Evangelisch-Lutherische Freikirche Zionsgemeinde Hartenstein Predigt zum Sonntag Rogate 2015 über Röm 4,1-5.13-16 Pastor M. Müller SEI TÄTER DES WORTES! Hör genau zu! Schau gründlich in den Spiegel! Denk daran, wem du dienst!
Predigttext (Jak 1,22-27): Seid aber Täter des Worts und nicht Hörer allein; sonst betrügt ihr euch selbst. Denn wenn jemand ein Hörer des Worts ist und nicht ein Täter, der gleicht einem Mann, der sein leibliches Angesicht im Spiegel beschaut; denn nachdem er sich beschaut hat, geht er davon und vergisst von Stund an, wie er aussah. Wer aber durchschaut in das vollkommene Gesetz der Freiheit und dabei beharrt und ist nicht ein vergesslicher Hörer, sondern ein Täter, der wird selig sein in seiner Tat. Wenn jemand meint, er diene Gott, und hält seine Zunge nicht im Zaum, sondern betrügt sein Herz, so ist sein Gottesdienst nichtig. Ein reiner und unbefleckter Gottesdienst vor Gott, dem Vater, ist der: die Waisen und Witwen in ihrer Trübsal besuchen und sich selbst von der Welt unbefleckt halten. Liebe Gemeinde, Was macht ihr Sonntagabend 20:15 Uhr? Viele sitzen da vor dem Fernsehen und schauen den Tatort. Und wie bei jedem Krimi heißt die Frage: Wer war der Täter? Auch die, die keinen Tatort schauen, kennen das. Sie kennen die Frage - vielleicht vom strengen Lehrer vor versammelter Klasse, wenn eine Scheibe eingeschlagen wurde: Wer war der Übeltäter? Normalerweise meldet sich auf so eine Frage keiner freiwillig. Betretens Schweigen! Auch unser Predigttext fragt nach dem Täter. Aber hier wird kein Bankräuber oder Übeltäter gesucht, sondern ein Täter des Worts also jemand, der nicht nur fromm daherredet, sondern das wirklich glaubt und sein Leben nach dem ausrichten möchte, was Jesus sagt. Und hier will Gott, der uns durch Jakobus diese Worte zukommen lässt, gerne alle Hände oben sehen auch unsere! Seid Täter des Wortes! (Jak 1,22a) Ist das eine Aufforderung, die wir nötig haben? Wie steht es bei dir und bei mit dem, was die Bibel Glaubensfrüchte nennt? Denk dran so sagt Jakobus später Glaube ohne Werke ist kein echter Glaube. Christsein ohne Früchte wäre Selbstbetrug. Christsein, bei 2
dem du dich selbstgefällig zurücklehnst, das ist bald kein Christsein mehr. Deshalb wollen wir uns von Jakobus ermuntern lassen: Hör genau zu! Schau gründlich in den Spiegel! Denk daran, wem du dienst! (1.) Mancher hat sich gefragt, ob Jakobus nicht den klaren Bibelstellen widerspricht, die sagen, dass wir allein durch den Glauben selig werden. Auch Jakobus - nach allem was wir wissen ein Bruder des Herrn - weiß das: Nicht meine Taten können mir den Himmel verdienen. Ich bin gerettet allein durch Gottes Gnade. Letzte Woche haben wir von Jakobus in der Epistel gehört: [Gott] hat uns geboren nach seinem Willen durch das Wort der Wahrheit (Jakobus 1,17f). Keine Frage, Gott allein hat unsere Wiedergeburt, unsere Bekehrung bewirkt. Er hat uns durch Christus Vergebung der Sünde, neues Leben und die ewige Seligkeit geschenkt. Aber Jakobus redet zu uns, die wir das wissen und die wir deshalb in der Gefahr stehen, uns darauf auszuruhen. Menschen, die eben genau das regelmäßig hören. Hören ist wichtig. Aber Jakobus erinnert uns: Seid aber Täter des Worts und nicht Hörer allein; sonst betrügt ihr euch selbst (Jak 1,22). Was wäre, wenn wir Sonntag für Sonntag der frohen Botschaft von Jesus lauschen, sie kennen und sogar darüber diskutieren können. Aber wir denken nicht daran, unser Leben danach auszurichten, was Gott sagt. Wir nehmen die Vergebung gern in Anspruch, aber wir sind unversöhnlich gegenüber unseren Nächsten. Wir lassen uns gern von Gott beschenken, aber wir vergessen, mit anderen zu teilen. Liegt nicht gerade hier oft unser Problem? Wir hören es immer wieder, dass Jesus für unsere Sünde am Kreuz gestorben ist und uns das ewige Leben schenkt. Wenn man das immer wieder hört Jesus hat alles getan, du musst nichts machen geht es uns dann vielleicht so, dass wir meinen: Was ich tue, zählt sowieso nicht. Ich 3
schaff es ja eh nicht. Dann kann ich auch gleich leben, wie ich will es wird schon vergeben werden. Hör genau hin! Wenn wir so reden, zeigen wir damit, dass wir das Evangelium missverstanden haben. Wenn ich meine, das Evangelium ist eine Art frommes Deckmäntelchen für meine Bosheit und Trägheit dann wird Gottes rettende Gnade für mich billig, wertlos, eine Allerweltsware. Dann werde ich irgendwann nicht mehr davon bewegt. Dann lasse ich Gottes Wort nicht mehr an mich heran, sondern stehe über den Dingen: Kenn ich schon, weiß ich alles... Das ist jetzt erstmal genug. Für mehr hab ich keine Zeit. Jakobus sagt: Wer so denkt, betrügt sich selbst. Denn wer genau zugehört hat, der kann sich nicht selbstgerecht zurücklehnen. Den lässt das nicht gleichgültig, was er hört. Glaube ohne Werke ist tot. sagt Jakobus ein paar Verse später. Und das ist nichts anderes, als das, was auch unser Herr Jesus sagt: Es werden nicht alle, die zu mir sagen: Herr, Herr!, in das Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun meines Vaters im Himmel (Matthäus 7,21). Moooooment, sagen wir da! Werden wir nun doch durch unsere Werke selig? Nein, völlig ausgeschlossen: Sie sind allesamt Sünder und ermangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten, und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, die durch Christus Jesus geschehen ist (Röm 3,23f). Ja, das stimmt. Aber wie sieht denn rettender Glaube aus, der sich allein auf das Verdienst Christi verlässt? Gewiss, was wir an guten Werken in diesem Leben tun, das bleibt immer Stückwerk. Es ist ja auch nicht unsere Gegenleistung für Gottes Erlösung. Unsere Werke können uns nicht selig machen. Aber sie gehören ganz natürlich dazu wie die Früchte zu einem gesunden Baum. Seligmachender Glaube ohne Früchte das gibt es nicht. Aber weil wir Christen unser Leben lang auch den alten Menschen, unser sündiges Wesen in uns tragen, haben wir diese Erinnerung nötig, damit wir nicht träge werden oder das Evangelium zu einem billigen Trostpflaster machen, das uns irgendwann nicht mehr tröstet. Jakobus sagt: Hör genau hin! Dann wird dein Glaube genährt 4
und gestärkt. Und dann werden die Früchte nicht ausbleiben. Getröstet durch das Evangelium kannst du dich fragen: Wie sieht mein Glaubensleben aus? Wo gibt es noch Verbesserungsbedarf? Und wie wir das herausfinden, das macht Jakobus an einem Bild deutlich: (2.) In den Spiegel schauen: Wir tun das täglich. Wenigstens, ehe man aus dem Haus geht. Und nun ist da einer, der hat es offensichtlich eilig. Der schaut zwar mal schnell in den Spiegel. Aber dann geht er davon und vergisst von Stund an, wie er aussah. Er hat vieles im Kopf, was ihn ablenkt, was ihn beschäftigt, was ihn auf andere Gedanken kommen lässt. Und schnell hat er vergessen, wie er eigentlich aussieht. Nun ist es vielleicht peinlich, wenn man mit verdrehtem Kragen oder mit Zahnpasta im Gesicht unter die Leute geht. Aber da gibt es immer nette Leute, die helfen einem zurecht. Was aber, wenn wir zwar wissen, wie wir Gottes Spiegel in den Augen des unbestechlichen Richters aussehen es aber nicht ernst nehmen, es verdrängen, schnell etwas anderes tun, damit wir auf andere Gedanken kommen? Das wäre nicht nur peinlich, sondern tödlich! Was sehen wir in diesem Spiegel? Nicht nur ein paar Hautunreinheiten oder Fältchen. Nein, wir sind total krank. Der göttliche Spiegel zeigt ja nicht nur die Oberfläche. Gottes Gebote dringen tiefer als jeder Hightech-Computer-Tomograph. Wenn ich zwar in den Spiegel schaue, aber meine: Naja, so schlimm es nicht! Andere haben viel größere Probleme Wenn ich meine, ich könnte irgendwie mein Sündenproblem übertünchen dann bleibt das Problem bestehen. Meine Sündenerkenntnis flacht ab. Die Freude am Evangelium flacht ab. Der Glaube wird schwächer und schwächer. Ich höre das Wort zwar noch, aber es geht zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus. Ich bin nur noch ein oberflächlicher Hörer, aber kein Täter mehr. Und irgendwann ist mein Glaube tot. 5
Doch Jakobus zeigt einen anderen Weg. Hab keine Angst, gründlich in den Spiegel zu schauen! Hab keine Angst vor dem, was dort an Krankheit und Sünde zum Vorschein kommen wird! Nur wenn wir uns diese traurige Wahrheit, diesen schmerzhaften Blick in den Spiegel immer wieder zumuten, ehrlich zumuten, dann wird auch das Evangelium auf fruchtbaren Boden fallen. Und deshalb: Glaube dem Evangelium! Gottes Gnade gilt für Sünder! Jesus ist der Arzt für hoffnungslose Fälle. Wer aber durchschaut in das vollkommene Gesetz der Freiheit und dabei beharrt und ist nicht ein vergesslicher Hörer, sondern ein Täter, der wird selig sein in seiner Tat (Jak 1,25), sagt uns Gott durch Jakobus. Auch hier schaut einer in den Spiegel des Wortes. Schau auch du genau in den Spiegel! Was siehst du? Gott meint MICH, wenn er sagt: Aus dem Herzen kommen böse Gedanken. Gott meint MICH, wenn er sagt: Das Denken und Wollen des Menschen ist böse von Jugend? Erkennst du, dass du vor Gott stehst als ein elender Sünder? Dann darfst du es hören und glauben: Christus hat sein Leben auch FÜR DICH in den Tod gegeben. Gott spricht auch dich durch seinen Sohn gerecht. Du bist frei. Du bist erlöst. Du bist Gottes Kind. Und dadurch bekommst du einen neuen Blick auf Gottes Willen und ungeahnte Kraft durch seine Zusagen: Jakobus redet vom vollkommenen Gesetz der Freiheit. Das Wort Gesetz steht hier im Sinne von Gesetzmäßigkeit oder Prinzip der Freiheit. Und das ist Gottes Prinzip der Freiheit: Gott hat uns durch Christus frei gemacht vom ewigen Tod. Er schenkt uns ewiges Leben. Er hat uns auch frei gemacht von der Schuld, Strafe und Herrschaft der Sünde: Wenn euch nun der Sohn frei macht, so seid ist wirklich frei (Joh 8,36). Und damit kommen wir zum letzten Punkt. (3.) Stellen wir uns vor: Da ist ein Unternehmer. Der bringt einen Schulabbrecher oder Harz VI Empfänger in Arbeit. Nimmt ihn in 6
seine Firma und stellt ihn ein ohne zu fragen, was er gelernt hat und was er kann! Im Betrieb arbeiten lauter Leute wie er Leute von der Straße. Einfach so! Bei vollem Lohn! Nun fragt der Neue : Wie kann ich Ihnen danken? Der Chef sagt. Hier ist unsere Firmenphilosophie: Bringen Sie ihre Gaben ein für die Firma und ihre Kollegen. Kümmern Sie sich um das Wohl aller Mitarbeiter. Und erzählen Sie allen von unserer Firma. Helfen Sie mit, dass noch viele hier eine neue Existenz finden. Genauso dürfen auch wir sagen: Wir haben den besten Herrn. Aus Gnade sind wir gerettet. Aus Gnade dürfen wir für ihn leben. Was Gott sagt, ist vollkommen gut! Gibt es etwas Besseres, als für diesen Herrn zu arbeiten? Aber wie sieht seine Firmenphilosophie praktisch aus? Jakobus nennt drei Bereiche, in denen wir unser neues Dienstverhältnis unter Beweis stellen und uns üben können. Bereich 1: Zähmt eure Zunge! Die Zunge ist zwar ein kleines Körperteil, aber sie hat großes Potential im Bösen wie im Guten. Worte haben unheimliche Kraft. Sie können trösten, Mut machen, aufbauen, motivieren. Lügen dagegen und böse Worte können Beziehungen zerstören, Menschen richtig kaputt machen. Denk dran, wie Jesus redet und wie er den anderen sieht: als einen erlösten Menschen, für den er alles gegeben hat. Bereich 2: Echter Gottesdienst Ein reiner und unbefleckter Gottesdienst vor Gott, dem Vater, ist der: die Waisen und Witwen in ihrer Trübsal besuchen (Jak 1,27). Gottesdienst das ist nicht nur die eine Stunde am Sonntagmorgen: Jakobus zeigt uns ganz praktisch, wie Gott uns im Alltag gebrauchen will: Indem wir uns Anderen zuwenden. Indem wir für andere da sind und uns um die Nöte der Anderen kümmern: Witwen und Waisen Gott meint Menschen in unserem Umfeld, die unsere Hilfe brauchen könnten. Bereich 3: Rein leben [Das ist Gottesdienst]... sich selbst von der Welt unbefleckt halten (Jak 1,27). 7
Wie können wir uns von der Welt unbefleckt halten? Indem wir nicht die Werte und Maßstäbe der Welt übernehmen. Indem wir uns nicht anfüllen, ablenken oder unser Denken bestimmen lassen, von dem, was in Gottes Augen nicht gut ist. Wir dürfen uns an Gottes guten Gaben in dieser Welt freuen. Aber immer in dem Wissen, dass wir eben nicht mit dem Strom schwimmen oder dem Mainstream hinterhertrotten. Diese Welt ist nicht unser Zuhause. Diese Welt vergeht. Wir haben eine ewige Heimat bei Gott. Wir sind auf der Durchreise. Leben wir so, dass wir das Ziel immer im Blick haben. Fragen wir immer: Was dient diesem Ziel? Für mich persönlich? Für die Menschen in meiner Umgebung? Die Welt, die auf uns wartet, die hat Christus schon bereitet. Damit wir dort auch ankommen, ist es nötig, im Glauben zu bleiben. Deshalb gibt uns Jakobus den Auftrag: SEID TÄTER DES WORTES UND NICHT NUR HÖRER! Schaut in den Spiegel seines Wortes! Vergesst nicht, wem ihr dient und was Gott in euch sieht: gerechtfertigte Sünder. Sünder, die durch den Glauben an den Sünderheiland gerecht gesprochen sind. Amen! Predigtlied: Herr für dein Wort sei hoch gepreist (LKG 21) Zionsgemeinde Hartenstein Kontakt: Pastor M. Müller Kleine Bergstr. 1 08118 Hartenstein Tel.: 037605/4211 Funk: 01577/3365611 e-mail: pfarrer.mmueller@elfk.de Sie finden uns im Internet unter: www.elfk.de/hartenstein Die Predigt können Sie auch im Internet nachhören oder lesen. 8