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BASF Medizinische Leitlinien bei akuten Einwirkungen von chemischen Substanzen Essigsäure (C 2 H 4 O 2 ) C 1 Informationen und Empfehlungen für Ärzte in Krankenhäusern Ein Patient, der selbst oder dessen Kleidung mit flüssigem Essigsäure benetzt ist, kann andere Personen durch direkten Kontakt oder durch Essigsäuredämpfe gefährden. Eine Gefahr durch Kontakt mit Patienten, die nur gegenüber Essigsäuredämpfen exponiert waren, besteht nicht. Essigsäure wirkt stark ätzend auf alle Gewebe. Einwirkung auf die Augen kann zu starken Verätzungen und späteren dauernden Schädigungen des Auges führen. Hautkontakt kann starke Verätzungen hervorrufen, die verzögert auftreten können. Dampf reizt die Haut, Augen, Nase, Rachen und Atemwege und führt zu Reizungen, Husten, Brustschmerzen und Atembeschwerden. Es kann zum Laryngospasmus und Lungenödem (Atemnot, Zyanose, Auswurf, Husten) kommen. Ein spezifisches Antidot ist nicht bekannt. Die Behandlung richtet sich nach dem Ausmaß der Einwirkung und der Beschwerden. 1. Informationen zur Substanz Essigsäure (C 2 H 4 O 2 ), CAS 64-19-7 Synonyme: Eisessig, Acetoxylsäure, Äthansäure, Ethoxylsäure Essigsäure ist bei Raumtemperatur eine klare, farblose Flüssigkeit mit einem sauren, typischen Geruch. Essigsäure ist der Grundbaustein für die Herstellung von Essigsäureanhydrid, Zelluloseacetat, Acetylsalicylsäure und Chloressigsäure. Es wird außerdem bei der Produktion von Kunststoffen, Arzneimitteln, Farben, Insektiziden und Photochemikalien benutzt; als Lebensmittelzusatzstoff, Latexhilfsmittel und im Textildruck. Niedrigkonzentrierte Lösungen können bei Desinfektionsverfahren verwendet werden. 2. Exposition Einatmen Haut-/Augenkontakt Verschlucken 3. Akute gesundheitliche Wirkungen Atemwege Hautkontakt Einatmen ist ein möglicher Einwirkungsweg. Der Geruch von Essigsäure und die Reizwirkung auf die oberen Atemwege haben eine deutliche Warnwirkung vor gefährlichen Konzentrationen. Die Exposition gegenüber Essigsäure erfolgt im wesentlichen durch die direkte Einwirkung auf die Haut und Augen. Haut- und Augenkontakt führt zu starken Verätzungen, die auch verzögert auftreten können. Ein Verschlucken von Essigsäure führt zu starken Verätzungen der Schleimhäute in Rachen und Speiseröhre, kommt am Arbeitsplatz aber selten vor. Essigsäure führt gewöhnlich zu Reizungen der Augen und Schleimhäute, Rachenreizungen und Husten. Es kann schnell zu Atembeschwerden mit Schmerzen in der Brust, Atemnot, Laryngospasmus und Lungenödem kommen (Atemnot, Zyanose, Auswurf, Husten). Die Beschwerden können über mehrere Stunden zunehmen. Die Einwirkung von Essigsäure kann zu einem Versagen der Atmung führen. Die Reiz- bzw. Ätzwirkung der Flüssigkeit bzw. der Dämpfe steht im Vordergrund; eine systemische Aufnahme ist von untergeordneter Bedeutung. Die direkte Einwirkung flüssiger Essigsäure verursacht starke Verätzungen der Haut und der Schleimhäute, in der Folge kann es zur Narbenbildung kommen. Niedrige Dampfkonzentrationen oder Nebel können zu Schmerzen, Rötung, Entzündung und Blasenbildung führen.

C 2 Augenkontakt Verschlucken Dosis-Wirkungs-Beziehungen Essigsäurekonzentration Die Einwirkung von flüssiger Essigsäure führt zu schweren Verätzungen und späteren dauernden Schädigung des Auges. Niedrige Dampfkonzentrationen und Nebel verursachen Brennen, Rötung, Tränenfluss und Lidschluss. Ein Verschlucken von Essigsäure führt zu starken Verätzungen der Schleimhäute in Rachen und Speiseröhre, kommt am Arbeitsplatz aber selten vor. Die Dosis-Wirkungs-Beziehungen sind wie folgt: Effekt 0,48-1 ppm - Geruchswahrnehmung 10 ppm - Arbeitsplatzgrenzwert (Deutschland, AGS) 20 ppm - Arbeitsplatzgrenzwert Kurzzeitwert (Deutschland, AGS) 50 ppm - IDLH-Wert (immediately dangerous for life and health, USA, NIOSH) 60-70 ml - geschätzte tödliche Dosis bei Verschlucken Mögliche Folgen 4. Maßnahmen Selbstschutz Reinigung Wenn der Patient die ersten 48 Stunden nach der Exposition überlebt hat, ist eine weitere Besserung der Symptomatik zu erwarten. Nach der akuten Einwirkung normalisiert sich die Lungenfunktion gewöhnlich in 7 bis 14 Tagen. Üblicherweise kommt es zu einer vollständigen Wiederherstellung, Beschwerden und Lungenfunktionseinschränkungen können aber auch fortbestehen. Eine erhöhte Sensitivität gegenüber reizenden Stoffen kann persistieren und Bronchospasmen oder eine chronische Bronchitis hervorrufen. Eine Zerstörung von Lungengewebe oder Narbenbildung kann zu einer chronischen Dilatation von Bronchien und zu einer erhöhten Suszeptibilität gegenüber Infektionen führen. Die chronische oder länger dauernde Einwirkung hat möglicherweise ein erhöhtes Risiko einer chronischen Bronchitis zu Folge. Ein Patient, der selbst oder dessen Kleidung mit flüssiger Essigsäure in Berührung kam, kann andere Personen durch direkten Kontakt oder durch Essigsäuredämpfe gefährden. Eine Gefahr durch Kontakt mit Patienten, die nur gegenüber Essigsäuredämpfen exponiert waren, besteht nicht. Patienten, die nur gegenüber Essigsäuredämpfen exponiert waren und keine Zeichen einer Haut- oder Augenreizung aufweisen, benötigen im Unterschied zu allen anderen keine speziellen Reinigungsmaßnahmen. Wenn möglich, sollten die Patienten bei ihrer eigenen Reinigung mithelfen. Kam es zu einer Einwirkung von flüssiger Essigsäure und ist die Kleidung verunreinigt, muss sie sofort entfernt und zweifach eingepackt werden. Sicherstellen, dass die Augen im Falle einer Essigsäureeinwirkung mit Wasser oder neutraler Kochsalzlösung über mindestens 20 Minuten gespült wurden und der ph-wert der Tränenflüssigkeit auf wieder normal ist (ph 7). Andere wichtige Hilfsmaßnahmen währenddessen fortsetzen. Sollte die Augenspülung durch krampfhaften Lidschluss behindert sein, kann eine 0.4 % Oxybuprocain-Lösung angewendet werden. Vorhandene Kontaktlinsen - soweit ohne zusätzliche Gefahr fürs Auge möglich - entfernen. Sicherstellen, dass betroffene Haut- und Haarpartien mit Wasser über mindestens 15 Minuten gespült wurden. Andere wichtige Hilfsmaßnahmen währenddessen fortsetzen. Augen während des Spülens schützen.

C 3 Initiale Behandlung Weiteres Vorgehen und Behandlung Nach Verschlucken kein Erbrechen hervorrufen. Wenn der Patient eingetrübt ist oder große Mengen vor weniger als 30 Minuten aufgenommen wurden, kann eine vorsichtige Magenspülung mit einem englumigen Schlauch in Betracht gezogen werden. Die Behandlung richtet sich nach dem Ausmaß der Einwirkung und den Beschwerden. Ein spezifisches Antidot ist nicht bekannt. Die folgenden Maßnahmen werden empfohlen, falls die Essigsäuregaskonzentration 15 ppm oder mehr beträgt (abhängig von der Dauer der Einwirkung), Symptome vorhanden sind (z.b. Reizungen der Augen oder der oberen Atemwege) oder falls keine Konzentration abgeschätzt werden kann, aber von Exposition auszugehen ist: Wenn nicht bereits erfolgt, zunächst Verabreichung von 8 Hüben Beclometason (800 µg Beclometasondipropionat) aus einem Dosieraerosol. Danach für 24 Stunden alle 2 Stunden 4 weitere Sprühstöße. Soweit nicht bereits erfolgt, parenteralen Zugang legen und intravenöse Gabe von 1,0 g Methylprednisolon (oder einer äquivalenten Steroiddosis) bei Konzentrationen von 50 ppm oder mehr (in Abhängigkeit von der Expositionsdauer). Anmerkung: Die Wirksamkeit der Gabe eines Corticosteroids ist bislang nicht in kontrollierten klinischen Studien nachgewiesen worden. Nach Inhalation von Essigsäure befeuchtete Luft oder Sauerstoff verabreichen. Bei Zeichen einer Hypoxie Gabe von befeuchtetem Sauerstoff. Bei respiratorischer Insuffizienz endotracheale Intubation oder ein alternatives Atemwegsmanagement. Ist dies nicht durchführbar, ggf. Koniotomie. Durch Hautkontakt mit Essigsäure können schwere Schädigungen hervorgerufen werden; diese sind wie Verbrennungen zu behandeln: adäquate Flüssigkeitsgabe, analgetische Therapie, Aufrechterhaltung der Körpertemperatur, Abdeckung des betroffenen Hautareals mit einer sterilen Auflage. Bei Exposition der Augen kann es ebenfalls zu schweren Schädigungen kommen; auch diese sind wie Verbrennungen zu behandeln. Es ist unverzüglich ein Augenarzt zu konsultieren. Anmerkung: Jede Exposition gegenüber flüssiger Essigsäure im Gesichtsbereich kann ernste Folgen haben. Neben Anamnese, körperlicher Untersuchung und Vitalfunktionen sollten Pulsoximetrie, eine p.a. Thoraxröntgenaufnahme und eine Spirometrie durchgeführt werden. Die Routinelaboruntersuchung sollte ein großes Blutbild und eine Blutzucker- und Elektrolytbestimmung umfassen. Radiologisch eindeutige Zeichen eines Lungenödems Vergrößerung der Hili, typische, zentral betonte, fleckförmige Verschattungen im Thoraxröntgenbild - sind späte Zeichen, die erst 6 bis 8 Stunden oder noch später nach einer Exposition erkennbar sind. Das Röntgenbild ist typischerweise bei der Erstvorstellung im Krankenhaus auch nach Einatmen einer größeren Dosis normal. Patienten mit möglicher Exposition sollten über ein Minimum von 24 Stunden beobachtet und wiederholt nachuntersucht werden, bevor gesundheitliche Folgeschäden ausgeschlossen werden können. Bei leichten Reizungen der oberen Atemwege, die sich schnell zurückbilden, sind in der Regel keine Spätfolgen zu erwarten.

C 4 Entlassung des Patienten/ Anweisungen für das weitere Verhalten Wenn die Sauerstoffsättigung unter 90 % fällt oder zu fallen droht, sind unverzüglich die arteriellen Blutgaskonzentrationen zu überprüfen und das Thoraxröntgen zu wiederholen. Wenn die Blutgaskonzentrationen sich zu verschlechtern beginnen und/ oder die Thoraxröntgenaufnahme Lungenödemzeichen zeigt, Sauerstoffgabe über eine Maske. Bei sich manifestierender Verschlechterung ist eine Therapie mit positivem endexspiratorischem Druck (PEEP) innerhalb der ersten 24 Stunden nach Exposition zu beginnen, auch dann, wenn die Sauerstoffsättigung über eine Maskenbeatmung aufrechterhalten werden kann. Frühe Indikation für eine PEEP-Therapie ist eine Tachypnoe (>30/min) mit einer gleichzeitigen Abnahme des Kohlendioxidpartialdrucks. Ein unzureichender Anstieg bzw. eine relative Abnahme des Sauerstoffpartialdruckes trotz Hyperventilation weist auf die Entwicklung eines Lungenödems hin. Im Falle der Entwicklung eines Lungenödems sollten Flüssigkeitsaufnahme und -ausscheidung sowie Elektrolyte engmaschig kontrolliert werden. Eine positive Flüssigkeitsbilanz ist zu vermeiden. Zur Optimierung des Flüssigkeitsmanagements ist das Legen eines Zentralvenen- oder Swan-Ganz-Katheters in Betracht zu ziehen. Solange Anzeichen eines Lungenödems vorliegen, sollte die intravenöse Gabe von 1,0 g Methylprednisolon (oder einer äquivalenten Steroiddosis) in Intervallen von 8 bis 12 Stunden fortgesetzt werden. Patienten mit Bronchospasmus sollten wie folgt behandelt werden: a) Gabe eines ß 2 -selektiven Adrenozeptor-Agonisten, z. B. 4 Hübe Terbutalin oder Salbutamol oder Fenoterol (ein Hub enthält üblicherweise 0,25 mg Terbutalinsulfat bzw. 0,1 mg Salbutamol bzw. 0,2 mg Fenoterol); kann einmal nach 10 Minuten wiederholt werden. Falls eine Inhalation nicht möglich ist, Gabe von Terbutalinsulfat (0,25 bis 0,5 mg) subkutan oder Salbutamol (0,2 bis 0,4 mg über 15 Minuten) intravenös. b) Wenn a) nicht wirksam oder ausreichend ist: Gabe von Theophyllin (5 mg/kg Körpergewicht über 20 bis 30 Minuten). c) Wenn a) und b) nicht wirksam oder ausreichend sind: Gabe von 2 Hüben von einem Epinephrin-Dosieraerosol (0,2 mg pro Hub); kann nach 5 Minuten wiederholt werden. Eine prophylaktische Antibiotikagabe wird nicht routinemäßig befürwortet, kann aber auf der Basis der Ergebnisse von Sputumkulturen indiziert sein. Eine Pneumonie kann als Komplikation eines schweren Lungenödems auftreten. Asymptomatische Patienten, die einer Konzentration von weniger als 15 ppm (abhängig von der Einwirkungsdauer) ausgesetzt waren, und Patienten, die unauffällige Untersuchungsbefunde und keine Zeichen einer toxischen Wirkung nach Beobachtung über 12 Stunden zeigen, können unter folgenden Umständen aus dem Krankenhaus entlassen werden: a) Der behandelnde Arzt ist erfahren in der Beurteilung von Patienten mit Essigsäure- oder Reizgaseinwirkungen. b) Informationen und Empfehlungen für Patienten mit Anweisungen für das weitere Verhalten wurden mündlich und schriftlich erteilt. Der Patient wurde aufgefordert, sich sofort in ärztliche Behandlung zu begeben, falls gesundheitliche Beschwerden auftreten. c) Der Arzt ist der Ansicht, dass der Patient die toxischen Wirkungen von Essigsäure kennt bzw. verstanden hat. d) Der weiterbehandelnde Arzt ist unterrichtet, so dass ein regelmäßiger Kontakt zwischen Patient und Arzt in den folgenden 24 Stunden möglich ist.

C 5 e) Keine schwere körperliche Arbeit in den folgenden 24 Stunden. f) Mindestens 72 Stunden nicht rauchen und Zigarettenrauch meiden; der Rauch kann die Lungenfunktion verschlechtern. Patienten mit ernsten Haut- oder Augenverletzungen sollten nach 24 Stunden erneut untersucht werden. Spirometrische Nachuntersuchungen sollten bis zum Erreichen der Ausgangswerte durchgeführt werden. In diesem Dokument hat die BASF alle mögliche Sorgfalt aufgewandt, um die Richtigkeit und Aktualität der dargestellten Informationen sicherzustellen, beansprucht aber nicht, dass dieses Dokument umfassend alle diesbezüglich möglichen Situationen erfasst. Dieses Dokument ist als zusätzliche Informationsquelle für Ärzte im Krankenhaus konzipiert und soll bei der Beurteilung des Zustands und bei der Behandlung von Essigsäure ausgesetzten Patienten Hilfe leisten. Es ersetzt aber nicht die professionelle Beurteilung der jeweiligen Situation durch die Ärzte im Krankenhaus und muss unter Berücksichtigung gesetzlicher Regelungen und Vorschriften sowie spezifischer, über den jeweiligen Patienten zur Verfügung stehender Informationen interpretiert werden.

C 6 BASF SE BASF Corporation Occupational Medicine & Medical Department Health Protection 100 Campus Drive, M/S F 221 Carl-Bosch-Straße 38 Florham Park, NJ 07932 67056 Ludwigshafen USA Deutschland