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inhalt»der Sound war noch dezent, nicht übertrieben, wie das ganze Auto selbst. Und dennoch: Einen Einser-GTI hört man aus der Masse heraus...«herbert Schuster, Fahrwerks-Spezialist und Leiter Pkw-Gesamtversuch bei VW von 1975 bis 1993 sowie Entwicklungsvorstand von 1994 bis 1997 48 Rometsch fertigte ab 1950 elegante Karossen auf 122 Warum ein Pizza-Entwickler im Ruhestand in seiner 108 Mit dem»mille-miglia-käfer«auf Tour den Reiz Käfer-Basis. Jetzt erinnert ein Museum an diese Ära. Freizeit im Dr. Oetker-Werbebulli mit Hänger reist. der Oldie-Rallye»Donau Classic«spüren. 66 Außergewöhnliche Erlebnisse verbinden Albrecht 60 Dr. Bernd Wiersch folgt den Spuren des Volkswagen 74 Fast wie Archäologen gingen drei VW-Fans bei der Krieger und seinen ehemaligen DDR-Käfer. Typ 147, besser bekannt als»fridolin«. Bergung eines über 60 Jahre alten Busses vor. Fotos: (vlnr): Ch. Künne, A. Struwe, Volkswagen AG (2),G. Poley, G. Müller 04 Berlin 1963. ein bild und seine... Wegbereiter für Kennedy. 08 Traumfänger. unterwegs Ein T2-Westfalia-Camper in Mumbai. 18 Feldjäger. reportage Motorsport als echter Familienspaß Stoppelfeldrennen im hohen Norden. 24 34 36 40 Jahre Golf GTI. meilensteine Vier GTI-Väter erinnern sich an Geburt und Erwachsenwerden des Kult-Golf. Fähige Köpfe. meilensteine Die wahre Geschichte der legendären Berliner Karosserieschmiede Rometsch. 58 Frühstart. unterwegs Das Wintertreffen in Herford ist der erste Fix-Termin des Jahres für VW-Fans. 60 Wenn der Postmann... historie Die Entwicklung des»sonderfahrzeug Post«, besser bekannt als VW»Fridolin«. 66 Ein Leben in der DDR. zeitreise Die Geschichte eines Käfers, der den Mauer-Bau und auch deren Fall erlebte. 74 Geburtstagsfeier. unterwegs Das legendäre GTI-Treffen am Wörthersee rüstet sich für die ultimative GTI-Party.. GTI-Geburt. rückblick Im Oktober 1975 durfte die Zeitschrift GUTE FAHRT bereits GTI fahren ein Rückblick. 40 Kamei kommt. zeitreise Ein Sammler dekoriert seinen Käfer mit zeitgenössischem Kamei-Zubehör. 48 Auto-Ausgrabung. reportage Wie einen verschollenen Piraten-Schatz lokalisierte und barg Gunar Müller einen Barndoor-Bus. 82 Aus der Szene. community/news Typen, Treffen, Zubehör und ein Gewinnspiel. VW CLASSIC weltweit 96 Verlagsservice. 98 Raus aufs Land! kaufberatung Der Golf Country war fast schon ein SUV aber seiner Zeit leider weit voraus. 108 Alles am Fluss. unterwegs Im»Mille-Miglia-Käfer«bei der Oldtimer-Rallye»Donau Classic«. 114 VW in Bielefeld. literatur Volkswagen-Tradition in Ostwestfalen. 116 Schönheits-Wettbewerb. modelle Karmann Ghia-Miniaturen aus aller Welt. 122 Backwaren-Bus. zeitreise Der Erfinder einer Tiefkühl-Pizza und sein Nachbau eines historischen»dr. Oetker«-Bulli. 130 VW CLASSIC intern. Vorschau, Impressum. 6 VW CLASSIC 12 VW CLASSIC 12 7

Der Fernbus Hierzulande entdecken immer mehr Klassik-Fans den Volkswagen T2 Westfalia, in Kalifornien hat er längst die Herzen der Surfer erobert. Aber Indien? VW CLASSIC stieß in der Megacity Mumbai auf eine Familie, die sich nach langer Suche den exklusiven Traum vom Camper erfüllen konnte. Autor Arne Olerth Fotograf Bengt Stiller 8 VW CLASSIC 12 VW CLASSIC 12 9

Besitzer-Stolz Luftgekühlte Volkswagen sind in Indien eine Rarität erst recht, wenn sie in solch einem fantastischen Zustand sind. Die meisten wurden verbraucht und verschrottet. VW CLASSIC 12 11

Meilenstein Mit dem Westfalia»Berlin«-Ausbau begann eine Tradition, die VW bis zum heutigen»california«bei behält: die Anordnung der Möbel links im Fahrzeug. Ungewöhnlich: der fehlende Gasherd im Küchenblock. Dieser ist normalerweise unter einer Haube versteckt. d ie Begeisterung für den Westfalia-Camper der zweiten Generation schert sich nicht um Kultur-Grenzen: Ganz gleich ob München, Chicago oder das indische Mumbai die wohl sinnlichste Version des VW-Bus-Klassikers hat Fans auf der ganzen Welt. Dennoch dürften in ganz Bayern wohl mehr Tuk- Tuks die für den indischen Subkontinent typischen, dreirädrigen Motor- Rikschas in den Garagen stehen, als umgekehrt T2 Westfalia in der größten Stadt Indiens, die in etwa die gleiche Einwohnerzahl vorweisen kann wie unser größtes Bundesland wohlgemerkt ohne ihre Randzonen. Santaji Shirke gehört zu den ganz wenigen Indern, die solch einen Bus ihr eigen nennen dürfen. Der 21-jährige Student aus Mumbai, dem ehemaligen Bombay, fährt zusammen mit seinem Bruder Dhanaji und seinem Vater Sangram einen '78er Westfalia T2 mit»berlin«-campingausbau. In Grün. Taigagrün. Der poppige Farbton entführt seinen Betrachter direkt in die wilden Siebziger hierzulande die Zeit des Schulmädchenreports, der Anti- AKW-Bewegung und des Kinohits»Rocky«. Rio Reiser forderte»keine Macht für niemand«und ABBA besang die»dancing Queen«. Ganz anders in Indien. Dort waren die Siebziger sehr unruhige Zeiten: der erste Atombombentest, ein Krieg mit Pakistan und ein zweijähriger Ausnahmezustand. Von all dem bekam Santaji natürlich nichts mit, datiert sein Geburtsjahr doch knapp zwei Jahrzehnte später. Gleichwohl hat er sein Herz an automobile Klassiker verloren allen voran Fahrzeuge niedersächsischer Provenienz.»Alte Volkswagen sind einzigartige Fahrzeuge, echte Persönlichkeiten. Zudem sind sie sehr gut konstruiert und verglichen mit anderen Autos dieser Epoche extrem robust«, schwärmt er. Santaji hat das große Glück, dass Vater und Bruder seine Leidenschaft teilen. Aber: Indiens Oldtimer-Bewegung steckt noch in den Kinderschuhen, der Weg zum eigenen Klassiker ist extrem steinig. Gut erhaltene Volkswagen mit Boxermotor sind kaum vorhanden, die meisten wurden längst verschrottet. Als darum vor acht Jahren ein Freund der Familie von einem gut erhaltenen Käfer zum fairen Kurs berichtete, war dies für das Familientrio der Start in ein wundervolles Hobby. Gekauft wurde der Käfer im 500 Kilometer südlich gelegenen Urlaubsdomizil Goa. Richtig: in den Sechziger- und Siebziger-Jahren das Mekka der Hippie-Bewegung. Viele europäische Blumenkinder reisten damals auf eigener Achse im VW an Flugreisen waren noch sehr teuer und vergaßen das Mobil auf der Suche nach neuen Horizonten. Heute bietet die ehemalige portugiesische Kolonie eine für indische Verhältnisse außergewöhnlich hohe Dichte an klassischen Volkswagen und entsprechenden Werkstätten. Mit ihrem neu erworbenen Klassiker begann für den 13-jährigen Santaji eine Es gibt wahrscheinlich mehr Tuk-Tuks in Deutschland als VW T2 in Indien neue Zeitrechnung, bei Papa Shirke erwachte eine alte Sehnsucht. Denn: Schon in den Achtziger-Jahren wollte er unbedingt die Vorzüge eines VW Camper nutzen, misstraute damals aber dem luftgekühlten Motor. Mittlerweile war es schier unmöglich geworden, ein entsprechendes Fahrzeug zu erwerben. Die Familie begab sich 14 VW CLASSIC 12

meilensteine 40 Jahre GTI»Der GTI sollte kein Rennwagen sein. Aber er sollte die Gene enthalten, um damit in den Motorsport einsteigen zu können!«anton Konrad Gran Turismo Inkognito Mythos, Marke, Meilenstein stimmt schon, doch die höchst inoffiziell arbeitenden Entwickler des Golf GTI wollten es damals doch nur wohltemperiert krachen lassen. 1976 durfte der GTI dann ins Rampenlicht rollen. Heute, 40 Jahre später, stehen der»einser«und seine drei Nachfolger wieder auf der Bühne dazu vier Entscheider, die den GTI auf Touren brachten. Autor Knut Simon Fotograf Roman Rätzke bewerb ausgerichtete Renner ersann, baute er erst einen Scirocco, dann einen Golf nach seinem persönlichen Gusto zu Rennsemmeln um. Die Dinger schmeckten den entscheidenden Personen gar nicht.»krawall-autos«seien das gewesen, erinnern sich Zeitgenossen. Sowohl für Lieschen Müller als auch für deren ambitionierten Nachwuchs unfahrbar, mit Rennkupplung, Tieferlegung, brachial harter Federung und brüllendem Sportauspuff. Wiederum im Alleingang präsentierte Löwenberg sein Sport-Monster VW-Forschungsvorstand Ernst Fiala. Der brüllte nach absolvierten Testmetern lauter, als des Sport-Golfs Endrohr dies je gekonnt hätte.»als ich sah, dass Löwenberg mit Vollgas in diese Einbahnstraße fuhr und so den Grundgedanken eines sportlis ie waren getrieben. Vom eigenen Sportsgeist und von der Erkenntnis, dass die bisher betulich daherkommende Marke VW einen ordentlichen Image-Schub bräuchte.»nicht viele, aber doch genügend Menschen in Wolfsburg dachten bereits zum Zeitpunkt der Golf-Entwicklung über einen Sport-Golf nach«, lächelt Anton Konrad fein. Der Mann, damals Leiter der VW- Motorpresse, war einer dieser Denker. Heute, 40 Jahre später, betrachtet er die im Fotostudio kauernden, knallroten Golf GTI der Generationen I, II, III und IV. Weitere drei Mal öffnet sich die Studiotür für Geburtstagsgäste der besonderen Art: Prof. Carl H. Hahn, Vorstandsvorsitzender von Volkswagen zwischen 1981 und 1992, Herbert Zur Geschichte des GTI gehört, dass ihn eigentlich niemand haben wollte Schuster, Leiter Pkw-Gesamtversuch von 1975 bis 1993 und Entwicklungsvorstand von 1994 bis 1997 sowie Hartmut Warkuß, zwischen 1993 und 2003 Chefdesigner von Volkswagen sind mit von der»party«. Die kann ja heiter werden im Gegensatz zur Geburtsstunde der GTI-Idee, wie Anton Konrad sie erinnert.»wir waren eine Sechser-Gruppe, die ein sportliches Auto wollte: Gunther Kühl aus dem Motorsport, Horst- Dieter Schwittlinski aus dem Marketing, Hermann Hablitzel, Projektleiter Golf, Jürgen Adler von der Konstruktion Innenraum, Versuchsingenieur Alfons Löwenberg und ich. Die Grundvoraussetzung lautete: So ein Sport- Golf muss vom Aufwand her baubar sein und der Konzern muss es akzeptieren, wenn sechs Leute außerhalb des Konzerns eine Idee haben.«wie, bitte? Außerhalb, inoffiziell? Genau! Dass die Sechser-Gruppe zum Zeitpunkt ihrer Geheimtreffen einen weiten Bogen um jeden VW-Offiziellen machte, erscheint im Rückblick allzu verständlich. War doch kurz zuvor Versuchsingenieur Alfons Löwenberg, damals frisch von Opel zu Volkswagen gewechselt, mit seiner über alle Hierarchiegrenzen hinweg verschick ten internen schriftlichen Anregung, Volkswagen ein konsequent sportliches Auto zu verpassen, gegen Granitmauern gelaufen. Sämtliche Reaktionen auf seine Depesche vom 18. März 1973 fielen zurückhaltend aus, negativ, wenn nicht gar indigniert:»ohne Genehmigung, wie immer in meinem Leben«habe er das Schreiben abgesandt doch darauf steht der damals streng hierarchische»laden«vw nun einmal nicht... Aber Löwenberg, einmal falsch abgebogen, blieb von der Richtigkeit seines inneren Navis überzeugt. Ausgehend von seiner bisherigen Tätigkeit bei Opel, wo er den Rallye-Kadett und andere»echte«, kompromisslos auf Wett Ein gutes Auge»Der Vierer ist ein Auto, das konsequent designt ist und trotzdem Emotion besitzt. Als Erstes musste ich an den Blick ran.«designer Hartmut Warkuß VW CLASSIC 12 25

Mitten ins Herz Sie ist noch recht jung, die»donau Classic«, und doch schon legendär. Binnen eines Jahrzehnts hat sich im Herzen Bayerns eine der beliebtesten Oldtimer-Rallyes überhaupt entwickelt. Auch in diesem Juni sind wieder mehr als 200 Teams in der Automobilregion Ingolstadt unterwegs. Autor Heiko P. Wacker Fotograf Volkswagen / Kai-Uwe Knoth 108 VW CLASSIC 12 VW CLASSIC 12 109

650 Kilometer, 250 Teams, 3 Tage:»Donau Classic 2016«Die 11. Auflage lädt zur automobilen Zeitreise im Herzen Bayerns Für die»donau Classic«werden»Bilderbuch-Landschaften«versprochen. Das darf man wörtlich nehmen. In diesem Jahr rollt die Rallye durchs Altmühltal, die Hallertau und das Donaumoos vielleicht steht auch Großmehring mal wieder auf dem Programm. Denn die Mariensäule auf dem gleichnamigen Platz bietet auch bei bedecktem Himmel ein schönes Fotomotiv. n Die Kombination aus klassischem Design und zeitgenössischem Tuning macht den Ovali zu einem echten Spaßgerät. Mit passendem Klang... atürlich liegt der Reiz einer solchen Veranstaltung auch in der Region selbst begründet: Flotte 650 Kilometer durch den»naturpark Altmühltal«, die Hallertau und das Donaumoos stehen in diesem Jahr an. Die Veranstalter sprechen deshalb völlig zu Recht von»bilderbuch-landschaften«, die passende Kulisse für teils spektakuläre Wertungsprüfungen und automobile Raritäten bieten, die sich gerne im Süden der Republik einfinden. So verwundert es nicht, dass auch Volkswagen die»donau Classic«unter stützt: 2015 sorgte das Team von»volkswagen Classic«vor allem mit zwei Wolfsburger Krabblern für Wirbel. Neben dem potenten»salzburg-käfer«, der mit seinen strammen 130 PS immer wieder für Staunen sorgt, erregte speziell der»mille-miglia-käfer«von 1956 Aufsehen. Die Kombination aus klassischem Design und zeitgenössischem Tuning macht den Ovali zu einem echten Spaßgerät, das auf einem adäquaten Klangteppich rollt: Entsprechender Applaus seitens der Zuschauer war der charmanten Rennkugel stets gewiss. Wo sich moderne Autos am sinnigen Diktat aktueller Geräuschvorschriften zu orientieren haben, darf ein Oldie eben noch lautstark von vergangenen Zeiten künden. Wie direkt aus dem Bilderbuch übernommen scheinen indes auch die bajuwarischen Dörfer und Städtchen. Reizvolle Kulisse für wunderbare Bilder sind etwa die Durchfahrtskontrollen in solchen Ortschaften. Die Fans aus der Region können hier in Ruhe fotografieren und manches automobile Schmuckstück in Aktion erleben. Dass Audi beim Heimspiel rund um Ingolstadt ganz besonders häufig vertreten ist, liegt auf der Hand: Die Traditionsmarke zeigte mit einem 1965er Auto Union 1000 SP Roadster ebenso Präsenz wie mit dem Audi Sport Quat tro Rallye von 1984. Und so mancher Rennsportfan wunderte sich, dass die große Zeit der PS-Monster der legendären Gruppe B schon vor 30 Jahren zu Ende ging. Einen wild um die Ecken driftenden Wagen nur wenige Zentimeter an den Zuschauern vorbeipfeilen zu lassen, das konnten damals nur wenige Fahrer wie eben Walter Röhrl. Und sein Husarenritt auf den»pikes Peak«ging in die Motorsportgeschichte ein. Doch das ist eine andere Story. Um Sekunden und deren Bruchteile geht es natürlich auch bei einer Oldie- Rallye, so entzückend die Landschaft auch sein mag. Immerhin»ärgert«das ist jetzt nicht böse gemeint, son- dern sollte mit einem Augenzwinkern aufgefasst werden die Donau Classic mit durchaus anspruchsvollen Wertungsprüfungen. Ein Beispiel gefällig? Gerne. Schauen wir doch beispielsweise einmal nach Pöttmes auf den Marktplatz, den die Teilnehmer 2015 zu umrunden hatten natürlich mit Stoppuhren. Der Plural macht Sinn, teilten sich die 220 Meter doch in drei Sektionen, die es in exakt 12, 20 und 15 Sekun den zu durchfahren galt, wobei der Zielstrich des einen Abschnitts den Start der Folgesektion markierte. Intelligente Menschen setzen sich bereits im Vorfeld solch einer»wp«mit dem»road Book«auseinander, um zumindest Teilstrecken 70, 80, 70 Meter oder Durchschnittstempi zu kalkulieren. Und wenn dann noch der Fahrer das richtige Gespür hat, um die vom Co-Piloten heruntergezählten Sekunden in passende Dynamik umzusetzen, und sich besagter Co-Pilot nicht im Gewirr der Zeit- und Richtungsanweisungen verirrt, dann sammelt man hoffentlich nicht zu viele Strafpunkte. Und wenn man am Ende, nach 20 Wertungsprüfungen und diversen Zeitkontrollen, derer nur 516 hat, wie es Norbert Heng lein und Günter Röthel auf ihrem Porsche 911 RSR von 1975 demonstrierten, dann steht man am Samstag bei der Siegerehrung ganz oben. Nicht unterschlagen sei jedoch, dass ein 300 PS starker RSR eine gewisse Hilfe darstellen kann, will man den durchaus ambitioniert gestalteten Zeitplan der Rallye wenigstens leidlich einhalten. Wer rein touristische Veranstaltungen mit genügend Puffer für regelmäßige Stopps bei Kaffee und Kuchen bevorzugt, der wird bei der Donau Classic vielleicht etwas vermissen. Allerdings hat man ja am Ende der Veranstaltung besagtes Road Book in Händen, das mit all seinen»chinesenzeichen«und Skizzen einlädt, den kompletten Streckenverlauf noch einmal in Ruhe abzugondeln. Stoppuhr-Exkurse auf dem Marktplatz von Pöttmes sollte man dann freilich aussparen. Und auch bei der Firma EFS in Gaimersheim dürfte man zumindest ein Stirnrunzeln ernten, wollte man das treiben, was am Freitag der letztjährigen Rallye im betriebseigenen Parkhaus geschehen durfte. Den Stempel für die Durchfahrtskontrolle gab es hier wahlweise unten oder auf dem obersten Parkdeck des geleerten Betonturms, in dem wohl heute noch das eine oder andere Reifenquietschen und Boxerröhren im Gebälk hängt. Oldie-Privilegien Sie wissen schon Regelrecht geboren für diesen ebenso kurzen wie amüsanten Gipfelsturm war ganz sicherlich der»mille-miglia-käfer«, der gerade seinen 60. Geburts tag feiert, vom Erwachsenendasein aber ebenso weit entfernt ist wie vom Serienzustand eines originalen Ovali. Der»Kraft- Wagen«wurde 2011 für die Wolfsburger Sammlung erworben, und ge- Markenvielfalt Rund um Ingolstadt sieht man die vier Audi-Ringe besonders gern. Doch auch Bullis oder Rennsport- Krabbler wie»salzburg-«oder»mille- Miglia-Käfer«sind willkommen. 110 VW CLASSIC 12 VW CLASSIC 12 111

vorschau Der Komponist und sein Auto. Paul Lincke, geboren 1866 in Berlin, war ein äußerst beliebter Komponist und Theaterkapellmeister. Er gilt unter anderem als»vater der Berliner Operette«. Für seine Verdienste um die Musik wurde ihm zu seinem 75. Geburtstag 1941 einer der ersten Serien-Käfer vom Typ 60L geschenkt. Unlängst tauchte dieses Fahrzeug in Prag wieder auf und wurde minutiös restauriert gerade rechtzeitig zum 150. Geburtstag und 75. Todestag des Maestros. VW CLASSIC Das Magazin für historische Volkswagen ausgewählte PrOdukte von SHOP Foto: Stephan Repke Paul Lincke und der wohl älteste erhaltene Serien-Käfer. VW CLASSIC Nr. 13 erscheint am 20. Oktober 2016. Bulli Love 49,90 (D) ISBN 978-3-667-10303-1 Als der Käfer laufen lernte 39,90 (D) ISBN 978-3-7688-3687-6 Der erste Brezelkäfer 29,90 (D) ISBN 978-3-7688-3362-2 impressum 6. Jahrgang Redaktionsanschrift VW CLASSIC Vision2page GmbH, Am Sandfeld 15a, 76149 Karlsruhe Telefon: +49 721 62738 10 Telefax: +49 721 62738 11 info@vw-classic-magazin.de www.vw-classic-magazin.de Herausgeber Edwin Baaske ChEfredakteur Joachim Fischer REDAKTIONSTEAM DIESER AUSGABE Fabian Houchangnia, Jan-Henrik Muche, Arne Olerth, Georg Otto, Martin Santoro, Knut Simon, Heiko Wacker, Sabine Weiß, Dr. Bernd Wiersch FOTOGRAFEN Stefan Bau, Jan Bürgermeister, Fabian Houch angnia, Kai-Uwe Knoth, Chris toph Künne, Gunar Müller, N.-M. Oetker, Günter Poley, André Poling, Roman Rätzke, Martin Santoro, Bengt Stiller, Axel Struwe, Stiftung AutoMuseum Volkswagen, Volkswagen AG, Archiv Delius Klasing Verlag, Archiv GUTE FAHRT ART DIRECTION Jörg Weusthoff LAYOUT Susann Pechstein, Weusthoff Noël, Hamburg LEKTORAT Britta Bau, Rastatt WIR BEDANKEN UNS BEI Volkswagen AG, Volkswagen Classic, Stiftung AutoMuseum Volkswagen VERLAG Delius Klasing Verlag GmbH, Siekerwall 21, 33602 Bielefeld, Postfach 10 16 71, 33516 Bielefeld Telefon: +49 521 559 0 Telefax: +49 521 559 114 info@delius-klasing.de www.delius-klasing.de Bankverbindung: Commerzbank Bielefeld BIC: DRESDEFF480 IBAN: DE20 4808 0020 0208 3942 00 VERLAGSLEITUNG Olaf Klinger LEITUNG MEDIA SALES Automobil Sigrid Pinke Telefon: +49 521 559 272 Telefax: +49 521 559 88 272 s.pinke@delius-klasing.de Media Sales: Isolde Decker Telefon: +49 201 850 192 52 tde.acb@t-online.de Gültige Anzeigenpreisliste Nr. 6 PRODUKTIONSLEITUNG Frank Becherer REPRODUKTIONEN Mactivity Birte Hansen, K2Konzept DRUCK Neef+Stumme 29378 Wittingen VW CLASSIC erscheint im Delius Klasing Verlag Diese Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen einzelnen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes bedarf der Zustimmung des Verlages. Durch Annahme eines Manuskriptes erwirbt der Verlag das ausschließliche Recht zur Veröffentlichung. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos wird keine Haftung übernommen. VW CLASSIC wird ganz oder in Teilen im Print und digital vertrieben. special Die Karmann-Story 29,90 (D) ISBN 978-3-667-10330-7 www.delius-klasing.de/vw-classic VW Bulli 29,90 (D) ISBN 978-3-667-10120-4 Vom Kiez zum Kap 22,90 (D) ISBN 978-3-667-10314-7 www.facebook.com/vwclassic www.twitter.com/vwclassic Im Handel oder unter 0521 55 99 33