U N KT T H E M A QUALIFIKATION LERNEN NACH FEIERABEND SEITE 16 BUSINESSMODE AB INS BURO SEITE 48 ELISABETH SEITE 10



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Transkript:

HW 02 SC 2015 P ER U N KT T H E M A 2015 FEBR UA R QUALIFIKATION LERNEN NACH FEIERABEND SEITE 16 BUSINESSMODE AB INS BURO SEITE 48 ELISABETH SEITE 10

BILDUNG STATT DSCHIHAD Ednan Aslan ist Professor für islamische Religionspädagogik an der Universität Wien und sagte kürzlich in einem Interview: Wir brauchen ein innergemeinschaftliches Investitionsprogramm in die Bildung und nicht nur Geld für den Bau von Moscheen. Wir Muslime müssen die Mitte der Gesellschaft aktiv suchen. Und das geht über Bildung. Die Anschläge von Paris, die in die EU zurückgekehrten selbst ernannten Gotteskrieger. Vielleicht mag das Thema schon vielen lästig sein, aber man darf die Augen nicht weiter verschließen. Das hat die Politik lange genug getan. Viel zu lange. Und Kundgebungen zur Rettung von Meinungs- und Pressefreiheit sind zwar eine nette Geste zum Gedenken an die Opfer, lösen aber weiterhin nicht den Kern des Problems. Und genau hier kehre ich wieder zu Professor Aslan zurück: Es sind nicht Verbote, Vorschriften oder Hetzkampagnen einzelner politischer Parteien. Integration passiert allein über eines: über Bildung und Erweiterung des Gedächtnishorizontes. Denn wer geistig über den Tellerrand blickt, Zusammenhänge versteht, Toleranz lebt und Werte anerkennt ohne seine eigenen aufzugeben, läuft nicht Gefahr in eine Einbahnstraße radikalisierten Gedankenguts zu laufen. Diese Ausgabe der GRAZETTA widmet sich dem Thema Bildung. Die Präsidentin der Landesschulrates für Steiermark, Elisabeth Meixner, schildert ihre Zugänge zu Zentralmatura und sprachlicher Integration und erzählt über den schwersten Schicksalsschlag ihres Lebens (ab Seite 10). Warum sich jemand dafür entscheidet, nach dem Job noch einmal die Schulbank zu drücken, erfahren Sie ab Seite 16 und was Mann und Frau heute im Büro tragen sollten, zeigen wir Ihnen ab Seite 48. Viel Vergnügen wünscht Ihnen Ihre Chefredakteurin katharina.gruendl@grazetta.at VON KATHARINA GRÜNDL Es gibt nur eines das teurer ist als Bildung: keine Bildung JOHN F. KENNEDY, 35. PRÄSIDENT DER USA, 1917 1963. TAX AUDIT CONSULTING Instandhaltungsrücklagen erst bei Umsetzung von Maßnahmen abzugsfähig. Was bedeutet das für die Steuererklärung? Fragen Sie Die Steuerexperten WWW.AUSTIN-BFP.AT Nachdem mich in den letzten Wochen sehr viele Menschen auf das Interview in der letzten Ausgabe der GRAZETTA angesprochen haben, bedanke ich mich auf diesem Weg ausdrücklich für die professionelle und menschlich angenehme journalistische Begleitung. VORSORGE N 01 2015 SOLL ICH ODER NICHT? SEITE 52 DIE STEIRISCHE INDUSTRIE KUNSTHARZ - KOCHE SEITE 24 KARLHEINZ TSCHELIESSNIGG ZUR JÄNNER-AUSGABE 03 SEITE 10 KARLHEINZ TSCHELIESSNIGG

32 84 48 66 04

Inhalt MAGAZIN 10 NACH TALENTEN SUCHEN 16 LERNEN NACH FEIERABEND 24 ERFOLGREICH ONLINE 25 INTERNATIONAL STUDIEREN 78 KARRIERE 26 POLITIK 28 GESUCHT: SCHULDIREKTOREN 30 WIRTSCHAFT 32 OPTIMALE PROZESSE 36 DER KAMMERMUSIKER 38 RFW KÄMPFT FÜR DEN ERFOLG STEIRISCHER UNTERNEHMER 40 KURZ & BÜNDIG LEBENSSTIL 46 MODE 48 BUSINESS CHIC 54 GRAZIE & LUXUS 56 WOHNEN 58 REISE 60 DIE QUEEN RUFT 64 MOTOR 66 CHOUPETTE LIEBT CORSA 67 DOPPELT GEMOPPELT 68 EIN MANN FÜR ALLE FÄLLE 70 TECHNIK 72 GESUND & FIT 74 LEBENSHILFE ENNSTAL 75 QUEENAX KULTUR 76 KULTUR 78 DIE POSITIVIERUNG DES UNBESTIMMEN 80 TERMINE 60 GESELLSCHAFT 82 LEUTE 84 GRAZETTINA 85 IM RAMPENLICHT 86 SZENE 88 DRUCKFRISCH 90 ERINNERN SIE SICH? www.kornock.at

ABC NMS STEIERMARK 17.000 LEHRER UND DIREKTOREN 74.177 170 PFLICHTSCHÜLER NEUE MITTELSCHULEN HS FH 24 4 2 LAND- UND FORST- WIRTSCHAFTLICHE SCHULEN HAUPTSCHULEN NOCH BIS HERBST 2015 FACHHOCHSCHULEN AHS 48 ALLGEMEINBILDENDE HÖHERE SCHULEN 20.000 STEIRER HABEN KEINEN PFLICHTSCHULABSCHLUSS 260 ÖFFENTLICHE BIBLIOTHEKEN STUDIERENDE, KARL-FRANZENS-UNIVERSITÄT GRAZ UNI BILDUNGS LANDSCHAFT 29.127 IN DER STEIERMARK 4.090 STUDIERENDE, MEDIZINISCHE UNIVERSITÄT GRAZ 12.679 STUDIERENDE, TECHNISCHE UNIVERSITÄT GRAZ 3.338 STUDIERENDE, MONTANUNIVERSITÄT LEOBEN 1.950 STUDIERENDE, UNIVERSITÄT FÜR MUSIK UND DARSTELLENDE KUNST GRAZ Illustrationen: Flaticon.com 06

EINLASS: 19.00 UHR, ERÖFFNUNG: 20.00 UHR DRESSCODE: TRACHT ODER ABENDKLEIDUNG WWW.STBB.AT WWW.BAUERNBUNDBALL.AT ANDREAS GABALIER TAGTRÄUMER und viele andere Höhepunkte Sei dabei! Der größte und beliebteste Ball Österreichs DI Peter Schaller PORR-Niederlassungsleiter Steiermark - - Diese absolut gelungene Kombination aus Brauchtum, Tracht und modernem Zeitgeist begeistert Jahr für Jahr aufs Neue auch wir lassen uns gerne begeistern. Wir sind seit vielen Jahren Partner des Bauernbundballes und freuen uns auch heuer wieder mit unseren Kunden und Mitarbeitern - - eine unvergessliche Ballnacht zu feiern. AMA-Gütesiegel am Bauernbundball Zwei starke Zeichen für geprüfte Qualität und Herkunft Mit dem AMA-Gütesiegel und dem AMA-Biosiegel gibt es zwei verlässliche Zeichen beim Einkauf. Lebensmittel mit diesen behördlich genehmigten Gütesiegeln garantieren höchste Qualität und nachvollziehbare Herkunft. Beides wird von unabhängigen Stellen kontrolliert. Das AMA-GÜTESIEGEL kennzeichnet qualitativ hochwertige Lebensmittel aus konventioneller Produktion. Die Anforderungen der AMA-Richtlinien liegen über den gesetzlichen Bestimmungen. Sie regeln Maßnahmen zur Herstellung, Hygiene und Kennzeichnung. Bei allen Lebensmitteln mit dem rot-weiß-roten AMA-Gütesiegel stammen die landwirtschaftlichen Rohstoffe aus Österreich. Auch die Be- und Verarbeitung erfolgt im Inland. Das AMA-BIOSIEGEL kennzeichnet Lebensmittel aus biologischer Produktion. Auch hier gelten strenge Anforderungen bei der Herstellung und absolute Transparenz bei der Herkunft. Das rot-weiße AMA-Biosiegel garantiert damit beste Bio-Qualität aus heimischen Rohstoffen. www.ama-marketing.at facebook.ama-marketing.at by NEUES LAND Medien 07 GmbH www.neuesland.at

Verzeichnisse EXPERTEN WIR BEDANKEN UNS BEI ALLEN EXPERTEN UND INSERENTEN! Markus Aldrian Annelies Auckenthaler Wolfgang Bartosch Elisabeth Freismuth Robert Frischer Maria Gaberszik Martin Hofbauer Verena Klöbl Albert Kompek Christian Kulterer Robert Legat Gerda Lichtberger Verena Ganzera Thomas Mittendrein- Schimautz Siegfried Nagl Otto Pecher Harald Pock Elfi Vogrincic Gerhard Widmann INSERENTEN A.M. Personalbereitstellung 37 Bauernbundball 7 Bawag PSK 29 BEWO 83 BFI Steiermark 19 bit group 25 Carinthian Druck 83 Dachdeckerei und Bauspenglerei Simmet 39 Dynamic Cars Schaar 65 Flughafen Graz 59 Ford Reisinger 80 Gruber Reisen 63 Hansa Privatklinikum 73 Hotel Kornock 5 Immola Projektentwicklung 57 Industriellenvereinigung Steiermark 13 Joanneum Research 71 Jurtschitsch Glas 9 Kreischberg 35 Land Steiermark FA 1C 23 Land Steiermark Finanzen 81 Land Steiermark Gesundheit 15 MCG Graz Stadthalle 2 Pascha 87 RFW Steiermark 31 Romantik Hotel im Park 55 Skoda Kuss 55 Studienzentrum Weiz 21 WIFI Steiermark 17 Wirtschaftsbund Steiermark 27 WIT Group 77 WKO Steiermark 69 WKO Steiermark Gewerbe und Handwerk 91 Wo&Wo Sonnenlichtdesign 92 Zorn Versicherungsvergleiche 41 WERBEFLÄCHE FORMATE & PREISE 230 x 300 5.000 Euro 210 x 133 3.000 Euro 101 x 135 1.900 Euro 08

TAX AUDIT CONSULTING Pkw in Deutschland geleast und dem in Österreich tätigen Mitarbeiter überlassen. Ist das ein Umsatzsteuer-Sparmodell? Fragen Sie Die Steuerexperten WWW.AUSTIN-BFP.AT GLASBRUCH? KEIN PROBLEM! WIR SIND SOFORT FÜR SIE DA 2015 SCHWERPUNKTTHEMA REDAKTION KATHARINA GRÜNDL CHEFREDAKTEURIN FEBRUAR KRISTINA RIEGEBAUER CHEFIN VOM DIENST YASMIN LÖSCH REDAKTEURIN, GRAZETTINA IMPRESSUM BARBARA HOHENEDER REDAKTEURIN HERI HAHN REDAKTEUR Wenn Glas zerbricht, verzweifle nicht, denn Jurtschitsch Glas es wieder richt. VERLAG: GRAZETTA GmbH, FN 296 092 f LG Graz GESCHÄFTSFÜHRUNG: Siegmund Birnstingl, Hannes Artner ANSCHRIFT: Opernring 4, 8010 Graz office@grazetta.at REDAKTION: 0 316/25 81 00, redaktion@grazetta.at, www.grazetta.at GESTALTUNG: KADADESIGN, Graz HERSTELLER: Carinthian-Druck VERTRIEB: Hurtig & Flink, Graz Reklamationen: 0 316 / 28 10 30 ANZEIGENPREISLISTE 2015; Alle Rechte, auch die Übernahme von Beiträgen nach 44 Abs. 1 und 2 Urheberrechtsgesetz, vorbehalten. TITELBILD: Stephan Friesinger Die Meinung der Kolumnisten muss nicht der Meinung der Redaktion entsprechen! Auf weibliche und männliche Bezeichnungen wird verzichtet die GRAZETTA ist geschlechtsneutral! 09

MAGAZIN 10

MAGAZIN TEXT: Katharina Gründl FOTOS: Stephan Friesinger Wenn sie an ihre Jugend zurückdenkt, gab es zwei große Idole. Eine Lehrerin und die mit Abstand prägendste Figur: ihre Mutter. Sie verstand es, einen Haushalt mit neun Kindern zu schaukeln, jedes der Kinder individuell zu fördern und legte größten Wert auf Bildung. Und so schlug auch sie einen ähnlichen Weg ein und wurde Lehrerin. 2005 wird sie Vizepräsidentin, 2013 Präsidentin des Landesschulrates für Steiermark: Elisabeth Meixner erzählt im Interview über das fehlende Ansehen der Lehrer, die Schwierigkeiten mit der Zentralmatura, die Überregulierungstendenzen des Bundes, sprachliche Barrieren, Schwierigkeiten Direktorenposten neu zu besetzen und die Förderung von Talenten. Das Interview findet in ihrem Büro in der Körblergasse statt: Hinter ihrem Schreibtisch steht ein Foto eines jungen Mannes. Es ist das Foto ihres Sohnes, der vor fast genau einem Jahr bei einem Autounfall mit nur 23 Jahren ums Leben gekommen ist. Für Elisabeth Meixner folgte eine Auszeit, in der sie auf seine damals sieben Monate alte Tochter ihre Enkeltochter aufpasste. Wie lebt man weiter, wenn das eigene Kind stirbt? Wie sieht das Leben ein Jahr nach so einer Tragödie aus? GRAZETTA Sie sind seit bald zwei Jahren Präsidentin des Landesschulrates für Steiermark. Ist die anfängliche Begeisterung geblieben? ELISABETH MEIXNER Ja, auf alle Fälle. Aber ich muss dazu sagen, ich habe mit dieser Funktion ja nicht Neuland betreten, da ich davor neben Wolfgang Erlitz bereits Vizepräsidentin war. So kann man sagen, dass wir die steirische Reformpartnerschaft im Landesschulrat schon seit geraumer Zeit aktiv leben. Was für mich neu ist, ist die Tatsache, dass nun ich es bin, die Dinge zu verantworten hat, im Gegenzug kann ich aber auch Themenschwerpunkte setzen, wie aktuell das Projekt Weite Lesewelt oder die Verleihung des Schulsport- 11

MAGAZIN gütesiegels an Schulen. Für mich ist es einfach eine sehr schöne Aufgabe, mit Jugendlichen und Kindern arbeiten zu dürfen. Haben Sie es als Frau in der ersten Reihe nun schwerer als als Vizepräsidentin? EM Nein, das kann ich nicht sagen, denn man kennt mich und weiß, was ich kann, dass ich sehr gerne arbeite und auch gerne andere dazu motiviere. Aber man weiß auch, dass ich einfordere und konsequent bin. Mit Konsequenz meine ich vor allem, dass ich den Mittelpunkt meines Tuns nicht aus den Augen verliere und das ist die Weiterentwicklung unserer steirischen Schulen und da ich selbst unterrichtet habe, fällt mir das nicht schwer. Sie haben es gerade selbst gesagt: Sie haben unterrichtet. Geht Ihnen diese Tätigkeit ab? EM Ich bin nun schon lange weg vom aktiven Unterricht, bin aber noch immer gerne an Schulen. Wenn man mir morgen sagen würde, du musst wieder zurück in die Schule, hätte ich wirklich kein Problem damit, denn ich habe mir meine Motivation immer von den Schülern geholt und es kommt der Zeitpunkt, an dem man von diesen sehr viel zurückbekommt. Aber: Die Eltern und die Gesellschaft insgesamt werden zunehmend kritischer. Ich glaube, dass die Lehrer wieder wesentlich mehr an Ansehen gewinnen müssen. Und Studien bestätigen, dass in jenen Ländern, in denen Lehrer ein hohes Ansehen genießen, die Schüler auch bei PISA Tests deutlich besser abschneiden. Eine Herausforderung, mit der Sie derzeit konfrontiert sind, ist die Einführung der Zentralmatura im Frühjahr 2015. Fast ein Drittel der Mathematik-Arbeiten war im Testlauf negativ. Sie haben aus diesem Grund bereits in der ersten Jänner-Woche einen Diskussionsgipfel mit Experten einberufen: Wie geht es nun weiter? EM Man muss eines ganz klar festhalten: Die zentrale Reifeprüfung ist ein Paradigmenwechsel. Die Schüler in ganz Österreich müssen zur selben Zeit, im selben Gegenstand, dieselbe Aufgabe lösen. Das ist eine logistische Herausforderung. Im Bereich der Sprachen hat man die Schüler schon länger vorbereitet. So war auch der Testlauf in Englisch im Vorjahr kein Problem. In Mathematik bestand das Problem in der textlastigen Formulierung der Beispiele und da haben sich vor allem Mädchen schwer getan, diese Texte zu mathematisieren. Und ein weiterer Aspekt ist, dass die Landschaft der höheren Schulen sehr unterschiedlich ausgeprägt ist. Die Spitzenschüler sind in den Gymnasien, andere im BORG oder in Schulen, wo es andere Schwerpunktsetzungen gibt. Und dann soll ein Beispiel für alle diese unterschiedlichen Schüler passend sein? Aber nichts desto trotz: Die Kritikpunkte wurden beim Treffen Anfang Jänner gesammelt und an das Unterrichtsministerium nach Wien geschickt. Fakt ist, dass die Schüler nun noch intensiver vorbereitet werden. Ein weiteres, ganz aktuelles Thema ist die Direktorenbestellung an Pflichtschulen. Sie fordern eine Novellierung des Landesgesetzes. Warum? EM Wir fordern von Seiten des Landesschulrates nicht eine Novellierung, aber eine Nachjustierung und hier sind wir in Gesprächen mit dem zuständigen Landesrat. Der gewichtigste Kritikpunkt ist, dass im Rahmen des Auswahlverfahrens die Schulpartner zu wenig Gewicht haben. Fest steht nämlich, dass wir erhebliche Probleme damit haben, diese Direktorenstellen zu besetzen, denn die pädagogischen Agenden fallen den administrativen zum Opfer und auch durch die Pensionierungswelle fallen viele potentielle Kandidaten weg. Allein im letzten Jahr wurden 600 Lehrer pensioniert. Im Gegenzug dazu wurde aber auch die Ausbildung an den Pädagogischen Hochschulen verlängert: 2018 gibt es ein Jahr ohne Absolventen. Kommt man dem Lehrerbedarf nach? EM Bis jetzt konnten wir den Bedarf decken, allerdings nicht in allen Regionen. Vor allem in Mathematik gibt es großen Bedarf und im Bereich Sport fehlen speziell männliche Turner, sodass wir Sonderverträge mit Sportwissenschaftlern abgeschlossen haben. Um dem individuellen Bedarf der einzelnen Schulen in Zukunft besser Ich glaube, dass die Lehrer wieder wesentlich mehr an Ansehen ge winnen müssen. Und Studien bestätigen, dass in jenen Ländern, in denen Lehrer ein hohes Ansehen genießen, die Schüler auch bei PISA Tests deutlich besser abschneiden. nachzukommen, haben wir eine Bewerberdatenbank online initiiert, auf der sich Studenten und Absolventen für offene Stellen anmelden können. Umgekehrt gibt es auch die Plattform Get your Teacher, wo sich Schuldirektoren die für ihre Schule passenden Kandidaten heraussuchen können. 12

MAGAZIN Du musst ein komplett neues Leben beginnen, in dem ein riesiger, liebenswerter Teil fehlt. Elisabeth Meixner über den Unfalltod ihres Sohnes vor einem Jahr Eine Sache, für die Sie sich aktuell engagiert einsetzen, ist ebenfalls eine Suche, nämlich jene der freien Schulwahl für Eltern außerhalb der Sprengel. Wie steht es um dieses Vorhaben? EM Das ist richtig. Für Gymnasien gibt es ja keine Sprengel und ich bin der Meinung, dass hier auch im Bereich der Neuen Mittelschule mehr in Bewegung kommen muss. Eltern und Kinder sollen mitentscheiden, welche Schule mit welchem Schwerpunkt sie besuchen wollen, um den individuellen Talenten gezielter gerecht werden zu können. Weil Sie gerade die Neue Mittelschule erwähnen: Sie haben kürzlich die dortige Berufsorientierung und jene an Polytechnischen Schulen gelobt. Im Bereich der AHS ist dieses Thema ein Stiefkind. Was ist in Zukunft geplant? EM Das ist eines meiner Steckenpferde, denn ich habe Berufsorientierung selbst unterrichtet. Talente erkennen ist das Kernthema der Zukunft und die Wirtschaftskammer Steiermark geht mit dem geplanten Talent Center den richtigen Weg. Schüler werden dort mithilfe von Pädagogen auf ihre Interessen und Talente getestet. Mir ist es ein Anliegen, dass der Landesschulrat die ermittelten Ergebnisse von Vorzügen und Defiziten erhält, um in den Schulen gezielt fördern zu können. Der Zustrom an höheren Schulen ist weiterhin ungebrochen, zum Glück sind Wirtschaftskammer und Wirtschaftsbetriebe nicht müde geworden, für das duale Ausbildungssystem zu werben, denn wir brauchen ganz dringend junge Fachkräfte in der Wirtschaft. Noch eine Frage zu den Talenten: Kommen Begabungen in der Schule zu kurz? EM Es dreht sich ganz bestimmt viel zu wenig um die Förderung von Talenten und hier macht mir vor allem die Bildungspolitik des Bundes und dessen Nivellierungstendenzen Sorgen: für alle dasselbe die Zentralmatura ist da nur ein Thema. Auch Fächer wie Musik, Kunst, Werken oder Sport finden zu wenig Beachtung. Das alles muss wieder viel mehr an Gewicht bekommen. Auch die Kommunikationstechnologien und Computerspiele bereiten mir Sorge. Viele Kinder sitzen zu oft vor Handy istockphoto.com Apropos Bildung Wussten Sie, dass die steirischen Industriebetriebe über 3.000 junge Menschen in 100 verschiedenen Berufen ausbilden? www.dieindustrie.at 13

MAGAZIN und PC. Da kommen Gespräche zu kurz, sie verlernen das Zuhören und Lehrer beklagen sich über den schlechten sprachlichen Ausdruck. Stichwort schlechter sprachlicher Ausdruck : Sprachförderung und Kinder nichtdeutscher Muttersprache sind vor allem im städtischen Raum eine große Herausforderung: Wie geht es weiter? EM Es wurde eine Stabstelle für Migration gegründet. Derzeit geht es darum, ein Maßnahmenbündel zu schnüren, was wir an Schulen verstärken wollen. Darüber hinaus sollen verstärkt Lehrer mit entsprechenden Fremdsprachenkenntnissen eingesetzt werden. Nachhilfe und Sprachkurse sollen dabei innerhalb und außerhalb des Unterrichts stattfinden. In Graz ist nach wie vor das rechte Murufer massiv betroffen. Eine bessere Aufteilung an Schulen muss das Ziel sein. Jedes Jahr sind sie im Gespräch: die Sommerferien. Sie wollen alle Beteiligten an einen Tisch bringen: Gibt es in diese Richtung schon konkrete Pläne? EM Diese Diskussion ist so etwas von nervig, für Lehrer, Eltern, für uns, aber es ist eine Bundesentscheidung, ob man die Sommerferien verkürzt und Herbstferien einführt. Wenn man es bei neun Wochen belässt, muss man über mehr Betreuungsangebote nachdenken, denn was machen berufstätige Eltern während dieser Zeit mit ihren Kindern? Ginge es nach mir, hätte ich längst Lehrer- und Elternvertreter, Politik, Tourismus und alle Beteiligten an einen Tisch geholt. Jetzt haben Sie als Präsidentin des Landesschulrates für Steiermark einen sehr fordernden Berufsalltag: Wie schalten Sie ab? EM Ich habe zahlreiche Hobbies, mache Gymnastik, gehe Nordic Walken und bin begeisterte Musikerin. Ich Viele Kinder sitzen zu oft vor Handy und PC. Da kommen Gespräche zu kurz, sie verlernen das Zuhören und Lehrer beklagen sich über den schlechten sprachlichen Ausdruck. spiele als Gast Geige im Ensemble in der Musikschule in Gnas, in der wir eine exzellente Musikpädagogin haben. Und, ich bin ein sehr positiv denkender Mensch. Wenn etwas im Leben passiert und sei es noch so eine Keule dann besinne ich mich darauf, dass es bestimmt für etwas gut gewesen sein muss. Sie bringen mich mit dieser Aussage zu einem sehr sensiblen Thema: Sie haben vor fast genau einem Jahr den für eine Mutter wohl schmerzlichsten Schicksalsschlag erlitten, den Unfalltod Ihres 23-jährigen Sohnes. Haben Sie einen halbwegs erträglichen Weg gefunden, mit diesem Verlust umzugehen? EM Meine Familie, meine Geschwister, mein Mann und mein zweiter Sohn haben mir sehr viel Rückhalt gegeben, sonst hätte ich das nie geschafft. Ich habe mir nach dem Unfalltod meines Sohnes ein Monat freigenommen, um auf dessen sieben Monate alte Tochter aufzupassen, denn auch ihre Mutter, die im Auto saß, war lebensgefährlich verletzt. Aber wenn ich die Zeit um ein Jahr zurückdrehe: ich bin am ersten Tag nach diesem schrecklichen Ereignis an meinem Schreibtisch gesessen und habe mich gefragt, was ich hier eigentlich mache. Ich habe sehr viele Briefe von anderen Eltern bekommen, die ihre Kinder verloren haben. Das hat mir geholfen und auch die Arbeit, denn sie lenkt ab, obwohl alles immer und immer wieder hoch- 14

MAGAZIN kommt. Sie können sich nicht vorstellen, was es heißt, einmal ein Jahr danach über die Bühne zu bringen, seinen Geburtstag, die vielen gemeinsame Urlaube, Weihnachten Du musst ein komplett neues Leben beginnen, in dem ein riesiger, liebenswerter Teil fehlt. Und jetzt denke ich mir oft denn ich muss in meiner Position sehr viel Streit schlichten was ist das denn für ein Problem? Man sieht sehr vieles im Leben mit anderen Augen. Nach diesen Sätzen ist es sehr schwer, wieder in eine normale Interviewsituation zurückzukehren und weiter zu fragen. Erlauben Sie mir noch eine letzte Frage: Gibt es in Ihrem Leben einen Menschen, der Ihr Tun sehr geprägt hat? EM Ja, den gibt es durchaus. Da ist meine Mutter, denn sie hat so vieles unter einen Hut gebracht. Sie hat sehr viel Wert auf Bildung gelegt, hat alle Kinder auf die Musikschule geschickt und mit uns sehr viel gelesen. EXPERTE GERDA LICHTBERGER AHS-Landesschulinspektorin Charakteristisch für Elisabeth Meixner ist der verantwortungsbewusste und beherzte Einsatz für die Schüler. In ihrer kompetenten und achtsamen Arbeit setzt sie vorbildhaft Meilensteine in der steirischen Bildungslandschaft. Foto: Victoria Kager EXPERTE SIEGFRIED NAGL Grazer Bürgermeister Elisabeth Meixner ist eine starke Frau, der es hervorragend gelingt, die Anliegen von Eltern, Kindern, Pädagogen und Politik unter einen Hut zu bringen. Sie ist überzeugt, dass jedes Kind Talente besitzt, deren Entfaltung das Ziel des Unterrichts ist! WWW.LSR-STMK.GV.AT 1.800 Euro im Jahr. Die kann ich mir sparen. Elke S., BA Studentin (24), Graz rauchfrei seit einem Jahr Rauchen passt nicht mehr zu mir. Ulla Sladek_www.ullasladek.at Hilfe beim Aufhören: Rauchfrei Telefon 0800 81015013 Im Auftrag von:

LERNEN NACH FEIER- ABEND TEXT: Barbara Hoheneder 16

MAGAZIN 2015 SCHWERPUNKTTHEMA FEBRUAR Berufsbegleitendes Lernen als Chance für Unternehmen und Arbeitnehmer. Wer sich nach dem Job weiterbilden will, findet in der Steiermark ein vielfältiges Angebot an Ausbildungen vor: Vom EDV-Kurs, über Fremdsprachen, bis hin zu vollwertigen akademischen Ausbildungen. Fotos: Uni Graz, Wifi/Loske, FH Joanneum, Friesinger, Bfi, bit 17

Unzufrieden im Job, Lust auf Veränderung oder einfach nur der Wunsch, neues Wissen zu erwerben. Spricht man mit Menschen, die nach Feierabend eine berufsbegleitende Ausbildung machen, stößt man auf recht unterschiedliche Motive. Bessere Chancen am Arbeitsmarkt oder der Wunsch, den eigenen Job besser abzusichern, dieser Antrieb ist für viele Arbeitnehmer ein weiterer Grund, im Erwachsenenalter noch einmal die Schulbank zu drücken. Bildung schafft zwar keine neuen Jobs, sagt Wifi-Direktor Peter Hochegger, aber sie verbessert die Chancen am Arbeitsmarkt. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, in denen sich auf dem Arbeitsmarkt keine Erholung abzeichnet und die Konkurrenz um die freien Stellen härter geworden ist. 46 Prozent aller Arbeitslosen haben keine Berufsausbildung, sagt Hochegger. Wer nur einen Pflichtschulabschluss hat, der hat es schwer, denn unqualifizierte Arbeit gibt es heute kaum noch. 80 Prozent unserer berufsbegleitenden Studierenden schließen die Ausbildung positiv ab. Sonja Gögele, Studiengangsleiterin FH Joanneum Dass berufsbegleitendes Lernen aber auch für Arbeitgeber zur Notwendigkeit geworden ist, hat auch damit zu tun, dass es für viele Unternehmen einfacher ist, ihre Arbeitnehmer bei einer Ausbildung zur Fachkraft zu unterstützen, als auf dem Arbeitsmarkt vergeblich nach geeigneten Kräften zu suchen. Denn trotz der hohen Arbeitslosigkeit sind Fachkräfte Mangelware. ENTGEGENKOMMEN Berufsbegleitendes Lernen kann für Arbeitgeber wie Arbeitnehmer gleichermaßen eine Win-win-Situation werden. Vorausgesetzt, die beiden ziehen an einem Strang und haben sich vor Beginn der Ausbildung ins Einvernehmen gesetzt. Denn eines ist klar: Die Zeit des Lernens ist für beide Seiten mit großen Herausforderungen verbunden. Der Arbeitnehmer wird einen Großteil seiner Freizeit opfern müssen, der Arbeitgeber wird ihm in vielen Fällen bei den Dienstzeiten entgegenkommen 18 MAGAZIN LERNEN NACH FEIER- ABEND müssen. Denn obwohl sich die Ausbildungsinstitute bemühen, Lehrveranstaltungen und Seminare in die Abendstunden und ins Wochenende zu verlegen, wird es vor allem bei vorgeschriebenen Praktika schwer, mit den Urlaubswochen auszukommen. Hinzu kommt, dass Lernen nach Feierabend nicht nur eine zeitliche Belastung ist, sondern auch eine finanzielle. Abhängig von der Dauer der Ausbildung und der angestrebten Qualifikation kann es da schon einmal um ein paar tausend Euro gehen. Da kann es sinnvoll sein, mit dem Arbeitgeber darüber zu reden, ob er einen Teil der Kosten übernimmt. Dass diese zusätzlichen Ausgaben sich rechnen können, dafür hat Martin Bauer, Geschäftsführer der Uni for Life, der berufsbegleitenden Abteilung der Uni Graz, ein recht eindringliches Rechenbeispiel parat: Ein MBA-Studium über vier Semester kostet 12.000 Euro, sagt er. Ein Unternehmensberater kostet 1.000 Euro pro Tag. Und wenn ein Unternehmen einem Mitarbeiter seinen Master of Business Administration bezahlt, dann bekommt es dafür einen Experten, der länger als nur für ein paar Tage zur Verfügung steht. Ganz abgesehen davon, dass der hauseigene MBA das Unternehmen weit besser kennt als jeder noch so gute Berater. Dass Firmen immer öfter in die Weiterbildung von Mitarbeitern investieren, das bestätigt auch Peter Hochegger vom Wifi. 37 Prozent unserer Buchungen werden direkt von den Firmen gemacht, sagt er. Der Mangel an Fachkräften ist das wichtigste Motiv, einen Mitarbeiter beim Wifi anzumelden. In mehr als der Hälfte der Fälle trägt der Arbeitgeber die Kosten. Bei den Unternehmensbuchungen habe es im vergangenen Jahr einen Zuwachs von 16 Prozent gegeben, so Hochegger. Wer nicht investiert, der verliert. Das gilt auch für Ausbildungen und das haben die Unternehmen begriffen. Aber nicht nur das. Wirtschaft und Ausbildungsinstitute kooperieren eng, wenn es um Inhalte und Gestaltung der Lehrgänge geht. Eine Entwicklung, die Bauer von der Uni Graz eindeutig begrüßt. Auch deshalb, weil beim berufsbegleitenden Studium die Nähe zur Praxis vielleicht noch wichtiger sei als im normalen Universitätsbetrieb. Wir kooperieren eng mit den steirischen Leitbetrieben, sagt er. Umso überraschender ist es, dass Sonja Gögele, die an der FH Joanneum drei berufsbegleitende Studiengänge im Bereich IT betreut, zu einer ganz anderen Einschätzung kommt: Die Unterstützung der Arbeitgeber hält

MAGAZIN sich in Grenzen, sagt sie. Die Studiengangsleiterin würde sich wünschen, dass Arbeitgeber ihren Mitarbeitern mehr Teilzeitangebote machen würden, damit sich die Doppelbelastung von Arbeit und Ausbildung leichter unter Wir machen ausbildungsfit Wilhelm Techt, BFI Geschäftsführer einen Hut bringen lasse. Sie befürchtet, dass manche Arbeitgeber auch deshalb zurückhaltend wären, weil die Mitarbeiter nach erfolgreichem Abschluss des Studiums ganz einfach teurer seien als vorher. Dabei sind die Ausbildungen an den Fachhochschulen kostenlos, ein nicht zu unterschätzender Vorteil gegenüber anderen, teils privaten Bildungsanbietern, die sich zunehmend auf dem Markt der akademischen Ausbildungen etablieren. Hinzu kommt, dass Arbeitnehmer, die neben dem Job einen Ausbildung absolvieren, in der Regel im Studium viel erfolgreicher sind, als ihre jungen Kollegen, die nach der Matura zu studieren beginnen. 80 Prozent unserer berufsbegleitenden Studierenden schließen die Ausbildung positiv ab, sagt Gögele. Das liegt auch daran, dass wir in einem Lehrgang meistens um die 50 Studierende und wir daher die Möglichkeit einer intensiven Betreuung und Begleitung haben. Sie rät Menschen, die über eine Zusatzausbildung nachdenken, sich gut mit Arbeitgeber und Familie abzusprechen. Denn ohne die Unterstützung des Unternehmens und der Angehörigen kann die Ausnahmesituation Lernen nach Feierabend leicht zu Konflikten führen, die die Anstrengungen in Gefahr bringen können. Dass diese Abstimmung über den Erfolg in der Ausbildung mitentscheidet, das bestätigt auch Gabriele Hecker, die als Diplomsozialbetreuerin gleich drei berufsbegleitende Ausbildungen absolviert hat. Man ist in dieser Zeit darauf angewiesen, dass der Arbeitgeber bei der Erstellung der Dienstpläne auf die Ausbildung Rücksicht nimmt, sagt sie. Auch die Familie muss damit einverstanden sein, dass man in dieser Zeit nicht alle Aufgaben übernehmen kann. Dass Auszeiten vom Alltag notwendig seien, 19

MAGAZIN DEN GEIST WACH HALTEN Von der Heimhilfe zur Diplomsozialbetreuerin. Gabriele Hecker hat im Zuge ihrer Laufbahn gleich drei berufsbegleitende Ausbildungen absolviert. Als Heimhelferin konnte ich meinen Klienten nur im Haushalt helfen, sagt sie. Das war mir zu wenig. Deshalb hat die gebürtige Eisenerzerin neben dem Job als ersten Schritt die berufsbegleitende Ausbildung zur Fachsozialbetreuerin absolviert. Die von der Caritas angebotene Ausbildung dauert drei Jahre, die Lehrveranstaltungen finden am Abend und an den Wochenenden statt. Ausgegangen ist sich das für Hecker auch deshalb, weil sie während der Ausbildung nur halbtags arbeitete. Es war schon eine rechte harte Zeit, sagt sie heute. Aber diese Ausbildung hat mir nicht nur mehr Kompetenzen an die Hand gegeben, sondern mir auch zu mehr Freude an der Arbeit verholfen, sagt sie. Heute arbeitet Hecker als Diplomsozialbetreuerin im Volkshilfe Pflegeheim Eggenberg in Graz. Das Diplom hat sie sich in einer einjährigen Zusatzausbildung erworben. Mich hat es schon immer interessiert, mit dementen Personen zu arbeiten, sagt sie. Die Ausbildungen haben mir die Arbeit mit alten Menschen sehr erleichtert. Sie sieht die berufsbegleitenden Zusatzausbildungen auch als Chance, den Geist wach zu halten. Nur seinen Job zu machen, das ist der engagierten Frau zu wenig. Dazuzulernen, das bedeutet für sie die Chance, ihren Job besser zu machen und bei der Arbeit mehr Befriedigung zu erfahren. Auch wenn die Zusatzqualifikationen nicht unbedingt zu einem höheren Gehalt führen, kann Hecker berufsbegleitende Ausbildungen nur weiterempfehlen. Gerade mit den Praktika bekommt man neue Kontakte, sagt sie. Die Chancen auf einen guten Job steigen. Bewährt sich jemand in einem Praktikum, dann hat er oder sie gute Chancen, nach dem Ende der Ausbildung übernommen zu werden. Die Ausbildungen haben mir die Arbeit mit alten Menschen sehr erleichtert. Sozialbetreuerin Gabriele Hecker Zuletzt hat Hecker den Kurs zum zertifizierten Anwender für Kinaesthetics gemacht. Eine Ausbildung, die Menschen hilft, körperlich fordernde Arbeiten zu erledigen, ohne dem eigenen Körper zu schaden. 20