Umfrage von DGII, BDOC, BVA und DOG zur Intraokularchirurgie 2013 M. Wenzel, G. U. Auffarth, A. Scharrer, K. Schayan, T. Reinhard Zusammenfassung Im Januar 2014 wurde die traditionelle DGII-BVA-BDOC-DOG-Umfrage unter den deutschsprachigen Ophthalmochirurgen durchgeführt. Die Angaben von 277 Operationszentren mit zusammen 683 Operateuren werden ausgewertet. Zusammen wurden 729.810 Operationen erfasst, davon 376.074 Kataraktoperationen, 34.086 Pars-plana-Vitrektomien, 24.305 refraktive Operationen, 10.097 bulbuseröffnende Glaukomoperationen, 6773 Laser-Zyklodestruktionen, 3725 Keratoplastiken und 274.714 IVOM (Anti-VEGF, Kortison). Summary A survey on the status of in- and out-patient surgery was carried out by the DGII, BVA, DOG and BDOC in 2014. Data from 277 operating centers involving 683 ophthalmic surgeons were evaluated. The responders were about 33 % of all german ophthalmic surgeons. A total of 729,810 ophthalmic procedures were performed by the responders in this year: 376,074 cataractsurgeries, 34,086 pars-plana vitrectomies, 24,305 refractive procedures, 10,097 invasive glaucoma procuderes, 6773 laser-cyclodestructions, 3725 keratoplasties and 274,714 invasive makula treatments (anti-vegf, Cortisone). Einleitung Seit 30 Jahren führen wir regelmäßig Umfragen zur Intraokularchirurgie durch, inzwischen zusammen für die vier großen deutschen opthalmochirurgischen Fachgesellschaften (BDOC, BVA, DGII, DOG). Unser großer Dank gilt allen Kollegen, die sich auch in diesem Jahr wieder die Mühe gemacht haben, die Fragebögen auszufüllen und anonym zurückzusenden. Dies gibt uns Ärzten einen Überblick über die Entwicklungen unseres Faches, der allen zugängig ist und der sowohl ambulante als auch stationäre Operationen berücksichtigt. Im Jahr 1983 war der Überblick noch einfach, es gab nur hauptamtliche Kliniken und Belegabteilungen. Ab 1991 nahmen ambulante Operationen langsam zu, parallel zur Entwicklung von der EC-Entbindung zur Phakoemulsifikation. Im Jahr 1998 hatten zwei von drei Zentren niedergelassener Operateure eine Belegabteilung, ein 285
Katarakt-OP Drittel operierte in eigener Praxis ausschließlich ambulant. Größere Praxen konnten es sich leisten, parallel in eigenen OP-Räumen und im Krankenhaus zu operieren. Ab 2006 haben viele Zentren ihre Belegabteilung aufgegeben, da der EBM Abschläge auf stationäre Leistungen vorsah. Drittel operierte in eigener Praxis ausschließlich ambulant. Größere Praxen konnten es sich leisten, parallel in eigenen OP-Räumen und im Krankenhaus zu operieren. Ab 2006 haben viele Zentren ihre Belegabteilung aufgegeben, da der EBM Abschläge auf stationäre Leistungen vorsah. Die meisten Kollegen hatten zunächst noch Operationsräume in Krankenhäusern genutzt, auch wenn sie keine Belegbetten mehr hatten. Inzwischen sind die meisten Operationszentren Niedergelassener in eigenen oder angemieteten Räumen außerhalb eines Krankenhauses. Es gibt aber wieder eine entgegengesetzte Entwicklung: Während der Anteil der Niedergelassenen, die in Krankenhäusern operieren, auf 15 % gesunken ist, werden neue Kooperationsformen gefunden. Im Januar 2014 wurde ein Umfragebogen an die beim BVA gemeldeten Operateure geschickt sowie von DGII und BDOC digital veröffentlicht. 277 Antworten von Operationszentren, die intraokular operierten, wurden ausgewertet. Nach unverbindlichen Zählungen der Industrie gibt es in Deutschland etwa 800 bis 850 ophthalmologische Operationszentren, davon hat etwa ein Drittel teilgenommen. Kataraktoperationen Insgesamt erfolgten 729.810 intraokulare Operationen (Abb. 1). Davon waren 376.074 Kataraktoperationen, 52 % aller Eingriffe. Es wurden 48.681 Katarakte (13 %) stationär und 327.393 (87 %) ambulant operiert. 295.652 Katarakte (79 %) wurden von niedergelassenen Kollegen operiert, 80.422 Katarakte (2) wurden in Kliniken operiert (Abb. 2). 9 % Klinik, stationär, n = 34.148 12 % Klinik, ambulant, n = 46.274 75 % niedergelassen, ambulant, n = 281.119 4 % niedergelassen, stationär, n = 14.533 KPL, n = 3725 52 % Katarakt, n = 376.074 38 % IVOM, n = 274.715 2 % Glaukom, n = 16.870 5 % PPV, n = 34.086 Abb. 1: Anzahl und Verteilung der Kataraktoperationen 2013 (n = 376.074) Abb. 2: Intraokularen Operationen 2013 (n = 729.810) 3 % refraktive OP, n = 24.305 286
Wenzel et al.: Umfrage von DGII, BDOC, BVA und DOG zur Intraokularchirurgie 2013 Die jährlichen Operationszahlen aller Zentren schwankten zwischen 80 und 8423 Katarakte. Der Median aller Zentren lag bei 934 Kataraktoperationen im Jahr. Zu 48 % wurden zur Anästhesie peri- oder retrobulbäre Injektionen bevorzugt. 40 % der Zentren bevorzugten die topische Anästhesie und 12 % wählten meist begleitend zur retrobulbären Injektion Rauschnarkosen oder ITN. Der Anteil der Zentren, die die Implantation mit Einmalinjektoren bevorzugten, lag bei 26 %. Zu 72 % wurden resterilisierbare Injektorsysteme benutzt. 2 % bevorzugten Faltpinzetten. 120.179 (32 %) waren asphärische Linsen. Sie wurden von 197 Zentren (7) eingesetzt. 85.893 der implantierten Linsen (23 %) waren Blaufilterlinsen. Sie wurden von 180 Zentren (65 %) eingesetzt. 8761 (2,3 %) Implantate waren torisch. Sie wurden von 200 (72 %) Zentren implantiertt. Es wurden zwischen einer und 450 torische Linsen implantiert, im Median 20 pro Jahr. Bifokale, multifokale und akkommodative IOLs wurden als Multifokallinsen zusammengefasst. Die 7056 implantierten multifokalen Linsen entsprachen 1,9 % aller implantierten Linsen. 156 (56 %) aller Zentren haben multifokale Linsen implantiert. Es wurden zwischen einer und 600 multifokale Linsen implantiert, im Median 20 pro Jahr. 660 Add-on-Linsen wurden in Augen mit Kunstlinsen implantiert (0,2 %). 69 (25 %) aller Zentren haben diese Operationen durchgeführt. Zehn (4 %) operative Zentren haben einen Femtosekundenlaser in der Kataraktchirurgie eingesetzt. 2385 Katarakte (0,6 %) wurden im Jahr 2013 mithilfe des Femtosekundenlasers operiert. Es wurden zwischen zwei und 807 Katarakte mit dem Femtosekundenlaser operiert, im Median 200 pro Jahr. Glaukomoperationen Im Jahr 2013 wurden 10.097 bulbuseröffnende Glaukomoperationen erfasst, 10 % ambulante und 90 % stationäre. Dabei liegt das Verhältnis von Kataraktoperationen zu bulbuseröffnenden Glaukomoperationen bei 37 : 1. Die Zahl der ambulanten Operationen lag zwischen zwei und 117, im Median bei 15 pro Jahr. Die Zahl der stationären lag zwischen zwei und 1818, im Median bei 60 pro Jahr. Außerdem wurden 6773 laserdestruktive Glaukomoperationen erfasst, 23 % ambulante und 76 % stationäre. Die Anzahl der ambulanten Eingriffe lag zwischen drei und 150, im Median bei zehn. Die Zahl der stationären Eingriffe lag zwischen zwei und 176, im Median bei 15. Pars-plana-Vitrektomien Im Jahr 2013 wurden 34.086 Pars-plana-Vitrektomien erfasst. Dabei hat sich auch das Verhältnis von Kataraktoperationen zu Pars-plana-Vitrektomien in den letzten Jahren zugunsten der Vitrektomien auf 11 : 1 verschoben. 12 % wurden ambulant 287
Katarakt-OP und 88 % stationär durchgeführt. Im Gegensatz zu den Kliniken, bei denen die Operationszahlen stark gestiegen sind, sind sie bei den niedergelassenen Kollegen zurückgegangen. Keratoplastiken Mit der Umfrage wurden 3725 Keratoplastiken erfasst, 5 % ambulante und 95 % stationäre. IVOM 2013 erfolgten 274.714 intravitreale Medikamenteneingaben (Abb. 3). Von den IVOM erfolgten 38 % durch öffentliche Kliniken und 62 % durch niedergelassene Kollegen. 2013 kam in Deutschland auf 1,4 Kataraktoperationen bereits eine IVOM. Im Bereich der niedergelassenen Kollegen lag es bei 1,8 : 1. 102.702-mal wurde Avastin intravitreal appliziert. Mit 36 % aller IVOM war es das am häufigsten applizierte Präparat (Abb. 4). 85.145-mal wurde Lucentis (Ranibizumab) gegeben (3 aller IVOM); 26.806-mal wurde ausgeeinzeltes Ranibizumab verbreicht (10 % aller IVOM); beide lagen unter den Werten des Vorjahres. Eylea wurde 27.280-mal injiziert (10 % aller IVOM), ausgeeinzeltes Aflibercept 4348-mal (2 % aller IVOM). Ozurdex wurde 3724-mal verabreicht ( aller IVOM). Die Anzahl der intravitrealen Therapien mit Triamzinolon oder Dexamethason lag bei 1227. 767-mal wurden andere Präparate gegeben. Bei weiteren 21.715 Patienten erfolgte keine differenzierte Angabe zur intravitrealen Therapie. Bei 116.149 (42 %) der intravitrealen Therapien wurden offiziell zugelassene Medikamente (Lucentis, Eylea, Ozurdex ) appliziert. Zu 49 % wurde Off-Label therapiert: Avastin, ausgeeinzeltes Ranibizumab oder Aflibercept und Triamzi- 8 % unbekannt, n = 21.715 10 % Ranibizumab, n = 26.806 3 Lucentis, n = 85.145 andere, n = 1994 10 % Eylca, n = 27.280 36 % Avastin, n = 102.702 Ozurdex, n = 3724 2 % ausgeeinzeltes Aflibercept, n = 4348 6 % Limbale Inzisionen, n = 1424 65 % LASIK, n = 15.769 19 % Refraktiver Linsenaustausch, n = 4.660 6 % phake Implantate, n = 1460 4 % Femto-Lentikelextraktion, n = 992 Abb. 3: Medikamente zur IVOM 2013 (n = 274.714) Abb. 4: Refraktive Operationen 2013 (n = 24.305) 288
Wenzel et al.: Umfrage von DGII, BDOC, BVA und DOG zur Intraokularchirurgie 2013 nolon. Bei 8 % der Patienten wurde das intravitreal applizierte Medikament nicht genannt. Refraktive Operationen 24.305 refraktive Operationen wurden erfasst, sodass in Deutschland auf 15 Kataraktoperationen eine primäre refraktive Operation kam. Von den 24.305 refraktiven Operationen waren 15.769 Excimerlaser-assistierte Eingriffe, 992 Femto-Lentikelextraktionen, 4660 refraktive Linsenaustausche, 1460 phake Implantate und 1424 limbale Inzisionen (Abb. 4). In den 72 Excimer-Zentren wurden zwischen vier und 1700 Excimerlaserassistierte Eingriffe vorgenommen, im Median waren es 80 im Jahr. Literatur 1. Wenzel M, Reim M: Kataraktoperation und Linsenimplantationen 1983-1985. Ergebnisse einer Umfrage anlässlich der 84. Tagung der DOG in Aachen. Fortschr Ophthalmologie 1978;84:450 452 2. Reim M, Wenzel M, Bucher PJ: Zum derzeitigen Stand der Kataraktchirurgie im deutschsprachigen Europa. In: M. Wenzel et al. (Hrsg.): 5. Kongreß der DGII. Heidelberg: Springer Verlag 1991;19 30 3. Wenzel M, Kohnen T, Scharrer A et al.: Ambulante Intraokularchirurgie. 2012. Ergebnisse der Umfrage von BDOC, BVA, DGII und DOG. Ophthalmochirurgie 2013;25:213 222 289