Aktuelle Übersicht der gesundheitlichen Lage von Männern und Frauen in Deutschland (Stand Nov. 2013) Anna-Lisa Vinnemeier Praktikantin des Studienganges Health Communication der Fakultät Gesundheitswissenschaften der Universität Bielefeld (Okt. 2013 bis Jan. 2014) Am 31.12.2012 lebten 80,5 Millionen Menschen in Deutschland. Rund 48,9% der Bevölkerung waren männlich, 51,1% waren weiblich. Die Quote der erwerbstätig Menschen zwischen 20 und 64 Jahren betrug 76%. Zehn Jahre zuvor betrug Quote noch 67%. Im Vergleich zum Jahr 2001 hat sich die Zahl der Erwerbstätigen also gesteigert. Im Jahr 2011 waren mehr Männer als Frauen zwischen 15 und 65 Jahren ohne Arbeit. Im Jahr 2012 war die Lebenserwartung der Männer in Deutschland knapp fünf Jahre niedriger als die der Frauen. Zudem sind sehr viel mehr Männer als Frauen vor der Vollendung ihres 65. Lebensjahres verstorben. Frauen verleben mit 58,7 Jahren geringfügig mehr gesunde Lebensjahre als Männer mit 57,9 Jahren. Im Jahr 2011 sind deutlich mehr männliche als weibliche Säuglinge vor Vollendung des ersten Lebensjahres gestorben. Im Jahr 2012 sind mehr Männer als Frauen an den Folgen ihres Drogenkonsums verstorben. Im Jahr 2011 haben sich in Deutschland mehr als sieben mal so viele Männer wie Frauen mit HIV infiziert. Deutlich mehr Männer als Frauen sind an Tuberkulose und Virus-Hepatitis erkrankt. Neuerkrankungen aufgrund von bösartigen Neubildungen kamen im Jahr 2010 bei Männern häufiger vor als bei Frauen. Der Unterschied ist besonders deutlich bei bösartigen Neubildungen der Lunge, da fast doppelt so viele Männer wie Frauen mit dieser Diagnose konfrontiert wurden. Ein weiterer geschlechtsspezifischer Unterschied wird bei der Betrachtung der stationären Behandlung deutlich: Männer werden häufiger aufgrund von Krankheiten des Kreislaufs- und des Verdauungssystems behandelt. Frauen hingegen befinden sich häufiger wegen Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes in stationärer Behandlung (Geburtshilfe wurde nicht berücksichtigt). Die Daten des telefonischen Gesundheitssurveys des Robert-Koch-Institutes machen deutlich, dass der ärztlich diagnostizierte Krankenbestand an Patienten mit Bluthochdruck bei Frauen höher ist. An Koronarer Herzkrankheit sowie an Atemwegserkrankungen erkranken jedoch mehr Männer. Der Anteil der ärztlich oder psychotherapeutisch diagnostizierten 1
Depressionen bzw. depressiven Verstimmungen ist laut Statistik höher bei Frauen als bei Männern. Die Krankheitslast (Burden of Disease) in Bezug auf Diabetes mellitus ist im Jahr 2012 höher bei Männern als bei Frauen. Männer im Alter von 15 Jahren und mehr rauchten häufiger. Der Anteil an adipösen Männern in der Bevölkerung war höher als bei Frauen. Von Demenzerkrankungen scheinen häufiger Männer betroffen zu sein. Im Jahr 2011 starben wesentlich mehr Männer als Frauen an den Folgen eines Transportmittelunfalls sowie an den Folgen vorsätzlicher Selbstbeschädigung. 2
Tabelle 1: Gegenüberstellung ausgewählter Gesundheitsindikatoren nach Geschlecht in Deutschland 2011-2013 Indikator Männer Frauen Anteil an der Gesamtbevölkerung in %₁ 48,9 51,1 Erwerbslosenquote der 15 bis 65-Jährigen in %₂ 6,2 5,6 Lebenserwartung bei Geburt (in Jahren)₃ 77,7 82,7 Vorzeitige Sterblichkeit (unter 65 Jahre je 100.000 Männer/Frauen)₄ Säuglingssterbefälle je 100.000 Lebendgeborene (zum Todeszeitpunkt jünger als 1 Jahr) ₅ 234 137 4,0 3,6 Drogenbedingte Sterbefälle je 100.000 Männer/Frauen (15 bis 39-Jährige)₆ 3,5 0,7 HIV-Infektionen (vorläufige Zahl)₇ 3000 410 Tuberkulose-Infektionen₈ 2549 1759 Hepatitis Infektionen je 100.000 Einwohner (30 bis 39- Jährige)₉ 19,2 7,1 Bösartige Neubildungen₁₀ 255.550 226.800 Bösartige Neubildungen der Bauchspeicheldrüse₁₀ 7.800 7.600 Bösartige Neubildungen der Lunge₁₀ 33.700 17.700 Stationäre Behandlungsfälle infolge von Kreislauferkrankungen₁₁ Ärztlich diagnostizierter Bluthochdruck (Anteil der Befragten in %)₁₂ Ärztlich diagnostizierte Koronare Herzkrankheit (Anteil der Befragten in %)₁₂ 1.488.915 1.309.083 26,4 27,1 9,9 6,7 3
Ärztlich diagnostizierte Atemwegserkrankungen (Anteil der Befragten in %)₁₂ 8,9 9,6 Indikator Männer Frauen Stationäre Behandlungsfälle infolge von Krankheiten des Verdauungssystems₁₁ 925.806 898.507 Stationäre Behandlungsfälle infolge von Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes₁₁ 759.702 992.039 Diabetes mellitus Typ II (Anteil der Befragten in %)₁₃ 7,6 7,1 Raucher (15 Jahre und älter, Anteil in %)₄ 31 21 Anteil an adipösen Erwachsenen (18+) mit einem BMI von 30kg/m² oder mehr₄ 15,7 13,8 Demenz-Erkrankungen (65 Jahre und älter, geschätzte Zahl)₁₄ 38.000 32.000 Ärztlich oder psychotherapeutisch diagnostizierte Depression bzw. depressive Verstimmung (Anteil der Befragten in %)₁₂ 5,1 9,0 Transportmittelunfälle₆ 3.218 1.118 Vorsätzliche Selbstbeschädigung/Suizide₆ 7.646 2.489 Gesunde Lebensjahre₁₅ 57,9 58,7 Neuerkrankungen Krankenbestand Sterbefälle 4
Arbeitsunfähigkeit Im Jahr 2011 waren mehr Männer als Frauen arbeitsunfähig. Ebenso entfallen auf Männer mehr AU-Tage. AU-Tage je AU-Fall sind bei Frauen geringfügig höher. Tabelle 2: Arbeitsunfähigkeitsfälle (AU-Fälle), Arbeitsunfähigkeitstage und Tage je Fall bei Mitgliedern der Gesetzlichen Krankenversicherung; Berufsfähige GKV-Mitglieder ohne Rentner, 2011 Indikation Männer Frauen AU-Fälle 18.090.157 17.464.271 Au-Tage 233.717.783 226.379.608 AU Tage je AU Fall 12,92 12,96 Datenquelle: Bundesministerium für Gesundheit, KG2-Statistik 2011 (Stand am 20.11.2013, eigene Darstellung) Leistungen der medizinischen Rehabilitation Im Jahr 2011 nahmen Männer Reha-Leistungen wegen psychischen und Verhaltensstörungen in einem früheren Alter als Frauen in Anspruch. Ebenso nutzten Männer Reha- Leistungen infolge von Krankheiten der Haut und der Unterhaut in einem früheren Lebensalter als Frauen. Viele andere Krankheiten, wie beispielsweise Krankheiten des Muskel- Skelett-Systems, des Kreislaufsystems oder des Nervensystems bewirkten bei Frauen eine frühere Inanspruchnahme an Reha-Leistungen. Besonders groß ist der Unterschied bei 5
Reha-Leistungen infolge von bösartigen Neubildungen. Frauen nutzen besagte Leistungen fast acht Jahre früher als Männer. Tabelle 3: Durchschnittliches Alter bei Inanspruchnahme von abgeschlossenen ambulanten Leistungen zur medizinischen Rehabilitation und sonstigen Leistungen zur Teilhabe für Erwachsene in der DRV 2011 Diagnose Männer Frauen Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes 48,3 48,1 Krankheiten des Kreislaufsystems 51,9 50,2 Krankheiten des Verdauungssystems/ Stoffwechselkrankheiten 47,4 45,3 Krankheiten des Atmungssystems 50,7 49,8 Neubildungen 58,8 51,0 Krankheiten des Urogenitalsystems 49,1 43,1 Psychische und Verhaltensstörungen 45,0 45,6 Krankheiten des Nervensystems 46,2 43,8 Krankheiten der Haut und der Unterhaut 47,6 47,8 Datenquelle: DRV- Bund, Statistik der Leistungen zur Rehabilitation 2011 (Stand am 20.11.2013), eigene Darstellung Todesursachen Im Jahr 2011 waren chronische ischämische Herzkrankheiten auf Rang 1 der häufigsten 10 Todesursachen bei Männern und Frauen, wobei weniger Männer als Frauen daran verstarben. Bösartige Neubildungen der Bronchien und der Lunge waren auf Rang zwei der häufigsten Todesursachen bei Männern, bei Frauen hingegen auf Rang 6. Es verstarben demnach deutlich mehr Männer an den Folgen bösartiger Neubildungen. Der akute Myo- 6
kardinfarkt belegt bei beiden Geschlechtern Rang 3, Männer versterben jedoch häufiger an den Folgen eines Herzinfarktes als Frauen. Rang 4 belegt bei Männern die chronische obstruktive Lungenkrankheit (COPD); bei Frauen ist diese Ursache auf Rang 9, es versterben also mehr Männer als Frauen an den Folgen einer COPD. Ein weiterer großer Unterschied besteht bei der Herzinsuffizienz. Sie belegt bei Männern Rang 5, bei Frauen Rang 2. Die Ränge 4 bis 9 der häufigsten Todesursachen der Männer (Bösartige Neubildungen der Prostata, des Dickdarms, des Pankreas, Pneumonie) tauchen bei Frauen nicht auf. Diese sind für Frauen nicht relevant und es überwiegen andere Krankheiten, an denen Frauen häufiger versterben. Frauen sterben z. B. häufiger an einem Schlaganfall (Rang 7) als Männer (Rang 10). Tabelle 4: Sterbefälle 2011 nach den häufigsten 10 Todesursachen der Männer Diagnose Rang Männer Rang Frauen Chronische IHK Bösartige Neubildungen der Bronchien und der Lunge Akuter Myokardinfarkt Sonstige chronische obstruktive Lungenkrankheit Herzinsuffizienz 1 33. 482 1 37. 075 2 29. 627 6 14. 281 3 28. 621 3 23. 492 4 14. 970 9 11. 048 5 14. 807 2 30. 621 6 13. 324 Bösartige Neubildungen der Prostata 7 8. 630 Bösartige Neubildungen des Dickdarmes 8 8. 595 Pneumonie 9 7. 812 Bösartige Neubildungen des Pankreas Schlaganfall, nicht als Blutung oder Infarkt bezeichnet 10 7. 717 7 13. 877 Datenquelle: Deutsches Statistisches Bundesamt, Todesursachenstatistik 2011, eigene Darstellung 7
Betreuer: OMR Prof. Dr. med. Doris Bardehle Literatur zu Tabelle 1 1. Statistisches Bundesamt, Bevölkerungsstatistik 2011. Bevölkerung auf Grundlage des Zensus 2011. 2. Statistisches Bundesamt (2012). Männer und Frauen auf dem Arbeitsmarkt. Deutschland und Europa. Wiesbaden: Statistisches Bundesamt. 3. Statistisches Bundesamt, Bevölkerungsstatistik. Abgekürzte Sterbetafel: Deutschland, Jahre, Geschlecht, weitere Personengruppen 2012. (Stand am 20.11.2013). 4. Statistisches Bundesamt (2012). Indikatorenbericht 2012. Nachhaltige Entwicklung in Deutschland. Wiesbaden: Statistisches Bundesamt. 5. Statistisches Bundesamt, Statistik der natürlichen Bevölkerungsbewegung 2011 (Stand am 20.11.2013). 6. Statistisches Bundesamt, Todesursachenstatistik 2011 Deutschland (Stand am 20.12.2013). 7. Robert-Koch-Institut (2013). Epidemiologisches Bulletin 45/2013. 8. Robert-Koch-Institut (2013). Epidemiologisches Bulletin 11/2013. 9. Robert-Koch-Institut (2012). Infektionsepidemiologisches Jahrbuch meldepflichtiger Krankheiten 2012. Berlin: Robert-Koch-Institut (Stand am 20.11 2013). 10. Robert-Koch-Institut, Zentrum für Krebsregisterdaten (Stand am 20.11.2013). 11. Gesundheitsberichterstattung des Bundes. Krankenhausstatistik 2011. Diagnose der Krankenhauspatienten nach Altersgruppen und Geschlecht (Stand am 20.11.2013). 12. Robert-Koch-Institut, Gesundheitsdaten in Deutschland aktuell. Telefonischer Gesundheitssurvey 2009/2010 (Stand am 20.11.2013). 13. Robert-Koch-Institut (2012). GBE kompakt 6/2012: Gesundheit in Europa. Daten des Gesundheitsmonitorings der EU. Berlin: Robert-Koch-Institut. 14. Deutsche Alzheimer-Gesellschaft (2012). Die Epidemiologie der Demenz. Berlin: Deutsche Alzheimer Gesellschaft. 15. EUROSTAT, Öffentliche Gesundheit. Gesunde Lebensjahre 2011 (Stand am 20.11.2013). 8