Altenwerder-West. Biotoptypenkartierung, Erfassung der Rote- Liste-Pflanzenarten, Erfassung der Fauna. Bearbeitung:

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Transkript:

Altenwerder-West Biotoptypenkartierung, Erfassung der Rote- Liste-Pflanzenarten, Erfassung der Fauna Bearbeitung: Hermannröder Str. 17a 37249 Neu-Eichenberg Biol. Gerd Brunken Dipl.-Ing. (FH) Gordon MacKay Dipl.-Ing. (FH) Uwe Scheibler Dipl.-Ing. Michael Schmitz Dipl.-Biol. Dr. Alexander Sührig Dipl.-Biol. Gerswin Wellner 17. November 2014 Auftraggeber: Hamburg Port Authority (HPA) Neuer Wandrahm 4 20457 Hamburg

Altenwerder-West Seite - I - Inhaltsverzeichnis 1. Anlass und Aufgabenstellung... 1 2. Gebietsbeschreibung... 2 3. Erfassung der Rote-Liste-Pflanzenarten... 3 3.1 Methodik... 3 3.2 Ergebnisse... 3 4. Biotoptypenkartierung... 4 4.1 Methodik... 4 4.2 Ergebnisse... 4 4.2.1 Beschreibung der nach BNatSchG (potenziell) geschützten Biotoptypen... 6 5. Erfassung der Fauna...12 5.1 Vögel...12 5.1.1 Methodik...12 5.1.2 Ergebnisse...12 5.1.2.1 Entenverwandte...15 5.1.2.2 Habichtverwandte...15 5.1.2.3 Rallen...16 5.1.2.4 Tauben...16 5.1.2.5 Kuckucke...16 5.1.2.6 Spechte...16 5.1.2.7 Würger...17 5.1.2.8 Krähenverwandte...17 5.1.2.9 Meisen...17 5.1.2.10 Schwanzmeisen...17 5.1.2.11 Laubsänger...18 5.1.2.12 Grassänger...18 5.1.2.13 Rohrsängerverwandte...18 5.1.2.14 Grasmücken...19 5.1.2.15 Kleiber...19 5.1.2.16 Baumläufer...19 5.1.2.17 Zaunkönige...20 5.1.2.18 Stare...20 5.1.2.19 Drosseln...20 5.1.2.20 Schnäpperverwandte...20 5.1.2.21 Braunellen...21 5.1.2.22 Stelzenverwandte...21 5.1.2.23 Finken...21 5.1.2.24 Ammernverwandte...22 5.2 Fledermäuse...22 5.2.1 Methodik...22 5.2.2 Ergebnisse...25 5.2.2.1 Gesamtartenspektrum...25

Altenwerder-West Seite - II - 5.2.2.2 Artbezogene Ergebnisse...26 5.3 Libellen...29 5.3.1 Methodik...29 5.3.2 Ergebnisse...29 5.4 Heuschrecken...31 5.4.1 Methodik...31 5.4.2 Ergebnisse...31 5.5 Tagfalter...33 5.5.1 Methodik...33 5.5.2 Ergebnisse...33 6. Kurze Zusammenfassung...34 7. Literatur...35 Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Überblick über die im Untersuchungsgebiet festgestellten Rote-Liste- Pflanzenarten.... 3 Tabelle 2: Überblick über die im Untersuchungsgebiet kartierten Biotoptypen.... 5 Tabelle 3: Überblick über die inner- und außerhalb (500 m-abstand) des Untersuchungsgebiets festgestellten Vogelarten (B = Brutvogel, G = Gastvogel, Ü = nur überfliegend bzw. ziehend)....12 Tabelle 4: Überblick über die im Rahmen der Brutvogelkartierung auf den einzelnen Untersuchungsflächen (F I bis V) ermittelten Brutpaare/ Reviere (BP/Rev.)....14 Tabelle 5: Überblick über die Kartiertermine und die eingesetzten Methoden....23 Tabelle 6: Überblick über die im Untersuchungsgebiet nachgewiesenen Fledermausarten..25 Tabelle 7: Überblick über die im Untersuchungsgebiet auf den einzelnen Untersuchungsflächen (F I bis V) festgestellten Libellenarten....30 Tabelle 8: Überblick über die im Untersuchungsgebiet auf den einzelnen Untersuchungsflächen (F I bis V) festgestellten Heuschreckenarten....31 Tabelle 9: Überblick über die im Untersuchungsgebiet auf den einzelnen Untersuchungsflächen (F I bis V) festgestellten Tagfalterarten....33 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Das Gebiet Altenwerder-West mit dem abgegrenzten Untersuchungsgebiet (blaue Umrandung). Daneben sind auch die Teilflächen I bis V dargestellt (Quelle der Orthophotos: WMS-Dienst des Landesbetriebs Geoinformation und Vermessung (2014)).... 1 Abbildung 2: Untersuchungsraum für den Landschaftspflegerischen Begleitplan (LBP) und die spezielle artenschutzrechtliche Prüfung (sap). (Quelle der Orthophotos: WMS- Dienst des Landesbetriebs Geoinformation und Vermessung (2014)).... 2

Altenwerder-West Seite - III - Fotoverzeichnis Foto 1: Die Alte Süderelbe am östlichen Ende des als FBM ausgewiesenen Gewässerabschnitts.... 6 Foto 2: Blick in den unwegsamen Strauchweidenbestand (HFS).... 7 Foto 3: Strukturreiches Feldgehölz (HGM) zwischen landwirtschaftlich genutzten Flächen... 8 Foto 4: Silbergrasflur mit von außen eindringendem Landreitgras....10 Foto 5: Sonstiger Weiden-Auwald (WWZ) mit z. T. auwaldtypischer Krautschicht....11 Kartenverzeichnis Karte 1: Biotoptypenkartierung und Rote-Liste-Pflanzenarten. Karte 2: Ergebnisse der Fledermauskartierungen. Karte 3: Brutvögel Arten der Roten Liste und Vorwarnliste

Altenwerder-West Seite - 1-1. Anlass und Aufgabenstellung Im Bereich Altenwerder (Hamburg) westlich der BAB A 7 soll eine etwa 44,4 ha große Fläche für die Ansiedlung bzw. Erweiterung hafenrelevanter Betriebe hergerichtet werden ( Altenwerder-West ). Für diese Flächenherrichtung sollen im Vorfeld verschiedene Kartierungen bzw. Erfassungen durchgeführt werden: eine Biotoptypenkartierung, die Erfassung von Rote-Liste-Pflanzenarten (RL-Pflanzenarten), eine Brutvogelkartierung sowie die Erfassung von Fledermäusen, Libellen, Heuschrecken und Tagfaltern. Im ca. 65,7 ha großen Untersuchungsgebiet (UG) wurden die Heuschrecken- und Tagfalteruntersuchungen sowie die Suche nach RL-Pflanzenarten intensiv im Offenland und an den Gehölzrändern, die Libellenuntersuchungen im Uferbereich der Alten Süderelbe und die Fledermausuntersuchungen in den Wäldern und Gehölzen sowie an deren Rändern durchgeführt. Demgegenüber fanden die Brutvogel- und Biotoptypenkartierung flächendeckend im UG statt. Für die Erfassung der Fauna wurde das UG noch einmal in fünf Teilflächen untergliedert: Fläche I mit einer Größe von 18,0, Fläche II mit einer Größe von 11,9, Fläche III mit einer Größe von 29,3, Fläche IV mit einer Größe von 4,9 und Fläche V mit einer Größe von 1,6 ha (Abb. 1). Abbildung 1: Das Gebiet Altenwerder-West mit dem abgegrenzten Untersuchungsgebiet (blaue Umrandung). Daneben sind auch die Teilflächen I bis V dargestellt (Quelle der Orthophotos: WMS-Dienst des Landesbetriebs Geoinformation und Vermessung (2014)). Nach Abschluss der Kartierungen erfolgte eine Verkleinerung des Erschließungsgebiets, wobei diese Fläche in etwa den bei der Kartierung gebildeten Teilflächen I und III entspricht.

Altenwerder-West Seite - 2 - Gleichzeitig fielen die bei der Kartierung gebildeten Teilflächen II, IV und V aus den Planungen heraus. Die Situation ist in Abbildung 2 nachrichtlich dargestellt, damit verständlich wird, dass die Flächenbezüge in LBP und Fachbeitrag zum Artenschutz andere sind als in der zugrundeliegenden Kartierung. Abbildung 2: Untersuchungsraum für den Landschaftspflegerischen Begleitplan (LBP) und die spezielle artenschutzrechtliche Prüfung (sap). (Quelle der Orthophotos: WMS-Dienst des Landesbetriebs Geoinformation und Vermessung (2014)). 2. Gebietsbeschreibung Das UG liegt im Elbtal auf dem Gebiet der Freien und Hansestadt Hamburg, westlich der BAB A 7, südlich der Elbe, ungefähr auf Höhe von Altenwerder. Es liegt am Nordufer der hier weitgehend begradigten Alten Süderelbe, unmittelbar südlich angrenzend an die Industrielandschaft des Hamburger Hafens und wird überwiegend von Wald eingenommen, der überwiegend auf Spülflächen durch Sukzession entstanden ist. Südlich des UG schließen sich Grünland, Äcker, Obst- und Gartenbau und der sog. Moorgürtel an. Die weitere Umgebung des UG kann eher als waldarm angesehen werden; größere zusammenhängende Wälder liegen erst wieder südlich der B 73. Auf eine weitergehende Gebietsbeschreibung wird an dieser Stelle verzichtet und anstatt dessen auf das Kapitel 4 (Biotoptypenkartierung) verwiesen.

Altenwerder-West Seite - 3-3. Erfassung der Rote-Liste-Pflanzenarten 3.1 Methodik Die Kartierung der Rote-Liste-Pflanzenarten fand an zwei Tagen statt, wobei im UG (Abb. 1) eine Fläche von insgesamt ca. 20 ha (überwiegend Offenland) untersucht wurde. 3.2 Ergebnisse Im UG wurden acht RL-Pflanzenarten gefunden, die in Hamburg als gefährdet gelten (POPPENDIECK et al. 2010b). Einen Überblick über die gefundenen Arten gibt Tabelle 1. Die Wuchsorte der einzelnen Arten sind in Karte 1 dargestellt und ihre allgemeine Verbreitung in Hamburg ist textlich skizziert. Tabelle 1: Überblick über die im Untersuchungsgebiet festgestellten Rote-Liste-Pflanzenarten. Art wissenschaftl. Name RL HH RL D H. Nelken-Haferschmiele Aira caryophyllea 2 s Sumpfdotterblume Caltha palustris 3 mh Sand-Segge Carex arenaria 3 s Hain-Segge Carex otrubae 3 s Silbergras Corynephorus canescens 3 mh Berg-Sandglöckchen Jasione montana 3 s Fluss-Greiskraut Senecio sarracenicus 3 3 s Bauernsenf Teesdalia nudicaulis 2 ss Erläuterungen: Rote-Liste-Status nach LUDWIG & SCHNITTLER (1996), POPPENDIECK et al. (2010b), RL D = Rote Liste Deutschland, RL HH = Rote Liste Hamburg (2 = stark gefährdet, 3 = gefährdet); H. = Häufigkeit (Hamburg), mh = mäßig häufig, s = selten, ss = sehr selten (POPPENDIECK et al. 2010b). Die stark gefährdete Nelken-Haferschmiele hat in Hamburg ihren Verbreitungsschwerpunkt auf den Sekundärtrockenrasen im Hafen- und Industriegebiet. Sehr häufig war sie auf den inzwischen überbauten ehemaligen Güterbahnhöfen (POPPENDIECK et al. 2010a). Die gefährdete Sumpfdotterblume kommt in Hamburg in feuchten Wäldern und Wiesen vor und ist vor allem durch die Aufgabe extensiver Grünlandnutzung gefährdet; größere Bestände der Art gibt es in Hamburg kaum noch (POPPENDIECK et al. 2010a). Die gefährdete Sand-Segge ist eine Pionierpflanze der offenen Sandböden. Die Hamburger Vorkommen konzentrieren sich am Geesthang von Geesthacht bis Boberg, am Hohen Elbufer, auf Neßsand, aber auch - wie im UG - auf den Aufschüttungen im Hafengebiet (POPPENDIECK et al. 2010a). Die gefährdete Hain-Segge ist an feuchte, nährstoffreiche, humose, meist lehmige Böden angepasst. Entsprechend sind ihre Vorkommen auf grundwassernahe Standorte in Grünland und an Grabenrändern der Hamburger Elbmarsch beschränkt (POPPENDIECK et al. 2010a).

Altenwerder-West Seite - 4 - Das gefährdete Silbergras - wie auch die Sand-Segge ein Gras der offenen Sandflächen - kam in Hamburg ursprünglich in den Dünengebieten des Elbtals (Geesthacht, Boberg, Wittenbergen, Neßsand) und den Harburger Bergen vor. Die größten Vorkommen hat es mittlerweile jedoch auf den Sandaufschüttungen im Hafengebiet. Der Verbau dieser Flächen wird als größter Risikofaktor der Art gewertet (POPPENDIECK et al. 2010a). Früher auf der gesamten Geest weit verbreitet, kommt das gefährdete, auf kalkarmen Sandtrockenrasen vorkommende Berg-Sandglöckchen heute auf der Geest nur noch an lichten Waldrändern sowie auf offenen Sandflächen im Hamburger Hafen und auf Bahngelände vor, wobei für die Art mit dem zunehmenden Verlust der Sekundärbiotope besonders im Hafen die Gefährdung stetig zunimmt (POPPENDIECK et al. 2010a). Das gefährdete Fluss-Greiskraut ist eine typische Elbtalart und kann an den Hamburger Gewässerrändern ausgedehnte Bestände ausbilden. Seine Gefährdung geht vor allem auf die Flussverbauung und damit eingeschränkte Überflutungsdynamik zurück (POPPENDIECK et al. 2010a). Der Bestand des sehr kleinwüchsigen, stark gefährdeten Bauernsenfs ist in den vergangenen hundert Jahren stark zurück gegangen. Die Magerrasenart ist auf offene Sandflächen mit (Roh-) Humusanteil angewiesen und hat ihren Verbreitungsschwerpunkt am Geestrand. Die Sandaufschüttungen im Hafengebiet sind nur spärlich besiedelt und können offenbar nicht hinreichend als Ersatzstandort dienen (POPPENDIECK et al. 2010a). 4. Biotoptypenkartierung 4.1 Methodik Wie oben bereits ausgeführt, wurde die Biotoptypenkartierung flächendeckend durchgeführt. Die Kartierung fand an zwei Tagen statt, wobei die Vorgehensweise bzw. Methodik der (Kartier-) Anleitung von BRANDT & ENGELSCHALL (2011) folgt. Darüber hinaus erfolgte noch eine Nachkartierung im August 2014. 4.2 Ergebnisse Im UG wurden insgesamt 37 Biotoptypen kartiert (vgl. auch KURZ 2009), die in der folgenden Tabelle 2, inklusive des jeweiligen Flächenanteils an der Gesamtfläche, zusammengestellt sind. Bei elf dieser Biotoptypen handelt es sich zumindest teilweise um nach 30 BNatSchG in Verbindung mit 14 HmbBNatSchAG besonders geschützte Biotope und/ oder Lebensraumtypen gemäß FFH-Richtlinie der EG (Details s. BRANDT & ENGELSCHALL 2011).

Altenwerder-West Seite - 5 - Tabelle 2: Überblick über die im Untersuchungsgebiet kartierten Biotoptypen. Code Biotoptypen-Bezeichnung FFH A [%] AKF Halbruderale Gras- und Staudenflur feuchter Standorte 3,26 AKM Halbruderale Gras- und Staudenflur mittlerer Standorte 2,92 AKN Neophytenflur 0,88 AKT Halbruderale Gras- und Staudenflur trockener Standorte 4,90 APT Ruderalflur trockener Standorte 0,24 BS Sonstige Bebauung 0,01 BV Ver- und Entsorgungsfläche 0,24 FBM Bach, naturnah mit Beeinträchtigungen/ Verbauungen ( ) (3260) 0,83 FGX Abwassergraben 1,15 FLM Graben mittlerer Nährstoffgehalte mit Fließgewässercharakter 2,33 GIF Artenarmes Grünland auf Feuchtstandorten 1,49 HEA Baumreihe 0,30 HEE Einzelbaum 0,24 HEG Baumgruppe 0,26 HFS Weidengebüsch der Auen und Ufer ( ) (91E0-1) 0,22 HFZ Sonstiges feuchtes Weidengebüsch 12,67 HGM Naturnahes Gehölz mittlerer Standorte ( ) 0,01 HRR Ruderalgebüsch 0,49 NRG Rohrglanzgras-Röhricht (3150) 0,16 NRS Schilf-Röhricht ( ) (3150) 4,40 NUG Hochstaudensäume besonnter Fließgewässer ( ) (6431-2) 5,76 OAS Spülfläche, Sandaufschüttung 2,74 OAX Sonstige Aufschüttung bzw. Substratfläche 0,57 OWS Sandweg 1,43 OWX Sonstiger nicht oder wenig befestigter Weg 0,41 OX Sonstige offene Fläche 0,02 TMK Kleinschmielenrasen 0,36 TMS Silbergrasflur 0,43 TMZ Sonstiger Trocken- oder Halbtrockenrasen 1,22 VSF Fußgängerfläche 0,05 VSZ Sonstige Verkehrsfläche 0,03 WPB Birken- und Espen-Pionier- oder Vorwald 5,17 WPW Weiden-Pionier- oder Vorwald 37,23 WSW Weiden-Sumpfwald 0,58 WWZ Sonstiger Weiden-Auwald ( ) 5,28 WXP Pappelforst 1,72 ZRT Scher- und Trittrasen 0,01 Erläuterungen: : besonders geschütztes Biotop nach BNatSchG; FFH: Lebensraumtyp gemäß FFH-Richtlinie; A [%]: Anteil des jeweiligen Biotoptyps an der Gesamtfläche des UG.

Altenwerder-West Seite - 6-4.2.1 Beschreibung der nach BNatSchG (potenziell) geschützten Biotoptypen Die elf im UG nachgewiesenen Biotoptypen, von denen entweder besondere Ausprägungen (Schreibweise mit Paragraphenzeichen in Klammern, s. Tabelle 2) oder die generell einem gesetzlichen Schutz unterliegen, machen insgesamt einen Anteil von ca. 19 % der Gesamtfläche des UG aus. Sie stellen hinsichtlich Wasser- und/ oder Nährstoffversorgung Extremstandorte dar und werden in der meliorierten Kulturlandschaft zunehmend seltener. So kommen auch viele der RL-Pflanzenarten (s. Tabelle 1) in den geschützten bzw. potenziell geschützten Biotoptypen vor. Nur diese werden hinsichtlich ihrer Lage und Ausprägung im UG im Folgenden näher beschrieben, wobei deren allgemeine Beschreibung bzw. Definitionen dabei der Kartieranleitung von BRANDT & ENGELSCHALL (2011) entnommen sind. FBM - Bach, naturnah mit Beeinträchtigungen/ Verbauungen - ( ) Die Alte Süderelbe am Südwestrand des UG liegt hier noch etwa im Bereich ihres ehemaligen Verlaufs vor der Kappung vom Elbestrom bei Finkenwerder und der Verbauung, Begradigung und Verschüttung in den 1960erund 1970er Jahren. Das Gewässer ist langsam fließend, etwa 3 bis 4 m breit und weitgehend besonnt. Die angrenzenden Bereiche sind von naturnahen Röhrichten und feuchten Hochstaudenfluren geprägt. Die Gewässerufer und - sohle sind unverbaut; die künstliche Uferlinie und die durchgehend etwa gleich tiefe Gewässersohle weisen jedoch wenig Strukturvielfalt auf. Flachwasserbereiche, Kolke, Gleitund Prallhänge, Sandbänke, Verlandungsbereiche und ähnliche Strukturen, die eine naturnahe Fließgewässerdynamik anzeigen, fehlen weitgehend. Foto 1: Die Alte Süderelbe am östlichen Ende des als FBM ausgewiesenen Gewässerabschnitts.

Altenwerder-West Seite - 7 - HFS - Weidengebüsch der Auen und Ufer - ( ) Die kleine Fläche mit Weidengebüsch der Auen und Ufer ( ) zwischen der Spülfeldkante und dem Nordufer der Alten Süderelbe unterscheidet sich insofern von den ebenfalls unterhalb der Spülfeldkante stockenden Weiden-Auwäldern (WWZ), als dass sie von Strauchweiden dominiert wird. Das Weidengebüsch dieses Bereichs stockt außerhalb der sandig-lehmigen Aufschüttung, wodurch die feucht-nassen Bodenverhältnisse auf oberflächennahes Grundwasser und den mit der Alten Süderelbe gekoppelten Grundwasserstandschwankungen zurückzuführen ist. Dieser Umstand unterscheidet den kleinen potenziell geschützten Bestand von dem großen Weidengebüschbestand auf dem grundwasserfernen Bestand auf dem Spülfeld im Osten des Untersuchungsgebietes. Der Bestand hat eine Größe von ca. 1.470 m² (ca. 0,2 % des UG), ist aus Sukzession hervorgegangen und vollständig ungenutzt. Entsprechend hoch sind der Totholzanteil und Natürlichkeitsgrad. Foto 2: Blick in den unwegsamen Strauchweidenbestand (HFS). HGM - Naturnahes Gehölz mittlerer Standorte - ( ) Das UG berührt an der Südgrenze ein insgesamt ca. 0,4 ha großes Feldgehölz, von dem jedoch nur wenige Quadratmeter im UG liegen. Das Feldgehölz wird von einem kleinen Weg gequert und ist von Ackerflächen und Grünland eingeschlossen. Seine Naturnähe verdankt der Bestand der Dominanz heimischer Gehölzarten und seiner heterogenen Altersstruktur mit gestuftem Bestandsaufbau.

Altenwerder-West Seite - 8 - Foto 3: Strukturreiches Feldgehölz (HGM) zwischen landwirtschaftlich genutzten Flächen. NRG - Rohrglanzgras-Röhricht - Rohrglanzgras (Phalaris arundinacea) kommt im Offenland südlich der Alten Süderelbe stellenweise vor, setzt sich jedoch meistens nicht gegen die größer werdenden Hochstauden und Röhrichtarten - z. B. Schilf (Phragmites australis) - durch. Lediglich auf einer Fläche von ca. 1.000 m² nahe der Südgrenze des UG wurde ein Dominanzbestand des Nässe anzeigenden Rohrglanzgrases nachgewiesen. Rohrglanzgras-Röhricht unterliegt pauschal dem gesetzlichen Schutz nach 30 BNatSchG. NRS - Schilf-Röhricht - ( ) In den Offenlandbereichen südlich der Alten Süderelbe liegen die Dominanzbestände von Schilf (Phragmites australis) häufig mit den fließgewässerbegleitenden Hochstaudensäumen und feuchten Neophytenfluren verzahnt vor. Die Übergänge sind im UG oft fließend und schwer auseinander zu halten. Da die Alte Süderelbe nicht mehr an den Elbstrom angeschlossen ist und folglich nicht den jahreszeitlichen Schwankungen des Wasserstands unterliegt, werden die Schilf-Flächen nicht mehr regelmäßig überflutet. Vielmehr handelt es sich um ein auf Feuchtbrachen weit verbreitetes Landröhricht, das nicht gesetzlich geschützt ist. Auch die Durchsetzung mit Störungszeigern wie der Großen Brennnessel (Urtica dioica) spricht gegen die Zuordnung als schützenswerte Ausprägung. NUG - Hochstaudensäume besonnter Fließgewässer - ( ) Fließgewässerbegleitende Hochstaudensäume nehmen südlich der Alten Süderelbe große Flächen ein und enthalten einige der kennzeichnenden Arten. Als wertgebende Art kommt stellenweise das in Hamburg gefährdete Fluss-Greiskraut (Senecio sarracenicus) vor. Viele Bereiche sind jedoch durchsetzt mit Störungszeigern (vor allem Urtica dioica) und Neophyten (vor allem Solidago gigantea). Auch Schilf (Phragmites australis) ist in vielen Beständen vorhanden, was teilweise die Abgrenzung zu Schilf-Röhricht (NRS) schwierig macht. Die Hochstaudensäume liegen somit in verschiedenen Ausprägungen und Qualitäten in Verzahnung mit Röhrichten vor.

Altenwerder-West Seite - 9 - TMK - Kleinschmielenrasen - Kleinschmielenrasen kommen - wie auch die anderen im UG nachgewiesenen Sand- Trockenrasen - ausschließlich im Nordwesten des UG vor, wo durch die Aufschüttungen die größten Grundwasser-Flurabstände herrschen und das grobkörnigste Material bei der Verfüllung verwendet wurde. Dementsprechend herrschen hier trockene, basen- und nährstoffarme Bedingungen vor, die in durch Motocross-Fahren offen gehaltenen Bereichen zu einer schütteren Vegetation mit vielen kennzeichnenden annuellen Pflanzenarten führen. Was den Kleinschmielenrasen von den anderen Sand-Trockenrasen unterscheidet, ist vor allem das Vorkommen der in Hamburg stark gefährdeten Nelken-Haferschmiele (Aira caryophyllea). Kleinschmielenrasen kommt nur sehr kleinflächig (ca. 2.400 m²) im Norden des UG vor. Neben der namengebenden Nelken-Haferschmiele enthält die Fläche zudem den stark gefährdeten Bauernsenf (Teesdalia nudicaulis) sowie das gefährdete Berg- Sandglöckchen (Jasione montana). Auf unbeanspruchtem Sand stellen die Sandtrockenrasen und ihre verschiedenen Ausprägungen nur vergängliche, relativ junge Sukzessionsstadien dar, die ohne eine weitere Nutzung bzw. Störung (wie hier das Motocross-Fahren) im Zuge der Weiterentwicklung über ruderalisierte Trockenrasen (TMZ, s. u.) und trockene Ruderalfluren (AKT) verarmen und schließlich bei einsetzender Verbuschung ein gänzlich anderes Arteninventar aufweisen. Wie auch die anderen Sand-Trockenrasen ist der Kleinschmielenrasen grundsätzlich nach 30 BNatSchG geschützt. TMS - Silbergrasflur - Silbergrasfluren kommen wie die anderen Sand-Trockenrasen ausschließlich im Nordwesten des UG vor. Sie liegen verzahnt mit Kleinschmielenrasen (TMK), sonstigen Trockenrasen (TMZ, s. u.) und halbruderalen Gras- und Staudenfluren trockener Standorte (AKT) vor, wobei die Übergänge je nach Sukzessionsstadium fließend sind. Die Silbergrasfluren werden vom namengebenden, in Hamburg gefährdeten Silbergras (Corynephorus canescens) dominiert und weisen neben den typischen und kennzeichnenden, oftmals annuellen Arten, stellenweise auch Vorkommen des stark gefährdeten Bauernsenfes (Teesdalia nudicaulis) und der gefährdeten Sand-Segge (Carex arenaria) auf.

Altenwerder-West Seite - 10 - Foto 4: Silbergrasflur mit von außen eindringendem Landreitgras. TMZ - Sonstiger Trocken- und Halbtrockenrasen - Die sonstigen Trocken- und Halbtrockenrasen stellen die am stärksten ruderalisierte Ausprägung der Sand-Trockenrasen dar, beinhalten jedoch noch einige Zeigerarten der oben beschriebenen Vegetationstypen, die eine entsprechende Zuordnung noch rechtfertigen. Die Ruderalisierung, die sich auf den trocken-sandigen Standorten im Laufe der Sukzession einstellt, geht im UG vor allem durch das Eindringen des höher wüchsigen Landreitgrases (Calamagrostis epigejos) einher, das bei dichter werdendem Bestand die sehr kleinwüchsigen und lichtbedürftigen Kennarten der Sand-Magerrasen verdrängt. Die sonstigen Trocken- und Halbtrockenrasen stellen somit ein Übergangsstadium zwischen Kleinschmielenrasen/ Silbergrasfluren und den stark ruderalisierten und artenärmeren, höher wüchsigen halbruderalen Gras- und Staudenfluren trockener Standorte (AKT) dar. WSW - Weiden-Sumpfwald - Als Weiden-Sumpfwald ist lediglich ein schmaler Streifen im Nordwesten des UG ausgewiesen, der Bestandteil einer größeren, an die hier ursprünglich große Alte Süderelbe grenzenden Feuchtwaldfläche ist. Der Bestand stockt auf ehemaligen Spülflächen, wird von Silberweiden (Salix alba) dominiert, weist aber noch bodenfeuchtere Verhältnisse und eine auwaldähnlichere Krautschicht als die restlichen Weidenwälder im UG auf (s. u.). WWZ - Sonstiger Weiden-Auwald - ( ) Sonstige Weiden-Auwälder stocken auf ca. 5,3 % der Fläche des UG. Sie sind wie auch die Weiden-Pionierwälder- aus Silber-Weide (Salix alba) in der Baumschicht aufgebaut, unterscheiden sich von diesen jedoch durch ihren Standort unterhalb der Spülfeldkante. Dadurch besteht eine größere Grundwassernähe, auch gelegentliche, leichte Überschwemmungen kommen in den fließgewässernahen Bereichen vor. Stellenweise kommen typische Auwaldarten wie der Wolfstrapp (Lycopus europaeus) und Wasser-Schwertlilie (Iris

Altenwerder-West Seite - 11 - pseudacorus) vor. Die Waldflächen werden forstlich nicht genutzt und weisen einen hohen Totholzanteil auf. Foto 5: Sonstiger Weiden-Auwald (WWZ) mit z. T. auwaldtypischer Krautschicht.

Altenwerder-West Seite - 12-5. Erfassung der Fauna 5.1 Vögel 5.1.1 Methodik Wie oben bereits ausgeführt, wurde eine vollständige Revierkartierung flächendeckend auf allen Teilflächen des UG (Abb. 1) durchgeführt. Die Kartierung erfolgte nach den Methodenstandards von SÜDBECK et al. (2005); es wurden insgesamt sechs Begehungen zwischen Anfang April und Mitte Juli an folgenden Terminen durchgeführt: am 10. und 25. April, am 12. Mai, am 9. und 25. Juni sowie am 12. Juli. 5.1.2 Ergebnisse Im UG wurden insgesamt 76 Vogelarten festgestellt, von denen 50 Arten als Brutvogel- und 26 Arten als Gastvogelarten eingestuft wurden; von Letzteren wurden zwölf Arten nur überfliegend bzw. ziehend nachgewiesen. Darüber hinaus wurden in einem Abstand von bis zu 500 m von den Außengrenzen des UG entfernt zusätzlich zu den bereits gefundenen 50 Brutvogelarten zwölf weitere Arten als Brutvogelarten eingestuft, auf die im Folgenden aber nicht mehr weiter eingegangen wird. Einen Überblick über die inner- und außerhalb (500 m- Abstand) des UG festgestellten Vogelarten gibt Tabelle 3. Tabelle 3: Überblick über die inner- und außerhalb (500 m-abstand) des Untersuchungsgebiets festgestellten Vogelarten (B = Brutvogel, G = Gastvogel, Ü = nur überfliegend bzw. ziehend). Art wissenschaftl. Name B (B) G Amsel Turdus merula + Austernfischer Haematopus ostralegus + Ü Bachstelze Motacilla alba + Baumpieper Anthus trivialis + Birkenzeisig Carduelis flammea + Blässhuhn Fulica atra + Blaukehlchen Luscinia svecica + Blaumeise Parus caeruleus + Bluthänfling Carduelis cannabina + Brandgans Tadorna tadorna + Ü Buchfink Fringilla coelebs + Buntspecht Dendrocopos major + Dorngrasmücke Sylvia communis + Eichelhäher Garrulus glandarius + Eisvogel Alcedo atthis + Erlenzeisig Carduelis spinus + Fasan Phasianus colchicus + Feldschwirl Locustella naevia + Feldsperling Passer montanus + Fitis Phylloscopus trochilus + Gartenbaumläufer Certhia brachydactyla + Gartengrasmücke Sylvia borin + Gartenrotschwanz Phoenicurus phoenicurus + Gebirgsstelze Motacilla cinerea + Gelbspötter Hippolais icterina +

Altenwerder-West Seite - 13 - Art wissenschaftl. Name B (B) G Gimpel Pyrrhula pyrrhula + Goldammer Emberiza citrinella + + Graugans Anser anser Ü Graureiher Ardea cinerea + Grauschnäpper Muscicapa striata + Grünfink Carduelis chloris + Habicht Accipiter gentilis Ü Hausrotschwanz Phoenicurus ochruros + Haussperling Passer domesticus + Heckenbraunelle Prunella modularis + Höckerschwan Cygnus olor + Kanadagans Branta canadensis Ü Kernbeißer Coccothraustes coccothraustes + Klappergrasmücke Sylvia curruca + Kleiber Sitta europaea + Kleinspecht Dendrocopos minor + Kohlmeise Parus major + Kolkrabe Corvus corax Ü Kormoran Phalacrocorax carbo Ü Kranich Grus grus Ü Kuckuck Cuculus canorus + Löffelente Anas clypeata + Ü Mäusebussard Buteo buteo + Mauersegler Apus apus + Mehlschwalbe Delichon urbica + Misteldrossel Turdus viscivorus + Mönchsgrasmücke Sylvia atricapilla + Nachtigall Luscinia megarhynchos + Neuntöter Lanius collurio + Rabenkrähe Corvus corone + Rauchschwalbe Hirundo rustica + Ringeltaube Columba palumbus + Rohrammer Emberiza schoeniclus + Rotdrossel Turdus iliacus + Rotkehlchen Erithacus rubecula + Saatgans Anser fabalis Ü Schlagschwirl Locustella fluviatilis + Schnatterente Anas strepera + Schwanzmeise Aegithalos caudatus + Silbermöwe Larus argentatus + Silberreiher Casmerodius albus + Singdrossel Turdus philomelos + Star Sturnus vulgaris + Stieglitz Carduelis carduelis + Stockente Anas platyrhynchos + Sturmmöwe Larus canus Ü Sumpfmeise Parus palustris + Sumpfrohrsänger Acrocephalus palustris + Teichrohrsänger Acrocephalus scirpaceus + Trauerschnäpper Ficedula hypoleuca + Turmfalke Falco tinnunculus +

Altenwerder-West Seite - 14 - Art wissenschaftl. Name B (B) G Wacholderdrossel Turdus pilaris + Wachtelkönig Crex crex + Waldbaumläufer Certhia familiaris + Waldschnepfe Scolopax rusticola + Weidenmeise Parus montanus + Wiesenschafstelze Motacilla flava Ü Zaunkönig Troglodytes troglodytes + Zilpzalp Phylloscopus collybita + Wie oben bereits ausgeführt, wurden im UG insgesamt 50 Brutvogelarten mit 690 Revieren ermittelt, wobei auf den einzelnen Untersuchungsflächen sowohl die Anzahl der festgestellten Arten als auch die Anzahl der ermittelten Reviere vor allem in Abhängigkeit von der Größe einer Untersuchungsfläche (1,6 bis 29,3 ha), aber auch in Abhängigkeit vom Habitatangebot relativ stark schwankt (Arten-Flächenbeziehung, vgl. SCHAEFER 2003). So wurden auf Fläche I (18,0 ha) 34 Arten mit 194 Revieren, auf Fläche II (11,9 ha) 31 Arten mit 136 Revieren, auf Fläche III (29,3 ha) 36 Arten mit 257 Revieren, auf Fläche IV (4,9 ha) 27 Arten mit 57 Revieren und auf Fläche V (1,6 ha) 21 Arten mit 46 Revieren gefunden. Tabelle 4: Überblick über die im Rahmen der Brutvogelkartierung auf den einzelnen Untersuchungsflächen (F I bis V) ermittelten Brutpaare/ Reviere (BP/Rev.). Art wissenschaftl. Name F I F II F III F IV F V EG-VSR 18,0 ha 11,9 ha 29,3 ha 4,9 ha 1,6 ha / RL D / RL HH Mönchsgrasmücke Sylvia atricapilla 29 30 50 8 8 125 Zilpzalp Phylloscopus collybita 22 19 24 7 3 75 Buchfink Fringilla coelebs 23 3 37 5 6 74 Fitis Phylloscopus trochilus 3 16 26 3 1 49 Zaunkönig Troglodytes troglodytes 9 7 21 2 4 43 Kohlmeise Parus major 8 6 19 3 1 37 Amsel Turdus merula 15 6 12 1 2 36 Sumpfrohrsänger Acrocephalus palustris 19 11 5 1 36 -/-/V Blaumeise Parus caeruleus 6 4 14 3 2 29 Gartengrasmücke Sylvia borin 7 3 2 6 2 20 Heckenbraunelle Prunella modularis 9 2 2 1 3 17 Dorngrasmücke Sylvia communis 4 4 2 2 1 13 Singdrossel Turdus philomelos 4 2 5 1 1 13 Rotkehlchen Erithacus rubecula 4 2 4 10 Kleiber Sitta europaea 3 5 1 9 Grauschnäpper Muscicapa striata 1 3 1 1 6 -/-/V Kernbeißer Coccothraustes coccothraustes 2 1 1 1 1 6 Nachtigall Luscinia megarhynchos 1 1 1 3 6 -/-/V Ringeltaube Columba palumbus 2 2 1 1 6 Buntspecht Dendrocopos major 1 3 1 5 Gartenbaumläufer Certhia brachydactyla 3 1 1 5 Grünfink Carduelis chloris 1 1 1 2 5 Rohrammer Emberiza schoeniclus 3 2 5 Stockente Anas platyrhynchos 3 1 1 5 Feldschwirl Locustella naevia 1 1 1 1 4 -/V/V Gartenrotschwanz Phoenicurus phoenicurus 3 1 4 -/-/V

Altenwerder-West Seite - 15 - Art wissenschaftl. Name F I F II F III F IV F V EG-VSR 18,0 ha 11,9 ha 29,3 ha 4,9 ha 1,6 ha / RL D / RL HH Kuckuck Cuculus canorus 1 1 1 1 4 -/V/V Star Sturnus vulgaris 4 4 Baumpieper Anthus trivialis 3 3 -/-/V Eichelhäher Garrulus glandarius 1 1 1 3 Gelbspötter Hippolais icterina 1 1 1 3 -/-/3 Klappergrasmücke Sylvia curruca 1 1 1 3 Weidenmeise Parus montanus 1 1 1 3 Misteldrossel Turdus viscivorus 1 1 2 Rabenkrähe Corvus corone 1 1 2 Schlagschwirl Locustella fluviatils 2 2 Schwanzmeise Aegithalos caudatus 1 1 2 Sumpfmeise Parus palustris 1 1 2 Teichrohrsänger Acrocephalus scirpaceus 1 1 2 Trauerschnäpper Ficedula hypoleuca 1 1 2 -/-/3 Bachstelze Motacilla alba 1 1 Birkenzeisig Carduelis flammea 1 1 Blässhuhn Fulica atra 1 1 Blaukehlchen Luscinia svecica 1 1 -/V/V Kleinspecht Dendrocopos minor 1 1 -/V/3 Mäusebussard Buteo buteo 1 1 Neuntöter Lanius collurio 1 1 +/-/3 Stieglitz Carduelis carduelis 1 1 -/-/V Wachtelkönig Crex crex 1 1 -/2/2 Waldbaumläufer Certhia familiaris 1 1 Arten 34 31 36 27 21 50 Reviere 194 136 257 57 46 690 Erläuterungen: Rote-Liste-Status nach MITSCHKE (2007) und SÜDBECK et al. (2009), RL D = Rote Liste Deutschland, RL HH = Rote Liste Hamburg (2 = stark gefährdet, 3 = gefährdet, V = Vorwarnliste); EU-VSR = Brutvogelart der Anlage I der Richtlinie 2009/147/EG (EU-Vogelschutzrichtlinie). Die Ergebnisse werden nachfolgend artbezogen abgehandelt. Die Reihenfolge der 50 im UG festgestellten Brutvogelarten, von denen in Hamburg eine Art als stark gefährdet, vier Arten als gefährdet und neun Arten in der Vorwarnliste (s. Karte 3) geführt werden (MITSCHKE 2007), richtet sich dabei nach der Systematik von BARTHEL & HELBIG (2005). 5.1.2.1 Entenverwandte Als einziger Vertreter der Entenverwandten war die Stockente im UG mit insgesamt fünf BP/Rev. vertreten: mit drei BP/Rev. auf Fläche I und jeweils einem BP/Rev. auf den Flächen II und III. Die Stockente ist die häufigste Wasservogelart Hamburgs und flächendeckend verbreitet (MITSCHKE 2012). 5.1.2.2 Habichtverwandte Als einziger Vertreter der Habichtverwandten kam der Mäusebussard im UG mit einem BP/Rev. auf Fläche II vor.

Altenwerder-West Seite - 16 - Der Mäusebussard ist mit Abstand der häufigste Greifvogel Hamburgs und fast flächendeckend verbreitet; es bestehen lediglich Verbreitungslücken im bebauten Teil der Stadt und in baumfreien Teilen des Hamburger Hafens (MITSCHKE 2012). 5.1.2.3 Rallen Der in Hamburg stark gefährdete Wachtelkönig und das Blässhuhn waren im UG mit jeweils einem BP/Rev. vertreten: der Wachtelkönig mit einem BP/Rev. auf Fläche I (s. Karte 3) und das Blässhuhn mit einem BP/Rev. auf Fläche III. Während das Blässhuhn nach der Stockente der häufigste Wasservogel Hamburgs ist und fast flächendeckend vorkommt, hat der Wachtelkönig seinen Lebensraumansprüchen entsprechend (Mähwiesen, Brachen) deutliche Verbreitungsschwerpunkte (Moorgürtel, Gut Moor; MITSCHKE 2012). Mit wenigen Rufern wurde die Art auch im Bereich der Alten Süderelbe festgestellt. 5.1.2.4 Tauben Als einziger Vertreter der Tauben kam die Ringeltaube im UG mit insgesamt sechs BP/Rev. vor: mit jeweils zwei BP/Rev. auf den Flächen II und III und jeweils einem BP/Rev. auf den Flächen IV und V. Die Ringeltaube ist in Hamburg flächendeckend verbreitet und eine der häufigsten Arten des Siedlungsraums (MITSCHKE 2012). Die Art kommt überall dort vor, wo Gebüsch und Bäume die Anlage von Nestern erlauben. 5.1.2.5 Kuckucke Der Kuckuck (Vorwarnliste Hamburg) war im UG mit jeweils einem BP/Rev. auf den Flächen I bis IV vertreten (4 BP/Rev. insgesamt, s. Karte 3). Der Kuckuck fehlt in Hamburg nur im inneren Stadtgebiet sowie in überwiegend bewaldeten Bereichen (MITSCHKE 2012). Als Brutparasit hängt sein Vorkommen von der Verbreitung seiner Wirtsvögel ab; in Hamburg sind dies vor allem Teich- und Sumpfrohrsänger (vgl. Kap. 5.1.2.13). 5.1.2.6 Spechte Während der Buntspecht im UG auf Fläche III mit drei BP/Rev. und auf den Flächen I und IV mit jeweils einem BP/Rev. vorkam (fünf BP/Rev. insgesamt), wurde der in Hamburg gefährdete Kleinspecht mit lediglich einem BP/Rev. auf Fläche III nachgewiesen (s. Karte 3). Im Gegensatz zum Buntspecht, der mit Abstand die häufigste Spechtart Hamburgs und flächendeckend verbreitet ist, hat der Kleinspecht seinen Lebensraumansprüchen entsprechend (feuchte Wälder wie Erlen- und Birkenbruchwälder) deutliche Verbreitungsschwerpunkte (z. B. im Bereich der Oberalster und im Duvenstedter Brook); mit wenigen BP/Rev. kommt der Kleinspecht auch im Bereich der Alten Süderelbe vor (MITSCHKE 2012).

Altenwerder-West Seite - 17-5.1.2.7 Würger Als einziger Vertreter der Würger war der in Hamburg gefährdete Neuntöter im UG mit lediglich einem BP/Rev. auf Fläche III vertreten (s. Karte 3). Seinen Lebensraumansprüchen entsprechend (z. B. Hecken entlang von Wegen, Feldern oder im Grünland) hat der Neuntöter in Hamburg deutliche Verbreitungsschwerpunkte (MITSCHKE 2012). Die größten Dichten werden z. B. auch in den Süderelbemooren erreicht. 5.1.2.8 Krähenverwandte Der Eichelhäher und die Rabenkrähe kamen im UG mit drei bzw. zwei BP/Rev. vor: der Eichelhäher mit jeweils einem BP/Rev. auf den Flächen I bis III und die Rabenkrähe mit jeweils einem BP/Rev. auf den Flächen II und IV. Die Rabenkrähe ist in Hamburg flächendeckend verbreitet, wobei die Verbreitung mit zunehmender Entfernung vom Stadtgebiet mit den höchsten Dichten ausdünnt (MITSCHKE 2012). Zwar ist der Eichelhäher in Hamburg auch (fast) flächendeckend verbreitet, seinen Lebensraumansprüchen entsprechend (Wälder, waldartige Grünanlagen) zeigt er aber auch Verbreitungsschwerpunkte (MITSCHKE 2012). Einige Bereiche, wie z. B. der Hamburger Hafen, werden nur ganz vereinzelt besiedelt. 5.1.2.9 Meisen Die Meisenarten mit den höchsten Dichten im UG waren Kohl- und Blaumeise mit 37 bzw. 29 BP/Rev.; beide Arten kamen auch auf allen Flächen vor. Demgegenüber wurden Weidenund Sumpfmeise lediglich mit drei bzw. zwei BP/Rev. und damit auch nicht auf allen Flächen nachgewiesen: die Weidenmeise mit jeweils einem BP/Rev. nur auf den Flächen II, IV und V und die Sumpfmeise mit jeweils einem BP/Rev. nur auf den Flächen II und III. Die Kohlmeise ist die zweithäufigste und die Blaumeise die dritthäufigste Brutvogelart Hamburgs; beide Arten sind flächendeckend verbreitet (MITSCHKE 2012). Demgegenüber sind Sumpf- und Weidenmeise in Hamburg weitaus seltener, wobei beide Arten ihren Lebensraumansprüchen entsprechend auch deutliche Verbreitungsschwerpunkte zeigen (MITSCHKE 2012). Während die Sumpfmeise in ihrer Verbreitung vom Vorhandensein alter Laubbäume abhängt (so liegen aus dem Elbtal mit dem Hamburger Hafen nur ganz vereinzelte Nachweise vor), ist die Weidenmeise auf das Vorhandensein kranker oder toter Bäume angewiesen (z. B. Birken auf feuchten bis nassen Standorten). 5.1.2.10 Schwanzmeisen Die Schwanzmeise war im UG mit jeweils einem BP/Rev. auf den Flächen II und IV vertreten (zwei BP/Rev. insgesamt). Die Schwanzmeise ist in Hamburg flächendeckend verbreitet und erreicht als Profiteur des Strukturwandels in den Gärten in der Gartenstadt Hamburgs, aber auch in größeren Wäldern die höchsten Dichten (MITSCHKE 2012).

Altenwerder-West Seite - 18-5.1.2.11 Laubsänger Die beiden Laubsängerarten Zilpzalp und Fitis gehörten im UG mit 75 bzw. 49 BP/Rev. zu den Brutvogelarten mit den höchsten Dichten. Es gab auch keine Fläche, auf der die beiden Arten nicht nachgewiesen wurden. Der Fitis hatte in den Birken-Sukzessionsflächen (Fläche III) die mit Abstand höchste Dichte. In Hamburg sind der Zilpzalp flächendeckend und der Fitis fast flächendeckend verbreitet, wobei beide Arten mit zu den häufigsten Brutvogelarten zählen (MITSCHKE 2012). Während der Zilpzalp hinsichtlich der Habitatwahl nur wenig anspruchsvoll ist, besiedelt der Fitis vor allem Jungwaldstadien z. B. auf Lichtungen oder an Waldrändern. 5.1.2.12 Grassänger Die beiden Grassängerarten Feld- (Vorwarnliste Hamburg) und Schlagschwirl wurden im UG mit vier bzw. zwei BP/Rev. festgestellt. Während der Feldschwirl mit jeweils einem BP/Rev. auf den Flächen I bis IV vorkam, wurde der Schlagschwirl mit zwei BP/Rev. nur auf Fläche II nachgewiesen (s. Karte 3). In Hamburg zeigen beide Grassängerarten ihren Lebensraumansprüchen entsprechend deutliche Verbreitungsschwerpunkte, wobei der Feldschwirl die weitaus häufigere Art ist (MITSCHKE 2012). Während der Feldschwirl (feuchte) Grünlandbrachen und Hochstaudenfluren entlang von Saumbiotopen besiedelt, bevorzugt der Schlagschwirl Gehölzbestände in Feuchtgebieten. 5.1.2.13 Rohrsängerverwandte Während der Sumpfrohrsänger (Vorwarnliste Hamburg) im UG mit 36 BP/Rev. zu den Brutvogelarten mit den höchsten Dichten zählt und auch auf fast allen Flächen (Flächen I bis IV) nachgewiesen wurde (s. Karte 3), kam der Teichrohrsänger mit lediglich jeweils einem BP/Rev. nur auf den Flächen I und II vor (zwei BP/Rev. insgesamt). Der Sumpfrohrsänger erreichte in den Hochstauden entlang der Alten Süderelbe vor allem auf den Flächen II und III extrem hohe Dichten. Auch der in Hamburg gefährdete Gelbspötter kam mit lediglich jeweils einem BP/Rev. nur auf den Flächen I, III und V vor (drei BP/Rev. insgesamt, s. Karte 3). In Hamburg haben Sumpf- und Teichrohrsänger ein ähnliches Verbreitungsgebiet - beide Arten besiedeln vor allem das Elbtal -, wobei der Sumpfrohrsänger die weitaus häufigere Art und hinsichtlich der Habitatwahl auch anspruchsloser als der Teichrohrsänger ist (MITSCHKE 2012). Während der Sumpfrohrsänger vor allem Hochstaudenfluren an Saumbiotopen der Kulturlandschaft, aber auch Brachen bewohnt, ist der Teichrohrsänger streng an das Vorhandensein von Schilfröhricht gebunden. Auch der Gelbspötter besiedelt vor allem das Elbtal und besiedelt hier vor allem dichte Gebüsche in verwilderten Gärten und gebüschreichen Randstrukturen der Straßendörfer (MITSCHKE 2012).

Altenwerder-West Seite - 19-5.1.2.14 Grasmücken Die Mönchsgrasmücke war im UG mit insgesamt 125 BP/Rev. die Brutvogelart mit den höchsten Dichten und kam auch auf allen Flächen vor. Zwar wurden Garten- und Dorngrasmücke auch auf allen Flächen nachgewiesen, mit insgesamt 20 bzw. 13 BP/Rev. aber in viel geringeren Dichten. Demgegenüber zählt die Klappergrasmücke mit lediglich jeweils einem BP/Rev. auf den Flächen I, II und IV (drei BP/Rev. insgesamt) im UG zu den Brutvogelarten mit den geringsten Dichten. Bei der Mönchsgrasmücke liegt die Dichte an der oberen Grenze mitteleuropäischer Werte. Das UG bietet für die Art optimale Strukturen (sehr dichtes Unterholz, frischer bis feuchter, auwaldähnlicher Charakter). In optimalen Kleinhabitaten sangen bis zu 30 Männchen auf zehn ha (allerdings: ein aktueller Forschungsbericht belegt, dass Weibchen genauso wie Männchen singen können). In Hamburg sind alle Grasmückenarten (sehr) gleichmäßig oder fast flächendeckend verbreitet, wobei die Mönchsgrasmücke, die nur in vegetationsarmen Teilen des Hamburger Hafens Verbreitungslücken hat, die weitaus häufigere Art ist (MITSCHKE 2012). Während die Mönchsgrasmücke als sehr häufiger Stadtvogel, mit starker Zunahme in den letzten 20 bis 30 Jahren, und die Klappergrasmücke als typischer Bewohner menschlicher Siedlungen bezeichnet werden können, sind Garten- und Dorngrasmücke eher typische Bewohner der halboffenen bzw. offenen Kulturlandschaft, wobei die Dorngrasmücke auch Hafen- und Industriebrachen besiedelt. 5.1.2.15 Kleiber Der Kleiber war im UG mit neun BP/Rev. vertreten und kam nicht auf allen Flächen vor: mit fünf BP/Rev. auf Fläche III, drei BP/Rev. auf Fläche I und einem BP/Rev. auf Fläche IV. Seinen Lebensraumansprüchen entsprechend (Laub- und Laubmischwälder mit alten Laubbäumen) hat der Kleiber in Hamburg deutliche Verbreitungsschwerpunkte; so kommt die Art vor allem in großen Waldgebieten vor und fehlt weitgehend z. B. im Hamburger Hafen (MITSCHKE 2012). 5.1.2.16 Baumläufer Während der Gartenbaumläufer im UG mit drei BP/Rev. auf Fläche I und jeweils einem BP/Rev. auf den Flächen III und IV nachgewiesen wurde (fünf BP/Rev. insgesamt), kam der Waldbaumläufer mit lediglich einem BP/Rev. nur auf Fläche III vor. Während der weitaus häufigere Gartenbaumläufer in Hamburg, wenn auch mit Verbreitungsschwerpunkten, flächendeckend bis in die Stadt verbreitet ist und nicht nur geschlossene Wälder besiedelt, sondern auch Grünanlagen, Gärten und Alleen, zeigt der Waldbaumläufer, der in Nadelwäldern seine höchsten Dichten erreicht, deutliche Verbreitungslücken; so fehlt die Art im Urstromtal der Elbe mit dem Hamburger Hafen fast völlig (MITSCHKE 2012).

Altenwerder-West Seite - 20-5.1.2.17 Zaunkönige Der Zaunkönig zählt im UG mit insgesamt 43 BP/Rev. zu den Brutvogelarten mit den höchsten Dichten und kam auch auf allen Flächen vor. Auch beim Zaunkönig liegt die Dichte an der oberen Grenze mitteleuropäischer Werte; Optimalhabitate gab es vor allem auf Fläche III (vgl. Kap. 5.1.2.14, Mönchsgrasmücke). Als häufigster Gartenvogel ist der Zaunkönig in Hamburg flächendeckend verbreitet und fehlt nur kleinräumig wie z. B. in Teilen des Hamburger Hafens (MITSCHKE 2012). 5.1.2.18 Stare Der Star wurde im UG mit insgesamt vier BP/Rev. lediglich auf Fläche I nachgewiesen. Dieses Ergebnis überrascht aber auch nicht, da geeignete Höhlenbäume weitgehend fehlen. Die Art zählt in Hamburg mit zu den häufigsten Brutvogelarten, ist fast flächendeckend verbreitet und erreicht als Höhlenbrüter ihre höchsten Dichten in der Stadtlandschaft (MITSCHKE 2012). 5.1.2.19 Drosseln Die Amsel zählt mit insgesamt 36 BP/Rev. im UG zu den Brutvogelarten mit den höchsten Dichten und kam auch auf allen Flächen vor. Zwar wurde auch die Singdrossel auf allen Flächen nachgewiesen, mit insgesamt 13 BP/Rev. allerdings in viel geringeren Dichten. Demgegenüber wurde die Misteldrossel mit lediglich jeweils einem BP/Rev. nur auf den Flächen I und III festgestellt (zwei BP/Rev. insgesamt). Sämtliche Drosselarten mit der Amsel als häufigster Brutvogelart von Hamburg und Umgebung kommen in Hamburg (fast) flächendeckend vor bzw. sind ausgeglichen verbreitet (MITSCHKE 2012). Für alle drei Arten gilt, dass große Teile des Hamburger Hafens entweder unbesiedelt bleiben (Misteldrossel) oder in geringerer Dichte als das Umland besiedelt werden (Amsel, Singdrossel). Auch die Singdrossel zählt noch mit zu den häufigsten Brutvogelarten Hamburgs. 5.1.2.20 Schnäpperverwandte Während der Grauschnäpper (Vorwarnliste Hamburg) im UG mit drei BP/Rev. auf Fläche III und jeweils einem BP/Rev. auf den Flächen I, IV und V vorkam (sechs BP/Rev. insgesamt, s. Karte 3), wurde der in Hamburg gefährdete Trauerschnäpper lediglich mit jeweils einem BP/Rev. nur auf den Flächen I und IV nachgewiesen (2 BP/Rev. insgesamt, s. Karte 3). Während der Grauschnäpper, ein Halbhöhlenbrüter der Wälder und Siedlungen, in Hamburg relativ gleichmäßig und ohne große Dichteunterschiede verbreitet ist, beschränken sich die Vorkommen des Trauerschnäppers, der in Hamburg als Höhlenbrüter überwiegend in Nistkästen brütet, vor allem auf lockere Kiefernwälder in der Geest (MITSCHKE 2012). Das Rotkehlchen kam im UG mit zehn BP/Rev. vor: mit jeweils vier BP/Rev. auf den Flächen I und III und mit zwei BP/Rev. auf Fläche II.

Altenwerder-West Seite - 21 - Das Rotkehlchen ist in Hamburg ein sehr häufiger Wald- und Gartenvogel und fast flächendeckend verbreitet; nur vereinzelte Vorkommen sind z. B. im Hamburger Hafen zu finden (MITSCHKE 2012). Während die Nachtigall (Vorwarnliste Hamburg) im UG mit drei BP/Rev. auf Fläche V und jeweils einem BP/Rev. auf den Flächen I bis III vertreten war (sechs BP/Rev. insgesamt, s. Karte 3), kam das Blaukehlchen (Vorwarnliste Hamburg) lediglich mit einem BP/Rev. auf Fläche II vor (s. Karte 3). Der Schwerpunkt der Verbreitung liegt bei beiden Arten weitestgehend im Elbtal, wobei die Nachtigall die weitaus häufigere Art ist (MITSCHKE 2012). Während die Nachtigall vor allem in dichtem Gebüsch an Wegen, Gewässerufern und Waldrändern brütet, bevorzugt das Blaukehlchen mit Schilf, aber auch mit Hochstauden bestandene Randstrukturen z. B. an Grabenrändern oder auf Spülfeldern und Brachen. Der Gartenrotschwanz (Vorwarnliste Hamburg) kam im UG mit vier BP/Rev. vor: mit drei BP/Rev. auf Fläche I und mit einem BP/Rev. auf Fläche III (s. Karte 3). Der Gartenrotschwanz ist im gesamten Hamburger Raum verbreitet, kommt dabei aber nur in Teilbereichen in höheren Dichten vor (MITSCHKE 2012). Bevorzugte Lebensräume sind Dörfer mit altem Baumbestand und Kleingärten mit alten Obstbäumen. 5.1.2.21 Braunellen Die Heckenbraunelle zählt im UG mit insgesamt 17 BP/Rev. zu den Brutvogelarten mit höheren Dichten und kam auch auf allen Flächen vor. Die Heckenbraunelle ist in Hamburg fast flächendeckend verbreitet und ein sehr häufiger Gartenvogel (MITSCHKE 2012). Dementsprechend werden vor allem Gärten und Grünanlagen besiedelt, aber auch Wälder mit dichtem Unterwuchs. 5.1.2.22 Stelzenverwandte Während der Baumpieper (Vorwarnliste Hamburg) im UG mit drei BP/Rev. auf Fläche III vorkam (s. Karte 3), war die Bachstelze lediglich mit einem BP/Rev. auf Fläche I vertreten. Der Baumpieper ist in Hamburg disjunkt verbreitet; während die Geest flächendeckend besiedelt ist, fehlt die Art im Elbtal mit dem Hamburger Hafen und im bebauten Teil der Stadt weitgehend (MITSCHKE 2012). Typische Lebensräume sind z. B. Waldränder, Lichtungen und extensives Grünland mit Einzelbäumen. Demgegenüber ist die Bachstelze in Hamburg flächendeckend verbreitet und ein häufiger Kulturfolger und Nischenbrüter (MITSCHKE 2012). 5.1.2.23 Finken Der Buchfink zählt im UG mit 74 BP/Rev. zu den Brutvogelarten mit den höchsten Dichten und kam auch auf allen Flächen vor. Zwar wurde der Kernbeißer auch auf allen Flächen

Altenwerder-West Seite - 22 - nachgewiesen, allerdings mit jeweils ein bis zwei BP/Rev. in viel geringeren Dichten (sechs BP/Rev. insgesamt). Auch der Grünfink kam mit jeweils ein bis zwei BP/Rev. auf fast allen Flächen vor (fünf BP/Rev. insgesamt). Demgegenüber wurden der Stieglitz (Vorwarnliste Hamburg, s. Karte 3) und der Birkenzeisig mit lediglich jeweils einem BP/Rev. nur auf Fläche V nachgewiesen. Der Buchfink ist in Hamburg flächendeckend verbreitet, Charaktervogel der Wälder und dort die häufigste Art; aber auch Bereiche mit geringen Dichten kommen vor, so z. B. im Hamburger Hafen (MITSCHKE 2012). Auch der Grünfink ist in Hamburg flächendeckend verbreitet und seinen Lebensraumansprüchen entsprechend (halboffene, parkartige Landschaften) ein häufiger Charaktervogel der Gärten und Alleen, wobei die höchsten Dichten in der Wohnblockzone und Gartenstadt Hamburgs erreicht werden (MITSCHKE 2012). Eine weitere Art mit fast flächenhafter Verbreitung ist der in hohen Laubbäumen brütende Kernbeißer, der seine höchsten Dichten in größeren Wäldern erreicht und Laubaltholz, waldartige Grünanlagen und die Gartenstadt bei ausreichendem älterem Baumbestand bevorzugt; im Elbtal ist die Art nur spärlich verbreitet (MITSCHKE 2012). Im Gegensatz zu den vorgenannten Arten hat der Birkenzeisig, der seine Nester vor allem in Koniferen und immergrünen Sträuchern anlegt, in Hamburg einen deutlichen Verbreitungsschwerpunkt; die Art ist sogar deutschlandweit kaum irgendwo so häufig wie im Alten Land, von wo aus alljährlich Vorstöße z. B. auch in den Hamburger Hafen unternommen werden (MITSCHKE 2012). 5.1.2.24 Ammernverwandte Die Rohrammer war im UG mit fünf BP/Rev. vertreten: mit drei BP/Rev. auf Fläche II und zwei BP/Rev. auf Fläche III. Die Art hat in Hamburg deutliche Verbreitungsschwerpunkte, ist ein typischer Vogel z. B. des Grabensystems der Elbmarschen und besiedelt in Hamburg vor allem die Ufer von Gewässern und Gräben im Feuchtgrünland, aber auch feuchte Brachen und grabenreiche Ackerlandschaften (MITSCHKE 2012). 5.2 Fledermäuse 5.2.1 Methodik Zur Erfassung der Fledermäuse wurden im UG (Abb. 1), in Wäldern und Gehölzen sowie an deren Rändern, Detektorbegehungen durchgeführt, jeweils sechs Horchkisten an verschiedenen Standorten ausgebracht sowie Netzfänge an drei Terminen mit vier fachkundigen Netzfängern durchgeführt (Karte 2). Einen Überblick über die Kartiertermine und die eingesetzten Methoden gibt Tabelle 5. Für die Detektorbegehungen wurden zwei Batlogger der Firma Elekon (Schweiz) verwendet. Der Batlogger zeichnet alle Kontakte digital auf und versieht dabei jede Datei mit den dazugehörigen GPS-Koordinaten. Für Referenzaufnahmen hoher Qualität wurde außerdem ein D240x (Petterson, Schweden) mit angeschlossenem Digitalrecorder verwendet. Auf diese Weise können alle Nachweise, die während der Detektorbegehungen erbracht werden, genau verortet und ggf. nachvollzogen werden und stehen für eine Überprüfung zur