Die Kooperation der PH Ludwigsburg mit ihren Partnern im Donau-Raum Projekte, Erfahrungen, Perspektiven



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Transkript:

Die Kooperation der PH Ludwigsburg mit ihren Partnern im Donau-Raum Projekte, Erfahrungen, Perspektiven Peter DINES Dr. phil., Leiter des Akademischen Auslandsamtes der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg: E-Mail: dines@ph-ludwigsburg.de Abstract: This contribution examines the cooperation between Ludwigsburg University of Education, the Danube-Swabian Cultural Foundation and to a lesser extent the German Academic Exchange Service with respect to partnerships and projects developed with educational institutions in South-Eastern Europe. This is followed by a critical assessment of the achievements so far with some suggestions for improvements and further developments. Key words: South Eastern Europe; international cooperation; German language and culture support; foreign and secondary language teaching and methodology. Der folgende Beitrag besteht aus drei Teilen, und zwar aus: einer Bestandsaufnahme über die Zusammenarbeit zwischen der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg (PHL), der Donauschwäbischen Kulturstiftung des Landes Baden-Württemberg (DSKS) und im kleineren Umfang dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) im Donauraum einer kritischen Betrachtung dieser Arbeit Vorschlägen für weitere Entwicklungen. 24

Die Kooperation der PH Ludwigsburg mit ihren Partnern 25 Die Zusammenarbeit zwischen der PHL und der DSKS ist sehr erfolgreich; dies ist nicht nur auf die menschliche Seite und die persönliche Zusammenarbeit zurückzuführen, die ohne Zweifel bestehen, sondern es hat mit den gemeinsamen Interessen und Zielen der beiden Institutionen zu tun, die man erkennt, wenn man die schlüssigen, strategischen Dokumente der beiden Institutionen miteinander vergleicht. Betrachtet man die Leitbilder der beiden Institutionen im Detail, so steht bei der DSKS: (1) [Sie] hat die Aufgabe, im Rahmen des zusammenwachsenden, staatenübergreifenden Europas die Pflege der deutschen Kultur in Ungarn, Rumänien und im ehemaligen Jugoslawien zu fördern und zu unterstützen. Dies gilt vor allem für die noch heute von Donauschwaben bewohnten Gebiete und die dort lebenden Donauschwaben. (2) Sie fördert im Rahmen der verfügbaren Mittel insbesondere die Pflege der deutschen Sprache, vorrangig der deutschen Muttersprache, die Aus- und Weiterbildung vor allem von donauschwäbischen Kindergärtnerinnen und Kindergärtnern, Lehrerinnen und Lehrern, Journalistinnen und Journalisten sowie Kulturschaffenden in deutschsprachigen Ausbildungsstätten und Einrichtungen, den Schüler-, Jugend- und Studentenaustausch sowie sonstige Jugendbegegnungen, Paten- und Partnerschaften mit Städten, Gemeinden und Landkreisen in Ungarn, Rumänien und im ehemaligen Jugoslawien, in denen Deutsche, vorrangig Donauschwaben, leben, den kulturellen Austausch zwischen Vereinen, Verbänden und Gruppen und sonstige kulturelle Maßnahmen und Einrichtungen. Bei der (PHL) heißt es u.a. im Leitbild: [Sie] ist eine staatliche Hochschule des Landes Baden-Württemberg und versteht sich als bildungswissenschaftliche Universität. Sie ist ein wissenschaftliches Kompetenzzentrum für Bildung und Kultur. Grundlegung, Erforschung und Förderung von Bildungsprozessen sind unsere zentralen Ziele. Die enge Verzahnung von Forschung, Lehre und Praxis ist ein spezifisches Qualitätsmerkmal.

26 Peter Dines Die Pädagogische Hochschule Ludwigsburg hat ihre historische Basis als Lehrerbildungsstätte auf alle gesellschaftlichen Handlungsfelder mit Bildungsfragen hin erweitert: Die gesamte schulische Bildung, die Erwachsenen- und Weiterbildung, die außerschulische Kinderund Jugendbildung, die im Sozial- und Kulturbereich verorteten Bildungsaufgaben sowie Bildungs- und Sozialisationsprozesse unter Bedingungen von Behinderung und sozialer Ungleichheit sind Gegenstände unserer Forschung und Lehre. Dies umfasst auch die in den genannten Handlungsfeldern notwendigen Managementaufgaben. Internationalisierung, internationale Vernetzung und Kooperationen zählen zu den Kernelementen unserer Einrichtung. Ein Vergleich des Wortlauts und der Inhalte der beiden Dokumente zeigt eine größere Schnittmenge auf: ein gemeinsames Interesse für Sprache und Kultur, für die Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern, sowie Lehrern und Lehrerinnen auf allen Ebenen, und darüber hinaus ein Engagement für Völkerverständigung und internationale Zusammenarbeit. Die Akzente sind zwar von den Aufgaben und Zielrichtungen her bei den beiden Einrichtungen etwas anders gesetzt die DSKS hat naturgemäß die deutsche Sprache und Kultur im Auge, während die PHL Internationalität per se anstrebt, aber die deutsche Sprache und Kultur werden von der DSKS nicht als etwas Ausschließendes angesehen, sondern als etwas Verbindendes im Rahmen eines zusammenwachsenden Europas. So ist es kein Wunder, dass im Laufe der Jahre die beiden Institutionen zueinander gefunden und eine Reihe von gemeinsamen Projekten sehr erfolgreich durchgeführt haben, die nur mit der Beteiligung des jeweils anderen Partners möglich waren. Das Hauptziel der Projekte ist es, Maßnahmen zu entwickeln und umzusetzen, die die deutsche Sprache und Kultur im Donauraum fördern und unterstützen. Es gibt dabei verschiedene Aspekte, die berücksichtigt werden. Diese betreffen sowohl die sprachliche Entwicklung von jungen Menschen (SchülerInnen und Studierenden), als auch die Verbesserung der Lehrerbildung

Die Kooperation der PH Ludwigsburg mit ihren Partnern 27 und der pädagogisch-methodischen Kompetenzen von aktiven und zukünftigen LehrerInnen. Eine Unterstützung der deutschen Sprache im Donauraum ist aus zwei Gründen nötig. Es besteht erstens die Gefahr, dass durch das Auswandern und die Flucht weiter Teile der deutschen Minderheiten aus den Donaugebieten seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges, die deutsche Sprache (Deutsch als Erstsprache) und die damit verbundene Kultur verschwindet und zweitens, dass durch die zunehmende Rolle des Englischen als lingua franca auch in den Ländern Südosteuropas die deutsche Sprache als erste oder zweite Fremdsprache an den Rand gedrückt wird. Um ein Überleben der deutschen Sprache zu gewährleisten, ist es notwendig, dass Studierende und SchülerInnen die Gelegenheit bekommen, ihre Deutschkenntnisse und -fertigkeiten, die sie zum Teil heutzutage nur an der Schule und nicht im privaten Umfeld erwerben, in einem lebendigen und authentischen Kontext anzuwenden und zu entwickeln. Eine pädagogische und fachdidaktische Unterstützung von DozentInnen und LehrerInnen ist deswegen nötig, weil die KollegInnen sowohl an den Universitäten als auch an den Schulen bis in die neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts von den neueren pädagogisch-didaktischen Entwicklungen abgeschnitten waren, vor allem im Bezug auf eine emanzipatorische Pädagogik und auf Kommunikation ausgerichtete Fremdsprachendidaktik. Dieses Problem tritt jedoch langsam in den Hintergrund, da die Universitäten und Hochschulen, an denen LehrerInnen ausgebildet werden, vor allem in den EU-Ländern, in diesem Bereich große Fortschritte gemacht haben. Ein weiteres politisches Ziel, das mit allen Projekten verfolgt wird, ist das Zusammenbringen von Menschen in Deutschland und in Südosteuropa, die viele Jahre durch den Eisernen Vorhang voneinander getrennt waren. Insofern spielen sie eine wichtige Rolle in der Überwindung der Kluft zwischen Ost und West in Europa. Das Interesse der südosteuropäischen

28 Peter Dines Studierenden an Deutschland ist nach wie vor ungebrochen. Schleppender ist aber das Interesse der deutschen Studierenden an Südosteuropa; hier sind noch Defizite vorhanden, aber nach unserer Erfahrung steigt das Interesse doch stetig, wenn auch etwas langsam. Dies ist aber ein gesamtgesellschaftliches Phänomen. Der Blick der Menschen ist nach Westen gerichtet dies sieht man zum Beispiel an der Zahl der Studierenden, die von der PHL aus ihr Auslandssemester in den USA oder Großbritannien verbringen möchten, im Vergleich zu den Ländern Ost- und Südosteuropas. Dieses einseitige Interesse wird auch durch die zum Teil negative Berichterstattung der Medien beeinflusst, die praktisch nur über politische Probleme, Verbrechen und Korruption etc. in den entsprechenden Ländern schreiben und nicht über deren Erfolge. Die Zusammenarbeit zwischen der DSKS und der PHL gründet auf einer relativ klaren Rollenverteilung. Während die Hauptaufgabe der DSKS vorwiegend in der Finanzierung und im Knüpfen von Kontakten besteht, liegt die Hauptfunktion der PHL als Kompetenzzentrum für die Kulturwissenschaften und für Pädagogik im breitesten Sinne in der operativen Durchführung der Projekte, wobei beide Institutionen an der Entwicklung von neuen Initiativen beteiligt sind. Im Folgenden werden kurz die Programme und Projekte beschrieben, an denen die DSKS und die PHL gemeinsam beteiligt sind (zum Teil auch unter Beteiligung des DAAD). Dabei wird klar, wie tief und breit die Kooperation gestaltet ist. Ungarn Die PHL war koordinierende Hochschule bei einem TEMPUS- Projekt der EU (1991-94) zur Entwicklung der Fremdsprachendidaktik und Umwelterziehung an verschiedenen Hochschulen in Südungarn. Teilnehmende Hochschulen waren: die PH Baja, die PH Békéscsaba und die Universität Pécs. Maßnahmen waren

Die Kooperation der PH Ludwigsburg mit ihren Partnern 29 der Studierendenaustausch, der Dozentenaustausch, Konferenzen zum Thema Zweitsprachenunterricht und Umweltkunde. Hieraus entstand ein DAAD-Programm zur Förderung der deutschen Sprache in Ungarn, die auch den Studierendenaustausch beinhaltete, sowie jährlich stattfindende Sommerakademien für die Weiterbildung von DeutschlehrerInnen in Ungarn. Parallel dazu bieten die PHL und die DSKS KollegInnen und Studierenden die Möglichkeit an, sich an Seminaren zu den Themen Deutsch als Zweitsprache und Theaterpädagogik zu beteiligen. Rumänien Auf Initiative und zunächst finanziert durch die DSKS begann im Jahre 2004 ein gemeinsames Projekt zur Förderung der deutschen Sprache in Rumänien in Zusammenarbeit mit der Babes-Bolyai Universität Klausenburg. Das Programm, das den Studierenden- und Dozentenaustausch umfasst, ging 2006 in die Verantwortung des DAAD über. Ziel war und ist es, die Babes-Bolyai Universität bei der Ausbildung von LehrerInnen für den deutschsprachigen Unterricht zu unterstützen. Dies erfolgt in Form der Vergabe von Semesterstipendien für rumänische Deutschstudierende und Reisekostenzuschüsse für den Lehrendenaustausch in beide Richtungen. Weitere von der DSKS finanzierte Projekte waren: eine LehrerInnenfortbildung in Mediasch zu theaterpädagogischen Themen Jugendcamps und Sprachlager für rumänische, kroatische, serbische und deutsche Kinder die Betreuung einer Promotionsarbeit, Promotion und die damit verbundene geplante Einführung des Faches Theaterpädagogik in Klausenburg Praktika an verschiedenen Kultureinrichtungen in Klausenburg und Hermannstadt in Zusammenarbeit mit der Abteilung Kultur- und Medienbildung der PHL

30 Peter Dines Zusammenarbeit mit der Germanistikabteilung der Babes- Bolyai Universität, einschließlich gemeinsamer Publikationen Zusammenarbeit mit der Germanistikabteilung zum Aufbau einer Abteilung Angewandtes Deutsch in Wirtschaft, Kultur und Medien" (in Planung). die Teilnahme von Ludwigsburger Studierenden des Faches Geschichte an einer grenzüberschreitenden Sommerakademie in Hermannstadt mit Erkundungsreisen in Siebenbürgen ein Semesterstipendium im Fach Theaterpädagogik für eine Deutschlehrerin aus Siebenbürgen eine Forschungsreise für die Magisterarbeit einer Studierenden des Faches Kulturmanagement in Siebenbürgen. Ab dem Wintersemester 2013/14 werden jährlich vier Studierende der Universität Hermannstadt ein gemeinsames Semesterstipendium der PHL und der DSKS erhalten, um Deutsch und Pädagogik an der PHL zu studieren. Serbien Seit 2009 besteht eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Universitäten in Novi Sad und Kragujevac. Hierbei werden in Anlehnung an das Programm mit Klausenburg folgende Maßnahmen durchgeführt: KollegInnen aus dem Fach Deutsch der PHL halten Vorträge und Seminare in den Germanistikabteilungen der serbischen Universitäten zu literaturwissenschaftlichen, linguistischen und didaktischen Themen jährlicher Besuch von vier DozentInnen aus Serbien an der PHL, um in Seminaren zu hospitieren und mit deutschen KollegInnen gemeinsame Veranstaltungen durchzuführen

Die Kooperation der PH Ludwigsburg mit ihren Partnern 31 die Bereitstellung von zwei Semesterstipendien für serbische Studierende, die an der PHL ein Auslandsstudium absolvieren Reisekostenzuschüsse für Ludwigsburger PraktikantInnen, die sprachpraktische Tutorien an der Germanistikabteilung der Universität Novi Sad durchführen die Herausgabe einer Dokumentation der Zusammenarbeit mit Novi Sad und Kragujevac, die auf der Feier zum 25-jährigen Bestehen der DSKS im November 2013 in Ludwigsburg präsentiert wurde. Kroatien Seit 2009 besteht eine Kooperation mit der Universität Osijek. Hier geht es vorwiegend um: die Bereitstellung von Semesterstipendien für kroatische Studierende, die an der PHL Deutsch und Pädagogik studieren wissenschaftliche Unterstützung bei der Fertigung einer Promotion. Darüber hinaus kann man auf folgende weitere gemeinsame Initiativen hinweisen: die Einrichtung von Praktikumsmöglichkeiten für Lehramtstudenten/innen an deutschen Schulen in Siebenbürgen und im Banat (Rumänien), an Schulen in der Vojvodina (Serbien) und in Kroatien (Split und Osijek). die Durchführung im Jahre 2008 einer internationalen Tagung zur Situation der deutschen Sprache und Kultur in den Ländern Südosteuropas. regelmäßig stattfindende gemeinsame Seminare zwischen ungarischen, serbischen, kroatischen, rumänischen und deutschen Studierenden (unter der Leitung von Dr. Stefan Jeuk) zu Themen des Zweitsprachenerwerbs.

32 Peter Dines Kritische Punkte Als Vorbereitung auf die Hermannstädter Tagung im November 2013 habe ich meine KollegInnen um eine kritische Bewertung der bisher durchgeführten Mobilitäten und gemeinsamen Maßnahmen (Seminaren usw.) gebeten. Aus den sich daraus ergebenden Rückmeldungen und eigenen Erfahrungen ergaben sich die im Folgenden aufgelisteten Punkte. Positiv Alle Beteiligten an den bisher beschriebenen Projekten werten ihre Arbeit und die erreichten Ziele als insgesamt sehr positiv. Es ist sehr viel erreicht worden, was am Anfang nicht für möglich gehalten wurde. Auf menschlicher Ebene laufen die Projekte sehr gut man versteht sich gut und es sind echte Freundschaften zwischen KollegInnen, Studierenden udn SchülerInnen entstanden. Die Deutschkenntnisse der SOE-Studierenden sind in der Regel ausgezeichnet. Das Interesse an den SOE-Ländern steigt an der PHL ständig. Man fühlt den SOE-Ländern emotional verbunden so dass man Vorurteilen, die es durchaus gibt, entgegentreten kann. Problematisch Die folgenden Punkte beziehen auch inhaltliche und strukturelle Aspekte ein: Die Anstrengungen und Initiativen bleiben zum Teil unkoordiniert, weil es an einer zentralen Koordinierungsstelle (z.b. an der PHL) für alle Maßnahmen mangelt.

Die Kooperation der PH Ludwigsburg mit ihren Partnern 33 Dadurch entstehen einige Projekte und Initiativen aus zufälligen Begegnungen, d.h. es fehlt auch hier eine Koordinationsstelle, die selbst initiativ und systematisch agiert. Manchmal gibt es Schwierigkeiten bei den inhaltlichen Abstimmungen zwischen deutschen und ausländischen KollegInnen. Dies kann die Folge von persönlichen Präferenzen oder kulturellen Unterschieden oder von beidem sein. Manchmal stehen hierarchische Strukturen wichtigen Entwicklungen im Wege. Einige Hochschulen in den SOE- Ländern sind immer noch stark hierarchisch organisiert, während die PHL sich eher einer flachen personellen Struktur bedient. Dies kann zu Verzögerungen bei der Umsetzung von beschlossenen Maßnahmen führen. Organisationsmängel zeigen sich an der einen oder anderen Stelle, was die Zusammenarbeit behindert. Gelegentlich gibt es Diskrepanzen zwischen Wort und Tat bei den zuständigen Stellen in Bezug auf die Unterstützung von gemeinsam beschlossenen Projekten. Es besteht die Neigung von bestimmten Gruppen sich bei gemeinsamen Seminaren und Veranstaltungen abzusondern. Unsere Erfahrung in Ludwigsburg ist, dass die Gaststudierenden aus den SOE-Ländern sprachlich ausgezeichnet und hoch motiviert sind; wo es Defizite gibt, ist in der wissenschaftlich-kritischen Reflexion. Manche Studierende sind es nicht gewohnt, sich kritisch mit Sekundärtexten und -literatur auseinanderzusetzen und andere Meinungen kritisch zu betrachten, so dass sie dazu neigen, in ihren wissenschaftlichen Hausarbeiten Passagen von anderen AutorInnen einfach zu übernehmen. Aber wir kämpfen in Deutschland auch mit diesem Problem! An der einen oder anderen Hochschule fehlt eine Konzeption von und Verständnis für die Fremdsprachen- oder

34 Peter Dines Zweitsprachendidaktik, die unverzichtbar für eine effektive und erfolgreiche Ausbildung von DeutschlehrerInnen sind, die die deutsche Sprache an den Schulen vermitteln und dadurch ein Überleben der Sprache im Donauraum gewährleisten sollen. Es gibt zwar Fremdsprachenmethodik und Linguistik, aber das Bindungsglied dazwischen, nämlich die Didaktik, fehlt oft. Darüber hinaus werden Pädagogik und Methodik an dem einen oder anderen Lehrstuhl als etwas Minderwertiges im Vergleich zur so genannten Fachwissenschaft angesehen. Diese Erfahrung machten auch wir in Deutschland bis in die neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts; es ist also nichts Ungewöhnliches, aber kontraproduktiv und wenig hilfreich. Schlussfolgerungen Aus den oben genannten ergeben sich für mich zusammengefasst folgende Punkte: 1. Das Ziel muss weiterhin sein, die deutsche Sprache und Kultur im Donauraum zu erhalten, vertiefen und erweitern dies in Konkurrenz zur englischen Sprache; Englisch ist deswegen erfolgreich, weil es wirtschaftliche Vorteile verschafft, sowohl individuelle als auch gesellschaftliche. Englisch ist einerseits mit einer als positiv gesehenen Kultur verbunden, andererseits ist es paradoxerweise kulturfrei, weil eben global. Es muss also in den Schulen und Hochschulen vermittelt werden, warum man Deutsch lernen soll und zwar in ganz praktischen, unidealisierten Begriffen wie ökonomische Vorteile und Nutzen auf der einen Seite, aber auf der anderen Seite müssen die kommunikativen und kulturellen Möglichkeiten für junge Leute auch klar herausgestellt werden. 2. Was an Sprache und Kultur im Donauraum schon vorhanden ist, ist von unschätzbarem Wert, aber ohne Unterstützung von außen und innen wahrscheinlich nicht überlebensfähig:

Die Kooperation der PH Ludwigsburg mit ihren Partnern 35 Deutsch als Erstsprache in den Schulen und Hochschulen muss durch Deutsch als Fremd- bzw. Zweitsprache ergänzt werden. Daraus folgt, dass an den Hochschulen der Fokus zunächst auf die Sprachpraxis, Angewandte Linguistik und Fremdsprachendidaktik fallen sollte. Die Kultur soll als Medium der Sprache im Mittelpunkt stehen, d.h. keine Kulturwissenschaft nur um ihrer selbst willen (diesen schmerzhaften Prozess haben wir auch in Ludwigsburg durchmachen müssen). Literaturwissenschaft kann als wichtiger Teil der Landeskunde (eigentlich als Cultural Studies ) fortbestehen. 3. Wünschenswert ist eine Stärkung des wissenschaftlichen Nachwuchses an den Partnerhochschulen durch vertiefte Kooperationen. Es sollte einen verstärkten Austausch v.a. auf studentischer und Mittelbau-Ebene, längere Forschungsaufenthalte der NachwuchswissenschaftlerInnen (eine Woche ist bei konkreten Projekten zu kurz), mit einem deutlichen didaktischen Schwerpunkt geben. Daraus sollten Kooperationen auf Projektebene und gemeinsame Publikationen entstehen, mit der Möglichkeit der Promotion in Kooperation mit der PHL. Auslandsaufenthalte sollten dadurch aufgewertet werden, dass sie auf das normale Deputat angerechnet werden. Die fremdsprachen- und zweisprachendidaktische Fortbildung der KollegInnen sollte auf jeden Fall eine wichtige Rolle bei der Auswahl der Personen spielen, die an Austauschmaßnahmen teilhaben dürfen. 4. Mehr als bisher sollte die Nutzung von Synergieeffekten bei einer Vertiefung der Zusammenarbeit zwischen den SOE- Partnern erzielt werden, zum Beispiel in Form von Sommerakademien. Dadurch könnten nützliche Erfahrungen, über die die deutschen Hochschulen zum Teil nicht verfügen, effektiv weiter gegeben werden. 5. Die Partnerhochschulen sollten sich schließlich bei aller Offenheit für das Neue der eigenen Stärken doch bewusst sein, d.h. bei allen Reformbemühungen sollte man die eigenen erfolgreichen Traditionen nicht vergessen und neue Methoden

36 Peter Dines und Verfahren im Unterricht für sich adaptieren und mit jenen integrieren. In diesem kurzen Umriss und dieser kritischen Betrachtung war ich bemüht, die großen Erfolge zu würdigen, die wir als Partner bisher gemeinsam erzielt haben, und trotzdem auf Defizite hinzuweisen und entsprechende Lösungswege aufzuzeigen, damit wir uns in Zukunft weiter entwickeln können.