Nonprofit-Management Studiengänge. Eine komparative Studie



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Transkript:

Prof. Dr. Annette Zimmer, Institut für Politikwissenschaft, Westfälische Wilhelms-Universität Münster Nonprofit-Management Studiengänge. Eine komparative Studie von Markus Behr Stand: April 2004 Im Rahmen des Gemeinschaftsprojekts Qualifizierung zur Subsidiarität der Stiftung Westfalen - Initiative für Eigenverantwortung und Gemeinwohl und der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster Projektleitung: Prof. Dr. Annette Zimmer Projektmanagement: Michael Vilain Stiftung Westfalen - Initiative

Inhaltsverzeichnis 1 Einführung... 4 2 Komparative Studie über Nonprofit-Management Studiengänge... 6 2.1 Design der Studie... 6 2.2 Studiengänge in Nordamerika... 6 2.2.1 Nonprofit Fachgesellschaften... 10 2.2.2 Ausgewählte Lehrangebote in den USA und Kanada... 12 2.2.3 Zwischenfazit... 17 2.3 Nonprofit-Management-Lehre in Europa... 19 2.3.1 Großbritannien und Irland... 19 2.3.2 Italien... 22 2.3.3 Österreich... 23 2.3.4 Schweiz... 26 2.4 Studienangebote in Deutschland... 29 2.4.1 Fachhochschule Harz... 30 2.4.2 Universität Hannover... 31 2.4.3 Universität Mannheim... 32 2.4.4 Universität Bremen... 33 3 Ergebnisse... 35 3.1 Studienart... 35 3.2 Studieninhalte... 35 3.2.1 Erststudium... 36 3.2.2 Aufbaustudiengänge... 37 3.2.3 Berufsbegleitende Studiengänge... 38 3.3 Praxisnähe... 38 3.4 Fazit... 39 4 Literaturverzeichnis... 42 5 Anhang... 44 6 Kontaktdaten... 47 1

Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Studieninhalte von Nonprofit-Studiengänge in den USA. 8 Tabelle 2: Bedeutung einzelner Kursinhalte. 9 Tabelle 3: Aufbau des ISMOS-Lehrgangs. 24 Tabelle 4: Aufbau des Nonprofit-Management Studiums an der FH Harz. 30 Tabelle 5: Elemente des modularen Studiengangs der Universität 31 Hannover. Tabelle 6: Inhalte des Schwerpunktfaches Öffentliche Betriebswirtschaftslehre 32 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Themenbereiche der NACC Guidelines 11 Abbildung 2: Pflichtkurse im Rahmen des Master-Studienprogramms. 13 Abbildung 3: Pflichtbestandteile des Nonprofit-Studiengangs an der Case Western Reserve University. 14 Abbildung 4: Kursauswahl des Aufbaustudiengangs der Regis University in Denver. 15 Abbildung 5: Kursstruktur der University of Illinois. 16 Abbildung 6: Kursstruktur des Voluntary Sector Management Program. 17 Abbildung 7: Kurse im Aufbaustudiengang Master of Science (MSc) in Voluntary Sector Organisations 20 Abbildung 8: NPM Kursangebot an der Open University. 21 Abbildung 9: Abbildung 10: Inhalte des Vertiefungsfaches MNO an der School of Business Studies des Trinity Colleges Dublin. 21 Studieninhalte des Aufbaustudiengangs der Universität von Bologna. 22 Abbildung 11: Aufbau des Spezialisierungsfaches Öffentliche Betriebswirtschafts- 23 lehre und Nonprofit Management (PUMA). Abbildung 12: Elemente des Aufbaustudiengangs der Universität Solothurn. 26 Abbildung 13: Aufbau des Nachdiplomstudiengangs der FH Basel. 27 Abbildung 14: Studienbestandteile des Executive MBA in Nonprofit-Management. 28 Abbildung 15: Module des Master-Studiengang Development Policy with Focus on Nongovernmental Organizations der Universität Bremen. 34 Abbildung 16: Studieninhalte. 40

Abkürzungsverzeichnis ACQUIN ARNOVA DENGO ECTS ISMOS IT ISTR LSE MAS MSc NACC NPO NVSQ OU OUSA SVV VMI Akkreditierungs-, Certifizierungs- und Qualitätssicherungs-Institut e.v. Association for Research on Nonprofit Organization and Voluntary Action Development Policy with Focus on Nongovernmental Organizations European Credit Transfer System Interdisziplinäre Universitätslehrgang für Sozialwirtschaft, Management und Organisation Sozialer Dienste Informationstechonologie International Society for Third-Sector Research London School of Economics and Political Science Master of Advanced Studies: Sozialmanagement Master of Science Nonprofit Academic Centers Council Nonprofit Organization Nonprofit and Voluntary Sector Quarterly Open University University Students Association Seminar für Vereins- und Verbandsforschung Verbandsmanagement Institut

1 Einführung Nonprofit-Organisationen sind aus dem Bereich des Sozial- und Gesundheitswesens, des Kulturbereichs oder des Umweltschutzes praktisch nicht mehr wegzudenken. In diesem Zusammenhang spielen sie auch als Arbeitgeber eine häufig unterschätzte Rolle. Im Jahr 1995 arbeiteten in Deutschland ca. 4,9% der Beschäftigten in Organisationen, die dem Bereich zwischen Staat und Markt, dem Dritten Sektor 1 zuzuordnen sind. Die Herausforderungen an Nonprofit- Organisationen haben sich in den vergangenen Jahren stark gewandelt, wobei einige hier kurz skizziert werden. Im Gegensatz zu Unternehmen finanzieren sich Organisationen überwiegend durch einen Mix aus Spenden, Sponsoring, Mitgliedsbeiträgen oder Dienstleistungen. Dabei verfügen jedoch erst wenige Organisationen über angemessene Finanzstrategien (Pajas / Vilain 2004). Auf Grund der strukturellen Unterschiede zwischen Unternehmen und Nonprofit-Organisationen können betriebswirtschaftliche Strategien nicht analog zur Lösung von Problemen herangezogen werden. So arbeiten in Nonprofit- Organisation sowohl Ehrenamtliche als auch bezahlte Angestellte (Badelt 1985). Während Personalentwicklung im wirtschaftlichen Sektor seit Jahren etabliert ist, fehlt es in Nonprofit- Organisationen weitgehend an adäquaten Konzepten (Eckardstein 2002). Ein wesentlicher Grund hierfür liegt in dem unzureichend qualifizierten Personal. Im zunehmenden Wettbewerb müssen Nonprofit-Organisationen die Professionalisierung des operativen Managements vorantreiben, um sich den immer schneller wandelnden Umweltbedingungen anpassen zu können. Dies setzt jedoch gut und praxisnah ausgebildete Hochschulabsolventen voraus. In der universitären Lehre in Deutschland wird der Bereich des Nonprofit-Managements, im Gegensatz zu den USA, bisher nur marginal berücksichtigt. Das Kooperationsprojekt Qualifizierung zur Subsidiarität von der Stiftung Westfalen-Initiative in Münster sowie dem Lehrstuhl von Prof. Dr. Annette Zimmer am Institut für Politikwissenschaft der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster will mit der Entwicklung eines Nonprofit-Management Master-Studienganges einen wichtigen Beitrag leisten, diese Lücke in der universitären Lehre zu einem gewissen Grad zu füllen. Nicht die Ausbildung rein betriebswirtschaftlich geschulter Spezialisten für wenige Großorganisationen, sondern die Ausbildung von Generalisten mit einem Allround-Anspruch, der gerade den bürgerschaftlich-gesellschaftlichen Kompetenzerfordernissen kleinerer oder mittelgroßer Strukturen entspricht, soll dabei Rechnung getragen werden. 1 Unter dem Begriff des Dritten Sektors werden gemeinnützige (Nonprofit-) Organisationen und gemeinnützige Unternehmen gefasst. Anheier / Seibel (1999): Der Nonprofit Sektor in Deutschland. In: Badelt (Hrsg.): Handbuch der Nonprofit Organisationen. 2. Aufl. Stuttgart.

In diesem Zusammenhang wurden nationale, europäische und internationale Studienangebote gesichtet und analysiert. Die Sichtung vorhandener Studiengänge wurde mit einer doppelten Zielsetzung vorgenommen. Zum einen ging es darum, das bundesdeutsche Angebot zu ermitteln, um darauf aufbauend das eigene Angebot bedarfsorientiert konzipieren zu können. Im Ergebnis zeigt sich ein deutliches Angebotsdefizit in der Bundesrepublik, das sich sowohl auf die Quantität als auch auf die Breite der existierenden Studienangebote bezieht. Zum anderen sollten die inhaltlichen Elemente der weltweit angebotenen Studiengänge ermittelt werden. Aufgrund der besonderen Erfahrungen mit vergleichbaren Studiengängen, zeigte sich insbesondere der Abgleich mit den US-amerikanischen Konzepten als wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem international anerkannten, interdisziplinär ausgerichteten und den aktuellen Forschungs- und Lehrerfordernissen entsprechenden Studiengangs. Im Ergebnis bestätigt sich der angenommene Vorsprung der amerikanischen Universitäten. Das gilt sowohl im Hinblick auf die Zahl der Angebote als auch auf den Grad der Standardisierungsbemühungen. Mit den Curricular Guidelines des Nonprofit Academic Centers Council (NACC) haben sich 40 US-amerikanische bzw. kanadische Institutionen und Hochschulen nach mehrjährigen Beratungen auf ein gemeinsames inhaltliches Grundgerüst geeinigt. Für das Münsteraner Projekt bedeutet dies, dass die Konzeption des Studiengangs unter Berücksichtigung nationaler Besonderheiten an die Richtlinien anknüpfen kann. Auf diese Weise kann der Studiengang von Anfang an auf der Grundlage international anerkannter Standards konzipiert werden.

2 Komparative Studie über Nonprofit-Management Studiengänge 2.1 Design der Studie Um einen Überblick über die bestehenden Lehrkonzeptionen zu gewinnen, wurde zunächst eine umfassende Recherche zur Nonprofit-Management-Lehre durchgeführt. Die vorliegenden Ergebnisse beruhen auf einer ausführlichen Online-Recherche zu den Lehrangeboten, Telefoninterviews mit Lehrstuhlinhabern bzw. -mitarbeitern bei ausgewählten Studiengängen sowie einer Literaturrecherche zum Thema Nonprofit Management Education. Der Fokus der Studie lag auf Nonprofit Management Studiengängen bzw. Lehrangeboten, die zumindest einen Studienschwerpunkt in diesem Bereich anbieten. Hochschulen, die in erster Linie auf das Arbeitsfeld der Öffentlichen Verwaltung abzielen, wurden ebenso wenig berücksichtigt wie die im Sozialen Bereich verbreiteten Aufbaustudiengänge zum Sozialmanagement, die vornehmlich von Fachhochschulen (Boeßenecker / Markert 2003) angeboten werden. Die Internetrecherche war auf Nordamerika und Europa beschränkt. In Europa sind Studiengänge (mit englisch- bzw. deutschsprachigen Beschreibungen) in der Schweiz, Österreich, Italien, Irland sowie Großbritannien zu finden. 2 Auf Grund der fortgeschrittenen Entwicklung in den USA wird ein besonderer Schwerpunkt auf die amerikanische Nonprofit-Management-Lehre gelegt. 2.2 Studiengänge in Nordamerika Die USA nehmen im Bereich der Nonprofit-Management-Lehre eine Vorreiterrolle ein. Konzeptionen für Nonprofit-Studiengänge wurden bereits im Jahr 1986 im Rahmen einer Konferenz in San Francisco diskutiert (O'Neill / Young 1988). Zu diesem Zeitpunkt wurden bereits an drei Universitäten Nonprofit-Management-Kurse angeboten (Long 1997). In den darauf folgenden Jahren ist für die Nonprofit-Lehre in den USA ein erheblicher Zuwachs zu verzeichnen. Eine Untersuchung der bestehenden Kursprogramme im Juni 2000 ergab, dass mehr als 90 Universitäten und Colleges Studienschwerpunkte zum Dritten Sektor anbieten. Weitere 46 Universitäten haben einen oder zwei Kurse in ihrem Lehrprogramm (Mirabella / Wish 2001). Die Angebote sind in den USA unterschiedlichen Disziplinen zugeordnet. Zu nennen sind hier insbesondere das Social Work Setting, das Business School Setting sowie das Public Administration Setting. Diese Einteilung spiegelt sich in den Abschlüssen Master of Business Administration (MBA), Master of Public Administration (MPA) und Master of Social Work (MSW) wider. Darüber hinaus werden Zusatzqualifikationen, wie beispielsweise Certificates of Nonprofit Management, bei unterschiedlichen Instituten angeboten. 2 Das Nonprofit Sektor Programm von Prof. Sven-Erik Sjöstrand an der Stockholm School of Economics wurde auf Grund des geringen Umfangs nicht berücksichtigt. Die Studiengänge in Mittel- und Osteuropa verfügen derzeit noch nicht über englischsprachige Programminformationen im Internet und wurden aus diesem Grund nicht explizit berücksichtigt. Anzumerken bleibt, dass Studienangebote zum NPO Management in Ungarn (School of Management, Budapest), in Tschechien (Karlsuniversität Prag), in Polen (Catholic University of Lublin) sowie in der Slowakei (Matej Bell University) zu verzeichnen sind.

Zentraler Diskussionsgegenstand der Fachdebatte war in den frühen Jahren die Frage der institutionellen Einbettung der neuen Disziplin. Die Vorstellungen reichten von einer Integration in die Bereiche Public Policy bzw. Administration (Cyert 1988) über Business Administration bis hin zu interdisziplinären Ansätzen (Keane / Merget 1988). Auf der Konferenz in Berkeley im Jahr 1996 plädierten Hall als auch Salamon dafür, Nonprofit-Management-Lehre nicht vollständig aus den bestehenden Disziplinen zu lösen und zu isolieren (Hall 1996; Salamon 1998). Die Heterogenität der Fachdebatte steht in engem Zusammenhang mit dem interdisziplinären Charakter der Nonprofit-Lehre, die sich einer eindimensionalen Verortung versperrt. Das wiederum wirkt komplexitätserhöhend auf die Entwicklung und Konzeption einer entsprechenden Programmatik (Young 1998). Diese als Best Place Debate (Mirabella / Wish 2000) bekannt gewordene Auseinandersetzung bewegt sich im Spannungsfeld der erwähnten Settings. Für das Social Work Setting sprechen dabei die geschichtliche Tradition und ideelle Nähe zur Philanthropie (Young 1988) sowie die besondere Berücksichtigung ethisch-moralischer Fragestellungen im Rahmen normativer Konzepte (Edwards 1987). Im Gegenzug wird kritisiert, dass die Management Lehre eher zu den Randgebieten im Social Work Setting zählt und die Lehrangebote folglich nicht unbedingt auf dem aktuellen Stand der Forschung sind (Young 1987). Das reichhaltige Management Angebot im Business School Setting wird aus diesem Grund als ein wesentlicher Vorteil hervorgehoben (Cornforth et al. 1998). Auch bei diesem Ansatz besteht jedoch die Gefahr einer Vernachlässigung der über den rein betriebswirtschaftlichen Kontext hinausgehenden gesellschaftspolitischen und fachfremden Fragestellungen (Cyert 1988) und eines Übergewichts der For-profit Kultur (Young 1999). Darüber hinaus wird argumentiert, dass sich die Interessen der Studierenden in diesem speziellen Feld von denen der typischen Studierenden absetzen. Für das Public Administration Setting spricht, dass aus philosophischer Sicht Public Management und Nonprofit Management näher beieinander liegen, als Business Management und Nonprofit Management (Young 1999). Diese Nähe ist insbesondere auf die umfangreichen Verflechtungen von Nonprofit Organisationen und Öffentlicher Verwaltung zurückzuführen (Salamon 1999). Derzeit ist in der amerikanischen Diskussion ein Trendwechsel zu beobachten. Die Fragestellungen berühren weniger die institutionelle Verankerung der Studiengänge als vielmehr die Studieninhalte. Die Ausrichtung der Studiengänge sind zwar sehr unterschiedlich, können jedoch durchaus in verschiedene Gruppen differenziert werden. Bei einer Untersuchung (Wish / Mirabella 1998) von 62 Studiengängen in den USA im Jahr 1998 zeigte sich folgende Gesamtaufteilung der Studieninhalte:

Outside Function Philanthropy and the Third Sector 10% Advocacy, public policy 8% Fundraising, marketing, public relations 27% Boundary spanning Legal issues, strategic planning 10% Inside Function Human resources 16% Nonprofit management 18% Financial management 11% 100% Tabelle 1: Studieninhalte von Nonprofit-Studiengänge in den USA. Quelle: Eigene Darstellung Aus den Ergebnissen folgt, dass sich ca. 45 % der angebotenen Kurse (Philanthropy, Advocacy, Fundraising) mit der Umwelt von Nonprofit Organisationen beschäftigen. Weitere 45% der Lehrinhalte behandeln das interne Management von Nonprofit Organisationen. Die übrigen 10% der Kurse (Legal Issues, Strategic Planning) lassen sich beiden Kategorien zuordnen. An diesen Zahlen wird deutlich, dass die betriebswirtschaftlichen Themen wie Financial Management, Fundraising oder Human Resources einen sehr hohen Anteil in der Nonprofit-Management-Lehre einnehmen. Die große Zahl der Studiengänge an den amerikanischen Hochschulen stellt jedoch noch nicht sicher, dass jedes Lehrangebot auch eine effiziente und praxisnahe Qualifikation gewährleistet. 1998 wurden in einer Befragung von Absolventen signifikante Lücken, beispielsweise fehlendes Personalführungstraining in der Nonprofit-Management-Lehre, aufgedeckt (Light 1999). Der praxisnahen Nonprofit Management Ausbildung wird in den USA einen hohen Stellenwert eingeräumt. Die W. K. Kellogg Foundation hat in diesem Zusammenhang im Jahr 1998 das Programm Building Bridges between Practice and Knowledge in Nonprofit Management Education 3 ins Leben gerufen. Ein Teil dieses Programms war die Untersuchung von sechs Nonprofit-Management Aufbaustudiengängen auf ihre Praxisnähe (Wilson / Larson 2002). Im Jahr 2001 und 2002 wurden 160 Personen während ihres Studiums sowie einige Monate nach ihrem Abschluss befragt, welche Studieninhalte sie als besonders wichtig für die Praxis erachten. Die Ergebnisse wurden in einer Rangliste dargestellt: 3 http://www.centerpointinstitute.org/bridges/papersreports/papers.htm

Course Time 1 Rank Time 2 Rank Fundraising and development 2 1 Governance (e.g., board responsibilities) 4 2 Budgeting and accounting 3 3 Strategic planning for nonprofits 1 4 Legal structure (e.g., incorporation, tax law) 6 5 Ethics and values in philanthropy 5 6 Proposal writing 8 7 Evaluation and accountability 7 8 Human resources 12 9 Marketing 10 10 Volunteer management 13 11 Policy making processes 9 12 Organizational theory and behavior 16 13 Advocacy in public policy 11 14 Government-nonprofit relations 15 15 Diversity (culture, ethnicity) issues 14 16 History of the nonprofit sector 19 17 Information systems for nonprofits 17 18 Economic and market issues 18 19 Quantitative analysis 20 20 International organizations and issues 21 21 Tabelle 2: Bedeutung einzelner Kursinhalte. Quelle: (ArnovaNews 2002: S. 6) Die überwiegende Mehrheit der Befragten (95 %) war bereits vor ihrem Aufbaustudium berufstätig, von diesen wiederum 60 % im Nonprofit-Bereich. Hierdurch erklärt sich die geringe Varianz der Resultate zwischen der ersten und zweiten Befragung. Die Platzierungen der Rangliste zeigt, dass die Finanzierung von Nonprofit-Organisationen eine der wichtigsten Aufgaben in der amerikanischen Praxis darstellt und hier ein großer Ausbildungsbedarf besteht. Der hohe betriebswirtschaftliche Anteil an der Lehre in Form von Finanzmanagement und Fundraising deckt sich somit mit dem hohen Stellenwert in der praktischen Arbeit.

Neben den zahlreichen Lehrangeboten bleibt hervorzuheben, dass insbesondere in den USA der wissenschaftliche Austausch von Lehrenden bereits seit Jahren institutionalisiert ist. In diesem Zusammenhang sind insbesondere die Organisationen ARNOVA, NACC sowie ISTR zu nennen, die hier kurz vorgestellt werden. 2.2.1 Nonprofit Fachgesellschaften ARNOVA (Association for Research on Nonprofit Organization and Voluntary Action) 4 wurde im Jahr 1971 gegründet, um ein offenes Forum für die Nonprofit-Forschung zu bieten und dieses Forschungsfeld zu stärken. Die Organisation hat ihren Sitz in Indianapolis in den USA und verzeichnet über 1.200 Mitglieder. ARNOVA versteht sich nicht als rein akademischer Forschungszusammenschluss. Vielmehr sollen theoretische und praktische Ansätze miteinander verbunden werden, um die Arbeit in NPOs effizienter zu gestalten. Die Forschungsergebnisse werden im Rahmen von jährlichen Konferenzen präsentiert, die in unterschiedlichen Städten der USA stattfinden. Darüber hinaus ist die Organisation ARNOVA Herausgeberin der Zeitschrift Nonprofit and Voluntary Sector Quarterly (NVSQ). Innerhalb der Organisation haben sich Lehrende in der Teaching Section zusammengeschlossen. Die Gruppe bietet für die Mitglieder in erster Linie ein Diskussionsforum zum Informationsaustausch und Networking. Die Teaching Section befasst sich insbesondere mit der Nonprofit-Management-Lehre sowie der Entwicklung gemeinsamer Curricula. Kommunikation und wissenschaftlicher Diskurs werden zu einem großen Teil über das Internet organisiert. Die Teaching Section trifft sich in der Regel bereits im Vorfeld offizieller ARNOVA Konferenzen, um Stand und Entwicklung der Nonprofit-Management-Lehre zu reflektieren. 5 Der Nonprofit Academic Centers Council (NACC) 6 wurden 1991 mit der Zielsetzung gegründet, die Zusammenarbeit von Lehre, Forschung und Praxis im Nonprofit-Bereich zu fördern. In dem Zusammenschluss von ca. 40 Institutionen sind führende amerikanische sowie kanadische Hochschulen des Nonprofit-Sektors, wie die John Hopkins University (Baltimore), Case Western Reserve University (Cleveland), Harvard University (Cambridge), Indiana University (Indianapolis) oder die York University (York) vertreten. Im Rahmen dieses Netzwerkes wurde innerhalb von zwei Jahren Curricular Guidelines 7 für Studiengänge mit den Schwerpunkten Philanthropie, Dritter Sektor und Nonprofit-Management erarbeitet und auf der ARNOVA Konferenz in Denver im November 2003 präsentiert. Die Guidelines dienen dazu, ein gemeinsames curriculares Grundgerüst für die 4 http://www.arnova.org/ 5 Im Rahmen eines Forschungsaufenthaltes im November 2003 hat Herr Markus Behr an den Workshops der Teaching Section auf der ARNOVA Konferenz in Denver teilgenommen. Für die Entwicklung des Master Studienganges in Münster ist insbesondere die Präsentation der NACC Richtlinien von besonderem Interesse. 6 Informationen zum Nonprofit Academic Centers Council bietet der Independent Sector: http://www.independentsector.org/nacc 7 NACC (2003): Curricular Guidelines for Graduate Study in Philanthropy, the Nonprofit Sector and Nonprofit Leadership. Ohio.

Nonprofit-Lehre zu erstellen, sie weiter zu entwickeln sowie eine größere Transparenz im Rahmen einer Qualitätssicherung der Lehre zu ermöglichen. Dreizehn zentrale Themenbereiche werden in den Guidelines angeführt, die jeweils noch in zahlreiche Unterpunkten differenziert sind: 8 1. Scope and Significance of Philanthropy and Voluntarism 2. History and Theories of Philanthropy, Voluntarism and the Nonprofit Sector 3. Ethics and Values 4. Nonprofit Governance and Executive Leadership 5. Advocacy and Public Policy 6. Nonprofit Law 7. Nonprofit Financial Resources 8. Accounting and Financial Management 9. Human Resource Management 10. Organizational Theory and Behavior 11. Marketing and Communications 12. Information Management and Technology 13. Decision-Making and Analytic Methods Abbildung 1: Themenbereiche der NACC Guidelines Bei einem Vergleich der NACC Guidelines mit den Erhebungsergebnissen des oben beschriebenen Building Bridges Program sind große Übereinstimmungen festzustellen. Die NACC Guidelines verfolgen nicht einen theoretischen Ansatz vor dem Hintergrund einer wissenschaftlichen Ausbildung, sondern die Studieninhalte orientieren sich stark an den konkreten Management-Anforderungen aus der Praxis. Der hohe Praxisbezug lässt sich mit den Studiengebühren in Verbindung bringen. Die Studierenden belegen insbesondere dann entsprechende Programme, wenn sie einen unmittelbaren Nutzen gewinnen können. Vor dem Hintergrund der Praxisnähe ist auch das Ziel zu sehen, die Guidelines alle zwei Jahre zu überarbeiten und an die sich ändernden Rahmenbedingungen anzupassen. 8 Die Unterpunkte der Curricular Guidelines sind im Anhang aufgeführt.

Die International Society for Third-Sector Research (ISTR) 9 ist eine Organisation, die sich thematisch mit der Forschung und Lehre auf den Gebieten der Philanthropie, der Zivilgesellschaft und des Dritten Sektors befasst, wobei der Fokus verstärkt auf einer internationalen Ausrichtung liegt. Die Organisation wurde 1992 gegründet. Erklärtes Ziel der ISTR ist es, Forschung und Lehre im Bereich des Dritten Sektors international zu fördern. Die Forschungsgemeinde soll weltweit und fachübergreifend durch die Arbeit von ISTR vernetzt und ausgebaut werden. Forschungsergebnisse sollen international verbreitet werden und Eingang in die Praxis des Dritten Sektors finden. Die thematischen Schwerpunkte gliedern sich in die folgenden Bereiche: 1) Membership and Communications 2) Research and Publications 3) Fundraising Die Organisation bietet ein wissenschaftliches Forum durch die Publikation der Zeitschrift Voluntas. Von der ISTR wurden bereits fünf internationale Konferenzen in Südafrika, Irland, Schweiz, Ungarn und in Mexiko durchgeführt. 2.2.2 Ausgewählte Lehrangebote in den USA und Kanada Die große Vielfalt des nordamerikanischen Lehrangebotes zwingt an dieser Stelle zu einer Verengung der Untersuchung. Ausgewählt werden daher solche Programme, die eine positive Ausstrahlung auf eine neu zu erstellende Programmatik haben könnten und deren Strukturen, Inhalte oder organisatorischen Rahmenbedingungen Rückschlüsse für das vorliegende Studienangebot ermöglichen. Die Lehrangebote der Case Western Reserve University in Cleveland sowie der Regis University in Denver wurden ausgewählt, da ihnen auf Grund ihrer hohen Kongruenz mit den oben dargestellten NACC Guidelines eine Vorbildfunktion zugeschrieben werden kann. Der Online-Kurs der University of Illinois in Chicago ist ein weiterer Ansatz, der das weit gefächerte Spektrum der Nonprofit-Management-Lehre in den USA sehr gut veranschaulicht. 9 http://www.istr.org/

Das Mandel Center for Nonprofit Organizations der Case Western Reserve University in Cleveland wurde im Jahre 1984 gegründet und bietet seit 1987 Nonprofit-Management-Lehre an. An dem Forschungsinstitut kann im Rahmen von Aufbaustudiengängen der Master of Nonprofit Organizations (MNO) sowie der Executive Master of Nonprofit Management Organizations (Executive MNO) abgeschlossen werden. Der Master Studiengang basiert auf 60 Credit-Hours und erstreckt sich als Vollzeitprogramm über zwei Jahre. Wird der Studiengang im Teilzeitmodell wahrgenommen, beträgt die Studiendauer vier Jahre, wobei die Seminare überwiegend am Abend stattfinden. Der interdisziplinäre Ansatz beinhaltet für den Master die folgenden Pflichtkurse: Introduction to the Nonprofit Sector Strategic Planning for Nonprofit Organizations: Practicum I Strategic Planning for Nonprofit Organizations: Practicum II Quantitative Analysis for Nonprofit Organizations Nonprofit Leadership Dialogs: Major Trends and Issues Economics of Nonprofit Organizations Nonprofit Organization & Management Financial Accounting & Reporting Financial Management for Nonprofit Organizations Managing Human Resources in Nonprofit Organizations Marketing for Nonprofit Organization Law of Nonprofit Organizations Decision Making for Nonprofit Leaders Abbildung 2: Pflichtkurse im Rahmen des Master-Studienprogramms. http://www.cwru.edu/mandelcenter/grad/gradfrm.html

Darüber hinaus muss aus den folgenden Blöcken jeweils ein Kurs belegt werden: Earned Income for Nonprofit-Organizations Philanthropic Fundraising for Nonprofit-Organizations Government Funding for Nonprofit-Organizations Organizational Assessments & Program Evaluation in Nonprofit Organizations Management Information Systems for Nonprofit Organizations Ethics and Professionalism for Nonprofit Leaders Leadership for Nonprofit Organizations Trusteeship: The Governance of Nonprofit Organizations Nonprofit Public Policy and Advocacy International Non-Governmental Organizations Community Organization & Development Strategies Management of Community-Based Development Leading and Management Nonprofit Arts and Cultural Organizations Special Problems and Topics Abbildung 3: Pflichtbestandteile des Nonprofit-Studiengangs an der Case Western Reserve University. http://www.cwru.edu/mandelcenter/grad/gradfrm.html

Der Executive Master of Nonprofit Organizations ist als Vollzeitstudium auf 18 Monate ausgelegt. Im Rahmen eines berufsbegleitenden Studiums kann er in drei Jahren abgeschlossen werden. Zugangsvoraussetzungen sind unter anderem mehr als zehn Jahre Berufserfahrung, von denen mindestens fünf Jahre Führungsaufgaben beinhalten müssen. Die Kursinhalte basieren auf dem dargestellten Angebot des MNO Studienganges bei flexibleren Wahlmöglichkeiten. Die Lehre wird durch die webbasierte Lernplattform Blackboard 10 unterstützt. Die Gebühren betragen insgesamt ca. 24.100 Dollar. An der Regis University in Denver kann im Rahmen eines Aufbaustudienganges der akademische Titel Master of Nonprofit Management erworben werden. Über einen Zeitraum von zwei Jahren müssen die folgenden Kurse sowie zwei weitere Wahlfächer belegt werden: Theory, and Future of the Nonprofit Sector Advocacy and the Third Sector Marketing and Public Relations for Nonprofits Human Resources and Volunteer Management Fiscal Management in Nonprofit Organizations Program Management and Evaluation Governance and Organizational Change Leading From Within Financial Resource Development Service Oriented Field Experience Abbildung 4: Kursauswahl des Aufbaustudiengangs der Regis University in Denver. Quelle: http://www.regis.edu/regis.asp?sctn=apg&p1=gp&p2=mnm&p3=ol Jeder Kurs erstreckt sich über drei Monate. Der Studiengang wird sowohl als Präsenzstudium als auch als internetgestützter Fernlehrgang angeboten. Die Gesamtgebühren betragen ca. 12.240 Dollar bzw. 13.320 Dollar für die webgestützte Lehre. 10 http://www.blackboard.com/

Die University of Illinois in Chicago bietet das Online Certificate in Nonprofit Management an. Die gesamten Kursinhalte werden textbasiert über das Internet abgewickelt. Es gibt keinerlei Präsenzzeit für die Teilnehmenden. Aus den folgenden Themengebieten müssen fünf Kurse belegt werden: Strategic Management for Nonprofit Organizations Nonprofit Governance: Building an Effective Board of Directors Operations Management for Nonprofit Organizations Financial Management for Nonprofit Organizations Marketing Management Fundraising Management for Nonprofit Organizations Abbildung 5: Kursstruktur der University of Illinois. Quelle: http://www.uic.edu/cuppa/gci/programs/profed/online/ Bei dem Kursangebot handelt sich jedoch nicht um einen regulären Studiengang, es werden keine Credits vergeben. Die Kursgröße ist auf 25 Personen beschränkt. Eine Kurseinheit kostet 375 Dollar, so dass Teilnehmende 1.875 Dollar für den gesamten Kurs zu zahlen haben. Es ist mehr als fraglich, ob sich das beschriebene online Angebot langfristig durchsetzen wird. Zum einen werden ohne die Vergabe von Credits die Studienleistungen nicht anerkannt und zum anderen birgt der vollständige Verzicht auf Präsenzseminare die Gefahr einer hohen Abbrechquote. Den Studierenden fehlen die direkte Kommunikation zu den Lehrenden sowie der unmittelbare soziale Kontakt zu ihren Kommilitonen. Erfolgsversprechender sind in diesem Zusammenhang Blended- Learning Konzepte, die eine Kombination aus Präsenzlehre, virtuellen Seminaren und Selbstlernphasen vorsehen.

Bereits in den 70er Jahren beschäftigte sich die School of Business der York Universität mit der effizienten Leitung von Nonprofit-Organisationen. Im Jahr 1983 wurde das Voluntary Sector Management Program initiiert. Zehn Jahre später, im Jahr 1993, wurde mit der Unterstützung der Kahanoff Stiftung das Lehrprogramm um den MBA Studiengang Nonprofit Management and Leadership erweitert. Der in Kanada einzigartige Aufbaustudiengang wird von Prof. Brenda Gainer geleitet und umfasst die folgenden Kurse: Function, Law and Structure of Nonprofit Organizations Challenges of Management in Nonprofit Organizations Change, Complexity and Leadership in the Nonprofit Sector Financial Management and Business Planning in the Nonprofit Sector Not-for-Profit Marketing Abbildung 6: Kursstruktur des Voluntary Sector Management Program. Quelle: http://www.schulich.yorku.ca/nmlp.nsf/ Die Studienordnung verlangt 60 Credits, die in der Regel innerhalb von vier Terms erreicht werden. Damit erstreckt sich der Studiengang für Vollzeitstudierende über einen Zeitraum von 16-24 Monate. Inzwischen haben mehr als 500 Studierende das Programm abgeschlossen und sind sowohl in kanadischen als auch internationalen Nonprofit Organisationen tätig. Für ausländische Studierende betragen die Studiengebühren ca. 6.100 Euro pro Term. 2.2.3 Zwischenfazit Die amerikanische Nonprofit-Management-Lehre zeichnet sich durch die hohe Anzahl universitärer Kurse aus, wobei diese Kurse nicht im berufsqualifizierenden Bachelor-Studium angesiedelt sind. Die kostenpflichtigen Lehrangebote sind vielmehr Aufbaustudiengänge und richten sich in erster Linie an Postgraduierte, die Führungspositionen bereits bekleiden bzw. anvisieren. Die einzelnen Programme können in vielen Fällen sowohl als Vollzeit- als auch als Teilzeitstudium wahrgenommen werden. Dieser flexible Ansatz kommt insbesondere der großen Anzahl von Studierenden zu Gute, die auch während ihres Studiums ihre Berufstätigkeit beibehalten und sich parallel weiterqualifizieren wollen. Die angebotenen Abschlüsse variieren dabei zwischen dem Master of Business Administration (MBA), dem Master of Social Work (MSW) sowie dem Master of Public Administration (MPA). Die langjährige Diskussion, welche Disziplin bzw. welcher Abschluss zu bevorzugen sei (Best Place Debate), ist inzwischen einer Erörterung der notwendigen Studieninhalte gewichen.

Die Optimierung sowie die Qualitätssicherung der Nonprofit-Management-Lehre sind zentrale Themen in den USA. Im Gegensatz zu Deutschland werden die konkreten Bedarfe in Nonprofit- Organisationen schon seit Jahren erhoben und Studienprogramme auf ihre Praxisnähe evaluiert. Insbesondere die Fachgesellschaften (ARNOVA, ISTR, NACC) bieten Forschern und Praktikern einen institutionellen Rahmen, Lehrkonzeptionen kontrovers zu hinterfragen. Ein vergleichbarer Zusammenschluss von Lehrenden bzw. der Einbezug von Praktikern zur Optimierung der Nonprofit- Management-Lehre im deutschsprachigen Raum ist derzeit nicht erkennbar. Diesem Defizit sollte langfristig begegnet werden, um eine Vernetzung, bzw. Interaktion zwischen Wissenschaftlern und Praktikern herzustellen und eine bedarfsgerechte Lehre zu etablieren. Wie erfolgreich ein solcher Zusammenschluss arbeiten kann, spiegelt sich in der Publikation der NACC Guidelines wider. Die gemeinschaftliche Festschreibung relevanter Studieninhalte stellt einen wichtigen Schritt in Richtung Transparenz, Vergleichbarkeit sowie Qualitätssicherung der Nonprofit- Management-Lehre dar. Hervorzuheben ist, dass die NACC Guidelines in einem zweijährigen Turnus überarbeitet und an die sich wandelnden Rahmenbedingungen angepasst werden sollen. Entsprechende Evaluationsmechanismen bzw. eine regelmäßige kritische Überprüfung der Lehrkonzeption sollte in enger Kooperation mit Praktikern ebenfalls für den Studiengang in Münster etabliert werden. Das interdisziplinäre Konzept des Mandel Center for Nonprofit Organizations der Case Western Reverse University in Cleveland ist in diesem Zusammenhang hervorzuheben, da es alle empfohlenen Themengebiete der NACC berücksichtigt. Darüber hinaus wird neben dem Master zusätzlich der Executive Master of Nonprofit Mangement Organizations sowohl als Vollstudium als auch berufsbegleitend angeboten. Selbstverständlich ist es auf Grund der unterschiedlichen rechtlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen nicht möglich, die amerikanischen Studieninhalte eins-zu-eins auf Deutschland zu übertragen. Die NACC Guidelines sind jedoch eine wichtige Empfehlung für das Curriculum, welche bei der Konzeption des Nonprofit-Management Studiengangs mit eigener Schwerpunktlegung berücksichtigt werden sollte.

2.3 Nonprofit-Management-Lehre in Europa Das Angebot an Nonprofit-Studienprogrammen variiert innerhalb Europas sowohl hinsichtlich der Quantität als auch des Umfangs der angebotenen Leistungen. Die Vergleichbarkeit zwischen den Programmen ist nicht zuletzt auf Grund der stark divergierenden nationalen Bildungssysteme deutlich eingeschränkt. Der Beschreibung einzelner Lehrangebote wird im Folgenden eine länderbezogene Kurzdarstellung vorangeschickt. In Großbritannien ist der Master-Studiengang an der London School of Economics and Political Science hervorzuheben. Nonprofit-Management Elemente werden ebenfalls im Distance Learning Verfahren der Open University in Großbritannien im Rahmen der Bachelor-Ausbildung angeboten. Ein Bachelor Schwerpunkt ist am Trinity College in Dublin zu finden. Ein Master Abschluss ist in Irland dagegen derzeit nicht ersichtlich. In Italien ist der Aufbaustudiengang Master in International Studies in Philanthropy in Bologna zu berücksichtigen, der sich sehr stark an amerikanischen Ansätzen orientiert. In Österreich werden die Lehrangebote an der Johannes Keppler Universität Linz sowie der ISMOS Studiengang der Wirtschaftsuniversität Wien näher beleuchtet. Am wirtschaftswissenschaftlichen Fachbereich in Linz kann das viersemestrige Spezialisierungsfach Öffentliche Betriebswirtschaft und Nonprofit Management gewählt werden. Der kostenpflichtige Aufbaustudiengang Sozialwirtschaft, Management und Organisation in Wien (ISMOS) ist auf den sozialen Bereich fokussiert und richtet sich in erster Linie an Berufstätige. In der Schweiz werden der Aufbaustudiengang Nonprofit-Management der Fachhochschule Solothurn sowie das MBA Programm des Verbandsmanagementinstituts in Freiburg vorgestellt. 2.3.1 Großbritannien und Irland Die London School of Economics and Political Science (LSE) bietet den Aufbaustudiengang Master of Science (MSc) in Voluntary Sector Organisations an. Der Kurs wird vom Centre for Civil Society unter der Leitung von Prof. Dr. Jude Howell innerhalb des Department of Social Policy durchgeführt. Der Kurs behandelt die Entwicklung, die Rolle, die Zielsetzungen und das Management von Nonprofit-Organisationen. Das Lehrangebot berücksichtigt theoretische und praktische Ansätze mit dem Fokus auf Dienstleistungen und Advocacy in Großbritannien, Europa und den USA. Das Programm erstreckt sich über ein Jahr und gliedert sich in vier Kurse: