Philosophieren. mit neugierigen Kindern. Oscar Brenifier. Illustrationen von Aurélien Débat

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Philosophieren mit neugierigen Kindern 1 CH Was ist das? Oscar Brenifier Illustrationen von Aurélien Débat» inder sind Philosophen«, sagt der Volksmund. Wie das? Philosophieren heißt: Fragen stellen. Wer könnte das besser als Kinder? Philosophieren mit Kindern bedeutet, die Dinge hinterfragen, die ganz großen wie auch die alltäglichen. Kinder erschließen sich ihre Welt in kleinen Schritten. Dabei gilt es, ihnen den Weg zu bereiten. Das kann nicht heißen, sie auf eine asphaltierte Ebene ohne Hindernisse zu schicken, sondern ihnen Mut zu machen, wenn Steine im Weg liegen.»wer nicht fragt bleibt dumm«, heißt es auch. Ermutigen wir unsere Kinder Fragen zu stellen! Ein ganz entscheidendes Entwicklungsstadium bei Kindern beginnt mit ihrem ersten»ich«. Sie reden nicht mehr in der dritten Person, wenn sie sich selbst meinen. Wer oder was ist dieses»ich«? Kenne ich mich selbst? Wie sehen mich die anderen? Selbst Erwachsenen fällt es schwer, Zusätzliche grafische Elemente: Shutterstock.

2 darauf eine Antwort zu finden. Antworten zu finden ist gut; wichtiger aber ist es, Fragen zu stellen. ICH WAS IST DAS? 1. Wenn du dich im Spiegel betrachtest wen siehst du? Kennst du die Person, die du im Spiegel siehst, oder ist sie dir manchmal fremd? Magst du sie, oder möchtest du am liebsten nichts mit ihr zu tun haben? 2. Wenn deine Eltern mit dir über eine dringende Sache mit dir reden, die dich betrifft, hast du dann manchmal das Gefühl, dass sie dich gar nicht richtig kennen? 3. Ungefähr mit Beginn des Kindergartenalters sagt ein Kind»Ich«, wenn es sich meint. Bis dahin hat es sich verschiedene Namen gegeben,»du«oder auch den eigenen Vornamen, meistens in sprachlich veränderter Form. Wie hast du dich selbst genannt, als du klein warst? 4. Hast du Geschwister oder Kusinen? Findest du, dass es eine Ähnlichkeit zwischen euch gibt? Gefällt dir das? Wie fühlt es sich an, jemandem ähnlich zu sein? 5. Wer ist dieses»ich«? Bist du das? Oder das, was die anderen sehen? Wie findest du das heraus und wie lange kann das dauern? 6. Und: Hast du nicht manchmal das Gefühl, ein völlig anderer zu sein? Wünschst du dir ab und zu gar, deine Haut abstreifen zu können und ein anderer Mensch zu sein?

3 Konrad Adenauer, erster deutscher Bundeskanzler. * 1876, 1967»Ich bin wie ich bin. Die einen kennen mich, die anderen können mich.«beneidenswert, wenn jemand so selbstbewusst von sich spricht! Allerdings ist Konrad Adenauer auch sehr alt geworden; als er ein Kind war, hat er sicher noch nicht so gesprochen. Als Kölner Schuljunge wusste auch er noch nicht viel über sich selbst. 7. Was ist das: Selbstbewusstsein? Aus welchen Wörtern ist dieser Begriff zusammengesetzt? Schlage im Lexikon nach oder suche im Internet nach der Wortbedeutung. Dort wirst du auch ähnliche Begriffe finden, die mit Selbst. beginnen. Schreibe die auf, die du kennst, und versuche sie zu erklären. 8. Wenn du selbst nicht so genau weißt, wer du bist, dann wissen deine Eltern und andere Verwandte, deine Freunde und Klassenkameraden vielleicht eine Antwort. Frage sie:»wer bin ich?«wie wird wohl dein bester Freund/deine beste Freundin darauf antworten? Was werden dein Bruder oder deine Schwester sagen? Frage auch deinen Vater und deine Mutter. Gefallen dir ihre Antworten? Bist du überrascht zu hören, wer du bist? Frage ruhig auch deine Lehrerin oder deinen Lehrer, vielleicht auch deinen Nachbarn. Sie alle haben ein Bild, einen Eindruck, einen Vorstellung davon, wer du bist. Schreibe die Antworten in ein Heft und bewahre es auf. Frage in einem Jahr noch einmal nach. Du wirst erstaunt darüber sein, wie sich die Antworten verändern.

4 Arbeitsblatt Nr. 1 (Brenifier, ICH-Was ist das? Kapitel»Unterschiede«) Ich und die anderen 1. Schau dich in deiner Klasse um. Wie viele deiner Klassenkameraden haben blonde Haare? Wie viele tragen eine Brille? Wer von ihnen kommt zu Fuß zur Schule? Wer von ihnen hat ein eigenes Handy? Wie viele kommen aus einem anderen Land als Deutschland? Wie viele haben Geschwister? a) Blonde Haare: b) Brillenträger: c) Zu Fuß zur Schule: d) Eigenes Handy: e) Anderes Land: f) Geschwister:

5 2. Trage in jeder Rubrik die Namen der Mitschüler und Mitschülerinnen ein, auf die die Aussage zutrifft. Vergiss dich dabei nicht und trage statt deines Namens ICH ein. 3. Es wird einige in deiner Klasse geben, die blonde Haare haben. Kommen sie auch alle zu Fuß zur Schule? Haben die Kinder, die eine Brille tragen, auch Geschwister? 4. Gibt es jemanden, auf den alle Aussagen zutreffen? Wer in deiner Klasse stimmt in drei gleichen Aussagen mit anderen überein? (Z.B.: Wer hat alles ein Handy, Geschwister und ist blond?) Wenn du diese Kinder alle nebeneinander siehst: Sind sie sich ähnlich, oder gibt es einige Besonderheiten, die sie voneinander unterscheiden? 5. Selbst wenn du mit vielen Menschen etwas gemeinsam hast, gibt es auch zwischen euch sehr viele Unterschiede. Fühlst du dich wohl, wenn du mit vielen zusammen im Freibad herumtollen kannst, oder bist du lieber mit einem Buch ganz für dich allein auf einer Decke und liest? Vielleicht magst du beides ganz gerne jedes zu seiner Zeit. Möglich, dass du nichts von beidem tust, weil du weder Freibäder noch Bücher besonders gut findest. 6. Die größten Ähnlichkeiten mit dir findest du in der Familie. Das kann sich beim Aussehen zeigen oder auch in einzelnen Charakterzügen oder einer besonderen Veranlagung.»Die Nase hat er von Onkel Phillip, aber sein Talent zum Malen hat er von der Mama geerbt.«solche oder ähnliche Sätze hast du bestimmt schon gehört.

6 Arbeitsblatt Nr. 2 (Brenifier, ICH-Was ist das? Kapitel»Mensch und Tier«und»Eltern-Kinder«) Ich und meine Familie 1. Wir Menschen stammen vom Affen ab, sagt man. Damit ist gemeint, dass heute lebende Menschen genau wie heute lebende Affenarten sich aus derselben Species entwickelt hat, nämlich den Primaten. Das ist ziemlich lange her, und du wirst wahrscheinlich bei deinem nächsten Zoobesuch im Affenhaus nicht auf einen entfernten Onkel treffen. Kennst du die Mitglieder deiner Familie? Weißt, du, wie die Großmütter deines Vaters hießen? Vielleicht lebt deine Urgroßmutter sogar noch? Es ist gut zu wissen woher man kommt. Das macht es leichter herauszufinden, wer man ist. Frage deine Eltern, Tanten, Onkel und Großeltern, welche Personen aus der Familie ihnen bekannt sind. Wenn möglich, bitte sie um Fotos dieser Personen, frage nach ihren Namen und danach, wann sie gelebt haben. a) Erstelle einen Stammbaum deiner Familie: Zeichne auf einen Din A3 großen Fotokarton (helle Farbe) einen Baum. Beginne mit dem Stamm: Zeichne ihn recht dick und stark: Das ist der Platz für dein Foto! Aus dem Stamm heraus wachsen nach rechts und links dicke Äste: dein Vater und deine Mutter, jeder zu einer Seite. Aus diesen dicken Ästen verzweigen sich dünnere Äste: Das sind die Eltern deines Vaters auf der einen, die Eltern deiner Mutter auf der anderen Seite. Achte darauf, dass sich die Namen der Großeltern alle auf einer Höhe befinden. Nun verzweigen sich die vier Äste von Opa 1 und Oma 1 und von Oma 2 und Opa 2. Das ergibt acht neue Zweige: deine Urgroßeltern. Und so weiter! b) Wenn du mit deinem Familienstammbaum soweit fertig bis, dass du keine weiteren Namen mehr herausfinden kannst, dann hänge dir dein Poster zu Hause an einer Stelle auf, wo du die Namen und Fotos gut aus der Nähe betrachten kannst. Gibt es Spannendes zu entdecken? Hast du vielleicht ein Grübchen wie deine Urgroßmutter oder eine hohe Stirn wie dein Onkel? Hast du mehrere Vornamen? Vielleicht hast du einen von diesen Namen von einem deiner Vorfahren geerbt.

7 2. Deine Eltern sind deine nächsten Verwandten. Ohne sie gäbe es dich nicht. Sie sorgen für dich, geben dir Schutz und Geborgenheit und sind für dich da, wenn du sie brauchst. Das ist der Idealfall. Es kommt aber auch vor, dass Eltern oder einer von ihnen nicht immer da sind, wenn du sie brauchst. Dafür gibt es viele Gründe: einen Arbeitsplatz in einer anderen Stadt zum Beispiel. Manche Eltern trennen sich und leben in verschiedenen Wohnungen alles das kommt vor. Trotzdem bleiben sie deine Eltern: Vater und Mutter, egal wo sie sich aufhalten. Neben den Eltern kann es andere wichtige Menschen für dich geben, bei denen du dich geborgen fühlst. Wenn du ihnen vertrauen kannst, sind auch sie für dich da, wenn du mit deinen Problemen zu ihnen kommst. Zu wem kannst du gehen, mit wem kannst du reden, wer wird dich verstehen, a) wenn du eine schlechte Arbeit geschrieben hast?... b) wenn deine Freundin sich nicht mehr mit dir treffen will?. c) wenn du im sportlichen Wettkampf der/die Beste warst?... d) wenn du das Gefühl hast, dass niemand dich mag? e) wenn du glaubst, dass du vor lauter Glück zerspringen musst?

8 Arbeitsblatt Nr. 3 (Brenifier, ICH-Was ist das? Kapitel»Aussehen«,»Großwerden«und»Freiheit«) Ich und die Zeit 1. Manchmal kann man sich selbst nicht ausstehen. Bestimmt kennst du das auch. Gestern war noch alles in bester Ordnung, du hast dir einen tollen Haarschnitt machen lassen, und heute findest du deine Frisur abscheulich. Überhaupt: deine Nase, dein Mund einfach grässlich! Dabei siehst du auf den Fotos von der letzten Klassenfahrt noch ganz gut aus. Du veränderst dich. Du wirst erwachsen. Bist du deshalb an jedem neuen Geburtstag jemand anderes? Ja und nein. Du wirst dich bis zu deinem nächsten Geburtstag verändert haben, aber das Kind von heute ist auch noch da. Es bleibt in dir etwa wie die Puppen in einer russischen Matroschka. Du solltest also nachsichtig sein mit der Person im Spiegel, lass ihr Zeit und sei nett zu ihr! Sie wird dich lange begleiten. a) Wann hast du dich zuletzt rundum glücklich und gut gefühlt? Beschreibe, wo du warst, mit wem und zu welchem Anlass. Was hattest du an, welche Musik hast du gehört? Erinnere dich so genau wie möglich? b) Wenn du dich das nächste Mal so richtig mies fühlst, was könntest du dann selbst tun, damit es dir besser geht? Schaue bei a) nach und erinnere dich an Dinge, die dir gut tun.

9 2. Je älter du wirst, desto häufiger wirst du feststellen, dass die Menschen in deiner Umgebung nicht deiner Meinung sind. Was ist bloß los mit ihnen? Vielleicht sind sie gerade schlecht gelaunt; es könnte aber auch an dir liegen! Auch du wirst deine Meinung von Zeit zu Zeit ändern. Besonders schwierig wird es, wenn man dir Dinge aufzwingen möchte, die du gar nicht leiden kannst. Bild a Bild b NEIN zum Spinat! Bild c Bild d e) Diese vier Bilder erzählen eine kurze Geschichte. Schreibe sie auf! Achte dabei auf die Gedanken, die der Spinatesser beim Essen hat. Lass ihn sagen, worüber er nachdenkt und wie er sich fühlt. f) Im Buch findest du diese Bilder in einer anderen Reihenfolge. Welchen Unterschied macht es, dass im Buch das Bild d) an erster Stelle steht? Wie verändert sich durch diese Umstellung der Bilder die Geschichte? g) Hast du dich auch schon einmal mit Erfolg geweigert, etwas zu tun, was deine Eltern oder ein anderer Erwachsener von dir verlangt haben? Bei welcher Gelegenheit war das? Wie hast du dich anfangs gefühlt, und wie ging es dir hinterher? Wie haben deine Eltern/ die Erwachsenen reagiert? h) Schreibe deine Gedanken und Gefühle auf, die du heute hast, wenn du dich an die Verweigerung erinnerst.

10 3. Jeder Mensch ist ein Individuum. Auch du bist einzigartig. Dazu gehören deine Schwächen genauso wie deine Stärken. Wir alle sind verschieden, trotzdem fühlen wir uns miteinander verbunden; das macht unser Menschsein aus. Auf der letzten Seite findest du eine Figur; an ihr kannst du zeigen, wie du dich selbst heute siehst. a) Zeichne diese Figur weiter und/ oder male sie aus. Du kannst auch in die Figur hinein oder an deren Rand schreiben, was dir zu dir, zu deinem ICH einfällt. (Z.B. auf Kniehöhe an den Rand schreiben: Hier habe ich mich letzten Winter beim Schlittenfahren verletzt. Die Narbe wird bleiben.) Auch Wünsche sind erlaubt! 2. Vervollständige diese Sätze: a) Als ich klein war, b) Heute bin ich c) Später möchte ich d) Mein größter Wunsch ist, Zum guten Schluss: In diesem Kapitel zum Thema Philosophieren hast du bestimmt einige Begriffe gefunden, die du noch nicht kanntest oder kennst. Lege ein Heft an, in dem du diese neuen Wörter aufschreibst und daneben das, was sie bedeuten. Am besten eignet sich dazu ein Vokabelheft. Du findest die neuen Begriffe leicht, sie sind alle schräg gedruckt. Jeder Begriff, den du noch nicht kennst, sollte in deinem Heft stehen, auch die, die nicht schräg gedruckt sind. So kannst du dir dein ganz persönliches Wörterbuch anlegen. Ihre Bedeutung findest du im Internet, im Lexikon oder wenn du schlaue Leute fragst.