wischten Silberfäden über den tiefschwarzen Himmel, immer an einer anderen Stelle, Sternschnuppen und Feuerkugeln, deren unvermutetes Aufflackern wie
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- Juliane Kraus
- vor 7 Jahren
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2 wischten Silberfäden über den tiefschwarzen Himmel, immer an einer anderen Stelle, Sternschnuppen und Feuerkugeln, deren unvermutetes Aufflackern wie ein göttliches Augenzwinkern, wie ein kosmischer Schabernack erschien. Unwillkürlich musste Nelson an seinen Opa denken. Vor vielen Jahren einmal hatte ihm sein Großvater die Sternbilder erklärt: Pegasus und Orion, Andromeda und Kepheus, die Nördliche Wasserschlange, Luchs und Jungfrau. Aber was sind alle Sterne dieser Welt gegen das kleine Glück einer Sternschnuppe?, hatte er seinen Vortrag beendet. Wenn du am Nachthimmel eine entdeckst, dann darfst du dir etwas wünschen, mein Junge. Schließ die Augen, denk fest daran, und dein Wunsch geht bestimmt in Erfüllung. Aber nur wenn du niemandem
3 davon erzählst. Wirklich niemandem, hörst du? Nelson schloss die Augen. Er musste nicht lange überlegen. Eigentlich hatte er nur einen Wunsch. Allerdings wusste er, dass er sich noch etwas gedulden musste, bevor dieser Wunsch in Erfüllung gehen konnte. Drei Tage, dachte er. Und drei Nächte. Aber vielleicht Aus den Augenwinkeln heraus beobachtete er, wie Sarah ihren Kopf auf Levents Schulter legte. Er wischte den letzten Gedanken beiseite. Keine Chance, dachte er. Sonst hätte sie doch längst angerufen. Es war die letzte Ferienwoche vor Beginn des neuen Schuljahrs. Nelson konnte kaum glauben, dass bereits sein zweites Jahr im Hochbegabten-Internat Burg Rosenstoltz bevorstand. Vor zwei Tagen erst war er aus
4 dem Urlaub zurückgekehrt und von Berlin aus gleich nach Köln weitergereist. Seine Eltern mussten arbeiten, und in der Hauptstadt hatte er sowieso keine Freunde. Was vor allem daran lag, dass er und seine Eltern erst seit gut einem Jahr wieder in Deutschland lebten. Da sein Vater viele Jahre als Botschafter im Ausland beschäftigt gewesen war, hatte Nelson seine Kindheit überall auf der Welt, nur nicht in seinem Geburtsland verbracht. Sie hatten in Indonesien, später in Bolivien, Venezuela und in Namibia gelebt. Vor einem Jahr hatte man seinen Vater zurückbeordert. Seither arbeitete er im Auswärtigen Amt in Berlin. Weil seine Eltern jedoch in ganz Deutschland nur eine einzige Schule ermitteln konnten, die imstande war, sowohl dem Wissensdurst als auch dem Lerntempo ihres Sohnes Rechnung zu tragen, hatten sie Nelson schweren Herzens auf ein 580
5 Kilometer entferntes Internat gegeben, eben jenes Hochbegabten-Internat Burg Rosenstoltz, das in der Nähe von Köln auf einem Hügel direkt über dem Rhein thronte. Sein Freund Luk, der in diesem Moment neben ihm lag und von Zeit zu Zeit gestelzte Kommentare über die fortwährenden Himmelserscheinungen von sich gab, war erst am Morgen wieder eingetrudelt. Er wolle sich in Ruhe auf das neue Schuljahr vorbereiten, hatte er verkündet. Aber Nelson war sich ziemlich sicher, dass auch ihm daheim einfach die Decke auf den Kopf gefallen war. Levent, der Älteste von ihnen, hatte die meiste Zeit seiner Ferien auf Burg Rosenstoltz verbracht. Er war Waise und kannte auch sonst niemanden, bei dem er die unterrichtsfreie Zeit hätte zubringen können. Immerhin kannte er Sarah, die im Dorf unweit
6 der Burg wohnte. Mit ihr war er zwei Wochen in der Türkei gewesen. Die beiden waren seit geraumer Zeit immer mal wieder ein Paar. Nelson setzte sich auf und rieb die Hände gegeneinander. Ihn fröstelte, obwohl die Nacht lau und trocken war. Einige hundert Meter entfernt ragten die Türme von Burg Rosenstoltz in den glitzernden Himmel. Sein Herz machte einen Sprung, als ein weiterer Bolide aufleuchtete und im selben Augenblick ins Nichts verlosch. Er lächelte still. Sternenstaub, dachte er. Wie im Märchen. Nelson, dessen größte Leidenschaft die Astrophysik war, wusste natürlich, dass sie dieses nächtliche Schauspiel bloß millimeterkleinen Meteoren verdankten, die mit 30 bis 70 Kilometern pro Sekunde auf die Erdatmosphäre trafen und dort verglühten. Er wusste, dass es nicht das verglühende
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