Die vier Parameter beim Fotografieren: Das Motiv Das Equipment Das Licht Der Standpunkt Der Zeitpunkt S 02-1 Normalerweise steht das Motiv im Vordergrund: wir wissen, was wir fotografieren wollen, dann überlegen wir, welches Equipment wir benötigen, dann wählen wir den geeigneten Zeitpunkt und danach den Standpunkt. Die Reihenfolge kann auch anders sein! Das Licht, eine zentrale Komponente, ist abhängig vom Zeitpunkt, vom Standpunkt, aber - bei künstlicher Beleuchtung - auch vom Equipment (Blitz / Scheinwerfer / Spiegel)).
Architekturfotografie Das Motiv Das Motiv S 02-2 Für den Normalfall gilt: wir wissen, was wir fotografieren wollen! In unserem Fall eine Plakatwand. Die Lage und das Plakat-Motiv dürfen wir uns noch aussuchen. Der Vorteil beim Plakat: wenn wir nicht gerade ein Megaposter fotografieren wollen, haben wir es mit einer überschaubaren Größe zu tun: die am meisten gebräuchliche Plakatwand hat die Größe von ca. 2,60 / 3,60 m! Wenn das Plakat nicht gerade in unzumutbarer Höhe untergebracht ist, also eine durchaus handhabbare Größe. Der Vorteil bei einem derartigen zweidimensionalen Objekt: es spielt keine Rolle, welches Objektiv bzw. welche Zoom-Brennweite wir einsetzen! Die Brennweite (wir sollten besser vom Bildwinkel des Objektivs reden) hat letztendlich nur Einfluß darauf, wo man seinen Standort wählen muß! BildWinkel BildWinkel
Der Standpunkt Standpunkt und Blickrichtung Während es in der Hotizontalen egal ist, wie weit wir uns vom Motiv entfernen, sollten wir daran denken, dass wir in der Vertikalen bei allen Architekturaufnahmen unbedingt darauf achten müssen, die Kamera gerade zu halten. Einen wichtigen Effekt kann man dabei beobachten: der Horizont befindet sich immer in Bildmitte! Bevor man sich dazu hinreißen läßt, die Kamera schräg zu halten, sollte man versuchen, By the way: eine Markierung auf der Sucherscheibe oder dem Digitaldisplay ist manchmal ganz hilfreich! S 02-3 den Standpunkt zu ändern: weiter weg gehen, auf die Leiter oder ins Nachbarhaus begeben... EinSpezialthema sind übrigens Hinternisse (Laternen, parkende Autos), denen man ggf. ausweichen muß...
Das Equipment S 02-4 Das Equipment: die Kamera Wir gehen an anderer Stelle auf die geschichtliche Entwicklung der Kamera ein und auf die unterschiedlichen Konzepte heutiger Kameras. Für unsere momentane Aufgabe ist es unerheblich, ob wir eine analoge Kamera (die mit dem guten, alten chemischen Film) oder eine Digitalkamera einsetzen. Wir brauchen weder Blitz noch Stativ (auch wenn letzteres nicht schaden kann). Im Notfall reicht sogar ein Fotohandy! Wir müssen es nur gerade halten! Die meisten heutigen Amateur-Kameras haben einen horizontal orientierten Sucher (dies entspricht den üblichen Sehgewohnheiten bei Fernseher und Computermonitor). Es gibt allerdings auch Motive, die es notwendig machen, den Sucher (und damit die Kamera) senkrecht zu halten. Wenn man sich für eine Vertikalaufnahme entscheidet, muß man einkalkulieren, dass man das Papier-Bild oder die Digitalaufnahme eventuell beschneiden muß, weil man zu viel Vordergrund mitfotografiert. Nur bei Dia-Aufnahmen wird es schwierig: man kann ein Dia abkleben mit Isolierband, man kann auch ein Spezialobjektiv einsetzen. Die Fotoindustrie hat extra ein Objektiv konstruiert für Architekten mit ihren Ansprüchen an orthogonale Abbildungen. Im Zeitalter der digitalen gibt es zwar zahlreiche Möglichkeiten, geometrische Fehler bei der Aufnahme auszugleichen, es lohnt sich allerdings in den meisten Fällen, geometrische Abbildungsfehler zu vermeiden statt sie hinterher am Bildschirm mit Zeitaufwand (und letztlich immer mit Qualitätsverlust) auszugleichen! > Exkurs Spezialobjektiv ( Shiftobjektiv ) > Exkurs
Der Zeitpunkt Der Zeitpunkt Das einzig Wirkliche in der Fotografie ist der Zeitpunkt der Aufnahme, sagte die Münchner Architekturfotografin Verena von Gagern einmal. Darin kommt zum Ausdruck, wie wichtig es ist, wann und unter welchen Randbedingungen man fotografiert. Zu den Randbedingungen gehören: - wie ist die Beleuchtung (reicht das natürliche Licht, benötigt man Kunstlicht, kommt das natürliche Licht von vorn, von hinten, von der Seite, gibt es willkommene oder unwillkommene Schatten etc.) - ist das Motiv zugänglich oder gibt es parkende Autos oder störende Passanten. Am wichtigsten ist jedoch das Warten auf gutes Wetter und gutes Licht. Manchmal läßt sich das auch planen. In Wien beispielsweise gibt es einen Stadtplan, wo bei den wichtigsten touristischen Attraktionen in der Stadt der Zeitpunkt notiert ist, wann die Fassade im Licht ist. Oft reicht auch die Beobachtung des Motivs zu unterscheidlichen Tageszeiten. Bei unserem ersten Motiv, der Plakatwand, spielt die Beleuchtung sicher nicht die entscheidende Rolle. Bei manch anderen Motiven schon: hier gilt es Schattenwurf und Streiflicht zu berücksichtigen. S 02-5 Manchmal muß man ein paar Minuten warten, bis der Möbellaster wegfährt oder plaudernde Nachbarn das Feld räumen. Es gibt aber auch Situationen, wo man besser am Sonntag morgen fotografiert. Im Moment können wir die Messung des Lichtes ignorieren und uns auf den Belichtungsmesser verlassen - es sei denn, es gibt starkes Gegenlicht oder es ist schon spät am Abend...
Architekturfotografie Das Licht Uns geht es zunächst nur um die Geometrie - deshalb lassen wir den Faktor Licht zunächst außer acht. Das Licht Wir sollten nur daraus achten, dass wir nicht gerade in der U-Bahn oder bei Schneegestöber fotografieren. Auch heftige Spiegelungen kann man mit etwas Sorgfalt vermeiden. Ansonsten tun wir getrost das, was wir uns im Laufe dieses Kurses abgewöhnen werden: wir vertrauen voll auf den Belichtungsmesser in der Kamera und die Errungenschaften der Technik hinsichtlich automatischer Belichtungssteuerung! S 02-6 Es gibt ja bereits Kameras, die den Fotografen im wahrsten Sinne des Wortes den Wunsch von den Augen ablesen, indem sie feststellen, welchen Teil des Sucherbildes der Fotograf anpeilt - auf diesen wird scharf gestellt und alles weitere geht wie von selbst!