Notizen zum christlichen Schlangenkult auf der ionischen Insel Kefallinia (Cephalonia)

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Transkript:

Salamandra 21 90-94 Bonn, 15. 3. 1985 Notizen zum christlichen Schlangenkult auf der ionischen Insel Kefallinia (Cephalonia) EDMUND GITTENBERGER & MARINUS S. HüüGMOED Mit 2 Abbildungen Abstract A description is given of the events in early August, when in Arginia (Kefallinia),,holy' snakes are brought into the church. They are kept there for a week and then are released again. They are considered to be poisonous except during the period between August 6 and 15, when they are considered to have benificial effects when touched. Closer investigation showed that the snakes concerned are Telescopusfallax, an opistoglyphous Colubrid snake, not dangerous to man. The cult, in Europe only equalled by the one in Cucullo (ltaly), probably is based on a confusion of this species with the venomous Vipera ammodytes, also occurring on the island. Während eines Aufenthalts auf der griechischen ionischen Insel Kefallinia ( = Cephalonia) zur Erforschung der dortigen Land- und Süßwasser-Mollusken, besuchte E. G!TTENBERGER, mit Frau und zwei Kindern, am 7. August 1982 das kleine Dorf Arginia am Südhang des Berges Aenos, etwa 475 m ü. M. Die Sammeltätigkeit im Abfluß des örtlichen Brunnens lenkte die Aufmerksamkeit einiger Dorfbewohner auf die fremden Besucher, und es kam bald zu einem näheren Kontakt. Dabei wurden die Besucher gefragt, ob sie an den heiligen Schlangen des Dorfes interessiert seien. Das führte, nach einer positiven Reaktion, zu einem überraschenden Besuch in der verhältnismäßig kleinen örtlichen Kirche. In der Kirche befand sich zentral, auf einem frei stehenden Pult, eine religiöse Abbildung aus getriebenem Silber und Gold. D ahinter, auf dem gleichen Pult, standen fünf mit feinem Tuch verschlossene Gläser mit grobem Sand am Boden (Abb. 1). In jedem Glas befand sich eine Schlange. Ein älterer Herr öffnete ein Glas, nahm die Schlange heraus und zeigte sie von ganz nahe. Danach legte er das Tier auf die glänzende Bildfläche auf dem Pult, wo es rege, aber ohne Anzeichen einer besonderen Aggression, herumkroch (Abb. 2), bis es schließlich wieder aufgenommen und in das Glas eingeschlossen wurde. Während der erwähnten Vorgänge erzählten die Umstehenden, daß die Schlangen in der Umgebung des Dorfes und beim benachbarten Mark6poulon 90

Abb. 1. Pult in der Kirche von Arg!nia, mit temporären Behältern für heilige Schlangen. - Aufn. E. GITIENBERGER. Desk in ehe church of Arginia, wich temporary containers for holy snakes. (nach Marco Polo) nur zwischen dem 6. und 15. August erscheinen und dann gefangen und zur Kirche gebracht werden. Im weiteren Jahresverlauf sollen die Tiere nie beobachtet werden. Außerdem sollen sie anderen Teilen Kefallinias fehlen. Es wurde gesagt, daß die Schlangen gefährlich, das heißt giftig sind, sobald sie die Kirche am 15. August wieder verlassen haben. Auf welche Weise die Tiere die Kirche verlassen können, blieb unklar. Zwischen dem 6. und 15. August wäre das Berühren der Schlangen durchaus ungefährlich oder gar empfehlenswert, weil es sich auf verschiedene Leiden recht positiv auswirken solle. Die Schlangen seien eben heilige Tiere, was auch durch ein Kreuz am Kopf ersichtlich sei, so wurde gesagt (Anonymus 1973). Demnach handelt es sich um ehemalige Nonnen eines von Seeräubern heimgesuchten Klosters, die Abb. 2. Telescopus fallax kriecht auf dem Rand der religiösen Darstellung herum auf dem Pult in der Kirche von Arg!nia. - Aufn. E. GITIENBERGER. Telescopus fallax crawling on ehe edge of ehe religious image in ehe church of Arg!nia. 91

vor Jahrhunderten in Schlangen umgewandelt wurden (BARRITT & K.AHANA 1982). Der Schlangenkult auf Kefallinia ist schlecht bekannt und wäre eingehender zu untersuchen, weil es sich um ein in Europa sonst kaum vorkommendes Phänomen handelt. So wird die Schlangenprozession in Cucullo (Abruzzo), Italien, von ENGELMANN & ÜBST (1981: 62) als Ein einmaliges Beispiel für christlichen Schlangenkult" hervorgehoben. DE HAAN (1974: 121-123) erwähnt diese Prozession kurz, bietet jedoch eine ausführliche Photodokumentation. Laut DE HAAN ( 197 4: 121) wird an der Statuette des heiligen Domenico nur die Vierstreifennatter, Elaphe q. quatorlineata, herumgetragen. Die Tiere verhalten sich sehr ruhig und haben gar keine Neigung, ihre Plätze zu verlassen. Laut ENGEL MANN & ÜBST (1981: 62) soll auch die Äskulapnatter, E. longissima, an der Prozession beteiligt sein. BRUNO (1971), der die weitaus ausführlichste Beschreibung der Prozession gibt, erwähnt insgesamt vier Schlangenarten, die in Cucullo herumgetragen werden, neben den zwei erwähnten Arten auch noch Coluber viridiflavus und Natrix natrix. Jedoch spielen E. longissima und C. viridiflavus dabei die wichtigste Rolle, weil sie am zahlreichsten sind. E. quatorlineata wird als die imponierendste Schlange betrachtet wegen ihrer Größe. Die Schlangenprozession in Cucullo (am ersten Donnerstag im Mai) zieht viele Zuschauer an, wohingegen die Ereignisse im südöstlichen Teil Kefallinias fast nur den Bewohnern der Insel Kefallinia und einiger benachbarter Inseln aus eigener Anschauung bekannt sein dürften. Die wenigen uns zugänglichen Berichte, die sich meistens auf die Feier in Mark6poulon beziehen, sind ungenau und stehen teilweise miteinander und mit den eben erwähnten eigenen Erfahrungen in Widerspruch. BoDSON (1977) gibt eine Beschreibung der Ereignisse am 14. August in Mark6- poulon, wo eine Prozession stattfindet; sie erwähnt die Auffassung,griechischer Herpetologen', daß es sich um Elaphe situla handeln solle. Außerdem wird angegeben, daß nach den alten Einwohnern der Insel Kefallinia die heiligen Schlangen nicht erscheinen, wenn eine Katastrophe bevorsteht; so wurden die Tiere im Jahre 1940 nicht beobachtet, wie auch 1953 nicht, im Jahr des großen Erdbebens. KOCH (1979: 8) erwähnt bloß, daß Telescopus fallax bei einer religiösen Feier in der Kirche der Ortschaft Mark6poulon eine ungewöhnliche Rolle" spielt und gibt dazu eine gute Abbildung eines Tieres aus dieser Kirche. BARRITT & KAHANA (1982: 12) melden, daß am 6. August beim Läuten der Kirchenglokken zahlreiche schwarze und silberfarbige Schlangen aus den Felsspalten zutage treten, die sich von giftigen,artgenossen' nur durch ein kleines Kreuz am Kopf unterscheiden lassen; diese Schlangen kriechen laut BARRITT & KAHANA (1982) nach dem Erscheinen sofort zur Kirche. Nach Anonymus (1973) erscheinen die Schlangen erst am 15. August, und sind sie klein und ungefährlich, mit schwarzem Kreuz am Kopf. YOUNG (1981: 244) spricht von einem Phenomenon which no ophiologist has yet explained". Es erübrigt sich, diese und andere Berichte, offenbar aus zumindest zweiter Hand, hier zu besprechen. In der Kirche von Arginia photographierte E. GITTENBERGER einige heilige Schlangen, wonach M. S. HoOGMOED feststellen konnte, daß es sich um die Europäische Katzennatter, Telescopus Jallax, handelt (Abb. 1 und 2). Die Art ist 92

' bekannt von Malta, der Küstengegend Jugoslawiens, der südöstlichen Balkan Halbinsel, den Ägäischen Inseln, der Türkei und dem südwestlichen Asien (bis in den Iran hinein) (ARNOLD & BURTON 1979: 211, 262, BARAN 1976: 120, MER TENS & WERMUTH 1960: 192). T fa.llax ist im Sommer eine in der Dämmerung und nachts aktive Schlange, die nur im kälteren Teil des Jahres auch am hellen Tag beobachtet wird, es sei denn, daß man sie gezielt in ihrem Versteck sucht. Sie ist öfters in steinigem Gelände zu finden (Mauern, Ruinen), aber manchmal auch in sandigen Gegenden. Obwohl diese Art zu den sogenannten opistoglyphen Nattern (Colubridae: Colubrinae: Boigini) gehört, ist sie für den Menschen nicht gefährlich. Die Beute besteht fast ausnahmslos aus Eidechsen (AR NOLD & BURTON 1979: 211), die innerhalb von zwei oder drei Minuten getötet werden. Die Tiere scheinen unterschiedlich aggressiv zu sein. Ob dabei die Lichtintensität vielleicht eine Rolle spielt? Die Katzennatter, die bis zu 1 m lang wird, ist am Rücken grau bis bräunlich gefärbt mit drei Längsreihen schwarzer Flecken, die auf Rücken und Flanken alternieren. Auf der Kopf-Nacken-Region befindet sich ein breites schwarzes Halsband mit dünner schwarzer Mediallinie, die auf dem Kopf nach vorne ragt. Diese Figur wird wahrscheinlich von der Bevölkerung als Kreuz gedeutet. Die Pupille ist senkrecht wie bei den giftigen, auch für den Menschen gefährlichen, Ottern (Viperidae). Der Kult beruht also möglicherweise auf einer Verwechslung mit der etwas ähnlich aussehenden, sehr giftigen Sandotter, Vipera ammodytes, die auch ein vertebrales Flecken- oder Zickzack-Muster zeigt und senkrechte Pupillen hat. Im Gegensatz zu Tfa.llax jedoch ist V ammodytes weitgehend am hellen Tag aktiv, und nur in den wärmeren Teilen ihres Verbreitungsgebietes auch nachts (ARNOLD & BURTON 1979: 222). Die Sandotter kommt ebenfalls auf Kefallinia vor (WERNER 1938: 101). Wahrscheinlich ist die Katzennatter auf der Insel Kefallinia weniger lokal verbreitet, als die Bevölkerung annimmt. Es ist nicht anzunehmen, daß die Tiere nur in einer kurzen Periode im August gefangen werden können. Es ist jedoch durchaus möglich, daß sie normalerweise im größten Teil des Jahres, wenn sie nach Angaben der Bevölkerung nicht da sind, durch ihre Lebensweise einfach übersehen werden, auch wegen des geringeren Interesses, das wahrscheinlich ab 15. August schnell nachläßt. Zusammenfassung Im frühen August werden in Arginia (Kefallinia, Griechenland),,heilige" Schlangen zur Kirche gebracht, dort eine Woche gehalten und dann wieder freigesetzt. Die Bevölkerung betrachtet sie als giftig, mit Ausnahme der Periode zwischen dem 6. und 15. August, wenn die Berührung einer solchen Schlange sich auf verschiedene Leiden recht positiv auswirken soll. Es stellte sich heraus, daß es sich um Telescopus fallax handelt. Der Kult, der in Europa sonst, vergleichbar, nur von Cucullo (Italien) bekannt ist, gründet sich vielleicht auf eine Verwechslung mit Vipera ammodytes, die ebenfalls auf der Insel vorkommt. Schriften Anonymus (1973): Griekenland. Ionische eilanden. - für Fremdenverkehr. - Amsterdam. Prospekt der griechischen Zentrale 93

ARNOLD, E. N. & J. A. BURTON (1979): Pareys Reptilien- und Amphibienführer Europas. - Hamburg/Berlin (Parey), 270 S. BARAN, I. (1976): Türkiye yilarlarinin taksonomik revizyonu ve cografi dagili lari. - TBTAK Yayinlari No. 309, T.B.A.G. Seri, Ankara, 9: 1-177. BARRITT, D. & Y. KAHANA (1982): Het slangenwonder van Kefallinia. - Haarlem, 1982 (34): 12. Panorama, BoDSON, L. (1977): De la symbolique religieuse a l'herpetologie:!es serpents sacres de Marcopoulo (Cephalonie-Grece). - Bull. Soc. Zool. France, Paris, 102 ( 4): 485-487. BRUNO, S. (1971): II serpente nel folklore e nelle usanza magiche e religiose della Marsica. - Universo, Firenze, 51 (1): 443-460. ENGELMANN, W. E. & F. J. ÜBST (1981): Mit gespaltener Zunge. Aus der Biologie und Kulturgeschichte der Schlangen. - Leipzig (Edition Leipzig), 217 S. HAAN, C. C. de (1974): Aantekeningen over slangen van Abruzzo, Campania, Calabria en Sicilia (Italie). - Lacerta, Utrecht, 32 (7) : 120-125. KOCK, D. (1979): Zwei Schlangen neu für Kephallinia, Ionische Inseln, Griechenland (Reptilia: Serpentes: Colubridae). - Senckenberg biol., Frankfurt/M., 60 (1/2): 7-11. MERTENS, R. & H. WERMUTH (1960): Die Amphibien und Reptilien Europas. (Dritte Liste, nach dem Stand vom 1. Januar 1960). - Frankfurt/M. (Kramer), 264 S. WERNER, F. (1938): Die Amphibien und Reptilien Griechenlands. - 35 (Heft 94): 1-116. YOUNG, M. (1981): Corfu and the other Ionian Islands (third ed.). - Cape), 327 S. Zoologica, Stuttgart, London (Jonathan Eingangsdatum: 9. März 1984 Verfasser: Dr. EDMUND G!TTENBERGER & Dr. MARINUS S. HOOGMOED, Rijksmuseum van Natuurlijke Historie, Postbus 9517, NL-2300 RA Leiden, Niederlande. 94