein weiteres internationales Treffen in Goslar aus, das mit seiner geschichtsträchtigen Stadtkulisse bleibende Erinnerungen bei den Teilnehmern hinterließ. General International Meeting in Gosslar 1963 Das Experiment bot schon in seinen frühen Jahren in mehreren Ländern Sprachkurse an. Den Anfang machte die US-eigene Sprachschule "School for International Training" in Brattleboro/Vermont, die später, als College anerkannt, sich einen guten Ruf auf dem Gebiet des "Intercultural Learning" erworben hat. Dazu kamen weitere Sprachangebote in Mexiko, Spanien oder Italien. Walter Gaupp Im deutschen Experiment war Walter Gaupp von 1967 bis 1970 1. Vorsitzender. Mit seinem Abschied aus der aktiven Experiment-Arbeit ging die Ära der Gründungs-Experimenter zu Ende. SEITE 14 SEITE 15

Die Phase der Konsolidierung 1971-1982 Experiment-Collage von 1975 Dieser Zeitraum der Geschichte des deutschen Experiment war eine Phase der Konsolidierung und zahlenmäßigen Ausweitung der bestehenden Programme. Spektakuläre Veränderungen gab es in dieser Zeit nicht. Die Arbeit wurde jedoch durch das Aufkommen von kommerziellen Austauschorganisationen schwieriger. Die Nachfolge von Walter Gaupp als 1. Vorsitzender trat im Jahr 1970 Rudolf Deinhard aus Velbert an. Er gab nach einem Jahr den Vorsitz an Walter Peffekoven ab. Walter Pfeffekoven Auf der Mitgliederversammlung in Fulda im Jahr 1971 wurde Walter Gaupp für seine überragenden Verdienste um das Deutsche Experiment zum Ehrenmitglied ernannt. Im gleichen Jahr wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. In späteren Jahren folgte für einige Vorsitzende und ehrenamtlich Aktive ebenfalls die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes sowie anderer Auszeichnungen. Im Jahr 1971 erhielt das deutsche Experiment die Anerkennung als "Träger der freien Jugendhilfe". Dies war ein gutes Aushängeschild und berechtigte das Experiment dazu, Zuschüsse aus dem Bundesjugendplan für internationale Jugendbegegnungen zu beantragen. Auf der Mitgliederversammlung im Jahr 1973 in Bad Boll wurde Manfred Glocke zum 1. Vorsitzenden gewählt. Er führte dieses Amt über 20 Jahre bis zum Jahr 1993. Manfred Glocke Erstmals wurden im Jahr 1976 afrikanische Deutschlehrer im Anschluss an einen Sprachförderkurs in Berlin in Kooperation mit dem Goethe-Institut vom deutschen Experiment zu einem vierwöchigen Aufenthalt in Gastfamilien vermittelt. Diese Kooperation hat bis heute Bestand. Im August 1977 fand auf Einladung des deutschen Experiment das internationale Treffen in Bad Neuenahr statt. Vertreter aus 25 Expe- SEITE 16 SEITE 17

riment-ländern stimmten dabei ihre Einund Ausreiseprogramme ab. Einen besonderen Akzent erhielt dieses internationale Treffen dadurch, dass auch viele Botschafter der beteiligten Länder die Tagung besuchten. Walter Gaupp, Freund und langjähriger Weggefährte von Donald B. Watt, hielt auf der Mitgliederversammlung des Jahres 1978 in Dortmund die Gedenkrede für den im Herbst 1977 im Alter von 85 Jahren verstorbenen Gründer des Experiment Donald B. Watt. Er hatte sich auf dem Weg zum internationalen Treffen in Bad Neuenahr befunden, als ihn in Amsterdam ein Schlaganfall ereilte, von dem er sich nicht mehr erholen sollte. Ein erfülltes Leben, dem weltweit Tausende ein intensiveres Verständnis für andere Länder und manche gute Freundschaften zu danken haben, war damit zu Ende gegangen. Zum Ende des Jahres 1981 trat Ursula Bartocha nach 26-jähriger Tätigkeit für das deutsche Experiment, davon 18 Jahre als Geschäftsführerin, in den wohlverdienten Ruhestand. Für ihre jahrzehntelange Arbeit im Dienst der weltweiten Völkerverständigung wurde sie auf der Jahrestagung 1982 unter Anwesenheit zahlreicher ausländischer Experiment-Vertreter verabschiedet und von der Mitgliederversammlung zum Ehrenmitglied ernannt. Schon in den Jahren zuvor waren Dr. Gisela Kessel und Dr. Hermann Klitscher (beide 1980) sowie Dr. Ilse Kroymann (1981) auf den Mitgliederversammlungen für ihre Verdienste um das Experiment zu Ehrenmitgliedern gewählt worden. Ab Januar 1982 übernahm Hermann Sandel die Experiment-Geschäftführung. Auf der Mitgliederversammlung 1982 in Neckargemünd gab er einen Ausblick auf seine künftige Arbeit unter dem Motto "Dank zurück - Blick nach vorn" und betonte die auch nach 50 Jahren noch bestehende Existenzberechtigung des internationalen Experiment. Im Jahr 1982 bot das deutsche Experiment in Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Experiment nach vielen Jahren Unterbrechung das JET-Programm erneut an. Dieses Junior Executive Training Program hatte es nämlich in den 50-er Jahren schon einmal gegeben. Das wieder aufgelegte Programm sprach sich rasch als gutes Fortbildungsprogramm für junge Firmenmitarbeiterinnen und -mitarbeiter herum, so dass es schließlich nicht genügend Plätze für die vielen daran Interessierten gab. Im September 1982 wurde in den USA das 50-jährige Jubiläum des internationalen Experiment feierlich an wechselnden Schauplätzen begangen. Den Auftakt bildete das internationale Treffen in Brattleboro/Vermont. Das Meeting in dem Ort abzuhalten, von dem die Idee des Experiments ihren erfolgreichen Weg rund um die Welt angetreten hatte, war eine Geste an die Witwe des Experimentgründers Donald B. Watt. Vertreten waren dabei Abgesandte von 32 Ländern aus allen Erdteilen. Die anschließende festliche Veranstaltung fand in New York statt, mit feierlichen Reden von Dr. Charles McCormack, dem Präsidenten des amerikanischen Experiment, seinem Vorgänger Dr. Gordon General International Meeting in Bad Neuenahr 1977 Boyce und dem Generalsekretär Dr. Jack Wallace. In dem abschließenden Festakt in Washington DC wurden die 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus aller Welt im Capitol von Senator Fulbright empfangen. Der Senator sprach dabei auch über die fruchtbare Zusammenarbeit zwischen der nach ihm ren, erfolgten 1981 in Kopenhagen/Dänemark und 1982 in Siena/Italien die ersten offiziellen Treffen von Geschäftsführern der europäischen Experimentländer. Daraus entwickelte sich später eine selbständige europäische Experimentebene mit eigenem Geschäftsführer und einer Vertretung in Brüssel. benannten Fulbright-Stiftung und dem Experiment beim internationalen Austausch des akademischen Lehrpersonals und der Studierenden. Die Zahlen der vom deutschen Experiment Betreuten lagen zwischen 1971 und 1982 immer zwischen 600 und 700. Neben 70 bis 80 DAAD/Fulbright-Stipendiaten und etwa 250 Im Jahr 1980 gab es die erste Initiative für eine stärkere Zusammenarbeit der europäischen Experimentländer und damit für die Teilnehmerinnen und Teilnehmern im FAS- Programm gab es mit gleichen Anteilen von Ein- und Ausreise ein großes Interesse auch an spätere Gründung eines europäischen den vielfältigen anderen Programmen. Einen Experiment. Nachdem 1980 lokale Betreuer zu einem ersten europäischen Treffen in Ornans/Frankreich zusammengekommen wa- noch größeren Anstieg dieser Zahlen sollte es durch die Aufnahme neuer Programme in den späteren 80-er Jahren geben. SEITE 18 SEITE 19

Die Jahre der Veränderungen 1983 1994 Living together Learning together Diese Jahre brachten viele personelle, programmatische und örtliche Veränderungen. Hermann Sandel war von 1982 bis 1988 als Geschäftsführer des deutschen Experiment tätig und übergab das Amt 1988 an Markus Bleiholder. Er amtierte bis 1995. In seiner Amtszeit erfolgte auch der schon lange erwogene Umzug nach Bonn. 1984 wurde Elisabeth Bernhard für ihre Verdienste um das Experiment von der Mitgliederversammlung zum Ehrenmitglied ernannt. 1983 begann zum 300-jährigen Jubiläum der ersten Einwanderung deutscher Familien aus Krefeld in die Gegend des heutigen Philadelphia das Parlamentarische Patenschafts-Programm (PPP). Damals hatten die amerikanischen Neubürgerinnen und -bürger ihre erste Siedlung "Germantown" genannt. Nun einigten sich der Amerikanische Kongress und der Deutsche Bundestag darauf, zur weiteren Vertiefung der amerikanischdeutschen Freundschaft in beiden Richtungen Schülerinnen und Schüler und junge Berufstätige für zehn Monate in das Partnerland zu senden. Die Jugendlichen sollen den Alltag im Gastland erleben, indem sie wie ein eigenes Kind in ihren Gastfamilien wohnen, zur Schule gehen und das Alltagsleben mitmachen. Die Kosten dieses Stipendienprogramms werden vom Deutschen Bundestag und vom Amerikanischen Kongress getragen, die Jugendlichen werden von Abgeordneten im Wahlkreis ihres Heimatlandes ausgewählt und ein Abgeordneter im Gastland begleitet den Aufenthalt als Pate. Die Betreuung der Jugendlichen und ihrer Gastfamilien wird durch ehrenamtliche Betreuer von Experiment bzw. der amerikanischen Partnerorganisation sichergestellt. Seit seinem Beginn wurde mit der Durchführung des Programms im Namen des Deutschen Bundestags neben anderen Organisationen das deutsche Experiment beauftragt. Neben diesem Stipendienprogramm PPP führt das deutsche Experiment auch ein Langzeit-Schüleraustauschprogramm durch, das International High School Program IHSP, das bis heute sehr erfolgreich ist. Seit den frühen 90er Jahren wurden diese langfristigen Austauschprogramme zunehmend auch in andere Länder, zunächst nach Irland und Frankreich, später auch nach Südafrika ver- SEITE 20 SEITE 21

mittelt. Ehrenamtliche Experiment-Mitarbeiter und -Mitarbeiterinnen führen bei PPP und IHSP die Auswahlgespräche mit den Jugendlichen durch, bereiten die Ausreisenden in Seminaren auf ihre Erfahrung vor und betreuen die einreisenden Gäste und ihre Gastfamilien während des Aufenthalts in Deutschland. Dazu veranstalten sie begleitende Vor-, Zwischen- und Abschlussseminare für die ausländischen Schüler und runden die Erfahrung der deutschen Jugendlichen nach ihrer Rückkehr mit einem Nachbereitungsseminar ab. Ähnlich betreuen die verantwortlichen Partnerorganisationen ihre Teilnehmer. Diese beiden Programme für Jugendliche führten in kurzer Zeit zu einer deutlichen Verjüngung nicht nur der an Experiment-Programmen Teilnehmenden, sondern auch der ehrenamtlich Aktiven, die aus Freude an ihrem Programm und aus Dankbarkeit für die Chance, die sie bekommen hatten, ihre Erfahrungen nach ihrer Rückkehr in die ehrenamtliche Experiment-Arbeit einbringen und sich in der Betreuung der nächsten Austauschgeneration und der deutschen Gastfamilien engagieren. Darüber hinaus haben diese Programme wesentlich dazu beigetragen, das deutsche Experiment als Garant für qualitativ hochwertige Jugendaustauschprogramme bekannt zu machen. Anders als bei PPP gibt es bei IHSP neben der Zehnmonats-Dauer auch die Möglichkeit eines kürzeren Aufenthalts, zumeist von fünf Monaten. Im Jahr 1984 began das amerikanisch-deutsche Elderhostel-Programm. Mit verschiedenen Themenschwerpunkten besuchen uns seit dieser Zeit jährlich mehrere Gruppen amerikanischer Seniorinnen und Senioren. Mit sachkundiger ehrenamtlicher Begleitung reisen unsere amerikanischen Gäste an wichtige und sehenswürdige Stätten der deutschen Geschichte und können neben dem historisch und kulturell orientierten Besuchs- und Vortragsprogramm auch das örtliche Alltagsleben und die regional unterschiedliche deutsche Küche genießen. Unter anderem gab und gibt es im Elderhostel-Programm Themen wie "Schlösser und Gärten", "Ahnenforschung" und "historische Stätten entlang des Rheins". Nach der deutschen Wiedervereinigung änderte sich inhaltlich und organisatorisch besonders das Berlinbesuchsprogramm, das in den Jahren vor der Wende wegen des Gangs an die Berliner Mauer, nach seinem ursprünglichen Titel "Living at a Borderline", Elderhostel- Pflichtbestandteil war. 1988 fanden erstmalig offizielle Kooperationsgespräche mit dem American Field Service (AFS Interkulturelle Begegnungen e.v.) und dem deutschen YFU (Youth for Understanding)-Komitee e.v. statt. Nach langen Verhandlungen wurde schließlich 1993 mit diesen Partnern der Arbeitskreis gemeinnütziger Jugendaustauschorganisationen AJA gegründet, dem auch noch Partnership International e.v. angehört. Alle an AJA beteiligten Organisationen verstehen Schülerinnen und Schüler im langfristigen Schüleraustauschprogramm als wichtige Vermittler einer besse- Teilnehmer und Betreuer des International Highschool Program SEITE 22 SEITE 23

Teilnehmer am FAS-Programm Ausländische Studierende in Deutschland ren interkulturellen Verständigung zwischen den Partnerländern. AJA setzt sich als Dachverband der beteiligten Organisationen für die Förderung langfristiger Jugendaustauschprogramme ein und koordiniert die Qualitätsstandards, die Zusammenarbeit und den Erfahrungsaustausch zwischen den Mitgliedsorganisationen. von waren die größere Nähe unserer neuen Geschäftsstelle zu politischen Institutionen, unsere raschere Erreichbarkeit durch die gute Verkehrsanbindung Bonns und die Nähe zu konkurrierenden und befreundeten Organisationen, deren Zentralen meist auch im Köln-Bonner Raum lagen. Zugleich vertritt AJA die Interessen der beteiligten Organisationen gegenüber Medien und Politik. Im März 1990 zog das Experimentbüro schließlich in eine kleine Villa in Bonn-Bad Godesberg. Der Ortswechsel nach Bonn Einen Einschnitt brachte 1989/90 nach langen bewährte sich rasch. Die Nähe zum Überlegungen in den Gremien und mit den Beschäftigten in der Lübbecker Geschäftsstelle der Beschluss, das Experiment- Büro nach Bonn zu verlegen. Die Vorteile des Ortswechsels lagen auf der Hand. Einige da- Deutschen Bundestag und anderen Institutionen war ein wichtiger Standortvorteil, der auch vom späteren Umzug des Parlaments nach Berlin nicht beeinträchtigt wurde. Kurz nach der Wiedervereinigung konnten dann auch Jugendliche aus den neuen Bundesländern am PPP und den anderen Ausreiseprogrammen teilnehmen. Dadurch wuchs das Interesse mittel- und ostdeutscher Gastfamilien an der Aufnahme von Gästen. Das wirkte sich auch auf die anderen Programme positiv aus. So entstand bald in den neuen Bundesländern wie in den alten ein Netz ehrenamtlicher Experiment-Betreuer und Betreuerinnen. Nicht nur die Zahlen der Programmteilnehmer und der Hauptamtlichen in der Geschäftsstelle wuchsen, sondern auch die Programmvielfalt nahm in den Jahren 1983 bis 1994 weiter zu. Dazu gehörte besonders ein Programm, das an alte deutsch-amerikanische Verbindungen anknüpfte: 1986 begann das Experiment mit zunächst nur 24 ausreisenden Teilnehmerinnen das AuPair- Programm, das an die alten Mädchenprogramme von Deutschland nach Amerika erinnert. Dieses neue Programm wurde sehr schnell erfolgreich. Über das AuPair- Programm gingen junge Erwachsene für ein Jahr in die USA, um dort in einer Gastfamilie zu wohnen und Aufgaben in der Kinderbetreuung zu übernehmen. Bereits 1987 steigerte dieses sehr beliebte Programm die Gesamtteilnehmerzahlen aller Experiment- Programme um ein Viertel gegenüber dem Vorjahr auf etwa 1500 Ein- und Ausreisende. Bis Ende der 90-er Jahre fanden neben den Treffen des internationalen Experiment auch die Treffen des europäischen Experiment statt. Diese westeuropäische Experiment-Organisation war deshalb gegründet worden, weil man sich von einer gemeinsamen Interessenvertretung auf EU-Ebene Synergieeffekte und Fördergelder versprach, auch für die seit langem angestrebte Experiment-Erweiterung in osteuropäische Länder. Auf die Dauer stellten sich das Brüsseler Büro und die europäischen Experimenttreffen als zu arbeitsintensiv und teuer für die beteiligten Partner heraus, so dass diese interne europäische Organisationsstruktur wieder aufgelöst wurde. Im September 1991 kam das internationale Experiment erneut in Deutschland zusammen, zur internationalen Tagung in Maria Laach. 1993 übernahm Kurt Sauter den 1. Vorsitz des deutschen Experiment von Manfred Glocke. Er hatte das Amt danach bis 1998 inne. Im gleichen Jahr 1993 übernahm Manfred Glocke Kurt Sauter das Amt des Präsidenten der EIL-Federation, in das er auf der Internationalen Tagung in Maria Laach gewählt worden war. Dieses Amt führte Manfred Glocke bis 1998. SEITE 24 SEITE 25

Der Aufbruch in ein neues Jahrhundert 1995 bis 2007 Der Loop: Zeichen für das harmonische Zusammenleben Die Jahre seit 1995 waren von einer erheblichen Verbreiterung des Programmangebots und von größeren Investitionen in die Fortbildung ehrenamtlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geprägt. Daneben wendet das deutsche Experiment seitdem namhafte Beträge für Stipendien auf, um Ein- und Ausreisenden die Teilnahme an Programmen zu ermöglichen oder sie dabei zu unterstützen. Die Kriterien für die Stipendienvergabe waren und sind dabei ebenso breit gefächert wie die Art der Stipendien. In den Jahren 1995 bis 1999 war Helga Stark Geschäftsführerin, ihr folgte Sabine Lackner für die Jahre 2000 und 2001. Im Jahr 1996 wurde der langjährige 1. Vorsitzende Manfred Glocke für seine Verdienste um das Experiment zum Ehrenmitglied gewählt. Seit der Gründung des Europäischen Freiwilligendienst-Programms (EFD) durch die Kommission der Europäischen Union im Jahre 1995 hat Experiment e.v. bis 2007 mehr als 150 deutsche junge Erwachsene in die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union vermittelt und gleichzeitig für über 40 ausländische junge Erwachsene Einsatzmöglichkeiten in gemeinnützigen Projekten in Deutschland gefunden. Der EFD ist ein Förderprogramm der Europäischen Union, bei dem jungen Erwachsenen die Möglichkeit gegeben wird, sich in gemeinnützigen Projekten im Ausland zu engagieren und ein anderes Land, eine andere Kultur und eine andere Sprache kennenzulernen. Das Experiment-Angebot an vom EFD unabhängigen Kurzzeitfreiwilligendienstprogrammen wuchs dabei ständig und mündete inzwischen in ein heute von dem internationalen Experiment gemeinsam durchgeführtes Freiwilligendienstprogramm (VIP). 1998 übergab Kurt Sauter den 1. Vorsitz an Ulrich Würdig, der dieses Amt bis 2000 innehatte. Auf der Mitgliederversammlung in Berlin 2000 wurde das Berliner Ehepaar Christiane Ulrich Würdig und Heimbert Wolff aufgrund ihrer Verdienste um das Experiment zu Ehrenmitgliedern gewählt. Im Jahr 1998 bot das deutsche Experiment zunächst neben dem Au Pair-Programm SEITE 26 SEITE 27

erstmalig ein Demi Pair-Programm an, bei dem junge Erwachsene in einer Gastfamilie wohnen und bis zu 25 Stunden wöchentlich mit Kinderbetreuung und Hausarbeit beschäftigt sind, aber auch einen Sprachkurs im Umfang von wöchentlich ca. 30 Stunden besuchen. Der Schwerpunkt der Kinderbetreuung des alten Au Pair-Programms wurde im neuen Demi Pair-Programm zugunsten stärkerer Sprachförderung zurückgenommen. Unser Au Pair-Programm wurde im Jahr 2004 wegen der starken Konkurrenz der auf Au Pair spezialisierten Anbieter eingestellt. Das Summer Abroad-Programm, das amerikanischen Schülerinnen und Schülern im Sommer die Möglichkeit gibt, über mehrere Wochen sowohl an einer betreuten Gruppenreise zu einem bestimmten Thema, zum Beispiel einem Freiwilligendienst, teilzunehmen, als auch einen Gastfamilienaufenthalt zu absolvieren, wird seit den 90er Jahren mit Unterbrechungen durchgeführt. Die wachsenden Teilnahmezahlen in diesen Jahren legten es nahe, die Qualität der Programmdurchführung durch Ehrenamtliche über Schulungen zu festigen und das beim deutschen Experiment und seinen langjährigen Ehrenamtlichen vorhandene Wissen systematischer weiterzugeben als in früheren Jahren. Seit den späten 90er Jahren bildet das Experiment deshalb seine Ehrenamtlichen durch regelmäßige Fortbildungsveranstaltungen weiter, um die Qualität der Programmarbeit zu garantieren. Seit 2000 wurde dabei die Rolle der Eltern der ausreisenden Schülerinnen und Schüler im Langzeitschüleraustausch besonders berücksichtigt. Sie werden seitdem mit Elterninformationsveranstaltungen und einem Elternhandbuch stärker in die Vor- und Nachbereitung ihrer Kinder zum Auslandsjahr einbezogen. Seit den späten 90er Jahren bestehen in mehreren Orten in Deutschland regionale Stammtische, die ein programmübergreifendes Kennenlernen aller Experiment-Mitglieder und - Gäste am Ort oder in Ortsnähe erleichtern. Im Jahr 2000 fand zusätzlich zu den Jahrestagungen erstmalig ein Ehemaligentreffen aus verschiedenen Experiment-Programmen statt, die sich zunächst Ex-Perimenter nannten. Daraus ging mit der Übernahme des amerikanischen Begriffs die Alumni- Teilnehmer am International Highschool Program SEITE 28 SEITE 29

Teilnehmer am Freiwilligendienst in Neuseeland FAS-Teilnehmerin aus Japan bei Ihrer Gastfamilie in Mainz Organisation hervor, die heute neben dem Angebot von jährlichen Alumni-Treffen unter anderem die Experiment-Kommunikation auf einer Homepage über einen geschützten Bereich ermöglicht. Durch die Kontakte mit afrikanischen Deutschlehrern, die im Rahmen des Fortbildungsstipendiums des Auswärtigen Amtes und des Goetheinstituts an Gastfamilienaufenthalten in Deutschland teilnahmen, entstand ein intensiver interkultureller Austausch, der im Jahr 1999 auf Initiative von Engeline Kramer zu einem Gegenbesuch einiger Gasteltern in die Elfenbeinküste führte. Bei diesem Besuch entstand die Idee, auch an der Elfenbeinküste eine Experiment- Organisation aufzubauen, die Aufenthalte in Gastfamilien vermitteln sollte. Das deutsche Experiment unterstützte den organisatorischen Aufbau finanziell, und im Juli 2000 fuhr erstmals eine deutsche Experiment-Gruppe unter der Leitung von Engeline Kramer an die Elfenbeinküste, und wohnte dort in Gastfamilien. Gemeinsam mit der Fachhochschule Emden wurden in den Folgejahren bis heute weitere Programme zwischen der Elfenbeinküste und Deutschland durchgeführt, häufig auch mit Unterstützung des Goethe-Instituts. Allerdings ließ es die dortige politische Situation der vergangenen Jahre nicht mehr zu, dass Deutsche an die Elfenbeinküste reisten, so dass zuletzt nur noch Besuche von dort nach Deutschland durchgeführt werden konnten. Nachdem Gisbert Matthias im Jahr 2000 für ein Jahr den 1. Vorsitz übernommen hatte, führte Hildegard von Rechenberg dieses Amt von 2001 bis ins Jahr 2004 und wurde nach ihrem Ausscheiden aus dem Vorstand auf der Gisbert Matthias Mitgliederversammlung für ihre Verdienste um das Experiment zum Ehrenmitglied gewählt. In dieser Zeit war von 2002 bis 2003 Eckard Roth als Geschäftsführer für Experiment tätig. 2002 wurde Kurt Sauter nach seinem Ausscheiden aus den Gremien zum Ombudsmann bestellt, um in internen Streitfällen eine Lösung herbeizuführen. Im Jahr 2003 übernahm Simon Löffler die Position des Geschäftsführers, die er bis 2006 Hildegard von Rechenberg ausübte. Seit 2004 ist SEITE 30 SEITE 31

Engeline Kramer 1. Vorsitzende des deutschen Experiment, die Geschäftsführung übt seit 2006 Bettina Wiedmann aus. Die Terror-Angriffe vom Engeline Kramer 11. September 2001 auf amerikanische Gebäude und ihre Bewohner hatten Konsequenzen für einige Programme. Die Zahl der Austauschschüler in Richtung USA ging zurück, das Schüleraustauschprogramm nach Irland erlebte dagegen einen großen Zuwachs, der bis heute trotz der Erholung des US-Programms anhält. Die Möglichkeiten, mit dem Experiment an Langzeitschüleraustauschprogrammen teilzunehmen, haben sich im neuen Jahrtausend stetig vergrößert. Mehrere Länder kamen hinzu, und heute können Schülerinnen und Schüler in zwölf verschiedenen Ländern in Asien, im Pazifischen Raum, in Nord- und Südamerika und in Europa in Gastfamilien wohnen und am Gastort zur Schule gehen. Seit 2004 besteht eine Kooperation mit der Dresdner Bank und der Internatsschule Schloss Hansenberg. Dieses Programm ermöglicht es deutschen Schülerinnen und Schülern, während eines vierwöchigen Auslandspraktikums bei der Dresdner Bank weltweit im Einsatzland in Experiment-Gastfamilien zu wohnen, und dadurch ein stärkeres Verständnis für die Kultur ihres Gastlandes zu entwickeln. Im Jahr 2005 wurde Simon Löffler auf dem internationalen Treffen in Warschau für ein Jahr zum Vice President des internationalen Experiment gewählt. Zu diesem internationalen Treffen entsandte das deutsche Experiment nicht nur zwei Delegierte, sondern auch eine Mitgliedergruppe, die über die Teilnahme am Programm des internationalen Treffens hinaus die Möglichkeit hatte, verschiedene polnische gemeinnützige Projekte kennenzulernen. Der Erfolg dieser Mitgliederreise wiederholte sich im Jahr 2006, als eine ähnliche deutsche Gruppe zum internationalen Treffen nach Bahia, Brasilien, fuhr und dort tatkräftig an einem Freiwilligenprojekt teilnahm. Auch über langfristige Schüleraustauschprogramme kommen Einreisende zunehmend aus verschiedenen Ländern nach Deutschland, insbesondere die Zahl der Schülerinnen und Schüler aus Südamerika hat stark zugenommen. Daneben begannen wir in den vergangenen Jahren verstärkt kürzere Ein- und Ausreiseprogramme mit islamischen Ländern wie Marokko und dem Jemen, um durch das gegenseitige Kennenlernen zum Abbau von religiös oder kulturell begründeten Vorurteilen beizutragen. Im Jahr 2005 erwarb das deutsche Experiment für seine Geschäftsstelle eine eigene Immobilie in zentraler Lage in Bonn, in der im Jubiläumsjahr 2007 16 hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt sind. Seit 2005 bietet das Experiment in Zusammenarbeit mit Ländern der Experiment Federation und mit anderen langjährigen Partnern eine Vielzahl an unterschiedlichen Projektarten der Freiwilligenarbeit an. Dazu gehören soziale Dienste, Gesundheitsdienste, Bildungsprogramme oder Umweltprojekte in vielen Ländern im Rahmen des Programms Die neue Geschäftsstelle in der Gluckstraße SEITE 32 SEITE 33

Volunteers for International Partnership (VIP). Im Jahr 2005 erhielt das deutsche Experiment das Gütesiegel Quifd Qualität in Freiwilligendiensten und ist Trägerorganisation des Anderen Diensts im Ausland (ADiA), der jungen Männern die Möglichkeit bietet, ihren Zivildienst im Ausland abzuleisten. Eines der ältesten fortlaufenden Programme, Familienaufenthalte für ausländische Studierende, FAS, hat auch im Jahr 2006 mehr als 230 in Deutschland immatrikulierten ausländischen Studierenden ermöglicht, in der Osterzeit, im Sommer oder in den Weihnachtsferien einen Aufenthalt von zwei Wochen in einer deutschen Gastfamilie zu verbringen. Insgesamt nahmen im Jahr 2006 mehr als 480 Einreisende und über 700 Ausreisende an unseren Programmen teil. Bis heute besteht die Möglichkeit, in Gruppenreisen oder als Individualreisende über das Experiment einen Gastfamilienaufenthalt organisieren zu lassen. Der Gastfamilienaufenthalt ist in 75 Jahren das Kernstück der Experiment-Programme geblieben. Die hohe Flexibilität der um den Gastfamilienaufenthalt herum entwickelten Programme hat neben langjährigen bewährten Programmen auch immer wieder neue Programme entstehen lassen. Die Programme für Individualreisende und Gruppen, für Schüler und Senioren, für Förster und Lehrer haben gezeigt, dass interkulturelle Begegnungen nicht auf Menschen einer bestimmten Altersgruppe oder eines bestimmten beruflichen oder sozialen Hintergrundes begrenzt, sondern für Menschen jeden Alters und jeder Herkunft möglich sind. Der Leitspruch "Living Together. Learning Together. - Miteinander Leben. Voneinander Lernen." hat bis heute Gültigkeit. Das Bestreben, Menschen zusammenbringen und dabei auch auf politische Entwicklungen flexibel zu reagieren, hat Experiment in International Living in den bisherigen 75 Jahren immer wieder dazu veranlasst, neue Formen und Aspekte von Begegnungsreisen zu entdecken und weiterzuentwickeln. Auch in Zukunft werden sicherlich weitere Programme entwickelt werden, und manches altvertraute Programm wird vorübergehend oder endgültig eingestellt werden müssen. Das mit seinen 75 Jahren jung gebliebene Experiment zeichnet sich immer wieder durch seine große Offenheit für Neues und seine Neugier auf weitere Entwicklung aus, so dass noch einiges zu erwarten sein dürfte. Das alte Motto hat sich bewährt, und zeigt seine Kraft auch für die Zukunft: Expect the Unexpected! Kap der guten Hoffnung SEITE 34 SEITE 35

Länderübersicht 2006 AUSREISE EINREISE Australien, Brasilien, Chile, Costa Rica, Frankreich, Großbritannien, Indien, Irland, Japan, Luxemburg, Nepal, Nigeria, Spanien, Thailand, Tschechische Republik, USA Ägypten, Argentinien, Bangladesch, Benin, Bulgarien, Chile, Deutschland, Elfenbeinküste, Großbritannien, Indonesien, Irland, Italien, Jemen, Kanada, Kolumbien, Lettland, Mexiko, Polen, Senegal, Syrien, Thailand, Tschechische Republik, Türkei, USA, Zypern SEITE 36 SEITE 37

IMPRESSUM Als international anerkannte Austauschorganisation vermittelt Experiment e.v. interkulturelle Begegnungen mit Menschen in und aus allen Teilen der Welt. Living together. Learning together. Miteinander leben. Voneinander lernen. Unserer Idee verpflichtet, bieten wir für die Vielfalt unserer Teilnehmer vielschichtige Erfahrungen, bei denen das Kennenlernen einer anderen Kultur im Mittelpunkt steht. Gegenseitiges Verständnis auch über kulturelle Grenzen hinweg zu entwickeln, begreifen wir als zentralen Teil eines lebenslangen Lernprozesses. Unsere haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter begleiten diesen Weg. Neue Programmideen im Sinne unserer Tradition als älteste Austauschorganisation der Welt aufzugreifen, zeichnet unsere gemeinnützige Arbeit aus. Wir setzen bei unseren Programmen und bei der Auswahl unserer Partner hohe Qualitätsmaßstäbe, um der Verantwortung gegenüber unseren Teilnehmern gerecht zu werden. Herausgeber: Experiment e.v. Gluckstraße 1 53115 Bonn Fon: +49 (0)228 95 72 20 Fax: +49 (0)228 35 82 82 www.experiment-ev.de info@experiment-ev.de Spendenkonto Dresdner Bank Bonn Kto: 272 272 000 BLZ: 370 800 40 Wir danken den Autoren dieser Broschüre: Manfred Glocke, Nina Günther, Klaus Hollerbach, Regine Lüghausen, Kurt Sauter und Hildegard von Rechenberg. Gestaltung: Dirk Schächter, Bonn Druck: Druck- und Werbegesellschaft, Bonn SEITE 38 SEITE 39