Hölle Kinderpsychiatrie - Was Kinder in deutschen Anstalten erleben mussten

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Zur Beachtung! Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt. Der vorliegende Abdruck ist nur zum privaten Gebrauch des Empfängers hergestellt. Jede andere Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtgesetzes ist ohne Zustimmung des Urheberberechtigten unzulässig und strafbar. Insbesondere darf er weder vervielfältigt, verarbeitet oder zu öffentlichen Wiedergaben benutzt werden. Die in den Beiträgen dargestellten Sachverhalte entsprechen dem Stand des jeweiligen Sendetermins. Beitrag: Hölle Kinderpsychiatrie - Was Kinder in deutschen Anstalten erleben mussten Bericht: Datum: 10.04.2014 Nadja Kerschkewicz, Anne Kynast, Martin Suckow Georg Restle: Hallo und guten Abend, willkommen bei MONITOR. Es gibt Geschichten, von denen auch wir bisher noch nie erfahren haben. Kinder, die in Zwangsjacken gesteckt werden, verprügelt, gedemütigt und misshandelt. Und das nur, weil sie als unbequem gelten. Was klingt wie Horrorgeschichten aus einer Diktatur, war jahrzehntelang Realität - und zwar in diesem Land. Was hinter den dicken Mauern deutscher Kinder- und Jugendpsychiatrien geschah, wurde jahrzehntelang verschwiegen. Nirgendwo fanden die Opfer Gehör, niemand fühlte sich verantwortlich - und das bis heute. Über ein Jahr lang haben jetzt Nadja Kerschkewicz, Anne Kynast und Martin Suckow recherchiert, mit Betroffenen gesprochenen und Akten ausgewertet. Zu Tage gekommen ist ein ziemlich düsteres Kapitel der deutschen Nachkriegsgeschichte. Und das ist noch längst nicht abgeschlossen. Wolfgang Petersen: Da oben, wo die Fenster sind, da ist eine Badewanne gewesen, wo ich damals in eine Zwangsjacke gepackt wurde und dann in Kaltwasser untergetaucht wurde. Das war eine Strafe. Und... die Betreuerin, die das gemacht hat, hat dann hinterher gesagt, ja früher sind wir mit euch anders umgegangen. Das war also... von da schon grausam. Wolfgang Petersen war neun, als er 1961 in die Kinderpsychiatrie Schleswig eingewiesen wurde. Als gesunder Junge, nur weil er viel geschrien haben soll. Petersen erlebte Jahre voller Gewalt. Er wurde mit einem abgebrochenen Besenstiel geschlagen, den ganzen Tag am Bett festgeschnallt. Viele der Häuser stehen heute leer, die Fenster verrammelt. Doch Wolfgang Petersen ist in seinen Gedanken längst wieder drin in den Anstaltsgebäuden.

Monitor vom 10.04.2014 - Hölle Kinderpsychiatrie - Was Kinder in deutschen Anstalten erleben mussten 2 / 5 Wolfgang Petersen: Wir waren eingesperrt, wir waren auf... Gedeih und Verderben den Pflegekräften ausgesetzt, auch der Brutalität, und hatten keinerlei Möglichkeit uns zu wehren, usw. Beziehungsweise wenn man es versucht hat, geglaubt zu werden, das war nicht drin. Das war eine Hilflosigkeit und diese spüre ich im Augenblick, wieder so ein bisschen, wie es damals war. Und... also das gönne ich nicht mal meinem ärgsten Feind, so eine Behandlung. Seit Jahren kämpft Wolfgang Petersen darum, dass die Öffentlichkeit endlich erfährt, was er und andere Kinder hier erleiden mussten. Er hat sogar eine Petition an den Bundestag geschrieben. Doch bis heute ist das Leiden der Psychiatriepatienten weder bekannt noch anerkannt. Auch eine Entschädigung gibt es nicht. In der Psychiatrie Schleswig durfte Petersen drei Jahre nicht in die Schule gehen, musste in der Klinik arbeiten. Drei Jahre merkten die Ärzte nicht, dass er ein gesunder Junge war. Dann wurde er entlassen. Schätzungen zufolge waren in den Psychiatrien bis in die 70er Jahre mindestens 15.000 Kinder untergebracht, die gar nicht psychisch krank waren. Ihre Akten lagern in Klinikarchiven. Wir recherchieren in den alten Unterlagen und erhalten Berichte und Briefe - aus insgesamt 16 Einrichtungen bundesweit. Es war die Hölle, bis heute kann man das Elend nicht vergessen, schreibt uns eine Frau, die als Kind 16 Jahre in der Psychiatrie war. Jungen wurden gezwungen, solange auf dem Boden zu knien, bis sie ohnmächtig wurden, heißt es in einem Bericht. Sie wurden gezwungen, ihr Erbrochens zu verzehren. Ein ehemaliger Patient schreibt: Fixierung am Bett und ab in die Gummizelle! Andere berichten uns, sie wurden plötzlich ihren Müttern entrissen - und zwangseingewiesen. Der Rechtswissenschaftler Professor Peter Schruth hat erforscht, wie Behörden bis in die 70er Jahre mit Kindern umgegangen sind, mit Familien, die nicht der Norm der Zeit entsprachen. Prof. Peter Schruth, Hochschule Magdeburg-Stendal: Alleinerziehende hat man mit einem Misstrauen versehen, uneheliche Kinder waren sozusagen auch auffällig und es fehlte nicht viel, wenn also die Mütter, die alleinerziehenden, nicht arbeiten gegangen sind, in anderer Weise aufgefallen sind, dann hat man ihnen die Kinder weggenommen. Genauso war es auch bei Horst Siemers. Ende der 50er Jahre lebte er mit seinen Eltern in einem Obdachlosenheim. In der Schule gab er Widerworte, klaute einmal Kohlköpfe vom Feld. Das reichte für die Einweisung in die Kinderpsychiatrie Marsberg im Sauerland, mit 14. Noch heute leidet er an den Folgen. Horst Siemers: Wenn meine Frau... die Schlafzimmertür zumacht, dann stehe ich auf und mache sie wieder auf. Ich kriege Panik. Wenn man dauernd in dem Bunker war oder so und eingeschlossen worden ist... ich kriege Panik.

Monitor vom 10.04.2014 - Hölle Kinderpsychiatrie - Was Kinder in deutschen Anstalten erleben mussten 3 / 5 Was er Bunker nennt, ist eine Arrestzelle. Sechs Jahre blieb Horst Siemers in der Kinderpsychiatrie. Immer wieder wurde er mit Medikamenten ruhig gestellt. Er hat sich die Namen der Psychopharmaka genau gemerkt. Horst Siemers: Megafen oder Dezetan, Sepasil, Ciathyl oder Haloperidol. Dass ich Krämpfe bekommen habe davon. Oder wenn ich die nicht genommen habe, dann kamen sie mit fünf Pflegern drauf. Als Jugendlicher hat man ja nicht die Kraft wie die Pfleger. Und dann Spritze durch die Bux. Die haben gar nicht die Hose runtergezogen, die waren brutal, waren die. Kinderpsychiatrie Marsberg. Als Siemers 1959 eingewiesen wurde, war die Klinik überfüllt, mit 1.100 Kindern. Mindestens die Hälfte von ihnen war gesund, gehörte nicht hierher, gibt die Einrichtung heute zu. Schläge, Einsperren, früher war all das in Psychiatrien erlaubt. Das Recht auf Menschenwürde oder körperliche Unversehrtheit - hier war es eingeschränkt. Prof. Peter Schruth, Hochschule Magdeburg-Stendal: Man hat damals davon gesprochen, ja besonderes Gewaltverhältnis. Für Kinder und Jugendliche, die untergebracht sind, gelten diese Grundrechte nicht. Ich finde das schrecklich, diese Aussage. Das hätte nicht sein dürfen. Und das Grundgesetz angewendet hätte bedeutet, dass man solche Diagnosen und Unterbringungsbeschlüsse der Gerichte, wenn sie vorläufig sind, auch regelmäßig überprüft. Das ist nicht erfolgt, und das ist ein Teil des Vergessenwerdens dieser Kinder in diesen Einrichtungen. Drei Jahre lang wurde auch Wolfgang Petersen vergessen, in Schleswig. Widersetzte er sich den Anordnungen der Pfleger, kam er zur Strafe hier hinein. Wolfgang Petersen: Das ist noch die Originalzelle, wo hier dann so ne Pritsche drin lag. Hier war so ein Behälter für die Notdurft. Und hier gibt's auch noch die Klingel. Hier wurden wir dann eingesperrt. Und viele Kinder, die sich nicht so verhalten haben, wie ich es gemacht habe, mich gewehrt hab, die sind hier drin geblieben, wie zum Beispiel mein kleiner Bruder. Der kam mit mir zusammen rein und blieb bis zu seinem 21. drin. Und da ist dann die Wut in mir drin, wo ich einfach sage, hier wurden auch Kinder kaputt gemacht. Es ist ja nicht nur so... ich war gesund, und ich glaube, wenn ich bis zu meinem 21. hier drin, ich wäre genauso kaputt gewesen wie mein Bruder. Sein Bruder ist bis heute auf Hilfe angewiesen. Als er in die Psychiatrie kam, konnte er noch lesen und schreiben. In Schleswig hat er das verlernt. Auch Horst Siemers durfte in der Psychiatrie nicht in die Schule gehen. Später blieben ihm nur schlecht bezahlte Jobs. Oft hat er sie verloren, als

Monitor vom 10.04.2014 - Hölle Kinderpsychiatrie - Was Kinder in deutschen Anstalten erleben mussten 4 / 5 bekannt wurde, dass er in der Psychiatrie war. Nur 400,- Euro beträgt seine Rente. Ohne Lebensmittelspenden geht es nicht. Jeden Dienstag holt er sie mit seinem Roller ab. Wäre Siemers im Kinderheim gewesen, bekäme er heute Geld, quasi als Entschädigung. Doch wer wie er in der Psychiatrie war, bekommt nichts. Seit drei Jahren weiß das die Politik auch. Geplant ist ein Fonds von gerade mal zehn Millionen Euro. Doch nicht mal den gibt es bis heute. Im Januar endlich wurde in Berlin eine Arbeitsgruppe gegründet - und gleich gab es Streit. MONITOR liegt das Protokoll der ersten Sitzung vor. Darin stellen die Länder fest: Zitat:... dass sie sich nicht in der Lage sehen, sich mit finanziellen Mitteln am Fonds zu beteiligen. Eine erstaunliche Haltung, schließlich hatten die Länder die Aufsicht über die Psychiatrien. Wir erfahren von Betroffenen aus Marsberg, dass sie sich Mitte der 70er über die Gewalt beschwerten. Sogar die Staatsanwaltschaft ermittelte. Doch den Kindern wurde nicht geglaubt. Die Länder unternahmen damals nichts gegen die Zustände. Prof. Peter Schruth, Hochschule Magdeburg-Stendal: Sie wissen, was diesen Kindern und Jugendlichen an Unrecht zugefügt worden ist. Sie sind dafür mitverantwortlich durch die Unterbringung, die sie selbst zu verantworten hatten und sie hatten die Heimaufsicht und sie hätten sich um das Schicksal der Kinder kümmern müssen. Das räumen die Länder auch ein. Wenn sie das einräumen, dann müssen sie auch die Verantwortung übernehmen für die Folgen daraus. Nordrhein-Westfalen war für Marsberg, Schleswig-Holstein für Schleswig verantwortlich. MONITOR will wissen, warum beide Länder nicht zahlen wollen. Doch Interviews werden abgelehnt. Beide Länder bleiben dabei, sie wollen den Opferfonds nicht mitfinanzieren. Wolfgang Petersen und andere Betroffene können nicht verstehen, dass ums Geld gestritten wird. Sie warten schon zu lange auf Hilfe und fühlen sich nicht ernst genommen. Wie früher, als sie weggeschlossen wurden. Und den Behörden ihr Leid egal war. Wolfgang Petersen: Es war einfach so, wir waren... wir waren Nummern waren wir. Wir waren keine Menschen, und Idioten glaubt man nicht. Geld kann das Leid nicht wieder gutmachen. Aber es wäre immerhin eine Anerkennung für all jene, die als Kinder in deutschen Psychiatrien Unrecht erleiden mussten.

Monitor vom 10.04.2014 - Hölle Kinderpsychiatrie - Was Kinder in deutschen Anstalten erleben mussten 5 / 5 Georg Restle: Kurz vor der Sendung erreichte uns heute ein bemerkenswerter Brief der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie. Darin entschuldigt sich der Präsident der Gesellschaft bei allen Betroffenen für das Leid, welches ihnen in Einrichtungen der Kinderund Jugendpsychiatrie damals angetan wurde. Wörtlich heißt es in dem Brief: Wir bekennen uns zu unserer heutigen Verantwortung, dafür zu sorgen, dass sich solches Leid in unseren Einrichtungen nicht wiederholen kann. Immerhin, vielleicht ein Anfang.