The Core Films. präsentiert. einen Dokumentarfilm von Stefan Weinert DIE FAMILIE. Deutschland, 2013, 92 Minuten. Eine Produktion von.

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Copyright: Julia Gilfert 2017

Transkript:

Presseheft

The Core Films präsentiert einen Dokumentarfilm von Stefan Weinert DIE FAMILIE Deutschland, 2013, 92 Minuten Eine Produktion von The Core Films mit der Unterstützung von BKM, Bundesstiftung Aufarbeitung, LStU Berlin, Schirmherrin: Marianne Birthler im Verleih von Kinostart: 06. November 2014 http://www.diefamilie-derfilm.de/ https://www.facebook.com/diefamiliethefamily

Hinterbliebene sind bei Unrechtstaten auch Opfer. Auch heute, mehr als ein Vierteljahrhundert nach ihrem Verlust, leiden sie noch an dem Trauma. (Filmbewertungsstelle, Wiesbaden) ZUM FILM DIE FAMILIE ist ein schmerzhafter und doch unermesslich wichtiger Einblick in die jüngste deutsch-deutsche Geschichte. Der Film wirkt dadurch erschütternd, dass in ihm auf verschiedenen Ebenen Zeugnis abgelegt wird. Die Protagonisten lassen zu, dass Regisseur Stefan Weinert sie auch in für sie sehr schmerzhaften Situationen begleitet und filmt. Dabei kommt er ihnen sehr nahe, ohne sie jedoch je in ihrem Leid auszustellen. Anstatt selbst zu kommentieren, lässt Stefan Weinert die Betroffenen sprechen. Er zeigt Fakten auf, aber nutzt sie nicht plakativ oder Effekt heischend. Die Geschichte mit ihren Zahlen, Fakten und Statistiken spricht ohnehin ihre eigene radikale Sprache. PREISE UND AUSZEICHNUNGEN (Stand Oktober 2014) DIE FAMILIE wurde mit dem international renommierten Most valuable Documentary Award 2014 des Cinema for Peace-Award geehrt. Die Filmbewertungsstelle zeichnet den Film mit dem Prädikat besonders wertvoll aus. Uraufgeführt wurde der Dokumentarfilm auf dem 37ieme Festival des Films du Monde in Montreal in der Sektion Documentaries of the world. Zudem wurde DIE FAMILIE sowohl auf dem 9. Zürich Film Festival als auch auf dem 37. Sao Paulo Filmfestival als bester Dokumentarfilm nominiert.

INTERVIEWPARTNER Irmgard Bittner Ursula Schwietzer Elke Liebeke Heiko Kliem Beate Bohnsack Bernhardt Purkott und Oberstaatsanwalt a.d. Bernhard Jahntz TEAM Regie und Buch Kamera Montage Sound & Ton Digital Colorist Stefan Weinert Benjamin Greulich / Frederik Walker Ruben S. Bürgam Peter Veismann Christian Kröhl Produktionsassistenz Gudrun Boair Schnittassistenz Produzent Nicole Schmeier / Jacob Jendryka / Jonas Thoma Stefan Weinert

SYNOPSIS Zwei Jahre auf Bewährung. Für einen Todesschützen. Das ist doch was!? Mit diesen Worten führt Irmgard B., einer der Protagonistinnen aus dem heutigen Berlin, unmittelbar in die berührende Dokumentation ein. Sie ist die Mutter eines 1986 erschossenen Sohnes. Hinterbliebene sind bei Unrechtstaten ebenfalls Opfer. Auch mehr als ein Vierteljahrhundert nach ihrem Verlust leiden sie noch immer an dem Trauma. So weiß eine Mutter noch immer nicht, was mit der Leiche ihres Sohnes geschehen ist. Eine Ehefrau kann es nicht begreifen, warum und wie ihr Ehemann damals an der Grenze ertrinken musste. Der Sohn eines Mauertoten erhält zum ersten Mal Einblick in die Stasi-Akte, die Fotos von der Leiche seines erschossenen Vaters enthält. Er hatte nicht einmal die Absicht über die Mauer zu fliehen. Die verschiedenen Ebenen, auf denen Zeugnis abgelegt wird, machen den Film erschütternd. Aussagen der betroffenen Familienmitglieder werden häufig kontrastiert mit den entsprechenden Formulierungen in den Stasi-Akten. Deren unterkühltes Bürokratendeutsch erscheint in diesem Kontext noch unerträglicher, als es ohnehin schon wäre. Zu den Berichten der Hinterbliebenen gesellt sich die juristische Kompetenz von Oberstaatsanwalt a.d. Jahntz. Er erklärt, warum die Verfahren gegen die Todesschützen an der Grenze mit so unbefriedigenden Urteilen geendet haben. Das trägt zur Erweiterung des Horizonts des Films bei, ohne dass die Protagonisten und ihre Traumata aus dem Fokus rücken. Am Höhepunkt des Filmes steht ein erstaunlicher Dialog: eine Begegnung von einem Todesschützen mit dem Sohn seines Opfers.

HINTERGRUND Helmut Kliem (02.06.1939-13.11.1970) Helmut Kliem ist mit seinem Bruder unterwegs, als er die Schilder übersieht, die das Grenzgebiet markieren. Mit dem Motorrad kommt er etwa zehn Meter vor dem Tor zum Stehen. Hinter dem Tor sieht er einen Grenzsoldaten und dahinter einen Wachturm, der mit zwei Posten besetzt ist. Weil er sich offenbar verfahren hat, wendet er das Motorrad und will umkehren. Möglicherweise nimmt er die Rufe des Grenzsoldaten nicht wirklich ernst, der die beiden Männer auffordert, stehen zu bleiben. Vielleicht gehen die Rufe auch im Motorengeräusch unter, ebenso wie ein möglicher Warnschuss. Bruder und Sohn von Helmut Kliem sprechen vor Stefan Weinerts Kamera über ihren Bruder und Vater. Heiko Kliem Sohn des 1970 erschossenen Helmut Kliem. Der 1969 geborene LKW-Fahrer Heiko ist 1 Jahr alt, als sein Vater bei einem Wendemanöver an einer Wachposten-Grenzanlage angeschossen wird und an der Verletzung vor Ort verblutet. Er selbst erfährt erst 1997 durch die Kriminalpolizei, was mit seinem Vater wirklich passiert ist. Er möchte dem Todesschützen seines Vaters gegenüber stehen. Mit ihm macht sich Stefan Weinert auf den schweren Weg zum Todesschützen. Bernhard Purkott Vor kurzem verstorben. Selbst angeschossen, hielt er seinen sterbenden Bruder in den Armen. Er musste das tragische Schicksal mit sich ausmachen und wurde von der Familie Zeitlebens als Schuldiger für den Tod des Bruders verantwortlich gemacht. Er konnte und wollte den Todesschützen nicht verzeihen.

Dietmar Schwietzer (21.02.1958-16.02.1977) Von Schönwalde aus überquert Dietmar Schwietzer den Niederneuendorfer Kanal. Hinter der Brücke angelangt, durchkriecht er in den frühen Morgenstunden des 16. Februar ein Feld bis zu den Grenzanlagen. Lange und sorgfältig sondiert er das Gelände mithilfe eines Feldstechers. Als er sich schließlich in Bewegung setzt, gelingt es ihm kurz nach 7.00 Uhr den Hinterlandzaun, eine Hundelaufanlage sowie einen Signalzaun zu überwinden. Beim letzten löst der 18-Jährige jedoch Alarm aus. Als er auf die 30 Meter entfernte Sperrmauer zurennt, wird er gleichzeitig von zwei Wachtürmen aus unter Beschuss genommen. Stefan Weinert lässt sowohl die Mutter als auch die Schwester von Dietmar Schwietzer zu Wort kommen. Ursula Schwietzer Mutter des 1984 erschossenen Sohns Dietmar. Sie hat vergeblich versucht ihren Mann, der aus Gram über den Tod und den Umgang der Staatssicherheit mit ihnen keinen Lebenssinn mehr sah, zu stützen. Sie erlitt eine Vielzahl an Zusammenbrüchen. Rainer Liebeke (11.09.1951-03.09.1986) Zu zweit müssen die Männer ein unwegsames Sumpf- und Schilfgebiet durchqueren bis sie in der Dunkelheit am Sacrower See angelangen. Etwa 500 Meter trennen sie vom anderen Ufer. Da Scheinwerfer in unregelmäßigen Abständen das Gebiet ableuchten, ist höchste Vorsicht geboten. Während der Jüngere zügig vorweg schwimmen kann, dürfte Rainer Liebeke durch seine Schlüsselbeinverletzung zunehmend behindert worden sein. Die Frau und die Schwester von Rainer Liebeke berichten, dass sie noch immer nicht verstehen können, was genau in dieser Nacht geschehen ist. Elke Liebeke Witwe des 1986 bei einem Fluchtversuch ums Leben gekommenen Rainer Liebeke. Erst heute hat sie die Kraft, den ungeklärten Fragen über den Tod ihres Mannes nachzugehen. Mit Stefan Weinert macht sie sich gegen den Wiederstand ihrer Familie auf den Weg, um Antworten zu finden. Antworten bekommt sie keine. Der Weg zu dem Unfallort ihres verstorbenen Mannes wird zu einer schmerzhaften aber befreienden Reise. Beate Bohnsack Die Schwester des 1986 ums Leben gekommen Rainer Liebeke hat den Tod Ihres Bruders, gerade durch den gesellschaftlichen Umgang des Schweigens bis heute nicht verarbeitet. Dass sich die Täter bis heute ihrer Verantwortung nicht stellen mussten, ist für sie ein bitterer Schlag durch unsere Gesellschaft.

Michael Bittner (31.08.1961-24.11.1986) In der Nacht realisiert der 25-Jährige seinen Fluchtplan. Am 24. November 1986 gegen 1.20 Uhr nähert er sich in Glienicke/Nordbahn den Grenzanlagen. Als er mit Hilfe einer Holzleiter die Hinterlandmauer überwinden kann, löst er Alarm aus. Während Michael Bittner seine Flucht rennend über den Kolonnenweg und Kontrollstreifen fortsetzt, wird er von Grenzposten entdeckt, die etwa 200 Meter von ihm entfernt sind. Die Mutter Michael Bittners spricht über ihren Sohn und dessen Fluchtversuch. Irmgard Bittner Mutter des 1986 an der Berliner Mauer erschossenen Michael Bittners. Sie hat erst 1991 durch die Untersuchungen der westdeutschen Staatsanwaltschaft Gewissheit erhalten, dass Ihr Sohn 1986 bei einem Fluchtversuch erschossen wurde. Unterlagen über die genauen Umstände der Erschießung und den Verbleib des Leichnams wurden vertuscht und zum größten Teil beseitigt. Bis heute weiß die Mutter weder, wo ihr Sohn verbrannt wurde, noch wo die Urne mit der Asche verschwunden ist. und Oberstaatsanwalt a.d. Bernhard Jahntz Bernhard Jahntz war von 1979 bis 1986 Dezernent für die Verfolgung von NS-Unrecht im Besonderen durch die Justiz bei der Staatsanwaltschaft beim Landgericht Berlin. Als Oberstaatsanwalt war er in die Anklagen gegen Egon Krenz, Erich Honecker und andere DDR- Spitzenfunktionäre involviert.

REGISSEUR/PRODUZENT Stefan Weinert Stefan Weinert, geboren 1964, schloss sein Studium an der Universität für angewandte Kunst in Wien 1991 im Bereich Bühnen- und Filmgestaltung ab. Vor und nach seinem Studium widmete er sich einer weiteren Ausbildung zum Schauspieler in Köln und New York. Bis 1996 arbeitete er ausschließlich für Theater sowie Opernhäuser, darunter unter anderem Liceeu Barcelona, Wiener Staatsoper und Oper der Stadt Köln. Dann erfolgte der Wechsel zum Film und er übernahm zudem die Regie und Produktion bei einigen Kurzfilmen. Auch heute spielt Stefan Weinert immer wieder bei internationalen Filmproduktionen neben Schauspielgrößen wie Jonathan Rhys Meyers, Tom Hardy, Tony Todd, Val Kilmer, Tim Roth und Catherine Deneuve. GESICHT ZUR WAND, der vielfach ausgezeichnete Dokumentarfilm, feierte 2009 seine Premiere in Berlin. Stefan Weinert war als Regisseur und Produzent verantwortlich. Seitdem vertritt er die Bundesrepublik Deutschland verstärkt auf internationalen Filmfestivals. Auch sein zweiter Kinodokumentarfilm DIE FAMILIE widmet sich der DDR-Diktatur. Filmographie (Auswahl) 2013 Die Familie (Kinodokumentarfilm / Regisseur & Produzent) 2009 Gesicht zur Wand (Kinodokumentarfilm / Regisseur & Produzent) Als Schauspieler 2014 Binny und Geist (TV-Serie, Disney Channel) 2012 Belle du Seigneur (Kinospielfilm F L - GB) 2012 Wilsberg Treuetest (TV-Film Reihe, ZDF) 2011 Hindenburg (TV-Film, RTL) 2006 Von Müttern und Töchtern (TV-Film, ARD) 2005 Deep Frozen (Kinospielfilm L) 2003 Der Clown (Kinospielfilm) 2002 De Tweeling Oscar Nominierung (Kinospielfilm NL L - D)

INTERVIEW mit Stefan Weinert Worin bestehen Ihrer Meinung nach die Probleme bei der Aufarbeitung von Schicksalen, die im Zusammenhang mit Maueropfern stehen? Wir schreiben das Jahr 25. Es hilft, wenn wir uns vergegenwärtigen, welche Diskussionen und Debatten 1970 in Westdeutschland über den Nationalsozialismus geführt wurden und wie nah wir uns noch an dem Fall der Mauer befinden. In Bezug auf die Aufarbeitung der Schicksale von Maueropfern gibt es eine Vielzahl an Problemen und Widerständen, welche sehr komplex sind. Sie unterscheiden sich nicht so sehr von den Schicksalen anderer Opfer in der DDR-Diktatur mit Ausnahme der Anzahl der Betroffenen. Es gibt eine Vielzahl von Widerständen, die es zu überwinden gilt. Die meisten Opfer haben eine große Scham, mit ihrem Schicksal Menschen anzusprechen, geschweige denn damit in die Öffentlichkeit zu gehen. Zunächst gibt es Widerstände in der eigenen Familie, die meist nicht will, dass diese Geschichten publik werden. Ein dunkles Familiengeheimnis, worüber man sich aus Scham nicht traut zu sprechen. Dann gibt es die immer noch akuten Ängste des Verrats und des Nicht-wissen-Wollens ob Freunde, Familie, Bekannte in irgendeiner Art involviert sind oder die Erschießungen heute noch rechtfertigen. Zum anderen gibt es die zum Teil völlig absurden gesellschaftlichen und medialen Diskussionen darüber, was die DDR war. War sie eine Diktatur? War sie ein Unrechtsstaat? Viele haben noch nicht den Abstand, ihr eigenes Leben und die eigene Biografie von einem System des Unrechts zu trennen. Vielen gelingt noch keine Trennung der Tatsache, in einer Diktatur gelebt, sich darin arrangiert zu haben - auch ohne sich darin schuldig gemacht zu haben - und dem Akzeptieren und Zulassen können, dass dieses System gegen Menschenrechte verstoßen hat und eine Diktatur war. Hinzu kommt der entscheidende Faktor, dass viele Täter heute noch in wichtigen Funktionen sitzen. Auch wenn es sich um Ausnahmen zu handeln scheint, wirkt es aus der Perspektive der Opfer als unverständlich und unerträglich, wenn heute noch Mitarbeiter der ehemaligen Staatssicherheit, egal ob damals hauptamtlich oder nur als IM, heute z.b. noch in der Brandenburger Justiz als Richter oder Staatsanwälte tätig sind. Mit welchen Problemen sind Sie im Hinblick auf Ihre Interviewpartner konfrontiert worden? Waren alle sofort bereit mitzumachen oder mussten Sie Überzeugungsarbeit leisten? Ich bin mit einer Reihe von Problemen konfrontiert worden, mit denen ich nicht gerechnet hätte. Innerhalb der meisten Familien war es nicht gern gesehen, dass ich als Fremder plötzlich Fragen über ein bestimmtes Familiengeheimnis stelle, in ein dunkles Kapitel einer Familiengeschichte einsteige und versuche, dieses zu beleuchten. Vielleicht macht die folgende Tatsache klar, wie schwierig es war: es sind alle Angehörigen der über 130 betroffenen Berliner-Mauer-Opferfamilien im Film, die überhaupt bereit waren vor der Kamera zu sprechen. Es sind im Grunde sieben Angehörige, die im Film ihre Geschichte erzählen. Ich habe zunächst mit zwei Angehörigen angefangen, weil sich nicht mehr finden ließen. Das erste Gespräch und die erste Begegnung mit der Kamera liefen relativ unbeschwert. Doch danach ging es nur mit einem enormen Kraftaufwand weiter, bedingt durch das Misstrauen und die Ängste der anderen Familienmitglieder. Es musste zunächst vor und während eines weiteren Treffens immer wieder Vertrauen geschaffen und Überzeugungsarbeit geleistet werden. Zeitweise kamen wir gar nicht oder nur sehr wenig weiter. Während der Dreharbeiten von über zwei Jahren, habe ich mir oft ernsthaft überlegt, den Film thematisch anders aufzubauen und den Konflikt des Totschweigens zum Inhalt des Films zu machen. Es gab zum Schluss kleine Ausnahmen, aus denen ich Kraft fürs Weitermachen schöpfen konnte.

Was wünschen sich die Opfer am meisten von den Tätern? Ist eine Aussöhnung möglich oder gar vonstattengegangen? Eine Entschuldigung. Das Eingestehen der Täter, einen Fehler gemacht zu haben, und das Zugehen auf die Opfer. Die Mehrzahl der Täter hält bis heute an der Richtigkeit ihrer damaligen Taten fest. Würde heute eine neue Bewertung der Taten stattfinden, würde vielleicht die Möglichkeit einer Aussöhnung bestehen. Ich erlebe häufig, dass Opfer diejenigen sind, die einen Kontakt und ein Gespräch zu Tätern suchen und von diesen eine Entschuldigung hören möchten. Ein großes Problem ist die Tatsache, dass Täter sich hinter dem damaligen System verstecken können, ohne irgendeine Eigenverantwortung zu übernehmen, was auch von dem Großteil unserer Gesellschaft akzeptiert wird. Ein Verhalten, das enger an die davor liegende Diktatur gekoppelt ist, als man denkt oder sich wünschen würde. Eine Aussöhnung gab es nicht. Ich glaube, dass durch einen Dialog ein individuelles für sich Frieden finden möglich ist. Man würde sehr vielen traumatisierten Menschen, Opfern der Diktatur und letztendlich unserer Gesellschaft helfen, wenn dies geschehen würde. Das Beispiel einer eiternden Wunde kann dies vielleicht verdeutlichen. Es hilft sie aufzumachen, damit sie verheilen kann. Es wird zwar eine Narbe bleiben, doch diese ist bei weitem nicht so schmerzhaft wie eine nicht heilende Wunde. Viele sehen in dem Sich damit beschäftigen ein rückwärtsgewandtes Verhalten, was ich selbst vor einigen Jahren wahrscheinlich auch getan hätte. Man könnte es so sehen, wenn das Erlebte nicht so sehr unser zukünftiges Verhalten und Miteinander bestimmen würde. Traumata geben wir über mehrere Generationen weiter und sie bestimmen das Leben unserer Kinder und Kindeskinder und letztendlich unserer Gesellschaft. Welche Hilfen gibt es heute für Maueropfer und wie werden diese von den Betroffenen angenommen? Es gibt die Stiftung Berliner Mauer mit Historikern, die sich auf die Thematik Maueropfer spezialisiert haben. Für einige ist es bereits eine große Hilfe mit ihrer Geschichte gehört zu werden. Es ist aber keine psychologische Hilfe, welche die meisten gebraucht hätten oder brauchen. Die meisten Maueropfer machen ihre Traumata mit sich selbst aus. Es gibt eine Opferberatungsstelle der DDR-Diktatur, aber diese wird von den Angehörigen nicht genutzt. Wo steht Deutschland Ihrer Meinung nach mit der Aufarbeitung der Maueropfer? Eher am Anfang oder bereits am Ende des Prozesses? Meiner Meinung nach ganz am Anfang. Zu Recht hat man sich vor einigen Jahren darum gekümmert, den Opfern wieder ein Gesicht und eine Würde zu geben. Doch dahinter stehen traumatisierte Familien und eine Gruppe von Tätern, die auch nach den Erschießungen mit Operationen durch die Staatssicherheit auf die Familienangehörigen angesetzt wurden. Bis heute reden wir vom Todesschützen und dem Erschossenen oder dem ums Leben gekommenen. Der dahinter stehende, kaltblütig agierende Riesenapparat mit all seinen Mitarbeitern vom MfS (Ministerium für Staatssicherheit), der nach einer Erschießung aktiv wurde, wird bis heute ausgeklammert. Die Tatsache, dass es erst seit 2012 einen Forschungsauftrag gibt, um die genaue Anzahl und Hintergründe der Todesopfer an der innerdeutschen Grenze zu erforschen, spricht für sich.

ZUR GESCHICHTE der innerdeutschen Grenze und der Berliner Mauer 1949 entstand mit der Gründung der BRD und der DDR aus der bisherigen Zonengrenze die deutsch-deutsche Grenze. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird sie stets als innerdeutsche Grenze bezeichnet. Bereits ab 1952 wurden die Grenzen seitens der DDR zunehmend abgeriegelt. Während des Kalten Krieges galt die innerdeutsche Grenze als zentraler Teil des Eisernen Vorhangs. Mit dem Beginn des Mauerbaus am 13. August 1961 schloss sich die letzte Lücke zur BRD: der Übergang zwischen Ost- und West-Berlin. Begann die SED zunächst damit, einen Stacheldraht um West-Berlin zu ziehen, folgten wenige Tage später steinerne Befestigungen, die im Laufe der Jahre zu massiven Grenzanlagen ausgebaut wurden. Der westliche Teil der Stadt war endgültig abgeriegelt und weder von Ost- Berlin noch vom Berliner Umland zugänglich. Ziel dieser Maßnahme war in erster Linie, der anschwellenden Fluchtbewegung ein Ende zu setzen. Außerdem sollte die Macht der SED stabilisiert und ihre Souveränität demonstriert werden. Die Berliner Mauer vervollständigte die insgesamt rund 1.400 Kilometer lange innerdeutsche Grenze. In der DDR wurde die Mauer als befestigte Staatsgrenze oder antifaschistischer Schutzwall bezeichnet. Da Mauer sowie Sperranlagen kein ausreichendes Hindernis darstellten, um eine Republikflucht zu verhindern, wurden sie um bewaffnete Soldaten ergänzt. Da ein ungesetzlicher Grenzübertritt als strafbares Delikt galt, hatten die wachenden Soldaten den Befehl, auf Flüchtige zu schießen, sofern sie deren Flucht nicht anders verhindern konnten. Der Einsatz und Gebrauch von Schusswaffen an den Westgrenzen der DDR wurde zunächst nur durch interne Anweisungen geregelt, bevor er an 1982 per Gesetz (Grenzgesetz) geregelt wurde. Unabhängig davon gab es seit 1952 den mündlichen Befehl, der Grenzpolizisten und soldaten dazu verpflichtete, auf flüchtende Personen zu schießen, wenn dadurch ihrer Flucht Einhalt geboten werden konnte (Schießbefehl). Erst im April 1989 kam es zu einer Aufhebung des sogenannten Schießbefehls. Am Abend des 9. November 1989 wurde die Berliner Mauer geöffnet. Die genaue Anzahl der Todesopfer, die die Berliner Mauer forderte, ist unbekannt. Mindestens 138 Menschen wurden zwischen 1961 und 1989 an der Mauer getötet oder verloren im Zusammenhang mit dem DDR-Grenzregime ihr Leben. Unter ihnen befanden sich 100 DDR- Flüchtlinge, die bei ihrem Fluchtversuch getötet wurden, sich tödlich verletzten oder sich das Leben nahmen. 30 Menschen aus Ost und West verunglückten oder wurden erschossen, ohne dass sie je Fluchtabsichten gehabt hätten. Hinzu kommen acht DDR-Grenzsoldaten, die im Dienst von Kameraden, Flüchtlingen, Fluchthelfern, Fahnenflüchtigen oder West-Berliner Polizisten umgebracht wurden. Mindestens 251 Reisende verstarben während oder nachdem sie an den Berliner Grenzübergängen kontrolliert wurden. Ungezählt sind diejenigen, die aus Verzweiflung angesichts der Auswirkungen des Mauerbaus auf ihr Leben starben.

GEDENKSTÄTTEN und relevante Institutionen Stiftung Berliner Mauer Bernauer Straße 119 13355 Berlin http://www.stiftung-berliner-mauer.de/de/ Gedenkstätte Berliner Mauer Bernauer Straße 119 13355 Berlin http://www.berliner-mauer-gedenkstaette.de/de/index.html Kapelle der Versöhnung Evangelische Versöhnungsgemeinde Bernauer Straße 111 13 355 Berlin Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde Marienfelder Allee 66/80 12277 Berlin http://www.notaufnahmelager-berlin.de/de/

PRESSEFOTOS Sämtliche Fotos sind zum Download verfügbar unter: http://www.basisfilm.de/basis_neu/seite4.php?id=360&inhalt=download

Produktion The Core Films Schwedter str. 227 10435 Berlin info@stefanweinert.de Verleih Basis-Film Verleih GmbH Neue Promenade 7 (am Hackeschen Markt) 10178 Berlin Telefon: 030-793 46 09 Fax: 030-793 17 63 Pressekontakt: ZOOM MEDIENFABRIK GmbH, Suarezstraße 62, 14057 Berlin Email: office@zoommedienfabrik.de Telefon: +49(0)30 3150 6868, Fax: +49(0)30 3150 6858 Felix Neunzerling Cindy Böhme