Wer über mich etwas wissen will, der soll meine Bilder aufmerksam betrachten.



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DOSSIER zu. Gustav Klimt

Transkript:

1 Gustav Klimt Leben Wer über mich etwas wissen will, der soll meine Bilder aufmerksam betrachten. Als einer der führenden Köpfe des Wiener Fin de Siècle schafft Gustav Klimt ein Werk, das ihn zu dem macht, was er heute ist: der in der ganzen Welt berühmteste Maler Österreichs. Vor 150 Jahren, am 14. Juli 1862, als zweitältestes von sieben Kindern in kleinbürgerlichen Verhältnissen in Baumgarten, einer damals ländlich geprägten Wiener Vorstadt, geboren, fallen Gustav Klimts Kindheit und Jugend in die Hochblüte der Gründerzeit. Die großen Prachtbauten der Ringstraße sind gerade im Entstehen. Trotz schwieriger wirtschaftlicher Verhältnisse ist das Familienleben harmonisch. Die Geschwister bleiben einander auch später eng verbunden. Dem begabten jungen Gustav Klimt wird unter großen Opfern der Besuch der Kunstgewerbeschule, der späteren Hochschule für angewandte Kunst, ermöglicht. Bald schon findet er sich inmitten einer Schar von Künstlern, die an der Ausgestaltung der eben errichteten Ringstraßenbauten mitwirken. Zusammen mit seinem Bruder Ernst und Franz Matsch gründet er die Künstler-Compagnie, die zehn Jahre lang in Wien und der ganzen Donaumonarchie an Ausstattung von Palais, Villen, Theatern und Museumsbauten mitwirkt. Mit dem Tod des Bruders Ernst beginnt sich die Ateliergemeinschaft aufzulösen. Aber längst ist Gustav Klimt der historistisch-dekorativen Raumausstattung künstlerisch entwachsen. Im Wien der Jahrhundertwende, in dem Sigmund Freud seine Werke veröffentlicht, sucht auch die Kunst nach neuen Wegen. Unter dem Einfluss des Symbolismus strebt Klimt nach einer eigenen Formensprache, die ihm die Darstellung der von dunklen Gefühlen und hoffnungsvollen Traumbildern bestimmten Seelenlandschaften ermöglicht. 1897 steht Klimt mit einem Schlag im Rampenlicht der Öffentlichkeit. Als Präsident der Vereinigung bildender Künstler Österreichs ist er der führende Kopf der sogenannten Secessionisten, die nach einer Erneuerung der Kunst streben. Die Secession am Wiener Karlsplatz wird zum Ausstellungsgebäude der neuen Bewegung. Es ist die Zeit der bisher größten Kunstskandale, die im Jahr 1900 mit Klimts für die Wiener Universität geschaffenen Fakultätsbildern ihren Höhepunkt erreichen. In Emilie Flöge, die einen Modesalon betreibt, findet Klimt, der zeitlebens unverheiratet bleibt und mit mehreren Frauen Kinder hat, seine Lebensfreundin. Sie ist es auch, die ihn mit der Landschaft um den Attersee vertraut macht, wo er mit wenigen Ausnahmen seine Sommer verbringt. Mit dem Beethovenfries, der für die XIV. Ausstellung der Secession 1902 entsteht, beginnt eine neue Schaffensphase, in der sich durch die Dominanz der Ornamentik und den starken Einsatz von Gold jene Periode im Werk Gustav Klimts ankündigt, die in dem 1907/1908 entstandenen Gemälde Der Kuss gipfeln wird. Nach drei Jahrzehnten intensiver Arbeit, zahlreichen Triumphen und Anfeindungen erleidet Gustav Klimt einen Schlaganfall, an dessen Folgen er am 6. Februar 1918, knapp 56-jährig stirbt. Sein Grab befindet sich auf dem Hietzinger Friedhof. Über sich selbst wollte Gustav Klimt nie etwas sagen, er verwies stets auf sein Werk. Trotz seines Erfolges blieb er im gesellschaftlichen Umgang zeitlebens unsicher. Er zeigte sich am liebsten im blauen Malerumhang mit struppigem Haar Ingrid.Goetz@austria.info 1/6

und sprach den Dialekt seiner Herkunft. Trotz Ehrungen durch das Kaiserhaus wurde er vom Adel ignoriert. Er war der Maler des aufstrebenden Bürgertums, das er vor allem in seinen Frauenbildnissen porträtierte, und fand zahlreiche jüdische Mäzene, die den neuen Tendenzen der Kunst aufgeschlossen waren. Klimts Leben fiel in eine Epoche, die Hermann Broch als fröhliche Apokalypse bezeichnete. Diese Zeit der Ambivalenzen und Umbrüche wurde von Klimt gedeutet. Sein Todesjahr 1918 bildet eine Zäsur. Im selben Jahr sterben zahlreiche kongeniale Wegbegleiter, wie Otto Wagner, Kolo Moser und Egon Schiele, und es ist gleichzeitig jenes Jahr, das den Untergang der Donaumonarchie markiert. Es folgt eine Zeit wirtschaftlicher Not, die Erinnerung an das Fin de Siècle verblasst. Eine weitere Zäsur bilden die Jahre des Naziterrors. Viele der jüdischen Familien, deren Mitglieder einst Mäzene und Wegbegleiter Klimts waren, fallen ihm zum Opfer oder werden ins Exil gezwungen. Klimt Villa Das letzte und einzig erhaltene Atelier Gustav Klimts in Wien-Hietzing wird nach umfassender Renovierung im Spätsommer 2012 neu eröffnet und vermittelt einen Einblick in die Arbeits- und Lebensatmosphäre des Künstlers. www.klimt.at 2 Gustav Klimt Anekdoten Ich mal mir mein Mädel, wie sie mir gefällt und damit Schluss! Gustav Klimts Perfektionismus und Unzufriedenheit mit dem Erreichten waren legendär. So arbeitete er drei Jahre lang an dem Bildnis von Elisabeth Bachofen- Echt. Den Auftrag dafür hatte er von Elisabeths Mutter Serena Lederer erhalten, einer wichtigen Mäzenin Klimts. Während der Arbeiten am Porträt musste Elisabeth stundenlang Modell sitzen. Klimt skizzierte sie in den unterschiedlichsten Stellungen, war dabei aber stets mit den Ergebnissen unzufrieden. Da Elisabeth ihrerseits sowohl die Positionen als auch die ausgewählte Garderobe kritisierte, kam es bald zu Auseinandersetzungen, in deren Verlauf Klimt schließlich ausrief: Ich mal mir mein Mädel, wie sie mir gefällt und damit Schluss! Nach drei Jahren riss Elisabeth Bachofen-Echt der Geduldsfaden, sie fuhr in Klimts Atelier, wo sie das Bild von der Staffelei nahm und es zu sich nach Hause brachte. Als es Klimt später im Salon der Familie Lederer ausgestellt fand, meinte er missmutig: Jetzt ist sie es erst recht nicht. Die Auftraggeberin ließ sich aber nicht abschrecken und bestellte in der Folge bei Klimt auch ein Porträt ihrer Mutter Charlotte Pulitzer. Ein Schlüsselbild der Wiener Gesellschaft um 1890 Die von Gustav Klimt, seinem Bruder Ernst und Franz Matsch betriebene Künstler- Compagnie erhielt 1886 den Auftrag zur Ausgestaltung des Stiegenhauses des neu errichteten Wiener Burgtheaters. Die Compagnie verdiente gut, nicht aber gut genug, um sich die zahlreichen für den Auftrag benötigten Modelle leisten zu können. Kurzerhand wurden also Verwandte und Freunde engagiert. So sind unter den Dargestellten die Schwestern Hermine und Johanna Klimt auszumachen. Der Bruder Georg stellt den sterbenden Romeo dar und auch die Künstler selbst treten auf. So porträtierte sich Gustav Klimt mit breiter Halskrause. Es ist das einzige Selbstporträt Gustav Klimts. Als Gustav Klimt und Franz Matsch wenig später den Ingrid.Goetz@austria.info 2/6

Auftrag erhielten, das alte Burgtheater auf dem Michaelerplatz kurz vor dem Abriss zu malen, hatte sich die Situation vollkommen verändert, denn jetzt drängte die Wiener Gesellschaft darauf, auf dem Bild porträtiert zu werden. So stellte es für Gustav Klimt keine Schwierigkeit mehr dar, für die zweihundert Personen auf dem Bild die Modelle zu finden. Aber auch hier hat er wieder seine Schwestern und deren Freundinnen in das Bild aufgenommen. Gegen Klimt Gegen Klimt lautete eine Schrift Hermann Bahrs, womit dieser öffentlich für den umstrittenen Künstler eintrat. Kaum ein Werk Gustav Klimts hatte so heftige öffentliche Reaktionen ausgelöst wie die für die Wiener Universität geschaffenen Fakultätsbilder. Einer der frühen Entwürfe zu dem Bild Philosophie aus dem Zyklus zeigte am unteren Bildrand einen Jüngling, der in tiefem Nachdenken dastand. Als der Rektor der Universität diesen Jüngling, umgeben von sich umschlingenden Paaren, sah, meinte er, der Jüngling denke wohl weniger über die Philosophie nach, sondern mehr darüber, woher die Kinder kommen. Bedrohte Hoffnung Es war wahrscheinlich die schwangere Mizzi Zimmermann, Modell und Geliebte Gustav Klimts, die ihn dazu anregte, das Motiv der schwangeren Frau in seine Bilder aufzunehmen. Während der Arbeit an dem Bild Hoffnung I, das sich erneut diesem Thema widmete, starb überraschend der erst einjährige gemeinsame Sohn Otto aus der Beziehung mit Mizzi Zimmermann. Dieser Tod führte zu einer Änderung der Konzeption des Bildes. Zwar verwies die blaue, golddurchwirkte Stoffbahn hinter der Schwangeren weiter auf die im Titel ausgedrückte Hoffnung, doch bevölkerten jetzt den Hintergrund unheimliche Gestalten: Neben dem bereits aus dem Beethovenfries bekannten Riesen Typhon blicken mehrere Fratzen auf die Schwangere, die mit den Töchtern Typhons identifiziert werden können und Krankheit, Tod, Wahnsinn, Wollust und Unkeuschheit sowie Kummer symbolisieren. Der Besitzer des Bildes, Fritz Waerndorfer, ließ für das Bild einen aufklappbaren Schrein bauen, den er nur für ausgewählte Gäste öffnete. Lieber einen Klimt als eine Perlenkette Friederike Maria Beer war eine treue Anhängerin der Wiener Avantgarde und hatte sich 1914 bereits von Egon Schiele porträtieren lassen. Als ihr Verehrer Hans Böhler ihr eine Perlenkette versprach, zog sie es vor, sich stattdessen von Klimt porträtieren zu lassen. Der lehnte zunächst ab, mit dem Hinweis, Schiele habe sie ja schon gemalt, ließ sich aber schließlich doch dazu überreden. Friederike Maria Beer erschien zu den Sitzungen in einer von der Wiener Werkstätte entworfenen Iltisjacke. Klimt bat sie, die Jacke verkehrt herum, mit dem roten Seidenfutter nach außen, zu tragen. Und so malte er sie. Dazu fügte er in den Hintergrund eine große Anzahl asiatischer Soldaten, wozu ihn wahrscheinlich das Dekor einer koreanischen Vase inspirierte. Als Friederike Maria Beer nach mehreren Monaten einen Blick auf das Bild warf, befand sie, dass es fertig war. Freunde rieten ihr, es sofort mitzunehmen, bevor Klimt Gelegenheit hätte, alles wieder zu ändern. Mehr Blech als Bloch 1908 wurde die 60-jährige Thronbesteigung Kaiser Franz-Josephs gefeiert. Das Gelände neben dem Eislaufverein, auf dem die Errichtung des Konzerthauses bereits geplant war, lag brach und bot Gelegenheit für die Schaffung eines riesigen Ausstellungsareals. Klimt war federführend an dem Projekt beteiligt und hielt zur Ingrid.Goetz@austria.info 3/6

Eröffnung der I. Kunstschau 1908 was für ihn ganz ungewöhnlich war die Eröffnungsrede. Klimt hatte sich selbst mit einer Reihe von Werken an der Ausstellung beteiligt, darunter mit seinem Opus Magnum Der Kuss, das sofort von der Österreichischen Galerie Belvedere angekauft wurde. Trotzdem hatte es auch diesmal viel Kritik gehagelt, die auch das Werk Klimts einbezog. So schrieb man spöttisch über sein Bildnis Adele Bloch-Bauer I, heute eines der teuersten Gemälde der Welt, es sei, dank des großflächigen Einsatzes von Gold, mehr Blech als Bloch. Für einen handfesten Skandal aber sorgte Oskar Kokoschka, dem Klimt als dem größten Talent der jüngeren Generation auf der Kunstschau eine erste Möglichkeit bot, an die Öffentlichkeit zu treten. Nach der Kunstschau saß man im Kaffeehaus auf dem Ausstellungsgelände zusammen, um zu beratschlagen, was angesichts der Kritik zu tun sei, ehe man zu dem Schluss kam, gar nichts zu unternehmen. Es nützt jetzt nichts, formulierte es resignierend der Schriftsteller und Kunstkritiker Ludwig Hevesi. Aber in zwanzig Jahren werden wir Recht behalten. Es gibt nur zwei Maler: Velázquez und mich. Gustav Klimt reiste viel, aber nicht gern. Am wohlsten fühlte er sich zu Hause in Wien und am Attersee im Salzkammergut, wo er alljährlich die Sommer verbrachte. Auch 1903 war er auf Reisen, diesmal in Italien. Klimt, der sich in einer Grußbotschaft an Emilie Flöge schon einmal zu dem Ausruf Hol der Teufel die Wörter! hinreißen ließ, geizte auch diesmal mit Mitteilungen über seine Reiseeindrücke. Der Satz in Ravenna viel Armseliges die Mosaiken von unerhörter Pracht ist darum bereits eine der enthusiastischsten Äußerungen über Kunst, die wir aus seinem Mund kennen. Der Begegnung mit den vor dem Goldgrund in einer raumlosen, aller Erdschwere enthobenen Figuren der byzantinischen Mosaiken folgten wenige Tage später die Werke der mittelalterlichen Meister in Florenz, von denen Klimt in seinen Briefen, nach dem Hinweis auf schlechtes Wetter, lapidar bemerkte: Kunsteindrücke sehr stark. Es sollte noch einige Jahre dauern, ehe Klimt seine Eindrücke in jene Sprache fasste, der er uneingeschränkt mächtig war: in seine Malerei. Dabei musste Klimt nicht reisen, um Inspiration bei den alten Meistern zu empfangen. So konnte er im Wiener Kunsthistorischen Museum die reiche Sammlung an Bildnissen Diego Velázquez studieren. Dass sie ihn beeindruckten, lässt seine ironische Bemerkung ahnen, als er einmal erklärte: Es gibt nur zwei Maler: Velázquez und mich. Im Bildnis der Fritza Riedler führte er schließlich beide Einflüsse zusammen. Zum ersten Mal dominierte in einem Gemälde Gustav Klimts eine geschlossene Goldfläche. Damit begann die Goldene Periode in seinem Werk, die schließlich in dem Gemälde Der Kuss ihren Höhepunkt erreichte. ich weiß nur eines sicher dass ich ein armer Narr bin. In der ganzen Stadt kursierten unzählige Gerüchte über Affären Gustav Klimts mit seinen Modellen wie auch seinen großbürgerlichen Auftraggeberinnen. Als Klimt der jungen Alma Schindler, der späteren Alma Mahler-Werfel, Avancen machte und diese begann, darauf einzugehen, kam es deshalb zum Eklat. Klimt, der Alma und ihre Mutter Anna und den Stiefvater Carl Moll während einer Italienreise begleitete, verließ daraufhin fluchtartig Venedig und kehrte nach Wien zurück. Gegenüber Carl Moll gab sich Klimt reumütig und schrieb ihm, was Klimt sicher nicht leicht fiel, einen langen Brief, der alles erklären sollte und doch nichts erklärte. Das Fräulein, schrieb er darin über Alma, musste manches über mich erfahren haben, über meine Verhältnisse, vieles Richtige, vieles Falsche, ich kenne meine Verhältnisse selber nicht genau und will mir gar nicht klar sein ich weiß nur eines sicher dass ich ein armer Narr bin. Kurzum, die Angelegenheit war zwischen den beiden Ingrid.Goetz@austria.info 4/6

Männern geklärt und Klimt mit Carl Moll ausgesöhnt. Unversöhnt blieb einzig Alma, die sich von der ersten großen Liebe ihres Lebens hintergangen fühlte. So markierte sie den Tag der Aussöhnung Klimts mit ihrem Stiefvater in ihrem Tagebuch mit einem Kreuz und schrieb: Er hat mich kampflos hingegeben, er hat mich verrathen. 3 Sonderausstellungen 2012 in Wien Österreichische Galerie im Schloss Belvedere Ausstellung: Gustav Klimt/Josef Hoffmann. Pioniere der Moderne. 25. Oktober 2011 bis 4. März 2012 Die Ausstellung beleuchtet die Zusammenarbeit Gustav Klimts mit dem Architekten und Mitbegründer der Wiener Werkstätte Josef Hoffmann, die mit der Beethovenausstellung in der Wiener Secession und dem Brüsseler Palais Stoclet im Bereich des Gesamtkunstwerkes Maßstäbe setzte. Darüber hinaus untersucht die Ausstellung den Einfluss Hoffmanns auf Klimts malerisches Werk. www.belvedere.at Kunsthistorisches Museum Ausstellung: Gustav Klimt im Kunsthistorischen Museum. 14. Februar bis 6. Mai 2012 Gezeigt werden unter anderem die 13 Gemälde und ihre Vorzeichnungen für die Ausstattung des großen Stiegenhauses des Kunsthistorischen Museums. Auf diese Weise wird dem Besucher die Entstehung dieser Werke aus der mittleren Schaffensphase des Künstlers näher gebracht. www.khm.at Albertina Von 13. März bis 17. Juni präsentiert die Schau Klimt-Zeichnungen neben Leihgaben einen Großteil der rund 170 Werke aus der eigenen Sammlung und vermittelt damit einen umfassenden Einblick in das zeichnerische Werk Gustav Klimts. www.albertina.at Wien Museum Ausstellung: KLIMT. Die Sammlung des Wien Museums. 16. Mai bis 16. September 2012 Gezeigt werden aus dem reichen Bestand des Hauses zu Gustav Klimt Gemälde des Malers, darunter das Porträt Emilie Flöge, Plakate, Druckerzeugnisse, der Arbeitskittel des Künstlers, die Totenmaske sowie Egon Schieles Zeichnung des toten Gustav Klimt. Den Mittelpunkt der Ausstellung aber bildet der mit 400 Blättern weltweit größte Bestand an Zeichnungen Klimts, der erstmals vollständig präsentiert wird. www.wienmuseum.at Leopold Museum Ingrid.Goetz@austria.info 5/6

Ausstellung: Gustav Klimt. Reisen. 24. Februar bis 11. Juni 2012 Die Ausstellung präsentiert unter anderem Exponate aus dem Nachlass Emilie Flöges, darunter auch ihre Korrespondenz mit Gustav Klimt. Zum ständigen Bestand des Museums gehören neben bedeutenden Gemälden Klimts auch zahlreiche Werke der Künstler der Secession, so etwa eine der bedeutendsten Sammlungen von Werken Egon Schieles. www.leopoldmuseum.org Österreichisches Theatermuseum Ausstellung: Gegen Klimt. Die Nuda Veritas und ihr Verteidiger Hermann Bahr. 10. Mai bis 29. Oktober 2012 Das von Gustav Klimt 1898 geschaffene Gemälde Nuda Veritas befand sich im Besitz des Schriftstellers Hermann Bahr, der in seiner Schrift Gegen Klimt während der Auseinandersetzungen um das Werk des Malers für Klimt Partei ergriff. Neben Klimts Gemälde widmet sich die Ausstellung auch dem Schaffen Bahrs. www.theatermuseum.at Künstlerhaus Ausstellung: Klimt und das Künstlerhaus. 6. Juli bis 2. September 2012 Dokumentiert wird Gustav Klimts Wirken im Künstlerhaus, dem er von 1891 bis 1897 angehörte. www.k-haus.at Museum für Volkskunde Ausstellung: Objekt im Fokus: Die Textilmustersammlung Emilie Flöges. 24. Mai bis 14. Oktober 2012 Gezeigt werden erstmals die erhaltenen Textilmuster Emilie Flöges, die eng mit Gustav Klimt verbunden war. Im Wien der Jahrhundertwende führte sie einen Modesalon, für den sie Modellkleider entwarf. www.volkskundemuseum.at Klimt Villa Das letzte und einzig erhaltene Atelier Gustav Klimts in Wien-Hietzing vermittelt einen Einblick in die Arbeits- und Lebensatmosphäre des Künstlers. Neueröffnung nach umfassender Renovierung im Spätsommer 2012. www.klimt.at Österreichisches Museum für angewandte Kunst/Gegenwartskunst MAK Das Museum zeigt die insgesamt 9 Werkzeichnungen Gustav Klimts für das Brüsseler Palais Stoclet. Dazu besitzt das MAK den Nachlass der Wiener Werkstätte mit Arbeiten von Josef Hoffmann, Kolo Moser und weiteren Mitarbeitern. www.mak.at Ingrid.Goetz@austria.info 6/6