Hofbesitzer des Lütterkus-Heidt



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Transkript:

Michael Wiescher Hofbesitzer des Lütterkus-Heidt Das Hofeshaus Lütterkus-Heidt ist eines der ältesten erhaltenen Baudenkmäler Barmens. Abgelegen in einer stillen Nebenstraße, der weitgehend mit Mietshäusern dicht bebauten Emilstraße, vermittelt der imposante, mehrstöckige Fachwerkbau heute noch den Eindruck von Erfolg und Wohlstand. Das Fachwerkgebäude wurde im ausgehenden 16. Jahrhundert als Abspliss eines lang verschwundenen Hofes auf dem unteren Heidt errichtet und war für mehr als zwei Jahrhunderte Sitz der Familie Lüttringhaus. Die Dialekt- Lesart Lütterkus gab dem Anwesen seinen Namen. Das Hofeshaus ist das einzige Gebäude in der Barmer Südstadt, das die Bebauung des Heidts und die Bombenangriffe während des Zweiten Weltkriegs überdauert hat und damit als Zeugnis der bäuerlichen Vergangenheit Barmens bis in die heutige Zeit erhalten blieb. In den Nachkriegsjahrzehnten war der weitgehend vernachlässigte Bau oft vom Abriss bedroht ein Schicksal, dem viele der alten ehemaligen Barmer Hofesgebäude zum Opfer gefallen sind. Lütterkus-Heidt ist jedoch zwischen 1983 und 1986 vor dem Verfall und Abriss gerettet und mit großem Aufwand restauriert worden. Dies ist ein hervorragendes Beispiel dafür, was Denkmalschutz leisten kann, wenn die erforderlichen Mittel bereitgestellt werden. Die Restaurierung und ihre Schwierigkeiten beschreibt ausführlich der Beitrag von Jost Hartwig in dem Buch Die Barmer Südstadt. 1 Der Aufsatz deutet auch an, dass die Eigentumsverhältnisse auf dem Hof relativ kompliziert waren und nur durch unvollständige Angaben und vereinzelte Vertrags- oder Verkaufsurkunden belegt sind. Dieser Beitrag versucht deshalb, diese Verhältnisse des Hofeshauses Lütterkus-Heidt von der Erbauung über die Parzellierung des Hofes in der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur Restaurierung des Hofeshauses anhand genealogischer Aufzeichnungen sowie von Besitz- und Steuerinformationen zu rekonstruieren. Weder in der Barmer Steuerrolle von 1591 2 noch in der Beyenburger Lagerrolle von 1597 3 finden sich Hinweise auf das Hofeshaus Lütterkus-Heidt. Jedoch werden ein Heinrich am Heidt (1545 1603) und seine Schwester Katharina, die Witwe des Wennemar Springer (~1550 1591), als Grundbesitzer auf dem Heidt erwähnt. Sie hatten ihren Besitz vom Vater Johann vom Heidt geerbt, dem das Gut auf dem unteren Heidt gehörte. Zwei Jahre nach dem Tode ihres ersten Mannes, am 1. Februar 1595, heiratete Katharina am Heidt in der reformierten Kirche zu Elberfeld 4 den Garnbleicher Lüttringhaus vom Loh. 5 Beide Brautleute waren Mitglieder der reformierten Gemeinde in Elberfeld. Katharinas Bruder Heinrich am Heidt, der ein Jahr vorher Trein Contzen vom Clef geheiratet hatte, blieb im alten Hofeshaus am unteren Heidt. Lüttringhaus baute sich ein neues Haus auf dem oberen Heidt. Sein in die alte Herdstelle eingemeißeltes Zeichen PLH wurde bei der Restaurierung des Hauses entdeckt. Trotz der Lage des neuen Hofes hoch am Berg führte Lüttringhaus hier das Geschäft des Garnbleichens fort. Dazu nutzte er das Wasser aus eigens angelegten Teichen auf der westlichen Seite des Hauses, die durch künstliche Zulaufgräben von den Bächen her versorgt wurden. 6 Schon das Verzeichnis der Barmer Garnmeister von 1606 weist Lüttringhaus als einer der wohlhabenderen Bleicher auf den Barmer Südhöhen mit 47½ Zentnern und 6 Zentnern Eigenbedarf an gebleichtem Garn aus. 7 Zum Vergleich: Sein Schwager Heinrich am Heidt produzierte im selben Jahr nur 19 Zentner an Bleichware, obwohl sein Besitz sich direkt in der Quellmulde des Heidter Baches befand und damit über gute Wasserverhältnisse verfügte. 1

Das erste Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts war eine Zeit des Wohlstands für die Barmer Bleicher. Der Handel blühte, und insbesondere der Export in die reichen habsburgischen Niederlande brachte viel Wohlstand ins Tal. Dies lässt sich vor allem an den Ausfuhrlisten der Elberfelder und Barmer Garnhändler ersehen. Nach den Aufzeichnungen des Robert Cleff 8 wurden dem Ehepaar Lüttringhaus fünf Kinder geboren: Merig (1596?), (1597 1672), Johann (1601 1672), Enschen (1604 1622) und Franz (1608 1685). Jedoch schon 1609 endete diese Blütezeit, als der letzte Herzog von Kleve, Jülich, Berg und Graf von der Mark und Ravensberg, Johann Wilhelm III., am 25. März 1609 im Wahnsinn starb. Es folgten mehr als 60 Jahre Erbfolgestreitigkeiten und Erbfolgekriege. Das verursachte große Unsicherheit für den Handel zwischen den verschiedenen Gebieten des Herzogtums und für den Export in die anliegenden Staaten. In den Jahren 1612 1619 herrschte die Pest im Wuppertal und raffte einen beträchtlichen Teil der örtlichen Bevölkerung dahin. In der Bleichindustrie wuchs der Arbeitskräftemangel. Zeitweise standen ganze Höfe in Barmen wüst und leer. Der Heidt jedoch blieb wegen seiner abgelegenen Lage verschont, und kein Todesfall wurde in der Familie verzeichnet. Mit Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges 1618 verschlimmerten sich die Zeiten. Die öffentliche Unsicherheit wuchs; der Handel lag darnieder. Räuberbanden und Soldateska der verschiedenen Kriegsparteien kontrollierten das umliegende Land und die Verkehrswege. Zahlreiche Truppendurchmärsche und Einquartierungen erschwerten das Leben der Bewohner auf den Höfen erheblich: Gottesdienste wurden behindert, Einwohner verschleppt; Märkte und lokaler Handel kamen zum Erliegen. Abb. 1: Lütterkus-Heidt, nach einem Aquarell von Julius Wolff, das die reich gegliederte Baustruktur eines bergischen Hofeshauses gut darstellt. 2

Die Durchmärsche verliefen allerdings zumeist entlang der Straße von Schwelm über Westkotten, Carnap, Schönebeck nach Elberfeld. Sie ließen die Höfe auf dem Heidt relativ unbehelligt. Nur einzelne Verbände machten sich die Mühe des langen Aufstieges zum Oberen Heidt. Wiederholte Überfälle lokaler Räuberbanden wie die der Buschknebeler im Jahre 1625 auf die Höfe im Tal schüchterten die Bevölkerung weiter ein; zahlreiche Bewohner wurden zur Lösegeldnahme verschleppt. Jedoch auch davon blieb der abgelegene Lütterkus-Heidt unbehelligt. Wegen der geschützten Lage der Höfe am Heidt fand von 1625 bis1628 sogar die bergische Synode im benachbarten Hof zur Vohren statt, weil die reformierte Kirche in Elberfeld mit einem katholischen Priester besetzt worden war. 1628 nahmen jedoch schwedische Truppen ihr Winterquartier in Barmen. Sie plünderten die Höfe und verschonten auch den Lütterkus-Heidt nicht. Die Bewohner versteckten und verschanzten sich im Speicher hinter einer schweren, mit Nägeln beschlagenen Falltür vor den schwedischen Plünderern. 9 Es wird berichtet, dass der damalige Besitzer Lüttringhaus den Drohungen der Schweden, das Haus anzuzünden, nachgab, die Falltüre öffnete und dann so unbarmherzig verhauen worden sei, dass er an den Folgen dieser Misshandlung starb. 10 Ob es sich bei dem Opfer um Lüttringhaus gehandelt hat, ist nicht verbürgt. Um solche Ausschreitungen zu verhindern, ließ der Richter Caspar Esgen Barmen 1635 in verteidigungsbereite Rotten aufteilen. Sie boten eine effizientere Verwaltungsstruktur, da sich die Einquartierungskosten besser verteilen ließen. Der Lütterkus-Heidt gehörte zur Clever Rotte. Diese Maßnahmen mochten gegen lokale Räuberbanden helfen, boten aber wenig Schutz gegen größere Truppeneinheiten. Im Jahre 1642 waren es dann auch kaiserliche Truppen, die mit 2.000 Mann in Barmen einfielen und die Höfe ausplünderten. Die Rotteneinteilung blieb fast 200 Jahre als Grundstruktur für die verwaltungsmäßige Einteilung und Ordnung von Barmen bestehen. Die Clever Rotte wurde gegen Ende des 18. Jahrhunderts noch einmal in die Ober-Clever Rotte für das Gebiet östlich des Fischertals und die Unter-Clever Rotte westlich des Fischertals aufgeteilt. Im Jahr vor dem Einfall der kaiserlichen Truppen, 1641, hatte Caspar Esgen eine Bestandsaufnahme der Höfe in Barmen erstellt. 11 Danach sind viele Höfe in der Clever Rotte verlassen, der Krebs Cleff und Vogels Cleff ist von den Eigenthumbern Hanßen von der Heiden und deßen Kindern verlassen und werden von Pächtern bewirtschaftet. Der Seelhoff liegt wöest, und viele der anderen Höfe sind in neue Hände übergegangen. Der Lütterkus Hof auf der Oberen Heidt wird leider in dem Dokument nicht erwähnt. In diesen schweren Zeiten wuchsen die Kinder Lüttringhaus am Heidt auf. Merig, die Älteste, heiratete 1622 Gerhard aufm Scharpenacken und verließ den Hof. Johann Lüttringhaus heiratete 1630 Mette (Mechthild) Schlieper, die Tochter des Heinrich Schlieper im Werth, und übernahm damit einen der großen Bleicherhöfe im Talgrund, der zu dieser Zeit allerdings weitgehend brach lag. Franz Lüttringhaus heiratete (~1630) Geutgen ( Judith), die Tochter des Johann von der Heiden und der Anna Bergmann vom Cleff, und wurde Bleicher in der Barmer Öye (Au). 12 Lüttringhaus II blieb als ältester Sohn auf dem Lütterkus-Heidt und heiratete ~1634 Trintgen (Catharina) von der Rosenöye. 13 Bei den Heiratsdaten bestehen Lücken, da die Elberfelder Kirchenbücher der reformierten Gemeinde zwischen 1620 und 1649 nur fragmentarisch überliefert sind. In diesem Zeitraum verstarb auch der Vater Lüttringhaus, vielleicht, wie vorher berichtet, von schwedischen Marodeuren totgeschlagen. Sein gleichnamiger ältester Sohn übernahm den Hof. Lüttringhaus II war trotz aller wirtschaftlichen Schwierigkeiten und kriegerischer Unruhen ein wohlhabender Mann und führte das Bleichergeschäft seines Vaters weiter. Er betrieb auch etwas Viehwirtschaft, wobei der Teich mit dem Wasser für die Bleicherei 3

Lüttringhausens Gut am Heydt Morgen Ruten Gulden Albus Heller 1 70 Der Hof, jeden Morgen ad 16 alb. facit 23 5 ½ 2 ½ Die Wiese, jeden Morgen ad. 18 alb. doch abgezogen ¼ Morgen ad 13 alb. facit 1 19 9 ½ 48 Das Blech, den Morgen ad 20 alb. facit 15 4 1 ½ 22 19 10 Das Feldt oben dem Hofe, jeden Morgen ad 12 alb. facit Das Landt, nebst Heinrichs Cleve, davon 7 Morgen, 10 Ruten, Jeden Morgen ad 12 alb. Den Rest, den Morgen ad 15 alb. facit 19 9 11 9 ½ 5 ½ 4 Das Landt, nebst Balthasars Heydt gelegen, jeden Morgen ad 12 alb. facit 2 18 3 ¾ 31 4 Summa 18 7 ¾ auch als Tränke für das Vieh dienen musste. 1642 nahm der Index über die Morgenzahl im Hofgericht Barmen eine ausführliche Bestandsaufnahme aller Höfe in Barmen vor. 14 Er enthält auch wichtige Angaben über Lage, Größe 15 und Steuerabgaben 16 des Lütterkus-Heidt. Daraus geht hervor, dass zum Hofe erheblicher Grundbesitz gehörte, der je nach Nutzung und Wert unterschiedlich besteuert wurde. Am höchsten besteuert war mit 20 Albus pro Morgen das Bleichblech, das heißt, die Bleichwiese in der Nähe des Teiches. Die Felder und Viehweiden wurden im Durchschnitt geringer mit ~15 Albus per Morgen besteuert. Die Gesamt- Abb. 2: Die Hofschaften Oberheidt und Unterheidt um 1865. Zu der Zeit war das vorwiegend landwirtschaftlich genutzte Gebiet gerade durch den Bau der Heckinghauser Straße, die am neu errichteten Friedhof vorbei nach Heckinghausen führte, erschlossen worden. Ebenso neu ist die Lichtenplatzer Straße, die, 1864 eröffnet, auf die Barmer Südhöhen und weiter nach Ronsdorf führte und damit die alte Kohlenstraße (die heutige Lönsstraße) ersetzte. Das Gebiet des Heidt war zu der Zeit noch weitgehend unbebaut und landwirtschaftlich genutzt. 4

steuerlast beträgt ungefähr 6 Reichstaler. Das im Morgenindex erwähnte benachbarte Gut des Heinrich Cleve identifiziert Johann Victor Bredt als das Greven Cleff. 17 Balthasars Heydt ist das im Unteren Heidt gelegene Stammgut des Johann am Heidt, das durch Erbschaft an Balthasar am Heidt gefallen war. 18 In den Jahren nach Beendigung des Dreißigjährigen Krieges durch den Friedenschluss von Münster und Osnabrück erholte sich das wirtschaftliche Leben in Barmen relativ schnell. Das Bleichgeschäft lohnte sich, und der Handel mit den jetzt unabhängigen Niederlanden blühte wieder auf. Die Barmer Steuerrolle von 1655 19 verzeichnet Lütterkus-Heidt als den Hof mit der höchsten Steuerbelastung von allen Gütern in der Clever Rotte. Der Hof wird mit 3 Reichstalern und 29 Albus veranschlagt. Lüttringhaus II hatte zwei Söhne: (1643 1675) und Caspar (1651 ~1710). Die Töchter Merig, Anna und Trintgen waren während des Dreißigjährigen Krieges geboren worden. Merig (1634) heiratete 1659 Christopher Haster in den Dörnen. Den Eheleuten wurde das Erbteil ausgezahlt, wie in der Barmer Steuerliste von 1663 20 vermerkt. Die Steuerlast scheint erheblich gesunken zu sein im Vergleich zu den früheren Listen. Aber auch in dieser Liste erscheint Lüttringhaus II. mit 72 Albus als der meistbesteuerte Hofbesitzer in der Clever Rotte. Die zweite Tochter Anna (1637) heiratete 1660 Johannes aufm Eickelkamp. Auch ihr wurde das Erbteil Abb. 3: Die Karte des Gebietes um den Oberheidt ist aus zwei Teilkarten des Barmer Urkatasters von 1828 zusammengefügt. Sie zeigt die Gebäude am Oberheidt sowie die etwas oberhalb am Kohlenweg gelegenen Bauten. 5

ausbezahlt. Die dritte Tochter Trintgen (~1640) heiratet um 1670 Engel Ronstorff, der mit seiner Frau im Hause den oberen Teil des Hauses bewohnte. Zu der Zeit wurde der Heidt weitgehend landwirtschaftlich genutzt. Hinter dem Haus lagen die Teiche und erstreckten sich die Viehweiden bis hoch an den Barmer Wald, der bis zum südwestlich gelegenen Buscher Hof zum Besitz gehörte. Westlich und östlich des Hauses lag Ackerland, aber der Boden war karg, und nur das Notwendigste konnte bestellt werden. Abbildung 3 zeigt die hier beschriebene kartografische Aufteilung des Gebietes um den Oberheidt nach dem Barmer Urkataster von 1828. Nach dem Tode von Lüttringhaus II um 1672 teilten sich dessen Witwe Trintgen und ihr ältester Sohn Lüttringhaus III (1643 ~1675) das Haus. Die Bedingungen wurden in einem Vertrag vom 1. März 1673 festgelegt. Die Witwe erhielt mit den im Hause verbliebenen Kindern den oberen Teil des Hauses, die sogenannte Fewerstatt, und der mit Maria Beckmann aus der Barmer Öye verheiratete älteste Sohn Lüttringhaus III den unteren Teil mit der Bleicherei. In diesem Vertrag waren auch die Wasserrechte und andere Nutzungsrechte des Hofes geregelt. Die Frage des Wasserrechts und die Regelung des Zulaufs zu den Bleichwiesen waren besonders wichtig, um beiden Hausparteien die Möglichkeit zu geben, die Bleicherei fortzusetzen. Ebenso war im Vertrag der Zugang zu den gemeinsam benutzten Scheunen, zu den Viehtränken sowie zum nahe gelegenen Barmer Wald zum Holzschlagen geregelt. Die unterzeichnenden Zeugen waren direkt Beteiligte wie die Brüder und Caspar Lüttringhaus und der Schwager Engel Ronstorff, dazu noch Familienmitglieder wie die Vettern Johann zu Scharpenacken und Engel Beckmann aus dem Werth sowie der Onkel Franz Lüttringhaus aus der Barmer Öye. Die Verhältnisse im Unteren Lütterkus-Heidt Nach dem detailliert ausgeführten Teilungsvertrag fielen die Küche, die Wohnstube wie auch eine kleinere Kammer, die neben der Küche lag, an Lüttringhaus und seine Frau. Dazu kamen der halbe Keller und verschiedene Speicherräume in den damals nicht ausgebauten oberen Stockwerken. Daneben fielen ihm noch die Scheune und die Wiesen unterhalb des Hauses zu. Nach der Beschreibung war der Wohnraum relativ begrenzt, der Hauptteil des Gebäudes war zu der Zeit bäuerlicher Nutz- und Lagerraum für die Bleicherei und die Viehzucht, die anscheinend nebenher betrieben wurde. Lüttringhaus III starb nur wenige Jahre nach Abschluss des Vertrages, denn schon 1677 heiratete seine Witwe den Wülfing aus der Leimbach. In den Aufzeichnungen der Volkszählung von 1698 21 ist der Anteil von s Witwe Maria mit 5 Morgen verzeichnet. Ihr Schwager Carl Lüttringhaus hat nur einen kleinen Anteil von einem Morgen, Engel Ronstorff dagegen besitzt 8 Morgen, wie weiter unten ausführlicher dargestellt ist. Der Sohn Lüttringhaus IV ist mit 4 Morgen verzeichnet. Das sind nur 18 Morgen: Der Morgenindex von 1642 dagegen verzeichnet 31 Morgen. Ob Teile des Grundbesitzes veräußert oder in Erbpacht gegeben worden sind, um die Erbteile der Kinder auszuzahlen, ist den vorliegenden Unterlagen nicht eindeutig zu entnehmen. Die Erbpacht 22 bot nach damaligen Rechtsvorstellungen eine einfache Möglichkeit, Geld aufzunehmen, ohne den gesetzlichen Besitzanspruch zu verlieren. Das Land blieb Eigentum des Pachtgebers; der Pachtnehmer hingegen war Eigentümer der von ihm errichteten Gebäude. Die Erbpacht wurde erst im frühen 19. Jahrhundert abgeschafft, als das Bergische Land zu Preußen kam. In der nur wenige Jahre darauf folgenden Volkszählung Taxa et Specificatio Familiarum Barmensis von 1707 23 ist neben dem Besitz des Lüttringhaus und seines Schwagers 6

Engel Ronstorff auch der eines Albertus Raukamp 24 verzeichnet. Dessen Beziehung zum Hofesgut und die genauen Umstände des Erwerbs eines Teils des Gutes können nicht mehr eindeutig rekonstruiert werden. Das Haus des Albert Raukamp war in direkter Nachbarschaft westlich vom Lütterkus-Heidt gelegen, was mehr auf Erbe als auf Erbpacht hinweisen könnte. Albert Raukamp wird noch einmal 14 Jahre später im Verzeichnis der einzelnen Barmer Höfe von 1720 25 als Hofbesitzer und Handelsmann erwähnt. Sein Anteil beträgt 7 Morgen, etwa vergleichbar dem Hofesanteil des Engel Ronstorff. Dasselbe Verzeichnis von 1720 identifiziert jedoch Lüttringhaus IV 26 als den größten Grundbesitzer auf dem Oberen Heidt, dessen Eigentum von 15 Morgen im Wert von fast 27 Reichstalern verzeichnet ist. Im Anhang zur Hofesrolle ist die steuerliche Belastung mit 58 Albus angegeben. des Unteren Lütterkus-Heidt. Der Name des Albert Raukamp taucht in diesen Akten nicht mehr auf; stattdessen ist über diesen Zeitraum ein Reinhard Rittershaus als Grundbesitzer verzeichnet. Es steht zu vermuten, dass dieser den Raukampschen Besitz durch Erbe, Erbpacht oder Kauf übernommen hat. Darüber liegen jedoch keine Informationen vor. Der älteste Sohn, Johann Lüttringhaus VI (1743 1808), war wohl der letzte Eigentümer aus der Familie; unter seinem Namen ist das Besitztum als Clever Rotte 604 in dem Barmer Rottenverzeichnis von 1806 gelistet. 31 Johann Lüttringhaus VI. starb 1808. Da seine Frau Maria Magdalena Bergmann schon 1795 mit nur 44 Jahren verstorben war, wurde das Eigentum aufgeteilt. Es fiel an seinen Sohn Johann Lüttringhaus VII und seine Tochter Maria Magdalena Lüttringhaus, die 1803 den Fuhrmann Engelbert Erbslöh vom Hammesberg 32 geheiratet hatte. Lüttringhauß am Heyd Grundbesitz Grundwert Steuer Morgen Vorling Ruten Reichstaler Albus Heller Reichstaler Albus 13 8 Land 20 8 4 2 3 Hoffgarten 72 1 2 24 Hausband 5 56 15 1 29 ½ Total 26 56 4 58 Dass der Besitz noch verhältnismäßig groß ist, geht auch aus den Steuerverzeichnissen von 1750, 1757, 1760 und 1761 hervor. Darin wird der Hof unter s Sohn Johann Lüttringhaus V (1707 1781) mit relativ hohen Abgaben aufgeführt. 27 Johann Lüttringhaus V war seit 1744 mit Anna Catharina Stock aus der Rosenöye verheiratet. Das Ehepaar hatte vier Kinder. Auch die nachfolgenden Besitztumslisten wie die Specifi catio Barmensis von 1745 28, die Conscriptio Familiarum et Personarum Barmensis von 1747 29, und das Verzeichnis der Barmer Eigentümer und Pächter von 1760 30 nennen Lüttringhaus V als Eigentümer In einem 1812 abgeschlossenen Teilungsvertrag 33 einigten sich die Geschwister darauf, das Gebiet in zehn Parzellen unter sich aufzuteilen, wobei diese jeweils die Hälfte des Hofes, des Hofgartens, der Wiesen, des Ackerlandes und des zum Haus gehörenden Teil des Waldes umfasste. Danach fiel das Hofeshaus Heidt 604, der westliche Teil des Gartens, die westlichen Hälften der Wiesen und des Ackerlandes, sowie ein Teil des Waldes dem Ehepaar Erbslöh zu. Das Gebiet umfasste insgesamt 11 Morgen. Der 24jährige und noch ledige Johann Lüttringhaus VII bekam die ehemalige Scheune Heidt 604a, die er sich als Wohnhaus ausbauen ließ. Für den Umbau erhielt er vom Schwager 600 Reichstaler. Dazu 7

übernahm er die östlichen Hälften der Wiesen und Äcker sowie einen Teil des Busches ein Gebiet, das ebenfalls ungefähr 11 Morgen umfasste. Neben den Besitzrechten wurden auch die Wege-, Zugangs- und Wasserrechte detailliert beschrieben. Engelbert Erbslöh errichtete einen Anbau, der als Pferdestall für sein Fuhrgeschäft diente. 34 Die Lage war günstig wegen der Nähe des Hofeshaus zur sogenannten Kohlenstraße. Sie führte über die Barmer Südhöhen und war wohl eine der ältesten Verbindungen zwischen den westfälischen Städten und Köln. Auf ihr transportierten Treiber Kohle aus den Bergwerken bei Sprockhövel zu den Hämmern und Hütten von Cronenberg und Remscheid. 35 Paul Herzog schreibt in seiner Geschichte des Heidt, dass man in den sechziger Jahren noch vom Werther Bollwerk aus beobachten konnte, wie die Züge der Kohlentreiber über die Höhe gingen, ein Zeichen, dass damals die Bebauung des Heidt noch wenig fortgeschritten war. Für Engelbert Erbslöh war es eine direkte Anbindung an die wichtigsten Handelsstraßen des Bergischen Landes. Inwieweit die Handels- und Zollbeschränkungen des Großherzogtums Berg seinen Fuhrmannhandel beeinträchtigten, ist nicht überliefert. Johann Lüttringhaus VII heiratete 1816 Maria Wilhelmina vom Scheidt, die Tochter von Caspar vom Scheidt, der den schon vorher erwähnten benachbarten Hof Froweins Heidt besaß. Nur zwei Jahre darauf, im April 1818, überschrieb das Ehepaar seinen Anteil am Lütterkus-Heidt für 3.000 Reichstaler dem Schwager Engelbert Erbslöh. 36 Johann Lüttringhaus übernahm das Bleichgut seines Schwiegervaters in Heckinghausen. Anscheinend war das alte Haus zu groß für die Familie Erbslöh, denn Engelbert vermietete Teile seines neuen Eigentums. Im Verzeichnis der Barmer Gewerbetreibenden von 1819 37 sind als Bewohner des Hauses Heidt 604 der Fuhrmann Engelbert Erbslöh, als Untermieter die Witwe David Hösterey und der Seidenweber Daniel Dörr verzeichnet. Auch das ehemalige Haus Heidt 604a des Johann Lüttringhaus VII wurde vermietet. Engelbert Erbslöh starb schon 1822, aber die Witwe blieb mit ihren beiden Kindern Johann Erbslöh und Friedrich Erbslöh im Hause wohnen. Aus dieser frühen Zeit ist keine Ansicht der abgelegenen Hofschaft erhalten. Jedoch zeigt Abbildung 4 den Lütterkus-Heidt, wie er wohl in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ausgesehen hat. Man erkennt die neben dem Hause stehende Scheune (604a). Das Wasser wurde noch aus dem Brunnen geschöpft (links). Auf der rechten Ansicht wird ein Fuhrwerk bespannt, woraus sich schließen lässt, dass zu diesem Zeitpunkt der Fuhrbetrieb noch bestand. Die Karten in Abbildung 2 und 3 zeigen, dass das Gebiet des Heidts bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts weitgehend ländlich geprägt war. Nur vereinzelte Hofschaften wie der Lütterkus-Heidt unterbrachen die mit Wald und Wiesen bedeckten Hänge. Viehzucht und Bleicherei waren das Hauptgewerbe der Bewohner, und es hatten sich nur vereinzelte Handwerksbetriebe entwickelt. Eine Beschreibung der Aussicht auf den Heidt von Ernst Wuppermann aus dem frühen 19. Jahrhundert 38 bestätigt diesen Eindruck: schweifte der Blick gerne nach Süden hinauf zu den waldigen Höhen des Barmer Waldes, unter dessen Rande sich freundliche Höfe am Heidt lagerten, umgeben von weiten Viehweiden, die sich bis ins Tal hinabzogen, wo sie endlich von den Häusern des großen Werth verdeckt wurden. Wer dachte damals daran, daß der Hohlweg dort, der durch die Viehweiden von Gemarke nach Heckinghausen führte, zu einer prächtigen Straße werden würde! Nur wenige Jahre später, 1835, findet sich von Dr. J. F. Knapp die folgende Beschreibung des Heidt und der Heckinghauser Straße, die einen ähnlichen Eindruck vermittelt 39 : von diesem letzten Distrikt [= Heckinghausen] zieht sich auf der linken Wupperseite östlich Wupperfeld bis Gemarke gegenüber von 8

Abb. 4: Zwei seltene Ansichten des Lütterkus-Heidt aus den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts. Das Foto links zeigt rechts im Vordergrund die ehemalige Scheune und das spätere Haus Heidt 604a, im Hintergrund der Eingang zum Hauptgebäude Heidt 604, das schon die Nummer 46 in der Emilstraße trägt. Das Foto rechts erinnert an die Zeit des Fuhrgeschäfts vorn die umgebaute ehemalige Scheune Heidt 604a, im Hintergrund das eigentliche Hofeshaus Heidt 604 mit dem Querbau, der auch heute noch steht. Beide Ansichten vermitteln einen Eindruck vom bäuerlichen Leben auf dem Lütterkus-Heidt, wie es bis in das späte 19. Jahrhundert bestand. einer kleinen halben Stunde ein äußerst angenehmer Weg, durch die ihn in verschiedenen Windungen umgebenden Baum- und Obstgärten, Wiesen und abwechselnden freundlichen Häuser, Fabrik- und Ökonomie-Anlagen, durch den Seelhof und Cleef, nach dem Barmer Neuenweg. Auf einer Anhöhe südlich überrascht die angenehm gelegene (Krebsclef) Rosenau, hohe Häuser und englische Gartenanlagen, zu denen eine Allee von alten schattenreichen Bäumen führt. 40 Infolge rascher Industrialisierung, großer Zuwanderung nach Barmen und, damit verbunden, zunehmender Bebauung kam es 1834 zur Umnummerierung und Neugliederung des Rottensystems in Sektionen. Sie stimmten allerdings häufig mit den alten Rotten überein. 41 Der Heidt 604 bekam die Adresse Heydt 1469, Heidt 604a die Nummer 1470. Maria Magdalena Lüttringhaus überschrieb 1837, kurz bevor sie 60 Jahre alt wurde, mit Zustimmung ihrer beiden anderen Kinder, Johann Friedrich Erbslöh und Maria Wilhelmina Erbslöh, das Besitztum für 4.802 Reichstaler dem ältesten Sohn Johann Erbslöh, der allerdings zuerst seine Wohnung am Heidt 1462 beibehielt und den Lütterkus- Heidt vermietete. Zu der Zeit war das Gut mit 28 Morgen und 25 Ruten noch vollständig bewirtschaftet. Aber in den darauf folgenden Jahren schritt die Erschließung des Heidt schnell voran (Abbildung 2): zuerst durch den Bau der 9

Clever und Heckinghauser Straße, die Emil Wuppermann erwähnt, und 1864 durch den Bau der Lichtenplatzer Straße. Die wachsende Industrialisierung und der Zustrom von Arbeitern insbesondere aus dem Waldeckschen hatten eine erhebliche Wohnungsnot geschaffen. Ein Umbau des alten Bauernhauses in Wohnungen erschien Erbslöh einträglicher zu sein als die Fortführung des Acker- und Fuhrmannsgeschäftes. Deshalb baute er die oberen Stockwerke des alten Hofeshauses (Heidt 604) um und richtete Wohnungen für mehrere Mietparteien ein. Ebenso wurde der frühere Pferdestall, den sein Vater für das Fuhrgeschäft hatte errichten lassen, zu Mietwohnungen umgebaut. Das Mietgeschäft schien äußerst einträglich gewesen zu sein. Das Barmer Adressbuch von 1850 verzeichnet dann auch unter der Adresse des Lütterkus-Heidt, Heidt 1469 und 1470, sechs Bewohner, zumeist Bandwirker und Fabrikarbeiter. Johann Erbslöh zog erst 1852 in das große Haus, starb aber schon 1857 ohne direkte Nachkommen. Seine Witwe blieb im Hause wohnen. Zu dieser Zeit waren schon weite Gebiete Barmens, der rasch wachsenden Industriestadt, neu parzelliert und bebaut. Der Ausbau der Heckinghauser Straße und der Lichtenplatzer Straße machte die ländlichen Höhen des Heidt für die weitere Parzellierung zugänglicher. Waren 1834 nur sechs Familien für die Bauernschaft Oberheidt verzeichnet, so nennt das Barmer Adressbuch von 1850 schon 20 Familien, die in den ehemaligen Hofesgebäuden lebten. Dies machte 1861 eine neue Nummerierung der Häuser und Gebäude notwendig. 42 Der vordere Teil des Gebäudes mit dem Anbau, Heidt 1469, erhielt die Adresse Heidt 110, und das Eigentum war unter dem Namen Wilhelm Erbslöh eingetragen. Das daneben gelegene Haus Heidt 1470 bekam die neue Adresse Heidt 108. Diese Nummerierung zeigt auch die Karte in Abbildung 2. Das Barmer Adressbuch von 1875 verzeichnet sieben Mietsparteien im Haupthaus und zwei Parteien im Nebenhaus. Wegen der allgemeinen Wohnungsnot in der Mitte des 19. Jahrhunderts verschwanden viele der ländlichen Gebiete in Barmen. Das milderte die ärgste Not, denn die Einwohnerzahl wuchs immer noch. Daher erreichte die Erschließungswelle auch die Hänge des Heidt. Neue Straßen wurden gebaut und verbanden die bis dahin vereinzelt liegenden Höfe. Zuerst war es die Heidter Schulstraße, die seit 1844 die im alten Froweins Heidt eingerichtete Schule 43 mit der Lichtenplatzer Straße verband. 1877 wurde die Emilstraße eröffnet, die die Heidter Schulstraße zum Unteren Heidt mit dem Oberheidt verknüpfte. Der Lütterkus-Heidt erhielt abermals eine neue Adresse: Emilstraße 46. Das Haus trägt sie bis heute. Das daneben stehende Mietshaus, die ehemalige Scheune, erhielt die Nummer Emilstraße 46a. Die ehemaligen Bleichwiesen und Äcker des Gutes wurden langsam verkauft und immer mehr umliegende Grundstücke bebaut. Kurz nach der Jahrhundertwende starb die Witwe Erbslöh. Sie hinterließ ihren Besitz ihrem Neffen Friedrich Erbslöh, der ein Spezereigeschäft im Werth betrieb. Er verkaufte 1909 das Hofeshaus Emilstraße 46 an Karl Leinberger, behielt aber das Haus Emilstraße 46a als Altersitz. Die Verhältnisse im Oberen Lütterkus-Heidt Der südliche, mehr zum Hang gelegene Teil des Hauses, wegen des großen Kaminraumes auch Fewerstatt genannt, der in der Teilung von 1673 der Witwe Lüttringhaus und ihren noch unmündigen Kindern zufiel, umfasste den hinteren, am Hang gelegenen Teil des Hauses, der durch einen eigenen Eingang zugänglich gemacht werden musste. Dieser Teil bestand anfänglich im Wesentlichen aus verschiedenen Speicher- und Lagerräumen, die nach der Teilung für eine Bewohnung umgestaltet werden mussten. Dazu gehörten der halbe Keller und vier Räume im unteren Stockwerk sowie die verbleibenden Speicherräume im oberen Stockwerk, die allerdings von dem zum unteren Teil gehörenden Speicher abgetrennt werden mussten. Dazu kamen 10

Abb. 5: Das Hofeshaus Lütterkus-Heidt, wie es bis 1909 im Besitz der Familie Erbslöh blieb. Zu der Zeit waren im vorderen Teil des Hauses bis zu sechs Mietparteien untergebracht. noch ein Kotten und die Wiesengrundstücke am Hang oberhalb des Hauses. Die Eigentumsverhältnisse im oberen Teils des Hauses entwickelten sich wesentlich komplizierter als im unteren Teil. Die Fewerstatt übernahm der Schwager Engel Ronstorff, nachdem die Witwe Lüttringhaus Wülfing aus der Leimbach geheiratet hatte und dorthin übergesiedelt war. Das Ehepaar Ronstorff hatte eine Tochter, Anna Maria Ronsdorf, die um 1691 Hans Georg Lichtenscheidt (1667 bis 1730) aus der Marpe heiratete. 44 Die junge Familie Lichtenscheidt bewohnte den hinteren Teil des Hauses mit dem älteren Ehepaar Ronstorff, was zu beengten Verhältnissen führte. In der Barmer Volkszählung von 1698 sowie in der Taxa et Specificatio Familiarum Barmensis von 1707 ist Engel Ronstorff als Besitzer des Hofanteils mit 8 Morgen aufgeführt. Er muss zwischen 1710 und 1720 verstorben sein, denn im nachfolgenden Hofesverzeichnis von 1720 ist Hans Georg (Jürgen) Lichtenscheidt als Besitzer von mehr als 7 Morgen Grund eingetragen, die er wohl von seinem Schwiegervater übernommen hat. Angaben über seine Steuerbelastung sind nicht gemacht worden. Das Ehepaar Lichtenscheidt auf der Fewerstatt hatte drei Kinder: Hans Caspar (1692 bis 1767), Johann Georg (1695 bis 1727) und Anna Maria (~1700 1782). Hans Caspar Lichtenscheidt heiratete 1713 Maria Getraut 11

Jürgen Lichtenscheidt Grundbesitz Grundwert Morgen Vorling Ruten Reichstaler Albus Heller 6 2 9 Land 10 20 1 17 ½ Hoffgarten 56 2 1 3 12 Hausband 2 32 7 3 1 Total 13 28 2 Bild ist es links die prächtige Heckenlaube, weiter von Blüten übersät die Birnen- und Kirschenbäume des Wüsterschen Gartens (vordem Lichtenscheidt), rechts zeigen die stämmigen Eichbäume ihr erstes Grün, ein herrlicher Rahmen für das alte bergische Schieferhaus, mit dem Durchblick auf Langerfeld, in weiter Ferne die Höhen von Schwelm und Linderhausen. Wo fi ndet man so nahe bei der Großstadt ein derartig herzerfrischendes Bild wieder; wie lange noch und moderne Straßenzüge zerreißen mit kalter Hand dieses Idyll. Abbildung 6 zeigt das Haus auf einem Foto, das wohl zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden ist, mit der im Hintergrund stehenden dazugehörenden Scheune. Abb. 6: Das von Hans Caspar Lichtenscheidt erbaute Haus Heidt 602, später das Wohnhaus der Familie Wüster an der Kohlenstraße 18, das 1943 beim Bombenangriff niederbrannte. Im Hintergrund steht die dazugehörende Scheune, die auch auf den in Abbildung 2 und 3 gezeigten Karten eingezeichnet ist. Zwischen Scheune und Haus verläuft der Weg vom Kohlenweg bergab zum Lütterkus-Heidt. Bringmann (1692 1785) aus Unterbarmen. Er baute sich nach dem Tode des Vaters 1730 auf seinem etwas höher am Hang gelegenen Erbteil des Grundstückes ein neues Haus Heidt 602 (mit der späteren Adresse Kohlenweg 18), 45 das er bei seinem Tode 1767 seinem Sohn Caspar Lichtenscheidt (1717 1780) hinterließ. 46 Die Lage des Hauses wurde 1911 von Paul Herzog als Idylle beschrieben: Ein reizendes Der zweite Sohn Johann Georg Lichtenscheidt heiratete 1716 Maria Gertrud Werth (1688 bis 1760), die Tochter des Heinrich Werth vom Werther Hof zu Barmen. Johann Georg starb schon 1727, zehn Jahre nach seiner Hochzeit. Seine Frau Maria Gertrud heiratete nur ein Jahr später den Bleicher Johann Lüttringhaus, einen Enkel des oben erwähnten Franz Lüttringhaus aus der Au, der seit 1721 den Werther Hof besaß. 47 Die Tochter Anna Maria Lichtenscheidt heiratete 1726 Frowein, der aber schon kurz nach der Hochzeit verstarb. Daraufhin heiratete sie 1734 Heinrich Dorhagen aus Radevormwald und brachte den Besitz des hinteren Teils des Lütterkus-Heidt mit in die Ehe ein. In der Specifi catio Barmensis von 1745, der Conscriptio Familiarum et Personarum Barmensis von 1747 sowie im Steuerverzeichnis von 1750 ist das Eigentum unter dem Namen Heinrich Dorhagen vermerkt. Nach 12

dessen Tode ist im Verzeichnis der Barmer Eigentümer und Pächter von 1760 die Witwe Dorhagen als Besitzer zu finden. Anna Maria Dorhagen starb im Juli 1782. Der Besitz wurde im gleichen Jahr von den Erben zur Versteigerung ausgeschrieben und von Johann Nagel für 1.600 Reichstaler erworben. Johann Nagel stammte vom Sehlhof und hatte schon 1780 den Hof an der Kohlenstraße 18 von den Erben von Caspar Lichtenscheidt erworben, um dort Bleicherei zu betreiben. 48 Zu diesem Zweck legte er auch zwei Teiche für besseren Wasserzufluss an. Diese Teiche kann man noch in der in Abbildung 3 gezeigten Urkatasterkarte erkennen. Jedoch hatte sich Nagel bei diesem Kauf finanziell übernommen. Seine Hypothek, die er bei der reichen Witwe Maria Gertrud von Carnap (geb. Wülfing, 1733 bis 1805) in der Gemarke aufgenommen hatte, wurde gekündigt und der gesamte neuerworbene Nagelsche Besitz 1793 für 7.155 Reichstaler der Witwe Karthaus 49 verkauft. Sie verpachtete den Hof an Johann Matthias Wüster. Nur drei Jahre später, im Mai 1798, erwarb dieser dann den gesamten Besitz. In der Barmer Grundstücksaufnahme von 1807 für die Oberclever Rotte ist der Besitz des Johann Matthias Wüster mit der Nummer 605 für seinen Teil am alten Lütterkus Haus verzeichnet. Das Haus an der Kohlenstraße hat die Nummer 602. 18 Im Verzeichnis Barmer Gewerbetreibender von 1819 50 sind als Bewohner des Lütterkus-Heidt 605 die Lintwirker Reinhard und Engelbert Sporkert aufgelistet, aber das Haus bleibt Eigentum der Familie Wüster. In der Barmer Umnummerierung von 1834 erhielt es die Nummer Heidt 1468, dabei ist Johann Matthias Wüster weiterhin als Besitzer verzeichnet. 28 Da Matthias Abb. 7: Der hintere Teil des Lütterkus-Heidt, die Fewerstatt, vom Garten her gesehen. Die Aufnahme entstand 1922, als das Gebäude zwischen vier und fünf Mietparteien (sechs Parteien im vorderen Teil) beheimatete. Rechts hinter dem Haupthaus erkennt man noch die rückwärtige Wand der umgebauten ehemaligen Scheune Heidt 604a, die erst 1934 abgerissen wurde. 13

Wüster im Haus 602 an der Kohlenstraße lebte, wurde der hintere Teil des wesentlich älteren Lütterkus-Heidt unterteilt und vermietet. In den Jahren von 1850 bis 1860 lebten mehr als sechs Mietparteien in den kleinen Wohnungen. Die Anzahl der Häuser auf dem Heidt war von circa 15 Häusern um 1834 auf fast 50 Häuser gestiegen. Bei der zweiten Umnummerierung Barmer Häuser erhielt der hintere Teil des Lütterkus-Heidt 1861 die neue Adresse Heidt 112. 30 Mit dem Bau der Emilstraße 1877 wurde die Adresse abermals zu Emilstraße 46a verändert. Die Familie Wüster blieb im Besitz des Hauses. Abraham Wüster, Wüster und Ernst Wüster repräsentierten die aufeinander folgenden Besitzergenerationen bis zur Jahrhundertwende. In diesen Jahren diente das Gebäude und der vordere Teil des Hauses vorwiegend als Mietshaus für die ärmeren Schichten der Bevölkerung. Die Abbildungen 5 und 7 zeigen den Lütterkus-Heidt zu der Zeit nach der Wende zum 20. Jahrhundert. Man erkennt deutlich den beginnenden Verfall des Gebäudes, für dessen Erhalt sich die Besitzer nicht mehr so recht verantwortlich fühlten. Der Lütterkus-Heidt im 20. Jahrhundert In den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts verlor die Gegend um den Lütterkus-Heidt ihren ländlichen Charakter. Wiesen und Äcker wurden verkauft, und bis auf den Obstgarten am Haus blieb wenig an Grundbesitz zurück. Die 1877 fertig gestellte Emilstraße bot neue Baumöglichkeiten. Standen zu der Zeit noch 37 Häuser an der Emilstraße (zehn Häuser um 1808), säumten 1899 schon 55 Häuser die Straße. Bis 1909 wuchs die Zahl auf mehr als 60 Gebäude, wobei die anfänglich kleineren Wohnhäuser allmählich durch mehrstöckige Mietshäuser mit bis zu zehn Parteien ersetzt wurden. Die Emilstraße war dicht bebaut; das einstmals allein stehende mächtige Hofeshaus überragte mehr und mehr die benachbarten Mietsbauten, wie die Abbildung 7 zeigt. Dieser Bauboom schuf neuen Wohnraum für die rasch anwachsenden unteren und mittleren Einkommensschichten. Sie lebten bis dahin überwiegend auf engstem Raum zusammengepfercht in den alten Bauernhäusern und Kotten. Mit dem Ziel, mehr Wohnraum zu schaffen, wurde 1872 die Barmer Baugesellschaft für Arbeiterwohnungen als Aktiengesellschaft auf Initiative von Fabrikanten und wohlhabenden Bürgern der Stadt Barmen gegründet. Zum einem war diese Gründung moralisch motiviert durch Schriften wie die des Barmer Missionsinspektors Friedrich Fabri (Die Wohnungsnot der Arbeiter in den Fabrik städten und deren Abhülfe), 51 zum anderen stand durch die französischen Reparationszahlungen nach dem Krieg 1870/71 genügend Kapital zur Verfügung, das gewinnbringend verwertet werden wollte. Das Anfangskapital der Gesellschaft betrug 450.000 Mark, das 1888 durch nachträgliche Erhöhungen auf 750.000 Mark angewachsen war. Der Plan basierte darauf, dass erwerbswillige Arbeiter ein Sechstel der Kaufsumme selbst aufbringen mussten. Die Abzahlung der Restsumme konnte mit sechs Prozent Miete und einem Prozent Abzahlung über eine Zeit von 20 Jahren erfolgen. 52 Dieses Verfahren wurde in Barmen bis zum Ersten Weltkrieg zum Bau verschiedener geschlossener und gleichmäßig über die Stadt verteilter Arbeiterwohngebiete angewandt. Die Gebiete wurden meist rechteckig zwischen neuen Straßenzügen angelegt und mit ein- bis zweistöckigen Wohnhäusern für Arbeiterfamilien bebaut. Dabei wurde auch der typischen Barmer Beschäftigungsstruktur Rechnung getragen, denn für Bandwirker und Weber mit eigenen Stühlen wurde ein Teil der Häuser so gebaut, um Platz für die Aufstellung eines Webstuhles zu gewährleisten. 53 Der Bau dieser Siedlungen fand zumeist auf den leichter zugänglichen Barmer Nordhöhen wie dem Wichelhausberg (später Sedansberg) statt; aber auch der Oberheidt bot ideale Möglichkeiten. Die Barmer Baugesellschaft kaufte deswegen ein großes Gebiet, westlich an den Lütterkus-Heidt angrenzend, um dort eine Arbeitersiedlung zu errichten. Wie die Karte in Abbildung 8 zeigt, war der Bereich 14

Abb. 8: Lageplan der Barmer Baugesellschaft für Arbeiterwohnungen am Oberheidt. Das Bauland gehörte ursprünglich zum Hof Lütterkus-Heidt, der links (östlich) von der Albertstraße an der Emilstraße gelegen war. Südlich bergauf grenzte der Barmer Wald an das Baugebiet. südlich bergaufwärts von der Emilstraße, zwischen Albertstraße und Mozartstraße (heute Regerstraße) gelegen. Dieser Ausbau führte die von der Lichtenplatzer Straße ausgehende allmähliche Bebauung der Südhöhen über den alten Hof an der Heidt, der Froweins Heidt, bergan bis an den nördlichen Rand des Barmer Waldes. Damit verschwanden die letzten ehemaligen Bleichwiesen des Lütterkus-Heidt. Bei den Arbeiterbauten handelte es sich zumeist um Fachwerkbauten, die oft nachträglich verschiefert wurden. Abbildung 9 zeigt eine Darstellung der Siedlung am Oberheidt, zwischen Emilstraße im Vordergrund und der 1874 errichteten Weberstraße im Hintergrund gelegen. Bei der links den Berg hinanführenden Straße handelt es sich um die Albertstraße. Der Wald zieht sich bis dicht an die Siedlung herunter; er war zu der Zeit schon Teil der vom Barmer Verschönerungsverein aufgekauften Gebiete auf den Südhöhen Barmens. 54 Die Struktur der Kleinsiedlung hat sich bis heute erhalten, denn das Gebiet der Siedlung blieb im Zweiten Weltkrieg und in der Nachkriegszeit weitgehend unzerstört. Obwohl vielfach verbaut und renoviert, wirken die Siedlungshäuser in der Weberstraße nach wie vor friedlich, fast dörflich-beschaulich. In den Jahren um die Jahrhundertwende waren die beiden Teile des Lütterkus-Heidt an bis zu zwölf Parteien vermietet. Dort wohnten Bandweber, Bandwirker, Fabrikarbeiter, Spuler, zudem Handwerker wie Schneider oder Schuhmacher ein Querschnitt durch die arbeitende Klasse im industriellen Wuppertal. Dichtgedrängt, Tür an Tür so lebten manche Familien nur wenige Jahre, andere Familien Jahrzehnte in den engen veralteten Wohnungen, und wenn die Männer starben, blieben die Witwen dort wohnen. Die Witwen Bockmühl, Kreuzer, Luhe und Sauerland sind noch für Jahre und Jahrzehnte nach dem Tode der Männer als Mietparteien verzeichnet. 15

Abb. 9: Darstellung der um 1880 entstandenen Arbeiterkolonie Oberheidt der Barmer Baugesellschaft. Die Planung dieser Siedlungen sah zumeist ein- oder zweistöckige Fachwerkhäuser vor, die einen kleinen Garten zum Gemüseanbau und eventuell für die Haltung von Kleinvieh hatten. Aus: Huttel, Wuppertaler Bilddokumente. Der Besitzer des vorderen Teils von Lütterkus-Heidt, Karl Leinberger, war im Ersten Weltkrieg gefallen. Seine Witwe führte das Haus als Mietshaus weiter, bis sie es 1925 an den Bauunternehmer Paul Herzog 55 verkaufte. Dieser, obwohl er den historischen Wert des Hauses zu schätzen wusste, verkaufte es schon nach kurzer Zeit an die Erben Wüster, die auch den hinteren Teil des Hauses besaßen. Damit hatten 1928 die Hofeshälften zum ersten Mal nach fast 270 Jahren wieder einen gemeinsamen Eigentümer. Die ehemalige Scheune befand sich anfänglich im Besitz der Witwe von Fritz Erbslöh, der kurz vor dem Esten Weltkrieg gestorben war. Das Haus blieb vermietet. Nach dem Krieg kaufte es der Bauunternehmer Samuel Schutte, 56 der es zunächst auch vermietete, dann aber 1934 abreißen ließ, um Garagen für die wohlhabenderen Mieter in den umliegenden Häusern zu schaffen (siehe Abbildung 10). Beim Luftangriff vom 30. Mai 1943 wurde die Barmer Südstadt weitgehend zerstört. 57 Fachwerkhäuser waren besonders gefährdet; das oft jahrhundertealte trockene Holzwerk brannte wie Zunder, sobald es Feuer fing. Viele der Barmer Fachwerkhäuser, die vordem das Stadtbild bestimmt hatten, brannten bis auf die Grundmauern nieder. Obwohl die Barmer Südstadt durch den Angriff besonders hart getroffen wurde, blieb die Emilstraße und damit das Haus Lütterkus-Heidt von der Zerstörung weitgehend verschont. Das galt jedoch nicht für die Häuser an der ehemaligen Kohlenstraße, die nach der Eingemeindung des Amtes Langerfeld nach Barmen zuerst Rathenaustraße, seit 1933 Lönsstraße hieß. Auch das Haus Lönsstraße 18, in dem die Familie Wüster wohnte, brannte bis auf die Grundmauern nieder. Das Haus Lütterkus-Heidt kam in neue Hände. 1952 gehörte es Emil Wüstermann. Das Haus beherbergte 14 Mietparteien eine Zahl, die zur Mitte der fünfziger Jahre bis auf 20 anstieg. Danach verbesserte sich die Wohnungslage in Wuppertal wieder. Überall entstanden moderne Mietswohnungen, und mit dem Wiederaufbau sank auch die Zahl der Mieter im Lütterkus-Heidt. 16

Abb. 10: Lütterkus-Heidt vor der Restaurierung und nach der Restaurierung in den 1980er Jahren. 17

Mitte der 1960er Jahre verkaufte die Erbengemeinschaft Wüstermann das Haus an Herbert Webermeier und Miteigentümer; zu der Zeit war die Zahl der Mietparteien auf elf gesunken. Die Wohnqualität entsprach nicht mehr den Erwartungen der Mieter im Wirtschaftswunderland Deutschland. Zehn Jahre später, 1976, bewohnten nur noch vier Parteien das große Haus. Es galt als Schandfleck; Stimmen für den Abriss wurden laut. 1983 kaufte es jedoch der Architekt Dietrich Reichard. Er leitete die ersten Schritte zur Restaurierung ein und rettete es somit vor dem Abriss einem Schicksal, dem viele andere verbliebene Hofeshäuser des Wuppertals im Namen der Modernisierung zum Opfer fielen. In den 1980er Jahren wurde das Haus originalgetreu restauriert. Die Restaurierung ist an anderer Stelle ausführlich beschrieben worden 1 und wird hier nicht weiter behandelt. Abbildung 10 zeigt das Haus, wie es 1984 vor den Rettungsmaßnahmen ausgesehen hat und wie es sich heute dem Besucher darbietet. Es ist eins der besten Beispiele gelungener Restaurierung in Wuppertal. Danksagung: Besonderer Dank gilt Herrn Hans Joachim de Bruyn-Oubouter für das Bereitstellen einer Kopie der von Emil Lüttringhaus verfassten Geschichte der Familie Lüttringhaus. Weiterer Dank gilt Herrn Gerhard Birker, Herrn Jörg Mortsiefer und Herrn Martin Stadtler für kritisches Lesen des Manuskriptes und viele hilfreiche Hinweise. Für die Hilfe bei der Transkription einiger Originaldokumente bedanke ich mich bei Frau Margarete Ritzkowsky. Besonderer Dank gilt auch den Mitarbeitern des Wuppertaler Stadtarchivs für die freundliche Bereitstellung zahlreicher Dokumente und Unterlagen. Die gezeigten kartographischen Darstellungen stellte das Wuppertaler Katasteramt zur Verfügung. Anmerkungen 1 Jost Hartwig: Wuppertals schönstes Fachwerkhaus, in: Hans Joachim de Bruyn- Ouboter (Hg.): Die Barmer Südstadt, Wuppertal, 1994, S. 22. 2 Barmer Steuerrolle 1591, Abschrift Johann Victor Bredt; Bredt Nachlass, Stadtarchiv Wuppertal und Urkunden zur Geschichte Barmens aus dem 16. und 17. Jahrhundert, Dritter Nachtrag zur Statistik des Stadtkreises Barmen die Jahre 1872, 1873, 1874, und 1875 umfassend, Barmen 1877, S. 1 17. 3 Beyenburger Lagerrolle 1597, Abschrift Johann Victor Bredt; Bredt Nachlass, Stadtarchiv Wuppertal. 4 Hermann Kiessling: Trauungen Kirchspielfremder in Elberfeld, 1585 1620, Vohwinkel, 1970, S. 9. 5 Über die Herkunft des Lüttringhaus ist nicht viel bekannt außer, dass er vorher mit einer Maria vom Loh verheiratet war, die 1594 verstarb. Zu der Zeit war er anscheinend Besitzer von Bleichland im Rolingswerth gewesen, wie im Barmer Morgenindex von 1642 als Anmerkung zum Verzeichnis des Hofes im Rolingswerth angegeben ist. 6 Dies scheint eine wohlvertraute und etablierte Methode der Bewässerung an den Hängen des Heidts gewesen zu sein, wie nachstehende Abschrift eines Vertrages von 1421 zur Sammlung und Verteilung des Bachwassers für die Tränke des Viehs und die Bewässerung der Wiesen zeigt: da sollen sey sammen einen damm leggen, und denselven damm Erstlich samen büig halden, und dat water daer quellen, so dat sey des zo beyden syden gebruchende, genoeg haven, er quick und vee zo drencken, vnd Hans op dem Heede und syne Erven sollen dat water Erstlich also synen Neven und eren Erven volgen aßen, und dat water auß dem dycke, daer sall Hanß und synen Erven ere wiese met vlöten, zween dage, und syne Neven und vnd ere Erven sollen dat water have des derden dags, und vort sollen sey ere ander wiese vloten, alß sey van alders gedaen haven. Entscheidung zwischen Hans op dem Heede und Sohn Gordert, Heine op dem Lichtenschede und Frau einerseits und Johann Zander, 18

Cord op dem Heede und Johann, Sohn der Greyte op dem Heede andererseits wegen des Erbguts op dem Heede vor Richtern und Schöffen zu Lennep 3.11.1421, Vertragsabschrift von 1723; Stadtarchiv Wuppertal, Akte A II 1a. 7 Wilhelm Crecelius und Adolf Werth: Urkunden zur Geschichte der Garnnahrung im Wuppertale, in: ZBGV 16, (1880), S. 60 f. 8 Robert Cleff: Stammtafeln Bergischer Familien, Kopie, Stadtarchiv Wuppertal, Bl. 91j 91k. 9 Paul Herzog: Der Heidt, seine Geschichte und Entwicklung, Privatdruck, S. 6. 10 Emil Lüttringhaus: Beiträge zur Geschichte der Familie Lüttringhaus, Privatdruck, Barmen, 1914, S. 45. 11 Esgen 1641 Bestandsaufahme 12 Die Barmer Au oder Öye lag zwischen dem Wupperufer und der heutigen Eisenbahnlinie, etwas östlich vom heutigen Heizkraftwerk am Clef. Es war zuletzt ein ärmliches Viertel, in dem viele kleine Handwerker und Arbeiter lebten. Die Häuser in der Au sind alle dem Bombenangriff von 1943 zum Opfer gefallen. Eine der wenigen erhaltenen Abbildungen dieses Viertels kann man bei Hans Joachim de Bruyn-Ouboter: 1200 Jahre Barmen, Wuppertal 2009, S. 121 finden. 13 Die Rosenöye war ein Bleicherhof, der nordöstlich vom Lütterkuss Heydt im Talgrund der Wupper lag. Heute erstrecken sich auf den ehemaligen Bleichwiesen die Parkplätze und Gleisanlagen des Oberbarmer Bahnhofes. 14 Index über die Morgenzahl im Hofgericht Barmen 1642; Wuppertaler Stadtarchiv. 15 Die Flächenangaben sind im 17. Jahrhundert nicht einheitlich gewesen. Der Morgen entsprach ungefähr der Fläche, die ein Ackersmann an einem Morgen bearbeiten konnte; 1 Morgen entspricht ungefähr 150 Ruten und 1 Vorling ist ½ Morgen. 16 Die Währung in den verschiedenen Territorien des Heiligen Römischen Reiches war sehr unterschiedlich. Es gab Dukaten, Talern, Gulden, Mark, Albus, Schilling, Kreutzer, Heller und Pfennig. Im Bergischen wurden vornehmlich Gulden, Taler, Albus und Pfennig benutzt. Die Umrechnung änderte sich mit der Zeit, da einzelne Münzen inflationären Schwankungen gegeneinander unterworfen waren, insbesondere änderte sich der Albus. Im 17. Jahrhundert wurde allgemein so umgerechnet: 1 Reichstaler 80 100 Albus, 1 Gulden 20 30 Albus, 1 Albus 12 Heller. 17 Johann Victor Bredt: Studien zur Rechtsgeschichte von Barmen, in: ZBGV 65 (1937), S. 1 288. 18 Balthasar am Heidt war bis circa 1680/1690 der Eigentümer des alten Hofes am Heidt, da er in den Barmer Morgenindex von 1642 sowie in den Barmer Steuerollen von 1655 und 1663 als Besitzer aufgeführt wurde. Bei ihm handelt es sich vermutlich um einen Enkel des Heinrich am Heidt. In den Unterlagen der Volkszählung von 1698 wird ein Dr. Frowin als Besitzer genannt, und das Hofeshaus hieß seitdem im Volksmund Frowin s Heidt. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde der Hof von der Familie vom Scheidt übernommen. Die Besitzverhältnisse sind in den Tabellen im Anhang dargestellt. 19 Ernst Muthmann: Barmer Steuerrolle von 1655, in: ZBGV 44 (1911), S. 83. 20 Hermann Kießling: Steuerliste Barmen für 1663, Wuppertal-Vohwinkel 1970, S. 33 34. 21 Die Barmer Volkszählung von 1698 gibt eine ausführliche tabulierte Darstellung der Besitzverhältnisse für die verschiedenen Höfe und Kotten in den Barmer Rotten. Neben den Angaben von Bewohnerzahl und Grundbesitz sind auf herzogliche Anordnung hin auch Angaben über die Bedürfnisse und Vorräte an Früchten und Getreide gemacht worden: Als befehlen Euch hiemit daß die Familie annotiret wieviel jedere zu ihrem eigenen Unterhaltan Früchten biß zu künfftigerer ärndte bedörffe und was hergegen in jederem Hauß an Früchten vorhanden und respective in denen Scheuren annoch erwa unaußgedrischen vorrhattig liegen mag mit ebenmeßigem fl eiß verzeichnet. Barmer Volkszählung 1698, Stadtarchiv Wuppertal, Akte A V 13. 22 Eine ausführliche Beschreibung und Analyse der rechtlichen Grundlagen und der Praxis der Erbpacht und Erbpachtsbedingungen findet man bei Johann Victor Bredt: Studien zur Rechtsgeschichte von Barmen, in: ZBGV 65 (1937) und bei Johann Wilhelm Fischer: Beiträge zur Geschichte von Barmen, Erstes Heft: Über das Erbpachts-Verhältniß der Haus- und Gärtenplätze im Wupperthale, Barmen 1833. 23 Diese Aufzeichnung gibt im Wesentlichen die Anzahl der auf den einzelnen Höfen lebenden Familienmitglieder des Hofbesitzers oder Pächters sowie die Anzahl der Mägde und Knechte. Taxa et Specificatio Familiarum Barmensis 1707, Stadtarchiv Wuppertal, Akte A V 13. 19

24 Es könnte sich um Albert Raukamp (1670 1739) handeln, dessen Eltern Andreas Raukamp in der Leimbach und Anna Hagbaum aus dem Bruch waren. Die Herkunft seiner Frau Ursula ist unbekannt. 25 Verzeichnis der einzelnen Höfe nach Rotten und mit Größenangabe 1720; Stadtarchiv Wuppertal, Akte A II 52. 26 Genaue Angaben über Geburts und Todesdatum von Lüttringhaus IV lassen sich nicht finden. Er muss zwischen 1672 und 1677 vor dem frühen Tod seines Vaters geboren worden sein. Allerdings ist in den Taufbüchern der reformierten Gemeinde Elberfeld von 1670 bis 1677 kein Eintrag zu finden. Sein 1707 geborener Sohn Lüttringhaus V hat den Hof wohl zwischen 1730 und 1749 übernommen, obwohl auch darüber keine genauen Unterlagen vorliegen. 27 Verteilung der Steuern 1747 1814; Akten des Amtes Barmen, Stadtarchiv Wuppertal, Akte F IV 26. 28 Specificatio Barmensis 1745 1746, Stadtarchiv Wuppertal, Akte A V 1. 29 Conscriptio Familiarum et Personarum Barmensis 1747, Stadtarchiv Wuppertal, Akte A V 2. 30 Verzeichnis Barmer Besitzer und Paechter 1760, Stadtarchiv Wuppertal, Akte A II 32. 31 Aufnahme der Grundstücke der Ober-Clever Rotte, Barmen 1807 1809; Stadtarchiv Wuppertal; Akte A II 73. 32 Der Vater Johannes Erbslöh (1732 1814) lebte auf dem Familiengut am Hammesberg bei Scharpenacken und Konradswüste, was zum Kirchspiel Lüttringhausen gehörte. Er besaß ein erfolgreiches Fuhrgeschäft mit weiten Handels- und Frachtverbindungen bis Frankfurt am Main im Süden und Amsterdam im Norden, das von den Brüdern Johann Wilhelm Erbslöh und Caspar Erbslöh fortgeführt wurde. Engelbert baute sein eigenes Fuhrgeschäft am Heidt auf, was ihm wegen der Nähe des Kohlenweges gute Anschlußmöglichkeiten bot. 33 Emil Lüttringhaus: Beiträge zur Geschichte der Familie Lüttringhaus, Privatdruck, Barmen 1914, S. 17 ff. 34 Paul Herzog: Der Heidt, seine Geschichte und Entwicklung, Privatdruck, 1911, S. 15. 35 Eine ausführlichere Beschreibung des Kohlehandels zwischen den Märkischen Zechen und dem Bergischen Land sowie des sich daraus entwickelnden Netzes der Kohlestraßen findet sich bei Sándor Rolf Krause: Die reichhaltigsten und ergiebigsten Bergwerke der Grafschaft Mark. Vorindustrieller Steinkohlenbergbau im Gogericht Schwelm, Wuppertal 2002, S. 227 253. 36 Lüttringhaus zog nach Heckinghausen (Haus 1539) und betrieb dort eine Bleicherei. Er war für mehrere Jahre Stadtrat von Barmen. 37 Verzeichnis sämtlicher Gewerbetreibender in Barmen 1819, Stadtarchiv Wuppertal, Akte A V 81. 38 Ernst Wuppermann: Das Haus zur Schüren. Hrsg.: Familienverband Wuppermann, Leverkusen, Schlebusch 1938. 39 J. F. Knapp: Geschichte, Statistik und Topographie der Städte Elberfeld und Barmen, Iserlohn und Barmen 1835, S. 248. 40 Der Krebscleff war das nördlich vom Lütterkus-Heidt, östlich der Lichtenplatzer Straße gelegene Gut des Friedrich Krebs, zu dessen Gelände auch der heutige Friedhof an der Heckinghauser Straße gehört. Das prächtige, 1782 von Georg Caspar Krebs errichtete Gutsgebäude Die Krebsburg wurde 1982 vom damaligen Besitzer abgerissen, kurz bevor es als denkmalschutzwürdig eingestuft werden sollte. Vgl. Michael Metschies: Wuppertal wiederentdeckt. Zehn Jahre danach (=Beiträge zur Denkmal- und Stadtbildpflege des Wuppertals, Band 3), Wuppertal 1986, S. 192. 41 Carl Wilhelm Wilckhaus: Neue Nummerierung der Bürgermeisterei Barmen; Barmen 1834; Stadtarchiv Wuppertal. 42 Neue Nummerierung der Gebäulichkeiten der Oberbürgermeisterei Barmen; Barmen 1861; Stadtarchiv Wuppertal. 43 Paul Herzog: Der Heidt, seine Geschichte und Entwicklung, Privatdruck 1911, S. 28. 44 Robert Cleff: Stammtafeln bergischer Familien, Kopie, Stadtarchiv Wuppertal, Bl. 83a. 45 Das Haus bekam nach der Umnummerierung von 1861 die Adresse Kohlenweg 18; nach der Eingemeindung Langerfelds nach Barmen 1922 wurde die Straße in Rathenaustrasse, nach der nationalsozialistischen Machtergreifung 1933 in Lönsstraße umbenannt; vgl. Wolfgang Stock: Wuppertaler Straßennamen. Ihre Herkunft und Bedeutung, 4. Aufl., Essen 2010, S. 251. 46 Gegen Ende des 18. Jahrhuderts wurde das Haus Heidt 602 von Johann Matthäus Wüster und seiner Frau Anna Catharina geb. Erbslöh in Erbpacht genommen. Die Familie Wüster blieb im Besitz des Hauses, bis es beim Bombenangriff von 1943 zerstört wurde. 20