67 Ein Bild gerade ausrichten Ein Bild gerade ausrichten Nach dem Öffnen einer zu bearbeitenden Bilddatei überprüfen Sie als Erstes, ob diese in der Ausrichtung Ihrer Vorstellung entspricht. Ist dies nicht er Fall, richten Sie das Bild aus. In Abbildung 4 3 steht das Braut paar schief auf der Treppe, was durch die Mittelfalte im Kleid der Braut zusätzlich betont wird. Eine Kleinigkeit, die von den meisten Anwen dern mittels der Funktion Drehen (Menüpunkt Bearbeiten/Transformieren) behoben wird, bei der ein genaues Arbeiten jedoch nicht möglich ist und die Drehung nach Augenmaß erfolgt. Sofern eine gerade Linie im Bild vorhanden ist, gibt es eine einfachere Methode. Um alle Werkzeuge der Werkzeugpalette in einer Übersicht zu sehen, muss lediglich die Photoshop-Hilfe aufgerufen (F1-Taste) und dort der Suchbegriff»Wissenswertes über Werkzeuge«eingegeben werden. Die dort angezeigte Grafik lässt sich vergrößern und bei Bedarf auch ausdrucken. Fotohaus Kerstin Sänger, Anja Geiger Abb. 4 3 Links: Die Originaldatei direkt nach dem Öffnen in Photoshop. Rechts: Die Mittelfalte im Brautkleid erleichtert das Geradeausrichten des Bildes (rote Linie). Mit dem Linealwerkzeug, welches bis einschließlich CS2 Messwerk zeug hieß, können Bilder gerade ausgerichtet werden. Es befindet sich bei dem Pipettenwerkzeug. Nachdem das Linealwerkzeug ausgewählt Matthai_Partraits.indb 67 23.07.2008 18:23:53
68 4. Bildvorbereitung für die Retusche wurde, wird entlang der gewünschten Bildausrichtung eine Linie gezo gen (vgl. Abbildung 4 3, Markierung). Wenn Sie sich ein Fadenkreuz über das Bild denken (blaues Kreuz in Abbildung 4 3), dann besitzt eine Linie, die in das Bild gezogen wurde, eine bestimmte Winkelab weichung gegenüber der senkrechten (90 /270 ) oder der waagerechten Linie (180 /360 ) des Kreuzes. Der in Abbildung 4 3 angegebene Winkel von 2,2 wird nicht unmit telbar angezeigt, sondern unter dem Menüpunkt Arbeitsfläche drehen/ Per Eingabe zur Verfügung gestellt. Wenn Sie Per Eingabe auswählen, öffnet sich das Dialogfeld Arbeitsfläche drehen, in dem der zum Aus richten des Bildes benötigte Winkel angezeigt wird. Ein Klick genügt und das Bild wird gerade ausgerichtet. Abb. 4 4 Mit dem Linealwerkzeug (vor CS3 hieß es Messwerkzeug) kann eine Bild gerade ausgerichtet werden. Zwei weitere Möglichkeiten zum Ausrichten von Bildern In CS 3 gibt es ein weiteres Werkzeug zum Ausrichten eines Bildes. Das Werkzeug mit dem Namen Gerade ausrichten, ist an zwei Stellen ver fügbar. Zum einen befindet es sich innerhalb der Objektivkorrektur und zum anderem im RAW-Konverter. Die Objektivkorrektur befindet sich unter dem Menüpunkt Filter/Verzerrungsfilter, und wie bei der Methode mit dem Linealwerkzeug muss eine Linie entlang der gewünschten Geraden gezogen werden, um das Bild zu drehen. Matthai_Partraits.indb 68 23.07.2008 18:23:54
69 Ein Bild gerade ausrichten Abb. 4 5 Ausrichten mit dem Werkzeug Gerade ausrichten (roter Kreis) bei dem Verzerrungsfilter Objektivkorrektur und in Camera Raw Im RAW-Konverter Camera Raw ist dieselbe Funktion verfügbar, aller dings wird hier nicht das Bild gedreht, sondern es wird eine Vorschau angezeigt, die darstellt, wie das Bild später in Photoshop geöffnet wird. Dies liegt daran, dass in Camera Raw nicht die Bilddaten geändert wer den, sondern lediglich die Information, wie die Daten an Photoshop übergeben werden. Dabei werden nur jene Bilddaten übergeben, die innerhalb des Rahmens liegen. Sofern Sie mit RAW-Daten arbeiten, empfehle ich, das Drehen gleich hier vorzunehmen. Bei Arbeiten mit Dateien, die nicht den RAW-Konver ter durchlaufen, gebe ich der Methode mit dem Linealwerkzeug den Vor zug vor der Objektivkorrektur, qualitativ gibt es aber keine Unterschiede. Matthai_Partraits.indb 69 23.07.2008 18:23:56
70 4. Bildvorbereitung für die Retusche Der Bildausschnitt mit dem Freistellungswerkzeug Abb. 4 6 Nach dem Drehen der Arbeitsfläche muss das Bild noch freigestellt werden, hier mit dem Freistellungswerkzeug. Nach dem Ausrichten der Bilddatei folgt das Festlegen des Bildaus schnitts. Sofern die spätere Ausgabegröße feststeht und keine Ände rungen zu erwarten sind, nehmen Sie einfach den benötigten Bildaus schnitt. Handelt es sich nicht um ein Einzelbild, sondern um eine Serie und Sie wissen noch nicht, welches Format benötigt wird, dann neh men Sie den Ausschnitt etwas größer, um bei Formatänderungen noch Reserven zu haben (vgl. Kapitel 4, Überlegungen zum Bildformat). Für die Festlegung des Ausschnitts gibt es in Photoshop zwei Werk zeuge: das Freistellungswerkzeug und das Auswahlrechteckwerkzeug. Das Freistellungswerkzeug reicht im Bereich der Beauty-Retusche völlig aus. Allerdings bietet das Auswahlrechteckwerkzeug drei sehr interes sante Optionen: Es kann zwischen einer beliebigen Rechteckauswahl, einer vorgegebenen festen Größe oder einem festen Seitenverhältnis gewählt werden. Zum Freistellen ist die Benutzung des Freistellungs werkzeuges allerdings angenehmer und bietet etwas mehr Komfort. Selbst für den Fall, dass Sie das Freistellungswerkzeug noch nicht benutzt haben sollten, ist die Anwendung wirklich einfach. Nach dem Aktivieren des Freistellungswerkzeugs in der Werkzeugpalette ziehen Sie einen Rahmen um den freizustellenden Bereich und bestätigen die Aus wahl mit der Enter-Taste oder durch einen Klick auf den Haken in der Werkzeugoptionsleiste. Wesentlich interessanter wird es bei den Optionen für das Freistellungswerkzeug, welche wir etwas näher betrachten werden. Matthai_Partraits.indb 70 23.07.2008 18:23:58
Der Bildausschnitt mit dem Freistellungswerkzeug 71 Hinweis zur Option Ausblenden Für das Freistellungswerkzeug gibt es die Option Ausblenden. Sie kann nach dem Ziehen des Auswahlrahmens in der Werkzeugoptionsleiste angeklickt werden. Durch die Option Ausblenden wird der unerwünschte Bereich nicht gelöscht, sondern im Hintergrund beibehalten. In der Histogrammanzeige werden aber nur die Werte für den Ausschnitt dargestellt. Führen Sie jetzt eine Tonwertoptimierung durch, erfolgt die Änderung der Tonwerte nicht nur für den Ausschnitt, sondern auch in den ausgeblendeten Bereichen des Bildes, wirkt sich also auf das gesamte ursprüngliche Bild aus. Wird später der Originalausschnitt über den Menüpunkt Bild / Alles einblenden wieder eingeblendet, kann es sein, dass durchgeführte Korrekturen den ausgeblendeten Bereich durch überstrahlte Lichter oder zulaufende Tiefen völlig unbrauchbar gemacht haben. Sofern Sie die Tonwertoptimierung mit Einstellungsebenen vornehmen, können Sie entsprechende Korrekturen vornehmen und ohne Verlust die Tonwerte neu verteilen. Hat der Ausschnitt bei einem Porträt aber Körperbereiche begrenzt, die retuschiert wurden, fehlen diese natürlich in den ausgeblendeten Bereichen und müssen nachgearbeitet werden. Je nach Umfang der Retuschearbeiten stellt sich die Frage, wie exakt die Korrekten bei den noch nicht retuschierten Bereichen erneut ausgeführt werden können. Die Funktion Ausblenden kann nur ausgewählt werden, wenn die Hintergrundebene zuvor in eine normale Ebene umgewandelt wurde oder das Bild aus mehr Ebenen als nur der Hintergrundebene besteht. Angabe der Auflösung in der Werkzeugoptionsleiste Neben einigen Standardvorgaben besteht die Möglichkeit, eigene Bildformate als Werkzeugvorgabe für das Freistellungswerkzeug anzulegen. Auf diese Weise sind die benötigten Größen direkt verfügbar. In Abbildung 4 7 ist jedes Format zweimal in der Liste enthalten: einmal mit der Bezeichnung 300 ppi und einmal als Original ppi. Diese Unterteilung ist für eine hundertprozentige Bildkontrolle sinnvoll. Um das zu verdeutlichen, sehen wir uns die Arbeitsweise des Freistellungswerkzeugs an. Unser Beispielbild besitzt nach dem Freistellen (vgl. Abbildung 4 6) eine Bildgröße von 1878 x 2348 Pixel bei einem Seitenverhältnis von 4:5. Das entspricht bei einer Auflösung von 300 Pixel pro Inch einer Ausgabebildgröße von gerundet 16 x 20 cm. Ihr Kunde kommt jetzt zu Ihnen und wünscht sich einen wesentlich kleineren Ausschnitt, den aber im Format 20 x 30 cm. Kein Problem: Sie geben in der Optionsleiste des Abb. 4 7 Für das Freistellungswerkzeug können eigene Bildgrößen und die gewünschte Auflösung definiert werden. Die Definition der Auflösung sollte nur unter bestimmten Bedingungen erfolgen.
72 4. Bildvorbereitung für die Retusche Freistellungswerkzeugs 20 x 30 cm ein, dazu 300 ppi und erhalten das gewünschte Ergebnis. Abb. 4 8 Merkwürdig? Obwohl nur ein Ausschnitt des Bildes genommen wurde, benötigt die Ausschnittsvergrößerung mehr Speicherplatz und besitzt dementsprechend mehr Pixel. Sie werden im ersten Moment ganz richtig zu dem Schluss kommen, dass die Ausschnittvergrößerung größer sein muss, da sie in einem grö ßeren Format gedruckt werden soll. Aber es stellt sich die Frage, wo die zusätzlichen Pixel herkommen. Durch die Angabe der 300 ppi in der Optionsleiste des Freistellungs werkzeugs wurde Photoshop angewiesen, den Ausschnitt mit exakt 300 ppi zu erstellen und wenn nötig eine Pixelinterpolation auszufüh ren. Was auf der einen Seite ein netter Service ist, stellt auf der anderen Seite einen Nachteil dar. Sie haben nämlich keinerlei Kontrolle darüber, wann und wie Photoshop Ihr Bild neu berechnet. Sie geben die Kontrolle aus der Hand und jede Änderung der eigentlichen Bildinformation stellt eine qualitative Verschlechterung dar. Wenn Sie sich die Kontrolle nicht aus der Hand nehmen lassen wol len, tragen Sie beim Freistellungswerkzeug in das Feld für die Angabe der Auflösung keinen Wert ein. In diesem Fall wird wie gehabt der Aus schnitt erstellt und auch die Zentimeter werden festgelegt, aber es findet keine Pixelinterpolation statt; die Gesamtmenge der Pixel innerhalb des erstellten Ausschnitts wird nicht verändert. Matthai_Partraits.indb 72 23.07.2008 18:24:00
73 Der Bildausschnitt mit dem Freistellungswerkzeug Abb. 4 9 Hier enthält der Ausschnitt tatsächlich weniger Pixelinformationen als das Original. Für einen 20 x 30 cm großen Abzug des Ausschnitts würden gerade einmal 100 ppi zur Verfügung stehen. Fazit: Benutzen Sie die Auflösungsangabe bei dem Freistellungswerkzeug nur dann, wenn Sie sicher sind, dass Ihr Bild genügend Pixelinformationen für den gewünschten Ausschnitt besitzt. Wenn Sie sich nicht sicher sind, geben Sie keinen Wert für die Auflösung in der Werkzeugoptionsleiste an und kontrollieren nach dem Freistellen, wie viele Pixel in Ihrem Bild noch verfügbar sind. Sofern nötig, können Sie dann gegebenenfalls ein kontrolliertes Hochrechnen mit der PhotoshopFunktion Bildgröße ausführen. Matthai_Partraits.indb 73 23.07.2008 18:24:01