lieber Herr Kaehlbrandt, liebe Frau Kaehlbrandt und lieber Philipp Kaehlbrandt,

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Übersetzung: tschechisch/deutsch: Copyright 2007 CORDIER Vaclav

Transkript:

Ansprache zur Verleihung des Hessischen Verdienstordens an Herrn Dr. Kaehlbrandt, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main, durch Ministerpräsident Dr. Roland Koch in der Hessischen Staatskanzelei am 11. September 2009 Prof. Dr. Klaus Ring, Präsident der Polytechnischen Gesellschaft e.v. und Vorsitzender des Stiftungsrates der Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main Herr Ministerpräsident Koch, meine Damen und Herren, lieber Herr Kaehlbrandt, liebe Frau Kaehlbrandt und lieber Philipp Kaehlbrandt, zu einer Co Laudatio bin ich gebeten worden. Nach einer starken Laudatio ist das so etwas wie ein Adjektiv zu einem Hauptwort. An Adjektiven soll man sparen. Das hat für Sie alle den Vorteil, dass diese Rede kurz sein könnte. Aber: Eine Laudatio sollte auch Schmückendes vertragen können. So wird es einen Kompromiss geben. Lieber Herr Kaehlbrandt, ich gratuliere Ihnen sehr herzlich zu der bedeutenden Auszeichnung, die Sie aus der Hand des Ministerpräsidenten erhalten haben. Wenn ich als Polytechniker hier reden darf: Wir in der Polytechnischen Gesellschaft (PTG) sind stolz auf Sie und das, was Sie in der kurzen Zeit, die Sie für unsere Stiftung arbeiten, alles geleistet haben, wie stark Sie die inhaltliche Arbeit und den öffentlichen Auftritt der Stiftung prägen konnten: Das ist phänomenal. Die Stiftung ist heute schon nicht nur eine Marke, sondern auch Synonym für erfolgreiches und innovatives bürgerschaftliches Engagement. Ihr Weg zu den Polytechnikern war nicht unbedingt vorbestimmt. Sie hatten lange nichts mit Frankfurt zu tun. Bei Ihren Studien landeten Sie irgendwann in Paris und sie blieben danach auch noch dort: als Lektor für Deutsch, dann als Direktor der Deutschen Stiftung Maison 1

Heinrich Heine, die das Deutsche Haus in der Cité Universitaire betreibt; schließlich wurden Sie Pressesprecher des Deutsch Französischen Jugendwerks mit Sitz in Bonn und Paris. Dann aber, 1993, war die Herrlichkeit Pariser Lebensweise vorbei: Sie gingen nach Gütersloh, wo ein Patriarch zu Hause war, der nicht nur über ein großes Unternehmen herrschte, sondern auch über eine immer bedeutender werdende Stiftung, die Bertelsmann Stiftung, die er ins Leben gerufen hatte (so wie auch Berthold Beitz die Krupp Stiftung in Essen). Stiftungen interessierten Sie. Reinhard Mohn wurde Ihr Lehrmeister, und er prägte Sie. Sie lernten das Stiftungsgeschäft in vielen Facetten, und Sie lernten, wie man erfolgreich Öffentlichkeitsarbeit auch für Stiftungen betreibt. Und das setzten Sie fort, 1999, als Sie nach Frankfurt gingen, zurück in die große Welt. Dort gab es eine ebenfalls unternehmensnahe Stiftung, die verselbstständigt und ihren Weg finden musste die Hertie Stiftung. Sie brauchte ein klares inhaltliches Profil, um mit diesem in der Öffentlichkeit punkten zu können. Dass das so gut ging und die Stiftung außerordentlichen Erfolg hatte, das ist zu einem guten Teil auch Ihr Verdienst. Damals wurde Ihr Name in der Stiftungsszene zu einem Programm, und zwar in ganz Deutschland. Auch diese Stiftung war, wie die Bertelsmann Stiftung, patriarchalisch geprägt. Ich erwähne dies, um den kleinen Kulturschock plausibel zu machen, dem Sie sich, lieber Herr Kaehlbrandt, unterwarfen, als Sie im August 2006 zu uns, der neuen Stiftung der Polytechniker, überwechselten. Sie wussten, auf was Sie sich dabei einließen! Denn bei uns ist so ziemlich alles anders als in Gütersloh und bei Hertie: - Wir haben weniger Geld auch wenn es wirklich viel ist! - Wir sind unabhängig von jedweder unternehmerischer Bindung. Das hat für die Stiftungspraxis Vorteile, aber auch Nachteile. - Bei uns gibt es keinen Patriarchen. (Um Sie nicht auf eine falsche Fährte zu locken: Ich schätze Patriarchen: Sie sind auf ihre Weise kreative Pioniere. Einer wohnt neben 2

unserer Stiftung. Er ist auch hier anwesend. Frankfurt verdankt ihm und seinen Stiftungen sehr viel. Er ist übrigens Polytechniker!) Es ist etwas gänzlich anderes, was unsere Stiftung und ihre Arbeitsweise bestimmt, etwas sehr Frankfurterisches: Es gibt einen Souverän besonderer Art: Frankfurter Bürger nämlich; die mehr als 300 Mitglieder der PTG, die seit 1816 besteht. Sie hatten sich 2004 entschlossen, ihre 1822 gegründete und privat finanzierte Sparkasse zu veräußern und mit einem Großteil des Erlöses, ihrer Tradition folgend, eine gemeinnützige Stiftung für die Frankfurter aufzubauen. Das geschah im Herbst 2005, und es wurde zum Beginn einer neuen Zeitrechnung: für die PTG selber, für ihre 6 Tochterinstitute, für die sie sorgen muss und es wurde die Geburtsstunde der SPTG. Anders als bei deutschen Stiftungen üblich ist die Struktur dieser Stiftung einer AG angenähert: mit einem operativen Vorstand und einem Stiftungsrat als Aufsichtsgremium; vor allem aber gibt es eine Stifterversammlung, die personenidentisch mit der PTG ist, also der Stifterin. Und das ist das Besondere. Denn auf diese Weise werden die Stifter in die Stiftungsarbeit einbezogen. Sie sind stets immanent präsent. Und das heißt natürlich: der Stifterwille wird nie aus den Augen verloren gehen können, solange es eine Polytechnische Gesellschaft gibt. Das ist eine andere Welt, als Sie, lieber Herr Kaehlbrandt, bis dato gewohnt waren. Aber Sie haben schnell gelernt, sich in ihr zurechtzufinden und ihre Vorteile zu nutzen, sehr zum Nutzen der Stiftung. Wir alle in der Stiftung sind im Übrigen stolz auf diese Frankfurter Besonderheit, denn sie verbindet uns in der praktischen Arbeit unmittelbar auch mit den Wertevorstellungen, die von dieser großen Bürgergemeinschaft ausgehen. Und, keineswegs marginal: Wir selber, aber auch jeder, der uns in der Verantwortung für die Stiftung folgt, wird sich immer bewusst sein müssen, dass ihm die Stiftung mit ihrem großen Kapital und ihren großen Wirkungsmöglichkeiten nur zu treuen Händen anvertraut ist. Wir alle Drei, Herr Kaehlbrandt, Herr Krommer, Ihr Vorstandskollege, und ich, die wir in unterschiedlichen Rollen und unterschiedlichen Phasen nach ihrer Gründung die Stiftung aufgebaut haben, haben es als Geschenk empfunden, für diese Aufgabe tätig werden zu können. 3

Aber: Was steckt hinter diesem Traditionsbezug und wird deshalb hier erwähnt? Weil es täglichen Bezug zur Stiftungsarbeit hat, ganz besonders zu Ihrer Arbeit, Herr Kaehlbrandt, und zwar nicht nur strukturell, sondern inhaltlich. Die Frankfurter haben, bis die Preußen kamen, nie unter dem Regime eines weltlichen oder geistlichen Herren gestanden (die Dahlberg sche Phase sei ausgenommen). In der Regel haben sie selbst entschieden, was sie wollen sollten. Sie wussten, was notwendig war, um die Stadt und die Bevölkerung voranzubringen. Als 22 Frankfurter Bürger 1816, in schwierigster Zeit, ihren Verein zur Beförderung der nützlichen Künste und der sie befördernden Hülfswissenschaften gründeten, wollten sie Standortförderung betreiben. Sie wollten die Stadt aus ihrer Krise führen. Dazu brauchten sie einen starken Mittelstand als wichtigste Säule der Wirtschaft das waren damals vor allem Handwerksbetriebe. Die aber brauchten qualifizierte Arbeitskräfte. Also wurden als Erstes für Lehrlinge und Gesellen breit angelegte Bildungs und Fortbildungsprogramme entwickelt, zunächst einmal über kostenlose Sonntagsschulen. Darüber hinaus wurden technische und wissenschaftliche Neuentwicklungen, die sich andernorts, vor allem im konkurrierenden Ausland bewährten, vermittelt, nicht zuletzt über besondere Unterrichtsangebote in Technik und Naturwissenschaften. Vieles andere schloss sich an. Last but not least, auch die Gründung einer eigenen Sparkasse gehörte zum Programm. Es entwickelte sich ein Aufbruch in die Moderne, und seine Triebkraft war die Bildung. Bildung und Aufgeschlossenheit für das Neue waren aber nur das Eine, Hinführung an die Übernahme von Verantwortung war das notwendige Andere. Dazu gehört, dass sich der Einzelne in die Gesellschaft eingebunden fühlen muss. Das polytechnische Programm, die Ziele und die damit zum Ausdruck gebrachten, aus der Aufklärung abgeleiteten zivilgesellschaftlichen Werte haben bis heute das Bild der PTG geprägt sicherlich gelegentlich mehr, gelegentlich weniger. Immer aber stand im 4

Zentrum eine dem Gemeinwohl verpflichtete Gesinnung. Diese Grundlagen haben sich bis heute nicht erschöpft, und sie sind es, die auch Herrn Kaehlbrandt leiten. Es lag auf der Hand, 2004/2005 das Konzept für die entstehende Stiftung aus der Tradition den Polytechnischen Denkweisen abzuleiten. Daran haben Sie, lieber Herr Kaehlbrandt, früh mitgewirkt. Das Programm enthält, in zeitentsprechender Weise, vieles von dem, was die Polytechniker seit 1816 mit Erfolg praktiziert haben. Und es ist Ihr großes Verdienst, die Leitprojekte, die uns 2005/2006 vorgeschwebt haben, in eine große Zahl von operativen Projekten transformiert zu haben. Die besten sind inzwischen weit über Frankfurt hinaus bekannt, einige wurden prämiert. Sie haben einen vergleichsweise kleinen Stab von Mitarbeitern zu hochqualifizierten Projektmanagern geschult. Sie haben Allianzen mit anderen Stiftungen für die Projekte, die ja zunächst alle auf Frankfurt zugeschnitten sind, geschlossen, um die eigenen Mittel aufstocken zu können. Die Frankfurter Öffentlichkeit, die von Beginn an mit großer Aufmerksamkeit die Entwicklung der Stiftung verfolgte, wurde durch Ihre professionelle Öffentlichkeitsarbeit informiert gehalten. Die Medien wurden unsere Partner. So wurde die Stiftung, die als Geschenk der Polytechniker an sich selber entstand, zu einem Geschenk an Frankfurt und seine Bürger und darüber hinaus für das Land. Das ist der Grund, warum ich mich in dieser Co Laudatio dieses Teils der Kaehlbrandt schen Arbeit angenommen habe. Die Stadt und das Land werden von der Arbeit der Stiftung profitieren. Eigentlich ist es überflüssig, noch einmal zu betonen, dass die Stiftung Ihnen, lieber Herr Kaehlbrandt, viel verdankt, und ich selber auch. Darin schließe ich die Mitglieder des Stiftungsrates ein, die die Entwicklung der Stiftung von Beginn an begleitet haben. 5