«ICH BIN EIN MANN VON DER STRASSE» Ausserdem im Heft

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MAI I CHF 4. präsentiert von Io Senza Te Peter, Sue & Marc als Musical-Hit Max Heinzer Der beste Schweizer Fechter auf Tells Spuren Lenny Kravitz in Montreux und bei Moon and Stars «ICH BIN EIN MANN VON DER STRASSE» Ausserdem im Heft Stars & News Nichts verpassen! Newcomer Die Stars von morgen Eventguide Der Terminkalender Friends & Members Mitmachen! Alex Hepburn Stephan Eicher Stefanie Heinzmann Outdoor Special Unterwegs im Kanton Bern

PUNKTEN. SPAREN. ERLEBEN. event.inhalt Mai mindestens TICKETS FÜR DEN FESTIVAL-SOMMER UNTER: www.cumulus-ticketshop.ch 20%VORTEIL CHRISTOPH SOLTMANNOWSKI Chefredaktor Editorial Liebe Leserin, lieber Leser Träumen Sie davon, selber ein Star zu sein? Bewunderung und Applaus zu ernten, sich im Luxus zu suhlen? Wir wollten das mal genauer wissen. Stefanie Heinzmann, im Schweizer und im deutschen Pop-Olymp ganz oben, hat sich einen ganzen Tag lang von SI event. begleiten lassen. Fazit: Popstar ist ein spannender Beruf, aber auch ein harter Job. Spitzensport: Aufstehen um 5, Flug durch halb Europa, 2 Stunden Autobahn, Kaffee aus der Thermoskanne, Aufritt in der Lagerhalle, Interviewtermine in der Provinz mehr Gemüsetheke als Glamourwelt, ein Marathon bis in späteste Stunden. Starruhm muss man sich täglich neu erkämpfen und sich dabei immer wieder neu erfinden. Das weiss auch Stephan Eicher, der SI-event-Redaktorin Selina Walter zu einem seiner seltenen Interviews empfing, um ihr aus erster Hand von seinem Musikautomatenprojekt zu erzählen. Im Laufe des Gesprächs, bei dem die Ideen nur so sprühten, inspirierte ihn unsere Mitarbeiterin übrigens zum Namen seines nächsten Meersäulis. Wie es heissen soll (und noch viel mehr) auf Seite 20. Noch auf dem Weg, oder besser gesagt, mit in der Rallye zum Ruhm, ist Marina Ortega. Für die Newcomerin ist klar: «Eines Tages singe ich in der Royal Albert Hall». Den Mut, den unermüdlichen Ehrgeiz und die Ausdauer, die man als Star braucht, hat sie das beweist sie schon jetzt, als Rennfahrerin. Auch auf der Rennstrecke waren wir dabei mehr auf Seite 56. Herzlichst Im Cumulus-Ticketshop profitieren Sie von über 100 vergünstigten Events im Jahr, und die Cumulus-Karte wird ganz einfach zu Ihrem Ticket. SCHWEIZER ILLUSTRIERTE event. 3 Fotos: Warner Music, Cover: Deirdre O'Callaghan, Blue Balls, Presse; Inhalt: Knie, Nico Schaerer, Swiss-Image, Rolf Edelmann, Sissy Fox Max Heinzer Outdoor Special Marina Ortega Circus Knie 26 16 44 56 14 04 Stars & News Acts und Emotionen 12 Lenny Kravitz Über Kreativ-Flows und Sonnenbrillen 14 Circus Knie Die Jüngsten der Dynastie 16 Fechten Max Heinzer verteidigt das Land 19 Jessie J Die Facetten der neuen Madonna 20 Stephan Eicher Spricht von Menschen und Maschinen 24 Stefanie Heinzmann Stefanie rennt 26 Newcomer Neue Künstler, die auf Chartkurs sind 31 event.gewinnspiele Tickets für Rock the Ring im Jackpot 32 event.guide Alle Events bis Ende Juli 44 Outdoor Special Bern Die nützlichen Tipps der Sportler 52 Alex Hepburn Erklärt das Timbre ihrer Stimme 54 Musical «Io Senza Te» Traumjob für Ritschi 56 Marina Ortega Die Sängerin gibt ganz schön Gas 58 Gadgets Die Glücklichmacher des Monats 60 Lese-, Musik-, Filmtipps Der letzte Schrei für Aug und Ohr 62 Ticketcorner Memberclub So war das Meet & Greet mit Stress

STARS & NEWS Top Shots Hot Spots Die Mädchen der langen Sommernächte rufen zum Tanz bis in die Morgenstunden: Marina and the Diamonds mit Hi-Energy-Freak-Pop, Caro Emerald mit swingenden Gutelaune-Songs und sogar Klassikerinnen wie die Flötistin Jasmine Choi hüpfen euphorisch in den Sommer. Marina and the Diamonds Früchte und Diamanten Die 29-jährige Marina Lambrini Diamandis ist «Marina and the Diamonds». James Arthur Abgeklärt Ein Gesicht wie ein gelangweilter Gymnasiast, aber ein Arm wie ein Rocker und eine Stimme wie ein abgebrühter Barkeeper, der jederzeit mit Flaschen werfen könnte. James Arthur ist eine skurrile Mischung und so grotesk querköpfig überraschend unterschiedlich hört sich seine Musik an. Allein das rotzig trotzige «You re Nobobdy Til Somebody Loves You» und das sehnsüchtig verzweifelte «Recovery» sind zwei Welten. Elektronische Backgrounds färben satte Beats, dann wieder verträumtes Piano und diese Stimme, die uns immer etwas zu sagen hat. Ein Typ der anderen Art. SWA Samstag 27. Juni, Blues n Jazz Rapperswil Jasmine Choi Wildfang in Dur Die Korea Times lobt sie als «Göttin der Flöte», der legendäre Julius Baker, bei dem sie bis zu seinem Tod studierte, «eine grosse Sensation». Doch Jasmine Choi ist nicht nur die Nachtigall in Perfektion, sondern auch abenteuerlustig. Das Jungtalent schrieb eigene Arrangements der Violinkonzerte von Mendelssohn und Tschaikowski, für Saint-Saëns Introduction & Rondo Capriccioso, sowie zahlreiche Sonaten für Violine und Cello. Und mit ihren vier Solo-CDs erfüllte sie sich einen ganz persönlichen Traum. Die eigenwillige Jasmine Choi möchte mit der Tradition brechen, dass klassische Musiker nur klassische Musik spielen. Sie sucht nicht das Trennende und geniesst es, auch Jazz und Pop zu spielen, sowie Filmmusik und Broadway-Produktionen. Sie gilt als die weltweit erste Flötistin mit über 1.5 Millionen Klicks auf Youtube. Im Rahmen der Classical Gala spielt sie mit der Philharmonie Baden-Baden Beethoven, Mozart, Glinka, Strauss und Tschaikowski unter der Leitung von Pavel Baleff und mit Laurence Davies am Horn. SWA Donnerstag 1. Oktober, KKL Luzern Singer-Songwriterin Marina Lambrini Diamandis wurde in Abergavenny, Monmouthshire, Wales als Tochter eines Griechen und einer Waliserin geboren. «The Diamonds» ist also nicht der Name einer Band, sondern der aus einer lockeren Interpretation ihres bürgerlichen Namens entstandene Bühnenname. Der Musikstil von Marina and the Diamonds reicht von auf Keyboard basierenden Balladen bis hin zu schnelleren, am New Wave orientierten Liedern. Zu den Musikern, die sie inspirierten, zählen The Distillers, No Doubt, Patti Smith, Kate Bush und Madonna. «Marinas Songs haben alles. Sie sind gleichzeitig catchy und kan- tig catchy genug für die Charts, kantig genug, um auch das Indie-Umfeld zu rühren», schreibt das Magazin Rolling Stone. Und die Lobeshymnen gehen noch weiter: «Marina Diamandis besteht jede Echtheitsprüfung. Manchmal driftet ihr Hi-Energy-Freak-Pop ins Esoterische ab nicht einmal das wirkt aufgesetzt oder ausgedacht, sondern hat Charme.» Ihr aktuelles Album «Froot» stellt sie in Locarno am Moon and Stars Festival am Doppelkonzert mit der erst 19-jährigen Ella Henderson dem Schweizer Publikum vor. RIO Donnerstag 16. Juli, Moon and Stars Locarno SCHILLER Der Visionär, der zeitlose, aktustische Träume in die Zukunft schickt, stellt sein neues Album vor. Schiller gehört zu den begnadetsten Soundtüftlern unserer Zeit. Montag 10.10.16, Hallenstadion Zürich Fotos: Warner Music, Philip Glaser, Semmel_c, Presse A-HA... noch 1 Jahr schlafen Die Norweger von A-HA um Sänger Morten Harket hingen in den 80er Jahren als Posterboys in so manchem Teenie-Zimmer. Mit den Jahren wurden aus den Boys gestandene Männer Mitte 50. Trotzdem haben die mehrfachen Familienväter ihre Instrumente noch nicht an den Nagel gehängt und treten in weniger als einem Jahr in Zürich auf. RIO Montag 4.4.16, Hallenstadion Zürich 4 SCHWEIZER ILLUSTRIERTE event. SCHWEIZER ILLUSTRIERTE event. 5

STARS & NEWS Lo & Leduc Berner Styler Sie sind die Shootingstars der Szene. Lo & Leduc, das ist zur Hälfte der Rapper und Texteschreiber Lorenz Häberli (28) alias Lo, der als dreimaliger Gewinner des Ultimate MC Battle in Bern die Klasse seines schnellen Mundwerks eindrücklich unter Beweis stellte. Die zweiten 50 Prozent steuert der 26-jährige Soundtüftler Luc Oggier alias Leduc bei. Die Songs der beiden Berner Gielen vermischen Mundart-Rap und Pop-Melodien mit einer Leichtigkeit, wie es in der Schweiz nur ganz wenigen gelingt. Der Erfolg der Massen ist ihnen damit sicher. Ihr erstes offizielles Album «Zucker fürs Volk» mit den lässigen Ohrwürmern «Blaui Peperoni», «Jung Verdammt» oder «All Die Büecher» schaffte es innert kürzester Zeit auf Platz zwei der Schweizer Charts. Bei den Swiss Music Awards gleich drei Auszeichnungen abzuräumen, das gelang bisher erst Stress im Jahr 2008. RIO Suonate da Camera mit Leila Schayegh Klangforscherin Barock klingt düster und verstaubt. Doch poliert man ihn gekonnt auf, blitzen da verschiedenste Facetten auf. Das wissen nicht nur die Freunde Alter Musik Basel. Deren Konzertreihe bietet ein breites Repertoire vom Mittelalter bis ins frühe 19. Jahrhundert. Diesmal erklingen die Triosonaten op. 1 («da chiesa», 1693), op. 2 («da camera», 1699) von Antonio Caldara (ca. 1670 1736). Solistin ist die vielfach ausgezeichnete Barockviolinistin Leila Schayegh. Neben ihrer Konzerttätigkeit beschäftigt sie sich auch mit Themen der Forschung, wie dem Einfluss des Tanzes auf die französischen Musik des 17. Jahrhunderts. Leila Schayegh besticht aber in erster Linie mit ihrer Art, durch die Musik mit dem Publikum zu kommunizieren und wundervolle Schwingungen zu erzeugen, die ganz tief in die Seele rühren. SWA Dienstag 23. Juni, Peterskirche Basel am Stars in Town Schaffhausen und weiteren Festivals Seven «Ich habe so viele Ideen, die ich umsetzen will, wenn ich wüsste, warum ich die habe, wäre das Leben einfacher.» gesagt GIANNA NANNINI Diese Frau fürchtet nichts und niemanden. Und macht nichts so, wie der Durchschnittsbürger. Die unverwüstliche Gianna Nannini ist mittlerweile 60 Jahre alt und Mutter einer 6-jährigen Tochter. Dass sie es immer noch drauf hat, beweist sie an ihren zwei CH-Auftritten im Juli. 2.7., Moon and Stars Locarno 5.7., St. Peter at Sunset Kestenholz Dave Matthews Band Let s Jam Take That Die ewigen Boys HOT CHIP Die Londoner von «Hot Chip» mixen seit 2000 entspannte poppige elektronische Tanzmusik mit Independent-Elementen wie verzerrten Gitarren. Auf ihrem aktuellen Album «Why make sense?» schlagen sie die Brücke von Disco über 90er R&B bis zu Post-Punk. Zu hören im Juli am Montreux Jazz Festival und einen Monat später auch am Züri Openair in der coolsten und grössten Stadt der Schweiz, die sich seit ein paar Jahren nun auch noch mit einem Openair schmückt. Montag 13. Juli, Montreux Jazz Festival und am Zürich Openair Die Jam-Rocker aus Virginia, dem «dreckigen Süden», wo sich Kinder bereits im Geburtskanal mit Rhythmus infizieren, haben den Ruf als hervorragende Live-Band. 2003 füllten sie den Great Lawn im New Yorker Central Park mit 130 000 Zuschauern. Dagegen ist das Hallenstadion ein kleiner Fisch. RIO Donnerstag 15. Oktober, Hallenstadion Zürich Fotos: teveg Gullick, Mona Lisa Fiedler, Presse, Denis O Regan, Joel Cartier Da warens nur noch drei: Robbie Williams war stets das schillerndste Mitglied von Take That. Während er die erfolgreichste Boygroup seit den Beatles aus eigenem Wunsch verliess und seither äusserst erfolgreich eine Solo-Karriere aufgleiste, sind seine ehemaligen Partner Gary Barlow, Howard Donald und Mark Owen als Team immer noch am stärksten. 2014 nahmen sie ihr siebtes Studioalbum «III» auf und präsentieren dieses am 12. Oktober auch in der Schweiz. Take That sind bekannt für ihre spektakuläre Live- Performances. Auf ihren letzten Tourneen war alles mit dabei von Luftakrobaten, einer Wand aus Wasser, Hologrammen, einem riesigen Elefanten bis hin zu einem 18 Meter hohen Roboter. Und heuer? RIO Montag 12. Oktober, Hallenstadion Zürich 6 SCHWEIZER ILLUSTRIERTE event. SCHWEIZER ILLUSTRIERTE event. 7

SummerDays Festival Quaianlagen, Arbon Philipp Fankhauser Greenfield Festival Diverse Spielorte AB FR. Flugplatz, Interlaken AB DO. MAI JUN 28 05 AUG Santiano AB DI. Seebärenstark 11 Es sind die Seeräubergesänge, die nach der knapp verhinderten Meuterei die ganze wilde Bande wieder zusammenschweissten. Vom Schaukeln der See getragen und mit Rum gut nachgespült, sind wieder alle Träume hinter dem Horizont erreichbar. Das ist Shanty-Rock, das ist Santiano. Die Nordmänner haben diese fast vergessene Musiktradition mit sattem Rock versehen, Irish Folk dazugenommen und performen mit einer Klangewalt, die manchem alten Seebären die Sprache verschlagen hätte. Natürlich dürfen die sanften Balladen nicht fehlen, denn: starke Männer, starke Gefühle. Und stark ist auch das neue Album von Santiano. Es macht sehnsüchtig nach Meeresbrise und Möwenschrei. SWA 8. 11.10. in Luzern, Basel, Zürich, Amriswil Stars of Sounds Murten Caro Emerald Schock-Swing Blue Balls Festival Festival Rock Oz Arènes Luzern Avenches, Arènes d Avenches AB MI. AB FR. AB DO. AUG JUL JUL 12 17 02 Paléo Festival Gurtenfestival Nyon Gurten, Wabern-Bern Disney «The Lion King»... er brüllt weiter Rolf Schmid Montreux Jazz Festival Diverse Spielorte AB DO. AB FR. AB MO. JUL JUL JUL 16 03 20 In der Swiss Music Promoters Association sind die professionellen Schweizer Konzert-, Show- und Festivalveranstalter vereint. Unsere Mitglieder beleben alle Landesteile mit Veranstaltungen für fünf Millionen Besucherinnen und Besucher. Infos und Tickets: www.ticketcorner.ch Fotos: Deen van Meer, Presse, Basil Stücheli Montreux 232 Puppen, 45 Perücken, 106 AmeisenKostüme, 52 Gnus, 39 Hyänen, 15 Gazellen, 3 Zebras, 2 Elefanten, 1 Nashorn und 1 Gepard: Sie stehen bei «The Lion King» auf der Bühne. Weiter vier 5,5 Meter hohe exotische Giraffen, für welche die Darsteller über eine 1.85 Meter hohe Leiter auf Stelzen steigen. Und ein 20 Kilogramm schweres Warzenschwein-Kostüm. Nach 200 000 verkauften Eintritten wird die erfolgreichste Bühnenshow der Welt zum letzten Mal verlängert. bis 11. Okt., Musical Theater Basel Die eiskalte Lady, berechnend, unnahbar und gerade darum so anziehend: «The Shocking Miss Emerald». So betitelt sich Caro Emerald mit ihrem neuen Album auch gleich selbst. Sie spielt mit den selbstbewussten Frauenrollen der 20er bis 60er Jahre, von der Femme fatale bis zur noblen Klasse der bösen Mädchen, die nichts anbrennen lassen. Davon zeugt nicht nur der Katersong «Liquid Lunch». Die Damen haben Spass und selbstverständlich sehen sie dabei immer perfekt aus. Der Swing-Pop von Caro Emerald ist der Soundtrack der gut gelaunten Schönen, die in Haute-Couture mit blitzenden Augen einen Martini trinken und genau wissen, wie sie dabei wirken. Alles natürlich auf keinen Fall bierernst zu nehmen. Grosses Entertainment mit Spritz. SWA Sa. 18.7., Montreux Jazz Festival Fr. 6.11., Kaufleuten Zürich Sina gesagt «Oft hat man das Gefühl, man sei ein Tiger und merkt dann plötzlich, dass man leider das Reh ist.» SCHWEIZER ILLUSTRIERTE event. 9

The Addams Family Exzentrisch Eine höchst liebenswerte Ansammlung von Exzentrikern lebt in der verfallenen Villa mitten im Central Park und dort spukt es gewaltig. Die beliebte Fernsehserie und diverse Kinoverfilmungen machten die Grufties der «Addams Family» zu Kultfiguren. Mehr als 700 mal wurde die erfolgreiche Musicalkomödie bereits am New Yorker Broadway gespielt. Die deutschsprachige Fassung des Musicals «The Addams Family» ist allerdings brandneu. RIO s p i h c y h c n u r c a r ext 17. 21. Februar 2016, Theater 11 Zürich Alice Cooper Ringrocker Limp Bizkit, Nightwish, Eluveitie und Papa Roach: Bereits am Freitag geht s am Rock the Ring höllisch ab. Am Samstag machen Billy Idol, Toto, Roger Hodgson und Florian Ast das Zürcher Oberland zum Schweizer Woodstock. Wem das noch nicht reicht, dem hauen am heiligen Sonntag Alice Cooper und Judas Priest die Takte um die Ohren bis der Kopf sich dreht. Tja, that s Rock n Roll, Baby! RIO Fr. So. 19. 21. Juni, Hinwil H AN D COO K Mary J. Blige E D ST Y L E Kezz Extra C etwas dicke runchy Chips werden m portionsweis re Scheiben geschnitten it Schale in tiert. Raffini e in einem Kessel extra und danach oder Meersaert mit «Sweet Barbecu knusprig fritgut wie haus lz gewürzt, schmecken e» Mischung gemacht. sie dann so Fotos: Presse, Ross Halfin A Bronxtale Geboren am 11. Januar 1971 in der Bronx von New York hatte Mary J. Blige eine harte Jugend auf der Strasse. Sie verliess die Schule früh und fand allein in der Musik ihre Passion. Entdeckt von Puff Daddy arbeitete sie mit der Crème de la Crème des Hip-Hop wie Method Man, Ghostface Killah, Nas, DMX, Wyclef Jean und Busta Rhymes zusammen. Diese Frau hat etwas zu sagen. Zum Glück auch bei uns in der Schweiz. RIO Talk Roland Suter Präsident, St. Peter at Sunset «Das ganze Dorf Kestenholz ist irgendwie ins Festival involviert.» Herr Suter, was hatte Sie bewegt, das St. Peter at Sunset zu gründen? Ich träumte von einem Konzertabend mit Kerzenlicht und Sonnenuntergang mit dem Jura im Hintergrund unter dem mächtigen Lindenbaum neben der alt-ehrwürdigen Kapelle in Kestenholz. Das klingt nach einem ruhigen Abend für Geniesser, nicht nach Openair. Das macht unser Festival besonders. Die Gäste geniessen ein feines Essen bevor sie kurz vor Konzertbeginn an ihre reservierten Sitzplätze gehen. Was hebt es sonst noch ab? Das ganze Dorf ist irgendwie ins Festival involviert, alles wird von Musikbegeisterten ehrenamtlich mit viel Freude organisiert und durchgeführt, das spüren und schätzen unsere Gäste. Nach welchen Kriterien wird das Musikprogramm zusammengestellt? Wir möchten möglichst viele Musikrichtungen abdecken von Soul, Blues, Rock und Pop über Schlager zu Rap bis hin zu experimentellen Klängen. Nie fehlen darf der Evergreen-Abend mit einem Superstar aus den 80ern. Dieses Jahr sind wir stolz auf Lionel Richie. Was tun Sie während der Konzerte? In der Regel muss ich irgendwo eine Unklarheit bereinigen. Wenn der Funk einmal ruhig bleibt, begrüsse ich unsere Sponsoren und deren Gäste im VIP-Bereich und stosse auf einen wunderbaren Konzertabend an. SWA Mittwoch 8. Juli, Montreux Jazz Festival SCHWEIZER ILLUSTRIERTE event. 11

TITELSTORY Lenny Kravitz kommt mit sein em neuen Album «Strut» ans Montreux Jazz Festival und ans Moon and Stars Locarno «Ich mis che mich gern unter die Leute, w erde oft nicht erkannt» Er ist einer der vielseitigsten Musiker, hält sich aber aus den Schlagzeilen des Showbiz fern. Er gilt als Stilikone und eher als wortkarg. Lieber lässt er seine starken Songs sprechen. Trotzdem ist es SI event. gelungen, Lenny Kravitz zu einem Interview zu überreden. Interview Zeno van Essel Lenny, Sie haben uns letztes Jahr wieder einmal mit einem Meisterwerk überrascht: ihrem aktuellen Album «Strut». Wie schaffen Sie es, immer wieder so innovativ zu sein? Da steckt keine Absicht dahinter. Ehrlich gesagt, fielen mir die Songs zu «Strut» einfach ein. Ich war in einem kreativen Flow, so dass sich auf einmal dieses Album ergab. Es war ein organischer Prozess. Dabei hatte ich ursprünglich gar nicht vor, eine neue Platte zu machen. Sie arbeiten also nicht nach Konzept? Nein, das habe ich nie gemacht. Ich lasse mich von allem, was um mich passiert, inspirieren. Von den Menschen auf der Strasse, von der Natur, von Musik und Geräuschen, Foto: Warner Music die ich höre. Mir gefällt es, mit offenen Augen und Ohren durch die Welt zu gehen. Sie sind berühmt dafür, dass Sie mit den grössten Musikern der Welt wie Mick Jagger, Jay-Z, Stevie Wonder oder Pharell zusammen arbeiten. Kommt es auch vor, dass Sie mit ganz gewöhnlichen Musikern, Newcomern oder vielleicht sogar Amateuren jammen? Oh ja, in meiner Freizeit liebe ich es, das zu tun. Ich bin ein Mann von der Strasse. Und ich liebe es, Menschen von der Strasse zu treffen. Die sind mir genau so wichtig wie die bekannten Persönlichkeiten. Man kann sich kaum vorstellen, dass ein grosses Star wie Sie so nahbar ist. Muss man ein guter Freund sein, um Sie privat treffen zu können? Ich habe viele Freunde auf der ganzen Welt. Und ich mische mich gern unter die Leute. Oft werde ich dabei sogar gar nicht erkannt. Und das ist mir am liebsten. Stimmt. Bei Ihrem letzten Auftritt am Moon and Stars in Locarno stiegen Sie plötzlich von der Bühne herab und sangen einige Songs vom Balkon einer Privatfamilie, die an der Piazza wohnt... Ja, ich erinnere mich. Ich liebe die Stimmung in Locarno. Es ist eine einzigartige Location. Man würde Ihnen diese Nahbarkeit gar nicht zutrauen. Auf Fotos tragen Sie oft eine Sonnenbrille und wirken dadurch eher etwas distanziert. Warum? Es stimmt: Die Sonnenbrille ist ein Mittel, meine öffentliche Person von der privaten etwas abzuschotten. Aber ich mache das nicht aus Prinzip. Es gibt auch Fotos von mir ohne Brille. Und egal, ob ich Brille auf habe oder nicht: Mein Herz ist immer offen! Sie sind 50 Jahre alt. Sind mit der Zeit Ihre private und die öffentliche Person nicht immer mehr zusammengewachsen? «Ich weiss meistens ziemlich genau, was ich will. Ganz, wie es die Intuition mir sagt.» Lenny Kravitz Mo 13. Juli Montreux Jazz Festival; Di 14. Juli Moon and Stars Locarno Ich weiss es nicht. Ehrlich gesagt, mache ich mir darüber keine Gedanken. Genau so wenig wie übers Älterwerden. Wie halten Sie sich fit? Mein Körper ist mein Tempel. Ich versuche es mit ihm zu machen wie mit der Musik: Ich gebe nur das Beste hinein, trage ihm Sorge und versuche, diszipliniert zu sein. Es wäre so einfach, herumzuhängen, einen Joint zu rauchen und sich gehen zu lassen. Aber das führt am Schluss nicht zum Ziel. Nicht was den Körper betrifft und nicht in der Musik. Sind Sie ein Purist? Das würde ich nicht so sagen. Aber ich weiss meistens ziemlich genau, was ich will. Es kann sein, dass ich manchmal eine schnörkellose Linie verfolge. Aber es kommt auch vor, dass ich in bestimmten Situationen das überladene Chaos liebe. Ganz, wie es die Intuition mir sagt. Haben Sie eine zentrale Botschaft in Ihrer Musik? Ich denke, wenn man alles auf einen Nenner bringen müsste, geht es immer um Liebe. Sie kommen in diesem Sommer wieder in die Schweiz, treten am Montreux Jazz Festival und am Moon and Stars auf. Was für eine Beziehung haben Sie zur Schweiz? Ich habe die Schweiz immer geliebt. Schon ganz am Anfang meiner Karriere im Jahr 1989 fand ich das Land und die Leute sehr cool, entspannt und offen. Ich habe viele Freunde in der Schweiz, die ich ab und an auch privat treffe. Die Schweiz ist für Sie also nicht nur Durchgangsland auf Ihrer Welttournee? Nein, ich fühle mich der Schweiz und den Menschen in der Schweiz echt verbunden. Was ist Ihr Lieblingsort auf der Welt? Das kann ich nicht sagen. Es gibt es so viele schöne Orte. Und jeder Ort hat etwas Besonderes zu bieten, wenn man die Sinne öffnet. Was sind Ihre nächsten Projekte? In Los Angeles habe ich in der Leica-Galerie gerade meine erste Fotoausstellung eröffnet. Ich bin ein «Leica M-P Correspondent» und habe auf meinen Reisen durch die Welt viele Bilder eingefangen. Diese sind auch in einem Bildband namens «Flash» erschienen. Und auch mit meiner Lenny Kravitz Design Company mache ich einige schöne Projekte. Zum Beispiel? Für ein Hotel in Toronto gestalten wir das gesamte Konzept der Inneneinrichtung. Gleichzeitig arbeiten wir an der Entwicklung einer neuen Linie von Einrichtungsgegenständen. Sie sind also nicht nur Musiker, sondern auch Geschäftsmann? Ja, auch ich muss manchmal ans Business denken und Entscheide treffen. Aber ich ziehe es vor, mich bei meinen Projekten vor allem auf den kreativen Part zu konzentrieren. Fürs andere habe ich ein gutes Team. 12 SCHWEIZER ILLUSTRIERTE event. SCHWEIZER ILLUSTRIERTE event. 13

CIRCUS Die Jüngsten der Schweizer Circus-Dynastie Auf grossen Spuren Die Jüngsten der Dynastie der Schweizer Circusfamilie Knie sind die Lieblinge des Publikums. Im neuen Programm des Schweizer National- Circus spielen sie bereits wichtige Rollen. So lebt die reiche Tradition immer weiter. Text Zeno van Essel Die Kleine macht ihre Sache schon ganz grossartig: Mit dem Dressurstock in der Hand stapft sie durch die Manege, verbeugt sich vor dem Mini- Shetlandpony und bringt es zum Steigen. Zum Dank küsst sie ihm die Stirn. Ein Zauber- Moment im neuen Programm des Circus Knie: Chanel Marie, die vierjährige Tochter von Géraldine Knie und Maycol Errani erobert die Herzen der Zuschauer im Sturm. Und mit so viel Selbstverständlichkeit und Selbstbewusstsein, dass sogar ein Circus-Laie ihr die grosse Tradition, der sie schon in ihren jüngsten Jahren nachfolgt, staunend und bewundernd ansieht. Kaum kann sie laufen, tritt die süsse Chanel Marie schon die grossen Fussstapfen, die ihr Urgrossvater Fredy Knie für ihren Lebensweg vorgespurt hat: Pferdedressur in höchster Perfektion. Sie ist zum Markenzeichen des Circus Knie geworden. Die hohe Kunst der künstlerischen und partnerschaftlichen Zusammenarbeit von Mensch und Tier ist über acht Generationen oder mehr als 80 Jahre gewachsen und immer weiter entwickelt worden auch wenn es um die faszinierenden Ins zenierungen mit asiatischen Elefanten geht. Auch hier zeigt die jüngste Knie-Generation um Chris Rui, Linna und Franco Knie jun., dass sie die Familientradition der Knies nicht nur fortsetzt, sondern auch mit neuen Elementen anzureichern versteht. Circus Knie Jetzt auf Schweizer Tournee Daten im Eventguide Chanel Marie Knie, die vierjährige Tochter von Géraldine Knie, mit ihrem Mini-Shetlandpony. Franco Knie jun. mit seiner Frau Linna und Sohn Chris Rui und den Elefantendamen Delhi und Ceylon. Fotos: Circus Knie Traditionelle Kunst und generationenübergreifende Artistik als Familienbetrieb. Was für eine erstaunliche Leistung ist es, ein solches Unternehmen in der heutigen Zeit mit Leben zu füllen und kommerziell erfolgreich zu halten! Während im Leben ausserhalb des Chapiteaus und der Manege der Trend dahin geht, dass jeder ganz nach seinen persönlichen Wünschen und Fähigkeiten einer Karriere nachstrebt und dabei mehrmals die Arbeitsstelle wechselt, ist im Circus das Leben von einer alten Tradition vorgeprägt: Man wird in eine Welt hineingeboren, die einerseits alle kreativen Horizonte öffnet, in der aber andererseits alles sehr eng beieinander liegt: Oma und Opa, Onkel und Tanten, Cousinen und Cousins, Nichten und Neffen und Geschwister leben für eine lange Periode im Jahr quasi gemeinsam unter einem Zeltdach. Sie wohnen zwar in verschiedenen Wohnwagen, sind sich aber dennoch sehr nah: Sie essen häufig gemeinsam, versorgen zusammen die Tiere und trainieren miteinander. Ihre grösste Gemeinsamkeit ist natürlich die Aufführung. Circuskinder erleben von klein auf, wie die Erwachsenen trainieren und üben. Sie lernen ganz nebenbei vom Zuschauen und Nachmachen und wachsen über Generationen in die Rolle hinein, die ihnen die Tradition vorgibt. In den grossen Circusfamilien wie jene der Knies werden Talente so über Generationen weiter vererbt. Es erfordert viel Respekt, Disziplin und nicht zuletzt auch Verzicht, als Circuskind aufzuwachsen. Trotzdem kommt es nur sehr selten vor, dass Kinder, die in eine Circusfamilie hineingeboren werden, sich als Erwachsene für einen anderen Beruf entscheiden. Magische Anziehungskraft Die Begeisterung und das Engagement aller Generationen der Familie Knie, in einem schnelllebigen, nach modernen Trends und digitalem Lifestyle orientierten Land wie der Schweiz die alte, seltene Kunst des Circus jedes Jahr mit neuem Leben zu füllen, ist nicht hoch genug einzuschätzen. Der Circus Knie zeigt auch in seinem neuen Program «phénoménal», dass gerade in der heutigen Zeit, in der ein schillerndes Showspektakel das andere zu übertreffen sucht, die klassische Form der Unterhaltung, wie sie im Circus nicht nur «Ein sanfter Generationenwechsel, der den Circus Knie für junge Ideen öffnet, ohne dass die Tradition verloren geht» gezeigt, sondern auch gelebt wird, das Publikum magisch anzuziehen vermag. Internationale Top-Artisten Zum 97. Mal geht der Schweizer National- Circus Knie dieses Jahr auf Tournee. Klar, dass da auch immer ein Hauch von Nostalgie mitschwingt, wenn Erwachsene unterm Chapiteau ihr Lachen aus Kindertagen wieder entdecken. Doch genauso wichtig ist, dass die Familie Knie es schafft, den Circus immer wieder zu erneuern. Zum Beispiel durch die Einbindung von Gaststars wie dieses Jahr den US-amerikanischen Clown Rob Torres und den schweizerisch-italienischen Bauchredner Willer Nicolodi mit seiner vorlauten Maus. Dazu kommen 42 preisgekrönte Spitzenartisten aus acht Ländern, die für Spektakel sorgen. Mit der Truppe Sokolov und dem Duo Desire of Flight sind sogar beide Gewinner des Internationalen Zirkusfestivals in Monte Carlo 2014 im Knie-Programm vertreten. Knie-Familie als Show-Highlight Zusammengestellt wird das gesamte Programm von Géraldine Knie, die nicht nur in der Manege eine spielerische Nummer mit Der schweizerischitalienische Bauchredner Willer Nicolodi bringt Alt und Jung mit seiner vorwitzigen Maus zum Lachen. Vollblutarabern zeigt, sondern auch die Leitung immer mehr inne hat. Auch hier vollzieht sich sanft ein Generationenwechsel, der den Circus Knie öffnet für junge Ideen, ohne dass die reiche Tradition verloren geht: Die Nummern der Eltern Mary-José und Fredy Knie sind die grossen Highlights im Programm. Dies auch, weil Fredy Knie dem Publikum die Grundausbildung seiner vier Andalusier erläutert, die erst seit Winter 2014 dabei sind. Géraldines 13-jähriger Sohn Ivan Frédéric zeigt, dass die Pferdedressur auch in Zukunft in besten Händen ist: Die Hohe Schule, die er zeigt, ist ihres Namens würdig. Das neue Plakat des Circus Knie zum diesjährigen Programm «phénoménal». 14 SCHWEIZER ILLUSTRIERTE event. SCHWEIZER ILLUSTRIERTE event. 15

FECHTEN Max Heinzer ist der beste Fechter der Schweiz Wie Tell in der Hohlen Gasse Wenige Kilometer von der Hohlen Gasse in Immensee am Zugersee wuchs er auf und lebt er noch heute: Degenfechter Max Heinzer (27). Der beste Schweizer Fechter Max Heinzer ist Patriot und möchte an der Heim-EM im Juni in Montreux ein guter Gastgeber sein. Hauptziel ist die Qualifikation für die Olympiade 2016 in Rio de Janeiro. Interview Mario Wittenwiler Fotos Nico Schaerer Gilt es an der Heim-EM wie zu Zeiten Wilhelm Tells die bösen Österreicher zu schlagen? Österreich nimmt im Fechten eher eine Nebenrolle ein. Unsere Hauptkonkurrenten sind die Franzosen und Italiener. Sie sind in Immensee im Kanton Schwyz aufgewachsen. Hier soll in der Hohlen Gas se Tell den fremden Vogt Gessler erschossen haben. Sind Sie Patriot? Ich starte gerne für die Schweiz und habe Fecht EM Sa 6. bis Do 11.6. Music & Convention Center Montreux Hühnerhaut wenn die Schweizer Hymne gespielt wird und singe diese auch mit. Wahr oder Vorurteil: Der Innerschweizer ist konservativ und wählt SVP. Als Sportler sollte man sich nicht allzu politisch äussern. Ich bin ein weltoffener Mensch, bin weitgereist und habe Freunde auf der ganzen Welt. Und freue mich, wenn ich bei diesen herzlich empfangen werde. Umgekehrt sind wir in Montreux Gastgeber und sollten diese Rolle mit der nötigen Gastfreundschaft ausüben. Geht man als junger Innerschweizer nicht eher ins Schwingen als ins Fechten? Ich war leider noch nie an einem Schwingfest. Das Kämpfen gegeneinander mit einem Stecken im Wald hat aber jeder Bub in sich. Mich faszinierten Piratenfilme. Und ich hatte das Glück, dass es im Nachbardorf Küssnacht einen Fechtclub gab. Mein älterer Bruder probierte es, und ich eiferte ihm 5-jährig nach. Piraten fechten aber mit einem Säbel! Das wäre das richtige Instrument für Sie! Säbelfechten ist in der Schweiz nicht sehr po- pulär. Piratenfechten ist Showfechten. Ein Pirat wäre im Kampf gegen einen Sportfechter wohl in wenigen Sekunden tot. Mit De gen hat man ja früher Duelle ausgefochten. Ui, ist Sportfechten denn gefährlich? Nein, beim Degenfechten zählt zwar der ganze Körper als Trefferfläche. Gegen Verletzungen tra gen wir Schutzkleidung aus Baumwolle oder Nylon, einen Helm mit einem Stahlgitter sowie einen gepolsterten Handschuh an der Fechthand. Bereits bei einem Druck von mehr als 750 Gramm löst die Degenspitze ein elektronisches Signal aus, und man erhält einen Punkt gutgeschrieben. Sie haben einen aggressiven Kampfstil, Ihre Spezialität sind Sprungangriffe. Und Sie fahren das Auto eines Ihrer Sponsoren, einen Jaguar. Wir hätten ein Kampfnamen für Sie: «Der Jaguar». Danke, aber ich habe schon einen: «Mäxe»! O. K., Mäxe, in Montreux gilt es nun, den Team-Europameistertitel zu verteidigen! Genau. Der Einzelwettkampf ist unberechenbarer, ein Kampf geht auf 15 Trefferpunkte und dauert maximal drei mal drei Minuten. Der Teamwettkampf geht über 45 Punkte, man fechtet bis zu einer Stunde lang, der Fa- «Ein Pirat wäre im Kampf gegen einen Sportfechter wohl in wenigen Sekunden tot.» vorit setzt sich meistens durch. Die Olympiaqualifikation funktioniert unter anderem über die Teamweltrangliste, deshalb ist es wichtig, dass wir an der EM gut abschneiden. Da könnten Ihnen die Kollegen mit einem schwachen Auftritt ja schön die Tour vermiesen. Ich bin nicht der einzig starke Fechter der Schweiz. Wir wurden zuletzt drei Mal hintereinander Team-Europameister. Ich kämpfe zudem als letzter und könnte einen Rückstand aufholen. Ich übernehme gerne Verantwortung. 13 Wochen lang Nummer 1 der Fecht- Weltrangliste, aktuell die Nummer 4: Max Heinzer hat einen Bachelor in Sport an der Uni Basel und ist zu 50 Prozent Zeitsoldat bei der Armee. Wieviel beim Fechten ist Kopfsache? Schwierig in Zahlen auszudrücken, aber es ist ein sehr relevanter Teil. Etwas überspitzt: 90 Prozent ist psychisch, der Rest ist Kopfsache! Kann man Killerinstinkt trainieren? Schwierig. Ich bin ein Turniertyp. Ich gebe nie auf und kann mich aus den schwierigsten Situationen wieder nach oben kämpfen. Ist der Bieler Marcel Fischer, Olympiasieger von Athen 2004, ein Vorbild für Sie? Ja. Er zeigte mir, dass es auch als Schweizer Fechter möglich ist, grosse Titel zu gewinnen. Aber Fechten ist ein unberechenbarer Sport. An den olympischen Spielen 2012 in London holte keiner der ersten zehn der Weltrangliste eine Medaille. Ihr 12. Rang war für Sie persönlich eine Enttäuschung. Suchten Sie deshalb die Hilfe eines Sportpsychologen auf? Ich verlor nach einem guten Kampf gegen den späteren Sieger. Darum geht das für mich in Ordnung. Mit dem Sportpsychologen Jörg Wetzel arbeite ich wie mit meinem Fitnesscoach bereits seit 2010 zusammen. Heim-EM TITELVERTEIDIGER Zum zweiten Mal nach der WM 1998 in La Chaux-de-Fonds findet vom 6. bis 11. Juni in Montreux ein Fechtgrossanlass in der Schweiz statt. Der Fechtverband Swiss Fencing macht sich damit zum heurigen 100-jährigen Bestehen selbst ein Geburtstagsgeschenk. Die Schweizer mit Max Heinzer sind amtierende Europameister in der Teamwertung. 16 SCHWEIZER ILLUSTRIERTE event. SCHWEIZER ILLUSTRIERTE event. 17

GOODNEWS.CH POP Jessie J die neue Königin des Pop Nobody s perfect so what? SA 06.06.15 14.45 EXPOPARK NIDAU BIEL DI 16.06.15 18.30 AFG ARENA ST.GALLEN BONAPARTE PARTNER TICKETPARTNER VERANSTALTER Fotos: George Holz Sie gehört zu den erstaunlichsten Musikerinnen der Popszene: Ihre Songs sind Ohrwürmer, ihre Stimme hat Power, ihre Bühnenpräsenz ist stark und selbstbewusst. Jessie J die neue Madonna? Text Anna Psenitsnaja Er ist der Ohrwurm-Refrain schlechthin: «It s not about the money, money, money...» und stammt aus dem Song «Price Tag», dem ersten grossen Hit der britischen Sängerin und Songschreiberin Jessie J. Mit ihm eroberte die gebürtige Londonerin zum ersten Mal die Charts der Welt. Seither sorgt Jessie J ständig für neue Hits wie «Bang, Bang» oder «Masterpiece» und begeistert mit ihrer fröhlichen Art und ihrer musikalischen Professionalität sowohl Fans wie auch Branchenkenner und Journalisten. Wer ist Jessie J? Jessica Ellen Cornish wächst im Londoner Stadtteil Redbridge auf. Schon früh weiss sie, dass sie Sängerin werden will und sucht Möglichkeiten, ihr Talent zu beweisen. In einem Schul-Musical darf sie nicht mitmachen, weil ihre Stimme zu laut ist. Doch eine weitere Chance ergibt sich, als sie in Andrew Lloyd Webbers West-End-Musical «Whistle Down the Wind» eine Rolle übernehmen darf. An der angesehenen Brit School studiert sie zusammen mit Grössen wir Adele und Leona Lewis und macht danach in der Girl-Group «Soul Deep» mit. Es stellt sich heraus, dass sie nicht nur eine begabte Sängerin, sondern auch eine äusserst talentierte Songschreiberin ist. So führt sie ihr Jessie J Freitag 5. Juni X-Tra Zürich Selbstbewusst mit Stil und Charme: Jessie J gehört zu den stärksten Performerinnen des Popbusiness. Weg nach Los Angeles, wo sie als Songwriterin Karriere macht. Was ist die Faszination von Jessie Js Musik? Das Fräuleinwunder aus England wird in der Musikszene der amerikanischen Westcoast schnell sehr beliebt. Denn sie schafft es, in ihren Songs die verschiedensten Genres wie Soul, Pop, R&B und Hip-Hop in einer einzigartigen Art zu kombinieren. Und zwar, weil ihr Songschreiben aus der Tiefe ihrer Seele kommt: Musik hat ihr immer geholfen, mit ihren Gefühlen und den Irrungen und Wirrungen des Lebens zurecht zu kommen. So gab sie einmal zu, dass das Lied «Nobody s Perfect» von ihrem ersten Album «Who You Are» ihr Lieblingslied sei, um live auf der Bühne zu performen: «Jedesmal, wenn ich es singe, fällt mir der Moment ein, in dem ich es geschrieben habe», so Jessie J. «Ich fühlte mich eher unsicher. Und ich finde es wichtig, dass man in der Musik nicht nur seine Stärken beschreibt, sondern auch seine Schwächen. Nobody s perfect. Und ich bins ganz bestimmt nicht.» Eine Künstlerin mit vielen Facetten So vielseitig Jessie Js Sound, so bunt und facettenreich sind ihre Videos und Bühnenshows. Dabei scheut sie sich nicht, ihr Gesicht zur Grimasse zu verziehen, wenn dies dem Ausdruck des Gesangs hilft. Manchmal sind ihre Lippen glamourös mit Glitter bemalt, dann wieder zeigt sich Jessie J ganz ungeschminkt. Über Instagram teilt sie mit ihren Fans private Momente, die einen spannenden Einblick in den Alltag einer spannenden Persönlichkeit bieten: Eine starke, schöne Frau, die mit ihrer Musik Herz und Seele berührt wie Madonna damals in den 80er Jahren! SCHWEIZER ILLUSTRIERTE event. 19

SOUNDTÜFTLER Der Mann, der Frankreich dazu brachte, live Berndeutsch mitzusingen, ist wieder am hexen. Diesmal hievt er sperriges Material auf die Bühne und steht heftig unter Strom. Stephan Eicher spricht über seine Automaten, warum die eine Dummheit sind, und weshalb er es trotzdem macht. Interview Selina Walter Stephan Eicher und die Automaten Der Dirigent der Maschinen Stephan Eicher 13.5. BE; 15.5. ZH; 16.5. BS; 19.5. LU; 1. Juli, St. Peter at Sunset Kestenholz SO Fotos: Presse Stephan Eicher, Sie bringen eine Geräuschkulisse im wörtlichen Sinne auf die Bühne: Maschinen, Klangmacher, Instrumente, die sich zu einem Orchester vereinen die Automaten. Woher kam diese Idee? Erstens wollte ich das Gegenteil machen von der Symphonie mit 100 Musikern, wie ich sie letztes Jahr in Montreux spielte, das heisst alleine. Zweitens hat mich mein Tournee-Organisator aufgefordert, wieder solo aufzutreten. Drittens sah ich den Film «The Sound of Belgium», in der eine Fabrik vorkam, die Orchestrions baut, das sind Maschinen, die selbst Musik machen, zu der die Arbeiter der belgischen Vorort-Discos tanzten. Viertens lernte ich einen Magier kennen. Und der hat diese akustischen Maschinen verzaubert und belebt? Nicht ganz. Ich habe diese Orchestrion-Fabrikanten angefragt, ob sie diese Maschinen nicht moderner bauen könnten, und der Magier hat mir gezeigt, wie man alles so aussehen lassen kann, als sei es ganz einfach. Ihre Automaten erinnern mich mit ihrer Sperrigkeit und wie sie sich so von alleine und geräuschvoll bewegen an Werke von Jean Tinguely. Merci vielmal! Ich habe ihn leider nie persönlich kennenlernen dürfen, aber jemand sagte mir mal, ich erinnere ihn an Tinguely, mit meinem Akzent im Französischen, wie ich mit den Händen rede und vielleicht auch wegen meiner Gesichtsbehaarung. Dann bin ich diesem Tinguely nachgegangen und das ist ganz ein wichtiger Einfluss. Ich möchte das noch unterstützen, ich bin noch am Entwickeln von Instrumenten. Wie geht das? Ich gehe vom Sound aus, den ich suche. Dann überlege ich, wie man das umsetzen könnte mit diesen belgischen Orchestrion-Erfindern, die heissen Decap und sind noch verrückter als ich. Die machen dann aus meiner Idee zum Beispiel eine Orgel, aber so richtig gross und schön. «Am Ende explodiert alles. Das ist ein gefährlicher Effekt. Aber für das Publikum natürlich absolut harmlos.» Stephan Eicher hält die Fäden seiner akustischen Automaten präzise in den Händen. Dann kommt noch das Magische hinzu, wie der Zauberlehrling dirigieren Sie die Tasten des Pianos. Das frisst mich dann am Schluss. Die Magie ist am Ende stärker. Auf jeden Fall. Faszinieren Sie Zauberer? Hexen sind mir lieber. Ich habe allerdings zwei Instrumente des Erfinders Nikolai Tesla umgebaut, der hatte zu seinen Lebzeiten (1856 1943) Dinge wie elektrische Motore und kabelfreien Strom vorweggenommen. Er hatte auch für Zauberer gebaut. Diese Papiere sind jedoch unauffindbar. Um die Tricks geheim zu halten. Genau. Zauberer verraten vielleicht, wie sie diese Blume da verschwinden lassen, aber wie sie in Ihre Handtasche kommt, das ist das so genannte «Prestige» und das findet man in keinem Buch. Tesla baute viele Prestiges. Hightech im Hintergrund, sichtbare Maschinen aus einer anderen Zeit. Mögen Sie Widersprüche? Ich ziehe Energie aus Widersprüchen. Ich bin ja Musiker, nicht Politiker. Wie lange haben Sie an «Hemmige» getüftelt, bis sie mit den Automaten funktionierten? Das lässt sich nicht zeitlich berechnen, es ist eine unendliche Arbeit. «Hemmige» hat sich entwickelt, es ist das letzte Stück, da explodiert alles. Aber es geht nichts wirklich kaputt, es ist nur ein Effekt? Es ist ein gefährlicher Effekt. Und Sie bleiben auf der Bühne während der Explosion? Nein, sind Sie verrückt? Aber fürs Publikum ist der Effekt harmlos. Gut. Als Künstler ist man ja immer im Experimentier-Prozess drin. Mögen Sie das, dieses Ausprobieren, Verwerfen, Drehen? Ich liebe es. Es ist berauschend. Da sind wir dann wieder beim Zauberer im Labor. Ich komme auch oft mit schwarzem Kopf raus. Vor allem diese Tesla- Coils sind gefährlich, die machen 250000 Volt. Wenn ich lange mit denen arbeite und dann eine Neonröhre anfasse, kann die leuchten. 20 SCHWEIZER ILLUSTRIERTE event. SCHWEIZER ILLUSTRIERTE event. 21

crbasel Als Visa und MasterCard Karte erhältlich. Giulia Steingruber Kunstturnerin Der Spezialist für Kredit- und Prepaidkarten. cornercard.ch Fotos: Presse Da dürfen Sie keine «Hemmige» haben. Warum haben Sie eigentlich dieses Stück von Mani Matter damals ausgewählt? Ich komme aus dem Punk. Dort mag man es, wenn das Publikum reagiert. Mit Noise Boys hatten wir es mit Bohrmaschinen aggressiv gemacht. Dann funktionierte das nicht mehr. Man kann irgendwann Hühner köpfen auf der Bühne, und das wird normal. Dann fand ich raus, was wirklich nervt: Schweizerdeutsch singen. Und ich bin ein guter Dieb. Aber ich habe dann auch gemerkt, dass es Volkslieder gibt, die mich berühren, wie das Guggisberglied. Was hat der Kanton Bern, was die anderen nicht haben, dass da so viele Musiker herkommen? Es hat «äuä» mit den Frequenzspektren von diesem Dialekt zu tun. Und jetzt mache ich vielleicht einen grossen Bogen aber in der Kunst gab es doch diesen Kasimir Malewitsch, der dieses schwarze Quadrat gemalt hatte. Das war damals ein Skandal. Heute sagt man, der sei ein Genie gewesen. Aber das stimmt so nicht, es gab ganz viele tolle Künstler, die sich damals dort trafen und diskutierten und Malewitsch hatte einfach den Mut, das zu machen. Aber das ist nicht allein aus ihm heraus entstanden. Jede Erfindung auf dieser Welt machen wir gleichzeitig zusammen. Sie entstehen zumindest auch durch äussere Einflüsse. Mein Beweis für die These ist: Wenn man allein Musik hört, ist das ein ganz anderes Erlebnis als mit vielen Leuten. Zwischen denen passiert etwas, darum sind auch die Konzerte nie verschwunden. Heute geht der Austausch unter den Leuten durch die Globalisierung vielleicht fast zu schnell. Der Raum, in dem wir hier sitzen, könnte gerade so gut in Oslo statt in Zürich sein, das ist auch ein bisschen schade. Aber das Brückenbauen zwischen den Leuten ist ja eben auch bereichernd, Sie sind ja auch ein Pontifex über den Röstigraben. Pontifex! Das habe ich schon lange nicht mehr gehört! Das ist ein guter Name, wenn ich wieder mal eine Meersau habe. Darf man das nicht sagen, Pontifex? Doch, doch! Das Wort wird gebraucht. Bei den Brückenbauern mag ich diese Regel der Römer: Der Brückenbauer musste, wenn die Brücke fertig war, danach eine Woche darunter schlafen. Stellen Sie sich mal vor, analoge Regeln gäbe es heute bei den Bankern! «Unser Problem wird die maschinelle Intelligenz. Aber vielleicht wird gerade das uns zum Menschen machen.» Dem lauten Schlag einer Trommel folgt ein leiser Ton der Orgel. Stephan Eicher beim Experimentieren. Sofort einführen! Aber ich möchte doch nochmals auf die Röstigrabenbrücke zu sprechen kommen. Sie haben mit Ihrem schweizerdeutschen und französischen Repertoire da schon ewas geleistet. Ich habe es so gehasst, dieses Französischlernen, dass ich heute mein Geld damit verdiene. Dann hat sich meine erste grosse Liebe in Paris noch in einen Franzosen verliebt. Wegen diesen schlechten Erfahrungen musste ich «Les Filles du Limmatquai» schreiben, um mich über die Sprache lustig zu machen. Dann hat das diesen Franzosen gefallen. Und ich habe mit der Zeit eine Zärtlichkeit für diese Kultur entwickelt. Heute kann ich sagen: Zum Glück hatte man mich genervt mit Französisch. Das Dümmste wäre es, in diesem Land das Französisch in der Schule zu streichen. Die Streitfrage, ob man mit dem Schulfranzösisch Grenzen überbrückt oder erst recht schafft. Aber es kann sich doch auch lohnen, Grenzen zu überschreiten? Das kann man mit der Globalisierung ja kaum noch. Ich werde es nicht mehr erleben, wie daraus etwas Positives wird. Am Ende macht der Mensch immer etwas Positives, weil er nicht leiden will, sondern das Glück sucht. Aber es gibt viele Gründe für skurrile Menschen, die uns daran hindern, und wir hindern uns auch selbst. Das ist eine komplexe Geschichte, in der ich nicht viel mehr machen kann als eine riesige Dummheit: Auf die Bühne stehen mit Automaten. Unser Problem wird die maschinelle Intelligenz. Aber vielleicht wird gerade das uns zum Menschen machen. Aber was ich mache, ist dumm. Weil Sie die Menschen durch Maschinen ersetzen? Genau. Ist es nicht schlimmer, wenn Menschen zu Maschinen werden? Ja, Menschen, die sich nicht mehr am Frühling freuen können und ihre Smartphones streicheln, als wäre es ein sexuell stimulierbarer Hamster. Aber wenn das mit den Automaten eine Dummheit ist, warum tun Sie es dann? Weil mich die Frage interessiert, warum uns Drehorgeln, Musikdosen und Spieluhren beruhigen, das sind ja ganz mechanische Klänge. Vielleicht nehmen diese Töne unsere Zukunft voraus? Ich weiss es nicht, aber ich will es wissen, darum mache ich diese Tournee. SCHWEIZER ILLUSTRIERTE event. 23

REPORTAGE Fix und fertig: Stefanie lässt sich bei Canal 3 aufs Sofa fallen. Zwischenstopp im Supermarkt: Früchte kaufen. Weiter gehts nach Zofingen. Beim Bieler Canal 3 im Gespräch mit Moderatorin Ann Moser. Ein Tag unterwegs in der Schweiz mit Stefanie Heinzmann Stefanie on Tour Stefanie Heinzmann 16.7. Gurtenfestival Bern; 9.8. Stars in Town Schaffhausen; 22.8. Openair Gampel Irgendwann ist Schluss mit «Lächeln». Ihre Musik ist so echt und direkt wie sie selbst: Stefanie Heinzmann ein Star mit Bodenhaftung. Sie ist ein Star. Nicht nur in der Schweiz, auch in Deutschland. Ihre Musik stürmt die Charts. Doch auch Stefanie Heinzmann muss das Publikum immer wieder neu erobern. Ein harter Job. Text und Fotos Zeno van Essel Ausschlafen. Ein aufbauendes Fitness-, Wellness- und Beauty-Programm. Ein paar lockere Interviews. Limousinenservice zum Gig. Und dann ein bisschen Singen unter Fans und Freunden. Traumjob Popstar? So sähe er vielleicht im Märchen aus. Die Realität ist anders: Fünf Uhr morgens aufstehen. Erster Flug von Hamburg nach Zürich. Zwei Stunden Autobahn nach Münsingen. Kaffee aus der Thermoskanne. Ein trockenes Sandwich. Soundcheck. Dann Aufritt in einer Lagerhalle bei der Kern AG, deren Belegschaft bei Radio Bern 1 ein Firmenkonzert mit Stefanie Heinzmann gewonnen hat. Glamour ist anders. Doch die Stimmung könnte nicht besser sein. Gerade hier auf dem kühlen Betonboden vor 25 Zuhörern zeigt Stefanie Heinzmann ihre wahre Stärke. Sie gibt alles, als sei sie im Hallenstadion. Was für ein tolles Konzert! Alle singen und klatschen mit: Zugabe! Das werden die Maschinenbauer aus Münsingen nie vergessen. Für Stefanie ists die erste Etappe an einem hektischen Tag. Während ihre Band die Instrumente einpackt, düst sie weiter nach Biel. Ein Radio-Interview bei Canal 3 steht an. Im Studio lässt sich Stefanie erschöpft aufs Sofa fallen. Doch Moderatorin Ann Moser wartet schon. Kaum sind sie auf Sendung, ist Stefanie wieder voll da. Witzig, spritzig, spon tan manchmal auch nachdenklich. Wie schafft sie das bloss: Ständig unterwegs, wenig Schlaf, und doch immer gute Laune, wenn es drauf ankommt? «Ich bin sehr dankbar, dass ich das alles machen kann», sagt Stefanie. «Dies ist mein Traumjob! Und über Firmenkonzert bei der Kern AG in Münsingen. Stefanie lässts in der Lagerhalle feste krachen. Auf der A1 in Richtung Biel unterwegs. Zu Gast beim Team vom Zofinger Tagblatt. Ruhepause im Auto vor dem Gig in Solothurn. Stefanie bringt Stimmung in die Penthouse-Bar. Mit Radio-32-Moderator Stefan Frank bei «Talk n Show». Geduldig bis zum Schluss: Autogramme sind beliebt. Das Publikum gibt Standing Ovations. Geschafft: Stefanie und ihr Bruder und Manager Claudio im Hotellift. «Ich bin sehr stolz auf mein neues Album Chance Of Rain.» mein neues Album Chance Of Rain zu reden, macht mir grosse Freude, denn ich bin sehr stolz darauf». Da ist sie nicht allein: Alle, die Stefanies neue Musik hören, sind begeistert. Auch die Journalisten des Zofinger Tagblatts, bei dem Stefanie fürs Radio und Web- TV Red und Antwort steht. Die Nachmittagssonne drückt. Im heissen Auto übermannt Stefanie der Schlaf. Bis Solothurn sinds 50 Minuten. Ruhe vor dem Sturm: «Talk n Show» von Radio 32 wartet schon. Die Band ist auch da. Und das Publikum. Stefanie gibt noch einmal alles. Standing Ovations. Autogramme. Schluss für heute. Morgen gehts im gleichen Rhythmus weiter. That s Rock n Roll. 24 SCHWEIZER ILLUSTRIERTE event. SCHWEIZER ILLUSTRIERTE event. 25

NEWCOMER Die exklusive Zukunfts-Top-Nine der event.-macher Vor uns der Weltruhm Die event.-macher haben sich umgehört, Geheimtipps gesammelt, angehört, ausgetauscht und die interessantesten ausgewählt. Neue Töne und Gesichter, ohne die die Zukunft nicht stattfindet. Diese Newcomer jetzt entdecken! Das Ohrakel Wilde Französin SoKo Bordeaux ist nicht Nabel der Welt, nicht mal von Frankreich, Hauptstädter rümpfen ob der Mini-Metropole die Nase. Auch SoKo wars mit 16 zu eng, sie zog erst nach Paris, später nach L.A. Stéphanie Sokolinski alias SoKo erfand sich als Sängerin schon öfter neu. Ihr aktuelles Album ist eine Mischung aus sanftem Electro-Punk und 80er Jahre New Wave. Musikalischer Halluzinations-Trip! RIO Aktuelles Album «My Dreams Dictate My Reality» Gothic Rock Unverfrorene Realistin Nadine Shah Nicht einzufangen Sissy Fox Lugano ist das Zuhause der halbkenianischen Füchsin, die mit ihrer Stimme, weich und kühl wie Winternebel, auffordert, man solle sich seine eigene Apokalypse aussuchen. Sissy Fox spricht dabei vom täglichen Untergang der gestrigen Kreation eines jeden und dem Druck, sich für heute noch besser zu entwerfen. Die Füchsin gibt sich nicht mit dem zufrieden, was Mausklicks kreiert haben. Ihre Antwort auf diesen Grössenwahn, «das narzistische Fundament unserer Zeit», lautet mit Synthies, Drums und Posaune: «Skip the Universe». SWA Pakistan und Norwegen sind die Heimatländer ihrer Eltern. Nadine Shah selbst wuchs in einem Dorf in Nordostengland auf. Ihr Debütalbum heisst «Love your Dum and Mad» und bezieht sich auf die Selbstmorde zweier junger Männer ihres engen Freundeskreises. Auch der Zweitling «Fast Food» ist keine Ansammlung fröhlicher Gefühle. «Es geht um kurzlebige, intensive, komplizierte Beziehungen», erklärt die abgeklärte Künstlerin. Sie lehnt die romantisierte «perfekte Liebe» ab, lässt aber auch keinen Raum für Selbstmitleid. Die brutale Ehrlichkeit passt zum Sound, der nicht zum Kuscheln, sondern mehr zum Aufwachen ist. Das Talent wurde von der gnadenlosen Vivienne Westwood bereits engagiert. Gar nicht ohne. SWA 21.5. Zürich; 25.9. Luzern; 1.10. Nyon 2.10. Düdingen; 3.10. Biel; 7.11. Zürich Zweitling «Fast Food», erschienen am 6. April Electropop Entschieden unnahbar Kafka Kaya Nordwestschweiz ist die vage Auskunft, die man zur Heimat von Kafka Kaya erfährt. Es handelt sich um eine Kunstfigur, zu deren Markenzeichen Anonymität, eine Kapuze mit leuchtendem Saum und ein Anzug mit diesen kryptischen Zeichen gehören. Ein düsterer Astronaut, ein Cyberkrieger, ein Soundtüftler, der hypnotisiert mit geschliffenem Electro Noir. Der Soundtrack zur Erkenntnis, dass jeder Regentropfen, trotz Düsterkeit und Kälte, die ihn begleiten, ein kleines Wunder ist. Wenn Kafka Kaya dazu singt: «This is a warning», fühlt es sich an, als würde ein irrer Ausserirdischer vor etwas warnen, was dann keiner er glaubt und erst recht nicht verhindern kann. SWA EP «Marathon» Electro Noir Fotos: Robin Black, Matthias Willi, Presse Schwerlippige Ohrenbeisser TAY/SON Basel gab für den Box- und Kulturevent Boxeo sein Casino her, um das Crossoverfeuer zu entfachen. Damals waren Tay/Son noch mit Rapper Skelt! im Ring. Nun haben sie einen starken Mann aus Boston geholt: «Kaotic Concrete» nennt sich das Schwergewicht, das wie ein Möbelpacker vor dem ersten Feierabendbier wirkt. Im direkten Flow nimmt er das Publikum in den Bewusstseins-Schwitzkasten und lässt nicht locker, bis seine Botschaft angekommen ist. In dieser Formation haben Tay/Son ihr erstes Album «Slave to Gravity» veröffentlicht, warum man von Newcomern reden kann, auch wenn die vier versierten Musiker zusammengezählt über 80 Jahre Banderfahrung auf die Bühne hieven. Das war vielleicht eicht mit ein Grund für Produzent Roli Mosimann, (Young Gods) hier Hand anzulegen. SWA 8.5. Münchenstein; 2.7. La Catrina Zürich Crossover 26 SCHWEIZER ILLUSTRIERTE event. SCHWEIZER ILLUSTRIERTE event. 27