Brutvogelkartierung im Geltungsbereich des Bebauungsplanes Nr. 59 Baugebiet Rakers in der Gemeinde Emlichheim, Landkreis Grafschaft Bentheim
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- Hajo Esser
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1 Brutvogelkartierung im Geltungsbereich des Bebauungsplanes Nr. 59 Baugebiet Rakers in der Gemeinde Emlichheim, Landkreis Grafschaft Bentheim Im Auftrag der Samtgemeinde Emlichheim Hauptstraße Emlichheim durchgeführt von Dipl. Ing. (FH) Landschaftsentwickler Gero Gülker Am Iland 10d, Uelsen
2 1. Einleitung Die Samtgemeinde Emlichheim plant mit der Aufstellung des Bebauungsplans Nr. 59 Baugebiet Rakers in der Gemeinde Emlichheim die Erschließung neuen Baulandes für ein Wohngebiet. Das Plangebiet mit einer Größe von ca. 2,4 ha liegt westlich des Ortskerns und besteht aus dem Flurstück 49/2, Flurstück 19 in der Gemarkung Emlichheim (s. Abb. 1). Der vorliegende Bericht beschreibt die aktuelle Situation der Brutvogelarten in dem Untersuchungsraum und den direkt angrenzenden Flächen und Strukturen. 2. Methode und Material Im Plangebiet des Bebauungsplanes Nr. 59 Baugebiet Rakers wurde während der Brutperiode (März-Juni) eine Bestandsaufnahme der Brutvogelfauna vorgenommen. Die Grenzen bilden im Norden der Volzeler Mühlenweg, im Westen eine ackerbauliche Fläche, im Süden der Bahndamm und im Osten das vorhandene Baugebiet (Rosenstraße). Nach Rücksprache mit der Unteren Naturschutzbehörde (Herr Kerperin) des Landkreises Grafschaft Bentheim vom ist das Gebiet fünf Mal zwischen Ende März und Anfang Juni begangen worden. Auf eine Abend- bzw. Nachtbegehung wurde verzichtet. Abb. 1: Untersuchungsraum Als Erfassungsmethode diente die modifizierte Revierkartierung nach SÜDBECK et al. (2005). Diese Art der Kartierung eignet sich für Flächen in abwechslungsreicher Umgebung bis max. 100 ha. Die Begehungen erfolgten immer entlang derselben Kontrollroute. Die Strecke führte jeweils um die Außengrenze der Untersuchungsfläche und erlaubte den ganzflächigen Einblick in den Untersuchungsraum. Begonnen wurden die Zählungen kurz vor/bei Sonnenaufgang, da die Gesangsintensität um diese Tageszeit bei den meisten Arten am höchsten ist. Die Bestimmung des Arteninventars erfolgte primär über den Gesang und die Rufe der Vögel. Parallel dazu wurde das Gebiet systematisch mit optischen Hilfsmitteln auf Brutvögel hin kontrolliert.
3 Die verhörten und gesichteten Vögel wurden nach Anzahl, Verhaltensweise und revieranzeigenden Merkmalen unterschieden und in Feldkarten (Maß1:2000) eingetragen. Eine zusammenfassende Darstellung aller Beobachtungen bzw. Reviere ist als Anhang beigefügt. Es wurden jeweils Tage mit guten Wetterbedingungen gewählt, an denen kein Regen und kein bzw. nur leichter Wind herrschte. Tabelle 1: Begehungstermine und Witterungsbedingungen Datum Temperatur (bei Zählbeginn) Witterung C C C C C bewölkt; leichte Brise heiter; leichte Brise aus West leicht bewölkt; windstill leicht bewölkt; windstill bewölkt windstill Bei den Begehungen wurden alle revieranzeigenden Vögel erfasst. Dazu gehören singende Männchen, balzende und sich paarende Tiere, futter- bzw. nistmaterialtragende Vögel, sowie Nester und Jungvögel. Als optische Hilfe dienten dabei ein Fernglas des Typs Swarowski EL 10X42 und ein Spektiv der Marke Leica APO-Televid 77 mit einem Zoom Okular. 3. Ergebnisse Die 21 nachgewiesenen Vogelarten werden in Tabelle 2 mit dem zugehörigen Rote-Liste- Status der Bundesrepublik Deutschland und Niedersachsen dargestellt. Die Ergebnisse der Erfassung wurden in Brutnachweis, Brutverdacht und Brutzeitfeststellung unterschieden. Bei der angegebenen Anzahl in den Spalten Brutnachweis und Brutverdacht der folgenden Tabelle handelt es sich um die Revieranzahl im Untersuchungsgebiet. Die Angaben in der Spalte Brutzeitfeststellung beziehen sich auf einzelne Vögel, die kein revieranzeigendes Verhalten gezeigt haben und überwiegend als Nahrungsgast beobachtet werden konnten. Bei der Auswertung und Zuordnung des jeweiligen Status fand eine grobe Orientierung nach SÜDBECK et al. (2005) statt. Die Arten werden in systematischer Reihenfolge nach SVENSSON et al. (2011) aufgeführt.
4 Tabelle 2: Artenliste der Brutvogelarten im Untersuchungsgebiet Art Ringeltaube Columba palumbus Heckenbraunelle Prunella modularis Rotkehlchen Erithacus rubecula Gartenrotschwanz Phoenicurus ochruros Singdrossel Turdus philomelos Amsel Turdus merula Mönchsgrasmücke Sylvia atricapilla Klappergrasmücke Sylvia curruca Brutnachweise Brutverdacht Brutzeitfeststellung Rote Liste Niedersachsen Rote Liste Deutschland 1 3 _ Zilpzalp Phylloscopus collybita Zaunkönig Troglodytes troglodytes Kohlmeise Parus major Blaumeise Cyanistes caeruleus Kleiber Sitta europaea Gartenbaumläufer Certhia brachydactyla Elster Pica pica Eichelhäher Garrulus glandarius Dohle Corvus monedula Rabenkrähe Corvus corone Star Sturnus vulgaris Feldsperling Passer montanus Buchfink Fringella coelebs Grünfink Carduelis chloris _ 1 V V
5 Legende Rote-Liste-Status: 3= gefährdet V= Arten der Vorwarnliste Rote Liste der Brutvögel Deutschlands ( Stand ) und der Roten Liste für Brutvögel in Niedersachsen und Bremen (KRÜGER, T. & B. OLTMANNS 2015) Alle heimischen Brutvögel sind durch internationales Recht, Europarecht und Bundesrecht entweder besonders oder sogar streng geschützt. In der aktuellen Roten Liste Niedersachsen werden von den festgestellten Arten der Gartenrotschwanz und der Star als gefährdet eingestuft. Der Feldsperling wird in der Vorwarnliste aufgeführt. Die übrigen Brutvögel gelten laut Rote-Liste als nicht gefährdet. Das Ergebnis der Erfassung der Brutvögel im Geltungsbereich des Bebauungsplanes Nr. 59 Baugebiet Rakers ergab 21 unterschiedliche Brutvogelarten. Außerdem nutzte eine Vogelart (Elster) das Gebiet zur Nahrungssuche. Bei den festgestellten Vogelarten handelt es sich fast ausschließlich um euryöke Arten, die keine besonderen Anforderungen an ihren Lebensraum stellen und wenig spezialisiert sind. Diese ubiquitären Arten sind in der intensiv genutzten Landschaft häufig vertreten und sind in der Regel in ihrem Bestand nicht gefährdet. Das zeigt auch die Verteilung der Arten im Untersuchungsgebiet sowohl räumlich als auch artspezifisch (s. Anhang). Die häufigsten Vogelarten im Untersuchungsgebiet waren der Zilpzalp, der Buchfink, der Zaunkönig, die Amsel, die Singdrossel, das Rotkehlchen, die Heckenbraunelle und die Ringeltaube. Diese Arten sind typische Brutvögel der lichten Laub- und Mischwälder, der offenen Siedlungsräume sowie von Feldgehölzen (GLUTZ VON BLOTZHEIM 2001, HÖLZINGER 1997). Bei der räumlichen Verteilung liegt der Schwerpunkt der Vogelarten auf den mit Bäumen und Sträuchern bestockten Flächen. Besonders im nördlichen Teil des Untersuchungsgebietes, im Bereich des Hofes, konzentrieren sich die Reviere. Wie in Abb. 2 zu erkennen ist, bietet das dichte Unterholz Arten wie z. B. der Heckenbraunelle und der Mönchsgrasmücke ideale Brutbedingungen und Schutz vor Fressfeinden. Abb. 2 Gehölz am Hof
6 Hier wachsen Pflanzenarten wie z.b. Stieleiche (Quercus robur), Sandbirke (Betula pendula), Eberesche (Sorbus aucuparia) und Brombeere (Rubus spec.). Ein weiterer Schwerpunkt des Brutvogelvorkommens ist die Strauch-Baumhecke am westlichen Rand des Plangebietes, sowie das kleine Feldgehölz im Südosten. Es dominieren u. a. Arten wie Stieleiche (Quercus robur), Sandbirke (Betula pendula), Brombeere (Rubus spec.), Schwarzer Holunder (Sambucus nigra) und Weide (Salix spec.). In den Gärten der Grundstücke, die an die offene landwirtschaftliche Fläche grenzen, stocken neben heimischen Gehölzen überwiegend verschiedene Koniferenarten, heimische Gehölze und Nadelbäume. Die landwirtschaftliche Fläche (Kartoffelacker) im Zentrum des Untersuchungsgebietes dient keinem Vogel als Brutplatz. Im Zuge der Erschließung bleiben sowohl die Gehölzstrukturen im Norden, als auch die Strauch-Baumhecke in ihrem Bestand erhalten. Von einer erheblichen Verschlechterung des Erhaltungszustands der potentiell betroffenen Brutvogelarten durch die Umsetzung der Planung ist somit nicht auszugehen. Qualitativ gleichwertige Lebensräume grenzen unmittelbar an das Plangebiet an. Somit haben die meisten Brutvogelarten Ausweichmöglichkeiten in direkter Umgebung bzw. sie nutzen die bisherigen Habitate. Gastvögel Während der Brutvogelkartierung wurden auch die Gast- bzw. Nahrungsgäste erfasst. Dabei handelt es sich um Vogelarten, die das Untersuchungsgebiet für die Nahrungssuche aufgesucht haben oder die Flächen für eine Rast oder als Schlafplatz genutzt haben. Als Gastvögel konnte folgende Art beobachtet werden: - Buntspecht (Dendrocopos major) 4. Literaturverzeichnis GLUTZ VON BLOTZHEIM, U.-N. (2001): Handbuch der Vögel Mitteleuropas Band 1-14, genehmigte Lizenzausgabe ebook, Aula-Verlag GmbH, Wiesbaden. HÖLZINGER, J. (1997): Die Vögel Baden-Württembergs. Band 3.2: Singvögel 2. Passeriformes-Sperlingsvögel: Muscicapidae (Fliegenschnäpper) und Thraupidae (Ammertangaren), Verlag Eugen Ulmer GmbH & Co, Stuttgart. KRÜGER, T. & B. OLTMANNS (2015): Rote Liste der in Niedersachsen und Bremen gefährdeten Brutvögel - 7. Fassung, Stand Inform.d. Naturschutz Niedersachs. 27, Nr. 3 (3/07): SÜDBECK, P.; H. ANDRETZKE, S. FISCHER, K. GEDEON, T. SCHIKORE, K.SCHRÖDER & C. SUDFELD (2005): Methodenstandards zur Erfassung der Brutvögel Deutschlands. Hrsg. Peter Südbeck, Staatliche Vogelschutzwarte, Hannover Mugler Druck-Service GmbH, Hohenstein-Ernsttahl. SVENSSON, L., P. J. GRANT, K. MULLARNEY & D. ZETTERSTRÖM (2011): Der Kosmos Vogelführer. Alle Arten Europas, Nordafrikas und Vorderasiens. Franckh - Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart.
7 Legende Brutnachweis Δ Brutverdacht Brutzeitfeststellung/Nahrungsgast Rt= Ringeltaube Hb= Heckenbraunelle Ro= Rotkehlchen Ga= Gartenrotschwanz Sd= Singdrossel Am= Amsel Mg= Mönchsgrasmücke Kg= Klappergrasmücke Zz= Zilpzalp Zk= Zaunkönig Km= Kohlmeise Bm= Blaumeise Kl= Kleiber Gbl= Gartenbaumläufer Eh= Eichelhäher Do= Dohle Rk= Rabenkrähe St= Star Fs= Feldsperling Bf= Buchfink Gf= Grünfink
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