My Life downunder. - kopfüber und verdreht -

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Transkript:

My Life downunder - kopfüber und verdreht -

Niemand hat meine Wahl fürs Studium nach Perth zu gehen, nachvollziehen können. Man fragte mich: Wieso nicht Sydney, Melbourne, Brisbane die beliebten Ziele downunder? Zwei Gründe: 1. Der Aufbau des Studiengangs Consultancy Psycholgy der Murdoch University klang wie auf mich zugeschnitten. 2. Ich hatte immer da Gefühl, dass Westaustralien (WA) unberührter vom Tourismus ist und ich dadurch noch stärker das genuin Australische erleben könnte. Diese zwei Punkte bestätigten sich. Jedoch der Rest kam anders als erwartet, erhofft, oder befürchtet. Alles in allem kann ich trotzdem sagen: Perth war die richtige Wahl für mich. Pre-studium Wenn ich dachte das DAAD- Stipendium zu ergattern sei die Herausforderung, so ahnte ich nicht, dass die Murdoch University einige Überraschungen für mich parat hielt. Es fing alles sehr rosig an. Noch bevor ich mich für das DAAD Stipendium bewarb, hatte ich mich auf der Auslandsmesse der LMU von den Vertretern verschiedener australischer Universitäten ausführlich beraten lassen und war besonders von der Regional Manager der Murdoch University überzeugt worden. Sie war sehr freundlich und offen, informierte mich über alles rund um das Studium an der Murdoch und hob die Besonderheiten von WA und der Murdoch Uni hervor (z.b. umfangreiches Betreuungsprogramm für internationale Studenten, starker Praxisbezug, moderne Uni moderne Ausstattung). Ich blieb mit ihr in Kontakt und als ich ihr ein Jahr später von meiner Entscheidung und der Stipendienzusage berichtete, war sie sehr erfreut. Neben der Unterstützung durch das Ranke-Heinemann Institut stand auch sie mir (virtuell) zur Seite bei der Organisation meines Studienaufenthaltes in Perth. Mit dem DAAD Stipendium in der Tasche, einem 1,3 Bachelorschnitt und 4 Praktika auf dem Buckel, war ich zuversichtlich, dass ich keine Probleme haben werde an einer Uni in der isoliertesten Landeshauptstadt der Welt angenommen zu werden. I couldn t have been more wrong! Genau EINEN TAG nachdem ich mein Flugticket nach Perth gekauft habe, kam eine Absage. Ich dachte, mich hauts vom Hocker. Es hieß, mein Programm wäre 2013 das Objekt eines Änderungsvorschlages, woraufhin ich nicht mehr die Zugangsvoraussetzungen (neu: 4-jähriger Bachelor) erfüllen würde. Es wurde ein Alternativprogramm vorgeschlagen - ähnlich im Aufbau jedoch mit erheblichen Kürzungen. Leider handelte es sich bei den Kürzungen um die Units, die ich besonders interessant fand, sozusagen das Fleisch am Steak, was übrig blieb war der Knochen, und wer isst schon gern den Knochen. Es folgte das Unvermeidliche; als angehende Psychologin wusste ich, wie wichtig es ist den Frust auszulassen. Ergo verfasste ich eine böse böse Mail, wo ich meiner Empörung freien Lauf ließ, aber welche ich 2

selbstverständlich löschte. Tatsächlich, bat ich höflich und mit sachlichen Argumenten darum, aufgrund meiner Leistungen und praktischen Erfahrung eine Ausnahme zu machen. Viel Hoffnung hatte ich nicht. Der Emailaustausch mit dem Programmbetreuer und der Administration zog sich hin. Allmählich verlor ich komplett den Glauben, dass ich das Studium downunder noch antreten dürfte. Im Dezember kam endlich die Zusage, da Murdoch angewiesen war wieder auf die ursprüngliche Version des Programms zurückzugehen, wessen Zugangsvoraussetzungen ich erfüllte. Glatt und glätter Die Immatrikulation ging zügig vonstatten, woraufhin ich das Visum online beantragen konnte. Dieses erhielt ich paar Stunden nach Antragstellung. Wohntechnisch entschied ich mich kurzfristig für ein Einzelzimmer in einer 6-er WG on-campus, womit ich sehr zufrieden war, auch wenn die Miete mit 180 AUD in der Woche nicht günstig ist. Es gibt auch reichlich Zimmerangebote off-campus in derselben Preisklasse. Die Kommunikation sei es mit der Murdoch Uni oder Village erfolgte ausschließlich via Email, aber verlief glatt. Auch der Zahlungsverkehr bot keine Hindernisse. Das Personal ist sehr hilfs-und kompromissbereit. Da es wechselkurstechnisch günstiger ist AUD vor Ort abzuheben und einzuzahlen, statt von einem deutschen Konto aus zu überweisen, hat es Murdoch mir gestattet vor meiner Ankunft nur die Overseas Student Health Cover von 605 AUD für ein Jahr und eine Anzahlung von 500 AUD vorauszuzahlen und den Rest der Studiengebühren dann Vorort. Es empfiehlt sich eine DKB Visacard zu beantragen bevor man für längere Zeit ins Ausland geht. Diese ermöglicht beliebig häufig gebührenfreies Abheben der Landwährung mit dem offiziellen Kurs (bester Wechselkurs). Perks of Murdoch Uni and Village life In Perth gelandet, wurde ich von dem kostenfreien aiport service der Murdoch pünktlich abgeholt und in die Village gebracht, wo ich empfangen und sofort über die anstehenden Events informiert wurde. Die ersten zwei Wochen dienten der Akklimatisierung. Die international students wurden mit MURDOCH Village Reden u.a. auch von dem Bürgermeister von Perth willkommen geheißen und über diverse Angelegenheiten informiert. Während den zwei Orientierungs-wochen gab es immer wieder freies Essen, Getränke, Ausflüge (z.b. Wildlife Tierpark, Strand, Fremantle Prison), und verschiedenste Veranstaltungen on-campus und im Studentendorf (Schnitzeljagd, Sportwettkämpfe, Kinoabende, etc.). Ich kann es jedem nur empfehlen, Orientierungswochen immer wahrzunehmen. Man lernt unglaublich leicht und natürlich andere Studenten aber auch Einheimische (Helfer) kennen und gewöhnt sich an die neue Umgebung und den neuen Studienort ohne es zu merken. Auch das weitere Eventangebot der Murdoch Uni/Village über das Semester hinweg kann ich nur loben; es gab immer wieder food fairs on-campus, Sportwettkämpfe, Barbecues, free 3

Caversham Wildlife Park Perth Kickstarter Breakfast, free Pancake Fridays, vergünstigte Tagesausflüge (z.b. wine tasting im Swan Valley), Kochabende (z.b. Cupcakes, Sushi), movie-nights, free Zumba und Yoga, etc. Es wurde mir eindeutig nicht zu viel versprochen. Es empfiehlt sich definitiv on-campus zu wohnen, denn das Angebot ist bemerkenswert, für jeden Geschmack was dabei und sogar für deutsche Verhältnisse sehr günstig bis kostenfrei. Das Studium alias bye bye Freizeit Der Studiengang war alles andere als einfach, mit anderen Worten extrem anstrengend - nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ. Ich hatte kaum Freizeit, obwohl ich nur drei Tage die Woche Uni hatte. Die restlichen vier freien Tage benötigte ich für die zahlreichen assignments, die fast jede Woche anstanden. Und dabei handelte es sich nicht um kurze 3-seitige essays, sondern 15-30 seitige reports incl. 10-15 relevanten Literaturangaben. Selbst während den study breaks (eine vorlesungsfreie Woche, alle vier Wochen), war ich nicht entlastet. Wochenend-/Tagesausflüge waren kaum zu schaffen. Parallel zum Studium zu arbeiten sah ich stets als einen interessanten Ausgleich; zudem hätte bei den australischen Lebenshaltungskosten eine weitere Finanzquelle nicht geschadet. Dies war mit dem workload meines Programms leider nicht vereinbar. Die Dozenten hatten gleich am Anfang angekündigt, dass wir uns für die Masterzeit von der Freizeit verabschieden sollten. Wir dachten sie übertreiben, aber es stellte sich heraus, dass es vollkommen der Wahrheit entsprach. Ich war in meinem Kurs die einzige international student, jedoch ging es den Einheimischen nicht besser, wobei fast alle noch nebenbei arbeiteten. Ich hatte mich umgehört und es schien fast allen Postgraduate Studenten an der Murdoch so zu gehen, auch an der University of Western Australia soll es nicht anders sein. Die Benotung ist in Australien strenger, so dass ich für meine Mühe und Leistung nicht die gewohnten Noten erhielt, aber dennoch als Kursbeste das Programm absolvierte. Der Notentransfer variiert von Uni zu Uni. Meine Heimatuniversität hatte eine Umrechnungstabelle, gemäß welcher australische Noten um 5% aufgewertet wurden. Was mir gut gefallen hat an der Murdoch Uni, war die moderne Ausstattung und der Praxisbezug. Murdoch ist tatsächlich sehr praktisch orientiert und die assignments waren größtenteils interessant, zumal sie Projekte aus dem Arbeitsleben repräsentierten, wie sie der Kunde einem Wirtschaftspsychologen in Auftrag geben würde. So sollten wir zum Beispiel einen kompletten Personalauswahlprozess incl. der Materialien, von der Stellenanzeige, über Bewerbungsformular, Telefoninterview, bis hin zu Assessment Center 4

incl. Ablaufplan, Feedbackgespräche und Abschlussberichte. Das Assessment Center führten wir anschließend auch durch, wobei wir abwechselnd als Kandidaten sowie als Assessors (Beobachter, Moderator) fungierten. Die meisten Dozenten sind sehr kompetent, haben diverse Praxiserfahrungen, die sie gerne teilen. Außerdem fand ich sie sehr aufgeschlossen und zuvorkommend, sei es einen Inhalt bei Nachfrage stärker zu vertiefen oder eine assignment deadline zu verschieben. Sie informierten uns auch regelmäßig über psychologieaffine Konferenzen und Messen, die sehr interessant waren und sich gut dafür anboten, sein eigenes Netzwerk aufzubauen bzw. auszuweiten. Ein weiterer positiver Aspekt dieses Programms war, dass wir im Rahmen unseres Studiums in einem sehr umfangreichen Personality Inventory Verfahren zertifiziert wurden - dem HOGAN. Dafür kam ein Experte aus Sydney eingeflogen und gab einen zweitagelangen Workshop, der sehr intensiv aber dafür nicht nur informativ, sondern auch unterhaltsam war. Mit meinen Kommilitonen habe ich Glück gehabt. Sie waren alle sehr aufgeschlossen, rücksichtsvoll, neugierig und ambitioniert wie ich. Wir waren eine übersichtliche Gruppe von 25 Masterstudenten. Von dem ersten Tag an hab ich mich unter Ihnen akzeptiert und wohl gefühlt. Wir unternahmen auch viel gemeinsam, meistens natürlich im Rahmen eines Gruppenprojektes. Jedoch muss ich zugeben, dass der workload noch schwieriger zu ertragen gewesen wäre, wenn wir uns alle nicht so gut verstanden hätten. So arbeiteten und lachten wir gemeinsam. Witzigerweise waren alle 20 einschließlich mir in einer festen Beziehung und somit war unser Lieblingsgesprächsthema Beziehung. Die wenigen Male, wo es uns unser Studium erlaubte, gingen wir gemeinsam essen und feiern ich bekam drei Abschiedparties. Das harte Studium hat uns zusammengeschweißt, Freundschaften fürs Leben sind entstanden. Perth & Umgebung Perth und seine Umgebung haben freizeittechnisch unglaublich viel zu bieten; hätte man nur die Zeit dafür gibt es (Kite)Surfen, Beachvolleyball, Fußball, Tennis, Perth Sightseeing, diverse Festivals in Perth City (z.b. Fringe Festival im Februar), am Strand oder in den kleinen süßen suburbs wie Fremantle; weiterhin ein Muss sind Rottnest Island zum Schnorcheln, Swan Valley zum wine tasting, Margaret River zum Wandern, und vieles mehr. 5

Im Moment blüht die australische Wirtschaft vor allem aufgrund der mining industry, dadurch liegt der Mindestlohn bei einfachen Beschäftigungen wie Kellnern oder als Verkäufer arbeiten bei 25 AUD/Std., jedoch sind die meisten Konsumgüter und Dienstleistungen ebenso 2-3x so teuer wie in Deutschland. Wenn man klug einkauft, d.h. das Gemüse und Obst beim Asiaten und die wichtigsten Grundnahrungsmittel wie Milch, Brot, Butter, etc. in den großen Supermarktketten wie Coles und Woolworth kauft, verbraucht man für Nahrung nur etwas mehr Geld als in Deutschland. Transport ist für Studenten sehr günstig, leider kann man aber das öffentliche Verkehrssystem von Perth nur bemängeln. Wenn man sich gut informiert kann man auch feiern, oder auswärts essen gehen ohne allzu große Ausgaben (z.b. Promotions, lady s night, student nights). Als leidenschaftliche Salsatänzerin habe ich bereits in der ersten Woche die Salsaszene entdeckt. Regelmäßig kann man genau 2x unter der Woche kostenlos Salsa tanzen mit free water in Perths clubbing district Northbridge (The Deen & Mustang Bar). Die West- und Ostküste im Vergleich Letztendlich habe ich es geschafft, sowohl die West- als auch die Ostküste auszukundschaften, was mir eine West- Ost Vergleich erlaubte. Ich konnte festhalten, dass die Westküste weniger touristisch und dadurch authentischer ist; die Einwohner freundlicher und verständnisvoller (z.b. Nachbarn grüßen, Autofahrer waren gegenüber anderen Autofahrern und Fußgängern sehr geduldig). Wer ein Gefühl dafür kriegen möchte, was genuin australisch bedeutet, und verstehen möchte, was Australier mit serenity meinen, sollte sich den Film The Castle anschauen. Neben den typischen australischen Floskeln wie no worries oder yeah nah hört man auch einige Sprüche, die den Film charakterisieren wie: It s not just a house, it s a home oder This is going straight to the pool room. Auch hinsichtlich der Natur ist WA mein Favorit. Die Westküste hat viel mehr Vielfalt zu bieten. Das echte Outback (d.h. Steppe, Sandsteinwüste mit einem atemberaubenden Sternenzelt) welches man aus Filmen kennt, oder sich vorstellt, wenn man an Australien denkt, ist stärker im Westen und Landesmitte zu finden. Was viele nicht über WA nicht wissen ist, dass Perth zwei Klimazonen trennt. Nur das nördlich von Perth liegende Land beherrscht die rote Wüste - der Süden ist wesentlich kühler, feuchter, grüner. 6

Absolut empfehlenswert an der Westküste sind: Fern Pool in KARIJINI Karijini National Park Mars auf Erden (Eisenerzschluchten, fresh water pools, rainforest) MEIN ABSOLUTER FAVORIT Margaret River (Giant trees, Felsformationen) Pink Lake in Esperance Monkey Mia - größtes Delphinforschungszentrum erlebe Wilddelphine hauchnah für 8 AUD Coral bay/exmouth das westliche Pendant zum Great Barrier Reef (Mantaray oder Whale shark snorkeling Tour sehr empfehlendswert) Broome Krododillfarm Kimberly National Park - Tour durch die Wildnis/Dschungel Kalgourlie erste Goldminenstadt mit dem größten Ausgrabungen Super pit 3km lang, 1km breit, 500m tief Weitere Tipps: Gnomsville Rottnest Island Wave Rock bei Hyden (Siehe Titelbild) Auch die Ostküste ist sehr schön, meine persönlichen highlights waren: Fraser Islands 4WD camping tour! MEIN FAVORIT 4-Wheel Driving on Fraser Whitsunday Islands 3tätige Segeltour incl. Oceanrafting Brisbane incl. Koala Hug at Lone Pine (größtes Freigehege für einheimische Tiere) Melbourne incl. Great Ocean Road tour und Phillips Island Sydney incl. Blue moutains Weitere Tipps: Coober Pedy Unterirdische Stadt Alice Springs Ulururu Ayer s Rock 7

Erkenntnisse und Fazit Ich möchte mich beim Ranke-Heinemann Institut bedanken, dass es mich bei meinem Vorhaben unterstützt hat. Gerade die administrativen Angelegenheiten wie die Bewerbung wären um einiges holpriger vonstattengegangen und hätten mehr Zeit und Anstrengung gekostet. Ich konnte nicht nur Australien kennenlernen, sondern auch persönlich - dank der Erfahrungen sei es positiv oder negativ - wachsen. Ich würde lügen, sagte ich, dass es nur ein schönes und sorgenfreies Auslandsstudium war. Es war mit Abstand die größte Herausforderung bisher und man sollte dazu wissen, dass ich bereits in einigen Ländern gelebt und in verschiedensten Bereichen gearbeitet habe (z.b. Irland, Wales, Frankreich, Spanien, Ecuador, Costa Rica, San Francisco etc.). Wie nach jedem Auslandsaufenthalt habe ich unglaublich viel gelernt, über das Land, über meine Heimat, über mich, meine Werte, meine Grenzen, meine Stärken und Schwächen. Zum Beispiel wird die Hochschulbildung in Australien nur 20% vom Staat finanziert, weshalb die Studiengebühren vor allem für international students astronomisch hoch sind. Dies brachte mich dazu, über das deutsche System nachzudenken. Ich empfinde es als vorausschauend und korrekt, dass der deutsche Staat in uns Studenten - seine Zukunft - investiert. Meines Erachtens ist es äußerst gewinnbringend seine Heimat vorübergehend zu verlassen, um sich einiger Sachen bewusst zu werden, die zuvor als selbstverständlich erachtet und kaum wahrgenommen wurden. Dies führt dazu, sich eine neue Meinung zu bilden hinsichtlich Politik, Wirtschaft, Bildung. Deutschland kann nun in Relation zu anderen Systemen gesehen werden. Viele Aspekte erhalten einen neuen Inhalt, eine neue Form und Bedeutung. Dies sollte kein einmaliger Prozess bleiben. Wiederholte Auslandsaufenthalte tragen dazu bei, seine Kenntnisse und Meinung immer wieder zu revidieren und zu ergänzen, um mit der Dynamik der Systeme mitzuhalten. Nachrichten zu hören ist für dieses Unterfangen sicherlich auch hilfreich jedoch nicht ausreichend. Vorort gewesen zu sein oder gar gelebt zu haben, bringt weitere Aspekte ins Bild und vor allem neue Perspektiven, für die man tatsächlich immer noch das eigene System verlassen muss; sonst bleibt trotz des Bemühens um objektive und neutrale Nachrichtengebung ein Teil der Geschichte verzerrt. Dachau, den 30.08.2014 Kamila Fotiou 8