Jesus - der schwache, starke Held Predigt zu Lk 22,39ff v. Pfr. Thilo Bathke 1 Liebe Gemeinde, mit meinen Zweit-Klässlern singe ich momentan das Lied: Du bist der Held, der die Welt in seinen Händen hält. So ist doch unser Bild von Gott. Und es ist auch kein falsches Bild. Gott ist tatsächlich ein starker Held. Ja, Gott ist der Held schlechthin. Nur, was für eine Art von Held ist er? Wenn ich Gott kennen lernen will, muss ich mich mit Jesus beschäftigten. Denn in Jesus, dem Sohn Gottes ist Gott selbst zu uns gekommen. Jesus sagt von sich in Joh. 14,9: Wer mich sieht, der sieht Gott. Nun sehe ich auch in Jesus und seinem Leben viel Heldenhaftes. Wenn er Krankheiten besiegt. Wenn er Dämonen austreibt. Wenn er Tote wieder lebendig macht. Und last but noch least: Wenn er selbst den Tod besiegt und aufersteht. Ja, Jesus ist der Held schlechthin. Er ist stark und mächtig. Ich darf ihn meinen Held sein lassen. Dann wird er in meinem Leben Heldenhaftes bewirken. Aber dieser Held zeigt sich an anderen Stellen auch ganz untypisch. Denn ein Held ist im Normalfall nicht schwach. An dem starken Held prallt alles ab. Haben Sie schon einmal einen Actionheld im Kino gesehen, der flennt, wenn er angeschossen wird? Nein, er näht sich die Wunde ohne Betäubung gleich vor Ort selbst. Nein, solch ein Held ist Jesus nicht. Jesus bzw. Gott ist anders. Jesus erlebt echte Schwäche. Er erlebt Versuchungen. Er durchleidet Ängste. Eine Episode aus dem Lebensbericht von Jesus zeigt das sehr eindrücklich: in Lukas 22, 39-46 [Neue Genfer Übersetzung ]lesen wir: 39 Dann verließ Jesus die Stadt und ging wie gewohnt zum Ölberg; seine Jünger begleiteten ihn. 40 Als er dort angekommen war, sagte er zu ihnen:»betet darum, dass ihr nicht in Versuchung geratet!«41 Hierauf trennte er sich von ihnen. Etwa einen Steinwurf weit entfernt kniete er nieder und betete: 42»Vater, wenn du willst, lass diesen bitteren Kelch an mir vorübergehen. Aber nicht mein Wille soll geschehen, sondern deiner.«43 Da erschien ihm ein Engel vom Himmel und stärkte ihn. 44 Der Kampf wurde so heftig, und Jesus betete mit solcher Anspannung, dass sein Schweiß wie Blut auf die Erde tropfte. 1 Bitte beachten Sie, dass der O-Ton einer Predigt immer vom geschriebenen Text abweichen kann. Eine Predigt lebt wesentlich vom O-Ton. 1
45 Als er vom Gebet aufstand und zu den Jüngern zurückkam, waren sie vor Kummer eingeschlafen. 46»Wie könnt ihr nur schlafen?«, sagte er zu ihnen.»steht auf und betet, damit ihr nicht in Versuchung geratet!«was für eine Art von Held sehen wir hier? Schaut euch Jesus hier an. Ist er der superstarke Held vom Erdbeerfeld, an dem alles abprallt? Lasst uns mal eintauchen in diesen Teil des Lebens von Jesus: Jesus ist mit seinen Jüngern in diesem Garten, dem Garten Gethsemane, außerhalb der Stadtmauern Jerusalems. Dort zieht er sich etwas zurück am Abend vor seiner Hinrichtung. Ein Steinwurf entfernt so weit also, dass die Jünger ihn noch hören konnten. Die Jünger sollen aufbleiben und beten. Auch wenn es schon spät ist. Sie sollen beten. Jesus selbst tut genau das. Er betet. Denn er hat es nicht leicht. Er weiß, was auf ihn nun zukommt. Er wird leiden, schwer leiden. Er wird an ein Kreuz genagelt werden. Er wird die Last, die ganze Gottvergessenheit der Menschen auf sich nehmen. Dafür ist er da: Um mir und dir den Zugang zu Gott zu ermöglichen. Dafür ist er nach Jerusalem gekommen: Um die Strafe am Kreuz zu tragen, die ich mir mit meinem Leben selbst eingebrockt habe. Jesaja sagt voraus: Unsere Strafe liegt auf ihm, damit wir Frieden haben. [Jes 53] Ok. Das weiß Jesus also hier im Garten. Er weiß es und er sagt nun nicht zu seinen Jüngern: Och, also, kommt Jungs, ich geh mal schnell die Welt erlösen. Ich lass mich mal schnell geißeln und geh dann ne Runde ans Kreuz. Nein, auf Jesus wartet kein Spaziergang. Jesus geht einen leidvollen und einen einsamen Weg ans Kreuz. Und am Anfang dieses Weges steht ein echter Kampf. Und der wird hier beschrieben. Es ist der Kampf mit der Versuchung oder besser: mit dem Versucher. Der Bibeltext zeigt: I. Jesus, ein Held in Versuchung. Im Film Die Passion Christi von Mel Gibson wird das sehr spannend dar gestellt. Jesus kniet am Boden. Er kämpft wirklich. Er zittert, wie es Markus berichten. Er hat Angst. Und dann sieht man in dem Film einen dünnen, kreidebleichen Mann im Hintergrund. Er ist schwarz angezogen. Aus seinen Nasenlöchern kriechen Maden heraus. Er ist der Versucher. Er wird im Bibeltext nicht beschrieben. Aber er ist unausgesprochen voll dabei. Der Regisseur Mel Gibson hat das schon richtig erkannt. Und er legt diesem Versucher folgende Worte in den Mund: Jesus, glaubst du wirklich, dass ein Mensch die ganze Last der Sünde tragen kann? Ich sage dir: Kein Mensch allein kann diese Last tragen. Sie ist viel zu schwer. Der Preis für die Rettung ihrer Seelen ist zu hoch. 2
So kniet Jesus im Garten Gethsemane. Er weiß genau, was sein Vater im Himmel will. Er weiß sehr wohl, was sein Auftrag ist: Das Kreuz. Aber er kämpft darum. Der Versucher probiert es, Jesus den Willen Gottes auszureden. Die Versuchung, die Jesus hier durchmacht, besteht genau darin: Er soll nicht das tun, was sein Auftrag ist. Er soll den Willen des Vaters in den Wind schlagen. Statt die Welt zu retten, soll er sich selbst retten. Und wie antwortet Jesus? Wie besteht er den Kampf mit der Versuchung? Indem er mit seinem Vater im Himmel spricht: 42»Vater, wenn du willst, lass diesen bitteren Kelch an mir vorübergehen. - Aber nicht mein Wille soll geschehen, sondern deiner.«darin ist Jesus nun wieder ein Bilderbuchheld. Denn bei aller Versuchung. Bei aller Angst und bei allem Zittern: Er will das tun, was Gott will. Jesus ist ganz eins mit dem Vater. D.h. auch: Er ist ganz eins mit dem Willen des Vaters. Wie sieht es da bei dir aus? Willst du das tun, was Gott will? Vllt. weißt du an einem Punkt in deinem Leben ganz genau: Dies oder jenes ist nicht das, was Gott will. Ich sollte es lassen. Aber es zu lassen, würde mich viel kosten. Es würde mir vllt. sogar weh tun. Bist du bereit, aus dem Kelch zu trinken? Bist du bereit, den Willen Gottes umzusetzen? Nicht weil dieser Weg immer der bequemste ist. Sondern weil dieser Weg der heilsamste ist, der beste Weg. Den Willen Gottes konsequent zu leben das ist immer heilsam. Da macht immer freier! Oder du weißt ganz genau, was du offensiv tun solltest, also nicht nur etwas sein zu lassen, sondern etwas aktiv zu tun. Du weißt, was Gott dir aufs Herz gelegt hat. Der Heilige Geist hat dir schon lange gesagt - beim Bibellesen, im Gebet: Tu dies oder jenes. Aber du schaffst es nicht. Es gibt sooooo viele Gründe, es nicht zu tun. Und es sind auch alles so vernünftige Gründe. Daher gehst du nicht. Aber Gott will, dass du willst, was er will! Er will, dass du seinen Willen umsetzt weil es für dich und andere das Beste ist. Christen haben schon immer dann Großes bewirkt, wenn sie Gott ganz treu waren, wenn sie seinen Willen umgesetzt haben. Ein Beispiel: ich stelle Ihnen Pastor Heinrich Kemner vor. Er ist lange Jahre Pastor in Ahlden, in der Lüneburger Heide gewesen. Irgendwann geht er in den Ruhestand. Aber dann bekommt er von Gott den Auftrag, mitten in der Lüneburger Heide im Dörfchen Krelingen ein Jugend- Freizeitzentrum aufzubauen. Pastor Heinrich Kemmner geht das an. Aus diesem Anfang wird ein großes Glaubenswerk. Inzwischen schon Jahrzehnte nach deinem Tod. Gibt es dort eine 3
Studienarbeit für Theologiestudenten, einen großen Bereich, in dem Freizeiten durch geführt werden, eine Rehabilitation von Drogenabhängigen und auch psychisch Kranken Menschen. Was wäre gewesen, wenn Pastor Kemner damals nicht gehorsam gewesen wäre? Was wäre geworden, wenn er gesagt hätte: Ich gehe lieber meinen eigenen Weg. Dieser Weg ist mir in meinem Ruhestand zu mühsam. Versteht ihr? Nicht jeder bekommt solch einen Auftrag wie Pastor Kemner. Aber wie wäre es denn schon einmal im Kleinen den Willen Gottes zu tun? Dann hättest du schon enorm viel für dich und andere gewonnen. Jesus lebt mir hier vor, was es heißt, Gottes Willen zu tun. Er bleibt seinem Vater im Himmel treu. Und daraus entsteht das Größte, was die Welt je gesehen hat. Der Zugang zu Gott ist durch Jesu Tod am Kreuz für alle Menschen frei. Jesus, der Held erlebt Versuchungen. Und: Wir sehen in dem Bibelbericht: 2. Jesus ein Held in Angst Jesus schwitzt im wahrsten Sinne des Wortes Blut und Wasser. Ja, Jesus hat solch eine Angst, dass er Blut schwitzt. Das kommt einem komisch vor beim ersten Lesen. Doch es ist ein medizinisch belegtes Phänomen. Es kann vorkommen bei extremen Angstzuständen, z.b. bei Todesangst. Jemand ist innerlich und äußerlich so sehr angespannt, dass Hautäderchen platzen. Dieses Blut fließt dann über die Poren mit dem Schweiß ab. Jesus hat also extreme Angst. Eine Angst, wie wohl keiner von uns hier jemals erlebt hat. Aber wovor hat er Angst: Vor dem Tod als solches? Vielleicht, aber er wusste doch auch, dass er auferstehen wird?! Davor, dass er schwer leiden muss. Vor der Geißelung und der Kreuzigung? Hatte er davor Angst? Das liegt nahe, denn der spricht ja vom Kelch des Leidens. Beide Vermutungen liegen nahe. Aber ich bin überzeugt, dass etwas anderes noch viel furchterregender für ihn war. Nämlich die Tatsache, dass er dort am Kreuz die Hölle im wahrsten Sinne des Worteerleben werde. Er wusste, er wird dort die Gottverlassenheit der ganzen Welt tragen. Und wenn Jesus später am Kreuz ruft: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Dann sagt er das auch deshalb: Weil er wirklich von Gott verlassen ist. Er fühlt sich nicht nur so. Er trägt die Sünde der Welt. Und das alte Wort Sünde heißt immer: Ganz weit weg von Gott zu sein. Gibt es etwas Schrecklicheres als ganz und gar faktisch von Gott verlassen zu sein? Genau das wird er auf sich nehmen: Stellvertretend für mich. Davor hat Jesus Angst. Zu Recht! Also: Halten wir fest: 4
1. Jesus ist ein Held in Versuchung 2. Jesus ist ein Held in Angst Und in wie fern tröstet dich das heute? Die Bibel will uns motivieren. Sie will mich stark machen. Sie will mich positiv verändern. Also: Was motiviert mich bei diesem Bericht aus dem Garten Gethsemane? 2 Trostnews gibt es hier weiter zu sagen: 1. Für alle, die kämpfen: Jesus geht voran! Du befindest dich gerade in einem Kampf, einem inneren Kampf. Ein Kampf mit der Frage: Soll ich den Willen Gottes wirklich tun? Der englische Prediger Charles Haddon Spurgeon bringt es so toll auf den Punkt. Er sagt dir heute zu: Es ist ein dunkler Raum, durch den du gehst, aber Jesus hat ihn vor dir durchschritten. Es ist ein harter Kampf, den du auszufechten hast, aber unser Herr hat mit demselben Feind gekämpft. Von Alexander dem Großen weiß man: Er ist immer vor seinen Soldaten her marschiert. Er ist nicht nebenher geritten. Er ist mit marschiert, voran marschiert. Er ging wie ein einfacher Soldat voran. Wenn die Soldaten kein Wasser mehr hatte, wollte er auch den Rest nicht. Man hatte ihn für den König selbst aufbewahrt. Er wollte mit seinen Leuten leiden. Jeder Kämpfer wurde ein Held, weil er diesen Helden vor Augen hatte. Jesus kennt deine Versuchungen. Er kennt deine Kämpfe. Und er will voran gehen. Er will dir beistehen. Tut das nicht gut? Du bist im Kampf nicht allein! Doch er gehört nicht zu denen, die unsere Schwächen nicht verstehen und zu keinem Mitleiden fähig sind. Jesus Christus musste mit denselben Versuchungen kämpfen wie wir, doch im Gegensatz zu uns hat er nie gesündigt. Hebr 4,15 2. Für alle die kämpfen: Jesus reicht dir eine Waffe das Gebet Die Jünger sollen beten, damit sie in der Versuchung stark sind. Die Jünger aber pennen lieber ein. Drei Mal nach Mk und Mt. Sie schlafen immer wieder ein. Aber sie hätten wach bleiben sollen. Dann hätten sie den Kampf, der vor ihnen lag, besser gemeistert. Vllt. wären die Jünger später nicht vor den Soldaten geflohen, die Jesus gefangen genommen haben. Vielleicht hätte Petrus nicht drei Mal gesagt, dass er Jesus nicht kennen würde. Wisst ihr? Wenn du mit Jesus, wenn du mit Gott redest, ehrlich und authentisch, haben dann schlechte Gedanken eine Chance? Hat dann Angst eine Chance? Hat dann die Versuchung eine Chance? Wenn ich bete, dann rede ich ja nicht gegen eine Wand. Ich spreche ja wirklich mit dem Held aller Helden. Mit Jesus. Bei Jesus gibt es im Unterschied zu manchen Handyanbietern 5
kein schlechtes Netz. Überall habe ich Empfang. Und sofort kann eine Verbindung aufgebaut werden. Wer mit Jesus redet, der ist in Verbindung mit dem, der alle Lebensprüfungen bestanden hat. Kann es eine bessere Waffe geben gegen Angst und Versuchung als der Kontakt zu Ihm? Also: Wer mit Jesus lebt, wer Christ ist, der betet, der redet jeden Tag mit Jesus. Der weiß, dass er alleine vieles nicht durchstehen könnte. Und der wendet sich an den Held schlechthin. Egal ob in Angst oder Versuchung einer will deinen Sieg Jesus der Held über die Angst, der Held über alle Versuchungen. Amen 6