Wartung von mini-club Motoren Von Jochen Hänger 1. Vorwort Eine Lok...... und ihr Motor Das Herz einer jeden Lokomotive ist ihr Motor. Die Funktionstüchtigkeit einer Lokomotive hängt so direkt von der Funktionstüchtigkeit des Motors ab. Leider nimmt die Funktionstüchtigkeit der von Märklin in die Lokomotiven eingebauten Motoren mit der Zeit merklich ab. Durch welche Faktoren ist dies bedingt? Wie kann die Funktionstüchtigkeit wieder hergestellt werden? Diese Fragen möchte ich im Folgenden beleuchten und einen Weg aufzeigen, wie die Funktionstüchtigkeit auf einfache Weise und ohne teuere Spezialwerkzeuge wieder hergestellt werden kann. Dies ist eine Voraussetzung dafür, dass der Weg von allen nachvollzogen werden kann. 2. Der Märklin miniclub Motor Die von Märklin verwendeten Motoren gehören zu den dauererregten Gleichstrommotoren. Sie sind unter anderem dadurch gekennzeichnet, dass der Strom über Bürsten auf den sich drehenden Kollektor übertragen wird. Die Bürsten bestehen aus Grafit. Durch die Drehbewegung kommt es sowohl an den Bürsten als auch am Kollektor zu Abrieb. Dieser Abrieb ist elektrisch leitend. In Verbindung mit Schmieröl-Rückständen klebt er an den Bauteilen des Motors fest. Die Drehbewegung führt an den Bürsten auch zu unerwünschten Ausrundungen und kann auch zu Rillen an der Oberfläche führen. Diese Rillen finden sich auf der Oberfläche des Kollektors spiegelverkehrt wieder. Die Stromübertragung von den Bürsten zum Kollektor und zurück führt zu dem sogenannten Bürstenfeuer. Dieses verursacht Einbrennungen auf der Oberfläche des Kollektors. Durch die Federung der Bürsten ist deren Anpressdruck am Kollektor ungleich. Der Kollektor wird ungleich abgenutzt. Diese Faktoren zusammen schränken die Funktionstüchtigkeit der Motoren mit der Zeit immer mehr ein.
3. Benötigte Werkzeuge und Hilfsmittel Werkzeuge und Hilfsmittel Die folgenden Werkzeuge und Hilfsmittel sind notwendig: eine Teststrecke (das kann auch eine Modellbahn sein) ein Trafo mit zwei Kabel ein feines Öl, z.b. Trix Modellbahn-Fluid ein kleines Glas ein feiner Pinsel einen Schraubendreher eine spitze Pinzette eine breite Pinzette ein scharfes Messer ein Lineal Sandpapier der Körnung 1000 oder 1200 Von der Verwendung von Spiritus (ein vergällter Alkohol) möchte ich abraten. 4. Demontage der Lokomotive mit Ausbau des Motors Zuerst wird der Motor ausgebaut. Dazu wird das Dach der Lokomotive abgehoben. Die Platine wird entfernt, indem zuerst die Schraube herausgedreht wird und danach die Platine vorsichtig entfernt wird. Danach werden die Schrauben der Kunststoffauflagen der Platine herausgedreht und die Kunststoffauflagen entfernt. Es hat sich bewährt, alle Einzelteile der Lokomotive in richtiger Position zueinander angeordnet abzulegen. Dies erleichtert später den Zusammenbau.
5. Welche Arbeitsschritte sind erforderlich? Falls der Motor stark verschmutz ist, wird vorab eine zusätzlich Reinigung des Motors durchgeführt, so wie sie im Kapitel 11 beschrieben ist. Motor mit ausgebauten Bürsten Am Motor werden die beiden Bürsten mit der spitzen Pinzette entfernt. Schauen wir uns die Laufflächen der Bürsten genau an. Ist die Lauffläche glatt? Oder hat die Lauffläche gut sichtbare Rillen? Falls die Lauffläche glatt ist, können die in den Kapiteln 7, 8, 9 und 10 beschriebenen Arbeitsschritte entfallen. Es ist dann lediglich eine Aufarbeitung der Bürsten (Kapitel 6) und die Reinigung des Motors (Kapitel 11) erforderlich. Wenn Sie sich an dieser Stelle unsicher sind, führen Sie nur die Arbeitschritte in den Kapiteln 6 und 11 aus. 6. Aufarbeitung der Bürsten Glattschleifen der Bürsten Die Bürsten werden mit der breiten Pinzette auf dem Sandpapier plan geschliffen. Wichtig ist, dass die Bürste so auf dem Sandpapier geführt wird, dass eine ebene, zum Bürstenblech parallele Oberfläche erschliffen wird. Bei diesem Schleifen bildet sich ein feiner, mit bloßem Auge kaum sehbarer Grat.
Entfernen des Grat Reinigen der Bürsten Dieser wird, wie im ersten Bild dargestellt entfernt. Mit dem Pinsel und dem Reinigungsöl werden die Bürsten abschließend gereinigt. Dies ist für die Entfernung unerwünschter Schmutzpartikel und des beim Schleifen entstandenen Abriebs wichtig. 7. Sandpapier zurecht schneiden Sandpapier zuschneiden Zuerst wird ein etwa 10cm langer Streifen Sandpapier zurechtgeschnitten, der genau so breit wie der Kollektor ist.
8. Motor aufarbeiten Mit einer Hand wird der Motor gehalten und das Sandpapier gespannt. Mit der anderen Hand wird die Ankerwelle des Motors gedreht. Das Sandpapier sollte genau so breit wie der Kollektor sein. Der Motor mit geschliffenem Kollektor. Die Bilder zeigen, wie der Streifen Sandpapier um den Kollektor gelegt und der Motor mit einer Hand gehalten wird. Wichtig ist, dass während des eigentlichen Schleifvorgangs der Streifen gespannt bleibt. Falls eine Seite des Kollektors stärker geschliffen werden soll wie die andere Seite, wird der Streifen an der stärker zu schleifenden Seite stärker gespannt. Dies erfordert ein wenig Übung, gelingt dann jedoch recht gut. Mit der anderen Hand wird die Ankerwelle gedreht. Es hat sich bewährt, die Ankerwelle immer in der gleichen Richtung zu drehen. Das Schleifen des Kollektors gliedert sich in zwei Teile: den eigentlichen Schleifvorgang und den Poliervorgang. Während des Schleifens wird die Oberfläche des Sandpapiers immer glatter und trägt dadurch immer weniger Material ab. Für den Schleifvorgang muss der Streifen Sandpapier daher immer wieder weiter bewegt werden, damit noch nicht verwendetes Sandpapier zum Schleifen verwendet wird. Wenn das Schleifen zum gewünschten Erfolg geführt hat, wird der Poliervorgang durchgeführt. Auch ein Sandpapier mit der Körnung 1000 oder 1200 ist hierfür zu grob. Dies lösen wir mit einem einfachen Trick: Wir bewegen den Sandpapierstreifen nicht mehr weiter, drehen aber die Ankerwelle längere Zeit weiter. Das Sandpapier wird dadurch immer feiner und wir erhalten den gewünschten glatten Schliff des Kollektors.
8. Wie viel sollte abgeschliffen werden? Das Schleifen des Kollektors erfordert ein wenig Erfahrung. Daher gilt hier die Devise weniger ist mehr. Schleifen Sie nur wenig ab, wenn Sie sich nicht sicher sind. Falls der Kollektor die Form eines liegenden Kegelstumpfes angenommen hat, kann auch dies durch gezieltes Schleifen zumindest teilweise korrigiert werden. Dies erfordert eine umfassende Schleif-Erfahrung. 9. Vorreinigung des Motors Der Motor wird mit Pinsel und Reinigungsflüssigkeit zunächst vorgereinigt. Anschließend werden die Bürsten mit der spitzen Pinzette wieder eingebaut. 10. Hauptreinigung des Motors Motor an den Trafo anschliessen Motor reinigen Für den eigentlichen Reinigungsvorgang füllen wir ein kleines Glas mit Reinigungsöl. Wir verbinden mit den Kabeln den Motor mit dem Trafo, so wie es im ersten Bild gezeigt ist. Das Kabel wird einfach um den Kondensator- Draht am Motors gelegt. Wer einen Lötkolben zur Hand hat, kann sich das Leben einfacher machen, indem er die Enden des Kabels um ca. 1cm abisoliert, verzinnt und den verzinnten Teil mit einer Pinzette zu einer Öse biegt, bevor er mit dem Kabel den Motor mit dem Trafo verbindet. Der Motor wird mit dem Kabel in die Flüssigkeit gehalten und der Strom eingeschaltet. Der Motor putzt sich nun quasi selbst. Die Zeitdauer des Reinigungsvorgangs hängt vom Grad der Verschmutzung ab. Falls der Motor sehr stark verschmutzt ist muss dieser Reinigungsschritt in einem sauberen Glas und mit neuer Reinigungsflüssigkeit wiederholt werden. Die Reinigungsflüssigkeit kann in der Regel wieder verwendet werden. Lassen Sie die verschmutzte Reinigungsflüssigkeit so lange stehen, bis sich der Schmutz am Boden des Glases abgelagert hat. Sie können die Reinigungsflüssigkeit dann vorsichtig in ein anderes Glas umgießen. Der Schmutz bleibt im ersten Glas zurück. Das Glas kann mit Wasser und Spülmittel gereinigt werden.
11. Ölen des Motors Den Motor lassen wir nun vollständig abtrocknen. Je nach verwendetem Reinigungsöl kann dies längere Zeit in Anspruch nehmen. Anschließen ölen wir die Ankerwellen des Motors vorsichtig ab. Auch hier gilt: weniger ist mehr! 12. Zusammenbau der Lokomotive Die Lokomotive bauen wir nun Stück für Stück wieder zusammen. Die Übertragung des Stromes von der Platine zum Motor erfolgt über zwei feine Drähte. Achten Sie darauf, dass diese Drähte mit einer gewissen Spannung am Motor anliegen. Biegen Sie diese Drähte vor dem Einbau der Platine ein wenig in die entsprechende Richtung. Dies ist für eine gute Stromübertragung zum Motor wichtig. 13. Testfahrt Testfahrt Nun darf die Lokomotive auf der Teststrecke bzw. der Eisenbahnanlage einige Runden fahren. Es kann sein, dass eine Lok wenige Runden benötigt, bis sie ihre übliche Geschwindigkeit wieder erreicht. Falls die Lokomotive gar nicht anfährt, liegt das in aller Regel an den im Kapitel 12 erwähnten Drähten. 14. Haftungs-Ausschluss Diese Beschreibung basiert auf meiner Erfahrung in der Wartung von Märklin Motoren. Ausdrücklich ist jede Haftung ausgeschlossen!