Directionality Effect beim Gebärdensprachdolmetschen

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Transkript:

Directionaity Effect beim Gebärdensprachdometschen Weche Dometschrichtung präferieren Gebärdensprachdometscher in der Schweiz? Tei 2 306 DZ 94 13 Von tobias haug und mireie audeoud Im Rahmen eines Forschungsprojekts an der HfH der Interkantonaen Hochschue für Heipädagogik Zürich wurde dem Thema Voicen nachgegangen. Zie der Studie war es, das Phänomen aus Sicht von Gebärdensprachdometschern genauer zu untersuchen. Tei 1 des Beitrags (vg. DZ 93/2013, 124 ff.) dokumentierte die Ergebnisse der quantitativen Erhebung (Teefoninterviews) aer angefragten Deutschschweizer Dometscher. As Hauptergebnis konnte festgehaten werden, dass die Mehrheit der Dometscher Voicen nicht as präferierte Dometschrichtung sehen. Weiterhin wurde seitens der Dometscher auf ganz spezifische Schwierigkeiten hingewiesen, die sich für sie aus dieser Dometschrichtung ergeben. Im nachfogenden zweiten Tei wird der Fokus mit einer zweiten Forschungsfrage auf eben diese Schwierigkeiten geegt: Wie erkären sich Dozenten in Ausbidungsgängen für Gebärdensprachdometschen, warum das Voicen schwierig ist? 1. Eineitung In dieser zweiten, quaitativen Erhebung wurden insgesamt vier Personen interviewt: aesamt Dometscher mit angjähriger Berufserfahrung, die darüber hinaus as Dozenten in der Ausbidung und Begeitung von Studierenden an Hochschuen im deutschsprachigen Raum tätig sind. 1 Die individueen Aussagen aus den Interviews sind während der Gespräche in Strukturbidern festgehaten worden. In der fogenden Präsentation der Ergebnisse wurden die vier Strukturbider abstrahiert in einem Mode dargestet, weches an bestehende Modee angeehnt ist (Cokey 1995, 118; Gie 1995). In Abschnitt 2 wird dargestet, in wechem Aspekt die vier Befragten die Hauptschwierigkeit beim Voicen okaisieren. Darauf fogen Einfussfaktoren (vg. Abschnitt 3), die die Schwierigkeiten bedingen. Damit die subjektiven, individueen Fokussierungen und vertiefenden Ausführungen der Befragten zum Tragen kommen, werden diese in Abschnitt 4 wiedergegeben. Die Ideen zur Verbesserung in Bezug auf Aus- und Weiterbidung stehen in enger Beziehung zu diesen subjektiven Fokussierungen und werden in Abschnitt 5 dargestet. Die in den fogenden Abschnitten vorgesteten Ergebnisse haben vor aem deskriptiven Charakter und werden durch Originazitate beegt. 2 Abschießend wird in Abschnitt 6 ein Fazit für die gesamte Studie gezogen. 2. Vorrangige Erkärungsansätze Zur Kärung der zweiten Forschungsfrage Wie erkären sich Gebärdensprachdometscher, warum das Dometschen von der Deutschschweizer Gebärdensprache in eine gesprochene Sprache schwierig ist? soten die vier Interviewpartner fogender Bitte nachkommen bzw. fogende Frage beantworten: Bitte versuche mir so genau wie mögich zu erkären, warum Voicen ein Probem sein kann; was passiert in der Reaität, wenn es ums Voicen geht? Vorrangig findet sich fogender Erkärungsansatz 3 : Die Hauptschwierigkeit iegt in der Rezeption der Gebärdensprache; die Übertragung in die Lautsprache (Produktion) wird nicht as primäre Schwierigkeit angesehen, da die Ziesprache Muttersprache (L1) der Dometschenden ist. Der fogende Punkt erhet, weshab die Schwierigkeiten beim Voicen vor aem bei der Rezeption der Dometscher iegen, aso auf der inken Seite des Modes aus Abbidung 1: Beim Voicen geschieht die Rezeption der Gebärdensprache in der Rege in der L2 (Ziesprache); die Sicherheit im Abschätzen eines persönichen Gebärdensprachstis des Gebärdenden ist weniger groß as die entsprechende Sicherheit in Bezug auf die L1 (Primärsprache, Muttersprache). Der Interpretationsantei und damit das Risiko für eine Unsicherheit ist vie größer as beim Dometschen von Laut- in Gebärdensprache. 1 Da es sich bei den Befragten um weithin bekannte Experten handet, sind die Interviews anonymisiert worden. Aus diesem Grund wird hier auch auf eine genaue Stichprobendarsteung verzichtet, da die Anonymität hierdurch wiederum aufgehoben werden würde (s. auch Abschnitt 3.2.: Vertiefende Interviews im ersten Tei des Beitrags in DZ 93/2013, 126 f.). 2 Die Namen der interviewten Dometscher wurden mit A, B, C oder D anonymisiert; des Weiteren wurden in Schweizerdeutsch formuierte Aussagen ins Deutsche übertragen und hierbei, fas notwendig, stiistisch angepasst. Ausassungen werden durch eckige Kammern gekennzeichnet. 3 Die meisten Erkärungen der vier Befragten konzentrieren sich auf monoogische Voicesettings.

g. Kunde Abb. 1: Fokussierung auf die Rezeption (GS = Gebärdensprache, LS = Lautsprache, g = gehöros, hö = hörend, = Dometscher, gestricheter Rahmen = weniger im Fokus der Erzähungen) Voicen LS GS g. Kunde Eine Person fasst dieses Probem wie fogt zusammen: Beim Voicen merkst du extrem schne, oder ist es sehr offensichtich für das hörende Pubikum, dass es nicht kappt, wei wenn du nicht verstehst kannst du nicht voicen. Aber umgekehrt, würde ich fast wagen zu behaupten, ist die Quaität manchma gerade so schecht wie beim Voicen, [...] aber die Situation [der Dometschprozess; T. H. & M. A.] hört nicht sofort auf [...]. Und beim Voicen iegt es gerade sofort ab [kommt der Prozess ins Eriegen; T. H. & M. A.] mit der geichen Quaitätsstufe vieeicht. Das hängt eben damit zusammen, dass ich irgendetwas wursten kann in der Gebärdensprache, wenn ich LS-GS dometsche und der Kunde versteht woh immer etwas, die Frage ist wie vie und wie gut und wie eicht. Aber beim Voicen, wenn ich nicht verstehe dort ist [ ] das Probem in einem vorherigen Schritt des Prozesses (C; Hervorhebung T. H. & M. A.). In dieser Aussage ist auch ersichtich, dass die Begründungen, wo die Schwierigkeiten beim Voicen iegen, auch in Abgrenzung zur Dometschrichtung Lautsprache Gebärdensprache gegeben werden. Dort ist die Hauptschwierigkeit in der Gebärdensprachproduktion zu finden bzw. im Monitoring, aso die eigene Gebärdensprachproduktion nicht korrigieren zu können (vg. auch z. B. Emmorey et a. 2009). Doch diese Schwierigkeit wird eben as nicht so gravierend gesehen, wie die Schwierigkeiten beim Voicen. Das zeigt: Beim Voicen und dem Dometschen der Lautsprache in Gebärdensprache handet es sich um unterschiediche Prozesse. Dass die Schwierigkeiten in anderen Prozessschritten iegen, dass es aso einen Directionaity Effect tatsächich gibt, wird in Abbidung 2 gezeigt. As weiteres Hauptergebnis kann festgestet werden, dass keine monokausae Begründung für die beim Voicen auftretenden Schwierigkeiten g. Kunde DZ 94 13 307 Abb. 2: Unterschiede der Schwierigkeiten, die den Directionaity Effect ausmachen

Abb. 3: Erkärungsmode g. Kunde Wah/Entscheidung für den Auftrag Situationsbezogene Faktoren Person- und sprachbezogene Faktoren des g. Kunden Situations-, personund sprachbezogene Faktoren des Dometschers 308 DZ 94 13 mögich ist. Offenbar führt ein Zusammentreffen personenabhängiger, psychoogischer sowie situationsabhängiger Faktoren dazu, dass das Voicen (der Fokus iegt hierbei auf der Gebärdensprachrezeption) as schwieriger bewertet wird as das Dometschen von Lautsprache in Gebärdensprache. Schwierigkeiten treten hauptsächich auf in Abhängigkeit vom Vorwissen über den gehörosen Kunden und das Setting, erst in zweiter Linie in Abhängigkeit von sprachichen Aspekten (Kenntnis des Fachvokabuars etc.). Wenn in einer Dometschsituation einma Schwierigkeiten aufgetreten sind, weche nicht geöst werden konnten, verinnericht ein Dometscher diese Erfahrung as Misserfogserebnis und bringt sie in das nächste Dometschsetting ein. Schwierigkeiten treten auf in Abhängigkeit von der Hatung des Dometschers vor dem Auftrag (z. B. Sebstsicherheit vs. Angst). 3. Erkärungsmode Aen Aussagen ist gemein, dass der Fokus primär auf der Rezeption zu iegen scheint. Die Produktion der eigenen Lautsprache sowie deren Rezeption bei den hörenden Kunden stehen hingegen weniger im Vordergrund (s. auch Abb. 2), auch wenn aufgrund der Linearität des Modes ae der Rezeption nachfogenden Leistungen mitbetroffen sind. Wie in Abbidung 3 sichtbar, beginnen die Schwierigkeiten schon bei der Überegung, ob ein Voiceauftrag angenommen werden so oder nicht. Das egt den Schuss nahe, dass Entscheidungen für Voiceaufträge eher hinterfragt werden as Aufträge für das Dometschen von Laut- in Gebärdensprache. Dabei werden die Mögichkeiten für einen Erfog von Dometschern genau abgewogen, indem vor aem fogende Punkte bedacht werden: Kennen sich der gehörose Kunde und der Dometscher bereits? Die Antwort gibt Aufschuss darüber, wie gut der Kunde zu verstehen ist und damit, wie groß das Risiko ist, dass beim Voicen Schwierigkeiten auftreten könnten. Weiter spieen Vorerfahrungen in unterschiedichen Settings in die Entscheidung mit rein. Ist der Kunde bekannt, spiet auch der Abauf früherer Begegnungen eine Roe. Zudem wird bedacht, ob die Mögichkeit zur Vorbereitung besteht. Es ist wichtig, dass ein Skript vorhanden ist, sodass sich der Dometscher Kontextwissen und Fachgebärden aneignen kann (Recherche von Fachgebärden, Üben). Darüber hinaus sind weitere Faktoren bekannt, die im Fogenden jedoch nur kurz eräutert werden. Dabei wird auf eine detaiierte Darsteung der situationsbezogenen Faktoren während des Dometschprozesses (ungünstige Positionierung, schechte Licht- und akustische Verhätnisse, Video anstatt ive, monoogische/ uniiterae Settings sind schwieriger

as diaogische, mit oder ohne Support etc.) verzichtet, da diese Faktoren hinreichend bekannt sind. Wei über die personen- und sprachbezogenen Faktoren der gehörosen Kunden bisher kaum etwas pubiziert wurde, so auf diese hingegen kurz eingegangen werden: Das Ater bzw. die Generation (Kinder versus Senioren) und der berufiche Kontext haben einen Einfuss auf den Gebärdensti und/oder die die Kompetenz in Deutschschweizer Gebärdensprache (DSGS) eines Kunden. Auch der Wissenshintergrund eines Kunden ist von Bedeutung. Abhängig davon sind Konzepte und Vorsteungen von bestimmten Begriffen mit je anderen Lebenserfahrungen beegt. Auch wenn diese in einem Vorgespräch abgegichen werden können, kann nicht davon ausgegangen werden, dass beide Seiten dassebe unter diesen Begriffen verstehen. Einen ähnichen Einfuss hat die Dometschererfahrung des gehörosen Kunden. Damit ist gemeint, inwiefern der Kunde kooperativ mit dem Dometscher zusammenarbeitet hifreich ist bspw., dass Bickkontakt gehaten wird, oder dass der Kunde Pausen macht, damit der Dometscher den Time Lag aufhoen kann etc. Nun ist es aber auch von den persönichen Kompetenzen aufseiten des Dometschers (investierte Vorbereitung, Gebärdensprachkompetenz, kognitive Kapazitäten, Strategien, Einsteungen etc.) abhängig, inwiefern es zu Schwierigkeiten beim Voicen kommt und wie er diese ggf. meistert. Die Befragten fokussieren auf fogende Schwierigkeiten: Häufig öst fehendes Kontextwissen zu Institutionen, Persona, Namen, Hierarchien, inhatichem Fachwissen etc. Schwierigkeiten aus, wei die einzenen Informationen nicht miteinander verknüpft werden können. Fremde Denkstrukturen, die nicht sofort übernommen werden können, sind häufig Anass für große Schwierigkeiten. Diese stehen zwar nicht direkt mit der Gebärdensprache in Verbindung, trotzdem verhindern sie die Verknüpfung von Informationen. Die Befragten erwähnen an dieser Stee, dass Gehörose bspw. ganz andere Gedankenabäufe haben as Hörende oder aber thematisch häufiger hin und her springen können. Auch wenn die Wahrnehmung des Mundbids oder grammatikaischer Feinheiten nicht ausgereift sind, führt das zu Schwierigkeiten. Dies ist bspw. bei einem Roenwechse, Index oder beim Fingern der Fa; werden diese nicht oder nur unvokommen wahrgenommen, wird feherhaft gedometscht oder kann gar nicht gedometscht werden. Ebenfas erwähnt werden Probeme bezügich des Gebärdentempos, wobei hier die Produktion des gehörosen Kunden eine Roe spiet. So kann bei einem Mutterspracher bspw. eine hohe Inhatsdichte herrschen, sodass der Dometscher es nicht schafft, die simutan geieferten Informationen zu entpacken und in die ineare Form des Deutschen zu bringen. Abhängig von der Tagesform Stichwort Müdigkeit oder Tageszeit sowie Dauer des Auftrags kann es zudem vorkommen, dass die Kapazität nicht mehr reicht, um sämtiche Informationen korrekt wahrnehmen zu können. Sympathie hingegen kann die Kapazitäten erhöhen. Denn wenn sich Dometscher und Kunde zugetan sind, ist die dometschende Person mögicherweise entspannter und das Voicen funktioniert besser. Nicht seten ist eine Kumuation der beschriebenen Schwierigkeiten gegeben. Eine soche Kumuation vermindert die bestehenden Kapazitäten. 4. Fokusthemen In den Interviews zeigt sich, dass die einzen befragten Dometschdozenten bei den Begründungen individuee Schwerpunkte setzen; es sind Themen, die jeweis as Hintergrundfoie auftreten, hinter der das oben beschriebene Mode betrachtet werden muss. Fogend werden die wichtigsten Fokusthemen dokumentiert. 4.1. Tradierung der Angst und des Directionaity Effect Im vorgesteten Erkärungsmode werden objektivierbare Faktoren dargestet, die das Voicen beeinfussen. Es muss jedoch hervorgehoben werden, dass abhängig von der Persönichkeit des Dometschers negative Emotionen wie bspw. Angst eine große Roe spieen können dieser Faktor ist weniger objektivierbar. Soche Emotionen sind jedoch gewichtiger as z. B. das Setting oder der Gebärdensprachsti des gehörosen Kunden. Das knüpft an das vage Ergebnis aus der quantitativen Erhebung an (vg. Tei 1 des Artikes, Ausführungen zu den internaen Bereichen). Zwei der Befragten gehen DZ 94 13 309

Voice-Auftrag Nächster Voice-Auftrag g. Kunde g. Kunde Zweife, nicht behobene Irritationen Abb. 4: Negativspirae 310 DZ 94 13 näher darauf ein und geben Aufschuss darüber, woher diese Hatung kommen könnte und weshab sie sich beharrich hät. Einerseits wird von den Befragten ein Zusammenhang zwischen Hatung und Persönichkeit bzw. dem Sebstvertrauen Stichwort Befangenheit der Dometscher hergestet: Was man denkt, füht oder so, das hat ja absouten Einfuss, aso wenn ich reingehe in die Sitzung, mit dem Ich verstehe den nie, mit Angst, wei ich den nie verstehe, dann ist kann das ja dazu führen, dass ich den de facto nicht verstehe in dem Moment (C). Damit spricht der Befragte den Seffufiing Prophecy-Effekt an. Andererseits besteht auch die Ansicht, 4 dass eine soche Hatung bereits in der Ausbidung geschürt wird, dass das so eine tradierte Sache ist, aso dass ae dass woh in der Ausbidung das gesagt wird manchma, Voicen ist schwieriger, dass aber auch tätige Dometscher das an Studierende weitergeben [...], das ist reativ gut beegt über Praktikumsberichte (A). Diese Aussage beegt die Tradierung des Directionaity Effect, was kritisch ist. 4.2. Unsicherheit und Negativspirae Für den Erfog oder Misserfog eines Voice-Einsatzes ist entscheidend, wem der Erfog zugeschrieben wird (s. dazu die Attributionstheorie (bspw. Keey 1973)): So schreiben sich sebstsichere Menschen den Erfog sebst zu, den Misserfog hingegen der Umwet, während unsichere Menschen entgegengesetzt urteien. Das ässt sich auch auf den Bereich des Dometschens übertragen: Wenn man genere ein unsicherer Mensch ist, dann denkt man ja wahrscheinich auch, [...] ja ich bin schud oder ich habe es fasch verstanden wieder, oh, ich habe es wieder nicht verstanden. Und wenn man eher so sebstbewusst ist, dass man wahrscheinich eher sagt, genau, ja, ich bin mir sicher, der hat das gesagt (A). 5 Diese Unsicherheit kann weiter geschürt werden, wenn es sich um eine Kumuation oder Aneinanderreihung negativer Erebnisse handet. Beispiesweise wenn keine Feher passieren oder Zweife bezügich der Richtigkeit der Produktion aufkommen (Irritation): Ich gaube, wenn dann viee Sachen zusammenkommen, [...] die nicht gut aufen, dann geht man mit einem nicht guten Gefüh dann aus dieser Voicingsitua tion raus (D). Durch soch ein negatives Erebnis kann bspw. ein Angstgefüh ausgeöst werden, das bis zum nächsten Dometschauftrag anhät. Wenn das der Fa ist, kann eine Negativspirae wie in Abbidung 4 dargestet ausgeöst werden. Dies kann darin gipfen, dass sich beim nächsten Auftrag die Seffufiing Prophecy tatsächich einstet und weitere Feher passieren. Mögicherweise ist die Angst vor einem weiteren Misserfog zu groß, sodass ein weiterer Voice-Auftrag nicht mehr angenommen wird. Dann 4 Eine Person führt darüber hinaus aus, dass auch im Gespräch mit anderen Experten an internationaen Tagungen die Befangenheit durchaus der gewichtige Effekt ist, der das Voicen vermeintich so vie schwieriger macht (A). 5 Ein zu großes Sebstvertrauen könnte jedoch auch kontraproduktiv sein: Wenn die Dometscherin auch grundsätzich ein gutes Sebstbewusstsein hat, stören sie die Irritationen weniger. [...] Dann merkt sie es [den Feher; T. H. & M. A.] gar nicht (B).

kann jedoch auch die Voice-Kompetenz nicht gesteigert werden, da das Übungs fed feht. Die Negativspirae kann unterbrochen werden, wenn ein Dometscher eine wahnsinnig dicke Haut (D) oder eine Strategie hat, die in der Dometschsituation gewinnbringend eingesetzt werden kann. Ebenfas zuträgich kann eine obende Rückmedung sein, wei man dann trotzdem mit einem guten Gefüh raus kann (D). 4.3. Monitoring Positive, aber eben auch negative Emotionen sind natürich abhängig von einem Feedback, entweder durch den Dometscher sebst (Sefmonitoring), dem gehörosen Kunden während oder nach dem Auftrag oder einem Dometschkoegen. Soche Rückmedungen können produktiv oder kontraproduktiv sein abhängig davon, wer Feedback gibt und wie dieses gegeben wird; so kann die Kritik sowoh konstruktiv as auch destruktiv sein: Da kannst du dein Sebstwertgefüh geich zusammenpacken, [...] je nachdem was für Techniken die brauchen, um den Inhat richtig zu steen, kann das sehr hifreich sein oder extrem kontraproduktiv (C). 4.4. Verständnis geingender Kommunikation Das Verständnis von Kommunikation ist grundegend für die Einschätzung der Schwierigkeiten beim Voicen. Was für die Atagskommunikation in L1 git, kann auch für den Dometschprozess übernommen werden. Denn wenn jemand Lautsprache spricht und man ihn nicht versteht, dann fragt man auch, da hat man diese Hemmungen nicht (D). Wenn du weisst, das gehört zum Dometschakt dazu, dass man Verständnissicherung machen muss, dass man vieeicht zwischendurch nachfragen muss, dann findest du nachher, super, es ist gut geaufen (D). Gehen Dometscher jedoch davon aus, dass Verstehen immer ein unsicherer Prozess wie beim Voicen ist, wird die Rezeption der Gebärdensprache eher as interpretativ betrachtet: das Verstehen as konstruktiver Prozess und nicht [dass man] eine Kopie anfertigt, sondern dass wir ja quasi aso, dass wir interpretieren, was die Person sagt. [...] Und dass wir vor dem Hintergrund unseres Wissens verstehen, was die Person sagt (A). 4.5. Konstruktionen und Irritationen Mit dem (Hintergrund-)Wissen wird bei der Rezeption primär eine Logik (Stringenz eines Gedankengangs) konstruiert. Wenn nämich eine Aussage nicht genau gebärdet wird, kombiniert der Dometscher die mögicherweise unzusammenhängenden Informationen: Und das Hirn ist manchma erstaunich, aso was man dann kombiniert, [...] man macht es dann passend [...] wei man an einer Logik arbeitet (C). Probematisch ist, dass mögiche Feher ange unentdeckt beiben können, auch wenn an der faschen Logik/Stringenz weitergearbeitet wird: [U]nd dann wenn du vieeicht eben etwas nicht gemerkt hast, dann bist du immer noch in der geichen Logik. [...] Bis aber irgendwann ein Punkt kommt, wo es nicht mehr geht. Wo man dann vieeicht durch eine Aussage merkt, nein, er spricht ja von jemand ganz anderem (C). Oder es wird auf einer abstrahierten Ebene ( Oberbegriffsebene ) weitergearbeitet. Dies geingt jedoch nicht dauerhaft, da das Gedometschte zu sehr an der Oberfäche beibt und nur noch ein sehr dünner roter Faden vorhanden ist, der schne reißen kann, wenn nicht genug Detaiinformationen übermittet werden. Irgendwann können dadurch Irritationen entstehen, die so rasch wie mögich behoben werden müssen. 4.6. Strategien Um Irritationen zu beheben, bedarf es unterschiedicher Strategien. Ein Unterbrechen des gehörosen Kunden ist eine Strategie, um Irritationen (Unverstandenes, Unsicherheit bezügich Zahen, Daten etc.) zu beheben. Die Befragten geben jedoch an, dass diese Strategie zu wenig, und wenn, zu spät eingesetzt wird: Viee Leute warten sehr, sehr ange, bis sie unterbrechen oder sie haben nicht keine Strategie zum wirkich präzise Nachfragen (D). Das Nachfragen wird von den Dometschern jedoch in der Rege as Feher betrachtet. Denn wenn Dometscher Rückfragen steen, befürchten sie, dass offensichtich wird, dass sie die Gebärdensprache in diesem Moment gar nicht richtig verstanden haben (D). Dabei müsste das Nachfragen eigentich as Zeichen guter Quaität geten (B), sichert es doch die Rezeption. Es wird aso darauf hingedeutet, dass es manchen Dometschern schwerfät, eine Dometschsituation zu unterbrechen. Einer der Befragten gibt jedoch an, dass es den Dometschern durch mehr (Berufs-)Erfahrung eichter fät, Strategien während einer Dometschsituation DZ 94 13 311

312 DZ 94 13 erfogreich einzusetzen. Gerade das Unterbrechen brauche sehr vie Mut (D). Und je änger man im Beruf ist, je mehr merkt man auch, dass man das darf und dass es das braucht und dass es nichts Negatives ist (D). Es kann unterschieden werden zwischen präzisem Nachfragen und der Verständnissicherung. Denn Nachfragen bedeutet meist eine Unterbrechung. Unterbrechen ist jedoch nicht in jedem Setting mögich; je formeer, desto störender. Es kann auch sein, dass boß ein Verständnis- Check opportun ist. Aso wenn ich zwischendurch einfach bestätigen wi, ge, ich bin jetzt auf dem richtigen Weg? (D). Die größte Schwierigkeit besteht gemäß der Befragten vor aem dort, wo Gedankengänge eines Kunden nicht nachvozogen werden können, da er zu viee Sprünge macht. In diesem Fae kann der Dometscher Gebärden nicht nachfragen, wei ich habe ja nicht eine konkrete Gebärde, wo ich fragen kann (C). 4.7. Verantwortichkeiten Wenn in der Rezeption die Schwierigkeiten gesehen werden, ist zu hinterfragen, wer in diesem Moment weche Verantwortichkeit trägt (Attribuierung des Miss-/Erfoges, s. auch Abschnitt 4.2). Dies hat mit dem Berufsverständnis as Dometscher zu tun, wie man sich sebst oder die eigene Aufgabe in der Situation wäht. Aso wenn [ich sage; T. H. & M. A.], ich bin as Dometscherin dafür verantwortich, dass hier die Kommunikation funktioniert, dann hat man ja vie größere [Schwierigkeiten; T. H. & M. A.], as wenn man sagt, wir sind ae dafür verantwortich, dass die Kommunikation funktioniert (A). Es sote natürich im besten Fa eine gewisse Vertrauensbasis zwischen gehörosen Kunden und Dometscher geben, weche dem gehörosen Kunden die Sicherheit gibt, dass er richtig übersetzt wird. Dazu gehört auch, dass Probeme transparent gemacht werden: Wenn der Dometscher etwas nicht versteht, muss er das kommunizieren, wei sonst meint der Hörende, der keine Ahnung hat, [ ] dieser Gehörose ist ein Trotte (C). In diesem Zusammenhang wird erwähnt, dass besonders im Fed der Hörgeschädigtenpädagogik darauf hingearbeitet werden müsste, hörgeschädigte Kinder und Jugendiche hinsichtich ihres Umgangs mit Dometschern auszubiden. Denn die Befragten schidern, dass Hörgeschädigte oftmas nicht wissen, was das Voicen für Dometscher bedeutet, dass aso viee das Bewusstsein dafür nicht unbedingt haben, dass man eventue mehr Informationen geben muss [...], wir [Dometscher; T. H. & M. A.] müssen geichzeitig wahrnehmen und produzieren. [...] [F]ür Gehörose ist die Simutanität nicht sichtbar. [...] Ich gaube, dass es für Hörende eichter ist zu verstehen, was Dometschen ist, as für viee Gehörose (A). 4.8. Vernachässigung der Wichtigkeit der Produktion Wie beschrieben, haben die Befragten mehrfach hervorgehoben, dass die meisten Schwierigkeiten beim Voicen in der Gebärdensprachrezeption gründen. Zwei von ihnen machen zusätzich deutich, dass dies nicht bedeutet, dass die Lautsprachproduktion nicht auch probematisch sein kann. Würde das ziesprachiche Produkt genau anaysiert, würde man aso eventue feststeen, dass es (auch) nicht so perfekt ist, wie die Dometscher es z. T. einschätzen. Es ist aso mögich, dass die L1 bei Dometschern eine Sicherheit vortäuscht, die kritisch zu hinterfragen ist. Dass die gesagt haben, ja ich füh mich eigentich ganz woh mit Voicen, aber dass sie trotzdem in der Produktion merken, dass das nicht so to war, was sie oft gemacht haben. [...] Und da sagt keiner ja, ich habe so ein bisschen Probeme gehabt, das auf Deutsch zu formuieren, [...] das nimmt man hin irgendwie (A). Die Aussage das nimmt man hin kann darauf hindeuten, dass die Wahrnehmung der Lautsprachproduktion mit weniger Skepsis betrachtet wird as die Gebärdensprachrezeption und -produktion. 5. Konsequenzen für Ausund Weiterbidung Anknüpfend an die Strukturbider sind Überegungen zur Aus- und Weiterbidung erfragt worden. Da die Rezeption der Gebärdensprache(n) in den Erkärungsmodeen as primäres Probem gesehen wird, müssen konsequenterweise hier die Überegungen beginnen. Damit zusammenhängend wird denn auch der Ausbidungsaufbau sowie die Feedbackkutur hinterfragt. Weiter wird jedoch auch die Persönichkeitsebene stark ins Zentrum gerückt; die Stärkung des Sebstvertrauens, aber auch die des Sefmonitorings werden in Verbindung mit den einzusetzenden Strategien gegen Feher genannt. Die daraus resutierenden Ideen zur Verbesserung der Aus- und Weiterbidungspraxis werden im Fogenden dargestet.

5.1. Gebärdensprachkompetenz, Rezeption Die Befragten äußern, die Gebärdensprachkompetenz müsste vie größer sein, wenn man beginnt zu dometschen, [...] wir sind immer am Verstehen am Herumbasten (C). Der passive Gebärdensprachschatz sei keiner as der der Lautsprache, und es sei utopisch anzunehmen, dass sich Studierende während der Ausbidung schne einen großen passiven Gebärdenschatz aneignen würden dazu sei zu wenig Zeit. Es fehe zudem an praktischer Konfrontation der Studierenden mit den gehörosenkutureen Denkund Ausdrucksweisen im Atag. Es sei eine wichtige Erfahrung, die Gebärdensprache im Atag anzuwenden, ihr ausgesetzt zu sein in reaen, sehr unterschiedichen Situationen. Die Anwendung der Gebärdensprache (gebärdensprachiche Kommunikation) sote deshab auf einen mögichst frühen Zeitpunkt veregt werden, aso vor die Ausbidung und bevor man mit Dometschen beginnt: Beispiesweise so, dass man vor Start der Ausbidung [...] in einer Institution mit Gehörosen, für Gehörose ein Praktikum machen [müsste; T. H. & M. A.]. Aso es geht ja auch um kuturee Aspekte, die du verstehen musst. Und dass du einfach mehr in diese ganze Wahrnehmungsgeschichte reinkommst. [...] Aber nicht dometschen musst (D). Es bestehe eine sehr enge Verbindung zwischen seber produzieren und dann wahrnehmen können (B). Da Gebärdensprache nicht nur durch manuee Komponenten vermittet wird, sondern zusätzich auch aus Mundbid und nicht-manueen Komponenten besteht, sei es wichtig, dass auch die Augen geschut werden, denn manchma merkt man dann, dass sie [die Studierenden; T. H. & M. A.] am faschen Ort hinschauen beim Gehörosen, dass sie gar nicht auf das Mundbid schauen und so viee Gebärden unterscheiden sich ja durch das Mundbid (C). Geichzeitig seien verschiedene Atagskontakte mit Gehörosen notwendig, damit die angehenden Dometscher die unterschiedichen Gebärdensprachstie Gehöroser kennenernen können. Denn diese können in der Ausbidung nicht ae angeboten werden. So würden Dometscher auch nicht mehr so angewiesen [sein; T. H. & M. A.] auf eine saubere, kare, gut strukturierte Sprache (B). Aber auch der Besuch von gebärdensprachichen Anässen (Kommunikationsforen etc.) ist wertvo, da so geernt werden kann, wie in Gebärdensprache kommuniziert wird. Dieses Wissen, z. B. wie der Aufbau eines Vortrags in Gebärdensprache aussieht, kann auch das Verstehen verbessern, da mehr Kapazitäten frei werden. Wie eben kommuniziert wird [...], wann sagst du was in Gebärdensprache. Warum fängt, wenn wir ein Referat, einen Monoog jetzt voicen, warum fängt der auf eine bestimmte Art an? (C) 5.2. Lautsprachkompetenz, Produktion Zwei der vier Experten sprechen nochmas die Probematik an, dass der Fokus im Voice-Unterricht zu stark auf der Rezeption iegt sie pädieren für eine genauso starke Konzentration auf die Lautsprachproduktion. Dabei so es vor aem um eine der Ausgangssprache ebenbürtigere Registerwah gehen. Ein Tei vom Voicen kann ja auch sein, dass man gar kein D[S]GS Ausgangsmateria, sondern deutsches Ausgangsmateria nachquatscht. Und versucht diesebe Intonation zu machen oder versucht das Ganze umzu... und ganz traurig zu sein oder ganz fröhich zu sein oder sowas kann ja auch sind ja auch Voice-Übungen. Aso [...] die Stimme in eine Stimmung zu bringen, die man seber gerade gar nicht hat (A). Weiter werden auch meist unbeachtete Probeme bezügich Time Lag, Betonung, Dehnung, Lautstärke oder Frequenz aufgezäht. Einer der Befragten gibt an, dass er in Weiterbidungskursen erfahrene Dometscher zu Übungen zur Lautsprachproduktion und zur kritischen Anayse dieses Produkts aufgefordert hat. Und da sagt keiner ja, ich habe so ein bisschen Probeme gehabt, das auf Deutsch zu formuieren [...]. Und dann haben wir so Übungen gemacht, [...] wo es um kommunikative und kognitive Pausen beim Sprechen geht, und das genau da, wo Gehörose häufig kommunikative Pausen machen, die beim Dometschen genau nicht sind, wei die Pausen nutzen wir, um den Time Lag schne aufzuhoen und [dass wir; T. H. & M. A.] quasi ganz oft dem Zuhörer das [Zuhören; T. H. & M. A.] schwer machen. [...] Und das war ganz spannend, [...] dass sie eigentich gedacht haben, dass sie das gut gemacht haben (A). Mehrere socher Übungen, weche die Ziesprachichkeit stärker fokussieren, würden auch bei Dometschern die Wahrnehmung der Ausgangssprache verbessern. Weiterführend müsste über die Satzebene hinaus vermehrt auf der Textebene geübt werden, aso zu Textaufbau, Textformen oder zu DZ 94 13 313

314 DZ 94 13 ganzen Diskursen. Dort bestehe das Probem, dass man zu sehr am Ausgangstext beibt, denn die Gebärdensprache hat ja sehr viee Wiederhoungen. Man beginnt dieses Thema und am Schuss sagst du den Anfang noch einma [...]. Wenn du das cever machst, musst du das nicht zweima sagen, dann reicht es mit einem Ma und dann sparst du dir eigentich Zeit und kannst hierdurch angsamer und deuticher sprechen (C). 5.3. Praktikumszeit / Studiumsabauf / Berufserfahrung Die Erfahrung die praktische Erfahrung (Konfrontationen) vor oder während der Ausbidung ist as beeinfussender Faktor eben erwähnt worden. So gibt ein Tei der Dozenten bspw. an, dass ein früheres Ausbidungssystem in der Deutschschweiz so strukturiert war, dass die Grundsätze in einer zweijährigen Ausbidung gegeben wurden. Danach sind die Dometscher direkt in die Arbeitspraxis eingestiegen, um nach einem Arbeitsjahr nochmas einen Ausbidungsbock zu absovieren. Der Vortei dieses Modes wird von ihnen darin gesehen, dass in dem Arbeitsjahr sehr vie Übung und somit Erfahrung steckt, sodass im zweiten Ausbidungsbock Themen vie besser nachvoziehbar sind. Doch sie erwähnen auch negative Aspekte. So hätte D sich gewünscht, dass die Praxis besser begeitet worden wäre anstatt einfach ins kate Wasser geworfen zu werden. Das zeigt den Wunsch nach einer ängeren Praxiszeit (3 6 Monate), die begeitet und somit refektiert werden sote. Andernfas würde die Ausbidung auf einer theoretischen Ebene (D) beiben. Ein weiteres Probem wird darin gesehen, dass die Studierenden keine Transfermechanismen vermittet bekämen; da sie in Unterrichtsfächern und nicht in Projekten unterrichtet würden. Auf diese Weise ernen sie nicht, dass die Probeme einer Einzeübung auch auf andere Kompetenzen oder Feder übertragen werden können. Aso wir haben zum Beispie [...] Schuz von Thun, Sich verständich ausdrücken. Aso an Sachtexten, wie kann ich die Syntax, Wortwah so vereinfachen, dass ein eichterer Text daraus wird. [...] [U]nd dann [...] im achten Semester, da hatte ich gerade [...] die Reden von Herrn Gauck, [...] ganz viee Anspieungen, [...] Kettensätze. Und dann standen die da und haben versucht, das zu dometschen und ich meinte: Hey, erstes Semester, hot ma die Unteragen wieder raus, deswegen haben wir das gemacht (A). Dass die einzen vermitteten Teikompetenzen zu einem verknüpften Ganzen führen, ist für Studierende zu wenig transparent. 5.4. Coaching für Strategien In der Ausbidung werden verschiedene Settings simuiert, und dort habe ich jetzt angefangen, schneer zu intervenieren, wenn ich merke, irgendwie äuft es fasch. Aso [...] wie eine Art Kappe oder ein Regisseur, der sagt: Stopp, was hast du jetzt verstanden? Aufgrund von wechen Indizien bist du zu dem gekommen? Was hast du nicht verstanden? Was könntest du jetzt machen? Könntest du jetzt intervenieren? Wie, wie könntest du nachfragen, dass du zu deinem Zeug kommst? [...] Dass die Leute auch merken, jetzt darf ich unterbrechen (D). Die Befragten ergänzen, dass auch Strategien erarbeitet und geübt werden soten, die zur Sicherheit der Dometscher während der Dometschsituation beitragen, aso zur Überprüfung des Verstandenen beitragen, ohne dass das Setting unterbrochen werden muss. Damit wird verhindert, dass die kognitive Kapazität mit einer untergründigen Unsicherheit gestört wird. Es muss geichzeitig die Wahrnehmung der Wahrnehmung geschut werden (Sefmonitoring). Es könnte bspw. vermehrt mit dem koegiaen Feedback gearbeitet werden. Weiter wird auch festgestet, dass obwoh diese Präferenz der Dometschrichtung besteht nicht vie dagegen unternommen wird bzw. keine Ideen vorhanden sind, wie die andere Richtung trainiert werden könnte: Quasi die Idee, was mache ich denn jetzt, wenn ich feststee, ich verstehe den nicht. Dann beibt das in der Rege bei der Feststeung (A). Eine Anayse des identifizierten Probems findet kaum statt. Dies könnte nun in einem Coaching gut bearbeitet werden, bspw. indem man mit Videos übt. Bei der Betrachtung kann anaysiert werden, Ok, warum hab ich ihn denn nicht verstanden? [...] [H]ier habe ich Probeme gehabt, wei das ist so ein grammatisches Konstrukt, mit dem ich gar nicht kargekommen bin, einfach ma zu gucken, ist das bei aen Videos, dass immer, wenn soche grammatischen Probeme kommen, dass ich dann aussteige; da muss ich wahrscheinich [ ] was daran machen (A). Denn nur wenn die Wahrnehmung für Irritationen oder Schwierigkeiten geschut ist, kann man sich dem Probem steen und fragen: Wie kann man [in der Dometschsituation; T. H. & M. A.] ausbrechen aus dieser Irritation, wenn es irgend-