Stand der Phosphorrückgewinnung in Berlin

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Transkript:

Stand der Phosphorrückgewinnung in Berlin Von wissenschaftlichen Untersuchungen zur großtechnischen Anwendung Dr. Bernd Heinzmann Berliner Wasserbetriebe, Forschung und Entwicklung (FE) Dipl.-Ing. Andreas Lengemann Berliner Wasserbetriebe, Abwasserentsorgung/Verfahrenssteuerung KA Waßmannsdorf Wiederverwertung: Energie, Wasser und Nährstoffe

Agenda 1. Inkrustationen in der Schlammbehandlung 2. Grundlagen der MAP-Fällung 3. Untersuchungen und verfahrenstechnische Maßnahmen zur Vermeidung der Inkrustationen 4. Großtechnische Phosphorrückgewinnung a) Optimierung der Phosphorrückgewinnung b) Optimierter neuer großtechnischer MAP-Behälter 5. Wissenschaftliche Begleitung des Einfahrprozesses 6. Bewertung des MAP-Produktes 7. Zusammenfassung 8. Ausblick 2

1. Inkrustationen in der Schlammbehandlung Abwasserreinigungsprozess mit biologischer Phosphorelimination und Faulung hochkonzentrierter Klärschlammströme in zwei Kaskaden Bildung von Inkrustationen in der Schlammbehandlung Betriebsprobleme, z.b. Fußkrümmer DN 80 der Pumpe 2 nach 319 Betriebsstunden, Saugstutzen nach 180 Betriebsstunden des Zentratpumpwerks sowie verkrustete Rohrleitung vom Faulbehälter Planung/Umbau der Rohrleitungen zum Ausfräsen der Inkrustationen 3

Ursachen der unkontrollierten MAP- Bildung hohe Phosphat- sowie Ammoniumkonzentrationen im Faulschlamm spontanes Entweichen des Kohlenstoffdioxides aus den übersättigten Faulschlämmen und Prozesswässern dadurch: Erhöhung des ph-wertes Änderung der Löslichkeitsgleichgewichte Auskristallisation von Magnesiumammoniumphosphat (MAP) MAP-Kristalle im Faulschlamm 4

2. Grundlagen der MAP Fällung Magnesiumammoniumphosphat Mg 2+ + NH 4+ + HPO 4 2- + OH - + 5 H 2 O MgNH 4 PO 4 6 H 2 O schwer wasserlöslich kristallin Kristallsystem: orthorhombisch Dichte: 1,7 g/cm 3 Farbe: farblos/weiß bis leicht bräunlich MAP-Kristalle verlieren ab ca. 60 C Kristallwasser MAP-Kristalle in einer Modelllösung (Sumpf, 2009) 5

Stabilitätsdiagramm der einzelnen Komponenten der Kohlensäure in Mol/L Erhöhung des ph-wertes Löslichkeit von Kohlenstoffdioxid ist druckabhängig (Zunahme mit steigendem Druck) ca. 1 % des gelösten Kohlenstoffdioxides bildet Kohlensäure CO 2 (g) CO 2 (aq) CO 2 (aq) + H 2 O H 2 CO 3 2. Dissoziationsstufen: H 2 CO 3 + H 2 O H 3 O + + HCO 3 - // [H 2 O + HCO 3 - H 3 O + + CO 3 2- ] (Sontheimer et al., 1980) ph (wenn Verschiebung des Gleichgewichts nach links) 6

pp MAP Löslichkeitsprodukt pp MAP Löslichkeitsverhalten über den ph-wert pp MAP = - log P MAP 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 übersättigter Bereich 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 ph-wert (Stumpf 2009), modifiziert nach (Ohlinger et al. 1998) Kristallisationspartner (Mg 2+, NH 4+ und PO 4 3- ) liegen im stöchiometrischen Verhältnis vor: P MAP = c T,NH4 *c T,Mg *c T,PO4 pp MAP = - log P MAP übersättigte Lösung (Ionenprodukt > Löslichkeitsprodukt) Löslichkeitsprodukt ist abhängig vom ph-wert (Abnahme mit steigendem ph-wert bis ca. 10) 7

3. Untersuchungen und verfahrenstechnische Maßnahmen zur Vermeidung der Inkrustationen Einsatz von Dauermagneten Dosierung von Antiinkrustationsmitteln Analysen zur Struktur und Chemie der Kristalle Verdünnung des Zentrates mittels Betriebswasser an den Zentrifugen Labortests zum Studium der Phosphordynamik in der anaeroben Schlammbehandlung (chemische und kinetische Untersuchungen zur Phosphor-Fällung während der Faulung) Versuche zum Entgasen von Kohlenstoffdioxid - Belüftung von Faulschlamm Laborversuche zur gezielten Fällung von Struvit und Kalziumphosphat durch Belüftung des Faulschlammes (Entgasen des Kohlenstoffdioxides und damit Anstieg des ph-wertes) Problem: verschlechterte Entwässerung des Faulschlammes daher Versuche mit Fällungsmitteln (Ca(OH) 2, CaCl 2, Mg(OH) 2 und MgCl 2 ) 8

Technische Maßnahmen zur Vermeidung der Inkrustationen Berliner Verfahren 9

Vorteile der verfahrenstechnischen Änderungen vier Faulbehälter zu zwei Kaskaden intensivere Faulung: erhöhter Mineralisationsgrad erhebliche Verminderung der Phosphatkonzentration geringere Phosphor-Rückbelastung verbesserte Entwässerbarkeit Einsparung von Flockungshilfsmitteln Kosteneinsparungen: 250 bis 300 T pro Jahr. 10

4. Großtechnische Phosphorrückgewinnung a) Optimierung der Phosphorrückgewinnung ca. 20 50 % der Phosphorfracht (Abwasserzulauf) wurde als MAP ausgefällt gefälltes MAP sedimentierte und setzte Flächenbelüftung (Behälterboden) zu 30 t/vierteljahr ca. 2 % der Phosphorfracht (Abwasserzulauf) konnte recycelt werden Restliches MAP führt zum abrasiven Verschleiß nachfolgenden Anlagen (Zentrifugen) ca. 60.000 Euro Einsparpotential der Boden des alten Schlammvorlagebehälters mit sedimentiertem MAP 11

FE-Kooperationsprojekt mit der TU Berlin Ziele Design und Auslegung des neuen MAP-Behälters (Schlammvorlagebehälter) optimieren optimale Fällung und vollständigere Abtrennung des MAP maximale Phosphorrückgewinnung Methodik Laborversuche (Batchtests) zur Optimierung relevanter Einflussgrößen (Belüftungsrate, Magnesiumchlorid-Dosierung, geometrisches Design und Auslegung, Stöchiometrie der Kristallisationspartner) Untersuchungen zur Erhöhung der Ausbeute an MAP kontinuierliche Versuche in einem Airlift Schlaufenreaktor (Volumen = 45 L). 12

Pilotanlage für kontinuierliche Versuche Airlift Schlaufenreaktor vollständige Vermischung durch einen internen Umlauf externer Umlauf sowie geometrische Veränderungen am Reaktorboden (Optimierung der Fluiddynamik) drei hydraulische Verweilzeiten MAP-Fällung sehr effektiv (90 % des verfügbaren Phosphates gefällt) Verluste durch Feinstpartikelaustrag bessere Abtrennung im Vergleich zum alten Schlammvorlagebehälter, da MAP-Kristalle länger in Schwebe gehalten werden 13

Ergebnisse der Pilotanlagenversuche Partikelgrößenverteilung vor und nach einem 24-Stunden-Versuch (hydraulische Aufenthaltszeit von 8 h) Phosphor als MAP gefällt im Faulschlamm und abgetrennt 14

Reinigung des MAP-Fällungsproduktes Sandwäscher, Funktionsprinzip Aufstromklassierung (Firma Passavant) Mischungsverhältnis: Faulschlamm : MAP = 1 : 2 ca. 650 kg MAP-Schlamm-Gemisch pro Versuch Versuchsparameter: Volumenstrom, Waschwasser, Höhe des MAP-Bettes Bett aus MAP am Behälterboden Waschwasser strömte hindurch geringe Turbulenzen guter Austrag organischer Partikel Abnahme der Konzentration an organischem Kohlenstoff mit zunehmendem Waschwasservolumenstrom Höhe des Wirbelbetts irrelevant für effiziente Reinigung 15

b) Optimierter neuer großtechnischer MAP-Behälter Zirkulationsumlauf durch Lufteinblasung und damit eine gute Durchmischung Strippen des Kohlenstoffdioxides ph-wert-anstieg, gefälltes MAP liegt in kristalliner Form vor lange Aufenthaltszeit des MAP und Faulschlammes Auslegung: hydraulische Aufenthaltszeit des Faulschlammes von t A 8 h bei einem Schlammvolumen von rund Q 2400 m 3 /d (Volumen des MAP-Behälters: V = 800 m 3 ) MAP wird durch einen trichterförmigen Boden entnommen Kosten: 2,3 Mio. 16

b) Optimierter neuer großtechnischer MAP-Behälter 17

Neuer MAP-Behälter Wäscher: unbelüfteter Sandwäscher kontinuierliche Durchmischung Spülwasserrückführung 18

5. Wissenschaftliche Begleitung des Einfahrprozesses Ziel: Ermittlung optimaler Betriebsparameter 14. Juli bis 12. November 2010 und 18. April bis 30. August 2011 3 Belüftungsphasen 1. Phase: zwei Gebläse - maximaler Lufteintrag = 3000 m 3 /h 2. Phase: ein Gebläse - maximaler Lufteintrag = 1500 m 3 /h 3. Phase: zwei Gebläse (Drosselung eines Gebläses) = 2000 m 3 /h dabei ermitteln und bewerten: ph-werte (manuell und online vergleichen und kontrollieren) Effektivität der MAP-Fällung MAP-Menge des Ertrages (Abscheidegrad) Zusammensetzung des MAP-Produktes P gesamt - und Phosphatbilanz bezogen auf den Kläranlagenzulauf optimale Belüftung Waschprozess optimieren und Aufwand für Wartung sowie Betrieb abschätzen 19

Beschaffenheit des MAP-Produktes In allen drei Phasen Phosphatkonzentrationen im Tagesmittel meistens deutlich unter 50 mg/l PO 4 -P Annahme mineralische Bestandteile betragen 15 % am Glührückstand - folgende Anteile: MAP rd. 60 bis 70 % (Tagesmittelwerte), Wasser (Feuchtigkeit) ca. 10 %; Sand rd. 9-10 % und Organik rd. 10 %. Ertrag MAP-Produkt / MAP-Gehalt: rd. 1,53 t/d / 68% bei 3000 m 3 /h rd. 0,94 t/d / 61 % bei 1500 m 3 /h rd. 0,58 t/d / 65% bei 2000 m 3 /h. Wirkungsgrad der P-Rückgewinnung bezogen auf die gesamte Phosphorfracht im Zulauf zur Kläranlage Waßmannsdorf ca. 3,5 8 % je nach Belüftungsstufe 20

6. Bewertung des MAP - Produktes Ermittlung von Nährstoffgehalten und Verunreinigungen im MAP-Produkt Vergleich mit verschiedenen, gesetzlich zugelassenen Düngerarten (Superphosphat, Dikalziumphosphat, Magnesium und NP-Dünger) Nährstoffgehalte gut (Düngemittelverordnung) Schadstoffpotential sehr gering Phosphorverfügbarkeit für Pflanzen: CaHPO 4 2H 2 O > MAP-Produkt > Fe 3 (PO 4 ) 2 > Ca 3 (PO 4 ) 2 > AlPO 4 Bestätigung vom Landesamt für Verbraucherschutz, Landwirtschaft und Flurerneuerung - Amtliche Düngemittelkontrolle - des Landes Brandenburg im Jahre 2008 (MAP-Produkt entspricht Düngemittelverordnung und darf als Düngemittel in Verkehr gebracht werden) MAP soll als lokales Markenprodukt ("Berliner Pflanze") etabliert werden 21

7. Zusammenfassung Verfahrenskombination Bio-P und intensive Faulung konzentrierter Schlammströme begünstigt das Entstehen von Inkrustationen Vermeidung der unerwünschten Inkrustationen durch gezielte MAP-Fällung im Schlammvorlagebehälter der Zentrifugen (Berliner Verfahren patentiert und Lizenz vergeben) Kooperationsprojekt mit Fachgebiet Verfahrenstechnik der TU Berlin für Prozess- optimierung sowie optimale Auslegung des Schlammvorlagebehälters zur vollständigen Fällung des Phosphats und Abscheidung des MAP vom Faulschlamm wissenschaftliche Begleitung des Einfahrprozesses des neuen MAP-Behälters Wirkungsgrad der Phosphorrückgewinnung bezogen auf die gesamte Phosphorfracht im Zulauf zur Kläranlage Waßmannsdorf von ca. 3,5-8 % je nach Belüftungsstufen (1500 bis 3000 m 3 /h), damit ca. 0,5 1,5 t MAP / Tag MAP hat mit anderen Düngern vergleichbare Nährstoffgehalte, niedrige Schadstoffgehalte, z.b. Schwermetalle, gute Löslichkeit und Pflanzenverfügbarkeit, damit Einsatz als Langzeitdünger (Berliner Pflanze) möglich 22

8. Ausblick Weiterführung der wissenschaftlichen Begleitung des Einfahrprozesses optimaler Lufteintrag bzgl. maximaler MAP-Fällung und Abtrennung dazu: Betrieb des MAP-Behälters über signifikante Zeiträume mit verschiedenen Lufteinträgen (3000 m 3 /h, 2500 m 3 /h, 2000 m 3 /h und 1500 m 3 /h) Bestimmung der Gehalte an Wasser, Sand, Phosphor, Phosphat (PO 4 -P) und Metallen (sowohl für MAP-Produkt, als auch für Zu- und Ablauf des MAP-Behälters) Bestimmung der genauen Zusammensetzung des MAP-Produktes Erstellen von Massenbilanzen Analyse des Waschwassers und Optimierung des Waschprozesses Installation einer Siebanlage nach MAP-Wäsche (Erhöhung der Qualität des MAP-Produktes) 23

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Dr. Bernd Heinzmann Berliner Wasserbetriebe Neue Jüdenstraße 1 D-10179 Berlin Tel.: (+49 30) 8644-1800 E-Mail: Bernd.Heinzmann@bwb.de Dr. Bernd Heinzmann und Andreas Lengemann: Stand der Phosphorrückgewinnung in Berlin 24

Zusammenhang Phosphatkonzentration, Wasserbindungsvermögen und Entwässerbarkeit Quelle: Bäckler/Ewert 25

Verminderung der Phosphatkonzentration in mg/l PO4-P durch die MAP-Fällung mg/l PO4-P 26

Vergleich der Entwässerungseigenschaften und resultierende Kostenersparnis Schlämme mit erhöhter Schlämme mit geringerer Orthophosphatkonzentration Orthophosphatkonzentration Zentrifugenergebnis FHM - Verbrauch Zentrifugenergebnis FHM - Verbrauch 21 23 % TR 12-14 kg FHM / ttr 26 28 % TR 8,0-10 kg FHM / t TR Differenz: 5 % TR Differenz: 4 kg FHM / t TR = 20 % weniger Schlammanfall = 30 % weniger FHM Verbrauch = 20 % weniger Verwertungskosten = 30 % weniger FHM Kosten 27

10 Jahre provisorischer Betrieb mit belüftetem Faulschlammbehälter 28

Phosphor Tagesbilanz - KA Waßmannsdorf Abwasser 2355 kg Phosphor KW Zulauf Rechen Sandfang Vorklärung Belebung NK Becken 77 kg Phosphor KW Ablauf 57 kg Phosphor Rückbelastung Mischschlammspeicher Überschussschlammeindickung 2153 kg Phosphor MAP- (Dünger) 1500 kg/d Faulung MgCL 2 (4,5l/m³) +-350 mg/l o-po4-p MAP- Reaktor < 50 mg/l o-po4-p Faulschlammzentrifugen Trocknung thermische Verwertung Antiinkrustionsmittel 170 kg Phosphor Rückbelastung 29

Probe-Nr. 41002599 Ort KW WAS Prüfgegenstand MAP - Neuer Reaktionsbehälter Probenahmedatum 17.03.2010 Bezeichnung MAP-Abscheidung Meßstelle MAP-Wäscher Detail Austrag Grenzwerte Feststoffvorb. - erfolgt Trockenrückstand % 60,9 Glühverlust (S) % 28 N ges. (titr.)(f) % 7,7 P ges. (S) % 18,7 Basisch wirks. Stoffe (W) %CaO 5,6 Auf. Königswasser S - erfolgt As (ICP-OES)(F) mg/kg <10 40 Ca (ICP-OES)(F) mg/kg 3.900 Cd (ICP-OES)(F) mg/kg <0,50 1,5 Co (ICP-OES)(F) mg/kg <1,0 Cr (ICP-OES)(F) mg/kg 2,5 Cu (ICP-OES)(F) mg/kg 8,6 70 K (ICP-OES)(F) mg/kg 470 Mg (ICP-OES)(F) mg/kg 92.000 Na (ICP-OES)(F) mg/kg <150 Ni (ICP-OES)(F) mg/kg <2,0 80 Pb (ICP-OES)(F) mg/kg <2,5 150 S (ICP-OES)(F) mg/kg 270 Se (ICP-OES)(F) mg/kg <10 Tl (AAS)(F) mg/kg <0,40 1 Zn (ICP-OES)(F) mg/kg 22 1000 Hg (Verbrennung)(F) mg/kg <0,10 1 Cr (VI) (photom.)(f) mg/kg <0,1 2 MAP-Analyse nach Düngemittelverordnung vom neuen MAP- Behälter 30

Vergleich der Schwermetallgehalte des kommunalen Klärschlammes und des ungewaschenen MAP-Fällungsproduktes 2,5 % Schwermetall / kg Phosphor 2 1,5 1 0,5 im Faulschlamm im MAP 0 Blei Chrom Kupfer Nickel Zink Quecksilber Cadmium 31

Phosphor-Verfügbarkeit bezüglich deutsches Weidelgras Lolium perenne Topfversuche zur Verfügbarkeit des Phosphors im MAP-Fällungsprodukt im Vergleich mit synthetisch hergestelltem MAP und Kalziumphosphaten: zwei Böden mit einem ph-wert von 6,6 und 7,1 spezielle Grassorte deutsches Weidelgras Lolium perenne gute Mobilität des Phosphors in den damit gedüngten Böden gute Verfügbarkeit zufrieden stellendes Wachstum (nach Richards und Johnston, 2001) 32

Neuer MAP-Behälter MAP-Produkt entspricht Düngemittelverordnung und darf als Düngemittel in Verkehr gebracht werden 33

Erfolge der MAP - Vermarktung Zulassung als Düngemittel vom Amt für Verbraucherschutz 04/2008 Erste Verkaufserfolge vom MAP- Dünger 04/2009 Verträge mit Düngemittelhandelsgesellschaft 60 80 Euro/t 34

Patente und Lizenzen 1.Patent: Verfahren zur Vermeidung und Beseitigung von Inkrustation bei der Förderung und Ableitung von Flüssigkeiten Patentanmeldung 12.03.2001 durch die Berliner Wasserbetriebe Patentzulassung 26.08.2004 für Deutschland 2. Patent: Verfahren und Vorrichtung zur Rückgewinnung von Magnesiumammoniumphosphat (MAP) bei der Klärschlammbehandlung Patentanmeldung 27.07.2007 Deutschland und Europa Vergabe beider Patentlizenzen an die Firma P.C.S. GmbH Hamburg Projekte KA Amsterdam KA Reest-Wieden KA Lingen 35

Diverse Forschungsvorhaben und Untersuchungen ohne Drittmittel! 5. und 6. Forschungsrahmenprogramm der EU Förderinitiative Kreislaufwirtschaft für Pflanzennährstoffe, insbesondere Phosphor des BMBF und BMU KFW 36

Vergleich der Schwermetallgehalte des kommunalen Klärschlammes und des MAP-Produktes 20 Gehalt in mg/kg 15 10 Grenzwert nach Klärschlammverordnung MAP nach Zyklon ungewaschen MAP nach Zyklon gewaschen 5 0 Cadmium Quecksilber PCB 180*100 Summe PAK 37