1. Kapitel über das Wichtigste auf der Welt
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- Bertold Beyer
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1 U n v e r k Ä u f l i c h e L e s e p r o b e V a n e s s a W a l d e r F r o s c h p r i n z e s s i n n e n - E i n P r i n z, e i n K u s s u n d v i e l A p p l a u s I l l u s t r a t i o n e n v o n A l e x a n d e r B u x 1 5, 3 x 2 1, 5 c m, H a r d c o v e r 8 0 S e i t e n, a b 8 J a h r e n, J a n u a r 0 8 6, 9 0 E U R [ D ] 7, 1 0 E U R [ A ], 1 3, 5 0 C H F I S B N : w w w. l o e w e - v e r l a g. d e A l l e R e c h t e v o r b e h a l t e n. D i e w e i t e r e V e r w e n d u n g d e r T e x t e u n d B i l d e r, a u c h a u s z u g s w e i s e, i s t o h n e s c h r i f t l i c h e Z u s t i m m u n g d e s V e r l a g e s u r h e b e r r e c h t s w i d r i g u n d s t r a f b a r. D i e s g i l t i n s b e s o n d e r e f Ü r d i e V e r v i e l f Ä l t i g u n g, ¼ b e r s e t z u n g o d e r d i e V e r w e n d u n g i n e l e k t r o n i s c h e n S y s t e m e n L o e w e V e r l a g, B i n d l a c h
2 1. Kapitel über das Wichtigste auf der Welt Freundinnen sind wichtig. Das weiß jeder. Gute Freundinnen sind sehr wichtig. Also sind beste Freundinnen das Allerwichtigste überhaupt. In dieser Geschichte geht es um meine besten Freundinnen. Darum, wie ich einer von ihnen helfen will und dabei zwei neue gewinne. Zwei Dinge sind dazu nötig: Zweitens müssen wir alle Frösche werden. Drittens müssen wir uns in Prinzessinnen verwandeln. Erstens muss ich einen Jungen küssen. Klingt eklig, ich weiß. Das ist es auch. Aber es geht um meine beste Freundin. Ich muss sie retten. Und den Jungen zu küssen, ist die einzige Möglichkeit. 10
3 Für seine beste Freundin tut man auch was ganz, ganz Ekliges. Sie ist das Wichtigste überhaupt, stimmt s? Eben. Die beste Freundin, von der ich rede, heißt Maya. Genau wie die Biene. Sie ist auch fleißig. Meistens ist sie sogar süß wie Honig. Aber manchmal zeigt sie, dass sie einen Stachel hat. Bei mir ist es umgekehrt. Nach außen bin ich hart drauf. Mir fällt immer ein guter Spruch ein. Ich rede gern und viel. Ich werde nie rot, und wenn mir was Peinliches passiert, lache ich darüber. Aber innen drin bin ich weich und wackelig wie Vanillepudding mit Schokostreuseln. Zum Glück bin ich eine gute Schauspielerin, darum merkt das nicht jeder gleich. Alle denken, ich bin, wie ich heiße stark. Sarah Stark. Wie sehr der Name täuscht, beweist meine 11
4 große Schwester gerade. Bernadette ist in ihrem Zimmer nebenan und heult wie ein Kojote. Warum? Wegen der wichtigsten Sache in ihrer Welt. Für meine Schwester sind das: Jungs. Sie heult tatsächlich wegen einem Jungen! Meine Eltern haben ihr nämlich nicht erlaubt, mit Marco auf ein Konzert zu gehen. Marco ist sechzehn, muss sich schon rasieren und läuft, als hätte er einen Ziegelstein im Hosenboden. Was findet sie nur an dem? Ich frage mich, ob alle vierzehnjährigen Mädchen so doof sind. Wenn ja, dann will ich lieber ewig neun bleiben. Keiner liebt mich!, brüllt Bernadette. Nicht mal meine Eltern! Halt die Klappe!, brülle ich durch die Wand zurück. Das ist nicht sehr nett, ich weiß. Auch 12
5 nicht besonders einfühlsam. Aber so geht das schon seit Stunden! Das sagst gerade du, Sarah!, keift meine Schwester. Wenn du mal eine Sekunde ruhig bist, kommt einer von der Zeitung und schreibt darüber. Das wäre eine größere Sensation als ein Monster im Supermarkt. Damit hat sie recht, wenn ich ehrlich bin. Ich glaube, dass ich eine ganz seltene Krankheit habe. Die bringt mich dazu, dass ich ständig Geschichten erzähle. Wahrscheinlich wird die Krankheit irgendwann nach mir benannt. Sarahsis Starkitis oder so. Das bringt mich oft in ganz schöne Schwierigkeiten. Aber ich weiß nicht, was ich dagegen tun kann. Soll 13
6 ich mir einen Knoten in die Zunge machen? Dazu ist sie nicht lang genug! Also benutze ich meine Zunge lieber und rufe zu meiner Schwester rüber: Wolltest du nicht ausziehen? Damit hat sie meinen Eltern beim Frühstück gedroht. Ich würde dir packen helfen! Herrgott noch mal!, kommt die Stimme meines Vaters von unten. Könnt ihr nicht laut Punkmusik auflegen, wenn ihr uns ärgern wollt? Punk! Den Mist will doch keiner mehr hören!, ruft Bernadette. Unsere Wände sind nicht dünner als die anderer Häuser. Unsere Stimmen sind nur lauter. Aber gegen das, was jetzt folgt, kommen sie nicht an. In meinem Vater steckt ein alter Punk. Und meine Schwester hat ihn aufgeweckt. Papa schaltet die Anlage im 14
7 Wohnzimmer ein. Eine uralte Punkband dröhnt aus den Boxen. Wütend springe ich von meinem Bett und reiße die Zimmertür auf. Papa!, brülle ich. Mach leiser! Bernadette stapft ebenfalls aus ihrem Zimmer. Stundenlang hat sie Heulgeräusche gemacht. Aber ihre Wangen sind trocken und ihre Augen kein bisschen rot. In meiner Familie sind eben alle Frauen Schauspielerinnen. Wir lehnen uns nebeneinander über das Treppengeländer. Papa!, brüllen wir gleichzeitig. Mach den Mist leiser! Die Musik hört auf. Mist?, schimpft mein Vater. Ihr Spießer! Wie komme ich nur zu solchen Töchtern? Die Geschichte kennen wir. Meine Mutter hat sie uns verraten. 15
8 Vor fünfzehn Jahren waren du und Mutti auf Kreta, fange ich an. Und am Abend habt ihr am Pool getanzt, fährt meine Schwester fort. Ist ja gut!, brüllt mein Vater. So genau wollt ich s nicht wissen. Bernadette und ich grinsen einander an. Dann fällt uns ein, dass wir uns gar nicht leiden können. Wir hören auf zu grinsen, gehen in unsere Zimmer und knallen die Türen zu. 16
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