Die Schlupp, Viehhändler aus Burkardroth

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Transkript:

Die Schlupp, Viehhändler aus Burkardroth Einst gab es in Burkardroth drei Brüder: Johann, Franz Ludwig und Vinzenz Kirchner, sie wohnten im landwirtschaftlichen Anwesen Burkardroth 87, (untere Marktstraße 5). Ihr Vater war der Bauer Johann Kirchner, die Mutter, Katharina geb. Ehrenberg war die Tochter des Zahlbacher Bürgermeisters Franz Ehrenberg. Die Vorfahren der Gebrüder Kirchner stammen aus der Schustermühle und sind somit mit dem Dorfnamen aus der Sippe der Schurschmüllers. 1 Johann der älteste war am 12.9.1884 geboren, Franz Ludwig am 2.8.1887 und Vinzenz der Jüngste am 22.12.1897. Ihre Schwester, geb. am 17.3.1889 war bei der Geburt gestorben. Da ihr Vater geb. 1861, schon mit 41 Jahren im Jahre 1902 verstarb, lag es bei der Mutter und den Kindern die Landwirtschaft als damalige Verdienstmöglichkeit weiterzuführen. Der Vater Johann Kirchner war aber nicht nur Bauer, er war auch Schweinehändler. Viehhandel betrieb er nicht. Das betrieben zu dieser Zeit etwa bis 1935 bis in die Zeit des Nationalsozialismus in dieser Gegend die Juden Simon und Justin Strauß aus Steinach 2, Abraham und Hermann Katzmann aus Geroda 3 und Seligmann Distelburger aus Oberthulba. Johann Kirchner handelte nur mit tragenden Sauen die er auch von weither, selbst vom jetzt abgesiedelten Reußendorf bis nach Burkardroth trieb, hier wieder einige Tage zu Kräften kommen ließ und dann weiterverkaufte. Als dann die Brüder in die Jahre kamen und den Schweinehandel ausübten, wollten sie natürlich nicht wie ihr Vater die Sauen zu Fuß treiben und kauften sich ein Pferd. Das gefiel ihrer resoluten Mutter überhaupt nicht und sie sagte zum Nachbarn: Die machen uns bankrott. Laut mündlicher Überlieferung band sie das Pferd im Stall ab und trieb es aus dem Anwesen auf dem Weg zum Mühlberg hinauf. 4 1 Pfarrarchiv Burkardroth 2 Helmut Schuck, Steinach 3 Harry Katzmann, Miami USA 4 Hubert Geis, Wollbach 1

Johann Kirchner Mit der Zeit wurden die Brüder älter und suchten sich ihre Ehefrauen. Johann heiratete am 28.5.1914 Rosa Schmitt in Burkardroth 27, (obere Marktstraße 38) wo er später auch das Anwesen übernahm in dem er auch am 15. Januar 1962 verstarb. In der Ehe wurden die Tochter Rita und drei Söhne namens Friedrich, Heinrich und Arthur geboren, wovon Arthur der Jüngste, geb. am 21.2.1926, später das Anwesen mit seiner Frau Maria, geb. Albert übernahm. Er betrieb auch den Handel mit Schweinen und Vieh weiter. Später betrieb er mit seinem Kompagnon namens Otto Rösser aus Stangenroth gemeinsam den Viehhandel, bis Otto Rösser auf dem Viehmarkt in Schweinfurt am 26.1.1966 durch einen Herzschlag zusammenbrach und plötzlich verstarb. 1984 übergab er den landwirtschaftlichen Betrieb und den Viehhandel an seinen Sohn Kurt, der mit seiner Ehefrau Sylvia, geb. Kröckel in den Fußstapfen seines Vaters tritt und den Betrieb mit Viehhandel weiterführt. Arthur Kirchner verstarb im Alter von 69 Jahren am 21.9.1993. 5 5 Kurt Kirchner, Burkardroth 2

Franz Ludwig Von Franz Ludwig kommt der Dorfname Schlupp, der weit über die Grenzen vom Markt Burkardroth hinausgeht. Laut mündlicher Überlieferung kam es so zu dem Dorfnamen Schlupp : 6 Franz Ludwig war beim Kegeln im Gasthof Grom in Zahlbach. Mit seiner trockenen Redensart rief er beim Rauswerfen der Kugel schlupp die wupp, dieser Ausdruck wurde von den Mitkeglern aufgefasst und weiterverbreitet, er wird wohl auch bei den nächsten Generationen dieser Sippe noch bestehen. Franz Ludwig heiratete am 22.5.1919 eine Emilie Söder von Wollbach 25, (Brunnengasse 3). Er übernahm sein elterliches Anwesen mit seiner Frau Emilie, als seine Mutter im Jahre 1917 schon verstorben war, wo auch seine einzige Tochter Elfriede am 7.1.1924 geboren wurde. Da aber das Wohnhaus und das gesamte Anwesen nicht viel Platz bot, verkaufte er den gesamten Besitz am 2.9.1932 an Reinhard Schmitt aus Stangenroth und seiner Frau Anna, geb. Grom aus Burkardroth. Zuvor etwa 1930, war er mit seiner Familie in das Elternhaus seiner Frau Emilie nach Wollbach 25 gezogen, wo er die Stallung und auch die Scheune neu errichtete. Das Anwesen das Reinhard Schmitt gekauft hatte, stand noch bis ins Jahr 1994, dann wurde es von seinem Enkel Hans Peter abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt. 7 6 Hubert Geis, Wollbach 7 Hubert Geis, Wollbach 3

Franz Ludwig und sein Bruder Vinzenz waren Kompagnons und betrieben den Schweinehandel, sowie auch später den Viehhandel gemeinsam. Elfriede, die Tochter von Franz Ludwig und Emilie heiratete im November 1951 den gelernten Schreiner Hubert Geis aus Wollbach, beide übernahmen das elterliche Anwesen. Als Franz Ludwig am 18. Oktober 1955 verstarb, betrieb Hubert Geis die Landwirtschaft und auch den Viehhandel weiter, im Jahre 1957 baute er das Wohnhaus neu. Das Ehepaar hatte zwei Söhne, wobei Franz der jüngere mit nur 19 Jahren bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam. Lothar der Ältere, übernahm die Schreinerei seines Großvaters und baute sie zu einem modernen Betrieb um, der speziell bei Diskothekenneubauten landesweit bis nach Wien sehr gefragt ist. Hubert Geis, konnte im Januar 2009 seinen achtzigsten Geburtstag feiern und betreibt im geringen Umfang immer noch den Viehhandel, mehr aus Zeitvertreib weiter. Die Magd Anna Mons 8 Franz Ludwig Kirchner besuchte wie alle Schweinehändler regelmäßig auch den Vieh- und Schweinemarkt in Schweinfurt. Dabei traf er um 1914 auch den Schweinehändler namens Biener aus Schwanfeld, der ihm eine Magd namens Anna Mons vermittelte. Anna Mons war am 27.5.1897 in Schwanfeld geboren und hatte noch drei Geschwister. Als sie noch sehr jung waren und ihre beiden Eltern starben, wurden die vier Geschwister bei den Bauern als Mägde und Knecht wie es damals üblich war, für das tägliche Brot untergebracht. So kam auch Anna Mons bei einem Bauern in 8 Walter Kaufmann, Burkardroth 4

Schwanfeld unter und wurde dann im Alter von etwa 16 Jahren dem Viehhändler Franz Ludwig Kirchner als Magd vermittelt, als der noch in Burkardroth 87 wohnte. Anna Mons arbeitete lt. Zeitzeugen als wenn sie zur Familie gehörte und war sehr tüchtig. Sie fuhr z. B. alleine mit einem Pferdefuhrwerk voller Schweinen und am Fuhrwerk angebundenen Kühen in der Nacht um 2 Uhr zum damals sehr bekannten Bartholomäus Markt nach Neustadt a. S. um früh rechtzeitig an Ort und Stelle zu sein. Ihr Dienstherr kam mit dem Fahrrad hinterher. Anna Mons blieb auch in der Pfarrei Burkardroth und heiratete im Mai 1922 Ludwig Schuldheis aus der Melchersmühle in Burkardroth und gründete mit ihm am Stützle 6 in Zahlbach einen Gemüsehandel. Als Ludwig Schuldheis im Jahre 1931 verstorben war, heiratete sie im Jahre 1935 den Witwer Karl Kaufmann in Burkardroth untere Marktstraße 7. Mit ihm betrieb sie den Gemüsehandel weiter und fuhr jede Woche zwei Mal zuerst mit dem Pferdefuhrwerk und später mit einem Autotransporter zum Einkaufen zum Gemüsemarkt nach Schweinfurt. Diese Ware verkaufte sie dann in den Dörfern und in ihrem Laden weiter. Sie führte das Geschäft bis kurz vor ihrem Tod am 31. Mai 1971. Vinzenz Kirchner Vinzenz, der jüngste der Gebrüder Kirchner heiratete ebenfalls am 22.5.1919 Ermelinde Kessler in Zahlbach 82, (am End 5) wo er das landwirtschaftliche Anwesen übernahm und auch Viehhandel betrieb. In dieser Ehe wurden der Sohn Paul und die Tochter Hilda am 20.1.1923 geboren. Hilda, heiratete am 12.5.1949 den am 9.7.1925 geborenen Anton Keidel aus der Nickelsmühle in Zahlbach und bekam von Ihrem 5

Vater das Anwesen überschrieben. Anton Keidel betrieb die Landwirtschaft und machte auch mit dem Viehhandel weiter. Als seine Frau Hilda am 4.4.1975 und sein Schwiegervater Vinzenz Kirchner am 3.2.1976 verstorben waren, machte Anton Keidel noch alleine bis ins Jahr 1978 weiter und gab dann schließlich die Landwirtschaft und den Viehhandel ganz auf. Er verstarb am 30. 3.2008 in Neckarshausen in Baden Württemberg. Seinen beiden Söhne Paul und Walter, war das nicht gelegen, so dass der Viehhandel bei den Nachkommen von Vinzenz Kirchner zum Erliegen gekommen ist. 9 Insgesamt gesehen hat der Vieh- und Schweinehandel im kleinen Stiel keine Zukunft mehr. Die kleinen Landwirte haben längst aufgegeben und ihre Felder an große Betriebe übergeben. Diese spezialisierten Betriebe verkaufen ihre Erzeugnisse ohne Zwischenhandel direkt an Erzeugerringe oder Schachthöfe. Die Zeiten, in der die Viehhändler fast in jedem Haus Geschäfte machen konnten, sind für immer vorbei. Alfred Saam, Juli 2009 Quellen: Pfarrarchiv Burkardroth Kurt Kirchner, Burkardroth Hubert Geis Wollbach Walter Kaufmann Burkardroth Walter Keitel Zahlbach 9 Walter Keitel, Zahlbach 6