Fachstelle Obstbau Kanton Zug. Merkblatt Kirschessigfliege Trauben 2014. Biologie



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Gliederung des Vortrages

Transkript:

2014 Biologie

Biologie Aktiv zwischen +3 C bis +30 C Nach mehreren Tagen über 30 C werden Männchen steril. Temperaturen von unter 1.6 C während 3 Tagen sollten die Larven abtöten. Lebensdauer der Adulttiere beträgt je nach Durchschnittstemperatur 6-9 Wochen. Flugdistanzen über 2 km sind möglich Überwinterung erfolgt im Adultstadium (hauptsächlich befruchtete Weibchen)

Bevorzugte Wirtspflanzen? Kirschen Aprikosen Zwetschgen Pflaumen, Mirabellen Pfirsich Brombeeren Himbeeren Erdbeeren Heidelbeeren Wildbeeren Trauben Feigen Wildfrüchte (Holunder etc.) können den Aufbau der Populationen beschleunigen!

Präferenzen: - Reife, gesunde intakte Früchte - Rote, dunkle, weiche und dünnschalige Sorten

Kulturen überwachen Die Kulturen müssen mit Fallen auf die Präsenz der Kirschessigfliege überwacht werden (Populationsüberwachung). Wichtig: - Löcher dürfen nicht grösser al 2 bis 3 mm sein - Im Freiland sollte kein Regen in die Fallen gelangen Gasserfalle

Kulturen überwachen Lockstoff: - Gasser-Mix (BaginBox 10 Liter) - 100 ml/falle Fallen: ACW Fallen / PET Flasche / Gasserfalle Methode: Mind. 1 Falle in der Nähe oder am Rande der Kulturen Kontrolle: April Mai: 1x / 2 Wochen Juni Oktober: 1x / Woche November März: 1 2x / Monat Kontrollieren: Männchen Alle Fänge melden an: Fachstelle Obstbau LBBZ Schluechthof, 6330 Cham louis.suter@zg.ch 079 652 18 20

Fallenkontrolle Lockflüssigkeit durch Sieb in Messbecher oder Eimer giessen Insekten mit Wasser aus Sieb in helle Schale spülen

Fallenkontrolle Männchen Länge der Männchen: 2.6 bis 2.8 mm!! In der Schale: Grosse Insekten mit Pipette/Pinzette entfernen Verdächtige Essigfliegen ansehen und mit Lupe bestimmen (nur Männchen)

Erkennen Länge: 2.6 bis 2.8 mm Bezug Fallen und Lockstoff: Landi (fenaco) oder

Erkennen des Männchen mit Flügel mit deutlichem schwarzen Flecken

Schadbild bei Trauben Bilder M. Hunkeler/10. Juni 2014 Schadbild bei Kirsche

Merkblatt Kirschessigfliege Traube Erkennen der Larven

Merkblatt Kirschessigfliege Traube Erkennen der Larven Praxistaugliche Nachweismethode

Merkblatt Kirschessigfliege Traube Vorkehrungen und Hygienemassnahmen Sobald erste Fliegen gefangen werden, Früchte aufmerksam auf Befall kontrollieren Ertragsregulierung frühzeitig machen, Trauben aus der Anlage entfernen oder sofort gut vermulchen Gute Entlaubung der Traubenzone kann helfen, die Gefahr zu reduzieren (Kirschessigfliegen lieben Schatten) Früchte eher knapp reif ernten Vollständiges Abernten Keine Vermehrungspotenziale in den Parzellen schaffen bzw. lassen. Geerntete Früchte sofort verarbeiten Ausschuss nicht auf den Boden entsorgen Befallene Früchte aus der Anlage entfernen und sachgerecht (Solarisation, Fermentation, Einfrieren, Kehrricht) entsorgen. Sauberes Gebinde (Eiablagen sind auch am Gebinde möglich) Für Kleinstparzellen und isolierte Lagen kann auch der Massenfang mit Fallen ins Auge gefasst werden, wobei der Erfolg nicht garantiert werden kann

Chemische Bekämpfung Bewilligte Pflanzenschutzmittel gegen D. suzukii 2014 im Rebbau gemäss Allgemeinverfügung BLW Präparat Wirkstoff Bio Wartefrist Tage Rebbau Audienz Parexan N, Pyrethrum FS Spinosad 0.015 % 0.18 l/ha Pyrethrin, Sesamöl 0.1 % 1.6 l/ha Auflagen: Fallenfang oder Schäden (Betrieb, Umgebung) Ja 7 Max. 4 Behandl. pro Parzelle + Jahr Nur Traubenzone Ja Ja 3 3 Max. 3 Behandl. pro Parzelle + Jahr Ges. Blattwerk Der Einsatz von Insektiziden ist gerechtfertigt, wenn die Gefahr besteht, dass der Befall die Ernte gefährden kann. Diese Mittel sind bienentoxisch. Für Spinosad gilt ein Gewässerabstand von 20 m. Alle Auflagen der Sonderbewilligung sind einzuhalten (Internet: Sonderbewilligung D. suzukii 2014)

Generelle Sonderbewilligung Kanton ZG Die Meldungen über Fruchtschäden von Drosophila suzukii bei allen sensiblen Fruchtarten nehmen massiv zu. Da jetzt überall Fänge zu verzeichnen sind, sowie über das ganze Kantonsgebiet Fruchtschäden gemeldet werden, sind die Auflagen der Allgemeinverfügung für eine allgemeine Sonderbewilligung erfüllt. Ab dem 6. August 2014 gilt eine generelle Sonderbewilligung für den Einsatz der bewilligten Insektizide zur Bekämpfung der Kirschessigfliege bei allen Kulturen. Die Wartefristen und die Anzahl Behandlungen (siehe Kasten) müssen strikte eingehalten werden. Es besteht die Gefahr von Resistenzbildung und Rückstansproblemen.

Chemische Bekämpfungsmassnahmen bei Trauben Empfehlung Agroscope Die Bekämpfungsmassnahmen für 2014 sind im nachfolgenden Rahmen erklärt. Sie setzen das regelmässige kontrollieren der Fallen Und Trauben voraus. Um das Rückstandsrisiko zu minimieren, wird empfohlen, Audienz weniger als 14 Tage vor der Weinlese letztmals einzusetzen. Pyrethride nur bei sehr starken Schäden einsetzen. Event. ist das Erntedatum leicht vorzuziehen

Chemische Bekämpfungsmassnahmen bei Trauben Hinweise zur Bekämpfung der Kirschessigfliege Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass das Befallsrisiko mit zunehmender Reife zunimmt. Aus diesem Grunde sollten die Wartefristen der Präparate für eine gute Wirkung voll ausgenützt werden. Dies steht jedoch im Widerspruch zur empfohlenen Minimierung des Rückstandsrisikos. Pyrethrine haben nur eine kurze Wirkung von einigen Stunden, neigen schnell zu Resistenzen und sind schädlich für Nützlinge. Attraktiv für die Kirschessigfliege sind vor allem dünnhäutige und rote Sorten Zu beachten ist auch dass, einzelne Beeren bis zu 10 Tage früher reifen und damit attraktiv sein können. Für eine erfolgreiche chemischen Bekämpfung ist das konsequente Einhalten der hygienischen Massnahme eine wichtige Voraussetzung. Achtung: Behandlungen gegen die Kirschessigfliege unbedingt am Abend ausführen, da die Fliege vor allem am Abend und in der Nacht aktiv ist Auflagen, Wartefristen, Aufwandmengen einhalten (Audienz, Parexan N, Pyrethrum FS)!

«Entsorgung» befallener Früchte Befallene Früchte müssen aus der Anlage entfernt und vernichtet werden. Sicherste Methode der Vernichtung ist die Solarisation: Die befallenen Früchte werden 10 bis 15 Tage in einem dichten, durchsichtigen Plastiksack in die Sonne gelegt. Danach können die Früchte kompostiert werden. Alternativ können die Früchte fermentiert werden: In einem Plastikfass mit dicht schliessendem Deckel einige Tage gären lassen. Die Larven sterben wegen des Sauerstoffmangels ab. Weitere Methoden: Einfrieren / Güllenloch / Biogasanlage (Hünenberg) Fachstelle Obstbau LBBZ Schluechthof 6330 Cham 041 227 75 00 079 652 18 20 Louis.suter@zg.ch