kommen sie nach hause Come home

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Transkript:

kommen sie nach hause Dieser als Titel einer Ausstellung gewählte Satz hat etwas Beruhigendes. Nach Hause kommen ist ein Heimkehren, ein Loslassen, eine Rückkehr ins Private. Die Ausstellung, kuratiert von Steff Adams, fand erstmals im September 1999 in Köln in ihrer Wohnung statt. In den kommenden Monaten wurden die Exponate in New York, USA und Porto Alegre, Brasilien ausgestellt. 52 Künstler/innen zeigten meist kleinformatige Arbeiten: in der Küche, in Regalen, auf Bildschirmen und auf Tischen fanden sich Ansammlungen von Ideen und Entwürfen in Form von Fotos, Videos, Büchern, Objekten und Audiovisuellen Installationen. Die Wohnung als privater Ort ermöglichte eine vertraute und entspannten Atmospäre, eine anderen Blickwinkel um die Kunst zu betrachten. Auch die Thematik der Ausstellung, nämlich Entwürfe und Ideen zu zeigen, war interessant und ungewöhnlich zugleich. Auf vielen Arbeiten konnte man Entwicklungsschritte, Versuche und Skizzen betrachten, einen Weg, ein mittem in dem Arbeitsprozeß sein, der zum fertigen Kunstwerk führt. Diese doppelte Mischung von privatem Raum und beiläufigen Nebenprodukten machte die Ausstellung zu einem einmaligen und authentischen Erlebnis in unserer Zeit. Come home This title chosen for an exhibition has something reassuring. To come home means letting go, a return to privacy. The exhibition, curated by Steff Adams, took place for the first time in September '99 in her flat.in the months following, the exhibits were shown in New York, USA and Porto Allegre, Brazil. 52 artists exhibited mainly small-format pieces of work: in the kitchen, in the shower, in the toilet, in the hall, in the bedroom and in the garden. On walls, in shelves, on monitors and on tables, accumulations of ideas and drafts in the form of photographs, videos, books objects and audio-visual installations could be found. The flat, being a private location, enabled an intimate and relaxed atmosphere a different perspective for looking at art. Also the topic of the exhibition, namely showing drafts and ideas, was interesting and unusual at the same time. In many artworks you could see stages of development, experiments and sketches, a route, a being in the middle of a working process that will lead to the finished piece. This mixture of a private space and casual by-products made the exhibition a unique and authentic experience of our time. Susanne Greven, Juli 2000

Ausstellungsbewohner Was haben ein Mini-Appartement in Tokio, ein Haus in Auckland und das Zuhause von Steff Adams in Köln gemeinsam? Sie beherbergten bereits die Wanderausstellung Kommen Sie nach Hause und ihre Bewohner lebten einige Zeit mit und in der Kunst. Geprägt durch die Umgebung erhält die Ausstellung durch Nationalität, Wohnkultur und persönlichen Stil der Bewohner einen stets neuen, individuellen Rahmen. Ein zu Hause als Ort der Ausstellung, die private, nicht cleane und keinesfalls museale Umgebung (Künstlerin Annette Hurst) ermöglicht dem Besucher einen voyeuristischen Blick in die Privatsphäre. Auch darüber hinaus sprengt KSNH das übliche Schema des Galeriebetriebes und hinterlässt einen konspirativen oder, wie es der Künstler Wolfgang Stöcker ausdrückt, subversiven Eindruck. Und das gefällt. Denn bis zu 100 Künstler beteiligen sich mittlerweile jedes Jahr an KSHN weil sie diese Unberechenbarkeit der Ereignisse und der Übersichtsverlust auf engem Raum, anzieht, wie Harald Bruch lächelnd meint. Sie befreit die Künstler zudem aus einem Korsett, das sie tagtäglich einengt: Der ständige Abgleich mit dem hochprofessionellen Kunstbetrieb, die Inszenierung der Ausstellungs-Räume und der Verkauf am Ende der Produktionskette werden im Schaffensprozeß eher hemmend als motivierend wahrgenommen. Die gezeigten Werke sind dieser Trimmung auf Erfolg entkommen. Sie sind meist Anfangs- oder Nebenprodukte des künstlerischen Schaffens und landen eher in Schubladen, Kisten oder Mülleimern als in einer Ausstellung ja, wenn nicht KSHN sie aus ihrem Dornröschenschlaf wachküssen würde. Julia Wenzel weiß diese Erlösung zu schätzen: Reizvoll ist ein Gefühl von Freiheit, die Befreiung von dem Zwang ein vollendetes, diskursiv hinterfragtes Produkt bzw. Werk einreichen zu müssen. Gregor Leschig reizt hingegen das offene Konzept bei gleichzeitig größtmöglicher Privatheit. Kunst kommt so vom Tempel in die Hütten. Dieser Bonus der Direktheit fördert auch die Kommunikation zwischen Besuchern und Künstlern, die sich nicht auf breiten Museumsfluren ausweichen können. Bevor die Ausstellung Kommen Sie nach Hause in Thur/Schweiz (Beispiel!) eine neue Heimat findet, wird sie vom Datum bis zum Datum der Gereonswall 27a bei Initiatorin und Kuratorin Steff Adams zu Hause sein. Ruth Schneider, 2005

kommen sie nach hause ist eine faszinierende Option, ein Stück unverstellte ästhetische Wahrnehmung, Alltag und Kunst in Entwicklung in einen halbprivaten Kontext vor Ort einzuschleusen. Auf den exhibitionistischen Charakter einer gezielten, rein werkorientierten Ausstellung wird bewußt verzichtet. Es kommt auf einen Lebens- und Kommunikationszusammenhang, ein Geflecht von Beziehungen an. In einer Zeit der digitalen Bilderfluten, der globalen Mobilisierung und des Verlustes letzter familiärer Residuen ist Kommen Sie nach Hause ein utopisches Projekt, den Wohn- und Spielraum einer virtuellen und doch ganz realen Kunstfamilie mit allen ihren Konvergenzen, Verzweigungen und Spannungen in authentischen Lebensräumen in Nordrheinwestfalen, Köln, Düsseldorf, aber auch bei engen Künstlerfreunden in Europa, Amerika, Asien und Australien auf Zeit einzurichten und damit ein Miteinanderleben und Aushalten zu produzieren. Dieses einzigartige Modell schafft eine Verbindung von Kunst und Lebenswelt in einer unbeschwerten Beiläufigkeit und stillen Insistenz, die ihresgleichen sucht - ein Stück transatlantisches Zen. Peter V. Brinkemper

kommen sie nach hause, Köln, September 2004 Irgendwo auf der Welt tourt sie jetzt wieder, die Ausstellung, die Steff Adams organisiert hat. Inzwischen ist "Kommen sie nach hause" in New York, Madrid, Tokyo, Porto Alegre und auch in Düsseldorf gewesen. Begonnen hat alles in Köln, in der Wohnung von Steff Adams. Hier lädt sie seit 1999 Freunde und Kollegen aus vielen Ländern ein, mit ihr ein Wochenende lang Bilder, arbeiten, Fotos und Objekte zu zeigen, die eigentlich sonst in Schubladen verschwinden. Bilder, die entstehen, wenn man versucht, bastelt, experimentiert, wenn man sich und das Material ausprobiert, ein Test, ein Modell, ein Archiv des Unentschlossenen, das nicht fertige, das kleine, das schnelle, das liegengebliebene, das unvollendete. Die Bedingungen sind denkbar einfach: ein oder max. 5 Blätter, möglichst klein als Zwischenprodukt des kreativen Prozesses, eher was charmantes als was hehres, eher was feines als was grobes. Die arbeiten werden dann in der Wohnung ausgestellt und auf Grund der Enge, Steff Adams wohnt auf ca. 30 qm, muss jeder Platz genutzt werden. Arbeiten hängen im Hausflur, in der Küche, in der Toilette und auch im Eisschrank. Kinderfotos, Bleistiftskizzen, Skulpturen aus Gips, Ausdrucke, Videos, Lichtbildshows gefundener Dias, Textfragmente...ein schönes Durcheinander von Bemühtem, Gelungenem, Versuchten und Mißratenem. Keine Reglementierung, keine Jurierung alles wird gezeigt, wenn die Arbeiten pünktlich da sind. Nach der Show wir alles verpackt und dann geht es wieder auf die reise und wird in einem anderen Erdteil, in einer anderen Stadt, in einer anderen Wohnung ausgestellt. Zur den Öffnungszeiten ist es rappelvoll, kein Wunder, und man sucht und findet, läßt sich leiten oder hält bewußt Abstand, was schwer ist. Kein Dogma keine Palerienszene, keine Pflichtkommentare...alles geht, im positivsten Sinne. Ein Meltingpot, ein Treffpunkt ein Kommunikation ohne Handy eine Begegnung auf kleinstem, engstem Raum. Das Konzept passt, es wird nichts verkauft, aber alles angeboten und Steff Adams erreicht mit ihre Idee nun prominente und weniger erfolgreiche, eine Veranstaltung: wie Privater Geburtstag mit Geschenken, wie Ausstellungseröffnung mit Rede, Vorstellungsgespräch mit Ergebnis und Klassentreffen mit Alpträumen. Die Presse kommt vorbei, das Internet zeigt s und höchste Kulturstellen unterstützen dieses unkomplizierte Non-profit Unternehmen. Was will man mehr, man freut sich drauf, man macht gerne mit und steckt nebenbei noch ein paar gute Ideen mit ein. Wolfgang Vollmer

Kommen Sie nach Hause gibt den Dingen eine Bedeutung, die sie vielleicht zunächst gar nicht haben, die sich aber im Nachhinein als wirklich bedeutungsvoll herausstellen können. Das beliebte Muster des White Cube ist hier ja aufgehoben. Die Sachen erscheinen vermeintlich beiläufig oder wirken eben so, als wären sie nicht extra für die Ausstellung arrangiert, sondern befänden sich eben schon länger an ihrem Ort. Durch diese Leichtigkeit, die völlige Umkehrung jeglicher Ausstellungsmodi, die sonst des Künstlers Begehr sind, wird man zu einem spielerischem Umgang mit den eigenen Arbeiten verführt, man schaut offener auf die Dinge, die sich in den Schubladen mit dem Etikett Idee für später oder Nebenprodukt, niedlich, schön, aber kontextfrei gesammelt haben. Und so entdeckt man die Dinge für sich selbst wieder. Des Weiteren sagen Nebenprodukte auch viel über die Arbeitsweise des Künstlers oder der Künstlerin aus und eine Idee kommt oft viel unmittelbarer rüber als in einer ausgearbeiteten Arbeit. Es muss zu allererst Spaß machen, sich das Werk anzusehen. Die Unbeschwertheit des Umgangs soll sich auch in der Auswahl niederschlagen. Die Idee des Wanderns einer solchen Ausstellung von Privatraum zu Privatraum ist sehr interessant, da es jedes Mal zu einer ganz anderen Ausstellung wird. Man kann die eigenen Sachen einmal sehr unproblematisch auf Reisen schicken - ohne immer die Leute zu kennen, die dann ausstellen. Das hat etwas sehr zeitgemäß Anonymes, in Wohnungen anderer Künstler zu hängen, in anderen Ländern und Kontinenten, eine Kunstreise von Objekten aus der Schublade. Es ist so, als ob man die Wohnung eines Sammlers betritt. In einer privaten Wohnung erhalten Bilder einen anderen Stellenwert und die hohe Anzahl der Ausstellenden schafft eine einzigartige Dichte, eine private Wunderkammer voller intimer Ein- und Ausblicke. Ein Psychogramm des modernen Menschen, der alles will und nichts fertig macht. Natürlich fallen dann die bestimmten Orte auf, Kühlschränke, Badezimmer, Waschmaschinen, die diese outtakes konsequenterweise nicht im üblichen Ausstellungskontext zu zeigen, sondern quasi konspirativ in nomadisch wechselnden Privatwohnungen, jeweils nur für wenige Tage - als sei hier etwas zu sehen, dass möglicherweise gefährlich sein könnte. Kunst in einem anderen Rahmen und in einem anderen Licht und ein bunter Haufen Menschen. Die morphologischen Felder, an die Schaffende angeschlossen sein können sind universell und ksnh kann das sichtbar machen z.b. gleiche Tunsansätze auf verschiedenen Kontinenten. Das Arbeiten, die über vier Wände hinaus, um die Welt reisen und mit anderen Bildern, die sich sonst nie kennen gelernt hätten, im Kontext stehen. Bilder und Besucher lernen neue Räume kennen. Ausstellungsidee, Ausstellungsort und Ausgestelltes haben ein gutes Gleichgewicht zueinander gefunden. Lizzy Bergamasko