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über hundert Kumpel in der Saline. Die ganze Region verdankte Aufstieg und Wohlstand dem weißen Gold, nicht umsonst hieß sie Salzkammergut und jetzt sollte dieses Salz nicht mehr gut sein und die Kammern gesprengt werden? Als Pöchmüller den Befehl des Gauleiters gelesen hatte, hoffte er auf einen Irrtum. Er rief in Linz an, der Sekretär des Gauleiters aber bestätigte den Befehl, schlimmer noch: Pöchmüller sollte mit jenem Sprengmaterial, das für den Salzabbau bestimmt war, alle Hauptschächte durch Explosionen zum Einsturz bringen. Absurd! Pöchmüller hatte fast das gesamte Munitionsdepot der Wehrmacht übergeben müssen. Vor allem aber: Wie sollte er seine Bergarbeiter dazu motivieren, die eigene Saline in die Luft zu jagen? Einige Male schon war Pöchmüller mit dem

Gauleiter in Konflikt geraten: Denn er musste immer mehr gesunde und junge Knappen an die Wehrmacht abtreten. Doch mit den Alten und Kriegsverletzten war es kaum noch möglich, den Salzabbau aufrechtzuerhalten. Vor eineinhalb Jahren hatte er zusätzlich den Befehl erhalten, sämtliche Kunstwerke aus dem Reich in der Saline einzulagern was Pöchmüller nicht begeistert hatte: Wie sollte er mit den wenigen und kaum belastbaren Leuten auch noch die schweren Gemälde, die Plastiken und das wertvolle Mobiliar in die Stollen bringen? Wer sollte die Regale für die Ölbilder bauen? Wer sie katalogisieren? Zwar teilte ihm Eigruber einen Restaurator aus Wien zu, aber Dr. Herbert Seiberl war in seiner wienerisch gemütlichen Art mit den Tausenden Bildern aus Dresden, Berlin, Paris, aus den bayerischen Staatsgemäldesammlungen, aus Klöstern und

aus den Lagern von Neuschwanstein völlig überfordert. Und täglich trafen neue ein. Trotzdem hatte Pöchmüller in den letzten Monaten sogar hin und wieder an manchen Bildern Gefallen gefunden. Besonders, wenn sie ihm von Restaurator Seiberl in seiner dezent-liebevollen Weise erklärt wurden. Seiberl hatte immer wieder auf Pöchmüller eingeredet und irgendwann hatte er es geschafft: Der Techniker verschloss sich den Kunstwerken nicht mehr. Der charmante Seiberl versuchte Pöchmüller nämlich davon zu überzeugen, dass hinter jedem Bild ein Stück Leben lauerte. Eine Geschichte. Ein Schicksal. Egal, ob es ein tobendes Meer mit Ozeandampfer, einen hingegossenen Frauenakt mit Perlen auf blasser Haut, stille Waldszenen oder Harlekine zeigte. Pöchmüller kamen die vielen Kontrollgänge unter Tag in den Sinn ausgedehnte Reisen in vergangene Welten auf den Spuren von

Rembrandt, Rubens und Leonardo da Vinci. Kannte er einige Werke bisher nur von Abbildungen in Büchern, so konnte er sie im Stollen in die Hand nehmen und betrachten. Als umso widersinniger empfand er nun Eigrubers Befehl. Er konnte nicht glauben, eine Sprengung wäre in Hitlers Sinn, denn er wusste von Restaurator Seiberl: Es war Hitlers Ziel, nach dem Krieg in Linz seine Führersammlung zu präsentieren. Dafür hatte er seit seiner Machtübernahme mit Akribie in ganz Europa Kunstwerke erworben. Sogar einen Kunstfonds gründete er, finanziert aus dem Verkauf einer Briefmarke mit seinem Porträt. Hitlers Agenten durften zunächst für die Gemälde Höchstpreise bezahlen, bald jedoch überstiegen die Preise selbst die finanziellen Möglichkeiten des Reichskanzlers und er ließ die Bilder von jüdischen Sammlern abpressen oder beschlagnahmen. In den besetzten Gebieten

plünderte Hitler Museen, Kirchen und jüdische Villen und verfrachtete die Gemälde und Skulpturen nach Hause. Auch Kunstgut, das in deutschen und österreichischen Stiften, Burgen und Museen vor alliierten Bomben nicht mehr sicher schien, wurde seither eilig in das Altausseer Salzbergwerk gekarrt, das zum zentralen Bergungsort der Sammlungen des Führers erklärt wurde. Mit dieser umfangreichen Sammlung wollte sich Hitler in Linz mit einem eigenen Museumsbau verewigen. Jener Mann, der in jungen Jahren die Aufnahmeprüfung an der Malerschule der Wiener Kunstakademie nicht bestanden hatte. Vielleicht versuchte er sich auf diese Weise zu revanchieren, denn gesammelt wurde ausschließlich nach seinen Vorgaben. Und nun sollte diese sorgsam aufgebaute Sammlung von europäischen Kunstschätzen, dieses historische Gedächtnis aus mehreren