252 Am und im Wasser gibt es unterschiedliche Gefahren, die zu schweren Unfällen führen können. Eine erste Maßnahme zur Unfallvermeidung ist die Kenntnis der örtlichen Ge fahren und sodann deren Vermeidung, indem man vorhandene Warnhinweise und ggf. Verbote beachtet. Insbesonders beim Aufenthalt in unbekannten Gebieten (z. B. im Urlaub und insbesondere im Ausland) sollte man sich Abb. 283 Verhaltenshinweise an einem Strand mit den örtlichen Verhaltensregeln im Falle eines Unfalls oder Schadensereignisses vertraut machen, um im Ernstfall Anweisungen befolgen zu können oder Fluchtwege zu kennen. Meist sind derartige Hinweise allgemein verständlich, doch oft geben sie einen großen Interpretationsspielraum verbunden mit der Gefahr, einen Hinweis nicht korrekt zu verstehen (Abb. 283). Während die in Abb. 283 gezeigten Hinweise eher dem Wohlbefinden der Badegäste und Strandbesucher gelten und deren Missachtung sicher ärgerlich, jedoch nicht zwingend sicherheitsrelevant ist, so ist ein falsches Verständnis der in Abb. 284 dargestellten Situationen kritischer zu sehen. Die gelbe Flagge (Abb. 284 links) kann aufgrund der Signalfarbe gelb wohl noch am ehesten als ein Hinweis auf irgendeine Gefahr verstanden werden. Doch bedeutet dann die grüne Flagge (Abb. 284 Mitte) einen Strand ohne jegliche Gefahr oder bezieht sich diese Flagge nur auf eine positive Wetterprognose? Das Schild in Abb. 284 rechts kann nur von Personen verstanden werden, die eine der vier Sprachen sprechen und lesen können! Doch auch dann könnte unklar sein, ob der bewachte Strand links des Schildes beginnt oder ob hier der Hinweis gegeben wird, dass man zu einem bewachten Strand kommt, wenn man in Richtung dieses Schildes läuft. Abb. 284 Zeichen an einem Strand. Welche Botschaft sollen sie vermitteln?
253 Um ein korrektes Verständnis von wichtigen und insbesondere sicherheitsrelevanten Hinweisen beim Aufenthalt im bzw. am Wasser zu gewährleisten, gibt es weltweit gültige Verbots- und Warnhinweiszeichen ebenso wie Gebotszeichen, um bei Beachtung dieser Hinweise das allgemeine Unfallrisiko zu minimieren und zugleich im Notfall optimale Bedingungen zur Rettung und insbesondere Selbstrettung zu schaffen. Für den Aufenthalt am und im Wasser sind u.a. folgende Normen relevant, die in Deutschland vom Beuth-Verlag herausgegeben und auf den aktuellen Stand gehalten werden: DIN ISO 20712-2/-3: Wasser-Sicherheitszeichen und Strand-Sicherheitsflaggen Teil 2: Anforderungen an Strand-Sicherheitsflaggen Teil 3: Leitlinien zur Anwendung DIN 4844-2: Graphische Symbole Sicherheitsfarben und Sicherheitszeichen Teil 2: Registrierte Sicherheitszeichen DIN EN ISO 7010: Graphische Symbole Sicherheitsfarben und Sicherheitszeichen Registrierte Sicherheitszeichen In den folgenden Kapiteln sind die wichtigsten Gebots-, Warn- und Verbotszeichen im Überblick dargestellt, um deren Aussehen und Botschaft zu kennen. Personen, die mit der Kennzeichnung eines Gewässers, Schwimmbades etc. mit derartigen Hinweisen beauftragt sind, sollten die entsprechenden Normen im kompletten Originaltext kennen. 6.1 Verbotszeichen gemäß DIN 4844-2 (Auszug) Zutritt für Unbefugte Mit Wasser spritzen Schwimmen Schnorcheln Geräte-Tauchen Kopfsprung Segeln Windsurfen Muskelbetriebene Boote Maschinenbetriebene Boote Jet-Ski Wasserski-Aktivitäten Abb. 285 Verbotszeichen aus der DIN 4844-2 Kitesurfen Parasailing Strandsegeln
254 6.2 Warnhinweise gemäß DIN 4844-2 dünnem Eis! Slipanlage! Wasserski-Bereich! tiefem Wasser! Abwassereinleitung! starker Strömung! Schiffsverkehr! Strandseglern! Kitesurfern! Parasailing! steil abfallendem Strand! flachem Wasser (Kopfsprung)! instabiler Klippenkante! Steinschlag von instabiler Klippe! Abb. 286 Warnhinweise aus der DIN 4844-2 hoher Brandung oder hohen brechenden Wellen! Kinder in Wassereinrichtungen beaufsichtigen! Rettungsweste benutzen! Abb. 287 Gebotszeichen aus der DIN 4844-2 Rettungsweste anlegen! (M15) unvermittelter Tiefenänderung in Schwimm- oder Freizeitbecken! 6.3 Gebotszeichen gemäß DIN 4844-2 (Auszug) Das Gebotszeichen Rettungsweste anlegen (Abb. 287 rechts) stammt aus der DIN 4844-2 aus dem Jahr 2001, die inzwischen aktualisiert wurde. In der aktualisierten Ausgabe aus dem Jahr 2012, aus der das Gebotszeichen Rettungsweste benutzen (Abb. 287 Mitte) stammt, wird jedoch noch auf dieses Zeichen M015 als verwandtes Sicherheitszeichen verwiesen.
255 6.4 Rettungszeichen gemäß DIN 4844-2 und DIN ISO 7010 (Auszug) Graphische Symbole, Sicherheitsfarben, Sicherheitszeichen sowie registrierte Sicherheitszeichen finden sich in verschiedenen Normen sowie in den Technischen Regeln für Arbeitsstätten (ASR). Sie sind grün hinterlegt (siehe auch Abb. 179). Einige Beispiele sind in Abb. 288 dargestellt. Sammelstelle Notruftelefon Notausstieg Rettungsinsel Rettungsweste Abb. 288 Rettungszeichen aus DIN-Normen (Auswahl) Öffentliche Rettungsausrüstung Automatisierter externer Defibrillator (AED) 6.5 Strand-Sicherheitsflaggen gemäß DIN ISO 20712-2 Im Teil 2 der DIN ISO 20712 sind Anforderungen von Strand-Sicherheitsflaggen für die Regelung von Aktivitäten an Küsten- und Binnenstränden festgelegt. Diese Flaggen dienen der Information über Wasser- und Windkonditionen und anderen Risikofaktoren, und um Schwimmbereiche und Zonen für andere Wasseraktivitäten, die sich vom Strand ins Wasser erstrecken, zu kennzeichnen (Abb. 289 u. 290). Abb. 289 Die Wachstation der Wasserwacht Zingst: die rot/gelbe Flagge zeigt Dienstbereitschaft mit Rettungsschwimmern. Ist eine zusätzliche rote Flagge gesetzt, besteht Badeverbot. Gefährliche Konditionen: kennzeichnet ernsthaft gefährliche, unsichere Wasserkonditionen für Schwimmen und Wasseraktivitäten. Personen sollten nicht ins Wasser gehen. Allgemeine Warnflagge: kennzeichnet allgemeine Gefahr. Ist durch Zusatzzeichen zu ergänzen, das weitere Informationen gibt. Bewachter Schwimm- und Body-Boarding-Bereich bzw. Rettungsschwimmer im Dienst: Flaggenpaar kennzeichnet einen bewachten Schwimm- und Body-Boarding- Bereich; Einzelflagge kennzeichnet, dass ein Rettungsschwimmer im Dienst ist. Zone oder Grenze für Surfboards oder andere Wasserfahrzeuge: kennzeichnet eine Zone oder die Grenze der Zone, die für Surfboards und andere Wasserfahrzeuge freigegeben ist. Evakuierung wegen Notfall: kennzeichnet, dass Personen das Wasser wegen eines Notfalls verlassen sollten. Aufblasbare Teile auf dem Wasser Kennzeichnet die Gefahr der Verwendung von aufblasbaren Teilen bei windigen oder unsicheren Wasserkonditionen.
256 6.6 Leitlinien zur Anwendung der Wasser-Sicherheitszeichen und Strand-Sicherheitsflaggen gemäß DIN ISO 20712-3 Die in Kapitel 6.5 vorgestellten Strand-Sicherheitsflaggen ermöglichen so u. a. die Abgrenzung von Bereichen für Schwimmer und Wassersportler mit Wassersportgeräten wie z. B. Surfbrettern. So können effektiv Unfälle zwischen Schwimmern und Wassersportlern vermieden werden, wenn alle Badegäste die entsprechenden Flaggen kennen und beachten. Größe und Abfolge derartiger unterschiedlicher Bereiche können je nach örtlichen Begebenheiten unterschiedlich sein (siehe Abb. 290). Abb. 290 Beispiele für die Anordnung von Strand-Sicherheitsflaggen (Quelle: DIN ISO 20712-3). Über die Lage derartiger Bereiche, vor allem der von Rettungsschwimmern überwachten Badebereiche, wird auf den Zugangswegen zum Strand hingewiesen (so sollte es zumindest sein). Derartige Tafeln mit wichtigen Informationen zum Strandabschnitt sollten zwingend vor dem Baden beachtet werden (Abb. 291). Hierbei ist der Name des Strandes bzw. der Anlage sowie allgemeine Notfallinformationen rot hinterlegt. Oft ist zusätzlich zum Namen ein Zugangscode angegeben (im Beispiel in Abb. 291 rechts: SS25 ), um beim Absetzen eines Notrufs ein deutige Ortsangaben machen zu können. Informationen zum Wasserrettungsdienst haben einen gelben Hintergrund, während Warn- und Verbotszeichen weiß hinterlegt sind. Oftmals werden weitere Informationen zur Umgebung gegeben, die auf blauem Hintergrund dargestellt sind. Abb. 291 Beispiele für Zugangstafeln am Strand aus Australien (links) bzw. England (rechts) mit allen wichtigen Sicherheitsinformationen (Quelle: DIN ISO 20712-3)