Sprache und Gottesbilder in der Liturgie eine Handreichung

Ähnliche Dokumente
Du bist der Atem meines Lebens

Du bist der Atem meines Lebens

Segnungsgottesdienst

KEIN MENSCH IST PERFEKT

Kirche entdecken und erleben

Zweijahresplan mit inhalts- und prozessbezogenen Kompetenzen zum Bildungsplan Variante Schuljahr

Ist denn Christus zerteilt? (1 Kor 1,1-17)

Zweijahresplan mit inhalts- und prozessbezogenen Kompetenzen zum Bildungsplan Variante Schuljahr

360 Grad das Land und die Welt im Blick. Friedenssegen. Gott, du Quelle des Lebens, du Atem unsrer Sehnsucht, du Urgrund allen Seins.

Du bist der Atem meines Lebens

Liturgische Bausteine für Kinder und Familien zum Monat der Weltmission

Liturgische Bausteine für Kinder und Familien zum Monat der Weltmission

Videobotschaft von Dekan Günter Saalfrank

Zusammenleben in der Klasse, in der Familie, mit Freunden. Gott traut uns etwas zu. Wir sind aufeinander angewiesen

DURCHTRÄNKT VON GOTTES BARMHERZIGKEIT

360 Grad das Land und die Welt im Blick. Friedenssegen. Gott, du Quelle des Lebens, du Atem unsrer Sehnsucht, du Urgrund allen Seins.

Zweijahresplan mit inhalts- und prozessbezogenen Kompetenzen zum Bildungsplan Variante Schuljahr

Liturgievorschlag für Weihnachten 2010

11. Sonntag im Jahreskreis 17. Juni 2018

Liturgievorschlag für den 2. Sonntag LJB

Familiengottesdienst am Thema: Heilige seid wachsam

Kinder. Jugend. Gottesdienstgestaltung. Familie

Zweijahresplan mit inhalts- und prozessbezogenen Kompetenzen zum Bildungsplan Variante Schuljahr

Vernetzung der Bereiche, Schwerpunkte (*) und Kompetenzen (+) in Ich bin da 4

Mensch 1 3/4 Mensch 2 3/4. Mensch 3 3/4 Mensch 4 3/4. Mensch 5 3/4 Mensch 6 3/4

5.2 Kirche am Ort: Leben in Pfarrei und Bistum

Ist denn Christus zerteilt? (1 Kor 1,1-17)

Minibörse - Ideen für die Ministrantinnen- und Ministrantenpastoral

Kerstin Hack. Worte des Segens. Zitate und Gedanken für erfülltes Leben

Geistliches Wort. z.b. für Palmarum: Jesus geht mit den Seinen nach Jerusalem. Was ihn dort erwartet ist unklar. Es wird hart werden, das weiß er.

Download. Du bist ein Schatz! Schulgottesdienst zur Segnung der Viertklässler. Claudia Schäble. Downloadauszug aus dem Originaltitel:

Trauerfeiern beim Verlust von kleinen und tot geborenen Kindern


GOTTESDIENSTORDNUNG. der Gemeinde Watzum

2.1-2.Schuljahr Thema: Miteinander sprechen Mit Gott reden Material: fse 2 Kapitel 1 Die Schülerinnen und Schüler

» Die Frucht der Gerechtigkeit wird der Friede sein«[jes 32,17]

Wort-Gottes-Feier. Feier am Aschermittwoch

Die Gemeinde versammelt sich und feiert Gottesdienst

Die Frucht der Gerechtigkeit wird der Friede sein (Jes 32,17)

Bibel-Teilen Schriftgespräch als eine Form, Liturgie zu feiern

20. Sonntag im Jahreskreis 16. August Sonntag im Jahreskreis 23. August 2015

Schulinternes Curriculum Kath. Religion Klasse 1 Anlage 12 erstellt für die Grundschule Kuhstraße

Feierlicher Einzug mit Orgel oder anderer festlicher Musik. Eröffnungslied (möglich) z.b. Gotteslob (GL) 474 Nun jauchzt dem Herren alle Welt"

Unterrichtseinheit Inhaltsbezogene Kompetenzen Bemerkungen

Die SuS können beschreiben, was sie selbst und andere ausmacht.

Ach, berge meine Tränen.

FORM V: TRAUERGOTTESDIENST OHNE BESTATTUNG ÜBERSICHT

28. Sonntag im Jahreskreis Lj A 15. Oktober 2017 Kirchweih Lektionar I/A, : Jes 56,1.6 7 Hebr 12, Lk 19,1-10

Sind wir wie Maria aufmerksam genug, die Nöte zu sehen und aktiv zu werden? Denn uns ist es aufgetragen, die leeren Krüge zu füllen.

Hausgottesdienst. 24. Dezember Beschenkt

Weltgebetstag für die Bewahrung der Schöpfung

Vorschlag für einen Zweijahresplan für Klasse 1/2 1

Die Teile der Heiligen Messe

Predigt mit Jeremia 31, von Catharina Bluhm

Wir trauen uns. zueinander JA zu sagen!

Wort-Gottes-Feier zum 3. Fastensonntag

Gottesdienst zum Schulanfang / Uhr Spaichingen

An der Krippe. Hausgottesdienst am Heiligen Abend 2010

Das Sakrament der Ehe

Kreuzzeichen L.: Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes A.: Amen.

Wir feiern Gottesdienst

Eine neutestamentliche Exegese aufgezeigt am Beispiel der Bibelstelle Matthäus 6, 9-13

Materialsammlung Erster Weltkrieg

Liturgievorschlag für den 2. Adventsonntag LJB

Licht für die Welt Salz für die Erde Wortgottesfeier

Herzlich willkommen in einer Kirche unserer Gemeinden!

Andacht gemäß evangelischer Tradition

Fachcurriculum Ev. Religion (G8) JKG Weil Standards 6. Bildungsplan Bildungsstandards für

Annäherung an das Thema aus der Perspektive eines Seelsorgers

Liturgievorschlag zum Herz Jesu Fest 2015

Fastenpredigt-Reihe zum Vaterunser in der SE Südliches Strohgäu Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name Predigt von Carina Lange

Bilder zum Beten mit der Liturgie Zweiter Fastensonntag

Ablauf und Gebete der Messfeier

P i l g e r s e g e n

Gottesdienst für August 2016 (Evangelium 22. Sonntag C)

So spricht der HERR, euer Erlöser, der Heilige Israels. Umgang mit prophetischen Texten

Ablauf einer Taufe. Kreuzzeichen auf Stirn durch Priester, Eltern und Verwandte. Anschließend nimmt Gemeinde in den ersten Bänken Platz

4. Tag 14. September 2016 Kreuzandacht am Cruz de Ferro. Evangelium: Joh 3,13-17

1. Fastenzeitfrühschicht am

Die SuS können vom Umgang mit eigenen Erfahrungen von Freude und Glück, Gelingen und Scheitern, Leid und Tod, Schuld und Vergebung erzählen.

WORTGOTTESDIENST ZUM 6. JANUAR Erscheinung des Herrn

Gottesdienstgestaltung. Kinder. Jugend. Familie. Gott in unserer Mitte WGF 30. Sonntag im Jahreskreis_C.

KEHRVERSE (aus dem Gotteslob 2013) zu den Antwortpsalmen an den Wochentage in der FASTENZEIT

12. Sonntag im Jahreskreis 25. Juni Hochfest der Apostel Petrus und Paulus 29. Juni 2017

Aufnahmefeier für neue KLJB-Mitglieder

Fachcurriculum Kath. Religion (G8) JKG Weil der Stadt Standards 6. Bildungsplan Bildungsstandards für Kath. Religion

nähern, wie die Hirten, wie die drei Könige, die spüren: Hier ist Gott. Und sie fallen nieder und beten an.

Gottesdienst im Januar 2018 Taufe Jesu (7.1.)

Vorzeichen BARMHERZIGKEIT Bezüge im Lehrplan Mittelschule, Jahrgangsstufen 5-6

Uhr Einsteinstraße Seniorenzentrum Sächsische Schweiz Herr Rainer Fritzsche Einsteinstraße 19 D Pirna. Lasst uns beten.

Monat der Weltmission 2011

Erneuerung des Eheversprechens - Texte. Erneuerung des Eheversprechens als gemeinsames Gebet

1 Der Aaronitische Segen. gnädig! lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch יהוה

Folie Alte Bekenntnisformeln

Predigt in Neustadt-Eilvese am 8. Juli Uhr Partnerschaftstag im Kirchenkreis Neustadt-Wunstorf

Einleitung: Ich will dir Segen schenken. (Gen. 22,17) Diesen Zuspruch und diese Verheißung ruft Gott uns am Ende jeder Messfeier zu.

Transkript:

Sprache und Gottesbilder in der Liturgie eine Handreichung A. Die Sprache der christlichen Liturgie ist weder Geheimsprache noch Herrschaftssprache, sondern soll von den Anwesenden verstanden werden (vgl. 1 Kor 14,16-19). Andererseits darf eine einfache Sprache in der Liturgie auch im Kindergottesdienst! nicht belanglos und kindisch klingen. Eine liturgische Sprache, die das Herz der Menschen erreicht, wird eher von der Poesie als von politischen Programmen lernen. In unserer heutigen Welt lehnen Menschen zu Recht eine Sprache ab, die gestelzt und pathetisch, floskelhaft und inhaltsleer daherkommt. Sie spüren sehr genau, ob es der / die SprecherIn ernst meint mit dem, was sie / er sagt. Sie wollen aber auch keine banale oder kumpelhafte Anmache in der Liturgie. Anregungen: - Sich um eine authentische, einfache und klare Sprache bemühen. - Direkte Anreden der versammelten Gemeinde (wie Begrüßung, Dank, Überleitungen, Hinweise und Abschied) kurz und persönlich halten; möglichst aus dem Herzen sprechen und nicht von einem Zettel ablesen. - Gebete (wie Orationen und Fürbitten) richten sich nicht an anwesende Menschen, sondern an Gott, und sollten deshalb (spür- und sichtbar) wirklich gebetet werden. - Predigt und Betrachtung möglichst von theologischen Floskeln oder kircheninternen Sonderbegriffen frei halten. - An der Sprache der Bibel Maß nehmen: Mut zu einer konkreten, bildhaften, verständlichen und weltlichen Sprache! B. Gottesbilder sind einerseits als Kultbilder im Judentum und Christentum verboten (vgl. Ex 20,4; Lev 19,4; 26,1; Dtn 5,8). Andererseits gibt es im Alten und Neuen Testament eine Fülle von Sprachbildern für Gott nicht nur Herr, Vater und König, sondern beispielsweise auch Quelle (Ps 36,10; Jer 2,13), Fels/Zuflucht (Dtn 32,4; Ps 18,3) und Hilfe (Jes 41,13). Die Wirklichkeit Gottes, die alle Bilder übersteigt, wird in einer Fülle vielfältiger Vergleiche ausgedrückt: Wie eine (stillende) Mutter (Ps 131,2; Hos 11,4), (wie) ein Bräutigam/Gemahl (Jes 62,5; Mt 9,15), wie eine Frau (Ps 22,10f, Mt 13,33), Gott als Zeuger und Gebärende (Dtn 32,18, Jes 42,14); wie Regen/Tau (Hos 6,3; Ps 133,3)

Eine genaue Lektüre zeigt, dass die Bibel in männlichen und weiblichen Bildern von Gott spricht: Im ersten Schöpfungsbericht sind Mann und Frau zusammen das lebendige Bild Gottes (Gen 1,27)! In unserer heutigen Welt lehnen Menschen zu Recht die sprachliche Diskriminierung bestimmter Menschen auf Grund ihres Geschlechtes, ihrer Hautfarbe oder ihres sozialen Standes ab. Zudem fragen Frauen nach einem nicht-patriarchalen und nicht-sexistischen christlichen Gottesbild. Anregungen: - Aufmerksam werden auf den oft verborgenen Zusammenhang zwischen sprachlichen Gottesbildern und Menschenbildern. - In Gebeten nicht nur Herr oder Vater sagen, sondern auch Gott oder Gott, du Quelle / du Freund des Lebens (Weish 11,26) / du Barmherzige (Ps 86,15) - Die Gottesanrede Vater in Gebeten grundsätzlich im Sinne Jesu! als guter Vater oder als Vater und Mutter erweitern: Nicht wenige Menschen verbinden mit dem eigenen (oder auch dem geistlichen!) Vater schreckliche Missbrauchs-Erfahrungen! - Gottes geschlechtsunabhängige Selbstvorstellungen aufgreifen: JHWH = Ich bin da, als der ich sein werde. (Ex 3,14) oder Denn Gott bin ich und nicht Mann, in deiner Mitte heilig, und nicht komme ich, um zu zerstören. (Hos 11,9) - Aus der Fülle biblischer Gottesbilder nicht-konventionelle und überraschende Bilder auswählen und situationsgerecht zur Sprache bringen. Max-Josef Schuster und Alexandra Bauer Foto A. Bauer

Modell für eine Frauenliturgie 1. Theologische Einführung Nichts Menschliches ist Gott fremd und somit auch nichts Weibliches! Gleich am Beginn der Bibel steht: Gott schuf also den Menschen als sein Abbild; als Abbild Gottes schuf er ihn. Als Mann und Frau schuf er sie. (Gen 1,27) So ist jeder Teil weiblicher Identität Teil von IHR, Teil von IHM. So begründen sich Würde und Gleichrangigkeit vor Gott. Frauen mit Ihren Lebenswirklichkeiten, ihren Rollen und Erfahrungen, mit ihrer Zärtlichkeit, ihrer Leiblichkeit und ihrer Sinnlichkeit, mit ihrer Klugheit und ihrer Kraft, und ebenso mit ihren Verletzungen und ihrem Zorn, mit ihrer Langmut und ihrem kämpferischen Vermögen. Nichts, aber auch wirklich nichts Weibliches ist Gott fremd! Um frauenspezifische Themen vor Gott zur Sprache zu bringen und zu feiern, eignen sich besonders Frauenliturgien. Eine Frauenliturgie ist eine Wort-Gottes-Feier, die von Frauen vorbereitet und gestaltet ist, in die sie ihre Themen, ihre Lebenswirklichkeit, ihren Glauben einbringen. Gotteserfahrungen, die die Begegnungen zwischen Gott und Mensch im Leben von Frau zeigen und geschlechtergerechte Gottesrede (siehe Kapitel 4.5), die sich in Schrift und Tradition begründet, bilden die Basis jeder Frauenliturgie. Geerdet und ganzheitlich finden Leben und Glauben in Liedern und Texten in frauengerechter Sprache, evtl. in kreativen Elementen, in Tänzen, in Ritualen und Segensgesten Ausdruck. Und dies meist in ökumenischer Offenheit. 2. Praktische Hinweise zur Liturgie (Vorbereitung, Raum, Material etc.) Die Grundstruktur der folgenden Liturgie ist schlicht und einfach und durchaus ergänzbar. Davor und / oder danach sollte noch Zeit zum Austausch und zum Gespräch sein. Der Raum sollte eine gute Atmosphäre haben. Weniger ist oft mehr! Falls getanzt wird, sollte dafür ausreichend Platz sein. Liedblatt, Bibel, Weihrauch und Kohle mit Fässchen, evtl. Tuch für den Ort der Bibel und des Weihrauchs.

3. Ablauf Lied: Komm herein und nimm Dir Zeit für Dich (aus: Effata 2. Neue religiöse Lieder für Gottesdienste und Gruppen, Passau 1998.) Gebet Gott, Du Lebendige, wir sind hier mit allem, was unser Leben ausmacht. Nichts Menschliches, nichts Weibliches ist Dir fremd. Sei bei uns. Jetzt und alle Tage. Amen. Lesung Gen 1,27 Homiletischer Austausch (Homilie = vertraut Reden) möglich als Bibelteilen Stille Symbolhandlung (Jede Frau legt ein Weihrauchkorn auf eine brennende Kohle und spricht laut oder im Stillen Dank und / oder Bitten zu Gott Wie der Weihrauch aufsteigt, so steigen unsere Worte zu Gott. ) Gemeinsames Gebet Gott, sei bei uns Frauen, stärke unsere schöpferische Kraft, lass uns mutig sein in unserem Recht. Gott, sei bei uns Frauen, dass wir Nein sagen, wo es nötig ist, dass wir Ja sagen, wo es gut ist. Gott, sei bei uns Frauen, höre unser Schreien, wo Unrecht ist, und unser Schweigen, wo Entsetzen ist. Gott sei bei uns Frauen, lass uns Weisheit suchen und finden, und Klugheit zeigen und geben. Gott sei bei uns Frauen, hilf uns lebendiges zu fördern als Gottes Mitstreiterinnen auf Erden. Amen (Alexandra Bauer)

Getanzter Segen (Pilgerschritt, Segensworte können mit Bewegung intensiviert werden) Gott, voller Zärtlichkeit und Güte, sei vor dir, um dir den rechten Weg zu zeigen Gott sei neben dir, um dich in die Arme zu schließen und dich zu schützen. Gott sei hinter dir, um dich zu bewahren vor der Heimtücke böser Menschen Gott sei unter dir, um dich aufzufangen, wenn du fällst Gott sei in dir, um dich zu trösten, wenn du traurig bist. Gott sei über dir, um dich zu segnen. So segne dich Gott, die Lebendige. Amen. 4. Literaturhinweise und Kontaktadresse Reihe des Kath. Bibelwerks: FrauenBibelArbeit Reihe des Schwabenverlags: FrauenGottesDienste Benedikta Hintersberger, Andrea Kett, Hildegund Keul und Aurelia Spendel: Du bist der Atem meines Lebens. Das Frauengebetbuch, Stuttgart 2010. Heinrich, Brigitte: Frauen loben Gott. Das Liederbuch in frauengerechter Sprache, München 2008. Erzbischöfliches Ordinariat Bamberg Hauptabteilung Seelsorge Fachbereich Frauenpastoral Jakobsplatz 9 96049 Bamberg Telefon: 0951 / 502-2106 Fax: 0951 / 502-2129 e-mail: frauenpastoral@erzbistum-bamberg.de Home: www.frauen-erzbistum-bamberg.de