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Transkript:

Evangelische Schloßkirche der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Gottesdienst am 29. Mai 2011 Thema Freundschaft Predigt über die Kantate BWV 139 Wohl dem, der sich auf seinen Gott und Luk. 11, 5-13 Liebe Gemeinde! Keine power-point-presentation bieten wir Ihnen heute, zum Thema Freundschaft, viel eher könnte man von einer power-sound-präsentation sprechen, die Bilder dazu werden in Ihnen selbst entstehen. Die Anregungen kommen von den Evangelisten Johannes und Lukas, den Komponisten J.S.Bach und L.v.Beethoven, und Sie selbst haben als Ausführende bereits mitgewirkt, haben von Gottes Treue und eben ganz ausdrücklich von Gott als Freund gesungen,. Die Bibeltexte für den Sonntag Rogate tragen ihren Teil zu dieser power-sound-präsentation über die Freundschaft bei, wir haben die letzten Worte Jesu gehört, die er zu seinen Jüngern gesagt hat, - bei Johannes nennt er seine Jünger zuletzt Freunde, und als Predigttext lese ich aus dem Lukas-Evangelium einen Abschnitt, der meist unter dem Thema Gebet ausgelegt wird, heute aber als Beitrag zum Thema Freundschaft zu hören ist: Und er sprach zu ihnen: Wenn jemand unter euch einen Freund hat und ginge zu ihm um Mitternacht und spräche zu ihm: Lieber Freund, leih mir drei Brote; denn mein Freund ist zu mir gekommen auf der Reise, und ich habe nichts, was ich ihm vorsetzen kann, und der drinnen würde antworten und sprechen: Mach mir keine Unruhe! Die Tür ist schon zugeschlossen und meine Kinder und ich liegen schon zu Bett; ich kann nicht aufstehen und dir etwas geben. Ich sage euch: Und wenn er schon nicht aufsteht und ihm etwas gibt, weil er sein Freund ist, dann wird er doch wegen seines unverschämten Drängens aufstehen und ihm geben, soviel er bedarf. Und ich sage euch auch: Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan. Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan. Wo ist unter euch ein Vater, der seinem Sohn, wenn der ihn um einen Fisch bittet, eine Schlange für den Fisch biete? Oder der ihm, wenn er um ein Ei bittet, einen Skorpion dafür biete? Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben geben könnt, wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten! 1

Seine Familie kann man sich nicht aussuchen. An Blut und Boden, Stamm und Sippe ist man durch sein Herkommen gebunden. Freunde hingegen finden sich freiwillig, durch gemeinsame Interessen, im Studium, im Beruf, in der Freizeit. Sympathie gestaltet freundschaftliche Beziehungen aus. Freundschaft verändert das Klima des Lebens, durch gute Freunde fühlt man sich persönlich bestätigt, ermutigt, ja frei. Man erträgt auch Unglück viel leichter, wenn man sich auf die Freundlichkeit von Freunden besinnen und auf ihre Solidarität stützen kann. Freundschaft ist belastbar, nicht nur, wenn die Essensvorräte nicht ausreichen, weil unvorhergesehener Besuch gekommen ist. Und Freundschaft regt an, erweitert den Horizont, fordert auch heraus, verlangt Leistungen ab, die man von sich selbst kaum erwartet hätte. Einen Freund unter Menschen, das ist schon sehr viel, vielleicht noch nicht das Höchste der Gefühle, aber eine große Wohltat. Wie aber fühlt es sich an, wenn man glaubt, Gott zum Freund zu haben? Hören Sie den ersten Satz der Bach-Kantate Werkverzeichnis 139: Wohl dem, der sich auf seinen Gott Recht kindlich kann verlassen! Den mag gleich Sünde, Welt und Tod Und alle Teufel hassen, So bleibt er dennoch wohlvergnügt, Wenn er nur Gott zum Freunde kriegt. Wenn man glaubt, Gott zum Freund zu haben, dann verändert sich das Leben, dann fühlt man sich bestätigt, ermutigt, gestärkt, eben wie von einem guten Freund respektiert und aufgewertet, dann hat man jemand, den man um alles bitten kann, vor dem man alle Beschwernisse ausbreiten kann, einer, der immer ein offenes Ohr hat. Und dadurch wird man unempfindlich gegen die Angriffe von Feinden. So wie es in der zweiten Strophe der Kantate heißt: Gott ist mein Freund; was hilft das Toben, So wider mich ein Feind erhoben! Ich bin getrost bei Neid und Hass. Ja, redet nur die Wahrheit spärlich, Seid immer falsch, was tut mir das? Ihr Spötter seid mir ungefährlich. Es ist ein großer Fortschritt in der Entwicklung der Menschheit: Gott wird als Freund der Menschen vorstellbar. Die Freundschaft der Götter beschränkte sich bis dahin auf einzelne besondere Menschen, auf Helden, auf Günstlinge der Götter, nun sind alle Menschen Freunde Gottes. Das ist eine ziemlich überraschende, ganz 2

neue Vorstellung. Selbst das Neue Testament redet noch ziemlich selten, ja zögerlich von Gott als Freund der Menschen. Jesus wagt sich mit dem Gedanken, Gott sei aller Menschen Vater, schon sehr weit auf Neuland vor. Zu den Göttern gerufen haben die Menschen seit ältester Zeit. Um Verschonung des Leibes und Lebens gebeten, um Segen für Saat und Ernte. Auch um den Tod der Feinde. Die Unsicherheit des Lebens erträglich gestalten, mehr Sicherheit gewinnen. Aber dass sich alle Menschen Gott wie einen Freund sollten vorstellen können, das findet sich selten in der Religionsgeschichte. Der Evangelist Johannes spricht über Jesus und seine Jünger als Freundeskreis und der Evangelist Lukas eben in diesem Gleichnis Das Klima des Lebens verändert sich völlig, wenn man Gott nicht mehr als bedrohendes, übermächtiges Gegenüber, sondern als Freund glaubt. Man weiß sich geachtet, respektiert, ja sogar geliebt, unabhängig von der eigenen Leistungsfähigkeit oder gar von speziellen eigenen Leistungen. Allerdings muss man auch damit rechnen, für diese Überzeugung verspottet zu werden, und zwar so sehr, dass man sogar sagen kann, dass der Heiland uns mitten unter die Wölfe sendet, wie es im dritten Teil der Kantate heißt: Der Heiland sendet ja die Seinen Recht mitten in der Wölfe Wut. Um ihn hat sich der Bösen Rotte Zum Schaden und zum Spotte Mit List gestellt; Doch da sein Mund so weisen Ausspruch tut, So schützt er mich auch vor der Welt. Woher weiß man das? Wer hat das gesagt? Ist das zu glauben? J.S. Bach beruft sich in seiner Kantate auf die Erfahrung der Errettung aus vielerlei Unglück. Wie er sich diesen Umschlag, diese Wendung, diese Rettung vorstellt, die Erleichterung dringt zu Ohren und zu Herzen in dem Kantatensatz, den wir nun hören: Das Unglück schlägt auf allen Seiten Um mich ein zentnerschweres Band. Doch plötzlich erscheinet die helfende Hand. Mir scheint des Trostes Licht von weiten; Da lern ich erst, dass Gott allein Der Menschen bester Freund muss sein. 3

Solche Erfahrungen können sich nur einstellen, man kann darauf aufmerksam machen und aufmerksam gemacht werden, man kann seine Erlebnisse so deuten, die Heilung von Krankheit, die Bewahrung vor Unfällen und Katastrophen, hervorrufen lassen sie sich nicht, mit unsrer Macht ist da nichts getan - und deshalb kann man im Rückblick auf das eigene Leben immer wieder nur dankbar singen. Dahero Trotz der Höllen Heer! Trotz auch des Todes Rachen! Trotz aller Welt! mich kann nicht mehr Ihr Pochen traurig machen! Gott ist mein Schutz, mein Hilf und Rat; Wohl dem, der Gott zum Freunde hat! Freundschaft ist nicht nur persönlich praktisch erfreulich, die Beziehungsform Freundschaft bildet eine wichtige Struktur in komplexen Gesellschaften, sie macht Ordnungen flexibel, die sozialpolitische Form der Netzwerke beruht auf dem Prinzip Freundschaft. Das aufgeklärte Bürgertum des 18. Jahrhunderts hat die Freundschaft als eine neue Sozialform kultiviert und dabei scheinbar auch von der Gottesbeziehung abgelöst. 90 Jahre, nachdem J.S. Bach seine Kantate komponiert hatte, im September 1814 entwarf L. v. Beethoven auf einem Tagesausflug einen Kanon und schrieb ihn dem Freund, mit dem er in der Umgebung Wiens wanderte, abends ins Gästebuch, eine wahrhaft freundschaftliche Geste. Ihn hören wir als nächstes Stück in unserer Klang-Präsentation: Freundschaft ist die Quelle wahrer Glückseligkeit. Zehn Jahre später wird Bonns berühmtester Bürger in der Vertonung von Schillers Ode an die Freude noch strahlendere Töne zu Ehren der Freundschaft komponieren Wem der große Wurf gelungen, Eines Freundes Freund zu seyn, Wer ein holdes Weib errungen, Mische seinen Jubel ein! Ja wer auch nur eine Seele Sein nennt auf dem Erdenrund! Und wer s nie gekonnt, der stehle Weinend sich aus diesem Bund! Freundschaft als Quelle der Glückseligkeit, man kann sie mit Schiller einen glücklichen Wurf des Schicksals nennen, ich nenne sie ein Geschenk Gottes. Man muss das nicht tun, aber ihre wohltuende Wirkung, die man nicht selbst hervorrufen oder herstellen kann, lässt Freundschaft als Gabe Gottes erscheinen, wenn man sein Leben überhaupt mit solchen Vorstellungen deutet. 4

Wenn man dies aber tut, dann ergeben sich auch Konsequenzen, denn mit Geschenken gehe ich im allgemeinen achtsamer um, als mit dem, was ich selbst herstellen kann. Freundschaften kann man nur pflegen, nicht bearbeiten. Freundschaften werden nicht vertraglich festgeschrieben, Freunde vertragen sich, Verträge verträgt eine Freundschaft nicht. Freundschaften wollen ausgestaltet werden, damit sie lebendig bleiben. Diese Lebendigkeit hat die christlichen Gottesverehrer von Anfang an erfüllt und für immer weitere Freunde attraktiv gemacht. Zum Schluss noch eine aktuelle Bemerkung: Eine bekannte deutsche Wochenzeitung titelte ihre neueste Ausgabe mit der Frage Ist die Kirche noch zu retten? Eine Schlagzeile, wie man sie sonst eher von der BILD als von der ZEIT erwartet. Meine Antwort auf diese Frage lautet: Wenn die Christenheit mit dem Gedanken, dass Gott der Freund aller Menschen sei, kulturell nicht weiter wirken kann, dann geht in unserer komplexen Gesellschaft nicht nur die Kirche, dann geht die Menschheit insgesamt zugrunde. Deshalb pflegen wir die Freundschaft mit Gott in jedem Gottesdienst, in jedem Choral und Kanon, so wird sie uns und allen Menschen zur Quelle der Glückseligkeit, zur Quelle, aus der der heilige Geist fließt. Amen. 5