Zentralverband des deutschen Handwerks (ZDH) Herrn Generalsekretär Holger Schwannecke Mohrenstraße 20/ Berlin

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Transkript:

Zentralverband des deutschen Handwerks (ZDH) Herrn Generalsekretär Holger Schwannecke Mohrenstraße 20/21 10117 Berlin Unterbindung von Fotografie-Seminarangeboten durch die HWKs und Abschaffung der HWK-Zwangsmitgliedschaft für Fotografen Sehr geehrter Herr Schwannecke, Brühl, 5.11.2010 als eine der größten Berufsinitiativen von und für Berufsfotografen in Europa, vertritt der bund professioneller portraitfotografen über 650 Mitglieder. Unser Anliegen ist es, die Interessen professioneller, kommerziell tätiger Portrait- und Hochzeitsfotografen zu wahren und diese Berufsgruppe in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung zu unterstützen und zu fördern. Die meisten unserer Mitglieder sind auch Mitglieder der Handwerkskammern. Leider wurden wir von mehreren unserer Mitglieder in den vergangenen Wochen auf Seminare einzelner Handwerkskammern aufmerksam gemacht, die für die Gruppe der kommerziell tätigen, professionellen Fotografen geschäftsschädigend sind. Auf den Websites diverser Handwerkskammern so beispielsweise der HWKs Mittelfranken, Koblenz und auch Berlin finden sich Seminarangebote, die den Interessen der Fotografen vehement zuwiderlaufen. Hier werden Kurse für Handwerker ausgeschrieben, in denen diesen der Umgang mit einer Digitalkamera gelehrt werden soll, sodass sie die Präsentation ihrer Produkte oder Dienstleistungen selbst vornehmen können womit die Inanspruchnahme professioneller Auftragsfotografie unnötig würde. Wir haben Ihnen exemplarisch einige Screenshots angehängt. Um nur ein konkretes Beispiel zu nennen: Die Handwerkskammer Mittelfranken bot unter dem Titel Digitalfotografie am 3. November 2010 ein Ganztagesseminar für (Zitat:) Handwerker, welche ihre Projekte selbst fotografieren und präsentieren wollen an. Vermittelt werden sollte den Mitgliedern der Kammer, wie z. B. Elektrikern, Goldschmieden, Schreinern u. a., wie sie Basiswissen erhalten zur wirksamen Präsentation ihrer Produkte für Broschüren, Ausstellungen oder für die Präsentation ihrer eigenen Internetseite, unter Einsatz ihrer Digitalkamera. Hier wird suggeriert, dass man sich in einem Tagesseminar ausreichende Kenntnisse aneignen kann, um den Handwerkskollegen Berufsfotograf in Zukunft gar nicht mehr für Produkt- und Werbeaufnahmen zu benötigen. Wer noch weiter gehen,

selbst seine Innenräume professionell fotografieren und sogar schöne Panoramabilder erzeugen möchte, kann sich für den Kurs 2 (Fortsetzungskurs) anmelden. Auf Anfrage eines Fotografen aus der Region bei dem zuständigen Justiziar der Handwerkskammer, wurde abgeschwächt und verharmlost: Da meldet sich sowieso keiner an. oder: Dann sehen die Teilnehmer doch erst mal, wie schwierig es ist, ein gutes, professionelles Bild herzustellen. usw. Als hätten es Berufsfotografen nicht bereits schwer genug angesichts von Auftragsrückgängen, Preisverfall, Schwarzarbeit usw. Nun offerieren die Handwerkskammern ihren Mitgliedern in aller Öffentlichkeit Weiterbildungskurse für Amateurfotografen, die diese dahingehend ausbilden, dass sie auf die Leistung von Berufsfotografen verzichten und für ihren Beruf notwendige fotografische Aufnahmen eigenständig durchführen können?! Das ist unlauter und gefährdet einen Geschäftsbereich der Berufsfotografie. Wir haben die entsprechenden Handwerkskammern Koblenz, Berlin und Mittelfranken unmittelbar angeschrieben und um Unterlassung und Stellungnahme gebeten. Eine Rückmeldung haben wir bislang nur von der HWK Koblenz erhalten, die diese Seminare von der Website entfernen wollte. Leider gibt es weitere solcher Seminare, wie z.b. auch das Angebot von Photoshop-Seminaren, bei anderen Handwerkskammern, wie wir bei stichprobenartigen Überprüfungen feststellen mussten. In weiterer Konsequenz ist ein bundesweites Vorgehen zwingend notwendig. Im Interesse unserer Mitglieder fordern wir Sie daher hiermit auf, Seminarangebote dieser Art umgehend und bundesweit zu stoppen und weitere oder ähnliche, für Fotografen geschäftsschädigende, Maßnahmen der HWKs zukünftig deutschlandweit zu unterbinden. Die betroffenen Kolleginnen und Kollegen der genannten Handwerkskammern zahlen jährlich viel Geld an die Handwerkskammern, damit ihre Interessen gewahrt und geschützt werden. Sie dürften sich fragen, warum mit ihrem Geld andere Handwerker von den HWKs dahingehend ausgebildet werden, dass sie nicht mehr für ein gutes Foto im Internet oder in einem Werbeflyer zu einem Berufsfotografen gehen müssen. Dass sie dennoch, wenn sie sich in der gewerblichen Fotografie legal betätigen wollen, per Gesetz verpflichtet sind, der Handwerkskammer beizutreten bzw. anzugehören, ist, auch aus vielen anderen Gründen, nicht mehr zumutbar. Aus zahlreichen Gesprächen mit unseren Mitgliedern wissen wir, dass diese sich von den Handwerkskammern häufig gar nicht oder nicht angemessen vertreten fühlen. Das in den genannten Beispielen belegte Verhalten der Handwerkskammern demonstriert, dass die HWKs an Berufsfotografen als Mitgliedern der Kammer nicht länger interessiert zu sein scheinen. Folglich sollte es Fotografen frei stehen, sich aus den Handwerkskammern zurückzuziehen oder ihnen auf freiwilliger Basis anzugehören. Nach unseren Schätzungen haben sich in den letzten Jahren etwa 30-40 % der Berufsneueinsteiger (Tendenz stark steigend) nicht mehr bei den Kammern ange-

meldet, sondern sind als Freiberufler tätig, was zu einer großen Wettbewerbsverzerrung innerhalb des gesamten Berufsstandes führt (Kammerbeiträge und Gewerbesteuer). Nach unseren Informationen werden von den Finanzämtern diesbezüglich vielerorts keinerlei Überprüfungen mehr vorgenommen. Bei den Berufsberatungen der Arbeitsämter sollen Fotografen gezielt auf die Möglichkeit der freiberuflichen Tätigkeit hingewiesen werden, um so die Pflichtmitgliedschaft bei den Handwerkskammern zu umgehen. Unser Berufsstand leidet vor allem seit der Digitalisierung der Fotografie unter einer noch nie dagewesenen Zahl an Schwarzarbeitern. Wir schätzen, dass die gleiche Summe, die alle legalen Portrait- und Hochzeitsfotografen im Jahr 2009 erwirtschaftet haben, ihnen durch die illegale Tätigkeit von Pseudofotografen verloren gegangen ist. Was tun die Handwerkkammern hiergegen? Nichts! Die Anzahl junger Menschen, die sich über handwerkliche Ausbildung qualifizieren wollen (Gesellenbrief/Meisterbrief) nimmt von Jahr zu Jahr ab. Überbetriebliche Ausbildungsmaßnahmen werden eingeschränkt, Ausbildungszentren geschlossen. Meisterkurse finden mangels Interesse kaum noch statt. Die Anzahl der in Innungen organisierten Fotografen hat in den vergangenen Jahren rapide abgenommen. Der Centralverband deutscher Berufsfotografen CV verfügt unserer Kenntnis nach über ca. 250 Mitglieder von insgesamt ca. 8.000-10.000 Berufsfotografen in Deutschland. Die meisten Innungen sind aus dem CV ausgetreten. Somit hat der CV als offizielle Vertretung der deutschen Berufsfotografie längst aufgehört zu existieren. Die Berufsfotografie ist kein handwerklicher Beruf im herkömmlichen Sinne mehr, sondern hat sich zu einem technisch-kreativen Dienstleistungsbereich gewandelt, zu dem die Strukturen und Regeln einer in die Jahre gekommenen Handwerksordnung längst nicht mehr passen. Die Zwangsmitgliedschaft für Berufsfotografen ist unter diesem und vielen anderen Gesichtspunkten nicht mehr akzeptabel für beide Seiten: die Kammern und die Fotografen. Das Festhalten an dieser Zwangsmitgliedschaft bedeutet für die meisten Fotografen eine große Benachteiligung und mittelfristig das Ende der Berufsfotografie in ihrer jetzigen Form. Zwang hat noch nie etwas Positives bewirkt.

Ihrer baldigen Stellungnahme zu unseren beiden Forderungen sehen wir und unsere Mitglieder sowie ca. 8.000 Berufsfotografen, die wir mit unserem Newsletter erreichen entgegen. Gerne stehe ich Ihnen dazu auch telefonisch unter der 02232 57 93 99 15 zur Verfügung. Mit freundlichen Grüßen Michael Belz Leiter des bund professioneller portraitfotografen Anhang: Screenshots von Online-Seminarausschreibungen der HWKs Koblenz, Mittelfranken und Berlin

HWK Berlin: HWK Koblenz:

HWK Mittelfranken: