Fotografie im Diskurs performativer Kulturen

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Transkript:

Fotografie im Diskurs performativer Kulturen 27. Symposium des Forschungsschwerpunktes Fotografie und Medien in Zusammenarbeit mit dem Bielefelder Kunstverein 27. und 28. Oktober 2006 Fachhochschule Bielefeld Fachbereich Gestaltung

Einleitung Performativ ist eine Äußerung dann, wenn sie das, was sie bezeichnet selbst vollzieht, z. B. der Satz: Ich grüße sie. Kann ein solches Verständnis auch für die Fotografie gelten in dem Sinne, dass der Akt des Fotografierens in das Foto eingeschrieben ist, welches dieser Akt als bewusste Setzung selbst hervorbringt? Eine solche Setzung wäre etwa in einer Aufnahme gegenwärtig, die zwar einen erlebten Augenblick festhält, diesen zugleich mit einem bereits zuvor gebildeten oder übernommenen Vorsatz bezeichnet, auswählt und konfiguriert. Fotografie wäre demnach dann ein performatives Medium, wenn es Teil eines Gedankens darüber ist, was es als Bild hervorzubringen vermag. Erkennt man zudem diesen Gedanken als Teil eines kulturellen Prozesses, so gehört dieser jenen Diskursen an, die Leben als kulturell performativ betrachten, veränder- und konstruierbar. Entscheidungen innerhalb eines als ebenso voraussetzungslos wie authentisch empfundenen Ereignisses treten dahinter zurück. Jacques Derrida zufolge kann eine kulturelle Performance auch gelingen, wenn es sich in medialen Äußerungen um das Wiederholen von kulturellen Mustern handelt, allerdings müssten sie als solche erkannt werden. Das wäre beispielsweise bei der Aufnahme von tradierten Gesten, Haltungen, Stimmungen und Zeichen auch für das Medium Fotografie gegeben, so die These, dann nämlich, wenn zwar Authentizität versprochen, jedoch ironische Brechung und Uminterpretation das Ergebnis ist. In solchen Fällen kann es zu einer potentiell endlosen Bedeutungsverschiebung auch in fotografisch hergestellten Bildern kommen. Performative Veränderung in eine z. B. fotografisch repräsentierte Geschlechterordnung einzubringen, wie es der Gender-Diskurs nahe legt, wäre ein Resultat, das Durchbrechen verfestigter kultureller Hierarchien ein anderes. Auf dieser gedanklichen Ausgangsformation gilt es die Normen der Dokumentarfotografie ebenso zu befragen wie die Experimente im Fotolabor. Ferner stehen fotografische Lösungen auf dem Prüfstand, die Ihren Referenzpunkt in der Kunst gefunden haben sowie schließlich jene digitalen Konstruktionen, die allein durch ihre unendliche Wandelbarkeit jedes Bild als ein performatives generieren. Reaktionen darauf als Anregungspotential für die analoge Bildproduktion wären dann ebenfalls veränderte Zeichen einer dem fotografischen Augenblick und seiner Fixierung des Blickes sich entwindenden Beweglichkeit. Das 27. Symposium des Forschungsschwerpunktes Fotografie und Medien am Fachbereich Gestaltung der Fachhochschule Bielefeld verfolgt mit seiner These zur Performativität der Fotografie über die inhaltliche Dimension hinaus das Ziel, Fotografie in einem sie verändernden Diskurs zu sehen. Seit ihrer Erfindung wird die Fotografie als wirkmächtiger Apparat der Bildgebung von Befragungen und Analysen begleitet bzw. in Relationen zu philosophischen oder medientheoretischen Positionierungen gedeutet. Neu an dem hier vertretenen Ansatz soll sein aufzuzeigen, dass die Diskurse über die Fotografie zunehmend Teil des Mediums selbst geworden sind, als nicht zu unterschätzende, neue Prozesse zur Bildfindung generierende Anregungspotentiale. Martin Roman Deppner

Referenten Oliver Boberg, Fotograf und Künstler, Fürth Dunja Evers, Fotografin und Künstlerin, Düsseldorf Dr. Robert Felfe, Humboldt-Universität zu Berlin Dr. Sabine Flach, Zentrum für Literaturforschung, Berlin Miklos Gaál, Fotograf und Künstler, Helsinki, Finnland Peter Paul Kainrath, Regisseur, Eppan, Italien Dr. Enno Kaufhold, Fachhochschule für Technik und Wirtschaft, Berlin Wiebke Leister Ph. D., London College of Communication, University of the Arts London Walter Niedermayr, Fotograf und Künstler, Bozen, Italien Prof. Dr. Yvonne Spielmann, HfBK Braunschweig Prof. Dr. Anna Zika, Fachhochschule Bielefeld, Fachbereich Gestaltung

Ausstellung Das Symposium wird begleitet von der Ausstellung im Bielefelder Kunstverein: Out of the Camera: Analoge Fotografie im digitalen Zeitalter Oliver Boberg, Dunja Evers, Miklos Gaál, Vera Lutter Wolfgang Plöger, Walter Niedermayr, Stefanie Schneider Die Ausstellung wird am Abend des ersten Symposium-Tages eröffnet Begrüßung Dr. Stefanie Heraeus Leiterin des Bielefelder Kunstvereins Prof. Dr. Martin Roman Deppner Dekan des Fachbereichs Gestaltung Fachhochschule Bielefeld Einführung Lars Mextorf M.A. Kurator der Ausstellung Impressum Fachhochschule Bielefeld Fachbereich Gestaltung Lampingstraße 3 33615 Bielefeld T (0521) 106-7616 F (0521) 106-7690 E Gestaltung Druck gestaltung@fh-bielefeld.de www.fh-bielefeld.de/fb1 Tim Rehm und Tim Sürken tv druck, Bielefeld

Freitag 11:00 Begrüßung durch Prof. Dr. Martin Roman Deppner 11:15 Dr. Sabine Flach Performativität als bildnerisches Prinzip in Kunst und Wissenschaft 12:30 Diskussion 12:30 Mittagspause 14:00 Prof. Dr. Yvonne Spielmann Reflexion des Fotografischen im visuellen Diskurs 14:30 Diskussion 15:00 Dr. Enno Kaufhold Martin Munkacsi: Bewegung in der Fotografie 15:30 Diskussion 16:00 Miklos Gaál zum eigenen Werk 16:30 Diskussion 17:00 Dunja Evers zum eigenen Werk 17:30 Diskussion 18:00 Imbiss 19:00 Ausstellungseröffnung im Bielefelder Kunstverein

Samstag 11:00 Dr. Robert Felfe Ein großzügiges Medium? Momente von Fotografie als Bildakt 11:30 Diskussion 12:00 Wiebke Leister Ph. D. Apropos Lachen in der Fotografie 12:30 Diskussion 13:00 Mittagspause 14:00 Prof. Dr. Anna Zika Bild wird Mode. Mode wird Bild. Fotografie und inszenatorische Lebensform 14:30 Diskussion 15:00 Oliver Boberg zum eigenen Werk 15:30 Diskussion 16:00 Walter Niedermayr zum eigenen Werk 16:30 Diskussion 16:45 Film Polyphone Räume von Peter Paul Kainrath 17:15 Peter Paul Kainrath Erläuterungen zum Film Polyphone Räume 17:30 Abschlussdiskussion mit Martin Deppner, Roman Bezjak, Walter Niedermayr und Peter Paul Kainrath 18:00 Schlusswort