Herausforderungen für den Küstentourismus

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Pressekonferenz. Tourismusbilanz 2009 Niedersachsen. 03. März 2010 Hannover. Niedersächsisches Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr

Transkript:

Klimafolgen und Anpassungsansätze Herausforderungen für den Küstentourismus Holger Janßen 1,2 & Nardine Stybel 1,2 Rene Friedland 1, Ulf Gräwe 1, Inga Haller 2, Susanne Schumacher 2 1 Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) 2 Die Küsten Union Deutschland (EUCC-D) B. Wehnsen

Beliebtheit deutscher Küstenregionen bei Touristen Küstenregionen - zählen in Deutschland zu den beliebtesten Destinationen (2010: 41%) - zeigen bei innerdeutschen Sommerreisen einen hohen Marktanteil (2008: 50%) - haben eine große Anzahl wiederkehrender Gäste (Nordsee, MV 2007: >45%) Quellen: ADAC Reisemonitor, ETI, Tourismusverbände Nordsee, MV

Touristische Bedeutung deutscher Küstenregionen an Nord- und Ostsee Gesamtregion (2010): ~ 11,2 Mio. Ankünfte (Zahl für Niedersachsen geschätzt) 53,9 Mio. Übernachtungen ~ 9,5 Mrd. EUR Bruttoumsatz Millionen 6,0 4,0 2,0 Gästeankünfte in der deutschen Küstenregion 0,0 2006 2007 2008 2009 2010 Mecklenburg-Vorpommern Schleswig-Holstein Niedersachsen Quellen: Stat. Landesämter Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein, Niedersachsen

Was sucht der Gast an deutschen Küsten? Gründe für die Auswahl deutscher Küstendestinationen Die See, Das Klima Landschaft Natur Bademöglichkeiten Luft- und Badewassertemperatur Strand- und Wasserqualität Quellen: Tourismusverband Nordsee (Gästebefragung Nordsee 2007); Tourismusverband MV (Gästebefragung MV 2007)

Wasser- und Strandqualität Attraktivitätsmerkmale für Touristen (Beispielumfrage Ostseeküste) Wasser gesundheitlich unbedenklich Wasser gesundheitlich unbedenklich Toiletten in Strandnähe Toiletten in Strandnähe Strandreinigung Strandreinigung Klarheit des Wassers Klarheit des Wassers S. Maack Wasserfarbe nicht bräunlich/grünlich Wasserfarbe nicht bräunlich/ grünlich geringe Strandbesucherdichte Geringe Strandbesucherdichte Café oder Restaurant in der Nähe Cafe / Restaurant Parkmöglichkeiten Parkmöglichkeiten Befragung Usedom Außenküste, 2008; Scheibe et al.

Wasser- und Strandqualität Störfaktoren für Badegäste (Beispielumfrage Ostseeküste) % 100 80 60 40 20 B. Wachler 0 Quallen Öl Tote Tiere Abfall Algenschaum Strandanwurf Quelle: Daten nach Dolch (2002) N. Stybel

Beeinflussung der Auswahlkriterien durch Klimafolgen Klimaveränderungen Nordseeküste Klimaveränderungen Ostseeküste Parameter Veränderung bis 2100 Parameter Veränderung bis 2100 Lufttemperatur (Jahresmittel) Anstieg um 2,5 C * Lufttemperatur (Sommer) Anstieg um 1,7-2,7 C * Niederschlag (Sommer) Abnahme um bis zu 25% Niederschlag (Sommer) Abnahme um bis zu 50% ** Mittlerer Wasserspiegel Anstieg um 18-59cm **** Mittlerer Wasserspiegel Anstieg um 20-30cm *** * Küstenregionen möglicherweise weniger betroffen als Binnenland ** von West nach Ost zunehmend *** eustatischer, klimabedingter mittlerer Ostseespiegelanstieg zzgl. globaler Meeresspiegelanstieg (IPCC) **** globaler Meeresspiegelanstieg (IPCC)

Wassertemperatur (Modellierung Ostsee) Klimawandelszenarien (A1B, B1) => Anstieg um ca. 2 C

Nährstoffgehalt im Wasser (Modellierung Ostsee) Klimawandelszenarien (A1B, B1) Klimawandelszenarien (A1B, B1) zzgl. Umsetzung des BSAP (Nährstoffreduktion)

Sichttiefe (Modellierung Mecklenburg Bucht, Ostsee) Klimawandelszenarien (A1B, B1) Klimawandelszenarien (A1B, B1) zzgl. Umsetzung des BSAP (Nährstoffreduktion)

Klimafolgen und Situation 2050 Zusammenfassung der Auswirkungen auf Ost- und Nordseetourismus Segmente Pro Kontra Sommer- und Badetourismus Gesundheitstourismus Naturtourismus Ansteigende Luft- und Wassertemperatur, geringere Niederschlagswahrscheinlichkeit im Sommer (Saisonverlängerung) Behandlung zusätzlicher Indikationen Saisonverlängerung durch verlängerte Vegetationsperiode Zunahme von Frühjahrsniederschlägen wirkt gegen Saisonverlängerung Schlechtere Wasserqualität (Algen, Sichttiefe, Bakterien), (Trink-) Wasserknappheit Veränderung des Reizklimas kann zu Verlust der Heilwirkung und Zunahme des Allergiepotenzials führen Veränderung von Flora und Fauna, Attraktivitätsminderung durch Trockenperioden, Waldbrandgefahr, Stürme, Küstenrückgang und Hangrutschungen Quelle: nach Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus MV (2009)

Aussagen zu Klimawandel in Analysen und Rahmenwerken auf den Inlands-Küstentourismus wird sich der drohende Klimawandel fördernd auswirken (Klimaschutzprogramm SH, 2009) Herausforderung / wichtiger Einflussfaktor für die Tourismuswirtschaft (Sparkassen Tourismusbarometer SH + NI, 2009, 2010) Zukunft des Tourismus durch schrittweise Anpassung an den Klimawandel sichern (Leitlinie 11) (Fortschreibung der Landestourismuskonzeption MV, 2010)

Priorität des Klimawandels in aktueller Expertenumfrage bei Tourismusakteuren Welche Ereignisse werden den Ostseetourismus in den nächsten 30 Jahren vor die größte Herausforderung stellen? 25 20 21,5 20,5 18,5 15 Klimawandel Konkurrenz durch neue Destinationen 10 9,5 Konjunktureinbruch / Wirtschaftskrisen Krieg / terroristische Angriffe 5 0 Maximal mögliche Punktzahl: 28 Minimal mögliche Punktzahl: 7 Quelle: Daten nach Filies (in prep.)

Klimaanpassung im deutschen Küstentourismus: eine Aufgabe mit Hürden? Priorität bei Akteuren unterschiedlich; stark abhängig von Einschätzung der Betroffenheit und Definition Klimaschutz Klimaanpassung klimatische Veränderungen sind ein langfristiger Prozess, die touristische Saisonplanung bezieht sich kurzfristig auf wenige Jahre regionale Szenarien enthalten Unsicherheiten, Gegebenheiten vor Ort sind verschieden und erfordern lokale Strategien Strukturelle Unterschiede SH MV (Zuständigkeiten, Richtlinien, etc.) Chance: Klimanetzwerke als Möglichkeit für touristische Entwicklung

- Vielen Dank - RADOST ist ein vom BMBF im Rahmen von KLIMZUG gefördertes Projekt. Projektträger ist das DLR. http://www.klimzug-radost.de/ Part-financed by the European Union (European Regional Development Fund) http://www.baltcica.org/ Part-financed by the European Union (European Regional Development Fund) http://www.baltadapt.eu/