Arbeitsunterlage. Medienpädagogik mit Spielfilmen. www.edugroup.at

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Arbeitsunterlage Medienpädagogik mit Spielfilmen www.edugroup.at Education Group GmbH Anastasius-Grün-Straße 22-24 4020 Linz T +43 732 788078-641 F +43 732 788078-88 E office@edugroup.at

2 Arbeitsunterlage Niederlande/Belgien 2013 Regie: Frans Weisz Länge: 90 Minuten Genre: Kinderfilm FBW: Prädikat besonders wertvoll Eignung: 5.-7. Schulstufe Unterrichtsfächer: Deutsch, Musikerziehung, Religion, soziales Lernen Medienpädagogik mit Spielfilmen Education Group GmbH Anastasius-Grün-Straße 22-24 4020 Linz T +43 732 788078-641 F +43 732 788078-88 E office@edugroup.at www.edugroup.at DarstellerInnen Der Vater, Frank, ist 40 Jahre alt und Holzarbeiter. Er ist still, stur und willensstark. Die Trauer über den Tod Erik ist Finns tapferer Freund und, genau wie Finn, eher ein Außenseiter. Eriks Mutter ist überfürsorglich und sein Vater hat nebenher eine Freundin. Es Der Vater // Daan Schuurmans seiner Frau sitzt tief, aber er redet nicht viel darüber. Frank ist es lieber, wenn alles seinen normalen Gang geht. Ihm wäre es recht, wenn Finn einfach nur Fußball spielen würde, so wie die anderen Jungen. Finn aber möchte etwas ganz anderes und das ist nicht leicht für Frank. Erik // Justin Emanuels ist nicht leicht für Erik, als er feststellt, dass sein bester Freund etwas gefunden hat, das ihre Freundschaft aufs Abstellgleis schiebt. Erik glaubt, dass Finn verrückt geworden ist, dass er Visionen seiner verstorbenen Mutter hatte und sie zurück ins Leben zaubern will. Sind die Dinge wirklich so, wie Finn es sagt? Warum kann Finn nicht einfach nur Finn bleiben? http://www.arsenalfilm.de/finn/index.htm Finn ist neun Jahre alt und lebt nur mit seinem Vater in Drenthe. Finn geht zur Luuk ist ein alter Mann mit starkem Charakter und starkem Willen, aber er ist auch Finn // Mels van der Hoeven Schule und spielt Fußball, aber vor allem ist er ein Träumer. Als ihn das Geigenspiel eines seltsamen alten Mannes bezaubert, möchte er unbedingt selbst lernen, wie man Geige spielt. Aber nicht alle verstehen seinen Wunsch, Musik zu machen. Luuk // Jan Decleir verspielt, voller Freude und etwas exzentrisch. Er hat ein lebhaftes und künstlerisches Wesen. Als Finn ihn um Geigenunterricht bittet, lehnt er zunächst ab, aber als er erkennt, wie lernbegierig der Junge ist, lässt er sich schließlich erweichen. Miss Leonore // Hanna Verboom Miss Leonore ist eine junge, liebe und alleinstehende Lehrerin, die ihr Bestes tut, um Finn zu verstehen und zu unterstützen.

3 Umsetzung ist ein sehr gefühlvoller Film mit märchenhaften Elementen, einem nachdenklichen, verträumten und sensiblen Hauptdarsteller, der seine Rolle großartig spielt und einer ebenso traurigen wie schönen Leitmelodie. Der Regisseur greift schwierige Themen wie Tod und den Umgang mit Trauer auf und nimmt dabei die Kinder in ihrer Gefühlswelt ernst. Der Film ist behutsam inszeniert, lässt seiner Geschichte Zeit und ist trotzdem fesselnd, da das Geheimnis um den Tod der Mutter und Finns Begegnung mit Luuk erst gegen Ende des Films aufgelöst wird. Finns Sehnsucht nach seiner Mutter wird im Film immer wieder durch das Foto seiner Mutter, auf dem sie ihm manchmal zuzwinkert und durch Finns Faszination an ihrer Schneekugel mit Spieluhr, gezeigt. Die zwei Welten, Fantasie und Realität, in denen der Film spielt, sind nicht immer auf den ersten Blick erkennbar. Das Märchenhafte wird durch den Raben eingeführt, der am Ende des Films wieder davonfliegt, als Finn seine Aufgabe gemeistert hat. Kurzinhalt Der neunjährige Finn lebt mit seinem Vater in einem kleinen Dorf. Wie alle Jungen aus seiner Klasse geht er zum Fußballtraining, obwohl er davon wenig begeistert ist. Eines Tages führt ihn ein Rabe zu einem alten Mann, der in einem verlassenen Bauernhof wohnt und wunderschön Geige spielt. Finn ist wie verzaubert von den Klängen der Geige, da ihm dadurch für einen kurzen Moment seine Mutter erscheint, die bei seiner Geburt starb. Von da an ist Finn entschlossen, Geige zu lernen. Doch sein Vater ist damit nicht einverstanden und so geht der Junge in jeder freien Minute heimlich zu Luuk, dem seltsamen Alten, und übt mit ihm Geige, während sein Vater glaubt, er sei beim Fußballtraining. Dadurch vernachlässigt Finn seinen Freund Erik und die Schule, doch er kommt gleichzeitig einem Familiengeheimnis auf die Spur, das die Beziehung zwischen Vater und Sohn auf eine harte Probe stellt. http://www.visionkino.de/webobjects/visionkino.woa/ wa/cmsshow/1256207?_highlight=magie+finn Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit Die Kinder können herausarbeiten, was Finn so stark macht, trotz der Spannungen zwischen ihm und seinem Vater, der Probleme mit seinen Mitschülern und dem Verlust seiner Mutter. Die Themen Verarbeitung von Trauer und Schuld und die Vater-Sohn- Beziehung sind zwar anspruchsvoll, können aber gut durch die Besprechung der Szenen aufgegriffen werden, in denen Finn mit Luuk redet und Geige spielt und als der Vater sein Schweigen bricht. Auch kann die Bedeutung des Raben, des Geigenspiels und die Weihnachtssymbolik am Ende des Films in Bezug zu Finns Geschichte gesetzt werden. Ebenso ist es möglich, Finns Rolle in der Klasse und seine Freundschaft zu Erik zu thematisieren. Im Fach Deutsch können die Märchenmotive des Films betrachtet werden und die Kinder können besprechen, was aus ihrer Sicht Traum und Wirklichkeit im Film ist. Darüber hinaus kann die Bedeutung der Musik für die Verarbeitung von Erlebnissen diskutiert werden. Da der Film sehr berührend ist, sollte den Kindern Zeit zum Nachwirken gegeben werden, bevor ein Gespräch darüber geführt wird. Themen Geige Privatsphäre Fantasie Familie Verlust Freundschaft Märchen Trauer

4 Inhalt Es beginnt mit einem Gespräch am Esstisch: Finn eröffnet seinem Vater, dass er aufhören will mit dem Fußball, was diesen ziemlich erstaunt: "Alle Jungs spielen Fußball", so die Entgegnung des Mannes und fügt dann noch hinzu: "Ich möchte nicht, dass du ein Loner (Einzelgänger) bist." Als Finn dann erfährt, was das Wort bedeutet, bringt er die Sache auf den Punkt, indem er seinem Vater entgegnet: "Das bist du doch auch!" Schon in den ersten Szenen fasst der niederländische Regisseur Frans Weisz die nachdenkliche Stimmung und die Thematik seines Films Finn und die Magie der Musik in eindringliche Bilder, die vieles andeuten, ohne alles auszubuchstabieren. Schon beim ersten Blick auf das Bild einer Frau versteht man, dass es sich dabei um Finns bei dessen Geburt gestorbene Mutter handelt, dass sie der Grund ist für die Einsamkeit des Vaters und für die verträumt-wehmütigen Blicke des Jungen zum Himmel, der seinen ganz eigenen Weg suchen muss in die Zukunft und das Erwachsenwerden. Und dann ist da noch die Sache mit dem Fußball. Finn möchte nämlich nicht nur mit dem Sport aufhören, sondern stattdessen lieber Geige spielen. Immer wieder bemüht der Film in seiner Dramaturgie dabei Elemente aus Märchen, die gut zum verträumten Tonfall des Films passen: Ein Rabe weist dem Jungen seinen Weg und führt ihn zu dem seltsamen Kauz Luuk, der in einem verlassenen Bauernhof haust und dessen Geigenspiel den Jungen zutiefst berührt. Und mehr noch: Vom Klang des Instruments, so scheint es, wird Finns Mutter wieder auf seltsame Weise präsenter und gegenwärtiger, was einen harschen Kontrast zum Verhalten seines Vaters darstellt, der beinahe alle Erinnerungsstücke weggeschlossen hat, als wolle er sich dem Schmerz und der Trauer gar nicht erst aussetzen.

5 fast schon wundersame Weise wieder zusammen. Das wirkt zwar ein wenig überkonstruiert, in der Gesamtschau der Strategien und Wege, die der Film wählt und beschreitet, ist dieses Ende aber nicht nur schlüssig, sondern vor allem schlicht herzerwärmend. Von diesem einen zauberhaften Moment an, steht Finns Wunsch fest er will Geiger werden. Ohne seinem Vater davon etwas zu erzählen, der ihn weiterhin beim Fußballtraining wähnt, überredet Finn den alten Luuk dazu, ihn zu unterrichten. Aber natürlich kann er das Geheimnis nicht auf Ewigkeiten vor seiner Umwelt verbergen. Und die bringt wenig Verständnis für die musikalischen Interessen des Jungen auf, den sie seit seinem Versagen beim Fußball als Außenseiter behandelt. Die Reise, die Finn im Verlauf des Filmes unternimmt, ist nach dem klassischen Muster von Christopher Voglers "Reise des Helden" aufgebaut, die ihrerseits die prinzipiellen Funktionsmechanismen von Sagen und Märchen auf die Sprache des Films überträgt. Kein Wunder also, dass selbst über weite Strecken wirkt wie ein ganz und gar gegenwärtiges Märchen voller Geheimnisse, die der kleine Held im Verlauf seines Weges entschlüsseln und lösen muss. Ausgerechnet an Weihnachten, jenem Tag, an dem Finns Mutter einst starb, fügen sich die verschiedenen losen Fäden und Mysterien von Finns Geschichte auf An manchen Stellen übertreibt es der Film ein wenig mit der Gefühligkeit und Sentimentalität, überwiegend schafft er es aber gut, die feine Balance zwischen seinen kindlichen Phantasiewelten und den Härten des Lebens zu halten. Auch manche dramaturgische Wackligkeiten wären zu bemängeln, doch andererseits fallen all diese kleineren Schwächen am Ende kaum ins Gewicht, denn unterm Strich überzeugt Finn und die Magie der Musik durch das engagierte Spiel seiner Darsteller, die leise Tonart, die er dabei anschlägt und die Thematik, die Frans Weisz und seine Drehbuchautorin Janneke van der Pal mit viel Gefühl für die Zwischentöne transportieren. Joachim Kurz http://www.kino-zeit.de/filme/finn-und-die-magie-der-musik

6 Ein Leben ohne Träume ist wie ein Garten ohne Blumen Märchenhaft sind die Botschaften des Films: Um sein Ziel zu erreichen, ist dem Helden jede List erlaubt (der vorgegebene verstauchte Knöchel, der zufällige Platten am Fahrradreifen). Scheut man die Auseinandersetzung mit dem bösen Wolf (Vater) nicht, kann der Tanz des Lebens (symbolisiert im Paar in der Schneekugel) von neuem beginnen. Staub kann sich über die Vergangenheit legen, denn sie muss nicht mehr in der Gegenwart unter Verschluss gehalten werden. Gefahren sind Teil des menschlichen Lebens, man muss diesen offensiv begegnen (sich in ein verwunschenes Bauernhaus wagen), ansonsten geht man am Leben vorbei, d.h. man bleibt in seinem Kasten gefangen. Dabei darf man nicht aufgeben (man muss üben, üben und nochmals üben). Hilfe kommt dem Mutigen entgegen (Luuk, Frau Eising, die Lehrerin), sobald er sich zusätzlichen Herausforderungen stellen muss (als der Vater entdeckt, dass Finn nicht ins Fußballtraining geht).

7 Mehrere Rahmen geben der Handlung Struktur. Der Flug des Raben in das Geschehen hinein und zum Ende aus dem Geschehen heraus. Weihnachten mit der Geburt Finns und dem Tod seiner Mutter und das Weihnachten mit der Wiedergeburt des Vaters. Der Tanz des Paares mit Musik in der Schneekugel, deren Verstummen und Kaputt-Gehen und der Wiederbeginn dieses Tanzes. Aufgrund ihrer Fähigkeit, hoch in die Lüfte fliegen zu können, gelten Vögel, insbesondere Raben, in manchen Kulturen als Mittler zwischen Himmel und Erde. Sie tragen die Seelen der Toten ins Jenseits empor (Glaube in Südsee-Kulturen), kommen von dort zurück, um sich in Menschen zu verwandeln; wie generell Wandlungsfähigkeit ein Kennzeichen von Raben ist. Helfer unterstützen den Helden, bestärken ihn in seinem Tun. (Lass dir die Musik von niemandem verbieten Frau Eising). Von Luuk bekommt Finn jenes Zaubermittel, die Musik, das seinen Vater ins Leben, d.h. in die Gemeinschaft zurückholt. (Auftritt in der Kirche gemeinsam mit Finn). Ein besonderer Helfer ist Finns Mutter: Sie weiß den Schlüssel in das verschlossene Reich des Vaters, in dem des Rätsels Lösung zu finden ist. Nachdem aus dem Gegeneinander von Vater und Sohn ein Miteinander geworden ist, spricht sie über das Bild auch mit dem Vater. Die Lehrerin schließlich holt Finns Können, Ein Rabe ist es, aus einer anderen Welt kommend, der Finn aus seiner kindlichen, vom Fußball geprägten Welt herausführt. Finn, dessen Mutter bei seiner Geburt an einem Weihnachtsabend gestorben ist, lebt bei seinem Vater. Vom Raben zu einem alten Mann namens Luuk gewandelt, führt dieser mittels zauberhafter Musik den Jungen ein in die Anderswelt eines alten Bauernhofes, der mehr ist als ein Hof: Er war das Zuhause seiner Eltern, hier wurde Finn geboren. Bezaubert von der Musik des alten Mannes, die ihm sogar kurz seine Mutter zurückbringt, beschließt er das Geigenspiel zu erlernen. Sein Vater jedoch versucht dies um jeden Preis zu verhindern. Finn steht vor einem Geheimnis. Wie der Held im Märchen macht sich Finn mit Luuks Hilfe auf, dieses zu entschlüsseln. Der Konflikt mit dem Vater ist programmiert: Das ist mein Bauernhof. Das sind meine Erinnerungen in denen du rumwühlst! Mit Hilfe der Mutter gelingt es Finn, den Schlüssel zu einem Kasten zu entdecken, den der Vater unter Verschluss hält zugleich seine eigene Welt zu schaffen, erwachsen zu werden indem er von nun an seinen eigenen Kasten verschließt. Mit Luuks Hilfe findet Finn den wahren Schlüssel zum Kasten (zur Verschlossenheit) seines Vaters: Dieser hatte einen Auftritt mit dem Concertgebouw-Orchester zeitgleich mit seiner Geburt zuhause. Als er nach Hause kommt, ist seine Frau tot, gestorben an den Folgen der Geburt. und damit jenes des Vaters, hinein in die Gemeinschaft, ins Leben. Mitschüler machen Finn das Leben schwer. Je sicherer Finn in seinem Violinspiel wird, desto selbstsicherer wird er ihnen gegenüber. Die Zeit der Anderswelt ist eine andere als die reale: Im Bauernhof wird die vergangene Zeit zur Gegenwart. Nachdem Finn den Schlüssel zum Kasten seines Vaters gefunden hat (er weiß, wie es zu dessen Verschlossenheit gekommen ist) und sich die beiden aussöhnen, kann das Vergangene tatsächlich vergangen werden: Symbol dafür ist die Staubschicht, die plötzlich über allen liegt.

8 Aufgehoben in der Anderswelt sind auch die Jahreszeiten: Mitten im Sommer schneit es, als Finn seine Mutter im Garten erblickt. Die Aufhebung von Zeit und Jahreszeit betont die Bedeutung des Geschehens, unterstreicht das Außergewöhnliche am Helden. Der Ton spricht an, was im Menschen selber noch stumm ist (Ernst Bloch, Prinzip Hoffnung, Bd.3). Der Ton, das ist jene Musik, die Finn seit jenen Tagen im Mutterleib begleitet und verzaubert. Jene Musik, die in diesen Nächten ihr Unwesen treiben, stellen eine Gefahr für das Leben dar (Raunächte). Helles (Geburt Finns) und Dunkles (Tod der Mutter) fallen an diesem Weihnachtstag zusammen. Die mögliche Geburt des Vaters als gefeierter Musiker endet in Agonie. So turbulent die Stürme in Vivaldis Winter im Konzerthaus toben, so dramatisch verlaufen die Szenen zuhause. Finns Geburtstag ist zugleich jener Tag, an dem alles neu beginnt: das zweite Weihnachten des Lebens: Der Retter ist geboren. Das begreift letztendlich auch der Vater, der wieder die Musik des Lebens aufnimmt, im gemeinsamen Spiel mit seinem Retter, seinem Sohn Finn, der ihn aus dem Kasten, d.h. seiner Einsamkeit, befreit hat. Luuk kann sich nun verabschieden, hat seine Aufgabe erfüllt, verlässt während des Konzerts von Vater und Sohn die Kirche. Der Rabe schwingt sich hoch in die monderhellte Nacht. Das Paar in der angeblich kaputten Schneekugel tanzt wieder, instand gesetzt durch Finn, der ihm neue Energie einhaucht, indem er die Batterien, d.h. seine Lebensenergien, nicht für etwas Nebensächliches verwendet (ein elektronisches Spiel). Finn noch vor seiner Geburt gehört hat, von der Mutter mit der Schneekugel an ihn gesandt, führt ihn nun über das Geigenspiel von Luuk ins Leben zurück indem er nun selber diese Musik spielt. Die Wissenschaft bestätigt: Das Gehör ist das Organ, das bereits im Mutterleib fertig ist. Das kleine Wesen hört mit, zum Beispiel das zauberhafte Spiel der Schneekugel. Außergewöhnlich ist das Geburtsdatum des Helden: Weihnachten ist im Jahreskreis der Natur der Wendepunkt aus den dunklen Tagen hinein in die hellen. In dieser Wendezeit lauern große Gefahren Geister, die Der Zauber der Musik: Das ist letztendlich die Fähigkeit sich durch das Leben tragen zu lassen, indem man der Wahrheit ins Auge sieht mag diese noch so dramatisch und traurig sein und tanzt. Glück und Tragödie sind ein Paar in unserem Leben. Unglück ist noch lange kein Grund seine Geige in den Kasten zu stellen und für immer einzuschließen. Vielmehr lautet die Botschaft des Märchens: Es ist nie aller Tage Abend. Bis zum letzten Atemzug kann man Blumen in den Garten seines Lebens pflanzen. Manchmal braucht es dafür einen Helfer um das zu erkennen; etwa einen nachtschwarzen Raben, der einen in die Zaubergärten des Lebens entführt. Überlegungen zum Film erstellt von HD OSR Johann Grabner (NMS Rainbach) Arbeitsunterlagen Auf www.edugroup.at/filmerziehung stehen Arbeitsblätter zum Download zur Verfügung. Die Arbeitsblätter wurden von HD OSR Johann Grabner (NMS Rainbach), erstellt. Gutes Gelingen der Vor- und Nachbereitung wünscht Ihnen das Edugroup-Filmpädagogikteam! Partner: Ein Unternehmen der Innovationsholding des Landes OÖ