Herbstsegeln Ostsee - Oktober 2010

Ähnliche Dokumente
Montag. Vela Luka erreichten wir gegen 15:30. Wir legten an einer Boje im Bojenfeld vom Stadthafen an.

Von Flensburg zum Ankerplatz Holnis / Bockholm

Obadja Törn nach Spiekeroog und zurück.

Törnbericht Blitz vom Ostsee

Segeltörn vom

Bericht Manövertraining 2013 März

Der Koch der Gourmet Crew schlägt zu

Erstmals hat eine vierköpfige Crew mit der AKKA am Sandemancup 2016 teilgenommen Ziel: Nysted (Dänemark)

Merkblatt zur Übungs- und Prüfungsfahrt für den Sportküstenschifferschein,

Ostsee. Überführung einer alten Rennyacht. Teil 1: Ende September Teil 2: Anfang November

Bodenseebulletin Nr. 073 vom Mi. 25. Juni Die EISWETTE steckt im Schlick und MEYLINO schwabbelt vor sich hin

Überführungsfahrt der Lady Liz von Herne nach Kiel

S.Y.S. Kommandos / Manöver. 1. Unter Maschine

Ostern in Kroatien mit der Lady Jane 3

Schiffstagebuch für Chartertörns

schnuppersegeln schnuppersegeln.de

Bulletin 121 vom Samstag, 25. August Vom IJsselmeer nach Konstanz -

Männertörn Ijssel- und Randmeer 2013

Segeltörn vom Schlei und Kleiner Belt

Projektwoche der Jugend-forscht-AG : Segeln auf der Schlei

s t o n e planet Mal ganz anders! Hausbootferien auf der Müritz Impressionen

Wohin der Wind uns weht....mit der Fram von Rügen nach Falster & Møn. 18. bis 25. Juni 2011

Abschlusstörn 2010 Dänische Südsee

258sm Richtung Bremerhaven. Ein Lebenstraum von Sven!

Motormanöver (linksdrehende Schraube und feste Welle)

Nordseetörn mit der Häwelmann 304 sm

Seemeilen des Tages unter Motor: 7,5 Seemeilen des Tages unter Segel: 0,0. Segel/Motor Log Richt.: bft. See Barometer Bemerkungen : Stopfbuchse :

Adria 2008 Mein SKS-Törn mit den Jojos. Monica Freya Jüptner

Kommandos Segel-/Motormanöver Wie sie auch auf Fahrten des SHS e.v. benutzt werden

Ihr Törnvorschlag ab Pula (ca 150sm)

auf stehen aus aus sehen backen bald beginnen bei beide bekannt bekommen benutzen besonders besser best bestellen besuchen

Hanseboot Bornholm Rund 2015

Wo soll es denn heute hingehen? Sipplingen oder Wallhausen!

Törnbericht ANTARES Überführung vom Elburg Heeg

Mallorca Barcelona 2010

1. Sternenzauber in Glückstadt im Dezember 2017!

Erlebnisreicher Mitsegeltörn auf der Lübecker Bucht

Reise-Bulletin 060 Dienstag, 16. Juni Von Lemmer nach Enkhuizen. Die Smartphonetechnik mit der Lupe begeistert uns immer wieder.

Lange hatten wir uns darauf gefreut, hatten Termine abgesprochen, im Internet recherchiert, Vorräte eingekauft und unsere Kinder mit dem Nötigsten zu

Ostsee 2008 Rund Rügen SY Neele - Bavaria 31cruiser

Ihr Familientörnvorschlag ab Ca'n Pastilla

Kroatien Starkwindtörn Mali Lošinj Elan 410 Frank, Michael, Rolf* Elan 340 Helmut*, Christine, Petra *Skip

Der kleine Hafen Lippe, hier Hafenausfahrt mit Blick an die Küste der Hohwachter Bucht

Bodenseebulletin Nr. 027 vom Sa, 10. Mai SGÜ Ansegeln Tag 1v.2

Hessenregatta und hier die Crew`s des SCR03

Törn Dänische Südsee vom 1.7. bis

Im Ausgangshafen Las Galettas, ganz im Süden von Teneriffa haben wir die lieb gewonnene Sun Odyssey 409 Cangargüelles zurückgelassen.

So., Veruda. Mo., Veruda - Soline

The Long Way Home - Tag 3

Segelwerkwochenende auf dem Ijsselmeer

Pfingsttörn mit der Witte Wiefke im Ijsselmeer 2007

Hydrologischer Monatsbericht November 2015 für die Schleswig-Holsteinische und Mecklenburg-Vorpommersche Ostseeküste 1.

Mein Sonntag Der Tag, an dem die Arbeit ruht das ist nach altem christlichen Brauch der Sonntag.

Männertörn im Ijssel- und Randmeer 2014

Freitag ca. 22:00 Uhr

Übungen zum Thema Perfekt 1.Kurs Deutsch

Themen. Wetter Seemannschaft Sicherheit auf See Berufsschifffahrt Manövrieren Umweltschutz Seenotsignale und -mittel Knoten Gezeiten

Studienfahrt 2009: Segeln auf dem Wattenmeer mit der Morgana

Hydrologischer Monatsbericht Dezember 2015 für die Schleswig-Holsteinische und Mecklenburg-Vorpommersche Ostseeküste 1.

Bodenseebulletin u. 24. September Das SGÜ Absegel-Wochenende

Mallorca (Palma) - Sardinien / ( Manchmal läuft s nicht ganz rund )

Segelschule Lippesee. Info Motorboot Praxis + Motorboot Skript INFO MOTORBOOTPRAXIS

Törnbericht. Nord- Ostseetörn

Den nächsten Morgen nutzten wir dann auch bei leichtem Regen mit einem Stadtrundgang mit Shopping: die Lakritze in Dänemark sind immer besonders

SY Paule. SY Hera. Tag 1 ( ) Wer ist eigentlich Paule?

Hydrologischer Monatsbericht November 2018 für die Schleswig-Holsteinische und Mecklenburg-Vorpommersche Ostseeküste

Logbuch Kroatien 2004

Beobachtungszusammenfassung

Hydrologischer Monatsbericht Dezember 2014 für die Schleswig-Holsteinische und Mecklenburg-Vorpommersche Ostseeküste 1.

Logbuch Segelurlaub Oktober 2010 Müritz

TOP Tipps & Übungen für sich-nicht-trauen Schreiber

4.2.1 Textheft zum Bilderbuchkino Der kleine Polarforscher

Urlaub Segeltörn 2004

Reisebericht; Müritz vom 8.7. bis mit dem Seepferdchen 27

Ein angenehmer Hafentag im WYC

Segeltörn Kastela - Dubrovnik ( ) - Reisetagebuch

Törnvorschlag 4 Zwei Wochen sportlich Meilen fressen? Dann los rund Seeland!

Studienfahrt Segeln vom mit der Zuversicht Von Skrollan Lück

Rückfahrt Segelboot "Ninotchka" von Palme de Mallorca (Spanien) nach Port Grimaud (France) Mo 18. Sa

Gaudi-Spaziergang Oktober 2016

LINGUA TEDESCA. Esempi di prove d esame per la licenza media. Questionario

Logbuch Kroatien 2009

Steinbock-Tour 2014 Ein wenig anders als erwartet

Text des Logovid. Lesen (kurzer Texte) mittlere Komplexität. Urlaubsgeschichten sehen, lesen, verstehen

Eine Woche sportlich rund um die Lübecker Bucht mit Dänemark

Abflussjahr 2017, Nr.11 Hydrologischer Monatsbericht September 2017 für die Schleswig-Holsteinische und Mecklenburg-Vorpommersche Ostseeküste

Wetterlage und Wetterentwicklung

Ablegen vom Steg. Skizze Beschreibung Kommandos

Werkklasse 1 und 2 der HPS Humlikon unterwegs mit Sailability Am Freitag 25. September 2015

5 Tipps, um in deinem Alltag Zeit zu sparen

2 Wochen sportlich Bornholm / Schweden

2010 Rund Dänemark nach Schweden, Winter in Deutschland

Bodenseebulletin Mittwoch, 20. Mai Ein Abend mit Liedern von Yvonne Catterfeld Zurück zum Heimathafen Überlingen-Ost

Ostseetörn Kieler Bucht Schleimündung Rund Aerø Uli, Ingrid, Dieter, Karlheinz und Ole

Jezera

Ablegen vom Steg. Skizze Beschreibung Kommandos

Zwei Wochen sicher nach Rügen, Hiddensee, Stralsund und den Bodden

Transkript:

Herbstsegeln Ostsee - Oktober 2010 Monica Freya Jüptner www.moni-jueptner.de Segeln und Lernen mit Herz Ruffinistrasse 34 80637 München Germany 06.11.2010 1 www.moni-jueptner.de

16. Oktober 2010 0740 - Ich stehe in Warnemünde an der S-Bahn, mein Zug ist eben angekommen. Die ganze Nacht bin ich durch gefahren, von München über Hamburg, Lübeck, Bad Kleinen und Rostock. 13 Stunden, leider konnte ich dabei nicht so viel schlafen, wie ich gehofft hatte. Gestern schon hatten mich besorgte Tagesgäste angerufen, ob der heutige Tagestörn stattfindet. Seit zwei Tagen sagt der DWD Starkwind, mit Sturmböen, voraus. Ich habe die Gäste beruhigend hingewiesen, das wir bitte erst abwarten sollten, was sich real tun wird. Aktuell haben wir fünf bis sechs Windstärken, am Horizont zieht eine Gewitterfront heran. Nun buckel ich mein Gepäck, Seesack, Rucksack und Schlafsack zur Fähre, von dort an Bord der El Shalom. Nachdem ich meine Sachen an Bord geschleppt und ausgepackt habe, gehe ich zum Hafenmeister und frage nach der Verpflegung für den SKS-Törn, der am Sonntagabend beginnt. Dreimal darf ich zwischen Boot und Hafenmeisterei gehen, bis ich die Lebensmittel an Bord habe. Dann mache ich mir erst mal einen Kaffee und ein paar Brote. Dann warte ich auf meine Gäste, zehn an der Zahl. 1030 - Die ersten Gäste sind da. Immer noch beunruhigt, des Wetters wegen. Der Wind pfeift im Rigg, doch mehr als fünf Bft. sind es aktuell nicht. Ich bespreche mit den Gästen, das wir die Wetterfront abwarten wollen, wenn sie vorbeigezogen ist, werden wir auslaufen. Bis dahin erkläre ich Ihnen die Bedienung der Winschen und die Rettungswesten. Wir besprechen die Sicherheitsregeln und die Bedienung der Bordtoilette. 1130 - Wir laufen aus, nach der Hafenausfahrt von Warnemünde steht doch ein wenig Welle. Ich schätze im Mittel einen Meter. Ich lasse einen der Mitsegler am Ruder und koordiniere das Setzen der Segel. Im zweiten Reff saust die EL Shalom davon, acht Knoten auf Halbwindkurs. Wir laufen Kurs Nord, Richtung Kadettrinne die Wellen nehmen zu als wir aus der Landabdeckung des Fischland heraus kommen. Sie sind nun im Mittel 1,4 bis 2 Meter. Auch wenn die Stimmung rein äußerlich noch gut ist, sehe ich in den Augen zunehmend Sorge. Ich gebe mir Mühe ruhig und gelassen zu bleiben, die Situation ist nicht Ernst. Doch auch kein wirklicher Spaß mehr. Ls wir längere Böen mit 34 Knoten haben, lasse ich den Kurs Richtung Warnemünde nehmen. Ich möchte wieder in die Landabdeckung kommen. Leider bin ich nun die einzige die die El Shalom noch unter Segeln auf Kurs halten kann. Den anderen bricht Sie immer wieder aus. 1245 - Ich lasse die Segel bergen. Meine Mitsegler werden immer stiller. Zwei bis drei der Männer sind noch agil, die Frauen sind auffallend still. Die fünfjährige Tochter eines Kundenpaares klammert sich ängstlich an den Papa. Hier ist der Spaß zu Ende. Die Sicherheit geht vor! Wir fahren zurück in den Hafen. 1330 - Wir sind wieder fest im Hafen von Hohe Düne. Ich brauchte drei Anläufe um das Schiff an den Steg zu bringen, das wurmt mich! Dennoch ist die Stimmung an Bord gut. Mich überrascht das meine Kunden dennoch den Törn genossen haben. Für Sie war es ein tolles Abenteuer. Wir klönen noch fast zwei Stunden, bis ich allein an Bord zurück bleibe. Ich bin dennoch verunsichert, ob ich nicht doch einen Fehler gemacht habe. War es wirklich vernünftig auszulaufen, unter den gegebenen Wetterbedingungen, mit den ungeübten Mitseglern an Bord? 2 www.moni-jueptner.de

1500 - Allein an Bord. Ich ziehe mich Landfein an und fahre noch einmal nach Warnemünde. Ich muss Vorräte ergänzen, nachdem ich mich ja heute morgen aus der Crewverpflegung bedient hatte. 1700 - Ich bin wieder an Bord. Jetzt wird erst einmal gekocht. Zwei Liebesknochen, eine große Portion Spagetti und fast 60 Seiten von Burghard Pieskes Buch Expedition Wiking Saga später bin ich satt und echt müde. Ich telefoniere noch fast 40 Minuten mit Tina, dann gehe ich gegen 1900 todmüde in meine Koje. Vorher kümmere ich mich noch um das Wetter für morgen. Angesagt sind 3 bis 4 Bft. aus Südwest, das freut mich. Ich muss erst die heutige Fahrt verarbeiten. 17. Oktober 2010 0630 - Es ist saukalt! Ich bin auf dem Weg zur Dusche und Toilette. Nach fast 12 Stunden Schlaf bin ich wenigstens wieder richtig fit. Allerdings bin ich immer noch nicht sicher, gestern nicht ein wenig zu viel riskiert zu haben. 0930 - Nach einem gemütlichen Frühstück warte ich auf die nächste Kundschaft. Die trifft dann auch bald ein. Vier Mittvierziger die Segeln einmal ausprobieren wollen. Wir fangen entspannt an das Boot kennen zu lernen, dann fahren wir ruhig aus dem Hafen raus. Wo gestern noch eine schöne Welle stand, ist die See fast spiegelblank. Ich bin beeindruckt von den Facetten der See. Mare Suebicum, Du wundervolles. 1120 - Beide Segel stehen voll ausgerefft. Es war eine ganz schöne Plackerei die Segel hoch zu bekommen. Wieder versuchen wir zur Kadettrinne zu kommen. Was bei 1 bis 2 Windstärken sicher nicht so schnell gehen wird wie gestern. Für die Strecke von 3 Meilen benötigen wir heute fast eineinhalb Stunden. Das war gestern in 20 Minuten erledigt *grins*. 1240 - Wir entschließen uns langsam und gemütlich in Richtung Warnemünde zurück zu segeln. Als und eine Hanse 340 aussegelt, übernehme ich kurz die Trimmung der Segel, nun läuft die El Shalom flotter, bald haben wir unseren Kontrahenten ein. Ein paar Schläge kreuzen wir noch umeinander herum, dann drehen wir kurz nach 1500 ab um vor Hohe Düne langsam die Segel zu bergen. 1610 - Wir sind wieder fest an unserem alten Liegeplatz. Heute hat der Anleger im ersten Anlauf geklappt. Wieder klönen wir noch ein paar Minuten, dann bin ich kurz allein an Bord. Während ich meine Sachen ordne, sorgen Anja und Ihr Team für Sauberkeit. In 90 Minuten erwarte ich meine SKS-Schüler. Die beiden Tagestörns haben mein Meilenkonto um 23sm erhöht, 17 davon unter Segeln. Ein Tag mit Starkwind, wird das Standard? 1700 - Der erste SKS-Schüler, Clemens, steht am Steg. Er ist ein wenig früher gefahren und demzufolge auch früher da. Ich bitte Ihn an Bord und lasse ich sich eine Kabine auswählen, dann beginnt er schon mal damit seine Sachen auszupacken. Währenddessen kommt Lo, der zweite SKS-Schüler an. Nun fehlen nur noch unsere beiden Urlaubssegler, dann ist die Crew zusammen. Thomas und Steffen sind kurz nach 1800 dann auch da. Wir sind komplett. 1930 - Wir sind unterwegs zum Fressack einem Lokal in Warnemünde. Ich hatte es gestern beim Einkaufen entdeckt und fand den Namen vielversprechend. Wir wurde auch nicht enttäuscht. Portionen sehr gut, Qualität prima, Service gut. Was will man mehr. Das gegenseitige Kennenlernen beim Essen ging schnell. Die Erwartungen des gemischten Törns wurden abgesprochen und ein Kompromiss für beide Parteien gefunden. Soweit war ich schon mal zufrieden, den Rest, würde der morgige Tag zeigen. 3 www.moni-jueptner.de

18. Oktober 2010 0730 - Allgemeines Wecken. Nun folgt das übliche Ritual, Duschen, Frühstück machen, Wetterdaten sammeln und den Wetterbericht einholen. DP07 hat um 0745 keinen Wetterbericht gemeldet, also habe ich den dänischen Wetterdienst abgehört. Zusätzlich kann ich auf meine Windfinder-SMS zurückgreifen. Angesagt sind vormittags 3 späte 5 Bft aus SSW, nachmittags auffrischend auf sechs Windstärken in der Nacht Böen um acht Beaufort. Es soll ein Tiefdruckgebiet nach Osten durchziehen. In der Frankfurter Allgemeinen können wir auch noch die Wetterkarte auswerten. Also werden wir zusehen bald aus dem Hafen zu kommen, dann Maschinenmanöver vor Warnemünde und uns dann nach Westen in Richtung Wismar verziehen. Da es ein kombinierter Urlaubs- und SKS-Ausbildungstörn ist wird es schwierig werden immer beiden Interessengruppen nachkommen zu können. Da die SKS ler aber auch steuern und Wenden üben müssen, wird ein Kreuzkurs nach Westen dem schon einmal Rechnung tragen. Morgen wollen wir dann in der Wismarbucht Manöver unter Segeln üben. 1120 - Die Einweisung ins Schiff hat ein wenig gedauert, nun endlich laufen wir aus. Lo fährt den Ableger gut, und wir üben vor Warnemünde Aufstoppen und schauen wie die Lady auf das Ruder reagiert. 1225-54 11,98`N 012 04,41! E, die ersten drei Meilen für die Übungsmanöver liegen hinter uns. Also setzen wir die Segel und ab geht es. Clemens übernimmt die Navigation, Thomas und Steffen betreuen die Schoten und genießen ansonsten die Fahrt. Kurs 263. Immer wider sehen wir auch Berufsschifffahrt und die Sonne ist auch ein gern gesehener Gast an Bord. 1300 - das erste reff wird fällig. Der Ruderdruck nimmt ziemlich zu, die El Shalom läuft im Mittel 7,5 Knoten durch Wasser. Ab und an werden 9 Knoten erreicht, dann auch wieder mal nur 5 bis 6 Knoten, wenn meine Jungs zu sehr Höhe kneifen. Ich erkläre Ihnen das wir nicht an Weg nach Westen gewinnen, wenn wir zu sehr kneifen. 1530 - Heiligendamm und Kühlungsborn liegen hinter uns, nach Timmendorf sind es immer noch 8 Meilen. 26 Meilen haben wir aktuell über Grund zurück gelegt. Der Wind kommt inzwischen mit fast sechs Windstärken aus SW. Kreuzen heißt halt doch, doppelter Weg, dreifache Zeit, vierfache Arbeit. 1600-54 08,6`N 011 37,2`E. Der Wind kommt nun genau aus der Richtung wo wir hin wollen. Wir bergen die Segel um Timmendorf noch zu halbwegs sinnvoller Zeit zu erreichen. Besonders da die Fahrwasser der Wismarbucht mir nicht bekannt sind, und ich nicht den Tonnenstrich runter kreuzen möchte. 1910 - Wir sind fest in Timmendorf das Lot zeigt 2,10m an. Tagesetmal 38 sm, davon 22 unter Segeln. Wir gehen nun erst einmal zum essen. In der Poeler Kogge wird gutbürgerliches Essen angeboten. Portionen super, Preise angemessen, Qualität hervorragend. 2200 - Wir sind vom Essen zurück. Die unangenehme Überraschung zeigt das Echolot, wir sind auf 1,60m Wassertiefe angekommen. Unser Schiff ist in den Hafenschlamm eingesunken. Wir sind gefangen, Mist. Das der Starkwind aus SW den Wasserstand im Hafen so schnell absinken lässt hätte ich nicht vermutet. Ich weiß, das Starkwindlagen in der Ostsee den Wasserstand um teilweise mehr als einen Meter heben oder senken können. Aber dies ging echt fix! Es ist kein Trost für mich, nicht als einzige in die Falle getappt zu sein. Da wir nichts mehr ändern können, gehen wir schlafen. Wenn das Sturmtief im Skagerrak durch ist, sollte auch das Wasser zurück kommen. In der Nacht orgelt der Wind ganz schön im Rigg. Um 2300 haben wir im Hafen 7 Bft, mit achter Böen. 19. Oktober 2010 0700 - Wetter heute, Wind aus Südwest bis Südsüdwest, anfangs schwach mit 3 Bft, später auffrischend auf fünf. Prima Lernwetter, nur - wir sitzen ja noch fest! 1000 - Das Wasser beginnt endlich wieder zu steigen. Und wir machen uns Gedanken wie wir den halben Tag noch nutzen. Nach dem Sturm der Nacht, dürfte auf der Ostsee draußen noch ordentlich Welle stehen. Wir werden also nach Wismar weiter fahren und auf dem Weg dorthin üben. 4 www.moni-jueptner.de

1230 - Wir legen ab. Thomas und Steffen kennen Timmendorf nun auswendig. Clemens und Lo hatten den Vormittag Theorie, Motor, Wetter, Segelmanöver - nun soll die Praxis endlich folgen. 1320 - Wir stehen an der Tonne 27 des Wismar- Fahrwassers und machen MOB-Übungen unter Maschine, die Übungen unter Segeln verschieben wir nun leider auf morgen. Nach jeweils 5 bis 6 Anläufen für die SKS-Schüler müssen die Urlauber auch jeder zwei Anläufe fahren. So sehen sie auch diese Perspektive und müssen nicht nur immer die Boje aus dem Wasser holen. 1500 - Wir sind wieder unterwegs. Wir haben beschlossen unsere Urlauber kurz in Wismar an Land zu setzen und nach einem Kaffee dann noch Anleger zu trainieren. Da sich Thomas und Steffen sonst nur an Bord langweilen würden, ist das die beste Alternative. Eine halbe Stunde später sind wir im Westhafen fest. Der Kaffe kocht bald und schnell sind wir nur noch zu dritt an Bord. 1640 - Wir legen ab und fahren zu alten Hafen. Hinter der Wismaria fahren wir am Kai immer wieder unseren Anleger mit Eindampfen in die Vorspring. Zwischendrin schüttet es eisig, aber wir üben weiter. 1820 - Wie verabredet sind wir wieder im Westhafen. Nun ist Feierabend. Es gibt zum Abendessen Spagetti und anschließend zeigen uns Thomas und Stefan Wismar. Die Liegegebühr beträgt 23,00 Euro. Die Duschen sind schön, auch wenn man in Wismar dazu ganz schön weit laufen muss. 20. Oktober 2010 0830 - Wetter für heute, vormittags westliche Wind mit 3 bis 4 Bft, nachmittags zunehmend auf sechs, in der Nacht Sturm aus NW mit Orkanböen. - Holla die Waldfee! Nur raus aus Wismar, da würde alles auf dem Hafen drauf stehen. Außerdem müssen wir ja auch nach Warnemünde zurück. Heute wollen wir bis Kühlungsborn fahren, dort üben bis die MOB-Manöver unter Segeln sitzen. Also sputen wir uns und um 0900 legen wir auch wirklich ab. Prima. 0915 - Lo s Ableger war richtig gut, während wir die Segel zum setzen klar machen, gibt es plötzlich einen Knall am Auspuff. Dann war der Schuss den wir kurz vorher gehört hatten, wohl auch keiner. Sofort befehle ich Maschine aus!, lasse die Genua setzen und übernehme das Ruder. Unter Segeln laufen wir zurück in den Hafen. Aus Platzgründen lege ich hinter der Wismaria im alten Hafen an. Während der Fahrt prüfen Lo und Thomas den Seewassserfilter, der ist ok. Der Motor ist auch nicht übermäßig heiß. An Steg stellen wir fest, es kommt ein Kühlwasser. Nachdem die Schläuche dicht sind, bleibt wohl nur der Impeller übrig. Ich telefoniere mit Malte von Mola und wir beginnen den Impeller zu tauschen, sobald der Motor etwas abgekühlt ist. 1030 - Trotz tausch des Impellers, kommt kein Kühlwasser aus dem Auspuff! Also wieder Telefonate mit Malte, und nachdem wir gemeinsam den ganzen Kühlkreislauf angesehen haben, bleibt nur das warten auf den Techniker. Ja ist denn dieser Törn verhext? Wieder ein Zwangsaufenthalt! Wir gehen erst einmal beim Italiener essen. SO richtig schmecken tut mir das Essen nicht. Das lag sicher nicht am Koch. Mir gehen Gedanken durch den bauch. Sorge ums Schiff, die noch offenen und so nötigen Übungsstunden für meine Schüler. Ich will hier vor dem Sturm raus! 1600 - Ronny ist da und nun gehen wir wieder gemeinsam den Motor durch. Ich kann so nur lernen, als assistiere ich Ihm wo es nur geht. Der Kühlkreislauf ist sauber, wir haben den Impeller auch richtig eingesetzt, der Impeller arbeitet - aber es kommt kein Vakuum und damit Druck zustande? Bis 1800 suchen wir, bis Ronny den genialen Einfall hat, die Abdeckung vom Impeller einfach mal umgedreht anzuschrauben, als innen nach außen. Nun läuft der Motor wieder. Leider können wir nun nicht mehr aus der Falle raus. Wir würden direkt in den Sturm fahren. 1830 - Ich sehe mir den vom Hafenmeister empfohlenen Nordhafen an. Der liegt zwar etwas geschützter, aber die Stege sind sehr niedrig. Also lieber hier, im alten Hafen bleiben. Wir Fendern unser Schiff ab, setzen lange Festmacherleinen, und beschließen bei Bedarf Wachen zugehen. 5 www.moni-jueptner.de

2300 - Wir haben 8 bis 9 Windstärken, der Seegang in Hafen beträgt teilweise fast einen halben Meter. Die El Shalom reitet wie auf See. Immer wieder müssen wir Fender umsetzen, der aktuellen Situation anpassen. Aber die Schiff liegt sicher. Die Eigner der Fischbudenschiffe, welche hinter uns liegen, kommen auch um nach Ihren Schiffen zu sehen. Wir bieten unsere Hilfe an, werden aber nicht benötigt. 21. Oktober 2010 0330 - Der Wind lässt nach, die Wellen auch. Endlich. Wir können alle noch einmal bis sieben Uhr schlafen gehen. 0730 - Aufstehen, waschen, Frühstück. Beim Frühstück wird ordentlich zugelangt! Ziel heute - Warnemünde, dort - je nach Wetter noch ein paar Übungen. Windfinder und die FAZ versprechen für heute, vormittags 15kn aus WSW, später auf West drehend und zunehmend. Am Nachmittag wieder ca. 30kn aus West bis Nordwest, in der Nacht eventuell noch einmal Sturm. --> Tolle Aussichten. Die SKS-Prüfung wackelt ganz gewaltig. 0905 - Wir laufen aus. Clemens fährt einen erstklassigen Ableger und wir fahren, mal wieder, raus aus Wismar. Noch im Fahrwasser setzen wir die Segel, beide gleich im zweiten Reff. Das spart nachher Arbeit. 1000 - Wir sind raus aus dem Landschutz und werden von sechs Windstärken empfangen. Gut das wir gleich gerefft gesetzt haben. Wir haben immer noch fast 2 Meter Wellen, und düsen mit raumen Winden davon. Die Wellen lassen selbst die große El Shalom teilweise surfen. Im Mittel liegt der Speed bei 8 Knoten durch Wasser, über Grund sogar 9,5kn. Leider traut sich niemand wirklich das Steuern vor dem Wind zu, so dass ich nun selbst am Ruder stehe. 1225 - Die Genua habe ich fast wegnehmen lassen. Man könnte das jetzt fast als 3.Reff oder schon eher Sturmfock bezeichnen. Ich will sie auch nur haben um ein wenig Gegendruck zum Groß zu haben. Das sie zum Vortrieb nicht viel bringt, dürfte allen an Bord klar sein. 1430 - Wir sind vor Warnemünde, das Bergen der Segel wird zum Rodeo, auch wenn die Wellen nun abgenommen haben und bei etwas mehr als einem Meter sind. Unterwegs haben sic Lo und Clemens entschlossen Wetterbedingt die Prüfung abzusagen. Ich bin darüber erleichtert. Denn wir haben noch gar keine Segelmanöver geübt. Ich nehme mir vor, damit in Zukunft am ersten Tag zu beginnen und hoffe nie wieder genmischte Törns zu haben. 1500 - Fest in Warnemünde, Allerdings tanken wir noch und verholen uns dann auf unseren Liegeplatz, dicht am Mola-Schuppen. Den Rest vom Nachmittag verbringen wir teilweise unter der Dusche, in der Sauna oder auch beim Stadtbummel in Warnemünde. Unsere Meilenbilanz beläuft sich auf 90sm, davon 56sm unter Segeln. Nur an einem Tag hatten wir keinen Starkwind, zwei Tage waren wir effektiv auf See. Zu wenig für die Ausbildund. Schade. Abends beenden wir die Reise wieder im Fressack. 22. Oktober 2010 0800 - Im Hafen pfeift es anständig, draußen geht wieder die Post ab. Wind mit 25 bis 30kn aus Nordwest. Wollen die heute wirklich Prüfungen fahren? 1300 - Draußen tanzen wirklich Boote und fahren die Prüfung. Gut Wind und Welle haben abgenommen, aber ich beneide die Jungs und Mädels nicht wirklich. Sicher, das sind realistische Bedingungen, doch für eine Prüfung zu riskieren das wirklich jemand über Bord geht? Ich wünsche denen, welche an diesem Tag bestanden haben alles Gute für die Zukunft. Meinen beiden Jungs, die unverschuldet nicht zu Ihrem Lernerfolg kamen und sinnvollerweise auf die Prüfung verzichteten wünsche ich im kommenden Jahr bessere Bedingungen und allzeit Gute Fahrt! 1500 - Ich übergebe die EL Shalo an meinen Nachfolger und mache mich auf die Heimreise nach München. Mach s gut Große. Wir werden uns kommendes Jahr wieder sehen. 6 www.moni-jueptner.de