BACHELOR-Studiengang Pflichtmodul 3.1.1 Geschichte, Theorie und Soziologie der Architektur Im WS 2013/14 VL Architekturtheorie (2 SWS), VL Baugeschichte I (2SWS), VL Architektursoziologie (2 SWS) Im SoSe 2014 VL Baugeschichte II (2 SWS), VL Stadtbaugeschichte (1 SWS) Prüfung: Studienbegleitend als 2 Tests und 1 Hausarbeit Notengewichtung: entsprechend SWS Architekturtheorie (Test) und Architektursoziologie (HA): Ende WS 2013/14 Baugeschichte und Stadtbaugeschichte (Test): Anfang August 2014 Sie müssen sich zu diesem Modul über QISPOS anmelden. Die unterschiedlichen Termine für die Tests / Hausarbeit können aus technischen Gründen leider in QISPOS nicht abgebildet werden.
Aktuelle Aushänge finden Sie vor dem Fachgebiet im 9. OG, Raum A 902. Sie finden sämtliche Folien, welche in der Vorlesung gezeigt werden, unter http://baugeschichte.a.tu-berlin.de/bg/index.html Für persönliche Rückfragen melden Sie sich bitte bei Frau Winkler im Sekretariat (A 902) zur Sprechstunde an, die immer am Montag von 16:00 bis 18:00 Uhr stattfindet.
Die Termine und ihre Themen 22.10. Baugeschichte kehrt wieder - Einführung und Grundbegriffe 29.10. Auf der Suche nach dem Nationalstil I Revolutionsarchitektur, Klassizismus und Monumentalismus 05.11. Geschichte als Ressource Historismus, Postmoderne, Neohistorismus und Denkmalkopie 12.11. Neue Bauaufgaben, alte Bauformen I Industriebauten 19.11. Auf der Suche nach dem Nationalstil II Jugendstil, Stile Liberty, Art Nouveau 26.11. Neue Bauaufgaben, alte Bauformen II Hochhäuser 03.12. Bauen für die Gesellschaft - Die Wohnungsfrage 10.12. Neues Bauen für die alte Gesellschaft Heimatstil, Expressionismus und parametrisches Entwerfen 17.12. Neues Bauen für eine neue Gesellschaft Funktionalismus und Internationaler Stil 07.01. Bauen mit Fragmenten Wiederaufbau, Dekonstruktivismus und Denkmalpflege 14.01. Bauen als Industrieprodukt Maschinenarchitektur 21.01. Bauen als Selbstzweck Erschließungsluxus 28.01. Bauen als Bild - Politische und Ikonische Architektur 04.02. Freiwilliger Selbsttest
Einführung Entwerfen und Bauen nimmt immer Bezug auf das, was schon da ist sei es durch Nachahmung oder Kopie sei es durch bewussten Kontrast und Ablehnung Die Baugeschichte zeigt außerdem, dass sich viele Phänomene immer wieder und in immer kürzeren Abständen wiederholen. Deswegen kann die heutige Architektur nur verstehen, wer die Baugeschichte kennt. Heute kommen für diese Behauptung einige Beispiele: Die Pyramide von der ägyptischen Pharaonenzeit bis in das 20. Jahrhundert Der Triumphbogen von der Römerzeit bis in das 20. Jahrhundert Die Säulenordnungen von der Antike bis heute Der Petersdom von 1500 bis in das 19. Jahrhundert
Renaissancen in der Baugeschichte Renaissance = Wiedergeburt der Antike 600 500 400 300 200 100 0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000 1100 1200 1300 1400 1500 1600 1700 1800 1900 2000 2100 Griechische Antike Hellenismus Römische Antike Spätantike Völkerwanderung Karolingisch Romanik Gotik Renaissance Barock Rokoko Klassizismus Neoklassizismus Funktionalismus Monument a- lismus Postmoderne Renaissancen im 20. Jahrhundert 1900 1910 1920 1930 1940 1950 Neoklassizismus Historismus Jugendstil Reformarchitektur Heimatstil Expressionismus Organische Funktionalismus Monumentalismus Frank Lloyd Wright 1867-1959 Le Corbusier 1887-1965 Ludwig Mies van der Rohe 1886-1969 Walter Gropius 1883-1969 1960 1970 Architektur 1980 1990 2000 2010 Regionalismus Brutalismus Maschinenarchitektur Postmoderne Dekonstruktivismus Parametrik Neohistorismus 2020
1. Die Pyramiden im Alten Ägypten
Pyramiden von Abusir (~2400 v.chr.) als Grabstätte gebaut Pyramide in Gizeh (~2500 v.chr.) als Grabstätte gebaut
Pyramide des Cestius in Rom um 15 v. Chr. als Grabmal gebaut
Grabmal für Markgraf Karl III. Wilhelm von Baden-Durlach, Stadtgründer 1715, gestorben 1738 auf dem Marktplatz in Karlsruhe
Eingangsgebäude für den Louvre in Paris von Ioeh Ming Pei, 1989
Eingangsgebäude für ein Chemieunternehmen und Projekt für ein Bestattungsgebäude
2. Der römische Triumphbogen
Rom, Konstantins-Bogen (315 n.chr.) und Septimus-Severus- Bogen (200 n.chr.)
Kirchen im Syrischen Kalksteingebirge, 4.- 6. Jh.
Qasr al-mschatta: 744 n. Chr. umayyadisch = frühislamisch
Lorsch, Torhalle des Klosters - karolingisch (um 800 n.chr.)
Kloster Corvey, Westbau (873 bis 885 - ottonisch)
Laon (Frankreich), Notre Dame, Westfassade (1190)
Chartres, Dom (1134 bis 1194 / 1513) und Siena, Dom (1380) - Westfronten
Tivoli, Villa d Este, um 1600 Triumphbogen mit gesprengtem Giebel als Nymphäum einer ausgedehnten Kaskade
Paris, Arc de Triomphe (1806-36)
Moskau, Eingang zur Allunionsausstellung
Charles W. Moore Piazza d Italia, New Orleans (1978)
Paris, La Defense La Grande Arche (1984-89)
Paris, La Defense La Grande Arche (1984-89)
St. Louis Gateway, Eero Saarinen (1961-66)
3. Die drei Säulenordnungen der Antike: Dorisch, Ionisch, Korinthisch
Aigina, Porostempel Dorische Ordnung, Rekonstruktionsvorschlag
Triglyphe Dorischer Eckkonflikt Symmetrie vs. Konstruktion Delphi: 6 / 15 Säulen
Dorische Ordnung: Symmetrien und Unregelmäßigkeiten
Dorische Ordnung keine Basis, scharf kannelierte Säulenschäfte, einfaches Kapitel aus Abakus (Deckplatte) und Echinus (Seeigel) Unten breiter als oben (Entasis)
Segesta (I), Tempelbaustelle (um 400 v. Chr.) Dorische Ordnung, aber (noch?) keine Kanneluren
Segesta (I): Dorische Ordnung (5. Jh. v. Chr.) Liegen gebliebene Tempelbaustelle - Kurvatur
Selinunt (I), (5. Jh. v. Chr.) Dorische Ordnung. Keine Basis, Kissenkapitel, Kurvatur und Entasis
Selinunt (I), (5. Jh. v. Chr.) Dorische Ordnung Keine Basis, Kurvatur
Agrigent (I), 5. Jh. v. Chr. Dorische Ordnung Keine Basis, Kissenkapitel, Kanneluren
Agrigent (I), 5. Jh. v. Chr., Stuckierung der Säulen
Agrigent (I) Baugerüst mit Darstellung der ursprünglichen Farbigkeit
Der Polychromiestreit des 19. Jh.s Waren die Tempel der Griechen bunt? Ja, natürlich. Das wissen wir seit Semper und Hittorf
Syrakus dorischer Tempel in der Kathedrale mit barocker Fassade
Syrakus dorischer Tempel in der Kathedrale
Syrakus dorischer Tempel in der Kathedrale
Sardis (TR), Artemis-Tempel
Ionische Ordnung Sardis (TR), Artemis-Tempel
Ionische Ordnung Sardis (TR), Artemis-Tempel
Ionische Ordnungen Sardis (TR), Artemis-Tempel, halb fertige Säule
Gegenwart der Antike Weimar, Römisches Haus im Ilmpark (1798) Goethe hat es geplant und geschätzt keine Kanneluren! Walhalla (bei Regensburg), Klenze 1842
Gegenwart der Antike Ionisches Kapitell am Römischen Haus im Ilmpark
Gegenwart der Antike
Gegenwart der Antike Berlin, Villa Liebermann (1908) Ionische Ordnung, aber - ohne Basis und Kanelluren - was ist mit der Entasis?
Korinthische Ordnung - Rom, Pantheon (125 n. Chr.)
Gegenwart der Antike im 19. Jh. Berlin, Kürfürstendamm
Gegenwart der Antike München, Pinakothek der Moderne (Braunfels) links Berlin, Bundeskanzleramt (Schultes+Frank) rechts Gegenwart der Antike Stuttgart, Flughafen - unten
Die fünf Säulenordnungen der Renaissance
Die fünf Säulenordnungen der Renaissance Achtung: Die echte dorische Ordnung fehlt Komposit-Kapitell
4. Der Petersdom in Rom
Rom, St. Peter Alle berühmten Architekten der Renaissance haben hier bis nach 1600 gebaut
Rom, Pantheon römischer Tempel für Alle Götter (118-25 n. Chr.)
Wien, Karlskirche (1737 Johann Bernhard Fischer von Erlach)
Paris, Pantheon (1764-90) Von Soufflot als Kirche geplant, in der Französischen Revolution als Ruhmeshalle umgewidmet Mehrere Vorbilder: Pantheon und St. Peter in Rom
Das Kapitol in Washington (1823 und 1863) Das Kapitol in Havanna (1929) rechts unten und in Shenzen (21. Jh.) links unten
Nächste Woche: Auf der Suche nach dem Nationalstil 1 Revolutionsarchitektur Klassizismus Neoklassizismus Monumentalismus Brutalismus Minimalismus Literaturhinweise Günther VOGEL und Werner MÜLLER: dtv-atlas zur Baukunst; München 2009 (15. Auflage) Wilfried KOCH: Baustilkunde; Gütersloh 2009 (29. Auflage) Leonardo BENEVOLO: Geschichte der Architektur des 19. und 20. Jahrhunderts; München 1964 viele Auflagen Julius POSENER: Vorlesungen zur Geschichte der Neuen Architektur; (= ARCH+ Nr. 48, 53, 59, 63/64, 69/70) mehrfach nachgedruckt)
Wohin Sie in diesem Studienjahr fahren sollten, um die Baugeschichte der Gegenwart zu sehen und zu verstehen: PARIS CHICAGO BARCELONA BILBAO NEW YORK Römer, Barock, 19. Jahrhundert, Le Corbusier, Grands Projets Hochhäuser, Frank Lloyd Wright, Mies van der Rohe, Moderne Mittelalter, 19. Jahrhundert, Jugendstil, Moderne 19. Jahrhundert, Moderne Alles zusammen und natürlich BERLIN gründlich studieren! Danach bitte auch noch: Sevilla, Valencia, Schanghai, Peking und Abu Dhabi