Redebeiträge aus der Diskussion In was für einer Welt wollen wir leben? Im Folgenden werden ausgewählte Kommentare aus der Publikumsdiskussion zum Thema In was für einer Welt wollen wir leben? anonymisiert wiedergegeben. Die Redebeiträge stimmen nicht in jedem Fall mit der Meinung des Projektträgers überein. Die Redebeiträge entstanden während der Veranstaltungen am 13. Oktober 2007 in der Spreegalerie Cottbus, 25. Oktober 2007 in der Theodor-Fontane-Gesamtschule Burg (Spreewald), 27. Oktober 2007 im Carl-Thiem-Klinikum Cottbus, 02. November 2007 im Reha-Zentrum Burg (Spreewald), 08. November 2007 im Marie-Curie-Gymnasium Ludwigsfelde, 16. November 2007 in der Landesvertretung Brandenburg in Berlin und am 12. Dezember 2007 im Haus der Begegnung, Burg (Spreewald). Projektträger Straße der Jugend 33 D-03050 Cottbus Tel./Fax: 0355 499 4490 E-Mail: kontakt@carpus.org Internet: www.carpus.org Das Projekt wurde gefördert von 1
1. Statement: Ich möchte in einer Welt leben, in der Schwarz und Weiß gleich behandelt werden. Warum spricht man immer nur von Schwarz und Weiß? Die Welt ist doch viel bunter und vielfältiger. Die Chinesen zum Beispiel werden oft als gelb bezeichnet und die spielen doch in der Globalisierung eine wichtige Rolle. In Deutschland, gerade auch in Brandenburg, gibt es immer noch zu viel Rassismus. Das muss sich ändern. Rassismus gibt es aber nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Ländern. Es gibt Vorurteile auf beiden Seiten. Die müssen abgebaut werden. 2. Statement: Die Finanzierung unserer Gesundheit sollte uns keine Sorgen mehr machen. Das Gesundheitssystem in Deutschland wird eher schlechter als besser. Die 10 Euro Praxisgebühr sind das beste Zeichen dafür. Die Menschen sollten wieder auf natürliche Heilpflanzen vertrauen und gesünder essen. Dann wären die Kosten im Gesundheitssystem viel geringer. Gen-Produkte sind ein großes Risiko. Keiner weiß, ob wir davon nicht krank werden und ob sich vielleicht neue Krankheiten entwickeln, die man nicht heilen kann. Hätten wir weniger Stress würden wir weniger krank werden. Der Stress kommt durch die Arbeit, aber die brauchen wir, um uns zu ernähren. Alkoholkonsum ist z.b. eine Folge von Stress. Durch die Krankenversicherung sind wir doch im Grunde sicher, dass uns der Arzt behandelt. In den Entwicklungsländern gibt es oft gar keine Krankenversicherung. Wir sollten froh sein, dass unser Gesundheitssystem so funktioniert. Auch in Deutschland kann sich nicht jeder die Behandlung leisten, die er sich vielleicht wünscht. Die Privatpatienten werden doch bevorzugt. Den Reichen geht also besser. Die Entwicklungsländer sind viel schlechter versorgt. Es wäre gut, wenn mehr freiwillige Ärzte aus Deutschland nach Afrika gehen würden. 2
Was ist mit den Medizinmännern in Afrika? Geht das Wissen nicht verloren, wenn deutsche Ärzte dort Krankenhäuser aufbauen? 3. Statement: Ich möchte in einer Welt leben, in der es keine Kinderarbeit gibt. Einige Kinder wollen aber arbeiten. Man darf ihnen das nicht verbieten. Sie wollen dazu beitragen, dass ihr Leben besser wird. Die Eltern dieser Kinder müssten mehr Geld bekommen, dann würden die Kinder sicher nicht mehr arbeiten wollen. Es müssen mehr Schulen in den Entwicklungsländern gebaut werden, denn Kinder würden sicher lieber eine Ausbildung bekommen, als arbeiten zu gehen. Wenn wir hier in Deutschland keine Produkte mehr aus Kinderarbeit kaufen, dann verschwindet sie ganz von alleine. Die Verkäuferinnen im Supermarkt wissen doch gar nicht, woher die Waren kommen und wie sie produziert wurden. Die können einem gar nicht sagen, ob das aus der Kinderarbeit kommt. Deshalb sollte man aus Fairen Handel kaufen, z.b. im Weltladen. Wenn ich ehrlich bin, würde ich doch eher einen billigen Fußball nehmen als einen teuren aus dem Fairen Handel. Dann hätte ich noch Geld für andere Sachen übrig. Ich muss eben rechnen. 4. Statement: Ich möchte in einer Welt leben, in der weniger Geld Militär und Kriege und dafür mehr für Bildung und Gesundheit ausgegeben wird. Es wird viel zu viel Geld für Militär ausgegeben und zwar weltweit. Wenn sich die Völker vertragen würden und es keinen Rassismus mehr geben würde, dann bräuchten wir gar kein Militär. Es wird immer solche Rambo-Typen geben, die gerne schießen wollen. Die werden uns dann schon irgendeine Bedrohung einreden, gegen die wir das Militär brauchen. 3
Man muss das Militär ja nicht gleich abschaffen, aber reduzieren wäre auch schon gut. Das Geld könnten die Schulen in Brandenburg gut gebrauchen. Man sollte das Geld lieber für den Schuldenabbau benutzen. Deutschland hat zu viele Schulen. Es wäre doch besser, wenn das Geld in die Entwicklungshilfe fließt. Die Menschen in Afrika brauchen das doch viel nötiger. Ich glaube nicht, dass die deutsche Regierung das Geld in die Entwicklungshilfe stecken würde. Die Menschen hier denken doch zuerst an sich selber. Da wäre das nicht populär. Die Militärdiktaturen in Afrika sollten doch noch eher als die Nato ihre Militärausgaben reduzieren. Die Menschen dort brauchen die Schulen viel dringender. Das Geld wäre ja da, aber die Diktatoren stecken es in den Krieg. Warum sollen wir das finanzieren? Kinder sind unsere Zukunft. Deshalb sollte das Geld in die Bildung investiert kommen. Statement 5: Ich möchte in einer Welt leben, in der jedes Kind mit guten Schulbüchern lernen kann. In Deutschland sind die Schulbücher in den letzten Jahren viel schlechter geworden. Die sind viel zu bunt und haben wenig Text. Die Pisa-Studie zeigt ja, dass in Deutschland die Qualität der Schulbücher abgenommne hat. Meine Geschwister hatten früher in jedem Fach ihr eigenes Buch, das sie mit nach hause nehmen konnten. Unsere Schule hat heute zum Teil nur einen Klassensatz, den wir wieder abgeben müssen. In Deutsch haben wir gar kein Lehrbuch mehr, nicht mal zum ausleihen. Alle Staaten sollten mehr für die Bildung tun und es sollte überall die Schulpflicht eingeführt werden. Komisch, in armen Ländern wollen die Kinder gern in die Schule gehen und in reichen Ländern hassen sie die Schule und wollen lieber in die Disko. 4
Man sollte die alten Bücher am Besten nach Afrika schicken, damit sie dort auch etwas zum Lesen haben. Das funktioniert doch nicht, wenn wir deutsche Bücher ins Ausland schicken. Die kann doch keiner lesen. Wir sollten lieber den Aufbau von Schulbibliotheken in diesen Ländern finanzieren. Statement 6: Ich möchte in einer Welt leben, wo jeder den gleichen Lebensstandard hat und einen Mindestlohn für seine Arbeit bekommt. Den gleichen Lebensstandard könne wir nicht auf der Erde haben. Dann reichen die Ressourcen nicht. Deshalb müssten sich die Menschen in Deutschland auch etwas einschränken. Freiwillig will sich bestimmt niemand einschränken. Da muss es eine andere Lösung geben, wie man das gerechter gestalten kann. Im Prinzip leben wir ja auf Kosten der armen Menschen in den Entwicklungsländern. Ich denke, der einfache Arbeiter muss sich nicht einschränken, sondern die Stars sollten es tun. Die verdienen doch viel zu viel: Fußballspieler, Schauspieler und so weiter. Das ist vollkommen ungerecht. Wenn es einen Mindestlohn gibt, dann sollte es auch einen Höchstlohgeben. Die Managergehälter zum Beispiel sollte man nach oben hin begrenzen. Wenn ich ein Rockstar wäre, dann wäre ich sauer, wenn mir jemand vorschreibt, wie viel ich verdienen darf. Wer wirklich hart arbeitet sollte auch mehr verdienen. Aber nur durch Werbung so viel zu verdienen, ist doch ungerecht. Es müssen ja nicht alle das gleiche verdienen, aber die Schere zwischen arm und reich in Deutschland, aber auch in der ganzen Welt sollte nicht weiter auseinander gehen. Ein Mindestlohn ist eine gute Sache. Man muss schon von der Arbeit leben können. Den sollte es in den Entwicklungsländern auch geben, damit die Firmen nicht alle dorthin abwandern. 5
Statement 7: Ich möchte, dass der Faire Handel weiter ausgebaut wird. Die Ausbeutung ärmerer Länder muss gestoppt werden. Der faire Handel wird sich nicht überall etablieren können, weil die Menschen einfach zu geizig sind. Indirekt sind wir die Ausbeuter der Menschen in den Entwicklungsländern. Wir müssen unser Kaufverhalten ändern. Die Menschen denken immer zuerst an sich selbst. Gegen diesen Egoismus anzukämpfen ist fast unmöglich. Deshalb denke ich nicht, das sich die Ausbeutung stoppen lässt. Ausgebeutet werden immer die schwächsten, weil sie sich nicht wehren können. Die Armen in den Entwicklungsländern brauchen unsre Hilfe. Wir sind doch auf die Rohstoffe der armen Länder angewiesen. Im Prinzip sind wir ja von ihnen abhängig. Bestimmte Produkte würden die Menschen auch noch kaufen, wenn sie durch den Fairen Handel teuerer würden, zum Beispiel Handys. Die Menschen wollen trotzdem Handys haben, auch wenn die Minenarbeiter in Afrika mehr verdienen würden. Man sollte den Fairen Handel deshalb ausbauen. 6