Über die Vorbereitung auf den Köln Marathon 2015 während des Urlaubsaufenthaltes auf Madeira Ein Erfahrungsbericht von Stefan Unger Solide Vorbereitung auf große Ereignisse ist bekanntlich der Schlüssel für den Erfolg. Und so meldet ich mich zum Vorbereitungskurs auf den Köln-Mararthon 2015 des LCW. Der Vorbereitungskurs startete am 16.07.2015. Mein Urlaub auf Blumeninsel Madeira begann am 21.07.2015. Ein kleines Problem? Nein ganz im Gegenteil. Ich freute mich auf die Zeit in der Sonne und die unbeschwerten Momente mitten im Atlantik. Ich ertappte mich dennoch gelegentlich bei dem Gedanken: Es sind zwei Wochen, die Du nicht mit den anderen Kursteilnehmern trainieren kannst. Wie gestaltest Du Deine Vorbereitung während Deines Urlaubes auf Madeira? Irgendwie findet sich bestimmt einen Lösung. Im Jahr 2014 stellte dies auch nicht wirklich ein Problem dar. Auf Usedom konnte ich meinen Trainingsplan 2014 zu 100% auf den dortigen Feldwegen und Straßen umsetzen. So wurde ich neugierig und schaute mir bereits zu Hause immer wieder das Wegenetz rund um unser Hotel bei Google Earth intensiv an. Na ja, erste Befürchtungen tauchten auf, mit den ich so nicht gerechnet hätte. Wegenetz: Kaum vorhanden Höhenprofile: Stark vorhanden! Dennoch dachte ich mir: So schlimm wird es nicht kommen. Am 21.7.2015 ging es los: Koffer packen,laufschuhe rein, Trinkflasche und Laufmütze nicht vergessen und ab. Nach vier 3 ½ Stunden Flug zeigte sich die Insel erstmals mit ihrer Geografie. Ganz schön viel Berge, dachte ich, als ich die Insel erstmals aus der Luft sah. Die Fahrt vom Flughafen zum Hotel vertiefte schließlich meinen ersten Eindruck. Dieser wurde durch die für einen Nichtläufer wunderschöne Umgebung vertieft. Steilküste an der eine Seite und Berg auf de anderen Seite. Also war schnell klar, so, wie im vergangen Jahr an der Ostsee kommst hier auf Madeira nicht zu Recht. Ein Plan B musste her. Aber alles der Reihe nach: Ein Trainingsplan ist eben ein Trainingsplan, den man durchaus Lage angepasst verändern kann. An der Hotelrezeption fragte ich nach einem Stadtplan und Kartenmaterial der Umgebung, um entsprechende Strecken aufbauen zu können. Man konnte es drehen und wenden aber es gab so gut wie kein zusammenhängendes Wegenetz, wie man es hier vorfindet. Deshalb stand nun definitiv fest: Viele Kilometer wirst Du hier nicht laufen können. Es war klar, die langen Einheiten werde ich vergessen können. - damit hatte ich mich bereits abgefunden. Und dann ging es los. 1
Erste kleine Erkundungsläufe im Gelände rund um das Hotel und den kleinen Dörfern zwangen mich immer wieder zur Unterbrechung. Die Landschaft hatte es mir schon jetzt nach zwei Tagen auf der Insel angetan. Abbildung 1: Der Pic Rivo in 1800 M Höhe Abbildung 2: Wunderbare Natur Mit Blick auf meinen Trainingsplan stand fest, die technischen Einheiten (Bergtraining) werde auf die Straße verlegen und die langen und schnellen Einheiten werden auf dem Laufband im Fitness-Raum des Hotels durchgeführt. Mein erster Lauf sollte mich zur Atlantikküste führen. Ich dachte Alles easy. Es wird 2
schon einen Wanderweg geben, den Du laufen kannst. Aber auch hier erlag ich einer kompletten Fehleinschätzung der örtlichen Verhältnisse. Kurz nach dem ich den Asphalt der örtlichen Straßen verlassen hatte, um zum Atlantik zu kommen, machte ich Bekanntschaft mit uralten Wander- und Transportwegen auf Madeira. Abbildung 3: Die falschen Laufschuhe für Madeira Na, das wird aber lustig. Mir war im Übrigen sofort klar, dass ich die falschen Laufschuhe mit auf die Insel genommen hatte. Aber auch dies war nun nicht zur ändern. Auf diesen Wegen mit diesen ging mit meinen Pegasus 30 Straßenlaufschuhen nur im Schneckentempo weiter. Volle Konzentration war angesagt, um hier nicht zu stürzen. Nach vielen Serpentinen nur runter zum Meer dachte ich. Auf einmal stieß ich auf einen Wegweiser, den ich in dieser Umgebung überhaupt nicht erwartet hatte. USM Ultra SKMARATHON Maderia war auf dem Schild zu lesen. Was war das denn? Nun schnell umschalten... Klasse, dachte ich, dann wird es ja irgendwo eine Strecke geben, die irgendwie gut zu 3
laufen ist. Das, was mir bisher unter die Füße kam, war alles andere als ein bequemes Geläuf. Ich entschloss mich, dem USM-Schild zu folgen, denn schließlich war ich hier, um mich auf einen Marathon vorzubereiten. Nun gut, mein Marathon soll zwar knapp 4000 KM von hier entfernt stattfinden Aber Marathon ist doch Marathon so meine einfache Vorstellung. Auch hier sollte sich in den nächsten Tagen ein vollkommen neuer Blick auf die Dinge entwickeln. Der Weg führte mich exakt dorthin, wohin ich eigentlich auch hin wollte nämlich ans Meer. Und so ging es Meter für Meter hinunter zur Küste. Abbildung 4: Uralte Wege zum Meer Ca. 150 Höhenmeter war ich bereits Richtung Küste unterwegs. Immer wieder hielt ich an, um mir bei dem anstrengenden Geläuf nur keine Verletzung zu zuziehen. Denn - dann wäre meine gesamte Vorbereitung auf der Insel mit einem Schlag erledigt gewesen. Also immer schön langsam den Berg hinunterlaufen und dabei mit einem Auge immer ein Blick für die schöne Landschaft. Schließlich war mein Zeil der Atlantik. 4
Schon jetzt hatten sich ie Teilnehmer am USM-Marathon meine zu tiefst empfundene Hochachtung erworben. Auf dieser Strecke laufen diese Teilnehmer einen Marathon Respekt. Ich wurde sehr neugierig auf diesen Wettbewerb. Das WLAN im Hotel sollte später meine Neugier befriedigen. Schaut doch einfach selbst mal rein 1. Schritt für Schritt und Meter für Meter ging es runter zur Küste. Irgendwann muss der Abstieg doch mal eine Ende haben. In kleinen Schritten und voll konzentriert lief ich dem Strand entgegen. Eine Brücke über ein altes Flussbett war noch zu überqueren, dann hatte ich mein erstes Etappenziel erreicht ein kleines Gut unmittelbar am Atlantik. Irgendwie muss hier vor hunderten von Jahren einmal ein stattliches Anwesen befunden haben. Abbildung 5: Tor zum Atlantik Einen Moment schoss mir Köln und der Marathon am 04.10.2015 durch den Kopf. Von dieser Wasserkante sind es noch 4000 KM bis Köln. Ein Gefühl von Fernweh in die Domstadt befiel mich. Komisch! Ich machte schnell ein paar Erinnerungsfotos von diesem schönen Fleckchen Erde. Denn schließlich war nicht klar, dass sich für mich eine zweite Gelegenheit ergeben sollte hierin noch einmal zurückkehren zu dürfen. Mein Entschluss stand aber bereits jetzt schon fest: Diesen Fleck der Erde besuchst du noch einmal. Keine Ahnung wann - aber es war mein fester Entschluss. Nun aber hieß es zunächst einmal wieder den Heimatkurs einzuschlagen und dass 1 https://www.youtube.com/watch?v=wkcodfuxzc0 https://www.youtube.com/watch?v=3no9nu_3o0c 5
bedeutete für mich, all die Höhenmeter wieder zu erklimmen, die ich zuvor zum Meer heruntergelaufen war. Ein letzter Schluck aus der Trinkflasche und schon ging es los. Zunächst immer der Fahrstraße nach. Es gab zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine ernsthafte Alternative aus dem Tal wieder heraus zu kommen. Meter für Meter ging es den Berge hinauf - vorbei an zahlreichen Plantagen mit Bananen und sonstige Leckereien der Natur. Irgendwie schienen die Anstieg überhaupt kein Ende zu nehmen. Hinter jeder Kurve hielt die Strecke für mich eine neue Überraschung Abbildung 6: Zurück zum Hotel - immer der bereit. Steinschlag und Straße nach fließendes Wasser am Streckenrand war dabei nichts ungewöhnliches. Die Höhenmeter forderten langsam ihren Tribut und so war ich froh und glücklich, dass ich 14 KM und 340 Höhenmetern unser Hotel wieder in Sichtweite kam und kalte Getränke auf mich warteten. Übrigens: Die Strecke bin ich dann noch einmal gelaufen. Nur anders herum. Jeder Läufer weiß: Läufst Du eine Strecke entgegen gesetzt, hast Du eine neue Strecke. Auf vielen Kilometern entdeckte ich immer neue Winkel und kleine Wunder der Natur auf dieser schönen Insel. Meine Bilanz: Keine Angst vor Überraschungen seinen Trainingsplan kann fast immer umsetzen und manchmal hält er für den Läufer schöne unverhoffte Momente bereit. Madeira auf Wiedersehen! Und bevor ist es vergesse: Meine tiefe Verneigung vor den Teilnehmer des Ultra Sky Marathon Madeira. Schaut mal rein: https://www.youtube.com/watch?v=3no9nu_3o0c Nun weiß auch ich ein wenig, wie sich Madeira als Läufer anfühlt. Und vielleicht komme ich noch einmal wieder auf die Insel. Als Läufer im Training oder als Teilnehmer einer Laufveranstaltung. Wer weiß? Doch nun heißt es wieder: Der Dom ist das Ziel. 6