Hurter, Johann Heinrich (Freiherr), Selbstporträt, 1780, Emailmalerei auf Kupfer, 5,4 x 4,7 cm, Museum zu Allerheiligen, Schaffhausen Bearbeitungstiefe Name Namensvariante/n Lebensdaten Bürgerort Staatszugehörigkeit Vitazeile Tätigkeitsbereiche Lexikonartikel Hurter, Johann Heinrich (Freiherr) von Hurter, Johann Heinrich (Freiherr) * 9.9.1734 Schaffhausen, 2.9.1799 Düsseldorf Schaffhausen CH Miniaturmaler. Pastell- und Emailporträts. Königlicher Hofmaler in London. Dort Gründer einer Fabrik für mathematische und physikalische Instrumente. Vater von Carl Rudolf Hurter Miniaturmalerei, Emailarbeiten, Pastell In Schaffhausen als achtes von zehn Kindern des Zinngiessers Johann Jacob Hurter und der Anna Meyer aufgewachsen. Über seine Ausbildung ist nichts bekannt. In den Quellen wird er als Glaser, Maler und Vergolder bezeichnet. 1758 1768 wohnhaft in Genf, wo er sich fundierte Kenntnisse in der Emaillemalerei erwarb. 1758 Heirat mit Maria Elisabeth Catharina Heyn, drei Kinder. Carl Rudolf (1768 1797) ebenfalls als Miniaturmaler tätig. Aufenthalt in Düsseldorf (um 1763). Von Seite 1/5, http://www.sikart.ch
1768 1770 wohnhaft in Bern. 1772 Einkauf in die Malergilde von Den Haag. Aufenthalte in Amsterdam (1774) und Düsseldorf (1775). 1777 Übersiedlung nach London und beruflicher Durchbruch. Von 1779 1781 Präsentation von Miniaturen und Pastellen an den Ausstellungen der Royal Academy of Arts. Ab 1785 wiederholt Reisen durch Europa. 1786 Tod seiner Frau in London. Eröffnet 1787 zusammen mit Jakob Bernhard Haas (1753 1828) die Firma Hurter and Haas, Mathematical, Philosophical and Optical Instruments, London. 1789 Erhebung in den Adelsstand eines Freiherrn durch Kurfürst Karl Theodor von der Pfalz (1724 1799). 1790 Heirat mit Magdalena Crommelin von Rotterdam in Leiden. 1799 Tod in Pempelfort bei Düsseldorf. Johann Heinrich Hurter zählt zu den wenigen Emailminiaturmalern aus der deutschsprachigen Schweiz, die es zu Weltruhm gebracht haben. Sein Œuvre umfasst rund 120 Miniaturen sowie zehn Pastelle und Zeichnungen. Unverkennbar ist der Einfluss von Jean-Etienne Liotard, in dessen Umkreis er sich in Genf ausbilden liess. Hurters Miniaturproduktion setzt 1767 mit dem Porträt von Prinz Wilhelm August von Holstein ein. Sein teilweise noch ungelenk wirkendes Frühwerk endet mit seinem Wegzug aus Bern. Mit der ab 1770 erfolgten Spezialisierung auf die Herstellung von Kopien nach Gemälden alter Meister beispielsweise Porträt eines Mannes mit Beret (1774) nach Rembrandt van Rijn (1609 1669) und zeitgenössischer Künstler wie Sir Joshua Reynolds (1723 1792) ist eine Qualitätssteigerung seiner Arbeiten festzustellen, auch Dank eines verbesserten Herstellungsverfahrens. Sein wichtigster Förderer in London war Lord Thomas Dartrey (1725 1803), für den er zahlreiche Emailminiaturen nach alten Familienporträts anfertigte. Er eröffnete Hurter Zugang zur adligen Kundschaft mit einer enormen Nachfrage nach Bildnissen. Neben dem englischen Königshaus sind Politiker und Militärs als Auftraggeber fassbar. In diese Schaffensperiode fällt auch Hurters Selbstporträt (1780). Auf seinen häufigen Reisen durch Europa entstehen ab 1785 Miniaturen und Pastelle für verschiedene Persönlichkeiten, etwa den Markgrafen Karl Friedrich von Baden (1728 1811). Die wichtigste Auftraggeberin war jedoch die Zarin Katharina die Grosse. Für sie soll Hurter seit 1787 rund vierzig Kopien nach alten Meistern und Porträts gefertigt haben, wie aus seinen Briefen (1787-1790) an den Schaffhauser Historiker Johannes von Müller (1752 1809) hervorgeht. Seite 2/5, http://www.sikart.ch
Noch wenig erforscht ist Hurters Tätigkeit auf dem Gebiet des wissenschaftlichen Instrumentenbaus. Ab 1786 verlegte er sich immer mehr auf das Entwickeln, Herstellen und Verkaufen von Luftpumpen, Fernrohren, Sextanten, Theodoliten, Planetarien und Barometern. Namhafte Wissenschaftler wie Horace-Bénédict de Saussure (1740 1799) oder Johann Georg Tralles (1763 1822) verwendeten seine Geräte. In Bern lieferte er verschiedene astronomische Geräte an die Hohe Schule, die spätere Universität. In dieser Zeit und nach der Eröffnung der Firma Hurter and Haas in London, zusammen mit Jakob Bernhard Haas, ist eine Abnahme seiner Miniaturproduktion festzustellen. 1790 kommt sie vollständig zum Erliegen. Werke: Rijksmuseum Amsterdam; Hofbibliothek Aschaffenburg; Historisches Museum Bern; Musée des Beaux-Arts de Caen; London, Gilbert Collection, The Royal Collection; Paris, Musée du Louvre; Schaffhausen, Museum zu Allerheiligen; Winterthur, Museum Briner und Kern. Daniel Grütter, 2010 Literaturauswahl Nachschlagewerke - Bodo Hofstetter: Die Welt der Bildnisminiatur. Meisterwerke aus der Sammlung Emil S. Kern. Museum Briner und Kern, Rathaus Winterthur. Hrsg.: Peter Wegmann und Freunde der Miniatursammlung E. S. Kern. Bern: Benteli, 2008 - Daniel Grütter: «Johann Heinrich Hurter (1734-1799). Porträtminiatur der Lady Mary Nesbitt, 1783». In: Museum zu Allerheiligen Schaffhausen. Die Erwerbungen 2002. Hrsg.: Sturzenegger Stiftung Schaffhausen. Schaffhausen: 2003, S. 107-109 - 100 ans de miniatures suisses 1780-1880. Musée historique de Lausanne, 1999-2000. Editeur scientifique: Jean-Claude Genoud en collaboration avec Lucien Boissonnas. Genève: Slatkine, 1999 - Barbara Schnetzler: «Johann Heinrich Hurter». In: Schaffhauser Beiträge zur Geschichte, 58, 1981, S. 97-100 [Schaffhauser Biographien IV] - Leo R. Schidlof: The Miniature in Europe. In den 16th, 17th, 18th and 19th centuries. Graz: Akademische Druck- und Verlagsanstalt, 1964, 4 vol. - E. Bénézit: Dictionnaire critique et documentaire des peintres, sculpteurs, dessinateurs et graveurs de tous les temps et de tous les pays par un groupe d'écrivains spécialistes français et étrangers. Nouvelle Seite 3/5, http://www.sikart.ch
édition entièrement refondue sous la direction de Jacques Busse. Paris: Gründ, 1999, 14 vol. - Biografisches Lexikon der Schweizer Kunst. Dictionnaire biographique de l'art suisse. Dizionario biografico dell'arte svizzera. Hrsg.: Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft, Zürich und Lausanne; Leitung: Karl Jost. Zürich: Neue Zürcher Zeitung, 1998, 2 Bde. - Allgemeines Künstler-Lexikon. Die bildenden Künstler aller Zeiten und Völker, München, Leipzig: Saur, 1992 ff. - Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker, 37 Bde., Leipzig: E. A. Seemann, 1907-1950. - Schweizerisches Künstler-Lexikon, hrsg. vom Schweizerischen Kunstverein, redigiert unter Mitwirkung von Fachgenossen von Carl Brun, 4 Bde., Frauenfeld: Huber, 1905-1917. Direktlink Normdaten http://www.sikart.ch/kuenstlerinnen.aspx?id=4029164&lng=de GND 11770590X Deutsche Biographie Letzte Änderung 05.08.2015 Disclaimer Alle von SIKART angebotenen Inhalte stehen für den persönlichen Eigengebrauch und die wissenschaftliche Verwendung zur Verfügung. Copyright Das Copyright für den redaktionellen Teil, die Daten und die Datenbank von SIKART liegt allein beim Herausgeber (SIK-ISEA). Eine Vervielfältigung oder Verwendung von Dateien oder deren Bestandteilen in anderen elektronischen oder gedruckten Publikationen ist ohne ausdrückliche Zustimmung von SIK-ISEA nicht gestattet. Empfohlene Zitierweise AutorIn: Titel [Datum der Publikation], Quellenangabe, <URL>, Datum des Zugriffs. Beispiel: Oskar Bätschmann: Hodler, Ferdinand [2008, 2011], in: SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz, http://www.sikart.ch/kuenstlerinnen.aspx?id=4000055, Zugriff vom Seite 4/5, http://www.sikart.ch
Seite 5/5, http://www.sikart.ch 13.9.2012.