Wasser für Berlin. klares Wasser klare Information

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Wasser für Berlin klares Wasser klare Information

Inhalt Trinkwasser 4 Wasser für Berlin Dienstleistung und Daseinsvorsorge 6 Qualität Immer frisch und verfügbar 10 Wo kommt das Wasser her? Vom Wasserwerk durchs Rohrnetz zum Kunden 14 16 Grundwasserschutz Die Schatzkammern Berlins liegen 150 m tief Wasserkreislauf Wir helfen der Natur auf die Sprünge 18 Stadtbekannte Symbole Abwasser 20 Kanalisation Unterwelt mit System für Schmutz- und Regenwasser 23 Wir klären das Wie aus Abwasser wieder frisches Wasser wird 27 Kostbarer Abfall Aus Klärschlamm entstehen Wärme und Elektroenergie 28 Kanalbetrieb Wir gehen der Sache auf den Grund Bildnachweis 2 Berliner Wasserbetriebe David Ausserhofer Pablo Castagnola Joachim Donath gezett Konzept und Bild Christina Sandrock Stefan Klonk Marcus Strenk Max Lautenschläger Christoph Musiol Benjamin Pritzkuleit René Quabbe Mechthild Wilhelmi Malte Jaeger istockphoto 3, 18, 19, 33, 34 2, 6, 8 U1, 2, 5, 7, 8, 9 U1, 3, 10, 11, 14, 15, 16, 17, 18, 22, 23, 25, 26, 27, 28, 35 2, 3, 29, 30, 31, 32, 33 U1, 2, 4, 9, U4 3, 8 29 27, 30 5 12, 13, 32 5 2, 22, 23, 24 27 29 U1, 3, 8 Grafiken Büro Botsch Berlin Marcus Strenk Gestaltung/Grafiken 10, 11, 12, 20, 21, 24, 25 4, 19 Martina Bolz 30 Hilfe! Rohrbruch! Rund um die Uhr im Einsatz: unser Entstörungsdienst 31 Ein Unternehmen mit Tradition Eine kurze Chronik der Berliner Wasserbetriebe 3

Wasser für Berlin Moderne Technologien, nachhaltiges Wirtschaften und Verantwortung gegenüber Berlin und den Berlinern. Das ist für uns Daseinsvorsorge und Dienstleistung für die Stadt. Wasser ist unser Element. Wir holen Grundwasser aus dem Boden, das in den Wasserwerken belüftet und gefiltert wird. Fertig ist das Berliner Trinkwasser. Ohne Chemie. Berliner Trinkwasser ist ein natürliches Produkt. Deswegen ist es auch so hart, sprich mineralreich, wie es in der Natur vorkommt. Gebrauchtes Wasser ist Abwasser. Darum kümmern wir uns auch. Es wird in der Kanalisation gesammelt, zu den Klärwerken gepumpt und dort nach modernsten Standards gereinigt. Die Berliner Wasserbetriebe sind das größte Unternehmen der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung in Deutschland. Wir versorgen 3,5 Millionen Berlinerinnen und Berliner und fast 100.000 Einwohner im Umland mit Trinkwasser. Hinzu kommt die umweltgerechte Ableitung und Reinigung des Abwassers in Berlin sowie von 500.000 Menschen im Umland. 4 Mit modernen Anlagen garantieren wir die Lieferung von hochwertigem Wasser, das die Grenzwerte der Trinkwasserverordnung einhält und unterschreitet. Täglich leiten unsere Wasserwerke rund 600.000 Kubikmeter (m3) Trinkwasser an Bevölkerung, Industrie und Gewerbe. Eine Spitzenleistung von über 1 Mio. m3 ist möglich. Die Klärwerke reinigen an jedem Tag rund 660.000 m3 Abwasser. Die Anlagen sind mit neuester Verfahrenstechnik zur biologischen Nährstoffentfernung ausgestattet. Auch in anderen Fragen sind wir Dienstleister für Berlin. Wir sanieren und regulieren wo dies mit unseren Wasserwerken möglich ist im Auftrag des Landes Berlin Grundwasser. Wir reinigen den Tegeler See und füllen die Grunewaldseen. Wir forschen an neuen Technologien, sind ein bedeutender Arbeitgeber, Lehrausbilder und Investor in Berlin. 5

Trink w ass erquali t ä t Trink w ass erquali t ä t Wasser aus dem Hahn ein Quell der Erfrischung Das Berliner Trinkwasser ist von hervorragender Qualität und stammt aus einem regionalen Kreislauf. Für diesen Kreislauf tragen wir Sorge: durch eine naturnahe Wasseraufbereitung, Grundwasseranreicherung und gründliche Reinigung des Abwassers, das nach Gebrauch wieder in den Kreislauf zurückfließt. Das alles funktioniert so gut, dass das Berliner Trinkwasser nicht nur sämtliche Vorgaben der deutschen Trinkwasserverordnung einhält, sondern sogar unterschreitet. Auch die Stiftung Warentest empfiehlt, lieber Wasser aus dem Hahn als aus Flaschen zu trinken. Trinkwasser ist in Deutschland das am besten kontrollierte Lebensmittel. Es muss so beschaffen sein, dass es ein Leben lang in unbegrenzter Menge ohne gesundheitliche Beeinträchtigungen zur Ernährung genutzt werden kann. Damit Wasser als Trinkwasser bezeichnet und als Lebensmittel verwendet werden darf, muss es der deutschen Trinkwasserverordnung entsprechen, einem sehr strengen Gesundheitsgesetz. Die Organisatoren eines bundesweiten Trinkwassertests urteilten im Sommer 2003: Noch nie, seit valide Messergebnisse vorliegen, hatten die Deutschen so reines Wasser wie heute. Streng kontrolliert Die Anforderungen, die der Gesetzgeber an die Trinkwasserqualität stellt, sind höher als die an Mineralwasser. Das wird ständig überprüft. An 104 Entnahmestellen, die sich im gesamten Stadtgebiet befinden, werden direkt beim Verbraucher regelmäßig Proben genommen und kontrolliert. Darüber hinaus wird das Trinkwasser in den Wasserwerken täglich auf seine chemische Zusammensetzung hin untersucht. Um rechtzeitig Schadstoffe im Trinkwasser auszumachen, wird auch verwendet werden. Die Waschmittelindustrie ist gesetzlich verpflichtet, abgestufte Dosierempfehlungen für die Härtebereiche weich, mittel und hart deutlich sichtbar auf den Verpackungen anzugeben. das Rohwasser der Brunnen regelmäßig kontrolliert. So stellen die Wasserwerke sicher, dass sie Verunreinigungen im Grundwasser in ihrem Umfeld rechtzeitig erkennen. Das Berliner Trinkwasser ist mit seinem hohen Calcium- und Magnesiumgehalt und seinem geringen Gehalt an Chloriden und Sulfaten ein hervorragender Durstlöscher. Auch mit Kohlensäure versetzt schmeckt es. Entsprechende Geräte dafür sind im Handel erhältlich. Für die Herstellung von Säuglingsnahrung kann das Berliner Trinkwasser wegen seines niedrigen Nitratgehalts ohne Bedenken verwendet werden. Der von der Trinkwasserverordnung vorgeschriebene Grenzwert von 50 Milligramm (mg) pro Liter wird in Berlin mit 1,1 bis 3,9 mg pro Liter deutlich unterschritten. Hart und mineralreich Wasser ist von Natur aus ein sehr gutes Lösungsmittel. Auf seinem Weg durch die verschiedenen Bodenschichten nimmt es viele natürliche Stoffe und Mineralien auf, auch Calcium und Magnesium, die die Härte des Wassers bestimmen. Je nach geologischen Verhältnissen im Untergrund ist der Anteil dieser im Wasser gelösten Stoffe unterschiedlich. Generell gilt: Je höher der Anteil der Mineralien, desto härter ist auch das Wasser. Calcium und Magnesium werden deshalb auch als Härtebildner bezeichnet. Berlin hat hartes Wasser. Es liegt mit seiner Härte von 15,5 bis 25,2 dh (Grad deutscher Härte) im Härtebereich hart. Die Härte des Wassers wird nach der internationalen Einheit Millimol je Liter (mmol/l) gemessen. Ein Härtegrad ( dh) entspricht 0,179 mmol/l, das sind 10 mg/l CaO (Calciumoxid). Der Härtebereich hart ist durch mehr als 2,5 mmol/l Gesamthärte (14 dh) gekennzeichnet. Die Analysewerte des Berliner Trinkwassers sind im Internet auf www.bwb.de/ qualitaet tabellarisch, die wichtigsten Werte auch nach Postleitzahlen geordnet abrufbar. Die Kenntnis der Trinkwasserhärte ist wichtig für die richtige Dosierung von Wasch- und Reinigungsmitteln. Waschaktive Substanzen benötigen weiches Wasser, um optimal wirken zu können. Je weicher das Wasser ist, desto weniger Waschmittel sollte Ein Auszug aus den Analysenergebnissen: Durchschnitts- Grenzwerte nach werte mg/l* Trinkwasserverordnung mg/l Nitrat NO3 3,12 50 111 Calcium Ca 2 + Magnesium Mg 2 + 10,6 Natrium Na + 37 200 Sulfat SO4 2-118 240 Chlorid Cl 54 250 * alle Berliner Wasserwerke 2012 6 7

Trink w ass erquali t ä t Kein Blei mehr ab 2013 Praktisch im Büro: Trinkwasserspender Modern und sparsam Wasser darf nicht vergeudet werden. Das gilt überall. Aber in Berlin sind Spar-Appelle oder Werbung für die zusätzliche Regenwassernutzung weder ökologisch noch wirtschaftlich geboten. Die Hauptstadt verfügt anders als andere Regionen über ein großes Grundwasserreservoir, ist sozusagen auf Wasser gebaut. Zudem bedeutet sinkender Verbrauch steigende Kosten für die Sicherung der Wasserqualität auf dem Weg zum Kunden und für die Pflege des Kanalnetzes. Diese Kosten machen einen nicht unbeträchtlichen Teil des Wasser- und Abwasserpreises aus. Dass deswegen Wasser verschwendet wird, muss aber niemand befürchten. Schon die Entwicklung der Technik im Haushalt wie in Unternehmen schließt das aus. Eine Frage der Nutzung Das von den Wasserwerken gelieferte Trinkwasser muss als Lebensmittel nicht enthärtet oder anders behandelt werden. Für einige Verwendungszwecke hat hartes Wasser jedoch Nachteile. Es steigert beispielsweise den Verbrauch von Seife und Waschmitteln und bildet Wasserstein, besonders in Warmwassergeräten. Bei Temperaturen über 60 C fällt der Kalk aus und setzt sich ab. In der Folge steigt der Energieverbrauch und Wasserleitungen in den Geräten verstopfen. Die Trinkwasserverordnung schreibt vor, dass ab 1. Dezember 2013 ein Liter Wasser höchstens 0,01 mg Blei enthalten darf. Bis dahin gilt der Grenzwert 0,025 mg je Liter. Diesen Grenzwert erfüllt das Berliner Trinkwasser mit weniger als 0,005 mg Blei schon immer. Dennoch kann das Trinkwasser durch alte Bleirohre in den Häusern belastet werden. Das ist besonders für Säuglinge und Kleinkinder gefährlich. Deshalb sollten alte Bleileitungen in der Hausinstallation möglichst schnell ausgewechselt werden. Wir tauschen die inzwischen seltenen Hausanschlussleitungen aus Blei schrittweise aus. Für die Installation in den Gebäuden sind die Hauseigentümer verantwortlich. Die Versorgungsrohre unter den Straßen sind nicht aus Blei, sondern aus Gusseisen oder Stahl. Tipps Klar ohne Chlor Trinkwasser, das vollständig aus Grundwasser gewonnen wird, gilt als keimfrei und muss deshalb nicht gechlort werden. Lediglich nach Rohrbrüchen und anderen Reparaturen am Rohrnetz wird kurzzeitig an diesen Stellen gechlort. Auch andere Zusätze, wie z. B. Fluoride zur Kariesvorbeugung, werden dem Berliner Trinkwasser nicht beigemischt. Wie kann man sich aber zunächst helfen, wenn man weiß, dass das Trinkwasser noch durch Bleirohre in der Wohnung ankommt? Am einfachsten ist es, morgens das Wasser vor allem, wenn es längere Zeit in der Leitung stand ablaufen zu lassen, bis es richtig kühl ist. Das kostet nicht viel. Für Säuglinge und Kleinkinder sollte vorsichtshalber Mineralwasser verwendet werden. zum Umgang mit hartem Wasser Tee Teefreunde schätzen weiches Wasser. Aber mit einem kleinen Trick wird auch hartes Wasser schnell weich: Man lässt es einfach zwei bis dreimal im offenen Kessel aufwallen. Dabei setzt sich der Kalk ab. Anschließend wird das Wasser etwas abgekühlt, nochmals aufgekocht und dann über den Tee gegossen. Kaffeemaschine Ist die Kaffeemaschine einmal verkalkt, hilft ein Kalkentferner. Die gleiche Wirkung erzielt etwas Essigessenz oder Zitronensäure. Schon nach kurzer Behandlung löst sich der Kalk. Badewanne Wassersteinflecken in der Badewanne lassen sich mit Spezialmitteln aus dem Fachhandel leicht entfernen. Waschmaschine Auf jeder Waschmittelverpackung finden sich Dosierempfehlungen der Waschmittelindustrie für die einzelnen Härtebereiche. Um das Abwasser nicht unnötig zu belasten, sollte nur soviel Waschmittel wie angegeben verwendet werden. Geschirrspüler Das Spezialsalz für die Geschirrspülmaschine enthärtet das Wasser. Es muss immer rechtzeitig nachgefüllt werden. 17 Trinkbrunnen gibt es in der Stadt Dampfbügeleisen Dampfbügeleisen können mit abgekochtem Wasser gefüllt werden. Destilliertes Wasser ist nicht unbedingt erforderlich. Erwärmen reicht Kalk setzt sich erst bei einer Wassertemperatur von über 60 C ab. In den meisten Fällen kommt man im Haushalt mit niedrigeren Temperaturen aus. Es empfiehlt sich daher, Heißwasserbereiter so einzustellen, dass diese Temperatur nicht überschritten wird. Das spart Energie und verhindert Kalkablagerungen. Die Gewohnheit, Wasser zum Sieden zu bringen und dann durch Zugabe von kaltem Wasser die gewünschte Wärme zu erhalten, ist nicht zweckmäßig. 8 9

Trink w ass er au f b erei tung Der Weg des Wassers 2 3 4 5 6 Wo kommt das Wasser her? Wasserwerk: Aus Grundwasser wird Trinkwasser Auf dem Weg durchs Rohrnetz: Wie das Wasser zum Verbraucher kommt 1 Neun Wasserwerke versorgen Berlin und angrenzende Gebiete im Berliner Umland mit Trinkwasser. Die Werke liegen in der Nähe von Seen und Flüssen oder in ausgedehnten Waldgebieten und fördern Grundwasser. Dies bildet sich aus versickerten Niederschlägen sowie aus versickertem Oberflächenwasser, so genanntem Uferfiltrat. Da die Versickerung langsam und durch viele verschiedene Bodenschichten vor sich geht, sorgt sie dabei für eine gründliche natürliche Reinigung. So entsteht ein qualitativ hochwertiges Grundwasser. Jeder Einwohner Berlins nutzt im Durchschnitt 110 Liter Wasser pro Tag. Für Haushalte, Industrie und Gewerbe werden im Durchschnitt täglich 520.000 m3 Trinkwasser bereitgestellt. Maximal 1 Million Kubikmeter sind möglich. Aus rund 650 Brunnen minimal 30 m und maximal 170 m tief gelangt das Grundwasser zu den Wasserwerken, wo es aufbereitet und in Reinwasserbehältern gespeichert wird. Je nach Bedarf wird das Wasser aus den Behältern in das 7.900 km lange, weit verzweigte Rohrnetz gepumpt. Wasserwerke und Zwischenpumpwerke sind durch ein engmaschiges Netz von Transportleitungen miteinander verbunden. Daher stammt das Trinkwasser im Netz fast immer von mehreren Wasserwerken zugleich. Versorgung nach Bedarf Zuerst wird das Grundwasser belüftet 10 Versorgungsengpässe werden durch das Zusammenwirken der Werke verhindert. Selbst wenn ein Wasserwerk ausfällt, führt das nicht zu einem lokalen Zusammenbruch der Wasserversorgung. Aus den drei großen Wasserwerken Tegel, Friedrichshagen und Beelitzhof, werden jeweils zwei kleinere Wasserwerke und die Pumpwerke im Versorgungsnetz mit überwacht und gesteuert. Eine zentrale Steuerung über ein Leitsystem für alle Werke ist möglich. Berlins geografisch tiefst gelegener Ortsteil ist mit 32 m über dem Meeresspiegel (NN) Wannsee im Südwesten, Buch im Nordosten liegt mit 64 m über NN am höchsten. Wegen dieser Unterschiede ist das Rohrnetz in eine nördliche und eine südliche Hochstadtzone und in eine Tiefstadtzone im Bereich des Urstromtals unterteilt. Unter den Straßen Berlins liegen heute fast 7.900 km Rohrleitungen für die Trinkwasserversorgung. Der Hauptanteil entfällt mit rund 6.400 km auf die Versorgungsleitungen mit einem Durchmesser von 5 bis 30 cm. Die 1.500 km Hauptleitungen haben einen Durchmesser von bis zu 1,40 m. 52 % dieser Rohre bestehen aus Grauguss, 26 % aus duktilem Gussrohr, 12 % aus Zement, 9 % aus Stahl und ein kleiner Rest aus Kunststoff. Hausanschlussleitungen sind zumeist aus Stahl oder Kunststoff. Die wenigen noch vorhandenen alten Anschlussleitungen aus Blei werden durch die Berliner Wasserbetriebe ausgetauscht. Das Durchschnittsalter der Rohre liegt in Berlin bei 52 Jahren; die ältesten Rohre sind etwa 120 Jahre alt. Bei der Neulegung von Haupt- und Versorgungsleitungen werden heute Rohre aus duktilem Guss bis zu einem Durchmesser von 30 cm, bei größeren Querschnitten Rohre aus Stahl verwendet. 7 1 Tiefbrunnen Von den neun Wasserwerken werden insgesamt rund 650 Brunnen betrieben. Sie sind zwischen 30 m und 170 m tief. Hauptsächlich handelt es sich dabei um Vertikalbrunnen, die stündlich zwischen 40 m3 und 400 m3 Rohwasser fördern. Zwei Horizontalfilterbrunnen können stündlich bis zu 1.600 m3 Rohwasser je Brunnen liefern. 2 Belüftungsanlage Das Rohwasser enthält keinen freien Sauerstoff. Es wird deshalb in den Belüftungskammern über Düsen versprüht oder über Wehrüberfälle geleitet und kann so den Sauerstoff der Luft aufnehmen. 3 Reaktionsbecken Im Rohwasser sind Eisen- und Manganverbindungen gelöst. Sie oxidieren mit dem nun vorhandenen Sauerstoff und bilden Flocken, die sich absetzen. Damit dieser Vorgang in Ruhe ablaufen kann, durchströmt das Wasser die Reaktionsbecken in 15 bis 60 Minuten. Reinwasserbehälter im Wasserwerk Tegel Sie sind innen gegen Korrosion mit Zementmörtel ausgekleidet. Für Hausanschlussleitungen werden Rohre aus Kunststoff verwendet. Richtiger Druck stets im Blick In Berlin gibt es rund 273.000 Hausanschlüsse, die von den Versorgungsleitungen abzweigen, außerdem annähernd 68.000 Hydranten sowie mehr als 96.000 Absperrarmaturen. Druck und Durchfluss werden an zahlreichen Punkten des Rohrnetzes ständig überwacht. Der Versorgungsdruck liegt zwischen 4,5 und 5,5 bar. Mit diesem Druck kann auch die oberste Etage eines fünfgeschossigen Gebäudes komfortabel versorgt werden. Hohe oder hoch gelegene Gebäude haben eigene Druckerhöhungsstationen. Wassertürme werden in Berlin nicht mehr betrieben. 4 Schnellfilteranlage Die restlichen Eisenflocken und das Mangan werden in der Schnellfilteranlage aus dem Wasser entfernt. Das geschieht in Filterbecken mit einer zwei Meter dicken Filtersandschicht. Ist diese Sandschicht verschlammt, wird sie mit Luft und Wasser saubergespült. 5 Reinwasserbehälter Aus dem Rohwasser ist Reinwasser geworden. Im Reinwasserbehälter wird es gespeichert. Aus den Brunnen werden relativ konstante Wassermengen gewonnen. Die Inanspruchnahme von Trinkwasser schwankt jedoch je nach Tageszeit und Wochentag. Der Reinwasserbehälter ist deshalb nicht nur ein Speicher, er dient auch als Ausgleichsbecken. 6 Maschinenhaus Die Reinwasserpumpen im Maschinenhaus fördern das Trinkwasser durch Rohrleitungen zum Verbraucher. Die Pumpen werden von Elektro- oder Dieselmotoren angetrieben. So ist die Wasserversorgung auch dann gesichert, wenn die öffentliche Stromversorgung einmal ausfallen sollte. 7 Hausanschluss Vom Wasserwerk nimmt das Trinkwasser über Zwischenpumpwerke und ein rund 7.900 km langes Netz von Haupt- und Versorgungsleitungen den Weg zum Kunden. Mehr als 270.000 Hausanschlüsse gibt es in der Stadt, von dort wird das Wasser über die Hausinstallation in die einzelnen Wohnungen verteilt. 11

Trink w ass er au f b erei tung Trink w ass er au f b erei tung Auf dem Weg zum Kunden Die Wasserbetriebe haben das Versorgungsgebiet in fünf Wasserbezirke aufgeteilt. In deren Zentren liegen so genannte Rohrnetzbetriebsstellen, deren Mitarbeiter für die Wartung und Instandhaltung des Rohrnetzes sorgen. Jährlich führen sie rund 5.300 Reparaturen an Rohrleitungen und Armaturen durch, davon allein 2.000 aufgrund von Rohrbrüchen an Versorgungs- und Hausanschlussleitungen. Dazu sind im Jahr rund 21.000 Straßenaufgrabungen nötig. Um Schäden vorzubeugen, überprüfen Mitarbeiter der Berliner Wasserbetriebe jährlich mehr als 68.000 Armaturen im Rohrnetz auf ihre Zugänglichkeit und Funktionstüchtigkeit und erneuern zahlreiche Hinweisschilder. Außerdem werden in jedem Jahr rund 2 km Rohrleitungen gereinigt und mit Zementmörtel ausgekleidet, um die Durchflussleistung zu verbessern. Zur Wartung des Rohrnetzes werden darüber hinaus alle vier Jahre die Hauptleitungen systematisch nach Lecks abgesucht. Dadurch gibt es in Berlin nur geringe Wasserverluste. Sie liegen bei weniger als vier Prozent. Straßenquerschnitt im Mischsystem Feuerwehrkabel Stromkabel Gas Gas Trinkwasser Trinkwasser Fernwärme Abwasserhauptsammler 12 Mischwasserkanal Datenkabel Kleine Fachkunde Exakte Messung Hauptleitungen sind Wasserleitungen, in denen Wasser über größere Strecken transportiert wird. Sie liegen zum größten Teil unter der Fahrbahn, sind in Berlin zwischen 40 cm und 1,40 m stark und werden heute aus Stahl mit Betonauskleidung verlegt. Die Hausanschlussleitung führt von der Wasserversorgungsleitung in der Straße zum Absperrventil hinter dem Wasserzähler. Danach beginnt die Kundenanlage. Die Hausanschlussleitung wird durch die Berliner Wasserbetriebe instand gehalten. Am Ende jeder Anschlussleitung befindet sich eine Wasserzähleranlage, um die in der jeweiligen Immobilie genutzte Wassermenge festzustellen. Die Wasserzähler sind Eigentum der Berliner Wasserbetriebe. Sie werden alle fünf Jahre geprüft und geeicht. Das geschieht in der gesetzlich anerkannten Prüfstelle für Kaltwassermessgeräte, die sich bei den Wasserbetrieben befindet. In Berlin werden pro Jahr etwa 46.000 Wasserzähler ausgewechselt. Unter der Erde ist fast so viel Verkehr wie oberhalb: Hier sind die Leitungen aller Versorger vergraben. Am tiefsten liegen meist die Kanäle für das Abwasser. Im Hauptsammler fließt das Abwasser mehrerer Kanäle zum Abwasserpumpwerk und danach ins Klärwerk. Der Mischwasserkanal transportiert Schmutzwasser aus Haushalten und Regenwasser aus den Straßenabläufen. Für Trinkwasser gibt es in der Mitte der Straße eine große Versorgungsleitung und unter dem Gehweg eine kleinere, aus der die Häuser versorgt werden. Übrigens: Mit Hilfe des Wasserzählers können auch undichte Stellen in den Hausleitungen festgestellt werden. Wenn alle Wasserhähne und sonstigen Zapfstellen im Haus geschlossen sind, darf sich kein Zahnrad auf dem Wasserzähler mehr drehen. Dreht sich trotzdem eines, sollte ein Installateur mit der Schadensuche beauftragt werden. Die meisten Berliner, nämlich diejenigen, die in einem Mehrfamilienhaus wohnen, bekommen ihren Wasserzähler nie zu sehen. Das genutzte Wasser wird in Berlin normalerweise pauschal nach der Größe der Wohnung mit der Miete verrechnet. Die Berliner Wasserbetriebe rechnen den Wasserverbrauch grundstücksweise mit dem jeweiligen Eigentümer ab. Versorgungsleitungen zweigen von den Hauptleitungen ab, liegen meist unter den Gehwegen und haben einen Durchmesser bis 30 cm. Sie bestehen heute aus duktilem (schmiedbarem) Gusseisen mit Betonauskleidung. Hausanschlussleitungen heißen die Rohre, die von der Versorgungsleitung abzweigen und auf das Grundstück zur Wasserzähleranlage führen. Sie sind heute aus Kunststoff. Straßenablauf 1313

Wass erge w innung Wass erge w innung Verbote in der Zone I Der Fassungsbereich, die Zone I, ist ein Streifen von 10 m Breite zu beiden Seiten einer Brunnenreihe. Hier gelten strengste Sicherheitsvorschriften. In der unmittelbaren Umgebung einer Grundwassergewinnungsanlage sind jegliche Nutzung und jeder Eingriff in die obere Bodenschicht, vor allem jede Verunreinigung, verboten. Ausgenommen sind Wartungsarbeiten an Brunnen oder Erneuerungen von Brunnen durch die Berliner Wasserbetriebe. Grundwasserneubildung Trinkwasser wird aus Grundwasser gewonnen. Dieses bildet sich ständig neu, indem Niederschlags- und Oberflächenwasser aus Flüssen und Seen versickert. Darüber hinaus wird Grundwasser mit gereinigtem Oberflächenwasser künstlich angereichert. Der Weg vom Niederschlags- und Oberflächenwasser zum Grundwasser geht durch die Porenräume der Sandund Kiesschichten, durch die das Wasser langsam und gleichmäßig fließt. Viele Schadstoffe werden schon in den oberen Bodenschichten herausgefiltert. Das Wasser wird so auf natürliche Art gereinigt. Je stärker die Bodenschicht ist, die das Grundwasser überdeckt, und je mehr Ton und Schluff sie enthält, desto geringer ist die Gefahr einer Grundwasserverunreinigung. Verunreinigungen im Grundwasser können die Trinkwasserversorgung gefährden. Deshalb wurden im Bereich von Wassergewinnungsanlagen Schutzgebiete mit Nutzungseinschränkungen festgelegt. Im Einzugsbereich der Brunnen, die für die Trinkwasserversorgung Berlins genutzt werden, gibt es keine schweren Grundwasserverunreinigungen. Aber es ist nicht garantiert, dass die Brunnen der Wasserwerke ungefährdet bleiben. So wurden im Zustrom des heute stillgelegten Wasserwerks Johannisthal industrielle Altlasten entdeckt. Sie machten eine Sanierung des Grundwasserleiters notwendig, die noch nicht abgeschlossen ist. 14 Grundwasserbrunnen im Wasserschutzgebiet Rehwiese Die Schatzkammern Berlins liegen bis zu 170 Meter tief Das Berliner Trinkwasser kommt aus rund 650 Grundwasserbrunnen, die allesamt in Wasserschutzgebieten liegen. Übrigens: Alle Berliner Wasserschutzgebiete zusammen sind so groß wie 31.000 Fußballfelder. Die Berliner Wasserbetriebe entnehmen das Grundwasser aus Tiefenschichten, die sich während der Eiszeit vor 10.000 Jahren gebildet haben. Diese Formation heißt auch Berlin-Warschauer-Urstromtal. Der Untergrund besteht bis zu einer Tiefe von rund 150 m aus Sanden und Kiesen mit eingelagertem Geschiebe mergel und Tonbänken. In diesen viel Wasser führenden Schichten befindet sich Süßwasser. Darunter liegt eine zusammenhängende, etwa 100 m dicke Tonschicht. Sie trennt das Süßwasserstockwerk von dem noch tiefer liegenden Salzwasserstockwerk. Grundwasser für die Versorgung Berlins ist in reichlicher Menge und guter Qualität vorhanden. Um diesen natürlichen Schatz zu bewahren, wurden Wasserschutzgebiete in der näheren Umgebung von Wassergewinnungs- anlagen festgelegt. Je nach Entfernung von den Brunnen sind dort Nutzungen oder Handlungen, die eine Gefährdung des Grundwassers darstellen können, entweder vollständig verboten oder nur mit besonderer Genehmigung erlaubt. Die Wasserschutzgebiete bestehen aus drei Schutzzonen: einer weiteren (Zone III), einer engeren (Zone II), und dem so genannten Fassungsbereich (Zone I). Die Grenzen der Schutzgebiete werden durch Isochronen bestimmt. Das sind Linien, die aus der Fließzeit des Wassers zum Brunnen berechnet werden. Isochronen werden aus Fließrichtung und -geschwindigkeit des Grundwassers ermittelt. Wie schnell und wohin das Wasser fließt, wird anhand der Beschaffenheit des Bodens und seiner Durchlassfähigkeit berechnet. Wasserschutzgebiet Jungfernheide Grundwasserbrunnen an der Havel Verbote in der Zone III Verbote in der Zone II Die Zone III wird in den neueren Berliner-Schutzzonen-Verordnungen in die Zone III A (500- bis 1.000-TagesIsochrone) und III B (10- bis 30-JahresIsochrone) unterteilt. Dieser Bereich muss vor nicht oder nur schwer abbaubaren chemischen und radioaktiven Stoffen geschützt werden. Zone III umfasst je nach geologischer Beschaffenheit ein Gebiet mit einem Radius von ungefähr 2,5 km um die Brunnen. In diesem Umkreis ist alles verboten, was zur Verunreinigung oder geschmacklichen Beeinträchtigung des Grundwassers führen könnte. Hierzu gehört das Einleiten von Abwasser, von Kühl- und Kondenswasser oder auch von Niederschlagswasser (außer Niederschlagswasser von den Dächern) in den Untergrund. Wohnsiedlungen und gewerbliche Anlagen ohne Anschluss an die öffentliche Kanalisation dürfen nicht errichtet werden. Das Parken, Waschen oder Reparieren von Kraftfahrzeugen dazu zählt auch ein Ölwechsel auf unbefestigtem Boden ist nicht erlaubt. Die Zone II entspricht der 50-Tages-Isochrone und umfasst einen Durchmesser von mindestens 100 m um die Brunnen. Sie dient dem hygienischen Schutz des Grundwassers, vor allem dem Schutz vor pathogenen, also krankheitserregenden Verunreinigungen (z. B. Bakterien, Viren, Parasiten etc.). Nach einer Fließzeit von 50 Tagen werden pathogene Stoffe fast vollständig abgebaut. Neben den Beschränkungen in der Zone III sind alle Nutzungen, die eine dauerhafte Anwesenheit von Menschen und Tieren bedeuten oder die obere Bodenschicht beseitigen oder zerstören, gefährlich und deshalb verboten. Dazu gehören Bau und Umbau von Gebäuden, Erdaufschlüsse (Gruben, Gräben usw.) sowie der Transport und die Lagerung wassergefährdender Flüssigkeiten, auch von Schutt und Müll. Das Parken, Waschen oder Reparieren von Kraftfahrzeugen auf unbefestigtem Boden ist nicht erlaubt. Darüber hinaus ist es in diesem Gebiet untersagt, Tiere zu gewerblichen Zwecken zu halten, natürliche Dünger, Unkraut-, Schädlingsbekämpfungs- und Pflanzenschutzmittel zu verwenden sowie Zelt- und Parkplätze oder Bootsstege einzurichten. Die Verordnungen für die Wasserschutzgebiete gibt die für Umwelt zuständige Senatsverwaltung heraus. Sie werden in den Gesetz- und Ordnungsblättern für Berlin veröffentlicht. Wer vorsätzlich oder fahrlässig gegen die Verbote verstößt, begeht eine Ordnungswidrigkeit und muss mit hohen Geldstrafen rechnen. Wasserschutzgebiet am Wannsee Der Grundwasserschutz stellt in Berlin aufgrund der intensiven Freizeitnutzung und der dichten Besiedlung ein besonderes Problem dar. Viele Industriestandorte liegen an Gewässern und in unmittelbarer Nähe von Wasserwerken. Die meisten Wasserschutzgebiete an Havel, Spree und Dahme sind zugleich Freizeit- und Erholungsgebiete für die Berliner. Es gibt zehntausende Boote, es wird gebadet und gesurft. Hier ist die Vernunft der Bürger gefragt. 15

Wass erk reislau f Wass erk reislau f Eine saubere Sache Wir helfen der Natur auf die Sprünge: Anlagen reinigen Fluss- und Seewasser, das dann ins Grundwasser versickert wird Strandbad am Tegeler See mit Grundwasserbrunnen Grundwasser ist in Berlin und Umgebung aufgrund der günstigen geologischen, hydrogeologischen und klimatischen Bedingungen ausreichend vorhanden. Trotzdem können wir in dieser an sich wasserreichen Region nicht uneingeschränkt Trinkwasser schöpfen. Die Grundwasserressourcen müssen wirtschaftlich und ökologisch sinnvoll bewirtschaftet werden. Da Menge und Qualität in den Einzugsgebieten unterschiedlich sind, setzen die einzelnen Wasserwerke verschiedene Lösungen für die Grundwasserbewirtschaftung um. Zum einen müssen Defizite in der Wasserbilanz, zum anderen potenzielle Gefährdungen durch industrielle Altlasten und natürliche Belastungen berücksichtigt werden. Als natürliche Sickerbecken dienen neben der Kuhlake im Spandauer Forst vor allem die Gewässer der Grunewaldseenkette (Schlachtensee, Krumme Lanke, Grunewaldsee, Hundekehlesee und Waldsee). Erdbecken wurden bei den Wasserwerken Tegel und Spandau angelegt. Im Umfeld des Wasserwerks Stolpe wird Havelwasser auf den Havelwiesen eingestaut. Phosphor raus alles klar Das Wasser wird vorgereinigt, bevor es versickert. In zwei Aufbereitungsanlagen für Oberflächenwasser (OWA) werden nach dem Prinzip Flockung-Sedimentation-Filterung die abfilterbaren Stoffe sowie die Phosphor- und Stickstoff- verbindungen reduziert. Dazu wird das Wasser mit Flockungsmitteln versetzt und dann gefiltert. Die Oberflächenwasseraufbereitungsanlage Beelitzhof reinigt Wannseewasser, das in die Grunewaldseen übergeleitet wird. Vor der Behandlung enthält dieses Wasser etwa 0,4 mg Phosphor je Liter. Diese Nährstoffmenge begünstigt das Algenwachstum und gefährdet damit das biologische Gleichgewicht der Seen. Nach der Reinigung durch die OWA sind es heute weniger als 0,01 mg Phosphor je Liter. Die Wasserqualität des Schlachtensees hat sich dadurch deutlich und sichtbar verbessert. Vor der Inbetriebnahme der Oberflächenwasseraufbereitungsanlage kamen dort über 1 mg Phosphor auf einen Liter Wasser. Mittlerweile sind es nur noch etwa 0,03 mg Phosphor je Liter. Ebenfalls mit großem Erfolg wird seit 1985 Wasser, das in den Tegeler See fließt, durch die OWA Tegel an der Buddestraße gereinigt. Hier wird sowohl der Klarwasserablauf des Klärwerks Schönerlinde nachbehandelt, der über den Nordgraben und das Tegeler Fließ führt, als auch Wasser, das über eine Leitung aus der Oberhavel gepumpt wird. Dadurch wird der Wasseraustausch im See gesteigert. Heute ist der Tegeler See mit Sichttiefen um drei Meter das sauberste Gewässer im Berliner Spree-Havel-System. Boden wirkt als Filter Havelwiesen Stolpe: "Nachschub" für das Grundwasser Das Versorgungsgebiet Berlin hat eine Fläche von 892 km2 und 3,5 Millionen Einwohner. Die größte Ausdehnung von Osten nach Westen beträgt 45 km, von Norden nach Süden 38 km. In Ost-West-Richtung durchfließt die Spree das Stadtgebiet, die ein etwa 7 km breites, im Norden und Süden von Hochflächen begrenztes Tal bildet, das bei Spandau in das Tal der Havel ausläuft. Diese Täler sind Teile des so genannten Berlin-WarschauerUrstromtals, das die Wassermassen gebildet haben, die nach der Eiszeit abgschmolzen sind. In einer Tiefe von 30 bis 50 m sind sie mit Sanden und Kiesen ausgefüllt. Diese Kiesschichten sind die Träger des Grundwasservorkommens, auf das sich die Trinkwasserversorgung von Berlin stützt. 16 Nicht überall bildet sich auf natürlichem Wege genug Grundwasser neu, um die benötigten Mengen entnehmen zu können. Deshalb reichern die Berliner Wasserbetriebe in der Nähe vieler Brunnen das Grundwasser mit vorgereinigtem Oberflächenwasser an. Dies geschieht, indem Wasser in flachen Erdbecken oder in natürlichen Teichen und Gräben angestaut wird. Da der Boden in Berlin überwiegend aus Sand, also aus wasserdurchlässigem Material besteht, kann das Wasser gut versickern und bis zum Grundwasser vordringen. Die oberen Bodenschichten wirken dabei wie ein riesiger Filter. Durch die natürliche Reinigungskraft des Bodens wird das Wasser in physikalischer, chemischer und biologischer Hinsicht so weit verbessert, dass es dem natürlichen Grundwasser gleicht. Auf dem Weg zu den Brunnen nimmt das versickernde Wasser auch die Temperatur des Grundwassers an. Grundwasseranreicherung Spandau Oberflächenwasseraufbereitungsanlage Tegel 17

B erlin er Wass er zei ch en Stadtbekannte Symbole Auf den zweiten Blick: Wo die Berliner Wasserbetriebe überall zu finden sind zu Lande, zu Wasser und in der Luft Kundendienst im Einsatz Sanierung von Abwasserkanälen und Sanierung von Trinkwasserleitungen Amtliches Verkehrszeichen Amtliches Verkehrszeichen Trinkwasserbrunnen Warnschild Das blaue Schild Das grüne Schild Verbot für Fahrzeuge mit einer Ladung von mehr als 3.000 l wassergefährdender Stoffe. Bauabschnitt: Unter den Linden (zwischen Friedrichstraße und Wilhelmstraße) Wasserschutzgebiet. Steht in 500 m Abstand von Trinkwasserbrunnen. Vorsicht mit wassergefährdenden Stoffen! Bauzeit: April 2012 Oktober 2012 Erlaubnisbehörde: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Telefon 030.90139 3000 Bauherr: Berliner Wasserbetriebe Telefon 0800.292 75 87 www.bwb.de/baustellen Bauausführung: Musterfirma XY Telefon 030.888 888 88 www.musterfirma xy.de Hydrant (auch: Unterflurhydrant) Ist in das Pflaster von Straßen oder Gehwegen eingelassen. Bitte nicht zustellen oder darüber parken! Auf die Lage der Hydranten weist das rot umrandete weiße Schild (unten rechts auf dieser Seite) hin. Armatur Liegt auch auf Straßen oder Gehwegen und dient der Sperrung oder Entlüftung von Abwasserdruckleitungen. Auf Armaturen weist das grüne Schild (nächste Seite unten rechts) hin. Straßenablauf /Gully Durch Straßenabläufe, auch Gullys genannt, werden Niederschläge und anderes Wasser von der Straße in Regen- oder Mischwasserkanäle abgeleitet. Feststoffe setzen sich in dafür vorgesehenen Sieben ab. Schieberarmatur Liegt auf Straßen oder Gehwegen und dient der Sperrung von Rohrleitungen, z. B. nach einem Rohrbruch. Wo Schieberarmaturen liegen, zeigt das blaue Schild (nächste Seite unten rechts). Baustellenschild Diese Schilder informieren über Baumaßnahmen der Berliner Wasserbetriebe Mit Hilfe des QR-Codes gelangt man direkt auf die Baustelleninformation auf www.bwb.de/baustellen Hauswasserzähler Ist im Keller oder Schacht zwischen der Anschlussleitung und den Hausleitungen installiert und misst den Wassergebrauch. Das rot umrandete weiße Schild zeigt die Lage eines Hydranten an. Dieser Hydrant befindet sich an einer Wasserleitung von 100 mm Durchmesser. Er liegt vier Meter rechts vom Schild und 8,2 Meter davor. Schachtdeckel Dieser Schmuckdeckel liegt seit dem Frühjahr 2006 vor vielen Sehenswürdigkeiten in der Stadt. Jeder Kanal hat etwa alle 60 m eine Öffnung nach oben. Durch diese Öffnung können Kanalarbeiter einsteigen, den Kanal lüften, Reinigungsgeräte in den Kanal bringen, Verstopfungen beseitigen oder Kanalschlamm entfernen. 18 Dieser liegt im Umkreis des Wasserwerks Spandau. In der unmittelbaren Umgebung der Brunnen ist jeder Eingriff in die belebte Bodenschicht und jede Verunreinigung verboten. Auch in der engeren Schutzzone bis zu 200 m und in der weiteren Schutzzone bis zu 2,5 km Entfernung von den Brunnen sind Nutzungseinschränkungen und Auflagen zu beachten. weist auf einen Absperrschieber hin. Er liegt an einer Leitung von 100 mm Durchmesser. Die Zahlen unter dem T geben die Entfernung vom Schild an: 2,5 m links und 2,2 Meter in gerader Richtung vor dem Schild. An Notauslässen von Pumpwerken und an Regenauslässen ist das Baden im Sommer und das Betreten der Eisfläche im Winter sehr gefährlich! weist auf eine Armatur einer Abwasserdruckleitung hin. Er liegt an einer Leitung von 400 mm Durchmesser. Die Zahlen unter dem T geben die Entfernung vom Schild an: 2,8 m in gerader Richtung vor dem Schild. Beobachtungsrohr zur Kontrolle des Grundwasserstands 19

K analis a tio n K analis a tio n Unterwelt mit System Aus Trinkwasser wird Abwasser. Es fließt über Hausanschlusskanäle im freien Gefälle zum Sammelkanal in den Straßen und durch immer größer werdende Kanäle zu Pumpwerken, die es zum Klärwerk befördern. Die Berliner Abwasserkanäle sind 9.600 km lang. Das entspricht einer Strecke von Berlin bis Peking. Das Trennsystem Im Trennsystem werden Schmutzund Regenwasser in zwei getrennten Kanalisationen abgeleitet. Das Abwasser aus Haushalten, Gewerbe und Industrie fließt in Schmutzwasserkanälen zu Pumpwerken, die es weiter zu den Klärwerken befördern. Der Vorteil ist, dass das Abwasser in gleichmäßig konzentrierter Form anfällt und die mitunter großen Regenwassermengen nicht durch die Kanäle, Druckrohre und Reinigungsanlagen transportiert werden müssen. Regenwasserkanäle leiten die Niederschläge in nahe liegende Flüsse, Kanäle, Bäche oder Seen. In Gebieten mit durchlässigem Boden versickert das Regenwasser an Ort und Stelle. Wenn Straßen stark befahren sind, werden jedoch Regenwasserkanäle gebaut, um den Abfluss zu sichern und Schadstoffe gezielt abzuleiten. Rund 62 % des Kanalnetzes besteht aus Steinzeugrohren. Die Abmessungen von Straßenkanälen reichen von 20 cm Durchmesser bis zu begehbaren Hauptsammelkanälen von 2,80 m Durchmesser oder gemauerten Kanälen von maximal 4,20 m Breite und 3,20 m Höhe. Der kleinste Durchmesser für Hausanschlusskanäle beträgt 15 cm. Becken fangen Regen auf Mehr als 160 Notauslässe und Regenüberläufe gibt es in Berlin. Sie befinden sich an der Spree, der Havel, der Panke, dem Landwehrkanal, dem Teltowkanal, dem Neuköllner und dem Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal. An wichtigen Punkten liegen Regenbecken. Sie fangen das Mischwasser bei kurzem und starkem Regen auf, um ein Überlaufen in die Gewässer zu vermeiden. Wenn der Regen versiegt und die Pump- und Klärwerke entlastet sind, kann der Beckeninhalt abgepumpt und gereinigt werden. Bei lang anhaltenden starken Niederschlägen wird das Wasser in den Becken vorgeklärt. Berlin ist wabenartig in Entwässerungsgebiete aufgeteilt, deren Grenzen nicht nach Bezirken sondern nach Flussläufen und Kanälen ausgerichtet sind. Sie folgen den unterschiedlichen Höhenverhältnissen. Die Abwasserkanäle führen immer zum tiefsten Punkt des Entwässerungsgebiets. Dort liegt ein Pumpwerk, das das Abwasser zu den Klärwerken fördert. Die Berliner Abwasserkanäle sind insgesamt rund 9.600 km lang. Darunter sind 4.330 km Schmutzwasserkanäle, 3.300 km Regenwasserkanäle und 1.920 km Mischwasserkanäle. Etwa drei Viertel des kanalisierten Gebiets in Berlin wurden als Trennsystem konstruiert, ein Viertel als Mischsystem. 20 Für das Kanalnetz werden folgende Materialien verwendet: Steinzeugrohr bei Schmutz- und Mischwasserkanälen Betonrohr bei Regenwasserkanälen Stahlbetonrohr bei allen Arten von Kanälen Beton oder Mauerwerk bei allen Arten von Kanälen, wenn wegen der örtlichen Gegebenheiten ein Sonderprofil nötig ist Trennsystem Mischsystem Der Berliner Untergrund Kleine Materialkunde Das Mischsystem Im Mischsystem werden Schmutz- und Regenwasser gemeinsam in einem Kanal abgeleitet. Besonders in der Innenstadt, wo unter den Straßen neben U-Bahn und anderen Leitungen sehr wenig Platz ist, hat dieses System Vorteile. Allerdings fällt bei der Bemessung der Kanalisation der Regenwasseranteil sehr stark ins Gewicht, weil bei Regen ein Vielfaches des Abwassers abzuleiten ist als bei trockenem Wetter. Um die Größe der Mischwasserkanäle in einem wirtschaftlich vertretbaren Rahmen zu halten und Kanäle sowie Klärwerke von zu großen Regenwassermengen zu entlasten, gibt es im Kanalnetz und in der Nähe von Pumpwerken Stauräume oder Regenüberläufe. Bei Regen können dort fast eine Viertelmillion Kubikmeter Wasser aufgestaut werden. Bis 2020 sollen insgesamt 306.000 m3 Stauraum existieren. So läuft weniger verschmutztes Wasser aus dem Kanalnetz in die Gewässer über. Bei starkem Regen können die Klärwerke nicht das gesamte zufließende Wasser reinigen. In diesen seltenen Fällen wären sie überlastet und der biologische Reinigungsprozess wäre nachhaltig gestört. Damit das nicht passiert, wird die Maximalleistung der Pumpwerke technisch auf die maximale Reinigungsleistung der Klärwerke begrenzt. Wird das Stauvolumen der Mischwasserkanäle überschritten, gelangt das von den Pumpwerken nicht erfasste Gemisch aus Regenwasser und Schmutzwasser durch Regenüberläufe in den Mischkanälen in die Gewässer, ohne vorher gereinigt zu werden. Das passiert aber nur bei außergewöhnlich starken Wolkenbrüchen. Kantstraße Ku Damm 21

Begrünte Intensivreinigung Retentionsbodenfilter Rententionsbodenfilter am Abwasserpumpwerk Adlershof Im Stadtgebiet gibt es mehr als 100 unterirdische und oberirdische Stauräume sowie Speicherbecken, die insgesamt rund 900.000 m3 Regenwasser aufnehmen können. Mit dieser Wassermenge könnte man das Olym-piastadion wenn man es als Stauraum missbrauchen würde bequem füllen. Je nach Lage und Art der Becken wird der Schmutz aus dem Regenwasser entfernt oder dieses samt Schmutz nur zwischengespeichert, bevor es ins Klärwerk fließt. Eine besondere Form dieser Reinigungsanlagen sind Retentionsbodenfilter. Diese Filter reinigen verschmutztes Regenwasser von stark befahrenen Straßen und Gewerbeflächen, indem sie mithilfe eines Substrats und Schilfpflanzen lösbare Verunreinigungen aus dem Wasser filtern und zurückhalten. Die Berliner Wasserbetriebe haben bisher vier Retentionsbodenfilter am Biesdorfer Baggersee, in Adlershof, in Blankenburg und am Halensee gebaut. Pumpenschacht Beckenüberlauf Entlastung zum Gewässer Leichtflüssigkeitsabscheider Verteiler Klärwerk Waßmannsdorf, im Hintergrund Faultürme Drosselschacht Überlauf Wir klären das Filterschicht Verteilerrinne Notüberlauf Filterbecken Absetzbecken Wie aus Abwasser wieder frisches Wasser wird Gewässer zum Klärwerk Dichte Beckensohle Dränrohr Zulauf Querschnitt eines Retentionsbodenfilters Mit Druck zum Klärwerk Abwasserpumpwerk Hohenzollerndamm Blick ins Abwasserpumpwerk 22 Geklärtes Wasser Die Druckleitungen, in denen das Abwasser von den Pumpwerken zu den Klärwerken gepumpt wird, bestehen zum größten Teil aus Grauguss. Sie haben einen Durchmesser von 15 cm bis 1,60 m. Weitere Materialien sind: außen Stahlrohr mit Bitumenüberzug bzw. Kunststoffbeschichtung oder duktiles Gussrohr mit Bitumenüberzug und Zementmörtelauskleidung innen. trierbaren Stoffe an ihnen lagern sich u. a. Schwermetalle an und von 70 % der Phosphorverbindungen befreit. Zusammen mit umfangreichen Sanierungsarbeiten in der Kanalisation dienen diese Anlagen dem Ziel, im Spree-Havel-Flusssystem bis 2015 einen guten ökologischen Zustand zu erreichen. Die Kanäle leiten das Abwasser zu einem von 152 Pumpwerken im Stadtgebiet. Das in den Kanälen gesammelte Regenwasser fließt zuerst in ein Becken, in dem sich der mitgeschwemmte Schmutz absetzt. Im eigentlichen Filter werden dann die gelösten Verunreinigungen wie Phosphor, Stickstoff und Schwermetalle im Substrat und in den Pflanzen gebunden. Die Schilfpflanzen sorgen dafür, dass der Filter nicht verstopft. Nach der Passage des Filters ist das Wasser dann von 80 % der abfil- Die Pumpwerke sind durch ein 1.160 km langes Druckleitungsnetz untereinander verbunden. Hauptpumpwerke fördern das Abwasser über diese Druckleitungen zu den Klärwerken. Sie sind Leitstelle für die automatisch arbeitenden Anschluss-, Über- und Regenpumpwerke, die von hier aus überwacht und ferngesteuert werden. Bald werden alle Berliner Pumpwerke von einer einzigen Schaltwarte aus überwacht und gesteuert. Abwasser ist einerseits Schmutzwasser aus Haushalten, Gewerbe und Industrie und andererseits Niederschlagswasser, also Regen. Abwasser aus Haushalten besteht aus Toilettenwasser, Küchenwasser mit Gemüse- und Speiseresten sowie Putz-, Wasch- und Badewasser. Niederschlagswasser enthält den Schmutz von Dächern, Höfen, Gärten, Straßen und Plätzen. Abwasser kann mit ungelösten und gelösten Stoffen verschmutzt sein. Ungelöste Stoffe schwimmen im Wasser oder sinken. Gelöste Stoffe sind nur biologisch oder chemisch vom Wasser zu trennen. Es gibt aber auch halbgelöste Stoffe, Kolloide genannt. Sie sind als Trübung zu erkennen. Alle diese Stoffe setzen sich aus organischen und mineralischen Bestandteilen zusammen. In den sechs Berliner Kläranlagen werden die ungelösten und biologisch abbaubaren gelösten Schmutzstoffe zu 95 % zu- Nährstoffe Phosphor- und Stickstoffverbindungen sind wichtige Nährstoffquellen für Pflanzen, auch für solche, die im Wasser wachsen. Durch Abwasser und Ausspülungen aus landwirtschaftlich genutzten Flächen reichern sich in Gewässern Nährstoffe an. Es kommt zu einem vermehrten Algenwachstum, das einem Vegetationszyklus unterliegt. Absterbende Algen sinken auf den Boden, wo sie von Mikroorganismen abgebaut werden. Dadurch werden Phosphate und Stickstoffverbindungen freigesetzt. Das führt zu einer Anreicherung von Nährstoffen und verbraucht Sauerstoff. rückgehalten. Kriterien, die die Verschmutzung des Abwassers beschreiben, sind der biochemische Sauerstoffbedarf (BSB5), der chemische Sauerstoffbedarf (CSB) sowie der Gehalt an Phosphor und Ammonium-Stickstoff. Der BSB5 ist die Menge an Sauerstoff, die in fünf Tagen bei 20 C durch den Abbau der organischen Stoffe von Mikroorganismen verbraucht wird. Der CSB, der chemische Sauerstoffbedarf, ist der ermittelte Verbrauch an Kaliumchromat, der bei der chemischen Oxidation von organischen Wasserinhaltsstoffen entsteht. Er wird als Sauerstoffäquivalent in Milligramm pro Liter angegeben. Zur Sicherung einer hohen Reinigungsleistung werden die jeweiligen Konzentrationen im Ablauf der Kläranlagen regelmäßig kontrolliert. Sie liegen in den Berliner Klärwerken zumeist unter den vorgegebenen Grenzwerten. Je nährstoffärmer ein Fluss oder See ist, desto klarer ist sein Wasser. Jeder Mensch produziert täglich mit seinem Abwasser etwa drei Gramm Phosphor in Form von Phosphaten und zwölf Gramm Stickstoff. In Berlin darf die Phosphatkonzentration umgerechnet auf Phosphor im Ablauf der Klärwerke den Wert von 0,5 bzw.1 mg pro Liter nicht überschreiten. In den Berliner Klärwerken liegt der Jahresmittelwert zwischen 0,3 und 0,7 mg je Liter. Das bedeutet, 97 % der im Abwasser vorhandenen Phosphate werden entfernt. Schwermetalle Durch Einleitungen aus der Industrie, aber auch aus Haushalten, gelangen Schwermetalle in das Abwasser. Der Schwermetallgehalt im Berliner Abwasser ist niedrig. Chrom, Nickel und Cadmium sind nur in geringsten Mengen anzutreffen. Das am häufigsten vorkommende Schwermetall im Berliner Abwasser ist Zink. Seine Konzentration liegt bei 0,2 bis 0,5 Mikrogramm pro Liter und stammt zu einem Drittel aus der Industrie. Der Rest stammt unter anderem aus verzinkten Hausinstallationsrohren oder von Dachrinnen. 23

A b w ass erb ehan dlung Die Reinigung des Abwassers 1 Abwasserpumpwerk 2 Rechenanlage 3 Sandfang 4 Vorklärbecken 5 Belebungsbecken 6 Nachklärbecken 7 Rückführung Vom Schmutzwasser zum Spreewasser Sechs Klärwerke reinigen das Abwasser aus Berlin und Umland In Ballungsgebieten wie Berlin werden besonders hohe Anforderungen an die Reinigung des Abwassers gestellt. Die sechs Klärwerke der Berliner Wasserbetriebe reinigen bei Trockenwetter täglich rund 650.000 m3 Abwasser. Geklärt fließt es in die Spree und in die Havel direkt oder über die Erpe, die Panke, den Nordgraben oder den Teltowkanal. Das sind Gewässer mit geringem Volumen und geringer Fließgeschwindigkeit. Fundstücke aus dem Klärwerksrechen Das Abwasser, das von den 1 Pumpwerken über Druckleitungen zu den Klärwerken befördert wird, durchläuft zunächst in den Klärwerken die mechanische Reinigungsstufe. In der 2 Rechenanlage werden grobe Verunreinigungen wie Papier, Textilien und Plastik zurückgehalten. Automatische Harken entfernen die an den Rechen hängen gebliebenen Abfälle, die entwässert in Containern gesammelt und dann umweltgerecht verwertet werden. 24 Das Abwasser durchfließt anschließend den 3 Sandfang. Er besteht aus langen Rinnen, in denen sich bei einer Strömungsgeschwindigkeit von rund 30 cm je Sekunde grobe mineralische Stoffe wie Sand, Kies und Steine am Boden absetzen. Diese Stoffe werden durch Räumer in Trichter geschoben und in Sandwaschbehälter gepumpt. Dort wird der Sand von organischen Stoffen befreit, entwässert und später verwertet. In den 4 Vorklärbecken wird die Fließgeschwindigkeit des Abwassers auf etwa 1,5 cm je Sekunde reduziert, so dass sich hier leichtere ungelöste Stoffe auf dem Beckenboden absetzen können. Die schwimmfähigen Teilchen sammeln sich an der Wasseroberfläche. Den abgesetzten Schlamm schieben Räumer in Schlammtrichter. Der Schlamm wird zwischengespeichert und anschließend zur Schlammbehandlung gepumpt. Schwimmstoffe, die an der Wasseroberfläche treiben und zum größten Teil aus Fett bestehen, werden entfernt. Das mechanisch vorgereinigte Abwasser fließt in die 5 Belebungsbecken der biologischen Reinigungsstufe. In dieser Reinigungsstufe werden gelöste organische Stoffe sowie Phosphor- und Stickstoffverbindungen abgebaut. Dies erledigen Bakterien und andere Mikroorganismen, die den belebten Schlamm bilden. Der erste Teil der Belebungsbecken wird sauerstofffrei gehalten. Dadurch werden Bakterien angeregt, in der anschließenden sauerstoffreichen Zone der Belebungsbecken Phosphorverbindungen aus dem Abwasser zu entfernen. Die Stickstoffverbindungen werden durch andere Bakterien reduziert, die ebenfalls den wechselnden Sauerstoffkonzentrationen ausgesetzt sind. Biologische Reinigung und Nachklärung Zusätzlich zur biologischen Phosphorentfernung kann bei Bedarf eine chemische Simultanfällung durchgeführt werden. Hierbei werden als Fällmittel Eisen(II)-Sulfat oder Eisen(II)-Chlorid in gelöster Form in die Belebungsbecken Klarwasserablauf des Klärwerks Ruhleben gegeben. Es entsteht Eisen(III)-Phosphat, das sich mit dem biologischen Schlamm vermischt. Anschließend fließt das Abwasser durch die 6 Nachklärbecken. Hier hat der belebte Schlamm mehrere Stunden Zeit, sich abzusetzen. Dieser Schlamm wird in Trichter geschoben und dann größtenteils in die Belebungsbecken zurückgepumpt, um dort die Anzahl der Mikroorganismen konstant zu halten. Der überschüssige Schlamm gelangt zur Schlammbehandlung. 7 Das gereinigte Abwasser wir nennen es Klarwasser wird in Gewässer geleitet und gelangt so zurück in den natürlichen Wasserkreislauf. 25