Einzigartiges Zeugnis der Jungsteinzeit in Bonn Die Wall-/Grabenanlage auf dem Venusberg

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Transkript:

Einzigartiges Zeugnis der Jungsteinzeit in Bonn Die Wall-/Grabenanlage auf dem Venusberg Archäologische Forschungen des LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland und des Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität zu Köln zur Geschichte der frühen Bauern im Rheinland PRESSETERMIN am 10. September 2015

Einführung Im Bonner Stadtteil Venusberg findet sich dort, wo der Bodelschwinghweg auf die Robert-Koch- Straße trifft, ein einzigartiges Zeugnis der Jungsteinzeit im Rheinland. In Verlängerung des Bodelschwinghwegs führt hier ein viel genutzter Waldweg ins Grüne. Neben dem Weg erhebt sich im Wald eine über 6000 Jahre alte Wallanlage, von der jedoch die wenigsten Spaziergänger Notiz nehmen. Der bewachsene Wall und auch der vorgelagerte Graben sind deutlich im Gelände zu erkennen (Abb. 1). Der Höhenunterschied zwischen der tiefsten Stelle im Graben und der Wallkrone beträgt noch mehr als 1,8 m. Eine archäologische Besonderheit, denn die meisten vergleichbaren Anlagen sind infolge landwirtschaftlicher Nutzung heute eingeebnet und damit unsichtbar. Bonn-Venusberg, der jungsteinzeitlichen Wall mit vorgelagertem Graben ist im Gelände bei genauer Betrachtung gut zu erkennen. Blick von Südwesten. (J. Vogel, LVR-Landesmuseum Bonn) Geographisches Der Venusberg befindet sich an der Grenze vom engen, tiefer eingeschnittenen Mittelrheintal zur flachgründigen Niederrheinischen Bucht. Geologisch gesehen ist der Venusberg Bestandteil der jüngeren Hauptterrasse des Rheins, die sich während verschiedener Eiszeiten vor mehreren Hunderttausend Jahren ausbildete. Unter den Sanden und Schottern dieser Hauptterrasse finden sich Tone, deren wasserstauende Eigenschaften zu kleinen Sumpfstellen auf dem Venusbergplateau führten, die bis in das letzte Jahrhundert hinein beobachtet wurden. Hierauf ist auch die Bezeichnung Venusberg zurückzuführen, die sich vom Begriff Venn ableitet, der so viel wie Sumpf, Moorheide

oder Heidegebiet bedeutet. Über den eiszeitlichen Schichten entwickelte sich in der Nacheiszeit ein Boden der als Parabraunerde bezeichnet wird. Der Venusberg stellt eine markante Erhebung mit einer Höhe von ca. 168 m ünn dar. Er überragt die Rheinebene mit steil abfallenden Flanken um rund 110 m. Im Westen trennt das Melb- oder Engelsbachtal den Venusberg vom Kreuzberg. Östlich und nördlich finden sich die steilen Hänge Richtung Rhein. Einzig im Süden geht das Gelände flacher in die Ebene der Rheinhauptterrasse über. Hier finden sich in einem Bereich, in dem die steilen Flanken einziehen und das Plateau leicht verengen, die noch heute obertägig im Gelände sichtbare Überreste eines Walles und eines vorgelagerten Grabens. Bonn-Venusberg, digitales Geländemodell des Venusbergplateaus mit dem jungsteinzeitlichen Abschnittswall ganz im Süden und Markierung der maximal zu rekonstruierenden Fläche, die durch den Abschnittswall abgeriegelt wurde (weiße Linie). (E. Claßen, LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland; Kartengrundlage: Geobasisdaten der Kommunen und des Landes NRW Geobasis NRW, 2013) Bisherige Ergebnisse Archäologische Ausgrabungen im Sommer 1986 und Herbst 1987 verfolgten das Ziel den Aufbau und die bis dahin unbekannte Zeitstellung der Wall-/Grabenanlage zu klären. Bereits zeitnah zur Ausgrabung konnte aus einer geborgenen Holzkohleprobe eine Datierung mit der 14C-Methode vorgenommen werden. Diese belegt, dass der Abschnittswall in seinen Ursprüngen in die jungsteinzeitliche Michelsberger Kultur um 4100 v. Chr. zu datieren ist. Charakteristische Fundstücke dieser Zeit konnten bei den Ausgrabungen aber nicht gefunden werden.

Bonn-Venusberg, Lage der untersuchten Flächen der Jahre 1986/1987 (grau) und 2015 (rot). Bonn-Venusberg, Lage der untersuchten Flächen der Jahre 1986 und 1987. (E. Claßen/S. Klumpp, LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland) Eine erneute Durchsicht und Interpretation der Grabungsdokumentation ließ vermuten, dass der noch auf einer Länge von etwa 140 m nachweisbare und auf rund 80 m zugängliche Wall mehrere Bauphasen aufweist. Der Höhenunterschied zwischen Grabensohle und Wallkrone wird mit mindestens 2,9 m rekonstruiert. Zuzüglich einer aufgrund eines Pfostenbefundes angenommenen Palisade von geschätzt 1,5-2 m Höhe bot die Anlage von außen sicher ein eindrucksvolles Bild. Für den Innenraum der Anlage kann eine Fläche von maximal etwa 20 ha rekonstruiert werden, wobei im Innern des Areals bis zum Sommer 2015 noch keine archäologischen Untersuchungen stattgefunden hatten. Neue Forschungen Aufgrund einiger ungeklärter Fragen hat sich das LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland entschlossen in Kooperation mit der Universität zu Köln neue Untersuchungen an Wall und Graben sowie soweit möglich in der Innenfläche des Areals anzugehen. Ziel dieser Untersuchungen ist es Fragen zur Altersstellung, Mehrphasigkeit und zur Wallkonstruktion beantworten zu können. Hierzu wurde ein insgesamt knapp 30m langer Schnitt so angelegt, dass im Wallbereich erkennbar werden kann, ob eventuelle Einbauten vorhanden sind. Alle Arbeiten werden per Hand ausgeführt.

Die bei der Grabung angelegten Profile bzw. die aufgeschlossenen Sedimente werden im Feld durch Bodenkundler begutachtet. Die vorläufigen Ergebnisse zeigen, dass es im Bereich des alten Walles keine Ruhephasen oder eine Mehrphasigkeit gibt. Es zeigt sich aber eine Bodenbildung die belegt, dass die Aufschüttung in der heutigen Form auch dem Zustand vor einigen Tausend Jahren entspricht. Zur analytischen Absicherung der Feldansprache werden Proben entnommen. Bonn-Venusberg, Foto des westlichen Profils durch den jungsteinzeitlichen Wall, der an der rötlichen Verfärbung der Schichten zu erkennen ist. Die weiße Linie markiert die Oberkannte des 6000 Jahre alten Bauwerks, die blaue Linie entspricht etwa der Oberkante der Hauptterrasse, auf die der Wall aufgeschüttet wurde. (E. Claßen, LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland) Als außergewöhnlicher Befund wurde in der aktuellen Grabung eine unregelmäßige Steinsetzung aus Quarzitblöcken an der Basis des Walls etwa 1,5 m unterhalb der Wallkrone freigelegt und dokumentiert. Die Funktion dieser Konstruktion ist noch ungeklärt. Bonn-Venusberg, Foto der aus groben Quarzitblöcken bestehenden Steinsetzung an der Basis des ansonsten aus Kies und Sand bestehenden Wallkörpers. (M. Gran, LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland)

Einzelne der während der Grabung geborgenen Holzkohlen konnten bereits hinsichtlich der Holzarten und mittels der 14C-AMS-Methode altersmäßig bestimmt werden. Es handelt sich bei allen untersuchten Proben um Holzkohle von Lindenbäumen. Zwei 14C-Daten aus dem oberen und unteren Bereich des Walles datieren identischen auf einen Zeitbereich zwischen 3950 und 3800 v. Chr. und bestätigen insofern die aufgrund der bodenkundlichen Analysen gewonnenen Einsichten zu einer Einphasigkeit des Walls in diesem Bereich. Untersuchungen in kleinen Teilflächen des Innenraums der Anlage mittels Geomagnetik erbrachten noch keine interpretierbaren Ergebnisse. Archäologischer Hintergrund: Jungsteinzeit 2,5 Millionen Jahre lebte der Mensch als Jäger und Sammler. Abhängig von den Jahreszeiten und den Wanderungen seiner Jagdbeute bewegte er sich durch verschiedene Landschaften und passte sich unterschiedlichsten Klimabedingungen an. Vor 12.000 Jahren, mit dem Ende der letzten Eiszeit, vollzog sich jedoch ein fundamentaler Wandel: Der Mensch wurde sesshaft, errichtete Siedlungen mit festen Gebäuden, begann Getreide anzubauen und Vieh zu züchten. Lebensbild einer Siedlung der ersten Bauern im Rheinland vor etwa 7000 Jahren. (M. Kriek, Amsterdam) Das Rheinland besiedelten die ersten Bauern vor rund 7300 Jahren und nutzen zunächst vor allem die fruchtbaren Böden im Westen der niederrheinischen Bucht. Diese boten beste Voraussetzungen für die frühe Landwirtschaft. Weniger fruchtbare Gebiete wurden erst später in der mittleren Jungsteinzeit besiedelt. Als ältester Nachweis einer dauerhaften Präsenz jungsteinzeitlicher Bauern im Bonner Stadtgebiet muss die Wall-Grabenanlage auf dem Venusberg gelten, die der Michelsberger Kultur zwischen 4300 und 3600 v. Chr. zuzuweisen ist.

Keramikgefäße der Michelsberger Kultur aus verschiedenen Fundstellen. Bei den bisherigen Untersuchungen am Venusberg konnten keine vergleichbaren Fundstücke geborgen werden. (J. Vogel, LVR-Landesmuseum Bonn) Archäologischer Hintergrund: Jungsteinzeitliche Wallanlagen Wall-Graben-Anlagen lassen sich in Mitteleuropa seit dem Beginn der sesshaften Lebensweise nachweisen. Übereinstimmend ist die Technik ihrer Errichtung durch aufwendige Erdbewegungen; dies hat ihnen den Namen Erdwerke eingebracht. Häufig sind diese Bauwerke an topografisch herausragenden Orten errichtet worden. In Form und Größe variieren die Anlagen stark. Ebenso gehen die Deutungen weit auseinander, zu welchem Zweck sie ehemals gedient haben könnten. Für Anlagen der Michelsberger Kultur, wie jene auf dem Bonner Venusberg, gibt es verschiedene Deutungsmöglichkeiten: Verteidigungsanlage, Fliehburg, Viehkral, Kultplatz bzw. Ort für rituelle Handlungen, Markt - bzw. Versammlungsplatz, Sitz von wichtigen Gemeinschaftsmitgliedern. Alle Möglichkeiten haben jeweils Argumente für sich, doch lässt sich keine der Interpretationen eindeutig erhärten. Hinderlich für die Erfassung der Anlagen ist nicht zuletzt ihre Größe. Nur sehr wenige Erdwerke sind vollständig archäologisch untersucht, und an kaum einem Fundort ist auch der Innenraum und der Außenbereich dokumentiert.

Rekonstruierte Landschaft um 3800 v. Chr. Dargestellt sind Erdwerke, Siedlungen und Wirtschaftsflächen der Michelsberger Kultur bei Jülich (Blick über das Rurtal Richtung ONO). Heute ist von diesen Anlagen im Gegensatz zum Abschnittswall auf dem Bonner Venusberg in der Landschaft nichts mehr zu sehen. Ihre Lage konnte nur durch Ausgrabungen und Luftbilder erschlossen werden. (M. Kriek, Amsterdam)

Bildnachweis CD 1 Bonn-Venusberg, digitales Geländemodell des Venusbergplateaus mit dem jungsteinzeitlichen Abschnittswall ganz im Süden und Markierung der maximal zu rekonstruierenden Fläche, die durch den Abschnittswall abgeriegelt wurde (weiße Linie). (E. Claßen, LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland; Kartengrundlage: Geobasisdaten der Kommunen und des Landes NRW Geobasis NRW, 2013) 2 Bonn-Venusberg, Foto des westlichen Profils durch den jungsteinzeitlichen Wall, der an der rötlichen Verfärbung der Schichten zu erkennen ist. (E. Claßen, LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland) 3 Bonn-Venusberg, Foto der aus groben Quarzitblöcken bestehenden Steinsetzung an der Basis des ansonsten aus Kies und Sand bestehenden Wallkörpers. (M. Gran, LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland) 4 Bonn-Venusberg, Detailfoto der unregelmäßigen Steinsetzung aus Quarzitblöcken. (M. Gran, LVR- Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland) 5 Bonn-Venusberg, Die Ausgrabungen werden von Mitarbeitern des LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland und Studierenden der Universität zu Köln durchgeführt. (E. Claßen, LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland) 6 Bonn-Venusberg, Fotografische Dokumentation von archäologischen Befunden während der Ausgrabung. (E. Claßen, LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland)