Züchterleid und Züchterfreud Der lange Weg zu einer neuen Rosenart Die Kirschrose und ihre Geschwister Seite 10 ROSEN Faszination 1/2015
Am Anfang war der Wille Die Geschichte, von der Franz Wänninger uns hier erzählt, ist geprägt von einem Herz voll Freude, auch etwas Stolz, und sehr viel Dankbarkeit zur Rose, zur Natur und zu unser aller Schöpfer. Es ist ihm gelungen, eine neue Rosenart zu züchten, die genau seinen Vorstellungen entsprach. Aber es war ein langer Weg, auf dem über 200 Rosen entstanden sind, von denen einige durch Medaillen prämiert wurden. Auf diese Rosen werden wir hier nicht näher eingehen, denn einige dieser Rosen verdienen es, in einer weiteren Geschichte gesondert beschrieben zu werden. Diese neue Rosenart, die Herr Wänninger als Kletterrosen 2000 bezeichnet, entstand nach langem Verlauf vor dem Jahr 2000. Sie kamen zwischen 2004 und 2008 zum Teil in Prüfgärten und in den Handel. Franz Wänninger schildert uns in Wort und Bild seine Mühen, Erfolge und Misserfolge. Er beschreibt seine Zuchtrichtungen, Kreuzungen, Elternsorten und seinen ungebrochenen Willen, sein Ziel zu erreichen. Aber Glück gehört auch dazu. Wenn nach vielen Jahren unermüdlicher Arbeit, eine Rose herauskommt, die dem Züchtungsziel entspricht, The Fairy Mozart sogar prämiert wird, eine Medaille oder einen Preis erhält, dann ist das der größte Lohn für diese Ausdauer. Die Rose hat sein Leben geprägt, ihn glücklich gemacht. Seine geliebte Frau hat zu einem schönen Rosenleben viel beigetragen, indem sie ihn unterstützt und ihm immer den Rücken frei gehalten hat. Im Jahre 1975/76 bezog Franz Wänninger mit seiner Familie ein Reihenhaus mit einem ca. 170 m 2 kleinen Garten. Als Winterlektüre kaufte er einige Bücher über Rosen, Pflege und Rosenzucht. Nur mit dem Wissen aus Büchern begann er voll Elan mit der Rosenzucht. Sein Traum waren kleinblütige Rosen in Büscheln, bzw. Trauben, öfter blühend, in verschiedenen Farben und möglichst duftend, zu züchten. Bald stand sein Entschluss fest, es mit den Rosen Mozart als Mutter- und The Fairy als Vatersorte und es danach anders herum zu versuchen. Durch fehlendes Wissen über Reifezeitpunkt, keimte im ersten Jahr aus den unreifen Hagebutten nichts! Im Folgejahr ließ er die Hagebutte richtig reif werden, da keimten die Sämlinge je nach Kreuzung mehr oder weniger gut. Gleichzeitig begann er mit Kreuzungen von großblütigen Kletterrosen, eine besondere Rolle spielte Perlmuttprinzessin besitzt 2-3 cm große, dicht gefüllte, perlmuttrosa Blüten in Trauben. Die Rose ist öfter blühend und zeigt kleines, gesundes und riefgrünees Laub. Leichter Duft. Höhe 70 cm. 1983 Rosenfreuden Die Liebe zwischen Mensch und Rose, ist etwas Schönes ohne Pose. Man kennt sich, man mag sich, man schenkt sich gegenseitig vieles, und in mancher Musenstunde, bekommt man Schönheit, Duft und innere Ruhe. Franz Wänninger ROSEN Faszination1/2015 Seite 11
Wänningers Rosi öfter blühend, Blüten einfach, 3-4 cm groß, in warmem Rot mit weißer Mitte, 20 30 cm hoch. Dichtes frischgrünes und gesundes Laub, resistent gegen Regen und Hitze. (oben) dabei Sympatie von Kordes als Mutter. Bei den Kreuzun-gen ab 1980 ebenfalls mit 1. Mozart x The Fairy und 2. The Fairy x Mozart` bekam er nur Hage-butten aus 1. wobei die Muttersorte immer zuerst genannt wird. Davon keimten mehrere vielversprechende Sämlinge. Doch leider war dies ein Trugschluss! Durch Selektieren und Auslesen blieben 1983 nur zwei Sämlinge übrig. Daraus entstanden die öfter blühenden Kleinstrauchrosen Permuttprinzessin, (die 1994 vom GRF mit dem 3. Preis ausgezeichnet wurde) und Rosenprinzessin. Durch eine Kreuzung zwischen Perlmuttprinzessin x Mozart, entstanden 1985, unter anderen die öfter blühende Kleinstrauchrose Rosenprinz (sie bekam in Baden- Baden den Ehrenpreis der Stadt Zweibrücken). Ebenfalls aus der gleichen Kreuzung entstand im Jahr 1985 die einmalblühende Kleistrauchrose weißer Traum. Weiterzucht und Stillstand In den Jahren 1986 bis 1990 züchtete Franz Wänninger weiter mit den vorhandenen Kleinstrauchrosen, Rosenprinz, weißer Traum, Mozart, The Fairy, der Strauchrose Lichtkönigin Lucia, und mit der kleinblütigen weißen Kletterrose weiße Fliederrose von seinem Züchterfreund Josef Nieborg. Es zeigten sich unter anderen einige gute Sämlinge, deren Wuchs aber teilweise zu schwach war. Dabei entstanden die öfter blühenden Zwergrosen Wänningers Rosi Oriel, Goldi, und Sonnenfeuer. Eine Rose wurde für die Weiterzucht an seinem Wunschziel öfter blühende Kletterrosen (Ramblerart), sehr wichtig, obwohl er dies zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnte. Es ist eine robuste, remontierende und kleinblütige Kletterrose, er benannte sie nach seinem Züchterfreund Ewald Scholle. Sie entstand aus der Kreuzung Rosenprinz x Rosenprinz Rosenprinz sie bekam im Jahr 1991 in Baden- Baden den Ehrenpreis der Stadt Zweibrücken, Die Rose hat schöne kleine, gut halbgefüllte, intensivrosa Blüten, 4cm groß, mit leichten Duft, Die öfter blühenden Blütendolden in Traubenform, ssind eine Augenweide. Dazu passt das kleine, dunkelgrüne, matt glänzende, und gesunde Laub, mit 7 bis 9 Fiederblätter pro Blattrispe, Wuchshöhe bis 130 cm. (links) Rosenprinz Franz Wänninger bekam 1991 für Rosenprinz in Baden-Baden den Ehrenpreis der Stadt Zweibrücken verabreicht. (oben) Weisser Traum Ebenfalls aus der gleichen Kreuzung entstand im Jahr 1985 die Kleistrauchrose weißer Traum mit schönen, gut halb gefüllten, 2 bis 3cm großen weißen Blüten mit leichtem Duft. Die Blüten erscheinen in Büscheln, sind gut haltbar, auch bei Regen oder starker Sonneneinstrahlung. Leider ist sie nur einmal, dafür stark blühend, mit einer schwächeren Nachblüte im Herbst. Das kleine, mittelgrüne, glänzende und gesunde Laub, mit 7 bis 9 Fiederblätter pro Blattrispe, passt gut zu den großen, starken weißen Blütenbüscheln. Die Kleinstrauchrose wird bis 150cm hoch. (oben) Seite 12 ROSEN Faszination 1/2015
Ewald Scholle (Selbstung). Franz Wänninger war in dieser Zeit wieder mal der Meinung, dass er bei seinem Zuchtziel öfter blühende und kleinblütige Rambler zu züchten, auf der Stelle trat. Deshalb entschied er sich, einstweilen seine Bemühungen in dieser Richtung einzustellen. Er züchtete nun verstärkt mit seinen großblütigen Kletter- und Strauchrosen weiter, die er nun noch mit Beetrosen kreuzte. Als Elternsorten wurden Sexy Rexy, Westerland, Heritage, Sympathie und Scholles Kupferrose zu den schon vorhandenen Elternpflanzen aufgenommen. Zu diesen kamen noch einige eigene Sämlinge aus den Jahren 1984 bis 1995 hinzu. Im Laufe der nächsten Jahre entstanden einige sehr schöne Rosen wie Beate Anita, Florenzia, Christiane Herzog, Erwin Kleemann, Angela Wänninger, Alexandra Wänninger Rosenzauber, Rebellin, Rosarium Laufer Mühle und viele andere mehr. Eine neue Rosenart entsteht Bei Rosenreisen mit der Gesellschaft Deutscher Rosenfreunde und bei Besichtigungen vieler Rosengärten und Parks begeisterten ihn die kleinblütigen in Büscheln blühenden Ramblerrosen wieder aufs Neue und es reifte in ihm der Entschluss, die Zuchtrichtung von öfter blühenden Ramblern wieder aufzunehmen. Es schwebte ihm wegen der immer kleiner werdenden Gärten, eine Wuchshöhe von 250-300 cm vor. Die Rosen sollten weiche biegsame Triebe haben, gesund und robust sein, widerstandsfähig gegen Regen und Hitze sein und einen möglichst guten Duft aufweisen. Da etliche Kleinstrauchrosen von Franz Wänninger alle diese gewünschten Merkmale aufwiesen, fehlte eigentlich nur noch das Wichtigste, das Längenwachstum. Das aber sollte ihn noch einige Zeit viel Nerven kosten, denn es wollte keiner der Sämlinge lange Triebe bilden. Da kommt nun die oben erwähnte Kletterrose Ewald Scholle zum Zuge. Aus einer Kreuzung mit Rosenprinz x Ewald Scholle entstanden zwar schöne Sämlinge, aber wieder kein Längenwachstum. Sehr schöne Rosen wie die kleine Angela mit herrlichen rosa Büschelblüten kamen dabei heraus. Aus Weißer Traum x Ewald Scholle entstanden der Bodendecker Weißes Wölkchen und die Beetrose Paula Scholle aber bei beiden wiederum kein Längenwachstum! Es zeigten sich noch verschiedene schöne Rosen, aber wieder nur Bodendecker und Kleinstrauchrosen. Franz Wänninger kreuzte auch Rambler-Rosen ein und bekam dabei auch Längenwachstum, aber alle Werte wie Blütenform, Farbe, Resistenz gegen Regen und starke Sonne und Gesundheit waren dadurch nicht mehr vorhanden. Also war dieser Weg auch nicht der Richtige Franz war am Verzweifeln. Auch das Einkreuzen von großblütigen Kletterrosen brachte keinen Erfolg. Fliederrose v. Josef Nieborg Nach einigen Tagen Zeit des Nachdenkens, wählte er wieder seine bevorzugten Rosen Rosenprinz, Ewald Scholle und Flieder weiß zur Kreuzung aus. Er machte sich auf die Suche nach einer passenden Mutter bzw. Vatersorte. Wänninger machte jede Kreuzung zweimal, jeweils mit getauschter Mutter/Vatersorte. Als erste Rose besorgte er sich den Bodendecker Alba Meidiland und führte 1996/97 damit Kreuzungen durch. Heraus kamen einige vielversprechende Sämlinge, die endlich auch Längenwachstum zeigten und einige Vorteile seiner bevorzugten Elternsorten mitbrachten. Ein Sämling hatte es ihm besonders angetan, er entstand aus Ewald Scholle x Alba Meidiland, mit weißlich rosa gefüllten Blüten, beachtlichem Längenwachstum und guter Resistenz gegen Krankheiten auch bei extremem Standort. Lediglich mit der begrenzten Haltbarkeit der Blüten war Wänninger noch nicht zufrieden. Der nächste Versuch basierte auf einer Kreuzung mit diesem Sämling als Vatersorte mit Rosenprinz als Muttersorte, wobei daraus nur drei Sämlinge entstanden, die alles hatten, was er sich wünschte. Dies waren haltbare kleine duftende Büschelblüten, gefüllt in kräftigem Rosa, gesundem Laub, aber nur ein Sämling hatte etwas Längenwachstum. ROSEN Faszination1/2015 Seite 13
Sollte er nun die nächste Kreuzung mit diesem Sämling fortsetzen? Was konnte er noch tun? Er war wieder an einem Punkt, wo er am liebsten alles hinwerfen wollte. Aber sein Bauchgefühl sagte ihm: kreuze diesen Sämling noch einmal mit Alba Meidiland!!! Und er hatte Recht! Nun nahm er den Sämling als Mutterpflanze, es bildeten sich vier Hagebutten, die reif wurden. Es keimten 12 von 17 Samenkörner, die sich gut entwickelten. Als sie dann voll entwickelt waren, zeigten sie alles, was sich Franz Wänninger erträumt hatte. Allerdings mussten die Pflanzen noch über das Jahr stabil bleiben. Im Folgejahr waren noch sechs Sämlinge sehr gut. Die wurden pro Sämling auf drei Rosen vermehrt. Ein Freund stellte ihm ein Stück Feld bereit, auf dem diese ausgepflanzt und zwei Jahre getestet werden konnten. Danach blieben noch vier Rosen übrig, die den hohen Ansprüchen des Züchters entsprachen. Unschuld Eine öfter blühende Kletterrose, mit 4 cm großen weißen Blüten in Dolden von bis zu 40 Blüten, dicht gefüllt, mit starkem Duft. Auf Grund ihrer weißen Blüten bekam sie den Namen Unschuld Die Rose Unschuld wurde im Jahr 2006 zur Prüfung beim Neuheiten- Wettbewerb nach Baden-Baden gesandt, wo sie 2009 die Goldmedaille mit sagenhaften 76 Punkten bekam, zusätzlich wurde ihr der Ehrenpreis der GRF -Gesellschaft Deutscher Rosenfreund überreicht. Lichttraum Eine öfter blühende Kletterrose, mit weißen Blüten, die leicht rosa überhaucht sind, die Blüten sind halb gefüllt 3 cm groß, in Traubenform bis zu 30 Blüten pro Dolde, mit leichten Duft. Sie bekam den Namen Lichttraum, da sie im beginnenden Tageslicht, das leicht überhauchte Rosa zeigt. Die Rose Lichtraum erreichte 2010 in Baden-Baden einen hervorragenden 4. Platz, ebenso die Rose kleine Luisa 2012, die schon eine Weiterzucht dieser öfter blühenden Kletterrosen 2000 Ramblerart ist, und mit einem 4. Platz knapp eine Medaille verpasste. Solar Diese öfter blühende Kletterrose hat 3 cm große, gut gefüllte, weißlichrosa-farbene Blüten, in Büscheln von bis zu 30 Blüten pro Dolde und feinem Duft. Sie bekam den Namen Solar,weil man bei diesem Namen an die Sonne denkt, die von dieser Rose so sehr geliebt wird. Seite 14 ROSEN Faszination 1/2015
Kirsch-Rose Bei dieser dauernd blühenden Kletterrose, die ihre vielen, gut halb gefüllten 4 cm großen Blüten, im Aufblühen in einem entzückenden Kirschrosa zeigt. Sie hat Blütenbüschel in Traubenform mit bis zu 40 Einzelblüten pro Dolde, zeigt in der Vollblüte ein Feuerwerk von verschiedenen Rosatönen, die im Verblühen weiß werden, mit feinem leichten Duft. Sie bekam den Namen Kirsch-Rose, weil sie im Aufblühen das schönste Kirschrosa zeigt. Die Kirsch-Rose wurde im Jahr 2005 zum Rosenneuheiten Wettbewerb nach Baden Baden gesandt, wo sie im Jahr 2008 eine Goldmedaille mit 72 Punkten bekam, zusätzlich wurde sie noch mit dem Ehrenpreis der GRF- Gesellschaft Deutscher Rosenfreunde ausgezeichnet, was eine ganz besondere Ehre war. Golmedaille für die Kirschrose in Baden-Baden Ehrenpreis der Gesellschaft der Rosenfreund GRF Die Rose Errötung ist ebenfalls eine Weiterzüchtung aus dieser Zuchtreihe öfter blühende Kletterrosen 2000 Ramblerart, die ebenfalls in Baden-Baden 2014 mit einer Silbermedaille prämiert wurde. Was sie besonders wertvoll macht ist, dass es im Jahr 2014 keine Goldmedaille bei den Kletterrosen in Baden-Baden gab, also ist sie die Siegerrose! (links) Leise Freude Franz Wänninger ist sicher, dass ihm mit diesen Kletterrosen 2000, das gelungen ist, was sein erklärtes Züchtungsziel war. Er hat eine neue Rosenart gezüchtet, die zwischen Kletterrosen und hohen Ramblern angesiedelt ist. Diese Sorten sind sehr robust, mit schönem gesundem, 7-9-fiederblättrigem Laub, unempfindlich gegen Pilzkrankheiten, öfter- bis dauerblühend, schöne Blütenbüschel in Traubenform, die Einzelblüten 3-4 cm groß, je nach Sorte zarter bis starker Duft, kleinen gefüllten Blüten, die resistent gegen Regen und Hitze sind, geschmeidige Triebe, die dennoch eine gute Standfestigkeit besitzen. Bestens geeignet für Rosenbögen, Rankgitter, Obelisken und Pylonen. Die Luftz ist lau der Tag vergeht, die Dämmerung legt sich über den Garten, Grillen zirpen, Blütenduft lirgt in der Luft, man sitzt im Freien, bei einem Glas Wein, freut sich des Lebens Franz Wänninger ROSEN Faszination1/2015 Seite 15