Leckerli. Pro & contra. Aktiv I Expertenstreit

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Transkript:

Pro & contra Leckerli Leckerchen sind aus der Hunde - erziehung nicht mehr wegzudenken. Über den Sinn und Unsinn wird heute mehr diskutiert denn je. Wir haben zwei bekannte Hundetrainer um ihre Meinung gebeten. 20 der Hund 2/2011

I Streitfrage: Leckerli, JA oder NEIN? Die Hundetrainerin und Verhaltenstherapeutin Viviane Theby arbeitet vor allem mit positiver Verstärkung und lehnt Zwang in der Hundeerziehung strikt ab. Michael Grewe ist einer der bekanntesten, aber auch streitbarsten Hundetrainer Deutschlands. Seine Devise lautet: Persönlichkeit statt Leckerli. Haltermann (3), Kohler (2), Theby I Welche Bedeutung haben Leckerli in der Hundeerziehung? Theby: Es ist von der Natur nicht vorgesehen, dass die Hunde uns unsere Wünsche von den Augen ablesen. Damit sie tun, was wir von ihnen wollen, haben wir zwei Möglichkeiten: Wir können sie mit mehr oder weniger Druck dazu zwingen oder wir können sie belohnen, wenn sie folgsam sind. Meiner Meinung nach ist das Letztere der einzig ethisch vertretbare Weg. Wir sollten schon dafür sorgen, dass die Hunde Spaß an unseren verrückten Ideen haben. Und genau da kommen Leckerchen ins Spiel. Für die allermeisten Hunde sind sie die perfekte Möglichkeit der Belohnung. Grewe: Leckerli haben in der Hundeerziehung eine große Bedeutung. Ich finde es spannend, sich in dem Zusammenhang die Frage zu stellen, warum das so ist. Mitte der 80er-Jahre setzte fast europaweit ein Trend ein, der die alten Methoden, die in der Regel auf Hundeplätzen praktiziert wurden, ablösen sollte. Neu war der Gedanke, das Tier und sein Handeln zu verstehen, um sein Verhalten zu manipulieren. Die Versprechungen in der Literatur, seinen Hund auf eine gewaltfreie Art und Weise erziehen zu können, trafen mitten ins Herz der Besitzer. Die große Bedeutung, die Leckerli in der heutigen Hundeerziehung haben, zeigt aber meiner Meinung nach die Unfähigkeit der Gesellschaft, Erziehung von Hunden als einen sozialen Vorgang zu begreifen und eben nicht als eine Manipulation durch Leckerli. Oder Hundeerziehung sogar als eine Art sozialer Dressur zu verstehen! Schlimm! Kommt er in freudiger Erwartung? Leckerli sind für die meisten Hunde die perfekte Belohnung. der Hund 2/2011 21

I Wann kann man Hunde besonders sinnvoll mit Futter motivieren? Theby: Hundetraining kann so gestaltet werden, dass die Tiere sich ihre ganze Futterration erarbeiten. Entweder bekommen sie also ihr Futter für das Befolgen bestimmter Kommandos. Oder sie dürfen es sich erschnüffeln, um sie gut geistig und körperlich auszulasten. All das macht die Hunde auf jeden Fall zufriedener, weil sie eine sinnvolle Beschäftigung haben und sich ihr Futter wirklich verdienen. Leckerchen eignen sich außerdem ganz besonders da als Belohnung, wo es um ruhige und konzentrierte Arbeit geht. Nicht zuletzt kann man mit Futterbelohnung ein bestimmtes Verhalten ganz leicht und häufig belohnen, was einen schnellen Lernerfolg ergibt und Zuverlässigkeit im Gehorsam. Grewe: Futterbelohnungen eignen sich besonders gut, wenn man seinem Hund spezielle formale Handlungen beibringen will (etwa Sitz und Platz ) oder allerlei Kunststücke. Das ist aber keine Erziehung! Wenn ein Hase vor dem Hund aufspringt, ist in der Regel das Wort Platz in dieser Situation nahezu bedeutungslos. Genau hier setzt dann die eigentliche Erziehung von Hunden ein. Sie erfordert vom Hundehalter die Fähigkeit, seinem Vierbeiner in solch einer Situation den Ernst der Lage vermitteln zu können. Er muss am Ende durchsetzen, dass sein Hund sich hinlegt, auch wenn es etwas Interessanteres gibt als Leckerli. Sinnvoll sind Leckerli auch in der Arbeit mit unsicheren Hunden. Sie nähern sich zum Beispiel Menschen oder Gegenständen leichter an, wenn sie über Futter gute Erfahrungen machen. Auch eine den Hund verunsichernde Stimmung kann man so angenehmer gestalten. Allerdings funktioniert das nicht, wenn der Hund richtige Angst zeigt. Hier muss man sorgfältig unterscheiden. Ein Beispiel aus der Praxis: Dieser Aussie kam mit einem Aggressionsproblem in die Hundeschule von Viviane Theby. Würde er auch ohne Belohnungshappen gehorchen? Hier beginnt die Erziehung. Schreiben und gewinnen Welche Erfahrungen haben Sie im Umgang mit Ihrem Hund? Lässt er sich durch Leckerchen gut motivieren? Gehorcht er auch, wenn es keins gibt? Würden Sie einem unserer beiden Experten Recht geben oder haben Sie mit Ihrem Hund einen Mittelweg gefunden? Wir freuen uns auf Ihre Zuschrift und verlosen unter allen Einsendungen zehn Bücher: fünf Exemplare des aktuellen Buches von Viviane Theby Hundeschule, Kosmos Verlag, Stuttgart, 12,95 Euro fünfmal das Buch Hunde brauchen klare Grenzen von Michael Grewe und Inez Meyer, ebenfalls aus dem Kosmos Verlag, 19,95 Euro Schreiben Sie bis zum 22.01.2011 an: Redaktion DER HUND Wilhelmsaue 37 10713 Berlin Fax: 0 30/4 64 06-3 13 E-Mail: derhund@bauernverlag.de Die Preise können nicht ausgezahlt werden, der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Die Redaktion benachrichtigt die Gewinner. Viel Glück! 22 der Hund 2/2011

I Was spricht gegen den Einsatz von Leckerlis in der Erziehung? Theby: Eigentlich gar nichts. Man sieht allerdings oft, dass Leckerchen falsch verwendet werden. Hunde werden dann eher bestochen, als dass ihr Verhalten belohnt wird. Das führt zu nichts, denn es wird das falsche Verhalten belohnt. Ein nächster häufiger Trainingsfehler ist, dass viele Hundehalter zu lange in den ersten Trainingsschritten hängen bleiben und sich damit abhängig von Leckerchen machen. Dann befolgt der Hund die Kommandos nur noch, wenn er vorher die Belohnung sieht und das ist dann ein ganz klarer Trainingsfehler. Es ist also wichtig, die Trainingsschritte so zu durchlaufen, dass die Leckerchen zur direkten Hilfe für den Hund recht schnell abgebaut werden und dann reine Belohnungen nach dem erfolgreichen Verhalten werden. (Trotz allem sind falsch angewandte Leckerchen immer noch harmloser als falsch angewandter Zwang, s.u.) Außerdem ist natürlich wichtig, dass die Leckerchen von der Futterration abgezogen werden. Grewe: Gegen eine Motivation über Leckerli sprechen eine ganze Menge Gründe. Es ist schlichtweg falsch zu denken, dass sie die Bindungsqualität zwischen Mensch und Hund sichern. Bindung hat viel mehr mit einem Gefühl vonseiten des Hundehalters zu seinem Hund zu tun. Es geht um körperliche Nähe, Akzeptanz des hundlichen Verhaltens, auch wenn es mal nicht so gut läuft, und vor allem um die Vermittlung einer sozialen Sicherheit. Futter stellt hier einen ausgesprochen untergeordneten Posten dar. Es ist ebenso falsch, Hunde mit Leckerli um gewisse Konflikte herumzuführen. Beispiel Hundebegegnungen: Kommt ein Hund entgegen und der eigene Vierbeiner verhält sich in der Situation an der Leine standardmäßig aggressiv, zaubert der Besitzer ein Leckerli aus der Tasche und lotst den Hund um den Entgegenkommenden herum. Das mag den Exzess vermeiden, hilft dem Hund aber nicht zu verstehen, dass er sich nicht situationsadäquat verhalten hat. Wer hier mit Leckerli arbeitet und im Timing regelmäßig danebengreift, verschlimmert das aggressive Verhalten seines Hundes. der Hund 2/2011 23

I Welche Alternativen gibt es zur Belohnung mit Futter? Theby: Man kann den Hund mit allem belohnen, was er lieber hat als das, was er gerade tut. Also gibt es massenweise Alternativen. Ich kann den Hund als Belohnung schnüffeln lassen, ein Spiel mit ihm spielen, er kann ein Verhalten zeigen, das er gerne macht, und vieles, vieles mehr. Wichtig ist nur, dass er wirklich etwas bekommt, das er mag, wofür er sich auch anstrengt und mitarbeitet. Es würde ja auch kein Mensch arbeiten gehen, wenn es keinen Lohn mehr gäbe; es sei denn, er würde wie ein Sklave dazu gezwungen. Und das passiert eben auch meistens mit Hunden, die ganz ohne Leckerchen arbeiten sollen: Sie werden entweder verbal, mit bedrohender Körpersprache oder unter Einsatz anderer Zwangsmittel dazu gebracht mitzuarbeiten, oft unter dem Deckmantel einer als natürlich dargestellten und angeblich nötigen Dominanz. Das kann für den wirklichen Freund und Partner, den unser Hund darstellt, aber keine Option sein. Falsch angewandt können solche Trainingspraktiken sogar sehr gefährlich sein. Ich behaupte, dass weit über die Hälfte aller Aggressionen darin ihre Ursache haben. In meiner Praxis waren schon viele Hunde, die wegen einer Aggression eingeschläfert werden sollten. Umgestellt auf ein Training über Belohnung und Leckerchen anstelle von Zwang und Gewalt wurden sie zu ganz tollen und zuverlässigen Familienmitgliedern. Grewe: Es ist ganz einfach, seinen Hund je nach Stimmung und Leistung freundlich oder etwas engagierter zu streicheln. Ein paar herzliche Worte und eine gute Grundstimmung eignen sich ebenfalls. Oder ein Spiel mit seinem Hund (bei Ball-Junkies lehne ich den Ball grundsätzlich ab!), gerne ein körper - liches. Hundehalter, die jedoch den ganzen Tag mit ihrem Hund sprechen und ihn permanent streicheln, werden womöglich feststellen, dass ihre Stimme und ihre Hand den Reiz des Besonderen verloren haben. Manchmal ist weniger eben mehr! Positive Verstärkung hat viele Gesichter: Streicheln und Spielen sind hervorragende Alternativen zum Leckerchen. I Kann man einen Hund auch ganz ohne Leckerli erziehen? Theby: Stellen Sie sich vor, Ihr Arbeitgeber käme morgen und würde sagen: Du bist jetzt schon drei Jahre bei uns, machst immer tolle Arbeit und wir sind sehr zufrieden mit dir. Du bist jetzt gut eingearbeitet und kannst alles bestens. Daher haben wir beschlossen, dass du ab morgen keinen Lohn mehr bekommst. So geht es Hunden, die keine Leckerchen mehr bekommen sollen, wie oben bereits angesprochen. Verhalten muss sich immer lohnen, sonst wird es gelöscht. Das ist ein unumstößliches Lerngesetz. Die Alternative ist Zwang, also der Hund als Sklave. Das größte Argument für die Arbeit mit Leckerchen ist jedoch, dass man damit das zuverlässigste Verhalten bekommt. Über legen Sie sich, wo Sie mehr leisten! Bei dem, was Sie müssen, oder bei dem, was Sie total gerne tun? Und so geht es auch den Hunden. Wenn wir also erreichen, dass er das, was wir wollen, sehr gerne tut, haben wir einen zuverlässig folgenden Partner. Grewe: Ja! Leckerli kann man aber auch geben, weil man seinem Hund einfach nur mal was Gutes tun will. Ohne dass er einen Diener oder einen Knicks machen muss. Weil man sich freut, dass es ihn gibt! Auch mal einen ausgeben: Die meisten Hunde wissen das sehr zu schätzen. Viviane Theby ist Tierärztin mit Zusatzbezeichnung Verhaltenstherapie und leitet die Tierakademie Scheuerhof, u.a. ein Praktikumsbetrieb des BHV. Sie ist Autorin vieler Bücher über Hundetraining. Im nächsten Jahr erscheint von ihr ein Buch über Belohnung. www.tierakademie.de Michael Grewe leitet das canis-zentrum für Kynologie, welches er 2002 mit Dr. Erik Zimen gründete. Hier werden u.a. Hundetrainer ausgebildet. Er betreibt die Hundeschule Hundeleben in Schleswig- Holstein und hat kürzlich sein erstes Buch veröffentlicht. www.canis-kynos.de 24 der Hund 2/2011