Reisebericht über Rügen 1. Die Anreise Wer sich der Insel Rügen nähert, ist schon von weitem beeindruckt von der gigantischen, neuen Strelasundbrücke, die sich in einem kühnen Bogen über die Meerenge schwingt und ab Oktober 2007 Rügen mit dem Festland verbindet. Wir dagegen standen leider noch im Stau vor dem Rügendamm, der bislang einzigen Straßen- und Eisenbahnverbindung der Insel mit Festland. Eine Zugbrücke in diesem Damm wird fünf Mal am Tag jeweils 20 Minuten für den Schiffsverkehr geöffnet, damit diese nicht die Insel umrunden müssen. Das führt häufig zu langen Autostaus in der Hauptsaison. Nachdem wir dieses Nadelöhr passiert hatten, erwartete uns Rügen mit seinen schattigen Alleen, die ein einzigartiges Wechselspiel von Licht und Schatten auf die Straßen zauberten. Nach einer ungefähr 45-minütigen Fahrt durch kleine Siedlungen und Dörfer erreichten wir schließlich unser Feriendomizil in Binz. 2. Infos über Rügen Die Ostseeinsel Rügen ist die größte Insel Deutschlands und 976 km² groß. Sie hat 70.000 Einwohner; die Küstenlinie ist sehr zerklüftet und zahlreiche Meeresarme, die Bodden genannt werden, reichen weit in das Innere der Insel hinein. Die gesamte Küstenlinie hat eine Länge von fast 580 km. Rügen ist über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt für seine Kreidefelsen und die Bäderarchitektur aus dem 19. Jahrhundert. Diese prächtigen, schneeweißen Villen sind mit filigranen Loggien und Balkonen verziert und befinden sich hauptsächlich in den bekannten Seebädern Binz, Sellin, Göhren und Baabe. Überblick der Insel Rügen 3.1 = Königsstuhl 3.2 = Jagdschloss Granitz 3.3 = Leuchttürme / Kap Arkona 3.4 = U-Boot H:M:S: OTUS 3.5 = Prora
3. Sehenswürdigkeiten 3.1 Die Kreidefelsen Wie alle Touristen auf Rügen besuchten auch wir zuerst die Kreidefelsen, das Wahrzeichen der Insel. Den Anblick dieser schneeweißen, grün bewaldeten Felsen, die einen wunderschönen Kontrast zum blauen Himmel und zum Meer bildeten, werden wir wohl niemals vergessen. Lohnenswert, aber anstrengend war der Abstieg am Königsstuhl über eine Holztreppe mit 412 Stufen. Unten auf dem Kieselstrand angekommen, türmte sich die majestätisch wirkende Kreidewand vor uns auf. Während die Wellen der Ostsee unsere Füße umspülten, suchten wir nach Kreidebrocken. Da die Kreide relativ weich ist, brechen häufig Kreidestücke ab, die man am Strand finden kann. Mit einigen Kreidestücken im Rucksack, ich hatte das größte davon gefunden, machten wir uns an den langen Aufstieg. Während meine Eltern sehr lange gebrauchten, weil sie immer wieder auf das blaue Meer hinaussahen und die wie Spielzeuge wirkenden Segelboote beobachteten, joggten meine Schwester und ich hinauf und hatten viel Spaß dabei. Blick von der Viktoriasicht auf den Königsstuhl
3.2 Jagdschloss Granitz Schön war auch der Besuch des Jagdschlosses Granitz, das bei Binz liegt. Nach einer Wanderung durch den Wald, begleitet von Vogelgezwitscher und vielen Nacktschnecken erreichten wir dieses burgartige Schloss mit den 4 Ecktürmen und dem 38 m hohen Aussichtsturm in der Mitte. Zur Aussichtsplattform gelangten wir über eine Wendeltreppe mit 154 gusseisernen Stufen, die an der Innenwand des Turmes befestigt waren und in der Mitte den Blick nach oben und unten freigaben. Für diese besondere Treppe gab es auch eine besondere Benutzungsordnung. Spezielles Sicherheitspersonal regelte, dass immer nur eine begrenzte Anzahl von Personen diese Treppe benutzten und die Regeln einhielten. Zum Glück bin ich schwindelfrei, denn es war schon ein mulmiges Gefühl, dort hinaufzusteigen. Oben angekommen hatten wir eine tolle Aussicht über die Boddenlandschaft und die Wälder. Diese Aussicht genossen wir ausgiebig, obwohl uns der Wind stark ins Gesicht wehte. Von hier sahen wir auch die Rauchwolken, die der Rasende Roland, eine alte Dampflokomotive, die von Lauterbach nach Göhren fährt, in die Luft schickte. Wendeltreppe zum Aussichtsturm im Jagdschloss Granitz Jagdschloss Granitz bei Binz Rasender Roland
3.3 Kap Arkona Ein weiterer Ausflug führte uns zum Kap Arkona im Norden der Insel. Das Auto stellen wir auf einem großen Parkplatz ab, da man nicht direkt bis zum Kap fahren kann. Auf der Wanderung über schmale Straßen dorthin fing es leider an zu nieseln, aber wir ließen uns davon nicht abschrecken, und gingen weiter zu den beiden bekannten Leuchttürmen. Diese wirken wie ein lustiges Paar, weil der eine 36 m hoch und rund ist und der andere nur 19 m hoch und eckig ist. Als wir dort ankamen, wurde der Regen so heftig, dass wir uns doch entschlossen nicht mehr auf die Türme hinaufzusteigen. Nach einem kurzen Blick über die Felskante hinaus aufs Meer fuhren wir mit einer kleinen Bahn zurück zum Parkplatz. Leuchttürme am Kap Arkona
3.4 U-Boot H.M.S. OTUS Wetterunabhängig dagegen war der Besuch dieses britischen U-Bootes aus den 70 er Jahren, das im Hafen von Sassnitz liegt. Dass Boot ist 90 m lang, 8,10 m breit und kann bis zu 300 m tief tauchen. Die Royal Navy nutzte dieses Boot 28 Jahre lang. Es wurde auch im Falklandkrieg noch eingesetzt. Im U-Boot war es unvorstellbar eng, die Luft war sehr schlecht und es roch nach Öl und Benzin. Aber es war trotzdem interessant zu sehen, wie 68 Besatzungsmitglieder für längere Zeit auf diesem engen Raum leben und arbeiten mussten. Dieser Eindruck wurde durch vom Tonband eingespielte Funk- und Wassergeräusche unterstützt. U-Boot im Hafen von Sassnitz
3.5 Prora Wir machten auch einen kurzen Abstecher nach Prora, um den Koloss von Rügen zu besichtigen. In den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts wurde von den Nationalsozialisten diese gigantische Ferienanlage gebaut. Sie war damals das größte Bauwerk Deutschlands. Der Komplex umfasst 8 sechsgeschossige Betonblocks von je 550 m Länge mit 10.000 Zimmern für insgesamt 20.000 Feriengäste. Dazu kommen Aufenthaltsräume, Speisesäle und weitere Gemeinschaftsanlagen. Durch den 2. Weltkrieg wurde die Anlage nie vollendet. Diese Bauruine bietet heute einen gespenstischen Anblick an einem der schönsten Strände Rügens. Alles an diesem Ort ist grau in grau und wirkt sehr trostlos, so dass wir uns nicht allzu lange dort aufhielten. Koloss von Rügen (Bauruine aus der Zeit des Nationalsozialismus)
4. Spaß und Erholung 4.1 Kart- und Quadbahn bei Bergen Ein besonderes Vergnügen war für mich der Besuch der Kart- und Quadstrecke bei Bergen. Nach einer Fahrt über kurvenreiche und enge Straßen fanden wir das Gelände am Rande eines Waldes. Nachdem wir uns Sturmhauben gekauft hatten, die uns wie gefährliche Bankräuber aussehen ließen, folgte die ausführliche Einweisung durch die Betreiber der Bahn. Danach wurden die schwarzen Sturzhelme verteilt und die Fahrt durch das sandige und hügelige Gelände konnte losgehen. Wir fuhren nacheinander los und rasten mit ca. 30 km/h durch die Sanddünen der Quadstrecke,dass der Sand nur so flog. Leider war die Zeit viel zu schnell vorbei,so dass wir uns noch Karten für eine weitere Fahrt besorgten. Da das Quad fahren so viel Spaß machte, verzichteten wir darauf, die Karts auszuprobieren. 4.2 Strandvergnügen Natürlich waren wir auch an den wunderschönen Stränden von Binz, Sellin und Göhren. Es machte riesigen Spaß durch den weißen, feinkörnigen Sand zu laufen oder dort Frisbee zu spielen und die Boulekugeln rollen zu lassen. Die Sonne lud an manchen Tagen zum Baden ein, aber das Wasser war dafür leider zu kalt. Dafür machten wir es uns in einem Strandkorb gemütlich und konnten unsere Blicke über die glitzernde Ostsee schweifen lassen. Einen besonders schönen Blick auf die weißen Villen von Binz und das schlossähnliche Kurhaus hatten wir vom Ende der Seebrücke aus.
5. Fazit Unsere Reise nach Rügen war auf jeden Fall toll, auch wenn wir kein supertolles Strandwetter hatten. Denn gerade weil es oft bedeckt und zu kalt zum Baden im Meer war, haben wir viele Ausflüge unternommen und so die Insel richtig gut kennen gelernt. Rügen ist wirklich eine Insel für jedes Wetter.