Energiewende Ziele und rechtliche Herausforderungen Rechtsrahmen für eine Energiewende Österreichs Prof. Dr. Reinhold Christian Wien, 20.11.2014
Unser Energiesystem Quelle: World Energy Outlook 2013, IEA Energiebedarf steigt (+ 33%) Anteil fossiler Energieträger sinkt (82% 75%) Verbrauch an fossilen Energieträgern steigt! Versorgungsengpässe Uran um 2020?
Energiewende warum? Quelle: http://energywatchgroup.org/wp-content/uploads/2014/02/zittel-ewg_fossile-und-nukleare-brennstoffe-supply-outlook_25_mrz_2013.pdf
Quelle: NOAA Energiewende warum?
Energiewende warum? Klimaexpertin Univ. Prof. Dr. Helga Kromp-Kolb (BOKU Wien): Österreich ist im Vergleich zu anderen Ländern doppelt so stark vom Klimawandel betroffen. Heiße Tage, warme Nächte, Hitzewellen und die Sonnen-scheindauer nahmen seit 1880 stark zu, die Luft-temperatur stieg um 2 Grad Celsius und wird bis 2100 um 3,5 C zunehmen.
Energiewende warum? Stern-Review on the Economics of Climate Change: Effektiver Klimaschutz: Kosten des Handelns von 1% des globalen BIP Weiter machen wie bisher: Kosten der Untätigkeit von 5 % - 20 % des globalen BIP WIFO 2012: Energiewende bringt: österreichweit eine Steigerung der Bruttowertschöpfung um 2,3 Prozent
Energiewende warum? Ausgaben in Höhe von 17 Mrd. Euro für Energieimporte: Öl und Ölprodukte (Kasachstan, Nigeria, Russland, Libyen, Saudi-Arabien, Irak) Gas (Russland) Strom (seit 2001 mehr importiert als exportiert, Deutschland, Tschechische Republik) Kohle Quelle: http://www.bmwfw.gv.at/energieundbergbau/energieeffizienz/publishingimages/energiestatus%20%c3%96sterreich%202014_hp- Version.pdf
Energiewende warum? Langfristig gibt es nur erneuerbare Energieträger!
Eine aktuelle Studie mit dem innovativen Konzept der Energiedienstleistungen
Konzept der Energiedienstleistungen Energieverbrauch: Es existiert kein Energiebedarf im eigentlichen Sinn Energieverbrauchszuwachs ist kein Selbstzweck Dienstleistung: Angenehm temperierter Raum Betrieb von Fahrzeugen Nutzung von Geräten und Maschinen Ferngespräche
Konzept der Energiedienstleistungen Energiedienstleistung: mit Energieeinsatz verbunden Energieeinsatz kann zum Teil durch technisches Wissen Arbeit Kapitaleinsatz ersetzt werden.
Konzept der Energiedienstleistungen Gegenstand der Berechnungen: der tatsächliche Bedarf an Energiedienstleistungen die realistische erreichbare Verringerung des Energieeinsatzes der mögliche Beitrag heimischer, erneuerbarer Energieträger zu unserer Versorgung
Energie 2030-1984 Arbeitsplatzvernichtungskonzept wirtschaftlicher Amoklauf Dagegen ist die Demontage nach 1945 noch ein freundlicher Akt gewesen.
Fragestellung: Zukunftsfähige Energieversorgung für Österreich Inwieweit kann langfristig die österreichische Energieversorgung durch Erneuerbare gesichert werden? Rahmenbedingungen: Verzicht auf herkömmliche Trendfortschreibungen Begrenztheit erneuerbarer Energieträger ökologische und soziale Verträglichkeit Sicherung von Wohlstand und Komfort stetige, angepasste Entwicklung Antwort: Ja, es ist möglich, aber sehr schwierig!
Methode: Zukunftsfähige Energieversorgung für Österreich 1. Abschätzung der Potenziale Erneuerbarer 2. Entwicklung der Energiedienstleistungen der Zukunft 3. Berechnung des damit verbundenen Energieeinsatzes im Rahmen von drei Szenarien unter Berücksichtigung zweier Varianten der Bevölkerungsentwicklung 4. Verknüpfung von Aufkommen und Verbrauch 5. Bewertung nach ökonomischen, ökologischen und sozialen Kriterien
Zukunftsfähige Energieversorgung für Österreich Potenziale Erneuerbarer in Österreich: 2005 [PJ] 2020 [PJ] 2050 [PJ] Wasserkraft 140,0 144,2 152,3 Windkraft 26,0 61,0 4,8 Photovoltaik 9,0 94,5 Biomasse (Landwirtschaft) 80,0 205,0 164,0 Biomasse (Forstwirtschaft) 193,5 215,6 Solarthermie 27,0 90,0 Wärmepumpe 26,5 95,0 9,8 Industrielle Abwärme 4,1 12,0 Geothermie 0,0 7,4 SUMME 306,8 510,3 932,8
Unser Energiesystem Bruttoinlandsverbrauch in Österreich 2011 Energieträger BIV [PJ] BIV [%] Kohle 148,2 10,4 Öl 514,1 36,1 Gas 326,0 22,9 Wasserkraft 152,7 10,7 Sonst. erneu. Energien 252,0 17,7 Brennbare Abfälle 30,1 2,1 Summe 1423,1 100,0 Quelle: http://www.bmwfw.gv.at/energieundbergbau/energieeffizienz/publishingimages/energiestatus%20%c3%96sterreich%2020 14_HP-Version.pdf
Zukunftsfähige Energieversorgung für Österreich Bruttoinlandsverbrauch 2011 = 1427 PJ Endenergieverbrauch 2011 = 1089 PJ Der Bruttoinlandsverbrauch muss halbiert werden!
Quelle: http://hw.oeaw.ac.at/7699-2 Energiewende warum? 1. Österreichischer Sachstandsbericht Klimawandel 2014 (Auszug): Erwärmung seit 1880 um 2 C, die Hälfte davon seit 1980, Erwärmung setzt sich fort Extremereignisse und extreme Witterungsperiode nehmen zu nationale THG-Emissionen sind seit 1990 um % gestiegen (Emissionen lagen in Verpflichtungsperiode 2008-2012 18,8 % über dem Reduktionsziel von 68,8 Mt CO 2 -Äq. pro Jahr ) bisherige Maßnahmen reichen zur 2 C- Zielerreichung nicht aus bisher nur kurzfristige Maßnahmen gesetzt Halbierung des Energieverbrauchs/Deckung des restlichen Bedarfs mit erneuerbaren Energien Paradigmenwechsel (langfristig wirkende Politikmaßnahmen)
Zukunftsfähige Energieversorgung für Österreich Energiedienstleistungen: behagliche Wohnsituation erreichter Arbeitsplatz getrocknete Wäsche Annäherung durch Kennzahlen: Heizwärmebedarfe von Gebäuden Verkehrsleistung Stromverbrauch von Elektrogeräten
Beispiel für Verbrauchsreduktion Gebäude Boutique-Hotel Stadthalle, Wien höchstes Passivgebäude der Welt HWB [kwh/m²a] vor Sanierung: 216,5 nach Sanierung: 12,2 HWB: 14,0 kwh/m²a Quelle: www.mustersanierung.at sowie www.derstandard.at
Gebäude Beispiel für Verbrauchsreduktion weltweit erste Plus-Energie-Bürohochhaus in Wien (TU Wien, Getreidemarkt) Energieeffizienz + erneuerbare Energien Wir haben für das Gebäude 9.300 stromverbrauchende Komponenten optimieren müssen. Damit wurde der Stromverbrauch von 20 Haushalten eingespart, so Bauphysiker Helmut Schöberl. Quelle: http://wien.orf.at/news/stories/2677650/
Beispiel für Verbrauchsreduktion Mobilität Tesla S Reichweite bis zu 500 km Verbrauch ca. 17 kwh/100 km entspricht 1,7 l Diesel/100 km Tesla Motors - Model S
A23-Handelskai: 230.000 Personen/Tag (8 Spuren) Beispiel für Verbrauchsreduktion BRT-System in Istanbul: 600.000 Personen/Tag (2 Spuren) Quelle: Daimler/Asfinag
Zukunftsfähige Energieversorgung für Österreich private Haushalte Parameter-Auswahl 2050: Ausstattungsgrade mittlerer Verbrauch 2005 2050 2005 2050 Elektroherd 91 100 449,3 100,0 Waschmaschine 95 100 223,0 60,0 Wäschetrockner 34 0 394,0 100,0 Kaffeemaschine 95 100 100,0 40,0 PC (inkl. Peripherie) 79 90 179,0 50,0 Internetanschluss 48 65 60,5 28,0 Heizwärmebedarf ----- ----- 146 20
Zukunftsfähige Energieversorgung für Österreich Dienstleistungsbereich wichtigste Parameter: thermische Sanierung Zielwerte HWB thermische Sanierung Sanierungsrate Anzahl der Beschäftigten Nutzfläche pro Beschäftigtem Effizienzfaktoren Ausstattungsgrade (indexiert, 2005 = 1)
Zukunftsfähige Energieversorgung für Österreich Sachgüterproduktion wichtigste Parameter 2050: Prod. E-einsatz (Zunahme in %) Wirkungsgrade [%] 2005 Prag. Forc. Eisen und Stahl ----- ±0-5 Papier ----- +10 +20 Holzverarbeitung ----- +20 +40 Beleuchtung 5 25 30 V-Motoren 30 35 40 E-Motoren 80 85 90
Zukunftsfähige Energieversorgung für Österreich Mobilität wichtigste Parameter: durchschnittliche Wegzahl durchschnittliche Weglänge Modal Split energieeffiziente Technologien
Zukunftsfähige Energieversorgung für Österreich Wichtigste Parameter Personenverkehr 2050: Gemeinden > 100.000 Einwohner, 15-60 Jahre 2005 Prag. Forc. durchschnittliche Wegzahl 3,10 3,12 2,80 durchschnittliche Weglänge [km] Modal Split - Berufsverkehr MIV 10,0 10,5 8,0 ÖV 7,5 7,7 6,0 Fuß 16 17 20 Rad 3 7 15 MIV 32 22 3 ÖV 49 54 62
[PJ] Zukunftsfähige Energieversorgung für Österreich energetischer Endverbrauch: 1.200,0 1.000,0 800,0 600,0 400,0 200,0 Pragmatisch Forciert Basisjahr 0,0 2005 2020 2050 Pragmatisch Forciert 2005 2020 2050 2020 2050 EE [PJ] 1.083 954 723 779 472 Bandbreite der Reduktion: 33 56%
[PJ] Stromverbrauch: Zukunftsfähige Energieversorgung für Österreich 300,0 250,0 200,0 150,0 100,0 Pragmatisch Forciert Basisjahr 50,0 0,0 2005 2020 2050 Pragmatisch Forciert 2005 2020 2050 2020 2050 Stromverbrauch gesamt [PJ] 203 235 251 227 225 Bandbreite der Zunahme: 11 24%
Rebound-Effekte 50 Jahre Käfer 50 Jahre Fortschritt? VW Käfer, BJ 1955, 730 kg, 30 PS, 110 km/h, 7,5 l/100 km VW New Beetle, BJ 2005, 1200 kg, 75 PS, 160 km/h, 7,1 l/100 km Quelle: Wuppertal Institut, 2007
Energiewende für Österreich Technisch also kein Problem, aber, Langer Weg vom Denken zum Handeln Verhaltensänderung in allen Bereichen (Gewinnung, Umwandlung, Transport und Endenergie-Nutzung) Rebound-Effekte Kosten der Energiewende? Soziale Probleme? Langfristig tiefgreifende Änderungen technisch, wirtschaftlich und rechtlich notwendig.
REWÖ Hemmnisse der Energiewende: Ökostromgesetz ElWOG Anlagengenehmigungsrecht Baurecht GWG Genehmigungsaufwand Förderbürokratie Verfahrensdauer fehlende Rahmenbedingungen Umfragen - Interviews - Workshops
REWÖ vorgeschlagene Maßnahmen allgemein: Verfassungsrang für Festlegung ehrgeiziger und langfristiger Ziele Sicherstellen des Vollzugs höhere Planungssicherheit und Vorhersehbarkeit Harmonisierung der Ländergesetze Entbürokratisierung Hintertürln schließen
REWÖ Maßnahmenvorschläge betreffen: Wohnbauförderung Raumordnung Energieeffizienzgesetz Gewerbeordnung ElWOG Ökostromgesetz UVP-G Beschaffungs- und Vergaberecht Ökosoziale Steuerreform Verkehr
REWÖ Innovation, technischen Fortschritt umsetzen: Top-Runner Branchenenergiekonzepte Verbrauchsnormen Finanzielle Anreize: Kostenwahrheit ökologische Steuerreform (Lenkungseffekt, aufkommensneutral, Schrittweise) (kontraproduktive) Förderungen abschaffen Strukturen: Raumordnung
Evaluierung Maßnahmen: 12 Bereiche 38 Vorschläge Wirkungen: Bewertung: Rücklauf: 8 Themenfelder 29 Zeilen von -2 (sehr negative Auswirkung) bis +2 (sehr positive Auswirkung) 11 Bögen (5 vollständig, 6 teilweise ausgefüllt) Auswertung: Modus arithmetisches Mittel
Evaluierung Bereiche: 1.Finanzielle Anreize 2.Raumordnung 3.Wohnen 4.ElWOG 5.Verkehr 6.Energieeffizienz 7.Baurecht 8.Umweltmanagement 9.Umweltverträglichkeitsrecht 10.Ökostromgesetz 11.Wasserrecht 12.KWK-Gesetz Themenfelder: 1. Energie 2. Umwelt 3. Gesamtwirtschaft 4. öffentliche Finanzen 5. Regionalwirtschaft 6. Wirkungsorientierung 7. Akzeptanz 8. Soziales Politik Zeithorizonte: 1. Umsetzungsbeschluss 2. Start der Umsetzung
Evaluierung Arithmetische Mittel der Bewertung: 1,80 1,60 1,40 1,20 1,00 0,80 0,60 0,40 0,20 0,00-0,20-0,40 Verbrauchsreduktion Zukunftsfähigkeit Primärenergieabgabe Inflation Wirtschaftlichkeit, Zweckmäßigkeit
Evaluierung Vergleich der Modi und arithmetischen Mittel: 2,5 Primärenergieabgabe 2 1,5 1 0,5 0 Modus Mittel -0,5-1 -1,5
Evaluierung Arithmetische Mittel der interdisziplinären Bewertung: Arithmetische Mittel der interdisziplinären Bewertung 2,00 1,50 1,00 0,50 0,00-0,50-1,00 1,50-2,00 1,00-1,50 0,50-1,00 0,00-0,50-0,50-0,00-1,00--0,50
Energiewende omaleicht
Energiewende für Österreich Große Herausforderung großer Nutzen! Tiefgreifende Änderungen langfristige Umsetzung!
Öl, Gas und Kohle sind zu schade zum Verbrennen.